Table Of ContentENTSTEHUNG UND AUSBREITUNG
DER
ALCHEMIE
MIT EINEM ANHANGE:
ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE DER METALLE
EIN BEITRAG ZUR KULTORGESCH1CHTE
VON
PROF. DR. EDMUND O. VON I.lIPPMANN
DR.-ING. E. H. DER KGL. TECHN. HOCHSCHULE ZU DRESDEN
DIREKTOR DER "ZUCKERRAFFINERIE HALLE" IN HALLE J.. S.
BERLIN
VERLAG VON JULIUS SPRINGER
1919
ISBN 978-3-642-50639-0 ISBN 978-3-642-50949-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-642-50949-0
Alle Rechte, insbesondere das der 'Obersetzung in fremde Sprachen,
vorbehalten.
Copyright 1918 by Julius Springer in Herlin.
Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1918
GEWIDMET
MEINER LIEBEN FRAU,
DEREN VERSTÄNDNISVOLLE TEILNAHME UND UNERMÜDLICHE
FÜRSORGE DIE VOLLENDUNG DIESES WERKES IN SCHWERER
ZEIT ALLEIN ERMÖGLICHTE,
SOWIE DEM ANDENKEN IHRES BRUDERS,
MEINES FRUHVERLORENEN SCHWAGERS
DR. AUGUST MüLLER,
PROJrBSSORS DBR ORIBNTALISCHBN SPRACHBN AN DBR
UNIVBRSITÄT HALLB-WITTBNBBRG.
DES ERSTEN FORDERERS MEINER GESCHICHTLICHEN
ARBEITEN.
Vorrede.
Die Geschichte der Alchemie ist nach Kopp "die Geschichte einE)B
Irrtums" 1). Die Seltsamkeit seiner Natur, die Größe seines Beharrungs
vermögens und die Bedeutsamkeit seiner Folgen stempeln ihn in gleicher
Weise zu einem der merkwürdigsten im Gesamtgebiete der Kulturentwick
lung. Daß die KWlSt des Gold- und Silbermachens Wlgefähr seit Beginn
WlSerer ZeitrechnWlg den Anspruch erheben und auch festhalten konnte,
eine tatsächliche zu sein, obwohl sie im Verlaufe von fast zwanzig Jahr
hunderten niemals auch nur das geringste nachwe~bare Ergebnis, ge
schweige denn einen dauernden Erfolg zu verzeichnen hatte, möchte zu
nächst unbegreiflich, ja unfaßbar erscheinen! Einige Aufklärung gewähren
indessen Beispiele, die verwandten Gebieten zu entnehmen sind, z. B.
jenem der Astrologie, über die es im 2. Teile des "Faust" heißt 2):
"Empfangt mit Ehrfurcht sterngegönnte Stunden:
Durch magisch Wort sei die Vernunft gebu.nden;
Dagegen weit heran bewege frei
Sich herrliche verwegne Phantasei.
Mit Augen schaut nu.n was Ihr kühn begehrt,
Unmöglich ist's, drum eben glaubenswert. "
Von solchem Glauben gilt, was UHLAND in den "Schriften zur Ge
schichte der Dichtung und Sage" ausspricht 8): "Aller Zauberglaube beruht
auf dem Gefühle der Abhä.ngigkeit von Kräften, deren Wirken ein Un
begriffenes ist und eben darum auch für ein Grenzenloses angesehen werden
kann; ... da wird denn ... eine Formel gesucht, welche, die Sinne treffend,
unmittelbar das Geheimnis in sich schließt." Hinsichtlich derartiger Ge
fühle und Formeln wieder sagt BoucHt-LECLERCQ ebenso geistvoll wie
treffend '): "Lehren, die sich auf den Glauben berufen, müssen ihren
Ursprung verbergen und in eine möglichst entlegene Vorzeit zurückversetzen,
um der Kritik zu entgehen. Sie suchen die Wunder, und zwar die ,alten',
als spezifische Kennzeichen göttlicher Werke oder Wahrheiten, und wünschen
nicht, daß ihnen Einsicht das Vergnügen des Glaubens verderbe. Den
Glauben der Menschen erfüllt aber das, was sie hoffen, daher geht er aus
jeder WiderlegW1g durch die Erfahrung immer wieder siegreich hervor;
auch ist die Fähigkeit zu glauben unbegrenzt, und was man voraussetzt
1) "Beiträge zur Geschichte der Chemie" (Braunschweig 1869) 1, 17.
2) GoETRES "Werke" (Weimarer Ausgabe) Bd. 15, 80; Vers 6415 ff.
a) Stuttgart 1868; 7, 404.
') "L'astrologie grecque" (Paris 1899) 51, 578, 207, 548, 579, 573.
VI Vorrede.
sieht man auch, oder sah es doch in frfiherer Zeit, als die Menschen noch
bessere Augen hatten." - Die so geschaute "geheime" Wahrheit stellen
nun die bevorzugten Geister, die mit ihr begnadet sein wollen, dem harrenden
Chorus der Urteilslosen dar, und zwar unter dem "geziemenden" Schleier
jener nebelhaften und mystischen Andeutungen, die ihren Eindruck auf
die große Masse niemals verfehlen. Schon LUOBETIUS versichert 1):
"Alles bewundern die Toren und lieben es über die Maßen,
Was man verblümt ihnen sagt, mit recht verachrobenen Worten,"
und über die maßgebende Rolle der Zeit hierbei äuBert sich ein orientalischer
Geistesverwandter 2) :
"Was töricht schien von Anbeginn.
Woran kein Weiser sich beteiligt, -
Rollt ein Jahrtausend drüber hin,
Erschclnt's ehrwürdig und geheiligt.
Und bringt es den Verstand auch ins Gedränge,
Wirkt es doch mächtig auf die Menge."
Wird aber das Dunkel der Autoren allmählich doch gar zu sehr als solche.'!
empfunden, dann betritt, es zu lichten, die Schar der Kommentatoren
den Schauplatz; über ihr Treiben ergeht sich schon ein altindischer Kenner
in bewegter, leider nur allzu berechtigter Klage 8):
"Wenn der Sinn höchst unverständlich,
Sagen sie, er sei ganz klar;
Wenn er leicht zu fassen war,
Schwätzen breit sie und unendlich.
Durch den Schwall der Wortgeflechte,
Wo er gar nicht angebracht,
Wird der Hörer irr gemacht,
Wird verdunkelt ihm das Rechte,
Bis er schließlich, ganz verloren
Abseits steht, wo keines Bleibens,
Fern vom Wege! Also treibens
Schon seit je Kommentatoren:"
Allen den aus dem Vorstehenden ersichtlichen Schwierigkeiten wird
vereint begegnen, wer sich mit der Geschichte der Alchemie beschä.ftjgt.
Mich selbst hat hierzu das Bestreben veranlaBt, nach Aufklärung der
einga.ngJJ angedeuteten, kulturgeschichtlich wie psychologisch gleich fesseln
den Probleme zu suchen: wie und wo ist der Glauben an das Gold- und
Silbermachen entstanden, und du:ich welche UIDStiLnde begtinstigt konnte
er sich ausbreiten und. dauernd erhalten ~ Als ich mir vorsetzte, diese
Fragen einer ausreichenden Beantwortung eni"ßegen zu ftlhren, hielt ich
eine solche, wie das auch dem schon Erfahreneren immer wieder begegnet,
fI1r weitaus einfacher als sie sich im Laufe fortBchreitender Untersuchung
erwies; schon bevor mein Irrtum endgfiltig zutage trat, war jedoch so viele
Mühe und Zeit aufgewandt, daß ich sie hinterher nicht verloren geben konnte
1) "De nature. rerum", lib. 1, Vers MI.
S) VgI. BoDBNIITlIDT, "Aus dem NachJa&se des :MIBZA 8oB.uTy" (Berlin 1877)
71; der Gedanke entstammt einem persischen oder arabischen Dichter, doch habe
ich ·mir leider vor Jahren weder seinen Namen &Jigemerkt, noch den des ttberaetzera.
') Frei übenetzt in Anlehnung an DBusBBN, "Geschichte der Phi1oaopbie"
(Leipzig 1908); 1 (3), 5.
Vorrede. VII
und mochte, nun vielmehr erst recht trachtete, ganze Arbeit zu leisten.
Während mehr als zwei Jahrzehnten betrieb ich daher, soweit berufliche
und ältere wissenschaftliche Verpflichtungen von vielerlei Art es zuließen,
die erforderlichen Studien auf allen den zugehörigen, sehr mannigfaltigen
Gebieten, denen der Chemiker mei'lt so gut wie völlig fernsteht und in die
er sich daher erst einzuarbeiten hat. Zu einem endgültigen Abschlusse,
insoweit ein solcher überhaupt erreichbar ist, war ich noch nicht gelangt,
als der Weltkrieg ausbrach. Für den Leiter eines großen industriellen
Unternehmens galt es, der voraussichtlich äußersten Inanslruchnahme
seiner Kräfte dauernd gewachsen zu bleiben; dies aber, so fühlte ich, war
nur möglich, wenn der Anstrengung des Berufes ein Gegengewicht ge
schaffen wurde, und zwar in Gestalt einer gänzlich fernliegenden, hier
durch aber ablenkend wirkenden Tätigkeit. So begann ich denn mit der
Abfassung und Niederschrift des vorliegenden Werkes, und war so glück
lich, es nicht nur vor etwa Jahresfrist im wesentlichen zu vollenden, sondern
auch einem Verleger zu begegnen, der sich sogleich bereit erklärte, trotz
der allbekall11ten, fast unglaublichen Schwierigkeiten, den Druck umgehend
zu beginnen und nach Möglichkeit zu fördern. Hierfür habe ich der Firma
JULIUS SPRINGER ganz besonderen Dank auszusprechen.
Die Eigenart des behandelten Gegenstandes und seine Verzweigung
nach den verschiedensten Richtungen erweckte das dringende Verlangen,
der Drucklegung nicht ohne jene Mitarbeit und Berichtigung seiteus nach
prüfender Fachmänner näher zu treten, die nach einem schönen Ausspruche
REITZENSTEINS 1) "den einzigen Lohn bildet, den ehrliche Arbeit sich
wünscht". In dieser Richtung fand ich, wie bei Herausgabe meiner früheren
Werke so auch diesmal, das erfreuendste Entgegenkommen: Gelehrte
allerersten Ranges auf altphilologischem, orientalischem, paläographischem
und reIigionsgeschichtIichem Gebiete, die Herren Geheimräte und Pro
fessoren G. JACOB in Kiel, R. REITZENSTEIN in Göttingen, J. RUSKA iri
Heidelberg und C. WESSELY in Wien erklärten sich bereit, die Korrekturen
mitzulesen und hierdurch ein Opfer an Arbeitslast und Zeitverlust auf sich
zu nehmen, das angesichts der gegebenen Umstände gar nicht hoch genug
veranschlagt werden kall11. Die Herren Geheimräte Prof. Dr. R. REITZEN
STEIN und G. JACOB sahen sich allerdings veranlaßt, bald nach Vollendung des
1. Abschnittes zurückzutreten; die übrigen beiden Herren hielten jedoch bis
zum Schlusse mit durch, und Herr Geheimrat Prof. Dr. G. JACOB hatte
noch die Güte, seine Herren Kollegen Prof. Dr. W. JAEGER und H. PRINz
für die Durchsicht einiger besonderen Kapitel zu gewinnen. Ihnen allen
möchte ich auch an dieser Stelle nochmals und aus ganzem Herzen wahren
und aufrichtigen Dank darbringen, und ich bin überzeugt, daß die Leser,
von gleichem Gefühle beseelt, voll in ihn einstimmen werden. Die mir
mitgeteilten kleineren Berichtigungen konnten mit vereinzelten Ausnahmen
noch im Texte verwertet werden; größere Zusätze hingegen mußte..!, da.
Abänderungen des einmal fertigen Satzes tunIichst zu vermeiden waren,
unter Bezeichnung mit dem Namen ihres Urhebers in die Nachträge wandern.
') PAULy-WISSOWA, "Real-Enzyklopädie des klassischen Altertums" (Stuttgari
1894 ff.) 6, 807.
vm Vornde.
Diese haben hierdurch einen mehr wie gewöhnlichen Umfang angenommen,
da aber ihr Inhalt in den Registern noch mit beriicksichtigt ist, dürfte der
Übelstand nicht a.llzu fIiblbar hervortreten. Daß für die Art, in der die
empfangenen Ratschläge verwertet wurden, ich a.1lein verantwortlich bin,
bedarf wohl keiner ausdriicklichen Hervorhebung; nochmalige Rückfragen
zur Behebung einzelner Zweifel oder Unlda.rheiten machten die Zeit
umstände meist unmöglich.
Für mancherlei wichtige Auskiinfte, die mir miindlich oder schriftlich
im Laufe langer Jahre zuteil wurden, bin ich ferner großen Dank schuldig:
den Herren Geheimräten und Professoren C. BBOCKEI..:IlANN, H. DIELs,
A. GBÜNWEDEL, E. KAUTZSCH (t), R. KOBEBT, F. X. KUGLEB, H. MOIS
SAN (t), T1I. NÖLDEKE, R. PISOHEL (t), F. v. RIOHTHOFEN (t),
H. SUOBIEB (t), A. TSCBIBCH, E. WIEDBJrIANN und G. WISSOWA.
Was die benützten Quellen anbelangt, so suchte ich zunächst der
Anweisung zu folgen, die BUBCKHABDT in seiner "Griechischen Kultur
Geschichte" gibtl): "Es steht in den alten Autoren noch so vi&es Merk
.w flrdige, das Wenige beachten; ... zum Ganzdurchlesen der Autoren muß
uns die Einsicht bestimmen, daß das, was für uns wichtig ist, nur wir
finden." Demgemäß strebte ich also, die Quellenschriften tunlichst aus
eigener Anschauung kennen zu lernen; hierbei stieß ich aber auf schwer
wiegende Hindernisse, denn ich besitze zwar eine gründliche gymnasiale,
aber keine eigentlich philologische Vorbildung, und bin zudem keines
Wortes einer orientalischen Sprache mächtig, blieb also betreff der so zahl
reichen und wichtigen Werke arabischer, syrischer und persischer lIerkunft
lediglich auf Übers~ungen angewiesen. Auf diesem Gebiete war daher die
Unterstützung durch orientalistische Fachgelehrte von ausschlaggebender
Bedeutung, und ich muß namentlich den selbstlosen, wahrhaft unermüd
lichen Eifer hervorheben, mit dem Herr Prof. Dr. J. RusltA nicht nur für
sachliche Berichtigung und Verbesserung sorgte, sondern auch für Durch
flihrung einer einheitlichen Schreibung der Namen und Bezeichnungen,
die den gegenwärtig anerkannten Grundsä.tzen entspricht Z). Für einige
Ungleichheiten, die trotzdessen (haupt.eä.chlich im ersten Drittel des Buches)
stehen blieben und mir zur Last fa.llen, habe ich angesichts des durch die
Zeitumsti.nde und zuweilen auch noch durch Postsperren verzögerten
EingaDp der versandten Korrekturen Um Nachsicht zu bitten.
Hinsichtlich der griechischen Alchemisten bediDgte den größten
Mißstand die Tatsache, daß die von BEBTBELOT veranstaltete Ausgabe
an erheblichen Mängeln und Unzuverlä.ssigkeiten sowohl des Textes wie der
Überset&ung leidet, nichtsdestoweniger a.ber beniitzt werden muß, weil
sie die einzige .vorhandene ist. Die unnmgiLngJicbe aJlgemeine Auseinander
setzung mit BBBTlIBLOT aJs Historiker habe ich in die Nachträge ver
wiesen, teils um mich zuvörderst mit kurzen Andeutungen begnilgen zu
können, teils weil a.m Scbl1l888 des Werkes a.uch der Leser selbst ein ge
wisses eigenes Urteil gewonnen haben wird. Die wirklichen Verdienste
1) :Berlin 1898; 1, Vorr. 3, 9.
I) Auf mancherlei Feinheiten der Orthographie muBte jedoch, derzeitiger
typographischer 80Jnrierigkeiten halber, verziChtet werden.
Vorrede. IX
jenes großen Mannes verkleinern zu wollen, lag mir dabei fern; wo ich aber,
im Dienste der Wissenschaft nach Wahrheit und Gerechtigkeit strebend,
ihm zu nahe getreten sein sollte, bin ich, soferne mir dies nachgewiesen wird,
zum Widerrufe gerne bereit.
Daß ich nicht den Anspruch erheben könne und wolle, den Anforde
rungen der Vertreter philologischer oder anderer Sondergebiete zu ge
nügen, war mir von vornherein klar; als ich dieserhalb meinen verewigten
hochverehrten Freund Prof. Dr. E. KAUTzSCH um Rat fragte, lautete
seine Antwort: "Leisten Sie, was Sie können, nachher kommen die Fach
gelehrten und bauen weiter, aber ohne die Vorarbeit kommen sie nicht."
Demgemäß verfuhr ich, und mein Buch wendet sich also in erster Linie
an Chemiker, Naturforscher und Allgemein-Gebildete. Diese sind jedoch
heutzutage fast durchwegs des Lateinischen kaum mehr, des Griechischen
gar nicht mächtig; daher habe ich alles Fremdsprachige in übersetzung
wiedergegeben, den griechischen Fachworten aber, da der geschichtliche
Zweck ihre Beibehaltung unbedingt erforderte, in der Regel eine Umschrift
in lateinischen Buchstaben beigefügt und die richtige Aussprache durch
Angabe der Akzente gesichert. Wer solche Ausdrücke als für seine Zwecke
entbehrlich erachtet, mag ganz über sie hinweglesen. Das oft arg ver
derbte Griechisch der PapyTi chemischen Inhaltes, mit seinen zahlreichen
Entstellungen von Worten, Vertauschungen von Vokalen, Auslassungen
von Akzenten u. dgl., haben die Herren Mitleser der Korrekturen nach
Ermessen abgeändert und verbessert.
Seinem Titel entsprechend behandelt mein Werk nicht die gesamte
Geschichte der Alchemie, sondern die ihrer Ents teh ungund Aus breitung.
Gerade diese Frühzeit lag nämlich, trotz aller bisherigen rühmlichen
Arbeiten, immer noch in tiefem Dunkel und war der Aufklärung besonders
bedürftig; für die spätere Periode hingegen, die etwa im 11. Jahrhundert
mit dem Aufkommen der Alchemie in Südeuropa einsetzt und erst an der
Schwelle der neuesten Zeit abschließt, liegen bereits treffliche und reich
haltige Darstellungen verschiedener Richtung vor, die insbesondere auch
auf die Rolle der "Schwärmer und Schwindler", sowie auf die oft höchst
abenteuerlichen persönlichen Schicksale der "Meister und Adepten" in
gründlicher Weise eingehen. Vom wissenschaftlichen Standpunkte aus
bieten übrigens jene langen Jahrhunderte nicht das geringste Neue; es
taucht auch nicht ein Gedanke auf, der den engen Umkreis urväterischer
Tradition überschritte.
In der Darstellung befleißigte ich mich möglichster Knappheit und
Verständlichkeit. Eigene erklärende Zusätze sind in eckige Klammern [ ]
gesetzt, um sie von den in runden ( ) stehenden, den Originalen angehörigen,
deutlich zu unterscheiden. Fremdworte trachtete ich zwar zu vermeiden,
schloß sie aber nicht grundsätzlich aus; sie blieben stehen, wo sie ohne
weiteres das gewünschte Verständnis sichern, während Umschreibungen
erst selbst einer Erklärung bedürfen, ferner wo sie größere Kürze gewähr
leisten, endlich auch wo sie Abwechslung im Ausdruck zulassen.
Über die benützten Quellen habe ich sehr reichliche Angaben bei
gefügt, die eine weitgehende Nachprüfung gestatten, und hierdurch zur
Aufklärung von Irrtümern oder Mißverständnissen führen sollen, die mir
x
Vorrede.
trotz aller Bemilhuugen zweifelloll unterlaufen sein werden: Titel, Verlags
ort~ und Encheinungsjahre der Werke wurden stets genau angef1lhrt;
einfach beigesetzte Zahlen sind die der betreffenden Seiten, besteht aber
ein Werk aus mehreren, oder aus einer Reihe von Bänden, so geben
die ersten Za4len die Bände, die zweiten (und die folgenden) die Seiten
an, a.lso z. B. ZlIU·BB, ,,Die Philosophie der Griechen" I, 509 = Bei. 1,
S. 509, WIBDBIlAlnf, "Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften"
21, 118, 123 = Heft 21, S. 118 u. 123. Nur für BEBT.RBL0T8 "Collection
des Alchimistes grecs" und "La. Chimie au moyen age" blieben in den ersten
Bogen durch ein Versehen römische Zahlen als Ba.nd-Angaben stehen
und wurden da.ra.ufhin dann auch weiter beibehalten. Daß ich PLnuus
zwar in der Regel nach Kapiteln, einige MaJ.e aber nach Abschnitten
zitierte, bemerkte ich leider erst im Laufe der Korrektur, und konnte die
betreffenden Stellen nicht mehr abändern. Meine ausführlichen Aufsätze
tlber Chemisches bei PLnnus, DIOSKumDBS, PLATON und AmsTOTBLBS
bJi.tten eigentlich im vorliegenden Werke ihre Stelle finden müssen; da sie
aber in meinen "Abhandlungen und Vorträgen zur Geschichte der Natur
wissenschaften" bereits abgedruckt vorliegen, wiederholte ich nur das
ganz Unentbehrliche und begniigte mich im übrigen mit kurzen Hinweisen.
Vielfach steht die Geschichte der Alchemie in innigem Verbande
mit jener der Mineralogie und der chemischen Technologie, namentlich
der MetaJlurgie; diesen Zusammenhängen wurde daher allerorten besondere
Aufmerksamkeit gewidmet. Um jedoch weitgehende Zersplitterung zu
vermeiden, schien es zweckmäßig, die Hauptmenge der Nachrichten über
die ältere Geschichte der Metalle in einem besonderen Anhange (dem
6. Abschnitte des Buches) zu vereinigen; eingehendere Berücksichtigung
fanden hierbei die kulturhistorischen und etymologischen Gesichtspunkte,
schon weil die einschlägigen Quellen dem Chemiker meist schwer zugäng
lich oder ganz unbekannt sind. Der Natur der Sache nach beschränken
sich jedo8h diese Darlegungen auf die sog. planetarischen und die als Ab
arten von solchen angesehenen MetaJle, sowie auf ihre Legierungen.
Inhalts-Verzeichnisse sind vier vorhanden: 1. das der griechischen
Worte, einschließlich gewisser dogmatischer Redensarten, 2. das der an
gefiihrten Schriftsteller und Werke, 3. das der geographischen. Eigen-und
Völker-Namen, 4:. das sachliche. Ihre Abgrenzung war oft schwierig,
und es bleibt zu beachten, daß das nämHche Wort in verschiedenen Re
gistern vorkommen kann, z. B. HBBMB8 als Autor in 2., als Gott in 3.,
als Planet in 4: •• ebenso z. B. Uyo, in 1. und Logos in 4:. Auf der Suche nach
Ausdrtlcken. die aus zwei Worten bestehen, wird man unter Umstii.nden
bei. beiden nachzuschlagen haben; a.lso z. B. betreff leetl 'fdrnJ bei. UeO'
UDd bei. 'flrnJ. Die 8eitenMhhlll, die sich auf die betreffenden Haupt
stellen sowie auf die erstmaligen genauen .Anftlhrungen der Btlchertite1
beziehen, sind durch fetten Druck hervorgehoben.
1!'Ilr das mt1hevolle A1lBZiehen der Inhalts-Verzeiohnisse, sowie ftlr
vielerlei andere 8chrei.b-·und Hilfsarbei.ten gelegentlich der Fertigstellung
der I>:rookvorlatPm und der Erledigung der Korrekturen habe ich neben
mehreren Mitgliedern meiner Familie auch Jhäulein ELmmmB BBouD,
Chemikerin der .,zuokerraffinerie Halle", herzlichen Dank zu sagen.
Vorrede. XI
Auf die Genauigkeit der Register ist größte Sorgfalt verwendet
worden, dennoch zweifle ich nicht daran, daß manche Fehler stehen ge
blieben 'sind; den Lesern, die solche hier oder auch an anderen Stellen des
Werkes bemerken, wäre ich für freundliche Mitteilung sehr verbunden,
damit ich sie an geeignetem Orte zu berichtigen vermöge. Überhaupt
dürfte niemand rein sachlicher über das Erreichte denken, als ich selbst;
ich halte mich an GOETHES Ausspruch in der Vorrede zum ersten Bande
seiner wesentlich der Kunstgeschichte gewidmeten Zeitschrift "Die Propy
läen" (1798), woselbst es heißt: " ... unsere Absicht war, ... wenn wir
gleich nicht voraussetzen, die nötige Arbeit selbst vollenden zu können,
dennoch teils im ganzen eine Übersicht zu geben, teils im einzelnen die
Ausführung einzuleiten".
Halle a. S., den 8. Oktober 1918.
Der Verfasser.
Description:JUSTINIANUS; PHILOSOPHUS ANONYJlUS; PAPPOS, Kos- . Zinn .. 9. Zink .. 10. Quecksilbel'. 11. Eisen 12. Antimon . Naehträge: 1. BEBTHELOT