Table Of ContentRolf-Dieter Müller
An der Seite der Wehrmacht
Rolf-Dieter Müller
An der Seite der Wehrmacht
Hitlers ausländische Helfer beim
»Kreuzzug gegen den Bolschewismus«
1941 – 1945
Ch. Links Verlag, Berlin
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliographie;
detaillierte bibliographische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.
1. Auflage, September 2007
© Christoph Links Verlag – LinksDruck GmbH
Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0
Internet: www.linksverlag.de; [email protected]
Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin,
unter Verwendung eines Propagandaplakates
des »Reichskommissariates Westland«,
das zum europäischen Kampf gegen den
Bolschewismus aufruft (Ausschnitt).
Satz und Lithos: Marina Siegemund, Berlin
Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg
ISBN: 978-3-86153-448-8
Inhalt
Vorwort 7
Einleitung: Das »Unternehmen Barbarossa«
und die Folgen 11
I. Die Verbündeten 23
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Finnland 25
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Ungarn 38
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Rumänien 54
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Italien 81
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Slowakei 100
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Kroatien 106
II. Die Freiwilligen aus neutralen und besetzten Gebieten 113
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Spanien 115
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Frankreich 122
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Belgien 131
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Niederlande 137
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Dänemark 144
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Norwegen 149
III. Die osteuropäischen Völker im Kampf gegen den Stalinismus 153
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Estland 156
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Lettland 167
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Litauen 173
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Polen 179
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Weißrussland 185
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Ukraine 192
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Russland 204
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Kaukasus 227
Schlussbetrachtung 243
Anhang
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Anmerkungen 249
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Abkürzungen 260
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Literaturverzeichnis 261
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Kartenverzeichnis 268
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Abbildungsnachweis 269
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Personenregister 270
(cid:2)(cid:3)(cid:3)(cid:3)Zum Autor 276
Vorwort
Die Öffnung der russischen Archive Anfang der 90er Jahre hatte auch bei Militär-
historikern viele Erwartungen geweckt. Sensationelle Entdeckungen blieben frei-
lich aus. Die wichtigsten Enthüllungen waren zumindest für den Westen nur eine
Bestätigung des bekannten Wissens. Dass Stalin in einem geheimen Zusatzabkom-
men mit Hitler 1939 / 40 ganz Ostmitteleuropa für sich beansprucht und Anfang
1940 die Ermordung der kriegsgefangenen polnischen Offi ziere bei Katyn befoh-
len hatte, konnten nun auch die ehemaligen Sowjetbürger aus Dokumenten ihrer
obersten Führung entnehmen. Die wichtigsten geheimen Bestände aus Sowjetzeit
sind in Moskau jedoch längst wieder unter Verschluss oder nur schwer zugäng-
lich. Eine wirkliche Überraschung – auch für das deutsche Geschichtsbild – hin-
gegen ist die Entwicklung einer neuen nationalen Geschichtsforschung in den
baltischen Staaten, in Polen und in der Ukraine. Sie hat ein völlig neues Licht auf
das Leben unter der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs und
unter dem Druck einer zweifachen Stalinisierung (1939 / 40 und 1944 / 45) gewor-
fen. Der Unabhängigkeitskampf dieser Völker ist in dieser Zeit nicht zum Erlie-
gen gekommen, sondern im fatalen Bündnis mit Hitler-Deutschland – und sogar
noch nach der deutschen Niederlage – fortgesetzt worden.
Für Stalin waren dies verbrecherische Aktivitäten von verräterischen Sowjet-
bürgern. Der Begriff Kollaboration wurde schon während des Zweiten Weltkriegs
von der Anti-Hitler-Koalition negativ besetzt. Dieses Bild von einheimischen
Faschisten, von Söldnern und Verrätern hat sich auch in der westlichen Literatur
bis in die Gegenwart gehalten und wurde ein halbes Jahrhundert lang von der
sowjetischen Geschichtspropaganda weidlich gepfl egt. Die seit 15 Jahren betrie-
bene neue Nationalgeschichte in Ostmitteleuropa hat dagegen ein differenziertes
Bild entworfen, das uns zwingt, von langjährigen Klischees Abschied zu nehmen.
Erst jüngst kam es in Estland zu schweren Ausschreitungen anlässlich der Verle-
gung eines sowjetischen Siegerdenkmals, weil die estnische Bevölkerungsmehrheit
die Rote Armee nicht als »Befreier«, sondern als Besatzungsarmee einstuft, wäh-
rend die russische Minderheit im Lande am Mythos des »Großen Vaterländischen
Krieges« festhält. Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich bei diesem Streit
jeden Versuch verbeten, die Geschichte des Zweiten Weltkriegs umzuschreiben.
Doch der Dammbruch scheint unaufhaltsam. So wurde 2007 – nach Riga –
auch in Kiew ein »Museum der sowjetischen Besatzung« eingerichtet und der
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100. Geburtstag des ehemaligen Oberbefehlshabers der antisowjetischen Ukrai-
nischen Aufständischen Armee (UPA) im Zweiten Weltkrieg, Roman Schuche-
wytsch, mit einer Ausstellung gewürdigt. In vielen Städten kam es bei Gedenk-
feiern zu Gegendemonstrationen und Polizeiaufgeboten. Als Kronzeuge für die
Schlagkraft der zeitweilig mit der Wehrmacht kollaborierenden ukrainischen
Nationalisten wird der spätere französische Staatspräsident Charles de Gaulle
zitiert, der gesagt haben soll, dass niemals ein deutscher Soldat seinen Fuß auf
französischen Boden gesetzt hätte, wenn Frankreich über eine derartig kampf-
entschlossene Armee verfügt hätte wie die UPA.1
Diese Diskussionen sollten Anlass genug sein, um die veränderten Sichtweisen
zusammenzufassen und uns selbst zu fragen, ob wir uns nicht bislang eine allzu
einseitige Betrachtung des deutsch-sowjetischen Krieges geleistet haben. Welche
Rolle spielten die einheimischen Helfer in Hitlers »Kreuzzug gegen den Bolsche-
wismus«, und was waren ihre Motive?
Viele Darstellungen zur Geschichte des Ostkrieges, des blutigsten Ringens der
Weltgeschichte, übersehen nicht nur den Anteil einheimischer Hilfskräfte und
folgen damit ungewollt der stalinistischen Propaganda. Sie unterschätzen auch
die Bedeutung von verbündeten Armeen, die auf deutscher Seite an der Ostfront
kämpften, und folgen damit den Parolen Hitlers, der behauptete, seine Verbün-
deten hätten kläglich versagt und ihn am Ende im Stich gelassen, seien militä-
rische Versager gewesen und nur ein Ballast des deutschen Ostheeres. In Ungarn
und Rumänien wurden die »vergessenen Söhne« erst nach der Wende von 1989
wiederentdeckt. Bis dahin war die Geschichte der mit Hitler verbündeten Ar-
meen an der Ostfront ein Tabu gewesen. Im faschistischen Italien, einem anderen
Verbündeten, gab es nach 1945 zwar eine umfangreiche Veteranenliteratur, doch
ist die Geschichte der italienischen Armee in Russland bis heute von einseitigen
Urteilen verstellt, die auf die antifaschistische Resistenza abheben und in den
Soldaten nur Opfer sehen wollen.
Hitlers Ansichten über eine dritte Gruppe, ausländische Freiwillige aus West-
und Nordeuropa, fi elen nicht so hart aus, doch diese kleinste Gruppe repräsen-
tierte Völker und Staaten, die der Diktator meist ebenfalls verachtete. Die »ger-
manischen« Freiwilligen standen zwar bei der SS hoch im Kurs, bildeten letztlich
aber auch nur »Kanonenfutter« für die Ostfront und wurden in ihren Heimat-
ländern als Verräter und Faschisten angesehen. Erst im Frühsommer 2007 hat
die norwegische Regierung einen größeren Forschungsauftrag erteilt, der sich mit
dem Schicksal der norwegischen Ostfrontkämpfer befassen soll.
Alle drei Gruppen sind bislang meist unabhängig voneinander in jeweiliger
Spezialliteratur behandelt worden, wobei wissenschaftlich seriöse und ausgewo-
gene Darstellungen die Ausnahme bilden. Sowohl in Deutschland wie in den west-
lichen Herkunftsländern der ausländischen Freiwilligen und neuerdings sogar in
Russland glorifi zieren viele Publikationen diese Helfer und scheuen sich nicht,
NS-Parolen aufzunehmen. Das Thema der Freiwilligen für den »Kreuzzug gegen
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den Bolschewismus« gehört zum Standardrepertoire des deutschen und euro-
päischen Rechtsradikalismus, einer faschistischen Internationale, die immer noch
aktiv ist.
Mit dieser Gesamtdarstellung wird erstmalig der ganze Komplex des Einsatzes
von Ausländern an der Seite der Wehrmacht im Kampf gegen die Rote Armee
beschrieben und damit in seiner Bedeutung erkennbar. Die Unterschiede zwi-
schen den einzelnen Ländern und Gruppen legen eine systematische Betrachtung
nahe, die ein gezieltes Nachschlagen ermöglicht, ohne den Zusammenhang und
den Vergleich zu vernachlässigen. Augenzeugenberichte und Auszüge aus wichti-
gen Dokumenten veranschaulichen und vertiefen ein bislang vernachlässigtes
Kapitel der Geschichte des Zweiten Weltkrieges.
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