Table Of ContentDie Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin
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108. Band. Inhaltsverzeichnis. 6. (Schluß-)Heft.
Seite
Gaal, Istviin und Mikllis Szabli. Das Verhalten des retikuloendothelialen Systems
bei BrHypovitaminose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667
Blazsli, S. und Maria Viirady. Die Rolle der Nebenniere bei toxischen Krank
heiten der Säuglinge und Kinder. (Mit 5 Tabellen) . . . . . . . . . 670
Hiimori, A. Die Wirkung hoher Temperaturen auf die zentrale Regulierung der
Atmung. (Mit 11 Textabbildungen) . . . . . . . . . . . . . . . . 676
Koch, Fr. E. Untersuchungen über die Eignung des Stichlings als Testobjekt
zur Prüfung analeptischer Wirkstoffe im Narkoseweckversuch. (Mit 2 Text-
abbildungen) .......................... 695
Kabelitz, Gerhard. Untersuchungen über die Wirkung von Leberextraktpräpa
raten auf die Blutkatalase. (Mit 1 Textabbildung) . . . . . · · · · 700
Papayanopulos C., und S. Thaddea. Blutdiastase und Milz. (Mit 3 Textabbil-
dungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 708
Oettel, Hansjürgen. Über "Paradoxe Digitaliswirkung". Ein Beitrag zur Be
ziehung zwischen chemischer Konstitution und biologischer Wirkung der
Herzglucoside. (Mit 3 Textabbildungen) . . . . . . . . · · · · · · 713
Schaefer, Werner. Untersuchungen über <Ite Gefäßzerreißlichkeit bei internen
Erkrankungen. (Mit 16 Textabbildungen) . . . . . . . . . . . . . 725
lleister, Elisabeth. Über die Zählung der Thrombocyten. . . . . . . . . . 742
Höra, Julius. Wiederauferstehung der Schlummerzellentheorie? t::ltellungnahme
zu den Arbeiten Busse Grawitz. (Mit 5. Textabbildungen) . . . . . . 757
Dyckerholf, H., R. Marx und W. Ziegler. Anaphylaxie und Blutgerinnung • 772
Hachmeister, W. Tierexperimente zur Emboliefrage. Unter besonderer Be
rücksichtigung der Gesamtmenge der Emboli . . . . . . . . . . . . 780
llarquardt, Peter. Über die Bedingungen einer Blutdruckwirkung der Bernstein-
säure. (Mit 3 Textabbildungen) . . . . . . . . . 788
Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793
ISBN 978-3-662-27885-7 ISBN 978-3-662-29387-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-29387-4
(Aus dem Pathologischen Institut der Universität München
[Direktor: Geheimrat M. Borst].)
Anaphylaxie und Blutgerinnung.
Von
H. Dyckerhoff, R. l\'Iarx und W. Ziegler.
(Eingegangen am 18. Dezember 1940.)
Wenn der gesamte Fragenkomplex der Allergie und Anaphylaxietrotz
zahlreicher und zum Teil sehr fruchtbarer Forschungen besonders seit der
Jahrhundertwende bis heute immer noch umstritten ist, über die Genese
der Antigen-Antikörper-Reaktion noch verschiedene Theorien bestehen, die
Bedeutung des Problems mehr unterschätzt als überschätzt wird, so hat
man zwei Hauptschwierigkeiten zu berücksichtigen, welche die Forschung
hemmen und denForsch er nur langsam und mühevoll vorwärtstasten lassen:
I. Die Undurchsichtigkeit vieler sich im Körper abspielenden Reak
tionen.
2. Die Vielzahl und Unzulänglichkeit der augewandten Methoden.
Diese Schwierigkeiten allgemeiner Natur zeigen sich auch bei der
Feststellung von Einzelsymptomen, so z. B. bei der Blutgerinnung, deren
Verhalten wir im anaphylaktischen Shock beim Meerschweinchen- dem
"klassischen Shocktier" - untersuchen wollen.
Die Ursachen der bei solchen speziellen Untersuchungen auftretenden
Schwierigkeiten erklären sich :
I. Aus der Verschiedenheit und verschiedenen Reaktionsfähigkeit
der einzelnen Tierklassen.
2. Aus der Verschiedenheit der Einzelindividuen an sich.
3. Aus der schon oben dargelegten Unsicherheit der Ergebnisse m
folge uneinheitlicher Methoden und Methodik.
Gerade bei Untersuchungen über Blutgerinnung ist in die:>em Zu
sammenhang auf die von den meisten Autoren unterlassenen Angaben
über Vergleichswerte mit Normaltieren, d. h. über Normalwerte oder
wie wir es nennen "Nullwerte", hinzuweisen. Um die Verschiedenheit
der einzelnen Vertreter der Säugetierreihe hinsichtlich ihrer normalen
Blutgerinnungszeiten an 3 Beispielen kurz zu demonstrieren, sei auf die
folgende Tabelle verwiesen, welche die normalen Gerinnungszeiten (G.Z.)
und ihre physiologische Schwankungsbreite von Mensch, Kaninchen und
Meerschweinchen - gemessen nach der Methode von Dyckerhoff und
Mitarbeiter1 - nebeneinander aufzeigen:
Mensch Kaninchen Meerschweinchen
G.Z. minimal 1,30 Min. 0,30 Min. 0,45 Min.
G.Z. maximal 5,30 " 5,00 " 10,00 "
1 Dyckerhoff, Goosens u. Schwandtke: Z. exper. Med. 105, 145 (1939).
Anaphylaxie und Blutgerinnung. 773
Die an sich erstaunliche Verschiedenheit in der G.Z. des Blutes ge
sunder Meerschweinchen findet eine Parallele in Messungen, die andere
Forscher1 an Schweinen, Rindern und Katzen durchgeführt haben, bei
denen sie an gesunden Tieren - nach Fonio gemessen - Schwankungs
breiten von 2-17 Min. beim Schwein, 5-30 Min. beim Rind und 21 bis
57 Min. bei der Katze finden. Bei 42 nach unserer Methode untersuchten
normalen Meerschweinchen lagen die Blutgerinnungszeiten zwischen
0,45 Min. und 10 Min.; 2 Tiere hatten eine G.Z. von 20 Min.
Die großen Schwierigkeiten sowohl methodischer wie grundsätzlicher
Art finden ihren bezeichnenden Ausdruck in der großen Verschiedenheit
der Literaturangaben über das Verhalten der Blutgerinnung im anaphylak
tischen Shock.
So finden auf Grund von Anaphylaxieversuchen 3 Forscher2 Ungerinnbarkeit
des Blutes beim Hunde. L. H. Bally3 beschreibt beim Kaninchen im Pepton
und anaphylaktischen Shock eine Blutgerinnungsverlängerung. Zu demselben Er
gebnis - Verlängerung bis völlige Hemmung - kommen 0. J. Ooleman4 und
Ph. Bataglia5• Versuche am Meerschweinchen6 ergaben in einem Falle Verlang
samung bis völlige Aufhebung der Blutgerinnung, in einem anderen Verlangsamung
der Blutgerinnung am Jugularisblut. Misao Aoki7 stellt ebenfalls den anaphylak
tischen Shock beim Meerschweinchen eine Blutgerinnungsverzögerung fest. Noch
eine Anzahl anderer Autoren beschrieben eine Gerinnungsverlängerung oder völlige
Ungerinnbarkeit des Blutes im anaphylaktischen Shock. 2 italienische Forscher8
finden als einzige keine Gerinnungsveränderung- allerdings bei Untersuchungen
an der weißen Ratte und nicht im anaphylaktischen, sondern im Peptonshock -,
welch letzteren wir - entgegen anderen Auffassungen - ebensowenig wie den
Histaminshock mit dem echten experimentell erzeugten anaphylaktischen Shock
identifizieren wollen 9•
Unsere Befunde über die Blutgerinnungszeit von Meerschweinchen
im anaphylaktischen Shock wurden erhoben an 16 in den klassischen
experimentellen anaphylaktischen Shock versetzten Tieren, denen un
mittelbar ante exitum, im Höhepunkt des Anfalls, das zu untersuchende
Blut durch Herzpunktion entnommen wurde. Wir konnten feststellen,
daß bei Meerschweinchen, die eindeutig die klassischen Symptome des
anaphylaktischen Shocks zeigten, die Blutgerinnung sich als völlig normal
erwies. Wir glauben, daß die vielen abweichenden Literaturbefunde auf
1 Leitner, J.: Fol. haemet. (Lpz.) 98, 186-188 (1937).-Rasch, K.: Fol. haemat.
(Lpz.) 97, 25-29 (1937).- Picmann, 1.: Fol. haemat. (Lpz.) 98, 51-53 (1937). -
2 Salvioli, J.: Arch. ital. de Biol. (Pisa) 42, 250. - Zbl. Physiol. 19, 612,
(1922). - Zunz et La Barre: Arch. internat. Physiol. 29, 221 (1925). - C. r. Soc.
Bio!. Paris 93, 867 (1925). - Ber. Physiol. 39, 72 (1927). - 3 Bally, L. H.:
Kongreßzbl. inn. Med. 97 (1930). - 4 Ooleman, 0. J.: Biochemie. J. 2, 184. -
Zbl. Physiol. 21, 596 (1907). --5 Bataglia, Ph.: Z. exper. Med. 46, 752 (1925). -
Ber. Physiol. 34, 65 (1926). - 6 Fuchs u. Falkenhausen: Biochem. Z. 184, 172
(1927).-Ber. Physiol. 41, - 750 (1927).-Moldovan, J., M. Zolog et R. Tirica:
C. r. Soc. Bio!. Paris 88, 937 (1923). - Ber. Physiol. 20, 222 (1923). - 7 Aoki,
Misao: Mitt. med. Ges. Okoyama 91, 287, 288 (1939). - s Pucnelli, Enrico ed
Agistino Spinosa: Pathologica (Genova) 29, 153-158 (1933). - 9 Dyckerhoff,
H., E. FrimlJerger u. G. Renk: Z. exper. Med. 108, ll2-ll8 (1940).
774 H. Dyckerhoff, R. Marx und W. Ziegler:
die Nichtberücksichtigung der großen Schwankungsbreite der Blutge
rinnungszeit normaler, gesunder Meerschweinchen, auf die weiter oben
schon ausdrücklich hingewiesen ist, zurückzuführen sind.
Mit der Feststellung normaler Blutgerinnungszeit des Shockblutes
kann die Behauptung völlig normaler Zusammensetzung dieses Blutes
nicht erhoben werden. Wir haben aus diesem Grunde auch einzelne
Faktoren des Blutgerinnungssystems in den Kreis unserer Betrachtungen
gezogen. So konnten wir feststellen, daß auch der Thrombingehalt des
Shockblutes normal ist, was sich aus der Messung der Blutgerinnungszeit
unter Zusatz von Thrombokinase ergibtl. Ebenso erwies sich die
Fibrinogengerinnungsfähigkeit als gegen die Norm unverändert. Dagegen
fanden wir das Serum-Antithrombin im Shockblut stets erhöht. Es sei
darauf hingewiesen, daß der erhöhte Antithrombinspiegel ganz allgemein
keine Verlängerung der Blutgerinnungszeit zur Folge haben muß2•
Von der Auffassung ausgehend, daß eine Alteration des Blutgerinnungs
systems im anaphylaktischen Shock sicher vorläge, kam man zunächst
zu der Vorstellung, daß vielleicht im Gerinnungssystem selbst ein ätio
logischer Faktor für das Zustandekommen des anaphylaktischen Shocks
zu finden sei.
Einige Forscher prüften die Möglichkeit der Shockverhütung mit
dazu geeigneten Mitteln. Man verwandte neben anderen Substanzen in
erster Linie das von einem Mitarbeiter Howells J. MacLean3 1916 aus
Leberextrakt gewonnene gerinnungsverhütende Heparin.
Preston Kyes und E. R. Strauser4 stellen fest, daß Heparin die anaphylaktischen
Reaktionen in hohem Grade ausschaltet. Zwei andere Autoren5 finden im Ana
phylaxieversuch beim Meerschweinchen, "daß 4-8 mg Heparin kurz vor der shock
auslösenden Serumgabe injiziert, imstande sind, den tödlichen Verlauf des ana
phylaktischen Shocks zu verhindern, auch wenn das 4-6fache der einfach töd
lichen Shockdosis angewendet wird". Ebenso ist nach Ergebnissen japanischer
Forscher6 dem Heparin unter bestimmten quantitativ begrenzten Bedingungen
antianaphylaktische Wirkung zuzuschreiben. Im Sinne einershockabschwächenden
Wirkung oder völligen Verhinderung durch Heparin äußert sich ferner van de Carr
und Williams7, Macht, Dunning und Stickel8• Diese positiven Befunde wurden
allerdings auch von mehreren anderen Autoren nicht bestätigt.
Ohne uns zunächst auf das Für und Wider, auf die wissenschaftlichen
Auseinandersetzungen über Ursache, Bedingungen und Folgen der
Heparinwirkung im anaphylaktischen Shock näher einzulassen, kon
trollierten wir im Rahmen unserer Aufgabe die in der Literatur be
schriebenen Wirkungen des Heparins auf den anaphylaktischen Shock
1 Dyckerhoff, H. u. R. Marx: Biochem. Z. 307, 36 (1940). - 2 Dyckerhoff,
H. u. R. Marx: Z. exper. Med. 108, 492 (1940).- 3 MacLean, J.: Skand. Arch.
Physiol. (Berl. u. Lpz.) 81, Suppl.-Nr 15 (1938). -- 4 Kyes, Preston and E. R.
Strauser: J. of Immun. 12, 941--422 (1926), Univ. of Chicago. -- 5 Doxiades, L.
u. H. Lemke: Klin. Wschr. 1937 I, 1061, 1062 (Kais. Auguste Viktoria-Haus). -
6 Sugimoto, Nobuoshi: Okayama-lgakkai-Zasshi (jap.) 42, 2613-2630 u. dtsch.
Zusammenfassung 2631 (1930). - 7 Carr, van de and Williams: J. of Immun. 11i,
353 (1928). - s Macht, Dunning and Stickel: Amer. J. Physiol. 8ö, 390 (1928).
Anaphylaxie und Blutgerinnung. 775
nach. Dabei ergab sich auch für uns die eindeutige Tatsache, daß das
Heparin bei strenger Einhaltung bestimmter Versuchsbedingungen im
stande ist, den tödlichen Ausgang des anaphylaktischen Shocks zu verhüten.
Es ist somit eine weitere Bestätigung der oben zitierten positiven Befunde
erbracht.
Ob die bekannte gerinnungsverlängernde Wirkung des Heparins als
Ursache der Shockverhütung anzusehen ist oder ob noch andere Hem
mungswirkungen des Heparins1 sich exakt nachweisen lassen, welche
die shockverhütende Wirkung erklären würden, soll noch untersucht
werden.
Experimenteller Teil.
A. Verwendete Substanzen.
l. Standard-Thrombinpräparat, hergestellt nach Dyckerhoff und
Kürten2•
2. Thrombokinase, die in folgender Weise hergestellt wurde: Schweine
hirn wurde mit Acetonäther getrocknet. 300 mg dieses monatelang halt
baren Trockenproduktes werden mit 5 ccm physiologischer NaCl-Koch
salzlösung 30 Min. bei Zimmertemperatur extrahiert und dann filtriert.
Das milchig-trübe Filtrat wurde als Thrombokinase verwendet.
3. Liquemin (Hoffmann-La Roche, Berlin).
4. Vetren (Promonta, Hamburg).
5. Neodymacetat in 10% Lösung.
6. Menschenserum. Durch Punktion der Vena cubitalis wird Blut
gewonnen und im Kölbchen unter leichtem Umschütteln zur Gerinnung
gebracht. Das Serum wird durch Zentrifugieren abgeschieden.
7. Rinderserum. Vom Schlachthof bezogenes, frisches Rinderblut
wird in Flaschen auf Eis gebracht. Das ausgepreßte Serum wird ab
gegossen und verwendet.
8. Kaninchenserum. Das Blut wird mit einer Rekordspritze aus der
Ohrvene entnommen, umgeschüttelt und das Serum durch Zentrifugieren
abgeschieden.
B. Angewendete Methoden.
I. Bestimmung der G.Z. durch Recalcifizieren von verdünnten Oxalat
plasmen3. Zu je 100 ccm physiologischer Kochsalzlösung werden 5 ccm
2% ige Ammonium-Oxalatlösung hinzugefügt. 7 ccm dieser Lösung werden
in einer graduierten 10 ccm-Injektionsspritze aufgezogen, die man dann
durch Venenpunktion mit 3 ccm Blut auffüllt. Nach Blutentnahme
muß sofort vermischt werden. Das Oxalatplasma kann im Kühlschrank
bis zu 6 Stunden aufbewahrt werden. Man zentrifugiert 10 Min. bei
3000 Touren, gießt das überstehende Plasma ab. und zentrifugiert dieses
1 Klopstock, F.: Z. Immun.forsch. 7o, 348 (1932). - 2 Dyckerhojj, H. u. Kürten:
Biochem. Z. 284, 111 (1938). - 3 Dyckerhojf, Goosens u. Schwandtke: 1. c.
776 H. Dyckerhoff, R. Marx und W. Ziegler:
nochmals 15 Min. Das so gewonnene Plasma kann im Kühlschrank bis zu
24 Stunden, von der Blutentnahme an gerechnet, altern. Zur Bestimmung
der G.Z. gibt man stets 2 ccm Plasma in ein kleines Reagensglas und
wärmt im Thermostaten bei 37° C 5 Min. an. Dann fügt man 0,2 ccm
einer Calcium-Chloridlösung, die 3,6 mg Calcium-Ionen im Kubikzenti
meter enthält, zu und stoppt die Zeit der Calciumzugabe. Das Reagens
glas beläßt man in einem Thermostaten bei 37° C. Wenn man das Reagens
glas von Zeit zu Zeit schüttelt, so erkennt man den Gerinnungseintritt
leicht an der Fibrinbildung. Die durch Ca-Oxalat gleichmäßig getrübte
Versuchsmischung wird beim Gerinnungspunkt klar, .weil das gebildete
Fibrin das Ca-Oxalat mitreißt. Die Fehlergrenze der Methode liegt bei
± 5 Sek., bei Reihenbestimmungen am gleichen Plasma. Die Methode
erfuhr insofern eine geringfügige Abänderung als 9 ecru Oxalat-Kochsalz
gemisch mit 1 ccm - durch punctio cordis entnommenem - Meer
schweinchenblut vermischt wurden.
2. Bestimmung der G.Z. eines mit Thrombokinase versetzten ver
dünnten Oxalatplasmas durch Recalcifizieren. 2 ecru eines nach B 1
hergestellten Plasmas werden mit 0,1 ecru eines nach A 2 hergestellten
Thrombokinaseextraktes versetzt und anschließend, wie bei B 1 be
schrieben, recalcifiziert. Die Kalkzugabe wird als Gerinnungsanfang
gestoppt. Ein Normalplasma wird stets mitbestimmt, da die Thrombo
kinasestärke der Extrakte noch zu sehr schwankt.
3. Hemmungswirkung des Serumantithrombins im Gerinnungssystem
ThrombinfMgS0 -Plasma, als Substrat diente 2 ccm eines 1 : 10 ver
4
dünnten Magnesiumsulfat-Rinderplasmas (9 Teile aqua dest.), das 7%
wasserfreies MgS04 enthält (s. Dyckerlwff und Goosens1). Die Ferment
lösung (stets 1 mg Standard-Thormbin in 1 ccm aqua dest. gelöst) wird
im Thermostaten 3 Min. vorgewärmt, desgleichen die gewünschte Menge
Antithrombinlösung. Beide werden dann vermischt und sogleich zu
2 ccm vorgewärmtem MgS0 -Plasma gegeben, dem außerdem vorher
4
noch soviel Wasser zugesetzt wird, daß nach der Vermischung mit der
Ferment-Antikörperlösung ein Gesamtvolumen von 4 ecru entsteht. Als
Bezugsgröße dient die G.Z., die 1 mg des unter A 1 beschriebenen Stan
dard-Thrombins hervorruft.
C. Behandlung der Versuchstiere.
Sensibilisierung mit
a) Menschenserum. . 0,2 ccm intraperitoneal
b) Rinderserum . . . 0,2 ccm
c) Kaninchenserum . 0,2 ccm
Inkubationsstadium (Präparationszeit) = 14-35 Tage.
Reinjektion mit
a) Menschenserum. . 0,4 ccm intrakardial
b) Rinderserum . . . 0,4 ccm
c) Kaninchenserum . 0,4 ccm
1 Dyckerhofl, H. u. Goosens: Z. exper. Med. 299, 438 (1939).
Anaphylaxie und Blutgerinnung. 777
Tabelle 1. Blutgerinnungszeiten gesunder unbehandelter
Meerschweinchen.
Blutgerinnungszeit Blutgerinnungszeit
Versuchs- nach Methode Versuchs- nach Methode
tier Nr. tier Nr.
I II I II
Min. Min. Min. Min.
1 250 22 240 Q45
2 230 23 435 po
3 300 24 2'" o•o
4 140 Q40 25 350 120
5 530 26 p• oso
6 300 045 27 415 }25
7 92J 28 po 105
8 235 100 29 305x 220
9 po oso 30 230 Q40
10 320 31 405 }55
ll po o•• 32 42ox po
12 145 33 100 o••
13 }35 045 34 po 105
14 250x 305 35 315x }25
15 205 oso 36 510 po
16 Q45 030 37 350x ps
17 700x 245 38 250 po
18 055 oso 39 850 235
19 340 }35 40 400 205
20 o•• 025 41 600 po
21 215 125 42 220 po
Aus Tabelle 1 geht hervor, daß die Blutgerinnungszeit von normalen
gesunden Meerschweinchen eine erhebliche Schwankungsbreite aufweist.
Außerdem ist zu bemerken, daß der Gerinnungsmodus bei etwa 1/5 der
untersuchten Meerschweinchen sich insofern von dem des normalen
Menschen und Kaninchens unterscheidet, als sich die Gerinnung in einer
Flockung (x) zeigt im Gegensatz zu einer momentan auftretenden kom
pakten Gerinnselbildung bei den übrigen Tieren; dieses Phänomen tritt
übrigens bei Untersuchung der Blutgerinnung von Hämophilenplasma
stets in Erscheinung.
Tabelle 2. Gerinnungszeit von Meerschweinchenblut im anaphylak
tischen Shock.
Blutgerinnungszeit Blutgerinnungszeit
Versuchs- nach Methode Versuchs- nach Methode
tler Nr. tler Nr. --·-·
I I II I I II
Min. Min. Min. Min.
1 260x 9 635 230
2 2B5x 10 3I5x
3 3•• 225 11 310 po
4 250 220 12 1000x 250x
5 225 135 13 545 1"
6 015 14 610 220
7 1000 216 15 635x 235
8 }35 }05 16 1611x 125
778 H. Dyckerhoff, R. Marx und W. Ziegler:
Aus Tabelle 2 geht hervor, daß keine der im anaphylaktischen Shock
gemessenen Blutgerinnungszeiten aus der in Tabelle 1 für das unbehandelte
Meerschweinchen ermittelten Schwankungsbreite herausfällt.
Tabelle 3. Serum-Antithrombingehalt von normalen und im ana
phylaktischen Shock befindlichen Meerschweinchen.
Gerinnungszeiten von Gerinnungszeiten von
MgSO,-Rinderplasma mit MgSO,-Rinderplasma mit
Ver- Standard-Thrombin Ver- Standard -Thrombin
suchs- Zugesetzt suchs- I ZugesetIzt
tier tier
Nr. - If A nNtitohrrmomal-bin II A ntSithhorcokm-bin Nr. - AntNitohrrmoaml-bin AntSithhorockm-bin
Min. Min. Min. Min. Min. Min.
I I
1 230 4~0 1F5 11 220 410 -
2 305 400 755 12 2~5 II 405 1200
3 225 315 2220 13 2~5 I - u~o
4 225 250 530 14 245 - 1015
5 225 - 3000 15 2~5 - 805
6 225 - 1815 16 245 - 535
7 225 - 3000 17 215 255 805
8 220 I 415 - 18 215 330 -
9 220 525 - 19 ]55 230 I -
10 220 I 531 - 20 ]55 235 235
Nach Tabelle 3 ist der Serum-Antithrombingehalt von im anaphylak
tischen Shock befindlichen Meerschweinchen gegenüber im Vergleich zu
normalen gesunden Tieren deutlich erhöht. Die aufgeführten Serum
Antithrombinwerte beziehen sich stets auf die G.Z. von MgS0 -Rinder
4
plasma ohne Antithrombinzusatz und sind jeweils mit dem für jeden
V ersuch gültigen Nullwert zu vergleichen.
Wie Tabelle 4a und b zeigt, läßt sich der anaphylaktische Shock mit
Sicherheit nur unter bestimmten quantitativen und vielleicht auch prä
paratqualitativen Bedingungen verhindern, und zwar nur dann, wenn das
Heparin unmittelbar vor oder zusammen mit der Reinjektion gegeben wird.
Tabelle 4a. Beeinflussung des anaphylaktischen Shocks durch
Heparin.
VsNuecrr.h- I mIgn jHizeiperatrei n Iai nnjtHeek eRtpiaoerinni nMje-iknt.. I B efund VsNuecrr.h- I m1g n J.Hl.Z e i eprat r~m Iai nnjtHeek eRtpieoairnni nMje-iknt.. IB efund
I
1 0,3++ - + 5 6 15 o.B.
2 3 ++ - + 6 6 15 o.B.
3 6 + - + 7 6 15 +
4 6 10 I + 8 6 15 I 0
+ =Tod des Versuchstieres im Shock; 0 Erholung nach leichten Shock
symptomen; o.B. =ohne krankhafte Erscheinungen; + = Heparininjektion un
mittelbar vor Seruminjektion (bzw. Reinjektion); + + = Heparininjektion zu
sammen mit Serum-Reinjektion.
Die Versuche 1-8 wurden mit dem Heparinpräparat "Vetren", die folgenden
mit "Liquemin" durchgeführt.