Ananke: Untersuchungen zur Geschichte des Wortgebrauchs.

102 Pages·1964·9.039 MB·German

ANANKE
UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DES WORTGEBRAUCHS
VON
HEINZ SCHRECKENBERG
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
MÜNCHEN '964
l
In
~ 11~t;T
((.b 4 b . \ i, \
C:i<;~
INHALT
Einführung . . . . . . . . VII
1. Joch, Fessel und Sklaverei
1. 3a:[Liiv(av&yx1l
2. &YEW &~aYX1l . 6
3. ~(jXEW av&:yx'll 14
4. Sprachliche und kulturgeschichtliche Parallelen. 16
5. Sklaverei . . . . . . . 24
H. Situationsgegebene Bindung 28
1. Herr und Untertan , . . 28
2. Die Zwangslage . , . . 36
3. Folter, Schmerz und Leid 44
III. Naturbindung 50
1. Liebeszwang . . . . . . 5°
2. Natürliche Lebensbedürfnisse 61
3. Verwandtschaft und Freundschaft 65
4. Tod ............ . 66
IV, Ananke als theologischer und kosmologischer Begriff 72
1. Die Fessel des Schicksals 72
2. Weltbindung und Verkettung des Seins .. 8,
a) Platon: Der Ananke-Mythos der Politeia 81
b) Das Joch des Gesetzes . . . . . . . 101
c) Pythagoras, Parmenides, Empedokles . '°3
d) Die Ananke der Atomisten "4
e) Stoisches und Platonisches 122
3. Die ,.orphische" Ananke '3
'
V. Magie und Erlösung . . . '35
1. Ananke in der magischen Terminologie '35
2. Ananke als Zaubergottheit '39
3. Die Seele in der Fessel des Körpers.
145
4. Götterzwang . . . .'. .
'53
5. Erlösung aus der Ananke
'57
VI. Das semitische Etymon 165
Schlußbemerkung . . . .
'75
Literaturverzeichnis '77
Verzeichnis und Nachweis der Abbildungen . 18,
© C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck), München 1964
Druck der Buchdruckerei Georg Appl, Wemding Register 183
Printed in Germany Tafeln . ,89
EINFÜHRUNG
Es unterliegt nicht der Diskussion, daß Ananke ein Abstraktum ist: Zwang
und Not in allen Spielarten, vom notvollen Zwang des Schicksals bis
zum Zwang der Folterung. Die einzige zur Sache vorliegende Monographie
(W. Gundel, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Begriffe Ananke und
Heimarmene, Gießen 1914) geht denn auch auf semasiologische Fragen nicht
ein. Sie beschränkt sich auf den historischen Gesichtspunkt, wobei das VOt
und außerphilosophische V orkornmen des Wortes fast ganz aus dem Blickfeld
bleibt. Hier einen Neuansatz zu wagen rechtfertigt der Rang, den Ananke als
theologischer und philosophischer Begriff im griechischen Denken einnimmt;
dies wird auch gefordert durch die Einsicht, daß Aussagen zu der zentralen
Bedeutung von Ananke etwa bei Parmenides oder Platon oder bei den Ato
misten gar nicht möglich sind ohne genaue Kenntnis der sprachlichen V oraus
setzungen, die in der frühesten griechischen Dichtung angelegt sind. Die Unter
suchung selbst folgt dabei dem Grundsatz, daß etymologische Sachverhalte für
die Bedeutung eines griechischen Wortes nur wenig oder nichts ergeben und
allenfalls nachträglich zur Kenntnis genommen werden können, sowie Prin
zipien, wie sie für die neue semasiologische Forschung vor allem seit Bruno
SneH gelten, "sich zu hüten, homerische Wörter vom klassischen Griechisch
her zu interpretieren und sich, um die homerische Sprache zu verstehen, nicht
vom Gebrauch der späteren Zeit beeinflussen zu lassen." Entsprechend dieser
neuen Form von Etymologie kann es gelingen, von den griechischen Wörtern
die Verkrustung und den Staub der Zeit zu entfernen und ihnen "die Leucht
kraft ihrer Schöpferstunde zurückzugeben" (Snell).
Das Thema dieser Untersuchung habe ich mir selbst gestellt, doch wäre sie
nicht entstanden ohne das Interesse für Wortforschung, das mein Lehrer
Richard Harder in mir geweckt hat. Methodisch verpflichtet bin ich neben
Bruno Snell vor allem der Sprachbetrachtung, wie sie J ost Trier und J. L.
Weisgerber vertreten. Ich· gehe von der überzeugung aus, daß das einzelne
Wort integrierender Teil eines Sinnbezirkes ist und in seinem Inhalt vor allem
von daher bestimmt und gegen andere Wörter abgegrenzt werden kann. Das
Wesen eines solchen Sinnbezirkes, der, wie die Bedeutung des Einzelwortes,
niemals starr bleibt, schließt eine Auffassung von Sprache als der bloßen
Summe aller ihrer Wörter aus. Ist aber die Sprache wirklich das lebendige
Korrelat des Denkens, so kann eine Wortuntersuchung nicht mehr nur
Selbstzweck sein oder im Dienst der Lexikographie stehen, sondern muß neben
rc----- r--
VII! Einführung
kulturgeschichtlichen Sachverhalten auch Eigenarten der Denkweise erhel
len.
Diese Arbeit wurde geschrieben nehen meiner Tätigkeit als wissenschaft
I. JOCH, FESSEL UND SKLAVEREI
licher Mitarbeiter arn Institutum Judaicum Delitzschianum in Münster. Der
Leiter dieses Institutes, Herr Professor D. Dr. h. c. K. H. Rengstorf D. D.,
hat ihr Entstehen mit wärmster Anteilnahme begleitet und unterstützt. Beson 1. oa(.Lä.v &V&IX YI
deren Dank schulde ich Herrn Professor Dr. G. Müller, der das Manuskript
Beim Überblick über den homerischen Gebrauch von Ananke fällt auf, daß
durchsah und wertvolle Hinweise gab, sowie den Herausgebern der Zetemata,
ein großer Teil der Belege auf drei Verwendungsweisen entfällt: oGt.:(.L&crav't't€;
vor allem Herrn Professor Dr. H. Diller und Herrn Professor Dr. E. Burck,
&vet1x"(l (Il. 18, 113; 19, 66), &IE~V &vet1x"(l (IL 9,429.692; Dd. 9, 98; 14.27.272;
die meine Arbeit in diese Reihe aufnahmen und mich auf Verbesserungs
17.441; 18, 76; 22, 353), tcrX€~V &Vet1x"(l (Dd. 4, 557f.; 5,14; 17. 143). Die Ver
möglichkeiten aufmerksam machten. mutung liegt nahe, daß gerade diese Formeln den ältesten und frühesten Sinn
Herrn Professor Burck, meinem Freunde Dr. Wolfgang E. Gerber und des Wortes bewahrt haben.
Herrn cand. theol. Eberhard Güting danke ich für ihre Hilfe bei der Korrektur. Achill will sich mit Agamemnon versöhnen und seinen Groll bezwingen
(Il. 18,11J; '9,66): l)uf'OV 3af!.&m"v~., &v&j'X~. Ahnlieh (Il. 20, 14J) vom be
siegten Gegner ~(.L€1'€PYl1; unb Xp€ crtv &valXtlt'l')tpL Otl(.LV€ "t'tl1; und h. Ap. 543 von
den Priestern in Delphi, die ihre Unabhängigkeit verlieren und fremden Her
ren untertan sein werden: 1'WV fm' &va1xa("(l oe:op.~cr€cr&' ~p.IX1'O:: netv1'IX. Die enge
Verbindung von 3af'v&", und &v&yx'r) bezeugt auch Pindar (Fr. 94 a 16):
... wem nicht kinderlos bleibt und ganz und gar zerfiel sein Haus, bezwungen
von der gewalttätigen Ananka (ßLIX(q:. OO::(.Le:~1; &Vet1xq::).
Nun heißt OIX(.L(V)&{)) im Epos ganz allgemein "besiegen, bezwingen, über
wältigenH doch ist - deutlicher als "Band" in "bändigen" - die Grundbedeu
,
tung ,,(ins Joch) binden" noch mit gegeben, wie sich vor allem aus Erklärun
gen etymologisch zu oo::p.v&w gehörender Adjektive ergibt; denn eine ßOU1;
&3f'~TI) wird (lI. 1O,29J und Od. J, J82) expliziert: ~v oll"", (mo ~uyov ~yay.v
&v~p, und in den Septem des Aischylos entsprechen sich nOt,LV &Oet(.La1'OV (233)
und nOALv ~€ÜIA'()cn oouA("(lm p.~no1'€ crXcl}e:rv (74f.) von Theben gesagt. t7t7t01;
&af'~~'r) (Il. 2J, 265 f.) ist eine Stute, die noch nicht unter dem Joch gegangen
ist; ebel1so &O(.L~1; und &O(.L~1''I') von ~(.L(OVOL gesagt:
11. 23. 65 5 &o(.L~1''I')V, ~ 1" &AI~cr1''I') oO::(.Letcracrihv
Dd. 4, 63 7 &Of1.~1'e:1;· "!wv xev 1'W' A€ IXcrcrOC(.LEV01; otlp.lX(Jcdp.'I')v.
Von der Auffassung des yocf1.01; als Joch oder Fessel her versteht sich mx.p&V€ 01;
&af'~' (Od. 6, 109. 228). Davon wird gleich noch zu reden sein.
Was heißt jetzt OIX(.LOCcrc(V1'E1; &voc1x"(l? Man hat hier &voclX'l') ganz abstrakt ver
standen "mit Gewalt" (Voß), "notgedrungen" (Th. v. Scheffer), "die Not
will's" (R.A. Schräder) und etwa gesagt, die Rache Achills für Patroklos sei
"die &Vet1x'I'), vermöge welcher er seinen früheren Groll aufgibt" (Faesi). Doch
diese Deutungen sind nicht im ausschließlichen Hinblick auf die homerischen
Belege erfolgt. Eine unvoreingenommene Betrachtung von &U(.LbV ... oC((.L&.-
1 Schreckenberg
r -- ------ -
2 Joch, Feucl und Sklaverei Soq.tCX\! &\!(xYXTI: Titanenfesselung
J
O'ocv't"ec; av&yx:n führt vielmehr darauf, daß vom Thymos die Rede ist wie von Bande gezwängt und muß fronen. Auch Pindar kennt die Ananke des Atlas,
einem ungebärdigen Ross, das man kirre macht und bindet, d. h. ihm die wenn er von der Pein spricht (Pyth. 4, 288) xaAa y~vwO'XOV'T' ocvayxCf ex't"o<;,
Jochfessel (~EuYA"') anlegt, die es ans Joch fesselt. Freilich ist die Bedeutung ~xetv 7t60rx, d.h. "angebunden sein! Dies ist das Ärgste, das Schöne zu kennen,
"Fessel" für &vayx"f) hier noch nicht zwingend, es könnte auch modales Ad doch ihm fern zu sein durch die Schranken der Not. Und dieser Atlas ringet
verbium sein: gewaltsam (ins Joch) binden; doch liegen Bestätigungen der erste mit Himmelslast, geschieden von den Fluren der Väter und allem was sein.
ren immerhin erwägenswerten Möglichkeit zur Hand. Bei Pindar (Pyth. 4, 234) Aber Zeus der Ewige löste (Auae 291) die Titanen" (Wolde). Von dem Ab
findet sich eine merkwürdige Parallele zu seinem obengenannten oC<[.J.ek &vayxq:: straktum "Not" ist hier freilich keine Rede; &vayxlX meint ganz konkret die
Jason bindet den Nacken der Stiere ins Joch: ßOEOU<;' o~(J(x<;, &vayxIX<;' E:V'T(€HV Fessel, die Atlas bindet und festhält. Das zeigt gerade auch der zweite der
IXuXivIX<;'. &vayxiX<;' e:v't"eIX bedeutet zweifellos das "Jochgeschirr". Es ist dieselbe drei Hesiodbelege, der ebenfalls von einem Titanen handelt, von Prometheus
Situation gemeint, in der kurz vorher Aietes vorgeführt wurde (227 'T00<;' (Th. 614ff.):
&YrJ.ywv ~eOYACf nEAaaaev v-ouvo<;,) und die auchApollonios in seinen Argonautica ou;;;~ yap '!IX7tE'TWVLOIJ<;' &xaxlJ'TIX ITPO(J."f)&EO<;,
3, 1314ff. schildert: ... ~uya o[ m:06&ev Mcrav &v-qnßaAEcri)'a~. IXu't"ap 6 eu tVEo"f)cre 'T0'i6 y' U7tE~~AU~e ßIXPUV X6AOV, &)(A' un' &vayxlJ<;'
A6tpou<;,. Daß Ananke etwas mit dem Joch zu tun hat, weiß sogar noch Nonnos, xat 7to'AOtOP~v &6v-ra (J.eylX<;' xIX't"a OE cr fL 0<;' tpoxe~.
der 17, 121 ff., bezogen auf die Gefangennahme der Inder durch Bakchen und Prometheus ist U7t' &vayx"f)<;', unter dem Joch, d.h. "gefesselt", wie der Vers 616
Satyrn, die Antithese bildet 'TOI)<;' o~ ... OOOA~OV t<;' ~uy60ecrv-ov tA"f)(cra~Vto ausdrücklich expliziert. Die Vorstellung vom "gefesselten PrometheusH ist ja
yuva'ix<€ ;, ... ot v-~v ~IX't"OpoWW tooUAN&"f)O'IXV &vayx7J. Es entsprechen sich weit verbreitet und das gleichnamige Stück des Aischylos bestätigt die ver
als verschiedene Ausdrücke für die gleiche Sache OOOAWV ~uy60ecrv-ov und toou mutete Identität von &vayxlJ und 0c€rV-6<;,: Prometheus, von Hephaist gefesselt,
Acil.thjcrav &vayx7J (der letztere Ausdruck auch 45,237), so daß also &vayx"fJ durch klagt (107ff.) &vlJ'To'i<;, yap yeprJ. nopwv &vayxrx~<;, 't"IX'icrO' &v€~euYfLa~ 'TaAa<;,'
~uy60eO'v-0<;, interpretiert wird. Die Annahme, daß Ananke in oav-acrIXv-re<;, &vayx7J ... u7tCd1tpw<;, OE 0' fLO 'i<;, 7te:7tIXCmaAe:uV-EvO<;' ... 0p~'Te oecr (J.cil'T"lJv fLe OOO"7tO'TfLOV 1te:6v.
so etwas wie ,,(Joch)fessel" bedeuten müsse, wird auch von Sophokles be Diese Fesseln werden im Laufe der Tragödie immer wieder genannt1. V. 507ff.
stätigt. Im Mittelpunkt der "Trachinierinnen" steht die List des Kentauren, macht die Chorführerin Prometheus Hoffnungen, er werde bald von den
der Herakles zum Opfer fällt. Das mit dem Gift getränkte Kleid ist die Kev Fesseln frei sein (5°9 tx OEO'fL&v Au&eV'Ta), doch Prometheus meint resignie
'Taopou ... oo/\o7tmo<;, &vayxrJ. (831f.), die den Herakles unlösbar wie eine Fessel rend, er werde erst sehr spät und leidgebeugt erlöst sein (0e:0"V-c( tpuyyavw), denn
umschließt und schließlich bezwingt (1057 &tppacr-rcp -rTIoe X€~P(i)&Et<;, neo7J). 'rEXVIJ 0' &vayxlJ<;' ocO'&e:VO€ "'TEPIX fLaxpiil. Der Satz geht ins Allgemeine, doch ist
Ersichtlich wird &vayxa durch Xe:~pW&Etc; 7teo7J wiederaufgenommen und erklärt. der Anschluß von ocvayxlJ an oeO'fLa nicht zu übersehen: ocvayx"f) ist metaphorisch
Xt€pw&e:t<;, nE07J ist geradezu eine Paraphrase des epischen oIXv-acrav't"<€ ;' &vayx7J. der mit der Fesselung gegebene rohe physische Zwang, gegen den Geist und
Agathon in Platons Symposion (195 c) vertritt die Ansicht, die vielen Ge Witz versagen.
walttaten unter den Göttern, von denen Hesiod und I:!armenides erzählen, Wie die Titanen Atlas und Prometheus wird auch ein anderer Riese der V or
seien unter der Herrschaft der Ananke, nicht aber des Eros geschehen. Was zeit mit ·der Ananke gebändigt, Typhon. Pindar Fr. 93: &M' oIo<;, &7tAa'TOV
bewog Platon zu solcher mythischen Deutung? Es muß hier auffallen, daß xepa·C~E &EWV Tu<pwvrJ. 7tEVT'fJXOV't"IXXEtpIXAOV &vayxC(. Zeu<;, 7trJ.'t"~p tv )A p(V-OLC; 7tO'TE.
das Wort Ananke bevorzugt dann auftritt, wenn davon die Rede ist, wie vor Wolde hat hier den Sinn genau erfaßt: "hast du ... Typhon ... ins Joch ge
olympische Gottheiten gewaltsam unschädlich gemacht werden. Nur vor die zwungen". Wie man sich die Wirkung der Ananke auf Typhon dachte, zeigt
sem Hintergrund, der jetzt aufzuhellen ist, läßt sich die Ananke des Symposion Pindar Fr. 92: xdvcp fLV€ At't"va OEO'fLo<;, U7tEptpLaAo<;, OCfL<PLX€t-rrJ.~ und Pyth. 1, 27:
begreifen. Nur dreimal begegnet &vayx"f) bei Hesiod: Theog. 517 "A'TArx<;, 0' orov AhvrJ.<;' ev v-eAIXfL<pOAAO~<;' OEO€'Ta~ XOPU<pIX'i<;, xat7tEoep sowie Nonnos 2, 622:
oupavov eupuv E:XEt Xpa'TEp-7j<;, un' &vayxlJ<;' / 7te(prJ.cr~v tv ya("f)C;. Der Ausdruck &AAa ßIX&Uxp~(.J.vOLm 7tE p t cr <p (yyo U O'a xOAcilvca<;, ktXe:ÄLIJ 't"p~xaplJvo<;, l:)Äov Tutp&vIX
XpIX't"Ep-/j<;" U7t' &vayx"f)C; ist isoliert gesehen unverständlich, es sei denn, man be
gnügt sich mit dem Abstraktum "Zwang". Die Erwähnung des Atlas bei 1 So V. 6 &SO:[LO:\!T[VWV 3ecr[L{;")'J tv &pp~x't'm<; 1te3o:~r;. Vgl. die Verse 15, 52, 58, 97,
141,148, 176, 525, 77°, 991, 1006 und schon Hesiod Th. 521:
Aischylos führt weiter. Prom. 425 ... tv n6vOL<;' OrxfLEv't"' &oafLav't"ooe'To~<;,
31jm:: S' &Auwt'oTIe3TIGw IIp0J-L'l')~q.elX 1tO!.X~A6ßOUAOV
T~'T~vlX MfLrJ.~<;' dO'~06V-lXv, 1tEOV ,/ A't"AIXV1t'. Atlas ist also in die Schmach stählerner 3eaJ-Lorr; &:pYIXAemm (.leaov s~oc X(OV' tAaaao:<;.
1*
3o:[.L&v .:h&yx.n: Bakch. 11,96
1 Joch, Fessel und Sklaverei J
sondern auch &x't'o(J.cd unter der Herrschaft der Ananke geschehen. Aber die
öex~crihu. Ananke ist also die lähmende Fessel, die den Feind unschädlich
macht.2 &x't'o(J.G<~ sind im Sinne einer Synekdoche zu verstehen, denn die Entmannung
des Uranos ist nur ein Einzelfall, während sonst der Desmos das übliche Mittel
Eine besondere Art der Titanenfesselung ist das Ö~(ja.VTOC xa:!o::!exPTocpOUV.
war, unsterbliche Gottheiten, die nicht getötet werden konnten, unschädlich
Kronos verfährt so mit den Hekatoncheiren und Kyklopen (Athenag. pro
Christianis c. 18 p. 20, 12 Schw. = OF 57 Kern), Zeus so mit seinem Vater zu machen. Ananke muß also a potiori verstanden werden. Daß hier Ananke
(neben Eros) als Göttin erscheint, der Fesselungen (und andere Gewalttaten)
Kronos (ibid. c. 20 p. 22, 10 = OF 58)3, Diese Art Ananke meint wohl Pro
zugeordnet sind, ist Teil einer Entwicklung, in deren Verlauf das Wort einer
metheus bei Aischylos (10joff.): Mag er (Zeus) in den dunklen Tartaros mei
seits abstrakter wird, andererseits aber auch personalen Rang erhält. Darauf
nen Leib werfen, mag er mich binden in die harten Ringe der Ananke (&v&.yxYJ~
wird bald zurückzukommen sein.
(j't"zppocic;' a(v(X~c;'), er kann mich auf keinen Fall vernichten.
Im Wesen des 3eO'[L6c;' liegt es, daß damit Gewalt angetan und Widerstand
Die Antwort auf die oben gestellte Frage nach dem Sinn der Ananke des
gebrochen wird. Daß dies auch für &v&yx'Y) gilt, ist weiter zu zeigen an Bak
Symposion ist nun vielleicht gegeben. Agathon sagt, "daß jene alten Begeb
nisse bei den Göttern, von denen Hesiod und Parmenides erzählen, unter der chylides 17, 92ff. Minos, auf der Fahrt nach Kreta mit den vierzehn Opfern
für den Minotaurus, wird von heftiger Begierde zu einem der Mädchen ge
Herrschaft der Ananke geschahen, nicht aber unter der des Eros, falls sie über
packt. Die sieben Mädchen und Jungen fürchten, daß ihr Begleiter Theseus sie
haupt wahre Dinge berichten. Denn Verstümmelungen (sX't'o[J.cd) und Fesse
lungen (3e:cr[J.of) und viele andere Gewalttaten wären nicht unterihnen O'esche- nicht mehr beschützen kann, und weinen vor Angst ßG<P'€i:G<v ~m3E:Y[J.€vm &veXy
hen, wenn Eros schon bei ihnen gewesen wäre." Der 3e:cr[J.6c;', mit dem dieb Heka- x~v (96). Sie müssen befürchten, was V. 43 f. als Möglichkeit bereits ange
toncheiren, die Kyklopen, Typhon, Kronos, Atlas, Prometheus und die Ti deutet ist: ... ~m:r ..t W' ~r1H;cuv cru 3G<[LoccrZtG<1;; azxov"C'G<, d. h. wenn du einem der
Mädchen Gewalt antust, dich an ihm vergreifst. 3G<[LocCU in dieser Verwendung
tanen überhaupt unschädlich gemacht wurden, erschien der reineren Reli
ist bekannt, man denke z. B. an &"AoXOt 3' &"A"AOtO't 3G<(J.e:'i:e:v Il. 3, 301. Der Grund
giosität einer späteren Zeit in seiner Verwerflichkeit so bemerkenswert, daß
bedeutung "einjochen" entspricht dabei die im Griechischen sehr verbreitete
er gleichsam den Titel und das kennzeichnende Merkmal der vorolympischen
Anwendung des Jochbildes auf die Verbindung von Mann und Frau. Damit
Götterperiode abgeben konnte. Die spontane Mythographie Platons setzt je
ist auch &v&yx'Y) festgelegt: die Mädchen erwarten eine schwere Ananke, d. h. I
denfalls voraus, daß er noch die alte Bedeutung von &veXyx'Y) (Fessel) kannte,
Gewalttat, Vergewaltigung. Die Fessel, das Bild vom Joch, ist hier bereits
ein Umstand, der sich noch verschiedentlich bestätigen wird. Gegen diese
Deutung der Partie des Symposion ließe sich einwenden, daß nicht nur 3e:cr[J.of, Metapher geworden4• An Hand weiterer Beispiele läßt sich diese Entwicklung
genau zurückverfolgen. So heißt es bei Pindar Pyth. 12, 15 bezüglich der von
2 Man vergleiche noch Nonnos 3°,78: Hephaist greift den Inder Morrheus mit Polydektes erzwungenen Verbindung mit Danae: 30u"AocrovG<v 't'6 "C" aVG<yxG<'i:ov
Feuer an, das diesen umschlingt, &[.Lq;t 3$ 3e:!.p~v AZX0';;. Ein Zurückgreifen auf die Formel Hesiods läßt ein Kyprienfragment I
Moppeo.;; au't'otA!.X't'O';; ~A~O"O"e:'t'O 1.-opO"O,;; ~xtq;pwv beobachten, nach dem Helena aus der von Zeus erzwungenen Verbindung
aUxEv!. fLL't'p6lO"a.;; 7t"Upt.&IXA7t"eo.;; 8pfLoV &vayx1)C;.
mit Nemesis hervorging (Kinkel p. 24; fr. 7 Allen)
Ähnlich 36, 386 von dem Inder Deriades, den Dionysos mitsamt seinem Gespann
durch rankende Weinreben gefesselt und kampfunfähig gemacht (cf. ~O"q;1)1;e:v 359, 't'~v 7to't'e XG<"A"A~XO[J.OI;; NZ(J.O€ 'tl;; qnM't''Y)'t't [J.tye'i:crG<
7t"e:n"1')31)fLeVoV 360, YUL01'tt31)v 365, 3e:O"Wt) 369, ymo7t"E31)v 383), dann aber wieder befreit Z'!iVt '&W€ v ßG<crt"A'!it 't'E:X € xPCl"C'e:P'!i1;; U7t' aVeXyx'Y)l;;'
hatte: cpeuye yocp ou3' g,s,e"Aev [J.tXMj[J.ZVClt sv cpL"A6't''Y)'t'L ...
. . . q;uywv 3pu6e:v't'a 't'avu7t"'t'6p.&o!.o xopofLßou
3e:O"fL OV &7t"Z!.A1)-rijpIX xat IXU't'OEA!.X't'OV &v&yx.1)V.
3 VgL Aisch. Eum. 640 7t"IX't'pOC; 7t"pOnfL~ Zell';; [.L6pov 't'4> 0"4> "A6YWj au't'o.;; 3' 1t31)0'e: <1 Das ist im Deutschen kaum nachzuahmen. Die Deutung für rX\I&YKf] "the doom"
of becoming victims to tbe Minotaur (Jebb) ist unzutreffend, zumal V. 24ff. aus
1Ca't'tp~ 7t"pEO"ß6Ti'Jv Kp6vov; Josephos c. Ap. 2, 240 von den Titanen ~v 't'4> 't'ap't'&pcp
drücklich gesagt wird, daß die jungen Leute mit dem ihnen vom Minotaurus drohen
3E3Ej.lE:\lOU';;. Vgl. Josephos c. Ap. 2, 247, Nonnos 2, 339f.; 13,31. Vielleicht gehört
auch Pindar Fr. 161 den Tod sicb bereits abgefunden h~ben. Hier geht es nut um die Gewalttätigkeit des
Minos, die sie nicht hinnehmen wollen.
o! fLsV xchw x&poc 3E:O"fLot:m M3e:nIXL
Fehl gehen auch Buchholz - Sitzler zu V. 96: "sie mußten sich in die harte Not
in diesen Zusammenhang, eine Stelle, die man bislang auf Seelen bezog, die Höllen
wendigkeit, von nun an ihres Beschützers Theseus beraubt zu sein, fügen."
strafen erleiden (Thomas, EIIEKEINA S. 114).
6 Joch, Fessel und Sklr:tlJerei
7
aVIXyx.cdYj occppoaL'!I') sagt Nonnos 4, 326 von einer Vergewaltigung, ähnlich Od. 18, 76 Die Diener schleppen den angstschlotternden Iros gewaltsam zum
&vocyx.cd'Y] o&.!J.ap 2, 306 und &vocyx.,ii:m uf.J.,zva'i:m 20, 234. Ebenso 16, 213 fL~ !J.~V Kampf mit Odysseus:
!'; ;.I. \Ü' lV "","z'u1":" etev o': :vocyxoc~I o~.; u• p.evlX~I m.;, D aran, an das ß'w;a oca%o::t Trap%evov, wie es &A/\OC XlXt @e; ~PYJa'T~pE:e; lJ.yov ~hlcrclV'TEe; &v&yx7J/3E:~~~6'T1X'
Jü sephoB c. Ap. 2, 201 nennt, denkt Aphrodite, wenn sie h. Yen. 133 Anchises Gd. 14. 27 Einer der Hirten wird vom Eumaios zur Stadt geschickt, um den
bittet, ihr kein Leid anZutun (&O!1;~'tYJv fL' &:yocyüw x-cd &7t'etp'~1'YJv cptM't'YJ't'o.;). Die Freiern ein Schwein zu bringen:
Schilderung der Vergewaltigung der schlafenden Aure durch Dionysos bei auv &yzIJ-E:V IJ-vYJa'T'ljpO'~v ö7tE:prp~aAO~atv &v&yx7J.
Nonnos zeigt noch den Ausgangspunkt dieser metaphorIschen Ananke (48, Zunächst zu Od. 14, 27' f. (~ '7, 44of):
628): EV&' '~IJ-E(J)V 7tOAAOUe; (.L~V &7tEX'TIXVOV o~E'i XIX/\xÜ(,
xoc1 oecr[Loi.; &:Au't'mm n6oa.; crcpYjxwaIX't'o XOUp'I)<;, 'TOUe; ~' &.vlXYov ~0)QÜe;, arp[aw Epya~ea&ca &vayxYJ.
xcd 7tOCAOC(.LlXtt; EAtKfJOOV 7€ te:crCPPi'Jy(uacet'o cr€tfY~V, Entsprechend der üblichen Interpunktion des Verses 272 verstehen die Inter
f.L1) fLtV &AljcrX.&.~e:te:v· (cf. 52.5 u7tvciloucrocv {l7to~e:u~a.; ufLe:va~O~e;) preten im Sinne der Übersetzung von Voß: Und viele schleppten sie lebend
Nach Fesselung der Füße und Hände ist das Mädchen gänzlich wehrlos und hinweg zu harter sklavischer Arbeit. Doch ist &v&YX7J keineswegs zu E:pya~e:a­
kann nicht mehr entfliehen. &a~ zu ziehen, sondern mit &.vayov ~woüe; zu verbinden. Die in Gd. 22, 353
Ein Abschnitt aus der" Tierkunde" des Aristoteles mag die Kennzeichnung sichtbare Verbindung ~yov &vayxYJ muß ebenso bei den übrigen Belegen ge
dieser ganzen Verwendungsweise von Ananke abrunden (576 b 2off.): der geben sein, in denen sich &ye:~v und ocv&yxYJ im gleichen Vers Enden. Gemein
Hengst bescbält zu jeder Jahreszeit und solange er lebt. Auch die Stute läßt sam ist ja auch (bis auf 11. 9,429.692) die Endstellung von OC'J&YxYJ im Verse.
die Paarung zu solange sie lebt, nicht aber zu jeder Jahreszeit; man muß sie Eine andere Interpunktion ('TOUe; 0' &vayov ~woüe;, arp(mv Epya~e:a&IX~, &vay)(:n)
also binden oder sonst irgendwiefesthalten (Ed.V f1.~ 'ne; ~EO'f1.0V ~ &AAYJV 't'tvlX führt zu einem neuen Textverständnis : "die übrigen schleppten sie lebend in
7tpoO'eveyx7J &vayxYJv). &vayxYJ ist jedes geeignete Mittel, das die Stute festhält Fesseln fort, damit sie ihnen Frondienst leisten." Und der Beweis dafür? Der
und wehrlos macht, vor allem und in erster Linie also ~EaIJ-Oe;. geschlossene Block der &.ye:LV &v&yx7J-Belege bietet dem Verständnis kaum An
satzpunkte. Hier führt vorerst nur ein Umweg zum Ziel. Alle diese Belege
handeln von einem gewaltsamen Abführen. Vergleicht man nun den entspre
chenden sonstigen Sprachgebrauch von &ye:LV bei Homer, so Enden sich zwei
2. &ye:w ocvayx7J
bemerkenswerte Parallelen:
Eine zweite, umfangreichere Gruppe der homerischen Belege von &v&yx'l) 11. 2, 229ff. Thersites in seiner Schlmpfrede zu Agamemnon:
ist in der Verbindung lJ.ye~v (&v&ye:~v) &v&YX7J gegeben. ~ g'T~ xat XpuO'ou emoe:uea~, ov XE 'TLe; OraE:~
Od. 9, 98 Odysseus schleppt mit Gewalt die zu den Lotophagen ausgesand TPhlUlV ~7t1tOaclP.(J)V e~ 'IAtou uroe; &.7tO~VIX,
ten Kundschafter zu den Schiffen zurück: OV xe'J eyffi a'~O'IXe; &yayw ~ &AAOe; 'Axa~wv;
'Taue; (.L~V Eyffiv E7tt v~ae; &yov xAa(oV'Tae; &vayxYJ. 11. 13; 57 1 ~a7ta~p' &~ lke ßoüe;, 'rov 'T' oupeaL ßOUXOAO~ &.vope:e;
Gd. 14, 272; 17,441 Die siegreichen Ägypter entführen einen Teil der Ge rAA&mv oux E:,&A€ Ona ßtYJ o~ao;v'Te:e; &youa~v'
Die aus dem Horner auch sonst bekannte Methode, Gefangene, die man leben
fährten des Odysseus als Gefangene:
't'ou,:;; 3' &'vayov ~(J)oue; arp(mv Epya~EO'&a~ &v&YX7J. läßt, gefesselt abzutransportieren (Il. 21, 26-31 ~UlOU':;; ... a'ljae: ... xa'T&ye~v
XOtAae; E7tt v'ljae; cf. 11, 105 sowie 2i, 453f.) scheint aus dem bäuerlichen Be
Il. 9, 429. 692 Achill möchte mit Phoinix heimfahren, freilich nicht gegen des
reich übernommen:5 der Sklave wird behandelt wie ein Stück Vieh. Von einer
sen Willen:
persischen Truppenabteilung heißt es bei Herodot (9, 119) ot IJ-E:V oc7t&€ avov,
&v&yx'{j ~' ou 'TL (.L~V IJ.~Ul (&.~e~).
o~ a € ~WV'Te:.:;; EAclIJ-tp&YJcmv. xcd auva~ao;v't'€~ O'rpeae; ot "EAAYJvee; ~yov de;~YJa'T6v.
Od. 22, 353 Phemios verteidigt sich vor Odysseus, er sei nicht freiwillig als
Sänger zu den Freiern gekommen:
5 Zu vergleichen ist auch oben S, 2 &Yll..YW'J ~e:O'(Aq: bei Pindar, das dem (')'f)Cfll..e;
1''X'1/'l'l1la' 7tOf"l1,1\) 7t/"I1E'O Ve:e; XIX~\ xpe:~1O 'O'ove:e; :'sj, y 0 V IX• V IX1 yx 7J. &'J&.yx.lI..e; ~\I't'eO'~v entspricht,
r
8 Joch, Fessel und Sklaverei &ye:w &v&;yx'n: Odyssee 9,93j. 9
Der Vorgang ist sachlich der gleiche wie Gd. 14, 271 f. Die überlebenden auf Grund des Zwanges" offensichtlich nicht möglich, denn &;v.xyx"(J ist aus
Feinde werden gefesselt abgeführt. Damit wären 3~crOCVT(x (cruvo~(j'(x:v't'o::) &ye~v schließlich mit Ilye~v zu verbinden und bildet mit diesem eine feste Formel,
und ocyew &vaYX1J parallele Formulierungen, ein Ergebnis, das Zu der eingangs was zahllose Beispiele aus nachhomerischer Zeit noch bestätigen werden. Das
vermuteten semantischen Identität von &v&YX'f) und OEO'f.LOC; paßt. wird auch durch epucrcrlXt; gestützt, denn epu(t} als "gewaltsam mit sich fort
Nun erhebt sich aber die Frage, ob sich Zu der konkreten Art der Fesselung reißen" legt den Gedanken an die Fessel (als Angriffspunkt des Zerrens, vgl.
Aussagen machen lassen. Eine Durchsicht frühgriechischen Bildmaterials, be (ma) 10036, Gd. '7, 479f.; (~,va) XA",lv~, Il. 22,493) nahe.' Die konkrete Art
sonders der Vasenmalerei, ergibt nichts zur Sache. Da hier die Rede vorn der Fesselung läßt sich bildmäßig gut veranschaulichen (vgl. z. B. die Dreier
ägyptischen Abenteuer des Odysseus ist, mag ein Blick in den Orient gestattet rotten von Abb. 8, ägyptische Fremdvälkerdarstellung des 12. Jahrhunderts):
sein. Die überraschung ist nicht gering; zahllose Darstellungen aus dem alten als einzelner kann Odysseus seinen drei Gefährten nur dadurch seinen Willen
Ägypten (Abb. 8-22 hier), aber auch aus dem babylonisch-assyrischen Raum aufzwingen und sie zurückbringen, daß er sie aneinander fesselt und als Rotte
und aus persischer Zeit (Abb. 1, 2, 4, 6) sind wie ein Kommentar zum home oder Koppel abführt. Bei einer Einzelfesselung wäre er nur immer eines seiner
rischen Ilyew avocyxY): gefangene Feinde werden nach siegreicher Schlacht rot Gefangenen sicher. Daß das Prinzip der Rottenfesselung (vgl. oben bei Hero
tenweise mit Halsschlingen oder Halsgabeln aneinander gefesselt als Sklaven dot cruv3'~crocVTe:e; cr<p~<xe; .•. ~yov) mit gegeben ist, zeigt noch der Sprach
abgeführt. Darauf wird weiter unten noch näher einzugehen sein. gebrauch_ der Septuaginta (Sap. '7, 16): die Ägypter werden mit einer Fin
Die an der Küste der Lotophagen von Odysseus ausgesandten Kundschaf sternis bestraft, die außer den Juden alle umfängt. Jeder, auch der Bauer auf
ter haben von der Zauberpflanze gegessen, und so muß Odysseus sie mit Ge dem Felde, der Hirte oder der Tagelöhner an seinem abgelegenen Arbeitsort,
walt zu den Schiffen zurückbringen (Gd. 9, 98f.) 't~v 3ucraAux'rov [€1.e:vev &'v'*YX"I)v, [1.~~ y~p &Aucre:~ crx6'roue; 7trX\lTEC; e3e%"I)crocv
't'oue; fLE:V iywv het v-~<xe; &.yov XAocio\l'rocc; &vocyx"(), (vgl. 17, 2 3tcrf1. ~o t O'x6'roue; xoct f1.IXXP;X.; 7te: 3"1)'roct vux't'6e;). Damit wird &vrXyxi'J
V"l)uO't ö' ivt YAOCrpUPYiO'~v uno ~uyoc 3YjO'<x epuO'O'oce;' ausdrücklich erklärt (yap) als unentrinnbare große Fessel, die viele Menschen
gleichzeitig fesselt - was nichts anderes ist als das Prinzip der Rottenfesselung.
"die nun brachte ich (aneinander) gefesselt trotz ihres Weinens zu den Schif
Einen dem Gefangenentransport des Odysseus bis ins letzte gleichenden Vor
fen zurück". Gemeint ist offenbar, daß Odysseus mit seinen Leuten verfährt
gang bietet der Bericht über die Judenverfolguug des Ptolemaios in Alexan
wie mit gefangenen Feinden, die durch Fesselung wehrlos und aktionsunfähig
drien Sept. Macc. 3, 4, 7ff. Die Juden werden mit Halsfesseln wie Tiere zu
gemacht werden. Sie werden gleichsam ins Joch genommen, so daß die an
den Schiffen geführt und dort an die Jochbalken gefesselt: 30"1'-'''' ... I'-0XP'
schließende Bindung an die Jochbalken des Schiffes (unb ~uyoc 3~0'<x) wie eine
Fortsetzung dieses Vorganges erscheint. Fesselung ist schon in der Antike das 't"~e; d.; 'ro 7tAOt:OV EfLßOAYjC; EtAXOV'rO fLE'rcX ßLIXe;. ot 't'e 'rou't'(t}v cruv~uyde; ß p 6xo~c;
gegebene Verfahren für Leute, die nicht bei Sinnen sind - die drei Lotosesser &'v't't O'Terpt(t}v 'roue; <xUxv€ oc.; 1t'Ep~ne1t'AeYfLevo~ ..•. x<X'r~X%i'JcrIXV 3e: %"I)p((t}v
werden ja ganz im Zustand des Irreseins vorgeführt.6 Obwohl alle Interpreten 't'p61t'ov, &;y6fLe:vo~ 0'~3i'Jp03ecr[1.o~e; &;vocyxoc~e;, ot tJ-E:V 't'ot:c; ~uyot:e; 't"WV 7tAO((t}V
&vocyxY) als Abstraktum verstehen, ist die Deutung der Stelle umstritten: gegen np0O'"I)A(t}[1.eVo~ 't'oue; 'rPIXX~AOUC; XTA. (cf. 7, 5 3e:crtJ-(oue; xocTocy<xy6vne; eile; &'v3poc-
1t'o31X). Hier wird nun sehr deutlich, was unter der knappen homerischen For
Voß (Aber ich zog mit Gewalt die Weinenden wieder ans Ufer) und R.A.
mel &yew &;vocyx'(j zu verstehen ist. Die völlige sprachliche und sachliche Par
Schröder (Ich aber zwang die Jammernden fort) stehen Faesi-Kaegi: "XA<X(OV
allelität zur Odyssee zwingt dazu, an beiden Stellen &'vocyx"I) zu deuten als die
't'<xe; konzessiv; der Grund ihrer Tränen liegt in &'vocyx"I)." Doch ist "sie weinten
Fessel um den Hals von Gefangenen, die abtransportiert werden. Noch Hygin
V gl. Herodot 6,75 von dem Spartaner Kleomenes TImO€ VTOC ,se OCUTOV TOCÜTIX XlXt (§ 125 Rose) interpretiert das IlYEW &'vocyx"(J des Odysseus richtig: quas vinctos
6
TIIXPlXrpPOV~crIXVTIX ~,s'~crIXV o~ TIPOO'~)(OVTe:<; elJ ~uÄ<p. Dieses ~UAOIJ, das man sich ähnlich wie ipse reduxit (sc. ad naves).
die römische furca vorzustellen hat, hatte die gleiche Funktion wie die schweren Aber die griechische Literatur bietet noch eine zweite Parallele zum Loto
hölzernen Halsgabein, mit denen in assyrischer Zeit gefangene Feinde als Sklaven ab
phagenabenteuer des Odysseus, und auch sie bestätigt die bei Homer gewon-
transportiert wurden (Abb. 1). Halsgabeln, "Menschenfänger" oder "Häschereisen"
genannt, wurden im europäischen Mittelalter vor Gericht, in Zuchthäusern oder 7 Nonnos 34, 205 droht der König der Inder
Irrenanstalten verwendet, um Tobende aktionsunfähig zu machen (Abb. 23; vgl. &A1)XTOTI~,s(XtC; oSt TIe:a~O'tt<;
Feldhaus, Technik S. 284). ,souAwv &<; ~uy6,se:0'[LoV &yw ßt6wO'ov &pu crcrw.
•
Joch, Fem:lul1d Sklaverei &ysw av&yx"{): Or!;'ssee IS,76
IO
nene Deutung. Eur. eyel. 234ff. lügt der von Polyphem beim Verkauf von Achill will mit Phoinix Troja verlassen (11. 9, 429): ~v E-1HA'(Jmv' &vayxTI
Lämmern und Käse an Odysseus ertappte Silen, er sei gezwungen worden, ö' oLS T~ fL~v &.~<.U. "nur wenn er will, in Fesseln führe ich ihn bestimmt nicht
auch hätten die Fremden die Absicht geäußert, den Kyklopen gewaltsam zu fort." &vayx'tj ist wieder eine drastische Metapher für "unfreiwillig", der Ge
entführen und als Sklaven zu verkaufen, 3~crG{V't'B~ SE: crS: / XAtpC[l 't'pm~xe:~ ... gensatz zu ~v e.&~ATImv. So ist das Wort auch gemeint Gd. 18, 76. lros will
x&nEt't'Gt.: O'uv3~O'av't"z.; e<; S-dOWAtOC I 't'~.; YfJö,:; f€J-ßIXA6vTE<; &:rrooc0O"ew 'nvL Der sich Gdysseus nicht zum Kampf stellen, aber die Diener gürten ihn und schlep
übliche Platz von Gefangenen ist zwischen oder unter den Ruderbänken pen ihn gewaltsam zum Kampfplatz: O:AA& XOCt 6)<; ap1)cr't'~pEC; &yov swO'ocv't'ZC;
(towAW;, ~uy&), offenbar, weil man sie dort arn leichtesten an die Balken fesseln &vayx"() / öE~a~6't'a (cf. 89 E<; fL~crcrov 0' &vocyoV).9
konnte, was nötig war, um ihre Bewegungsfreiheit innerhalb des Schiffes Zu Schon bei Homer löst sich &vayx1) aus der straffen Verbindung mit &YZtv.
verhindern. Zeitlich vorher geht das o~O'Cf.t XAepcr bzw. O'uvo-rjaat. Beide Wen Das läßt sich Od. 10, 266ff. beobachten. Eurylochos hat Odysseus vom Schick
dungen mi.issen als Paraphrasen der homerischen &vocyx'tj gelten. sal der Gefährten erzählt und weigert sich nun, mit Gdysseus wieder zu
Eumaios schickt einen Hirten zur Stadt (Gd. 14, 27f.) Kirke zurückzugehen (f1.~ fL' &yz xdrr' &~xoVTa .•. ot)'t'e: 't'~v' tiAAOV &~E~<;),
crüv &Y~fLEV fLv'tjcr-r'ljPcr~v 67t'Ep~~aAmcr~v &vayx'(J, weshalb der sich selbst auf den Weg macht (273): WJ't'ocp EYc0V e:IfL~, xpoc't'e:p'~
ö~p' [EpEorrocvTE<; XpE~&V xopErroc(ocTo &UfL6v. oe p.m E:1tAe:T' &vayx'tj. Seit dem zweimaligen &YEW (266,268) liegt der Gedanke
Der Hirte wird sich bestimmt nicht der Gefahr ausgesetzt haben, daß ihm das an &vayx'tj sozusagen in der Luft, und als das Wegbild noch ein drittes Mal auf
Schwein davonrennt, er wird es am Strick geführt haben. Den Interpreten hat tritt, wird sie nachgeholt, und zwar in ganz bezeichnender Form. Der modale,
diese Stelle große Schwierigkeiten gemacht. Da "gewaltsames Abführen" nur ursprünglich instrumentale Dativ bei &YE~V ist für ~evo:.~ nicht gut anwendbar,
auf Personen paßt und in der Anwendung auf den Transport eines Schweines weshalb &vayx1) - im Sinne von "moralischer Zwang" - nun beigeordnet wer
sich lächerlich ausmacht, hat man sinngemäß verstanden: den Freiern ein den und im Nominativ auftreten muß. Ähnlich muß h. Yen. 130 verstanden
Schwein bringen auf Grund von Zwang, da sie (die Freier) zwingen,s Doch werden, wo Aphrodite dem Anchises erzählt, sie sei von Hermes aus dem
liegt kein Anlaß vor, die Formel &.YE~V &vayxY) auseinander zu reißen, wenn Reigen der Artemis entführt und gegen ihre Willen zn ihm gebracht worden:
man von der Bedeutung "Fessel" für &vayx1) ausgeht. Der Ausdruck versteht cdmxp EYW r;' Lx6fL1)v, xpaTEp~ a~ P.O~ E:7tAZT' &vayxYJ. Wiederum begreift sich
sich sinnvoll als eine - freilich eigenwillige - Übertragung von der Gefange av&yx1) vom Wegbild her, das in !x6fL'tjv noch vorliegt. Auch hier wirkt &v&:yx1)
nenbehandlung her. Glücklicherweise gibt der Wortlaut eines kleines Ge wie nachgeholt und aus ihrer eigentlichen Verbindung herausgerissen. Dem
dichtes (s. u. S. 55) einen kaum widerlegbaren Beweis für die Möglichkeit dieser EIp.~ dort entspricht hier lx6f1.1)v, und auch hier wird vorher ein gewaltsames
Deutung: &.YE~V 1'ov Öv .•• a~rrav TE xoct 1t~aoccrav XW fLtv ßp6X4l xa&atJ;a<; Fortbringen genannt (&V~p1tc(~E 117, '€V&EV p.' ~P7t'OC~e: 121, ~Yc(YEV 122). Bei
'€auPEV atXfLd:Acu1'ov X1'A. Das ist &.YE~V &vocyxY) in reinster Form. Daß man ein ~yocye:v wäre noch &vayxY) möglich gewesen, denn Aphrodite war leidendes
Schwein beim Transport an der Leine führt, ist auch sonst üblich. Man vergleiche Objekt des &rew. Vers '30 ist sie handelndes Subjekt ([x6fL~v), weshalb der
etwa die Textillustration zum Märchen "Hans im Glück" der Brüder Grimm Ausdruck umgestellt und voller werden muß. Auf die Bedeutung, welche
in der Ausgabe von 1819 = S. 423 der neuen Edition des Winkler-Verlages. Ananke hier hat, kann erst in einem anderen Zusammenhang (unten S. 60)
Einen breiten Umfang nimmt die metaphorische Verwendung des Wortes eingegangen werden.
ein. So ist die Verteidigung des Phemios vor Odysseus gemeint (Od. 22, 35' ff.):
9 "Aber es gürteten ihn mit Gewalt die Diener und führten ihn wie er zitterte
w<; iyc0 Ol) T~ exc0v e<; aov 06fLoV ••. 1tCUAEUP.'tjV ••• &AAtt. 1tOAU 7tAe:OVE<; xat XPELcr fort(' (Voß) und "doch half 'es ihm nichts, die dienenden Männer ~ürteten ihn mi;
crOVEC; ~ yov & vayx Y). Den schwachen Greis brauchten die Freier nicht zu fesseln. Zwang, ihm schlotterten sämtliche Glieder" (R. A. Schröder) trifft nicht den Sinn des
"gefesselt führen" ist eine bildkräftige Metapher für "gewaltsam führen". Phe Griechischen, denn die Formel &yew lb&yx"{) wird zerrissen und av&yx'll unrichtig mit
mios macht damit glaubhaft, daß ihm-wirldich kein Widerstand möglich war. ~Ö>(jC(Vt"E~ verbunden. Besser wäre &.ye~v ~wcrc(vt"e~ als Einheit zu nehmen; dabei mag
das Auftreten von &v&YX"f) dadurch motiviert sein, daß das Gürten der Sache nach dem
8 So bieten Ameis _ Hentze - Cauer: .,avaY(1) an den Schluß des Satzes gerückt, um Binden nahe steht und man so an das 8~crCl.vt"ct &yetv denken konnte. Dazu würde pas
in 28 die Absicht der Freier anzuschließen" und R. A. Schröder: "denn er sandte den sen, daß die zum Transport von Gefangenen benutzte Fessel grundsätzlich auch
vierten zur Stadt, den Eber zu bringen, welchen der trutzige Schwarm der freienden um die K6rpermitte liegen kann (H. Greßmann, Altorientalische Bilder zum Alten
Männer gefordert." Testament, Berlin 192i~ Abb. 39).
12 Joch, Fessel und Sklaverei 1]
Die am Hornet gewonnene Deutung des &.yetv &vocyx'n läßt sich durch den verei bereits begegnete und weiter unten noch zu behandeln sein wird. Zwei
Sprachgebrauch späterer Zeit leicht bestätigen. Bei Sophokles (Phi!. 1025 ff.) fellos ist das a\lrt.yx(J.LOV Philons von der Zwangsläufigkeit einer moralischen
sagt Philoktet entrüstet zu Odysseus: du bist mit List und Gewalt zum Kampf
Verpflichtung gesagt; aber im Formalen der Verwendungsweise behauptet
nach Troja entführt worden (XAOn:TI 'TE: x&.v.xyxYJ ~uyeL;» was also willst du sich neben dem neuen semantischen Gehalt noch etwas von der alten Bedeu
mich, der freiwlllig mitzog (e:x6'J't'CI: 1tAu€crIXV'&' 1027), jetzt mit Gewalt nach tung des &vlXyx-Stammes. Schließlich läßt sich aus späterer Zeit noch Sept.
Troja zurückschleppen Cd !J-' eire'!:€, -r( [1.' &n,xyecr&E; 1029)? Das Gedankenspiel Macc. 2, 6, 7 nennen, wo es von den Juden, die Antiochos zum Heidentum
lebt von einem Vergleich: &v&yx:n ~uyet~ E:7t'AeLC; (cf. E~ &v&yx:lJ<; 73) als Schick zwingt, heißt: ~yov"o 3 € fLE'Td: mxpa~ ocv&yxY)~ (cf. 15, 2 xrt.'t'a &VOCYXY)\I O'UVE1tO
sal des Odysseus wird der Situation des Philoktet gegenübergestellt: &ye:-rE, [Levw\I). Mit bitterer Gewalt wurden sie Zum Opferschmaus getrieben. Hier ist
&:n:ocyecrih:: (cf. E(J.' ... (Juva~(J(:t.c; voe:'i:c; &yetv 1016), wobei die Parallelität von die Affinität zum ClYELV zwar noch sichtbar, &vocyxY) aber schon ganz ein Ab
avayx7) ~uye:tc; (~1tAe:tC;) IV O"uva~(j(XC; (&ye:tv) straktum, worauf auch die Ablösung des instrumentalen Dativs &vocyX"() durch
klar erkennbar wird. Die ganze Ausdrucksweise des Sophokles setzt die Kennt einen präpositionalen Ausdruck weist.
als der homerischen Formel &YE~\I ocv&yx:() voraus - und interpretiert sie zu Der Erklärung harrt noch eine Partie aus dem sechsten Buch des Ilias, die
gleich. Vom &YEtV eines gefangenen Feindes berichtet auch ein Bote bei Euri
hier zum Abschluß der ganzen Verwendungswcise ClYEt\I &v&YX1l nachgetragen
pides Heraclid. 886f. werden muß, weil sie erst jetzt verständlich werden kann. Hektar ahnt den
(rt.u~ov) E:~EU~' ocv&yxn' xcd yap oux eßOUAE't'O Untergang Trojas und beklagt das Schicksal seiner Frau: Der Tag wird kom
~&v e~ 0'0\1 eA&Et:v Ö!J.fLrt. Xrt.( 30uvIX~ 31XY)\I. men, an dem die heilige l1ios zugrunde geht und Priamos und sein speer
Was €~EU~' &v&yxn bedeutet, erklärt der Parallelbericht 861 f. 3EO'[L0t:~ 't'E 3~O'IX~ mächtiges Volk. Aber weder kümmert mich das Leid der Troer noch He
... &ywv. Wenn eA&Et:v dem &ywv entspricht, muß andererseits &v&yxY) soviel kabes noch des Priamos noch meiner Brüder so sehr
wie 3EO'[L6~ sein, und es bestätigt sich wieder &YEtV &v&yxn als Abführen eines 00'0'0\1 O'EU, l)'Te xe\l 't't~ , Ax,rt.twV X,rJ.AXOX,L't'WVWV
(vorher) gefesselten Gefangenen. Als &v&yXYl ~EU~rt.~ stellt sich die Gefangen 455 3rt.xpu6eO'O'rt.v &YY)'1'rt.~, ZAEU&EPO\l ~[1.rt.p &1touprt.~·
nahme auch dar in Platons Menexenos 240 a-c. Dareios befiehlt Datis, wenn
xrt.( XEV ev "ApYEt eouO'oc 1tpÖ~ &AA'YJ~ [O''t'O\l u~rt.(Vot~,
ihm sein Leben lieb sei, mit den gefangenen Eretriern und Athenern heim
xrt.( XE\I ü3wp ~opeot~ MEO'O"tJ(3o~ ~ 'Y1tEpdY)~
zukommen (~XEtV &yo\l~IX 'EpE'Tpta~ xrt.1 'A&Y)vrt.(ou~). Nachdem Datis die Ere 1t6AA' &Exrt.~o[1.evY), Xprt."EP~ (")' eTCtxdO'E't" avocyxY)'
trier besiegt hat, durchkämmt er, damit keiner entkomme, das ganze Land,
xrt.1. 1to"e 't't~ et1tYlO'LV t3ÜJv x(J;'t'a 3&xpu x,eouO'rt.v·
indem seine Soldaten in einer Kette, die von Küste zu Küste der Insel reicht,
460 ;'Ex't'opo~ ~3E YU\l~, 8~ OCPLO''TEUEaXE [LOCXe:O'&rt.t
vorrücken. Dann landen sie bei Marathon, um genau so mit den Athenern zu
Tpww\l [TCTC03oc!J.w\I, O't'e "IAwv &[1.~~!J.ocx,ov't'o.'
verfahren: e\l 't'?j IXU't'?j 't'rt.u't'1l ocv&yxY) ~EU~rt.V'TE~ 'EPE'TP~EUO'~V ClYEt\l. Durch &~ 1to"t'E: 't'L~ zpeEL' 0'01. 3' oci) \leo\l E:O'O'E't'rt.t &AYO~
diese Umzingelung mit einer Kette von Soldaten werden die Feinde gleich
X,~'TEr: 't'otoü3' &v3po~ &!J.UVe~V 3ouA~o\l ~!J.rt.p.
sam in einem Netz gefangen mitgeschleppt. Gegenüber dem knappen ClYEW
&AAOC [1.e 't'E&vY)W't'rt. x,u't"~ x(J.'t'a YIXt:(J; Xrt.AUTC't'ot,
OC\l&YxY) Homers ist &\I&YxY) ~EU~IXV't'E~ &YEt\l der vollere und verständlichere Aus 465 TCp(V ye 'Tl a-Yj~ 't'e ßo~~ aou &' eAXY)&[1.0LO nu&ea&rt.L.
druck (vgl. auch oben O'u\l3~0'rt.v'Trt. ClYEt\I). Die wesensmäßige Zusammenge Ananke wird hier gemeinhin als "Zwang" verstanden. E. Käsemann (S. 149
hörigkeit von &YELV und &\locyxy) kennt noch Phiion (de virt. 118): es ist gut, im Zusammenhang der Untersuchung des OC\locyxY) yocp !J.Ot zntxEt~IXt bei Paulus)
sogar einem persönlichen Feind einen Gefallen zu tun (ihm ein entlaufenes
glaubt sogar, es sei von "Schicksal" die Rede. Eine unbefangene Deutung
U1t0~UYLOv wiederzubringen), denn ~1tE't'l%t 3e xIX't'a 't'o &vIXyxoct:ov W0'1tEP O'x~a muß jedoch von dem Beziehungssystem ausgehen, in das Ananke in der Ilias
(J'W[LIX~~ xIXl ~IXU~Y) (sc. 't'?j Xrt.AOXOCYIXiH~) 'T~~ €x'&pIX~ 3L&Aum~' I) 't'E yap EO 1tE1t0V eingebettet ist. Zu der ganz konkreten Vorstellung, die mit emxE(O'E'T' gegeben
&ÜJ~ &xwv &YE"IXL 1tPO~ 'Ta E:\l0'1tov30v X,&pt"L 30UAW&e:(~. Es entsprechen sich ist, will der abstrakte "Zwang" nicht so recht passen. Die Verse 216f. des
\"
&.I ye:'t'I%~ O~O UAW'tTCe:t~\ /'"" Em :'t'rt.~ XOC'Tr\t. 'T\O ,OC VIXYX(J.~LOV.D "as {ETCEOl'V'( J.~ XIX't'rt. 't'o IX\lrt.yXrt~.w\ I Demeterhymnus
wird - aktivisch formuliert - aufgeschlüsselt als 30UAWt1IXV't'rt. &YEt\l. Das erinnert
&:AAa '&EW\I [1.V€ 3&prt. xrt.l &X,VU[1.eVO( TIe:p &v&yxY)
an 3~(J'rt.v't'rt. &yeLV, das als technischer Ausdruck für das Abführen in die Skla- 't'e-r/\IX[LeV &v&pW1tot· 1€ tl yap ~uyö~ (J;uxeVt XEt't'rt.t