Table Of ContentAllgemeine Grundlagen
der
Krankenpflege.
Von
Dr. Max Berg,
z. Z. Chefarzt der Lazarette Frohnau i. Mark und St Dominikusstiit-Hermsdorf bei Berlin.
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
1918
ISBN 978-3-662-34996-0 ISBN 978-3-662-35332-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-35332-5
Alle Rechte ,'oruehalten.
Vorwort.
Die folgenden Uliitter haben die Erfahrung·en meiner früheren
lllchr.iährigen Tütigkeit als Leiter des L'nterrichtes an der Kranken
pilegeschule des stiidtischen Krankenhauses .\loabit in Berlin sowie
meiner Tütigkeit als Leiter des Fiirstl. v-on Donncrslllarck'.,dJen
Krankrnhauscs in Xendcck O.jS. nnd als Chefarzt der Lazarette
Frohnan i. Mark und St. Dominikusstift-Hennsdorf bei Berlin zur
Urnndlage. Sie sind weiterhin hervorgegangen ans dem Inhalt meiner
J\rankonpflegekurse und öffent liehen Vortrüge über Gesundheits
IIIHl Krankenpflege. Angesichts der großen Zahl bereits Yorhandener
Lehrbücher und Leitfäden üoer Krankenpflege kam i's mir \rcniger
darauf an, diesei be um ein 'reiteres Buch zu vermehren, als nal:h
nmncher Richtung einr Ergiinzung zu den üblichen Lehrbüchern~
in Sonderheit zu dem ,·on der .\Iedizinalabteilung des 1\(.>niglich
Preul3isehen )lini~Lf'riums des Irmern herau~grgebenen ~,1\.ranken
i'rlegclchrbuch" zu bringen. Ieh habe daher Wl'niger ein
;.::Phend die praktische Pflege behandelt, ,·ielmehr soll einem bei
den Berufspflegern nfl begegnott•n Bnlürfnis Red1nung ge
tragen werden~ indem auf die Erörtcnmg der allgemeinen
ihuncllagen der Krankenpflege und ihn•r Beziehungen zu
1ris~enschaftlichen, sozialen und tcdmi~chen Frageu besonderer Iren
~Tiegl \\in!, weil deren Dar::;te!lung in den üblil·hen Lchrbiichnn
tlllr geringe Beriidi. . siehtigung gefunden hat. Dadurch hn!Tt daO'
1\ueh den Bcrufiipflcgt'l'n und HerufspllcgerimJcn ;\nrcgung zur \'n
riefung ihn•s Studiums und rine nicht un1villknnmwne Erweiterung (k,
l'nt<'rrichtes zu bictt•n. Eine besnnder::; cingeiH'lllk Bt·~pn•chung· lindct
dahtT audi die "l'sychischc Einwirkttng· auf den 1\rankcn··.
die ~,1\r;trtkent•rniihrttng'' und die ,.1\rankenbeobachtun~. ...
deren llarstdlung· im Yt•rkiltnis Zll ihn•r grtliJt'll lkdt•uiung für dir
1\mnkenpllPgt' llll'i~tens zu kurz kommt. Der (lc-;pn•t·hun;.:: lkt·
1\rankennn;ihrun~ .-;ind dit• FriedcnS\l'rhiiltni~st' Zlt.;.:Ttt!ldc gelegt.
ltn II in blick au r dt•n hohen \Y nt t•inn n•,· ht zri t igrn. ~achge
llliil.\t·n und \·n.,Lindni~\ nllt•n 1\rankt·nplkgt' als t•ine~ \Yichti~en und
IY Yorwort.
unentbehrlichen Heilfaktors wendet sich das Buch aber auch an
die Laienpfleger. In einer Zeit, da sich tausend fleißige ·Frauen
bände regen, um die durch den \Yeltkrieg geschlagenen Wunden
heilen zu helfen, da so manche Gattin, Mutter und Schwester sich
darauf bereiten muß: einem kampfmiidcn, kriegswunden Vaterlands
YCrtcidiger eine nrständnisYollc PJlegcrin zu werden, ist das Buch
dazu bestimmt, in einem größeren Kreise gebildeter I~eser zur Auf
klärung, Orientierung und Belehrung beizutragen. Angesichts der
ii borraschenden Unkenntnis über die einfachsten normalen Vorgänge
am menschlichen Körper und über die primitivsten Begriffe der
Gesundheits- und Krankenpflege, welche dem Arzt selbst in gebil
deten Kreisen immer noch begegnet und ihm oft schwer über
'rindlichc Schwierigkeiten bietet, will das Buch der ärztlichen
Arbeit am Krankenbett den Bodrn bereiten.
Anderseits möchte ich der Hoffnung Ausdruck geben, daß
d a s B u c h a u c h d e n )1 e d i z i n c r u n n d .i u n g e n A e r z t e n A n -
r e g u n g g e b e n mi j g c ~ s i c h r e c b t zeitig m i t der p r a k t i s c h e n
Krankenpflege zu IJescbäftigen, die in der Ausbildung des
angehemlen ,\rztes trotz ihrer hohen Bedeutung für seine spätere
lwruflidJC Tiitigkeit meistens einen zu geringen Raum einnimmt,
und auch Interesse zu nehmen an der Fortentwicklung
des Krankenpflegewesens, in Sonderheit der weiblichen
1\rankenpflege, was ich für eine wesentli<~hc Aufgabe des
ii r z tl i ehe n Standes h a It e.
Selbstrerständlidl kann die Darstellung des umfangreichen
Gegenstand<~s bei der 1\napphei l des zur \' erfiigung siehenden
J{aurnes einen Ansprur:h auf Yollstiindigkeit ni<~ht erheben; sie
rnul.l sich rietmehr auf diejenigen Gebiete hesehriinken, die Pin
allgemeines Interesse \·oraussetzen lassen. Da das l3uch als Er
giinzung neben den lwstehenden meist reich illustrierten Kmnk<·n
pllegelehrbii<:hern gedaf~ht i;,t.: habe ieh von der Beigabe von Ab
bildung<m abgesehen; dagegen glaubte ich auf die Beifügung eines
ausfiihrlich<·n alphabetisehen Sachregisters mit Fremrl
wiirtf:r<:rkliirung besonderen Wert le12;en zu müssen.
Br:rlifl :;\\\'. :Z:): im Oktober lHlH.
Altr,naer :-:tr. :!!l.
M. Berg.
Inhaltsverzeichnis.
Sl'itf'
Einleitung.
W~ sen nntl Aufgal1en tler Kranken]llh•ge.
Abschnitt f.
Yon tlen Lebensvorgängen im mensehlirhen Köqler .
1. Der Stoffwechsel .
:2. Die Y crdaunng
:l. Die Atmung ...
4. Blut und Illutkrcishtu!
Abschnitt !I.
Von tlen Erkrankungen, ihren Ersrltl'inungen untl LI'saehen .. 1S
1. <icsumlhcit und l\rankl1cit .......... . 1."..
2. J\ranldJcitscrschcinungen und li.nmkhcitsursa('1Jcn. 19
3. 1\örpcrtcmpcralur und Fichcr :.!2
4. EntziindJtng. . . . . . . . . :!7
5. ~\nstcc·kung . . . . . . . . . 29
G. Die 1\ra,nkhcilst,rrcgcr uml ihre L·cbertragung· 31
Abschnitt III.
rl'ht~r Wuml!'n nntl Yerlt'tzungen ..
1. llcurtcilung nnd erst<.· \'tTsnrg·ung Ynn \rumlcn. Hit~t-
stillung . . . . . . . .
:.!. \\ undh1•ilung und Stiirtttrgcn dn \\'unclhcilunc:·.
3. Wundinfcktiun .
4. tlrundsiil;.c dn antiscptischt•n und ascptischt•n \\"und-
hch:llldlung ...
;). Erkennen und erste Ycrsor~un~ Ynn
G. ller :'\ot \t'rhatl<l . .
:\l~Schni\.t Ir.
1\rankt~Hversorgung mul Kt·ankt•nw:u·tung . . . . . ti:l
A. Die sa.nitiirc nml so;,iale llt•clcutung· dt•r 1\rankcnh:wspfl,·c;t' ti:l
ll. li.ra.nhnhaJJ;;Irygit'lll' 7t1
1. ,\ufgalwn dt•r llyg·ienl' . . 7t1
:?. "\llgt•mt•int' \;rundsiilzt• fi[r· die llt•rricldttnc:· \Oll 1\r:Jnl;,•n-
rillllllt'll und dit: .\nlagc YO!l 1\rankt'nan~taltcn. -;:!
:1. l1it• \t'r'<·hit•.tit'llt'n llausystt'lllt'
(~. llygit'llt' dt·s 1\rankt'nzimrm·rs ....
1. [),•;;l'l>a.ffl'nhcit. und lkrril'idung
l'riYat ha.usu. . .
:?. Ausstattung· dt·s 1\ra.nkt·m.itnttlt'rs ..
H. 1-:inf\u!.i der l'nq.!,"l'llllll~ aur dit' (it'llliitsstillllllUllg·
4. Jh;; 1\r:\nkl'nh<•tt. . . . . . . .....
Yl I nh altsverzci c hnis.
5. Lac:rn<n:,:. L'mhrttctl. \rttndlirgcn; \'crhütung des \\'unü-
liL'~cns . . . . . . . . . . . . S 1
;;, Ht·inlwlttm~· ,[rs hmnkenzimmcrs 87
- n;e Luft im 1\rankcnzitlii\IPJ'. ihre ]{einhalittllg lln<l Er-
~. Linf!nl.i dc's Li,·htt's und <lcr Bcleuchtunc:
~~- Zir:J!II('l'1t'!npcratur and Jkiztrng
.\ bsl'l1 nit t \'.
I'•Fhisehe Einwirkun1= auf die 1\I'anken
1. _\lkt·tlll'ine lirundsiilzr
·) l.tkcan:,: r11it !\ranken
;_). !\ran]\t'JtiH_·st·hiifti::ung.
_\hsrhnitt \'1.
~rankenPrnährnng. . ... . li.'J
_\. _\ll~CllH_·itH' t;rund::-iitzr~ der Ernährung .... . 115
B. llit· 1\r;qJl;r·nkost. ihre llcurtciltlll~ und Ztti'crcilrln~ ll:J
1. .\ll!!C'JitC·ir1r· Hc~cln ... 11 !J
:!. \'aitruni.;st11iltcl au' <lem Tir:rrPidt .. l:!l
:;. \alirtln~'''littrl atts c[,•,n Pflanzenreich 1::'/
.t. \\a"er 1'!:-:
:). t-icnuenJittt·!. 1: ?!1
1; \'cniattli,·ld;<·it,;,kala ]:;j
_. !Jie \\ ichti~stcn I <flindsiitzc drr Ii ranhmliiit. liH
1. Fii'\Hnliiit 1 il'!
'!. Diiit l·ei L rtteriei I <sty jJitttc, I ;)4
.,
o). lltii 1 !>r·i _\lagr·n- l!lld llllr·m!eid,·rt Ji);j
~. f>i;it [JI'i \ir·rcnlo-iden. 1::!7
•'- lJiii I 'lf'i llcrzkran k hei t<·n I::!S
r' · !Jiitl llj'i 1.<· bnkran k ltci I •·n J:;:-:
-
IJiitl ilf·i r;j,·ltt ]:)!J
" Diii t lH·i /,rll'!,('rk r11 "kltPit 1; .; ~'
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{J. [Ii·· [illtT!'i,·li!l''c oil'!' ,-;jJI'iS<'l\ 111111 (j,•(t•iillkt• ltlld iitfl• jJ:;_I't'!tiSt•ilf•
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J. iHilrt!.<·:d"·"!'"''!ttrtn!! rtnd ll<·rir·lti<Tslatlullg an dr:n "\rzl l.J/
\·<·rloalt<·tl '"''"' .\tillr'<·ir·n J!l'ia!trdrolw11dPt' 1\rankhPils-
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i'J'">I" !Jr·i !J 'l II :. . '1'11 .
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t. TI·JrJ[Jf'J';J:IjJ.J;w:-.."'li!JJ~. \JnJ.:n;Jilll!l'!l IH'i Fii'IH·r 1;,;;
"· J:<·r,',,,,.j,t:;·"· d<·s !',tl."·s 1111<1 d<'r ll~:rzl.ii.Ligk<·it. llilf<·-
lr·:c..,i:JrJ:..' f11·i JJ,·u.:-..:IJrtlllg'I'Jl. Jl(•SIJ!ldf'l'S IH·i 1\ollaps. . 1.-)!)
1:. j;, .. ,j,;"·l,:llllc d<·r· .\11111111~. llilf<·l•·i:,lullg l11·i illf'rnllol. ttnd
7 f.:i!J:_ 1'!1- litHI \I;J:_ri·JJJI]JJ1!1W'I'II
..... I;, .. \: 1l.;i :-:,1·i 11 ., 11 JrlJJJ ~ r· n
ldJttl:::wll'
1 , <· ! ~ ~ :· r 1. ~ , • J 1 : ;t : •
lnhaltsYerzeichnis. VII
Seite
c) Epilepsie . . . . . . . . . . . . . . 16S
d) ßcwufJtseinss(ijrungen bei Yerschiedcnen Erkran-
kungen. . . . . . . 171
9. liremen der !Iilfelcistung. . . . . . . . . 17:}
ALschnitt HII.
(h•untlsätz(~ fiit· tlie l'f'le~e bei iibt~rtra~lmren Krankheiten 1I ±
A. Die soziale Betlcutullg der Infektionskrankheiten . . 17 ±
B. :1\atürliche und kiinstliche Schutz- und AbwehrmitteL ::iehutz-
impfung und Scrumhchandlung. . . . . . . . . 1 7~
C. Yorschriften wr Ycrhiitnng der 1\rankheitsiibcrtragung 18±
1. Sel hstschutz. 1:35
:2. Reinlichkeit. . . . 185
3. Mundpflege . . . . 18()
4. Das Krankenzimmer des Infektionskranken 181
5. Desinfektionslehre . 1S::!
a) Allgemeine Regeln. . . . . . . . 1:3\.l
h) Die ,\ nwcmlung der llitze. . . . . 190
e) Die chemischen Desinfektionsmitlei. 191
d) Ansführung der Dcsinfcktiun während der Plle,;:e. 19:2
e) Schlußdesinfektion . 19±
6. Absonderung. Quarantäne 195
7. Anzeigepflicht . . . . . . 191
Abschnitt IX.
rnst•rr wl'iblidte Krankenpflegr. ilu•e hrruflil'lte nntl sozialt> Ent-
wit·kluug. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ::?00
1. Das wciblit'he 1\rankcnpflcgcwesen der \lcgcmYart :!Ol)
:2. Die Krankenpflege als wcihlit'hcr Beruf . . . ::?0±
3. Die soziale Lage der 1\rankenschwcstcrn :!01
4. Allgemeine l'fliehten nnd äul.lcrcs \erhalten. :!1;,
;), l'flil'hkn gegenüber dem ,\rzt. . . . :!17
\i. Yr'rsl'hwiegcnhcit uml Sl'hweigt•pflicht . :!20
'. \'erantll'ort fi,·hkeitsgefiihl und sittlicher Ernst :!:!1
.\l[lhahetisl'hes :':whn'gistcr mit Fremtlwiirtt'rerkli\nlng. . . . :!:!.!
Einleitung.
Wesen und Aufgaben der Krankenpflege .
.. Pflegen hei!Jt: dem Kranke11
Lelfen, zu leben. •
Fl. l'iigl:tiugale
Unter "Krankenpflege" im weitesten Sinne \"erstehen wir
jegliche Fürsorge für unsere ~litmcnschcn, die durch Krankheit
außerstande sind, selbst für sich zu sorgen. Da natürlich der
Einzelne nur im beschrünkten Maße seinen notleidenden :\lit
menschen Hilfe und Beistand zu leisten vermag, so wiirdc ein
großer Teil der Bevölkerung im Falle einer Krankheit dieser hilf
los preisgegeben sein, wenn nidlt durch gemeinschaftliche Be
mühungen der menschlichen UcsellschaJt eine Fürsorge für die
wirtschaftlich Schwat~hcn einträte. Eine ebensolche gemein~anw
Versorgung ist dann nötig, ;renn plützlich gleichzeitig außer
gewöhnlich viele Menschen krank und hilfebedürftig 1rcrden, >rit·
bei Epidemien oder im Kriege. Dieser ~ozialen Pflicht c1ner
Krankenfürsorge wird die iiffentliche Krankenpflege gerecht.
die geregelt wird durch Gemeinwesen, durch den Staat, durch dit·
Kirche, durch humanitiire \' ercinigungcn. Diese Organisatitllll'n
bringen die nötigen (1eldmittcl auf, sie erbauen I\rankenhiiu~er.
sorgen fiir die Ausbildung Hlll PJkgqJCrsonal und ;;etzen alle er
fonlerlichcn Hilfsmittel und Kriifte in Bereitschafe um .iedt'm.
auch dem Bedürftigen, dem :\Iittcllosen und .\lleiustehenden, in
Krankheitsfiilleu sachgcmiilk Pllegc zu ermöglichen. ,\Jle dic~c Be
tr ..
strebungen fassen wir zu"ammen in dem Sa.mnwllwgri Kranken
pflcgcwesen ", cincn1 reiuhgcgliederten Bau, dt's:;l'n einzclrll' ~Ab
teilungen eng mitl'inander \ erhundcn sind. L'm die~en !lau richti:.:
zu iiherschauen, mii~sen wir ihn ron rer:-;c.hiedew·n (~c~it·ht~punktcn
aus bPtrachteu.
Dann unterseheidl'll wir einmal da,.; groi3e l;t•bict der 1\rankcn
für~orge, die wir als eine iiiTentlid!l' .\ngdcgcnht'it, t'in ~tlzialc,..
\\'erk dt~r l:esellsdtaft anzusehen haben. ~ie umfaLlt die Sttllllllt'
allPr uns zu l:ebote ~tehenrkn Einricldungen. dnt'n Hedt•uttmg· in
der \'orsorgr' lieg·! utul den'n ~tiindigc Bereihch;tt't e,.. t'rmi•:.:lit·ltt.
2 Einleitung.
daß allen Hilfsbedürftigen, selbst bei gehäuftem Bedürfnis und ge
waltigster Inanspruchnahme, eine ausreichende Unterkunft, Hilfe
leistung, Pflege und Behandlung zuteil werden kann. Die Kranken
fürsorge umfaßt demnath alle Krankenanstalten und verwandten
Institutionen, die zum Transport, zur Unterbringung, Verpflegung
und Cnterstützung von Kranken dienen, - alle Hilfsmittel, die den
sogenannten Krankenkomfort ausmachen, . - die siimtlichen Organe
beruflicher und freiwilliger Krankenpflege, - alle Organisationen
geistlicher und weltlicher Krankenpflege, - alle Genossenschaften und
\' erbände zur Hilfeleistung an Kranken und Verwundeten, - das
gesamte Samariterwesen, die Kriegskrankenpflege und den reich
gegliederten Bau des Kriegssanitätswesens: kurz sämtliche gesetz
lichen, staatlichen, städtischen und privaten Einrichtungen und Maß
nahmen sozialer Fürsorge im Interesse der Kranken, so auch das
Krankenversicherungswesen, die Krankenkassen, die Unfall- und In
validitätsversicherungen und vieles andere mehr. Demgemäß sind die
\' ertreter der Krankenfürsorge ihrem Berufe nach nicht nur Aerzte
und Krankenpfleger, sondern auch Ve rwaltungsbeamte, Juristen,
Architekten, Geistliche, )lilitärpersonen, Angehörige von humanitären
Organisationen und )lagistrate.
Sehen wir von diesem weitverzweigten Gebiete der sozialen
Krankenfürsorge ab; so bleibt als weiterer Inhalt des allgemeinen
Begriffs "Krankenpflege" die eigentliche, praktische Pflege
im engeren Sinne, die Krankcnwartung, d. h. die Summe aller
täglichen Hilfeleistungen und Vc rrichtungen an dem Kranken, die
srine sachgemäße Versorgung, seine Verpflegung und die Be
friedigung seiner Bedürfnisse erfordern, ausgeführt durch die dazu
geeigneten und bestimmten Personen der nächsten Umgebung des
Kranken oder durch geübtes PflegepersonaL
Damit eng- und untrennbar verbunden umfaßt schließlich der
Begriff "Krankenpflege" weiterhin alle klinisdJCn und therapeu
tischen .:\lal.\nahmen an Kranken, die der wissenschartlieh gebildete
und erfahrene Arzt in ihrer zielbewußten Anwendung und in der
Kenntnis ihrer physiologischen Einwirkungen auf den kranken
Organismus an dem Patienten selber ausführt oder ausführen läßt,
alle Beobaehtungen, Hilfeleistungen und Vc rrichtungcn eines gc
sdllllten Pflcgepersonals, die sein iirztliches Urteilen und Handeln
wirksam unterstützen. In diesem Sinne bildet die Krankenpflege
als unentbehrliehes Hüstzcug in der Hand des Arztes einen Teil
der medizinisr:hen "'isscns1:haft und der iirzUidlen Kunst, eine be
dl'utsamc Hilfskraft iirztlid1Pn llandelns, ~~ine Wissenschaft-