Table Of ContentAn  wend  u  ngsbezogen  e 
physikalische  Charakterisierung 
von  Polymeren, 
insbesondere   mi festen  Zustand 
Vortr&ge  der 
Vortragstagung  der  Deutschen  Physikalischen  Gesellschaft, 
Fachausschu8  ,,Physik  der  Hochpolymeren", 
vom   .71 bis  21.  April  1978  in  Bad Nauheim 
Herausgegeben  yon 
Prof.  Dr.  E.W.  FISCHER  -  Mainz 
Prof.  Dr.  F. H.  MOLLER  -  Marburg 
Prof.  Dr.   .R BONART  -  Regensburg 
Mit  417  Abbildungen  und  47  Tabellen 
0 
DR.  DIETRICH  STEINKOPFF  VERLAG  •  DARMSTADT  1979
INHALT 
l'olymer  Science  •  eremyloP
Baur,  It.  (Ludwigshafcn),  Zur  Frage  nach  dem  Charakter  des  Schmclzens  partiell  kristalliner  Polymerer  (mit 
 11 Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1 
Ailawadi,  N. K.,  A.  R.  Massih,  and  J. Naghizadeh  (Berlin),  Dynamic  strueture  factor  of  a  polymer  in  dilute 
solution  (with  2  figures)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   17 
Ullmann, W.  and  J.  H.  Wendo~J/(Darmstadt),  Studies  on  the  monoclinic and  hexagonal  modifications  of  iso- 
tactic  polypropylene  (with  8  figures)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   25 
Borchard, W.  (Claus(hal),  Diskussion  von  Quelhmgskurven  unter  Beriicksichtigung  der  Ergebnisse  stati- 
stischer  Theorien (mit  2  Tabellen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   35 
Petermann,  J.  und  R.  M.  Gohil  (Saarbriicken),  Beobachtungen  yon  Wachstums-  und  Schmelzvorgiingen  an 
Kristallen  aus  isotaktischem  Polystyrol  (iPS)  (mit  5  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . .   41 
Kos[eld, R.  und  M.  Heft  (Duisburg),  Dynamisch-nlechanische  Untersuchungen  und  Quelhmgsmessungen  an 
technischen  Silicon-Kautschuken  (mit  13  Abbildungen  und  3  Tabellen)  . . . . . . . . . . . . . .   43 
 ,drahbeG  ,.G G Rehage  und  J.  Schwarz  (Claus(hal),  Photoelastizitiit  und  Nahordnung  yon  vernetzten   -yloP~
meren  (mit  6  Abbildungen  und  2  Tabellen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   51 
Eisele,   .U (Leverkusen),  Einfliisse  der  Molekiilstruktur  auf  Verarbeitungs-  und  Festigkeitseigenschaften  yon 
hauptvalenzmiiBig  vernetzten  Elastomeren  (mit   12 Abbildungen  und  1  Tabelle)  . . . . . . . . . . .   59 
Ho//mann,  M.  (Leverkusen),  Die  Verhakung  der  Fadenmolekfile  und  ihr  Einflul3  auf  die  Eigenschaften  der 
Polymeren  (mit  12  Abbildungen  und  1  Tabelle)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   73 
Schuch,  H.  (Ludwigshafen),  Die  Charakterisierung  der  vollst~ndigen  Orientierungsverteilung  der  amorphen 
Phase  in  Hochpolymeren  mittels  ESR  an  Gastmolekiilen  (mit   11 Abbildungen)  . . . . . . . . . . .   87 
Biangardi,  H.  J  (Berlin).  Die  Abh/~ngigkeit  der  Orientierungsfunktion  der  nichtkristailinen  Bereiche  yon 
Gr6~e  und  Richtung  des  Fadenendenabstandvektors  (mit  13  Abbildungen  und  2  Tabellen)  ......  99 
Noether,  H.  D.  (New  Jersey),  Morphology  and  mechanical  properties  of  some  spin-oriented  polypropylene 
fibers  (with  3  figures  and  4  tables)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   109 
Heise,  B.  und  M.  Pietralla  (Ulm),  Zur  Bestimmung  yon  Orientierungszust~nden  in Spritzgul~teilen  (Init 
6  Abbildungen  und  3  Tabe]len)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   113 
SchrSder,   .U und   .G Valk  (Krefeld),  Mechanische  Relaxationsuntersuchungen  zur  Charakterisierung  der 
nichtkristallinen  Anteile  in  Polyesterfasern  (mit  8  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . .   119 
 ,rebeW  .G (Krefeld),  Thermisch  stimulierte  Entladung  als  Methode  zur  Untersuchung  der  dynamischen 
Eigenschaften  yon  Polymeren  (mit  8  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   125 
Wendor//,  J.  H.  (Darmstadt),  Submicroscopic  defects  in  strained  polyoxymethylene  (with  7  figures)  ....  135 
Hosemann,  R..  J.  Loboda-~aSkovi&  M.  Sassoui,  and  D. Weick  (Berlin),  ErschlieBung  der  (~bergangszonen 
zwiEchen  kristalliner  und  amorpher  Phase durch  zweidimensionale  Kleinwinkelanalyse  kombiniert  mit 
absoluter  Integralintensit~4tsmessung  (mit  3  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   143 
Kluge,  W.,  J.  Petermann,  R.  M.  Gohil und  H.  Gleiter  (Saarbriicken),  Verformungsmechanismen  und  kri- 
stalline  t~berstrukturen  in  Poly/~thylen  und  isotaktischem  Polystyrol  (mit  4  Abbildungen)  ......  149 
Bayer,  R.  K.  (Kassel),  A  new  deformation  mechanism  in  PE-monofilaments  with  high elastic  recovery  (with 
12  figures  and  3  tables)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    151
 ,regreB K.   .C (Mainz),  Gelchromatographie  mit  zwei  Detektoren  --  Ausgleichsverihhren  bei  logarithmisch- 
linearer  Eichbeziehung  (mit  3  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   159 
Dettenmaier,  M.  (Mainz).  Elastische  Lichtstreuung  an  Polymeren  (mit  9  Abbildungen)  . . . . . . . . . .   169 
 ,/]rodneW J.  H.  (Darmstadt).  Inelastic  light  scattering  in  polymers  (with  13  figures  and  2  tables)  .....  183
Springer,  H.,  R.  Sandberg,  and   .G Hinrichsen  (Dortmund),  Morphology  of  drawn  polyamides  (with   11 figures)  197 
Frank,  W.  F.  X.  and  W.  Strohmeier  (Ulm),  A  far  infrared  spectroscopic  study  of  the  problem  of  hard-segment 
clustering  in  poly(urethane)  (with  14  figures)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   205 
 ,elegigH P.  C.,  H.  Hahn,  E.  Michler  und  C.  Schmid  (Ulm),  Interpretation  des  Extra-Peaks  bei  255  cm  -1  im 
Schwingungsspektrum  yon  Poly/ithylen  (PE)  als  Resonanzmode  yon  Kinken  (mit  6  Abbildungen)  .  .  .  213 
Wol/,  F. P.  (Berlin),  Pr~zisionsmessungen  des  Elastizit/~tsmoduls  an  getemperten  Poly~thylen-St~ben  (mit 
10  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   223 
Koppelmaun,  J.  (Leoben/0sterreich),  Relaxationsspektroskopie  amorpher  hochpolymerer  Stoffe.  I.  Di- 
elektrische  Untersuchungen  (mit  25  Abbildungen  und  2  Tabellen)  . . . . . . . . . . . . . . . . .   235 
Kos]eld,  R.  und  J.  Borowitz  (Duisburg),  Mechanisch-dynamische  und  kalorimetrische  Untersuchungen an 
Mischungen  aus  Phenolnovolakharzen  und  Nitrilkautschuken  (mit  4  Abbildungen  und  1  Tabelle)  .  .  .  253 
Grapengeter,  H.-H.  und  R.  Kos/eld  (Duisburg),  Frequenz-  und  temperaturabh/ingige  Messungen  der  longi- 
tudinalen  Relaxationszeit  T1  am  Polycarbonat  und  am  Polyisobutylen  (mit  10  Abbildungen  und  1  Tabelle)  26i 
Voigt, G.  and  R.  Kimmich  (Ulm),  Nuclear  magnetic  relaxation  dispersion  in  solid  polyethylene  (with  8  figures)  273 
Groflkurth,  K. P.  (Braunschweig),  Netzwerkstrukturen  in  Polymethylmethacrylat  (mit  5  Abbildungen  und 
1  Tabelle)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   281 
DSll,  W.  und   .G W. Weidmann  (Freiburg  i.Br.),  Deformationsverhalten  yon  PMMA-Crazes  an  Riflspitzen 
(mit  8  Abbildungen  und  1  Tabelle)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   291 
Friedrich,  K.  (Bochum),  Strength  and  fracture  of  crystalline  isotactic  polypropylene  and  the  effect  of  molec- 
ular  and  morphological  parameters  (with  20  figures  and  1  table)  . . . . . . . . . . . . . . . . . .   299 
Kiinzer,  F.-V.  und  R.  Bonart  (Regensburg),  Beitr~ge  zum  Verst~ndnis  der  Metailklebung  mit  Epoxidharzen 
(mit  8  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   311 
Muschik,  H.  und  H.  Dragaun  (Wien),  Zum  SchereinfluB  auf  die  Kristallisation  und  die  mechanischen  Eigen- 
schaften  von  isotaktischem  Polypropylen  (mit  10  Abbildungen  und  1  Tabelle)  . . . . . . . . . . .   319 
Friedrich,  K.  und  K.  Schiller  (Bochum),  l~ber  den  EinfluB  von  Scherb/indern  auf  den  Bruch  in  Polystyrol 
(mit  20  Abbildungen)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   329 
Klinkenberg,  D.  (Darmstadt),  Kinetik  der  thermomechanischen Spaltung  yon  Kettenmolekfilen  in  Fasern 
aus  Polyamid-6.  I.  Kettenbruch  unter  stufenweiser  Dehnung  (mit  9  Abbildungen  und  1  Tabelle)  .  .  .  341 
Wiegand,  W.  and  W.  Ruland  (Marburg),  Density  fluctuations  and  the  state  of order  of  amorphous  polymers 
(with  15  figures  and  2  tables)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   355 
Alts,  T.  (Berlin),  On  the  energy-elasticity  of  rubberlike materials  (with  5  figures)  . . . . . . . . . . . .   367 
Miiller,  H.,   .G Beneke,  H.-G.  Kilian,  K.  Paulini,  and  W. Wilke  (Ulm),  X-ray  investigations  of  the  super- 
structure  of  collagen  (with   11 figures  and  1  table)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   377 
Spei,  M.  und  H.  Zahn  (Aachen),  RSntgenkleinwinkeluntersuchungen  yon  gedehnten  Faserkeratinen  mit 
verschiedenem Cystingehalt  (mit  2  Abbildungen  und  4  Tabellen)  . . . . . . . . . . . . . . . . .   387 
Gruber,  E.  und  W.  L.  Knell  (Darmstadt),  Zur  Solvatation  yon  Copolymeren.  Untersuchungen  an  Poly(styrol- 
co-butylacrylat)en  und  Poly(styrol-butylmethacrylat)en  (mit  9  Abbildungen und  1  Tabelle)  ......  393 
Jones,  N.  B.  and  M. N.  Jones  (Manchester),  The  conformation  and  aggregation of  some block  copolymers 
(L-alanine)n-(L-glutamate)m  in  aqueous  media  (with  6  figures  and  2  tables)  . . . . . . . . . . . . .   403 
Stelzer,  F.,  K.  Hummel  und  R.  Thummer  (Graz),  Sequenzen  in  partiell  an  den  Doppelbindungen  halogeniertem 
1,4-Polybutadien  (mit  2  Abbildungen  und  1  Tabelle)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   411 
Bri~derle,  V.  und  E.  Stahl  (Saarbrficken),  Thermofraktographie  zur  Schnellanalyse  yon  Kunststoffen.  5.  Mitt.  : 
Identifizierung  der  H~rter  von  Epoxidharzen  (mit  13  Abbildungen  und  6  Tabellen)  . . . . . . . . .   417 
Sta//ord,  J.  W.  (Basel),  Multifunctional  polycondensation:  distribution  functions  obtained  via  the  stirling 
approximation  (with  8  figures)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   433 
Rys,  F.  (Berlin),  Kollaps  von  neutralen  ttochpolymeren  in  LSsung  . . . . . . . . . . . . . . . . . .   439
PROGRESS  IN  COLLOID  AND  POLYMER  SCIENCE 
Kolloide Fortschrittsberichte iiber und Polymere 
Supplements  to  "Colloid  and  Polymer  Science"  •  Continuation  of  ,,Kolloid-  Beihefle" 
 6Vol. 6  9791
Progr.  Colloid  & Polymer Sci.   ,66 1-15   )9791(
©  1979  by   .rD Dietrich  Steinkopff  Verlag  GmbH  & Co.   ,GK Darmstadt 
ISSN   552-0430 X 
Vorgetragen auf  der  Tagung  der  Deutschen Physikalischen Gesellschaft, 
Fachausschu0  .Physik  der  Hochpolymeren", 
vom   .71 bis   .12 April  1978  in  Bad  Nauheim. 
Aus   med  .3[eM und   muirotarobalfiirP  red BASF   ,t/ahcsUesegneitkA  ne]ahsgiwduL am Rhein 
Zur  Frage  nach  dem  Charakter  des  Schmelzens 
partiell  kristalliner  Polymerer*) 
H.  Baur 
 tiM  11  negnudlibbA
 negnagegniE( am   .51 Juli   )8791
Auf  der  IUPAC-Tagung  (Simposio  Inter-  zust~nden  eines  partiell  kristallinen  hochmoleku- 
nationale  Di  Chimica  Macromolecolare)  1954  in  laren  Polymeren  aus  flexiblen  Kettenmolekiilen 
Turin  entbrannte  zwischen  P.  Flory  und  A.  Miin-  das  System  der  Fransenmicellen  entspricht.  Die 
ster  ein  anscheinend  heftiger  Streit  fiber  die  Frage  Micellen  (Kristallbereiche)  unterscheiden  sich 
nach  dem  physikalischen  Charakter  des  Schmel-  yon  den  Floryschen  Gleichgewichtslamellen  vor 
zens  yon  Polymeren  (1--2).  allem  iinh rer  r~umlichen  Ausdehnung.  Insbeson- 
Flory  stand,  seiner  Theorie   )3( folgend,  auf  dere  in  longitudinaler  Richtung  sind  die  Micellen 
dem  Standpunkt,  ein  kristallisiertes  reines  Homo-  derart  klein,  daf~  ein  einzelnes  Kettenmolekiil 
polymere  bride  im  Gleichgewicht  lamellenfSrmige  stets  sowohl  kristallinen  als  auch  amorphen  Be- 
Kristalle  aus, die  in  lateraler  Richtung  beliebig  reichen  zugeh6ren  mul~.  Miinster   ~Io]hcs daraus 
ausgedehnt  sein  kSnnen  und  in  longitudinaler  [mit  T.  Al]rey,  H.  Mark   )7( und  E.M.  Frith, 
Richtung  die  Kettenmolekiile  in ihrer  gesamten  R. F.  Tuckett   )8( als  Vorg/£nger]  auf  eine gegen- 
L/inge  umfassen.  Das  Gleichgewichtsschmelzen  seitige  Abhiingigkeit  der  amorphen  und  kristal- 
fal~te  Flory  als  eine  im  Idealfall/iul~erst  scharfe,  linen  Bereiche, speziell  auf  eine  Abh/ingigkeit  der 
im  Realfall  jedoch  durch  die  dem  Thomson-  Entropie  des  amorphen  Anteils  yon  der  Menge 
Gibbs-Effekt  analoge  Wirkung der  Kettenenden  des  kristallisierten  Anteils.  Damit  ergibt  sich  eine 
diffus  erscheinende  Phasenumwandlung  erster  nichtlineare  Abh£ngigkeit  der  Entropie  des   -eG
Ordnung  auf.  Den  h/~ufig  an  partiell kristallinen  samtsystems  yon  der  Kristallinit~t,  die  den  ge- 
1)olymeren  zu  beobachtenden  breiten  Schmelz-  wShnlich  gestellten  Voraussetzungen  einer  Pha- 
bereich  fiihrte  Flory  auf  eine  mangelnde  Gleich-  senumwandlung  erster  Ordnung  widerspricht. 
gewichtsn/~he  und  auf  Verunreinigungen  zuriick.  Aus einem  speziellen  Ansatz  fiir  die  Entropie  des 
Dem  damals  gel/~ufigen Modell  der  Fransen-  Gesamtsystems  leitete  Mi~nster   )9( ab,  da]~  das 
micellen   )4( sprach  Flory  jede  Gleichgewichts-  Gleichgewichtsschmelzen  eines  Polymeren  aus 
eigenschaft  ab  [vgl.  hierzu  auch  (5--6)].  flexiblen  Kettenmolekiilen  als  eine  sich  selbst 
Mi~nster  hielt  dagegen  Florys  Resultate  fiir  katalysierende  Ordnungs-Unordnungsumwand- 
hypothetisch.  Er  ging  davon  aus,   ~{ad den  realen,  lung  zweiter  Ordnung  mit  breitem  Schmelz- 
in  endlicheZne iten  erreichbaren  Gleiehgewichts-  bereich  aufzufassen  sei   .)1
 )* Herrn   rosseforP  .rD H.  Pommer   muz  .06  -strubeG  )1  ruZ  gnureizifissalK  red  -nuniehcsresgnuldnawmU
tag   ,temdiweg  neg  ehcielgrev  nam  .z  .B:  .)01(
2  Progress in  Colloid  and  Polymer  Science,  Vol.  66 (1979) 
Das  Bild,  das wir  uns  heut~  yon  einem  aus  Berechnungen  weitergefiihrt  (16--25).  Auch  be- 
dtr  Schmelze  unter  normalen  Umst~nden  abge-  stehen  einige  experimentelle  Hinweist  ftir  die 
kiihlten  partiell  kristallinen  hochmolekularen  Giiltigkeit  dieser  Auffassung  [vgl. z.  B.  (11,  17, 
Homopolymeren  aus  flexiblen  Kettenmolekiilen  26)].  An@re  Autoren  betrachten  dagegen  das 
zu  machen  haben,  liegt in  gewisser  Weise  zwi-  Schmelzen  tints  Homopolymeren  als  eine  Um- 
schen  den  beiden  genannten  Modellen.  Es  bilden  wandlung  erster  Ordnung,  die  im  wesentlichen 
sich  tats~tchlich,  wit  yon  Flory  vorhergesagt,  durch  das  Vorhandensein  einer  Lamellendicken- 
Lamellen  mit  einer  relativ  gro6en lateralen  Aus-  verteilung  auf  Grund  des  Thomson-Gibbs-Effek- 
dehnung  aus  [vgl.  z.B.  (11)  und  Abb.  1].  Die  tes  zu einer  diffusen  Umwandlung  verbreittrt  ist 
longitudinale  Ausdehnung  der  Lamellen  ist  je-  [vgl.  z.  B.  (6,  27)]. 
doch welt  kleiner  als  die  Kettenl/~nge,  so  dab  die  Im  folgenden  soll  das  Problem  anhand  des 
einzelnen  Kettenmolekiile,  wie  im  Modell  der  einfachsten  ph~nomenologischen  Ansatzes,  der 
Fransenmicelle,  amorphe  und  kristalline  Be-  eine  Antwort  auf  die  Fragestellung  erwarten   ,t~l~/1
reiche  zugleich  durchziehen.  M6glicherweise  sind  erneut  aufgegriffen  werden. 
im  iibrigen  die  Lamellen  zumindest  in  gewissen 
Temperaturbereichen  lateral  aus  kleineren  Mo- 
1.  Ph~inomenologisehe Grundgleichungen  eines 
saikbl6eken  zusammengesetzt  (12--13),  so  dab 
partiell  kristallinen  Systems 
wires  mit  einer  Art  Fransenmicellen  mit  l~ber- 
struktur  zu  tun  h/~tten.  Die  Frage,  ob  ein  solcher  Wir  nehmen  an,  dab  sich  das  partiell  kristal- 
Zustand  als  ein  stabiler  Gleichgewichtszustand  line  System  tines  Polymeren  durch  die  Gibbssche 
und  das  Gleichgewichtsschmelzen  im  Sinne  yon  Grundgleichung 
Miinster  als  eine  Ordnungs-Unordnungs-Um- 
g =  g(T,p,~)  [1] 
wandlung  zu  betrachten  ist,  oder  aber, ob  Gleich- 
gewichtszustand  und  Gleichgewichtsschmelzen  besehreiben   .t~l~/1  ff bezeichnet  hierin  die  Freie 
mehr  den  Floryschen  Vorstellungen  entsprechen,  Enthalpie  des  Gesamtsystems   .)2 Die  Temperatur 
ist  jedoch  bis  heute  weitgehend  strittig  geblieben  T,  den  Druck  p  und  die  Kristallinit~t   ¢: betrach- 
[vgl.  (6)  und  (14--17)].  Von  einigen  Autoren  ten  wir  als  die  voneinander  unabh~ngigen  Va- 
wurde  die  Auffassung  yon  Miinster  und  seiner  riablen.  Indem  wir  T  und  p  als  Variable  w/ihlen, 
Vorg/~nger  vor  allem  auf  der  Basis  statistischer  setzen  wir  voraus,  dab  sich  das  System  stets  im 
thermischen  und  mechanischen  Gleichgewicht 
befindet.  In  bezug  auf  die  Kristallinit/it  kann 
sich  das  System  jedoch  durchaus  auch  im  Nicht- 
~leichgewicht  befinden.  Ziehen  wir  solche  Nicht- 
gleichgewichtszust~nde  in  Betracht,  so  sind  T,p,   ¢:
\  als  explizite  Funktionen  der  Zeit  t  anzusehen. 
Oa  die  Mikrostruktur  des  partiell  kristallinen 
Zustandes  durch   ¢~ allein  nicht  eindeutig  be- 
t;chrieben  wird,  h~tten  wir  eigentlich  in  [1]  noch 
~vciterc  Variable  zu  beriicksichtigen  (z.  B.  die 
Lamtllendicke,  den  Schwerpunktabstand  der 
Lamellen  und  Variable  zur  Besehreibung  der 
Konformation  der  amorphen  Kettenteile).  Von 
dieser  Komplikation  s~hen  wir  im  folgenden  ab, 
da  wir  die  Frage  nach  der  Stabilit~t  des  partiell 
m  kristallinen  Zustandes  und  nach dem Charakter 
Abb.   .1 Elektronenmikroskopische  Aufnahme  einiger 
bei Kristallisationsbeginn  dutch  Bestrahlung  und  Ver-  des  Schmelzens  solcher  Zust/inde  nur  vom  win- 
netzung  abgefangener Krist~ll-Lamellen des  Poly~thy-  zipiellen  Standpunkt  aus  bthandeln  wollen. 
lens  (Kanig,  bisher unver6ffentlicht).   naM erkennt,   eiw Neben  [1]  gilt  der  allgemeine  Zusammenhang 
sich die L~mellen schraubenfSrmig  durch  die Schmelze 
winden. An  den  stehen senk- Stellen hellen Lamellen die  g =  h  --  Ts.  [2] 
recht  zur  Bildebene. Die  Probe  wurde aufge- bei 160°C 
schmolzen, bei  127°C  elektronisch  bestrahlt  und  an- 
 dne~leilhcs kontrastiert  (43--44).  Der  Strich im oberen   )2 Alle extensiven   ne~16rG beziehen  wit  hier  und  im 
Bildteil  entspricht  einer  L~nge  von   2,0  .m~/ folgenden  auf  die   .tiehnienessaM
Baur,  Zur  nach Frage  dem  Charakter Schmelzens des partiell Polymerer kristalliner  3 
Hierin  sind  die  Enthalpie  h  und  die  Entropies  in  dem  die  Wgrmekapazitgt 
ebenfalls  Funktionen  der  unabh/ingigen  Vari- 
ah 
ablen  T,p,:¢.  Ferner  gilt 
cp  =  aT 
ag 
-  8  [3]  gemessen  wird  [zero  entropy  production  path  (29)]. 
aT 
Im  folgenden  interessieren  wir  uns  aussehlieB- 
und  demnach  mit   ]2[ lich  fiir  den anderen  Grenzfall 
 hO as 
ds  dT   ]9[
aT----- T  ~T"   ]4[
(lt   ~> dt  ' 
Gleiehgewicht  herrscht  in  dem  System,  wenn 
bei  dem  die  Temperaturgnderung  so  langsam  er- 
ag  0h  as  folgt,  dab  die  Gleichgewiehtseinstellung  der  Kri- 
as--0'  d.h.  as  --T  as   ]5[ stallinitiit  dieser  _~nderung  stets  praktisch  mo- 
mentan  folgen  kann.  [9]  entsprieht  den  Voraus- 
ist.  Diese  Beziehung  legt  eine  der  unabh~ngigen 
setzungen  der  Gleiehgewichtstheorien  van  Flory 
Variablen  als  Funktion  der  anderen  fest,  so  dab 
und  Miinster  und  --  sofern  partiell  kristalline 
sich  daraus  z.  B.  die  Gleichgewichtskristallinitgt 
Gleichgewichtszust~nde  iiberhaupt  existieren 
Se =  ~e(T,p)  und  diese  durch   ]1[ eindeutig  besehrieben  wer- 
den  --  im  Experiment  denjenigen  Fgllen,  in 
als  Funktion  der  Temperatur  und  des  Druckes 
denen  die  Temperaturkurven  ~e(T),   ~c (T),  usw., 
errechnen   .t3[~/1 Die  Gleichgewichtszustgnde  sind 
unterhalb  des  Schmelzpunktes  reversibel  durch- 
stabil,  wenn 
laufen werden  k6nnen  (15,  17). 
 g2a >0,  d.h.  a2h  a2s  Die  zeitliche  Anderung  der  fiir  das  Gleich- 
Osi  =  ~2  -~  T-0-~   ]6[
gewicht  mal~gebenden  Gr6~e  OglOs  bei  konstan- 
ist.  Das Gleiehheitszeichen  gilt  dabei  nur  im  Falle  tern  Druek  ist  allgemein  dureh 
des  neutralen  Gleichgewichtes. 
Die  ~nderung  der  Enthalpie  h(T,p,s)  ist  bei 
dt  ~  =  aT\aa)  dt  ÷~  au  dt 
konstantem  Druck durch 
gegeben.  Unter  der  Voraussetzung  van   ]9[ folgt 
ah   hO
dh  = ~  dT  + ~  ds  ,  hieraus,  da dann  zu  jedem  beliebigen  Zeitpunkt 
Gleiehgewicht  herrscht, 
die  W/~rmekapazit/~t bei  konstantem  Druck  also 
d~/dT  aeg  /   g2a
dureh 
dt  dt  =--  ~-T0s/as  2' 
d.  h.  nach   ]3[ und   ]8[
gegeben.  Da  T(t)  und  s(t)  im  allgemeinen  un- 
~T  p =  a~  as~  .  [10] 
abhgngige  Variable  sind,  ist  hierin  der  Differen- 
tialquotient  d~/dT  als  Verh/tltnis 
Setzen  wir diesen  Ausdruck  in   ]7[ ein,  so  folgt 
fiir  die  Wgrmekapazit/it 
\dt/  dt  ]p   ]8[  ha  ha a  /a+ 
ep=~T  +  a~  a~las  2 
aufzufassen.  In  Ubereinstimmung  mit  den  an 
Polymeren  zu  messenden  Effekten  [vgl.   ,6( 15, 
bzw.  mit   ]4[ und   ]5[
27--28)]  hgngt  die  W~rmekapazit~t  eines  par- 
as  {  as\2/a2g] 
tiell  kristallinen  Systems  ganz  wesentlich  van 
c,  =  T  aT  +  J   ]11[
dem  VerhMtnis  der  Schmelz-  bzw.  Kristalli- 
sationsgesehwindigkeit  zur  Aufheiz-  bzw.  Ab- 
Sind  die  durchlaufenen  Gleichgewichtszustitnde 
kiihlgeschwindigkeit  ab.  Diese  Abhiingigkeit  ver- 
thermiseh  stabil,  so  gilt  OsiaT~=O.  Sind  die 
schwindet  lediglich  in  dem  Grenzfall 
durchlaufenen  Gleiehgewiehtszusti~nde  auch  in 
 ¢:d dT  bezug  auf  eine  Variation  des  Kristallinit~tsgrades 
dt  ~  dt  '  stabil,  so  gilt  nach   ]6[ v > c   .O
4  Prozress  in Colloid  and  Polymer  Science, Vol. (1979) 66 
 -0.1
2.  Systeme  aus  zwei  unabhiingigen  Phasen 
Betrachten  wir ein  System,  das  aus  einer  kri- 
T 
stallinen  und  einer  davon  v611ig  unabh£ngigen 
amorphen  Phase  besteht3),  so  setzen  sieh  die 
Enthalpie  und  die  Entropie  des  Gesamtsystems   5.0
additiv  aus  den  Anteilen  der  einzelnen  Phasen 
zusammen: 
h(~)  =  (1--~)h~  +  ~hc,  [12] 
 )¢0(s =  (1--00sa  +  ~sc.  [13]  T 
 ,ah  aS bzw.  hc,sc  bezeichnen  hierin  die  Enthalpie  c 
und  Entropie  der  reinen  Phasen.  Mit  den  Ab- 
ki~rzungen  cp 
t 
Ah  ~  ha--  hc,  As=so--so 
folgt  daraus  naeh  [5]  als  Gleiehgewiehtsbedin- 
gung 
Ah  TAs. 
= 
Der  partiell  kristalline  Zustand  kann  also  nur  bei 
einer  einzigen  Temperatur 
Tc   ~= Ah/As  [14] 
T  ~  Tc 
im  Gleichgewicht  existieren. 
Abb.   .2 Temperaturverlauf  der  Gleichgewiehtskristal- 
Da  [14]  yon   ¢: unabh£ngig  ist,  kann  die  Kri- 
linit~t   e~ und der  W/irmekapazit~t   vc eines idealen 
stallinit£t  bei  Tc  jeden  beliebigen  Wert  anneh-  Systems  aus  zwei  unabh£ngigen  Phasen.  Im  Gleich- 
men.  Unterhalb  Tc  kann  dagegen  im  Gleich-  gewicht   nem16k die beiden  Phasen  nur  bei koexistie- Te 
gewieht  nur   ¢~ =  i  und  oberhalb  Tc  nur   ¢¢ = 0  ten. 
gelten.  Sofern  die  explizite  Temperaturabh~ngig- 
keit  yon  s  in  der  Umgebung  von  Tc  vernaeh- 
stets  Niehtgleichgewichtszusti~nde.  Das  Gleich- 
1/~ssigbar  ist,  folgt  damit  aus  [10]  und  [11]  fiir 
gewichtssehmelzen  des  Systems  erseheint  als 
 )T(e¢: und  c~(T)  der  in  Abbildung  2  dargestellte 
Umwandlung  erster  Ordnung. 
Verlauf.  Das  Sehmelzen  des  Systems  ist  als 
Phasenumwandlung  erster  Ordnung  bei  Tc  zu 
klassifizieren.  In  der  in  Abbildung  2  dargestellten  3. Systeme aus  zwei  Phasen  mit  entropischer 
idealen  Sch£rfe  erscheint  die  Umwandlung  na-  Kopplung 
tiirlich  nur,  wenn  1.  die  Koeffizienten   ah ...   c8
Durchziehen  die  Kettenmolekiile  eines  Poly- 
konstant  sind,  2.  Grenzfl~cheneffekte  keine  Rolle 
meren  sowohl  die  kristalline  als  aueh  die  amorphe 
spielen  und  3.  die  Aufheizgeschwindigkeit  gem/~8 
Phase,  so  h/ingt  die  Konformationsentropie  der 
[9]  geniigend  klein  ist. 
in  der  amorphen  Phase  befindliehen  Kettenteile 
H/~ngen  also  die  Enthalpie  und  die  Entropie 
(wie  von  Miinster  konstatiert)  ganz  wesentlich 
tines  Systems  linear  vom  Kristallisationsgrad  ab, 
yon  dem  Ausmafl  der  kristallinen  Phase  ab  [vgl. 
so  sind  die  partiell  kristallinen  Zustiinde  des 
Systems  (yon  der  singul/~ren  Stelle  Tc  abgesehen)  speziell  (20--23,  25)].  Ph£nomenologiseh  besteht 
daher  eine  Kopplung 
 ~,s =  s~  (~)  [15] 
 )3  slA Phase  bezeichnet  man  gewShnlich  jeden  Teil- 
bereieh eines Systems,  der  in  sich vollst~ndig homogen  zwischen  der  Entropie  der  amorphen  Phase  und 
ist  Diese Definition schliellt (30). streng genommen  mit  der  Menge  des  Kristallanteils.  Die  Entropie  [13] 
ein,  dab  keine Grenzfl/ieheneffekte Rolle  spielen.  Die 
des  Gesamtsystems  wird  damit  eine  nichtlineare 
Unabh~ngigkeit  in  den  Phasenbegriff  yon  vornherein 
Funktion  des  Kristallinit£tsgrades   .¢: Da  ver- 
mit  einzubeziehen   ,2( 9--10),  seheint dagegen im  Hin- 
blick  auf  Polymere  wenig  sinnvoll.  sehiedene  Kettenkonformationen  unter  Umst~n-
Baur,  Zur  Frage nach  dem  Charakter des Schmelzens partiell kristalliner Polymerer  5 
den  eine  unterschiedliche  innermolekulare  Ener-  und  aus  [11] 
gie  besitzen,  besteht  streng  genommen  darfiber   8a (  08/2/02   
hinaus  auch  eine  gewisse  Abh/ingigkeit  der  En-  cp=ToT  --\0:¢]  /0:¢  2 
thalpie  ha  vom  AusmaB  der  kristallinen  Phase  [19] 
(24),  jedoch  kann  dieser  energetische  Effekt  ge- 
genfiber  dem  entropischen  Effekt  in  erster  N/ihe-   ---- T O T   --  O~  2 " 
rung  vernachl/issigt  werden.  Die  Gleichgewichtskristallinit£t  eines  partiell  kri- 
Zur  Beschreibung der  Zust/~nde  eines  partiell  stallinen  Polymeren  nimmt  mit  steigender  Tem- 
kristallinen  Polymeren  mfissen  wir  also  s   )~( als  peratur  stets  ab.  Partielles  Schmelzen ist  keines- 
eine  nichtlineare  Funktion  yon  ~  und  im  allge-  wegs  notwendig  eine  Nichtgleichgewichtserschei- 
meinen  s£mtliche  Ableitungen  nung  oder  auf  Verunreinigungen  zuriickzuffihren. 
 srO Ist  die  explizite  Temperaturabh£ngigkeit  der 
-0~.  =  h(~),  ~ ~  1  Entropie  zu  vernachl£ssigen,  so  besteht  zwischen 
der  W£rmekapazit£t  und  der  Anderung  der  Kri- 
als  Funktion  yon  a  ansehen.  Hingegen  k6nnen  stallinititt  mit  der  Temperatur  die  Proportionali- 
wit  h(a)  zumindest  in  erster  N~herung  als  eine  t/~t 
lineare  Funktion  yon  ~  betrachten,  so  dal~ 
cv=--Ah  dT-  >0.   ]02[
 hO
--  Ah,  unabh/ingig  von  P 
0~ 
Setzen  wir  ferner  mit  M~nster  voraus,  dait 
und  s(a)  und  seine  beiden  ersten  Ableitungen  kon- 
tinuierliehe  Funktionen  yon   <: mit  endlichen 
 hv0
--0,  v>l  Grenzwerten  ffir  a  -+  0  sind,  so  erhalten  wir  zu- 
 v~0
n£chst  ffir  den  Schmehpunkt  des  Polymeren, 
wird.  Naeh   ]2[ bedeutet  das  ffir  die  Ableitungen  d.  h.  ffir  die  Temperatur  TM,  bei  der  die  letzte 
der  Freien  Enthalpie  Spur  der  Kristallinit£t  verschwindet  (17),  aus 
[14]  und  [16] 
 g'O _  Ah--  T-oo¢ ,  ffir  v=  l 
TM  =TcAS/  lim  --   ¢~0 "  [21a] 
 srO
T~,  ffir  v>l.  a--->0 
Der  Gleiehgewichtsschmelzpunkt  TM  stimmt  im 
Unter  diesen  Umst/~nden  erhalten  wir  aus   ]5[ allgemeinen  nicht  mit  Tc  iiberein.  Erweist  sieh 
als  Gleiehgewieht  sbedingung  der  Schmehpunkt  TM  als  ein  stoffspezifisches 
Charakteristikum  (6),  so  mul~  neben  Ah  und  As 
 sO Ah 
auch  der  Grenzwert 
0~  --  -T-  [16] 
lim  [21b] 
und  aus  [6]  als  Stabilit£tsbedingung  --  -- 
 ~0~-~ 0i  TM 
02s 
eine  vonder  partiell  kristallinen  Mikrostruktur 
>  0  [17] 
00{2  ~  •  unabh£ngige  Bedeutung  besitzen.  Aul]erdem 
miindet  die  Gleichgewichtskurve   eCC (T)  bei  TM 
Man  erkennt  sofort,  dab der  partiell  kristalline 
mit  einer  endlichen  Steigung 
Zustand  durchaus  fiber  einen  breiten  Tempe- 
raturbereich  hinweg  als  stabiler  Gleichgewichts-  (d~  /   h)lz /  lim   __8_( 2_0_ ~ 
zustand  erscheinen  kann,  sofern  nur  (wegen  T > 0  lim  (iT-  --  T~  \a~  2]  <0   ]22[
a~0\  /  p  a~0 
und   hJL > 0)  --   ,¢:O/sO d. h.  die  Anderung  der  En- 
ein,  so  dal~  die  W£rmekapazit£t  nach  [20]  bei 
tropie  des  Gesamtsystems  mit  dem  amorphen 
TM  einen  endlichen  positiven  Sprung 
Anteil  eine  positive,  mit  dem Kristallanteil 
ansteigende  Funktion  ist.  /  dh  \2  /  /  Ozs \ 
> 
Setzen  wir  [16]  und  [17]  als  gegeben  voraus,  --  - -   lim  - -   0  [23] 
so  folgt  aus  [10] 
erleidet.  Das  Schmelzen  der  Polymeren  erscheint 
(d~)   sO 02s  Ah/O2s  also  als  eine  normale  Umwandlung  zweiter  0rd- 
dT-  p=-  --  Oi  / T 0o¢2 =  T~  10a¢2  <=0  [18]  nung.
6   ssergorP in Colloid  and  Polymer  Science, Vol.   66  )9791(
Die  Bedingungen  yon  Miinster  sind  jedoch  Lamellen  enden  (Abb.  3A).  Miinden  die  amor- 
nicht  zwingend  erfiillt.  Das  zeigen  besonders  phen  Kettenteile  dagegen  an den  zugewandten 
deutlich  die  statistischen  Rechnungen  yon  Zach-  Deckfl~chen  ein  (Abb.  3B),  so  wird 
mann  (20--23),  deren Ergebnisse  in  den  oberen 
Zeilen  yon  Abbildung  3  schematisch  wiedergege- 
lim  \  0=  2]  =  0, 
ben  sind.  Zachmann  berechnete  die  fiir  das  par- 
 0+--x~
tielle  Schmelzen  bestimmende  GrSBe   ¢~a/sO fiir 
--  die  W/~rmekapazit/~t  erleidet  nach  [23]  bei  TM 
einige  idealisierte   e11£/F unter  der  Annahme,  dab 
einen  unendlich  groBen  Sprung,  und  das  Schmel- 
die  I~-istall-Lamellen  yon  ihrer  Deckfl/~che  her 
zen  erscheint  als  eine  anomale  Umwandlung 
schmelzen  und  die  kristallisierten  Kettenteile 
zwciter  Ordnung. 
keiner  translatorischen  Bewegung  f/ihig  sind. 
Unter  diesen  Voraussetzungen  ergibt  sich  ein  Nimmt  man  mit  Flory  an,  dab nur  Lamellen 
prinzipieller  Unterschied  zu  den  yon  Miinster  mit  frei  heraush/~ngenden  Kettenenden  existie- 
gestellten  Bedingungen  schon  allein  dadurch,  ten  (Abb.  3D),  so  wird  --   ¢:O/sa eine  im  ganzen 
dab  beim  Verschwinden  der  letzten  Kristall-  Bereich  0<  :¢<  1  mit   ¢: abfallende  Funktion. 
einheiten  a]le  Kettenmolekiile  pl6tzlich  frei  wer-  Keiner  der  partiell  kristallinen  Zust/inde  ist  ein 
den.  Der  Gr6Be  --0s/0¢¢  wird  damit  eine  Dirac-  stabiler  Gleichgewichtszustand.  Lamellen,  wel- 
sche  Deltafunktion  ~(~)  iiberlagert  (in  Abb.  3  che  die  Kettenmolekiile  in  ihrer  gesamten  L/£nge 
nicht  eingezeichnet),  die  sowohl  in  s(~)  als  auch  umfassen,  k6nnen  demnach  --  sofern  sie  yon 
in  g   )¢~( bei  = m 0  einen  Sprung  erzeugt.  Hierdurch  ihrer  Deckfl/iche  her  schmelzen  --  nur  spontan 
erh/~lt  das  Schmelzen  gegeniiber  allen  bisher  be-  zerfallen.  Setzt  ein  Schmelzen  yon  ihrer  Mitte  her 
kannten Umwandlungstypen  zweifellos  einen  be-  ein,  etwa  nach  dem  Schema  Abbildung  3B,  so 
sonderen  Charakter,  der  sich  unter  anderem  z.  B.  kSnnen  sich  die  partiell  kristallinen  Zust£nde 
darin/~uSern  kann,  dab  die  partiell  kristallinen  allerdings  durchaus  auch  stabilisieren.  Umge- 
Gleichgewich~szust/~nde  im  Bereich  T >  Tc  me-  kehrt  ist  es,  wegen  der  Instabilit/~t  des  Ketten- 
tastabil  werden,  so  dab  eine  kinetische  (~ber-  biindels  mit  frei  heraush/~ngenden  Kettenenden, 
hitzung  m6glich ist  (31).  sehr  unwahrscheinlich,  dab  sich  die  von  Flory 
postulierten  Lamellen  bei  der  Kristallisation  un- 
Aber auch  wenn  die  Deltafunktion  ignoriert 
ter  normalen  Umst/~nden  iiberhaupt  bilden. 
wird,  ergeben  sich  Unterschiede.  Die  Bedingun- 
gen  yon  Mi2nster  sind  nur  erftillt,  wenn  die  amor-  Dariiber  hinaus  enthalten  die  Berechnungen 
phen  Kettenteile  an  den  voneinander  abgewand-  yon  Zachmann  noch  einen  Fall,  der  weder  yon 
ten  Deckfl/ichen  zweier  verschiedener  Kristall-  Flory  noch  yon  Miinster  explizit  in  Betracht  ge- 
  ']1111 
 /__
Abb.   .3 A--D,  oben:   gnuredn~_
der  Entropie  s  eines  partiell 
kristallinen  Systems  mit  dem 
I  amorphen  Anteil  als  Funktion 
Ct  C[  C( 
der  Kristallinit~t  ~  fiir  ver- 
C[  e  schiedene  Schmelzmodelle, 
schematisch  nach  Zachmann   02(
--23).  A--D,  unten:  Verlauf 
der  entsprechenden  Gleichge- 
T  J  T  instabi[  T  wiehtskristallinit~t   e~ und  W/ir- 
mekapazit~t   pc mit  der  Tempe- 
ratur  nach  [18--20].  E:   gifu~iH
i  beobachteter  Verlauf  der  Kri- 
stallinit~t  und  W~rmekapazit/it 
eines  partiell  kristallinen  Poly- 
 "1 T  T  meren  mit  einem  Wendepunkt 
A  B  C  D  E  in  ~(T).
Baur,  Zur  Frage  nach  dent  Charakter  des  Schmelzens  partiell  kristalliner  Polymerer  7 
zogen  wurde:  die  Lamelle  mit  heraush/~ngenden  auszugehen.  Nach  Zachmann  kann  dieser  Reihe 
Schlaufen  (Abb.  3C).  Hier  ist  der  partiell  kri-  unter  UmstKnden  noch  eine  Sprungfunktion 
stalline  Zustand mit --  a2s/0~2  > 0  nur  oberhalb 
0  falls  ~>0 
eines  kritischen  Wertes   '¢:  =4 0  stabil. Das  Schmel-   ~8 0  (~)  =  [25] 
a 8  falls  :¢---0 
zen  beginnt  in  diesem  Falle  (statistisch  iden- 
tisehe  Sehlaufen  vorausgesetzt)  mit  einer  kon-  additiv  iiberlagert  sein  (vgl.  Abschn.  3).  Die 
tinuierlichen  Abnahme  des  Kristallisationsgra-  Sprungfunktion  werden  wir  im  folgenden  jedoeh 
des,  die  sich  so  lange  fortsetzt,  bis  der kritische  auBer  acht  lassen. 
Wert  ~'  iiberschritten  wird.  Dann  wird  das 
Da  die  Abh~ngigkeit  der  Entropie  der amor- 
System  instabil.  Bei  a'  erleidet   ¢c und  damit  auch 
phen Phase  yon  der  Kristallinit/~t  auf  statistische 
 )¢¢(8 einen  Sprung.  Die  Lamelle  durehl/iuft  eine 
Effekte  zuriickzuffihren  ist,  kSnnen  die  Koeffi- 
Phasenumwandlung  erster  Ordnung  mit  einem 
zienten   vs mit  > v 0  in  erster  N/~herung  als  tem- 
zweiphasigen  Vorsehmelzbereich  [two-phase-pre- 
peraturunabh/ingige  Parameter  behandelt  wer- 
melting  im Sinne  yon  Ubbeloh~le  (32)]. 
den.  Da  wir  ferner  allein  die  Wirkung  dieser 
Die  Beispiele  yon  Zachmann  zeigen  bereits,  statistischen  Effekte  untersuchen  wollen,  k6nnen 
dab  es  keinen  Sinn  hat,  dem  Schmelzen  yon  wir  darfiber  hinaus  aueh  die  Temperaturabh/~n- 
Polymeren  generell  einen  bestimmten  Ordnungs-  gigkeit  der  Gr6Ben  ha,  hc,   o8 und   c8 vernach- 
grad  zuzuordnen.  Der  Verlauf  und  der  Charakter   .negiss~/1 Beschr/~nken  wir  uns  dann  in  [24]  auf 
des  Schmelzens  h/ingen  vielmehr  auch  im  Gleich-  Glieder  bis  zur  dritten  Potenz,  so  erhalten  wir 
gewicht  weitgehend  vonder  Mikrostruktur  des  fiber  [2]  und  [12--14]  die  Reihenentwicklungen 
vorhandenen  partiell  kristallinen  Gefiiges  ab. 
8 =  80  @  (81--  z~8)~ +  2 (82--81)~¢ 
[26] 
Im  Realfall  iiberlagern  sich  die  Zaehmann- 
+  (83--  82)~3   __  4~38
sehen  und  andere  Sehmelzmeehanismen  ini rgend- 
einer  Weise.  Dag  dabei  auch  noeh  andere  als  die  und 
in  den  Zaehmannsehen  Modellen  enthaltenen  Tc 
Umwandlungstypen  auftreten  k6nnen,  lassen  g=  ga  +  T[(1--  ~)As--  sl]~  [27] 
jene  Experimente  vermuten,  die  im  Verlauf  yon 
+  T(s,  --s2)~  + 2  T(s2  --sa)~  a +   ~03sT 4 
(T)  einen  Wendepunkt  konstatieren  [vgl.  z.  B. 
(6,  33)].  Nach  [20]  sollte ein  Wendepunkt  in  :¢(T)  mit  den  Abkfirzungen   )4
ein  Maximum  in  Cp(T)  oder,  wenn  e(T)  im  Wen- 
As   -=  oS --   cS und  ga  =  ha  --  Tso  • 
depunkt  vertikal  verlS~uft,  eine  Unendlichkeits- 
stelle  in  cp(T)  naeh  sich  ziehen.  Der  Sehmelz-  [27]  entspricht  einer  Entwicklung,  wie  sie  ur- 
vorgang  erseheint  dann  als  eine  mehr  oder  min-  spriinglich  yon  Landau  (34)  zur  Beschreibung 
der  diffuse  Umwandlung  (Abb.  3E)  oder  als  eine  yon  Umwandlungen  zweiter  Ordnung  angesetzt, 
Umwandlung  vom  Onsagerschen  Typ.  Im  Flory-   ,i/ps ter  aber  auch  z.B.  yon  Kittel  (35)  und 
schen  Bild wird  man  natfirlich  den  Wendepunkt  de  Gennes  (36)  mit  Erfolg  auf  Umwandlungen 
in  :¢(T)  auf  die  Kristallitdickenverteilung  zu-  erster  Ordnung  angewandt  wurde5).  W~hrend 
rfiektfihren.  Er  kann  aber  ebenso  auch  infolge  jedoch  die  explizite  Temperaturabh/imgigkeit 
des  Entropieeffektes  auftreten.  Hierauf  soll  in  yon  g  in  der  Landau-Entwicklung  erst  durch 
den  nS~ehsten  Absehnitten  ngher  eingegangen  eine  zweite  Reihenentwicklung  der  Koeffizienten 
werden.  yon  g  nach  T  --  Tc  gewonnen  wird,  ist  sie  in  [27] 
yon  vornherein  fest  vorgegeben.  AuBerdem  er- 
scheint  in  [27]  im  Gegensatz  zur  ursprfinglichen 
4.  LANl)AU-Entwicklung  der  Freien  Enthalpie  Landau-Entwicklung  ein Glied  dritter  Ordnung 
[vgl.  (35--36)]  und  ein  Glied  erster  Ordnung.  Das 
Im  letzten  Abschnitt  wurde deutlich,  dab  eine 
generell  gfiItige  Aussage fiber  den  realen  Verlauf 
yon  s(~)  bzw.  g(~)  nicht  m6g|ich  ist.  Es  liegt   )4 Wir  nehmen  also  an,  dab  die  Entropie  der  reinen 
Schmelze  dutch   oS gegeben ist.  Tritt  in  Sa(a)   hcilzt~/suz
daher  nahe,  bei  der  ph/inomenologischen  Be- 
 nie Sprung  der  Form  [25]  auf, so betr~gt die  Entropie 
schreibung  partiell  kristalliner  Polymerer  yon 
der  natiirlich Schmelze   oS +   "as • 
einer  Potenzreihenentwicklung 
 )5 Eine  Kritik  des Landauschen finder Ans~tzes sich 
 )¢:(a8 =  S8~   '~:o [24]   .z B. in   .)73(