Table Of ContentPRAXIS DER SOZIALPSYCHOLOGIE
PRAXIS DER SOZIALPSYCHOLOGIE
Herausgegeben von Prof. Dr. Georg Rudinger, Bonn
BAND 7
AKTUELLE BEITRAGE
ZUR FREIZEITFORSCHUNG
DR. DIETRICH STEINKOPFF VERLAG
DARMSTADT 1977
AKTUELLE BEITRAGE
ZUR FREIZEITFORSCHUNG
Herausgegeben von
Priv. Doz. Dr. Reinhard Schmitz-Scherzer
Akademischer Oberrat am psychologischen Institut
der Universitat Bonn
Mit 9 Abbildungen und 58 Tabellen
DR. DIETRICH STEINKOPFF VERLAG
DARMSTADT 1977
R. Schmitz-Scherzer, geboren 1938 in Krefeld, Akademischer Oberrat am psychologi
schen Institut der Universitiit Bonn, studierte 1960-1965 Psychologie an der Univer
sitiit Bonn. Ais Diplompsychologe arbeitet er seit 1965 an der von Prof. Dr. Dr. h.c.
H. Thomae initiierten und geleiteten "Bonner-Gerontologischen-Liingsschnittstudie" mit.
Er widmete sich in den letzten lahren besonders der Erforschung der intellektuellen
Leistungsfahigkeit, des Freizeitverhaltens und der Fragen des Zusammenhanges medi
zinischer und psychologischer Variablen im AlternsprozeJ),. Zu allen Themenbereichen
legte er Publikationen vor. 1969 promovierte er mit einer Arbeit iiber das Freizeitver
halten iilterer Menschen, die erstmals auch psychologische und medizinische Bestim
mungsgroJ),en des Freizeitverhaltens im Alter miteinbezog. 1972 bis 1975 verOffent
lichte Schmitz·Scherzer u.a. mehrere Biicher zu verschiedenen Aspekten des Freizeit
verhaltens. 1976 habilitierte er mit einer Arbeit zu einem gerontologischen Thema.
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Aktuelle Beitriige zur Freizeitforschung
hrsg. von Reinhard Schmitz-Scherzer.
Darmstadt: Steinkopff, 1977
(Praxis der Sozialpsychologie; Bd. 7)
ISBN-13: 978-3-7985-0466-0 e-ISBN-13: 978-3-642-47059-2
001: 10.1007/978-3-642-47059-2
© 1977 by Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt
Softcover reprint of the hardcover I st edition 1977
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Verlag Auskunft erteil!.
Gesamtherstellung: Monosatz-Betrieb Darmstadt-Arheilgen
Zweck Dod Ziel der Reibe
Praxis der Sozia/psych%gie liefert Informationen aus der Praxis sozialpsycho
logischer Forschungsarbeit, deren Ergebnisse Moglichkeiten zur Losung gegen
wartiger Sozialer Probleme bieten sollen.
Praxis der Sozia/psych%gie tragt zur systematischen Sammlung sozialpsycholo
gischer Kenntnisse und Erkenntnisse beL Sozialpsychologie wird dabei im weite
sten Sinne, z. B. im Sinne der Handbiicher von Graumann und Lindzey/Aron
son*), verstanden.
Praxis der Sozia/psych%gie ist als Forum flir soziale Psychologie in seiner
Erscheinungsform und -weise nicht fixiert: neb en Monographien werden auch
Sammelbande mit mehreren Beitragen verschiedener Autoren zu einem iiberge
ordneten Leitthema, kritische Sammelreferate tiber sozialpsychologische Neuer
scheinungen und Reader zur VerOffentlichung angenommen. Hauptgewicht wird
auf empirische Beitrage gelegt, seien es Feldstudien, Feldexperimente oder Labor
versuche. Der stets angestrebte Praxis-Bezug muE jedoch in jedem Fall den metho
dischen Anforderungen geniigen, wie sie etwa von Bredenkamp und Feger**)
zusammengestellt worden sind. Die Bevorzugung empirischer Arbeiten steht jedoch
der Publikation von theoretischen Entwiirfen und methodologischen Beitragen
nicht im Wege.
Praxis der Sozia/psychologie wendet sich an Psychologen, Soziologen, Sozial
wissenschaftler allgemein und an die Fachleute der Praxis, welche in ihn:r Arbeit
auf empirisch fundierte Informationen aus der Sozialpsychologie angewiesen
sind.
Praxis der Sozia/psychologie soli moglichst in 4 Banden pro Jahr in etwa
vierteljahrlich .. n Abstanden erscheinen. Manuskripte sind an den Unterz .. ichneten
einzureichen, der tiber ihre Aufnahme in die Sammlung entscheidet und den
Mitarbeitern die entsprechenden Richtlinien flir die Gestaltung der Bande auf
Wunsch iibermittelt. Herausgeber und Verlag sind flir alle Anregungen flir die
weitere Ausgestaltung der Reihe jederzeit dankbar.
Prof. Dr. Georg Rudinger
Psychologisches Institut der Universitat Bonn,
5300 Bonn 1, An der SchloEkirche
*) Lindzey, G. & Aronson, E.: (Eds.): The Handbook of Social Psychology,
5 Vols., Addison-Wesley, Reading Massachusetts 1968/1969
Graumann, c.P. (Hrsg.): Handbuch der Psychologie, 7,1: Sozialpsychologie:
Theorien und Methoden, Hogrefe Gottingen 1969 und
Handbuch der Psychologie, 7,2: Sozialpsychologie: Forschungsbereiche, Hogrefe
G6ttingen 1972
**) Bredenkamp, J. & Peger, H.: Kriterien flir die Entscheidung liber Aufnahme
empirischer Arbeiten in die Zeitschrift flir Sozialpsychologie,
Zeitschrift flir Sozialpsychologie, 1, 1970, 43 - 47
V
Vorwort
Die Freizeit-Thematik hat in den 1etzten lahren zweifellos einen
Ku1minationspunkt in der Wissenschaft und im Interesse einer breite
ren bffentlichkeit erfahren. Die Beobachtung der momentanen Situa
tion fUhrt zu der Vermutung, daB die zunachst von der Bundesregierung
angeklindigte Freizeitkonzeption vorerst nicht mit dem zu erwartenden
Nachdruck rea1isiert wird. DafUr scheint sich aber die Diskussion vor
allem in Organisationen, welche direkt Freizeitpolitik und -p1anung be
treiben (mlissen), zu verst ark en. Auch im Bereich der nicht kommerziell
ausgerichteten Forschung hat die Freizeitthematik in den 1etzten lahren
mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Auch scheinen Anregungen aus
der praktischen Arbeit gerade die Freizeitwissenschaften in zunehmen
dem und wunschenswertem MaBe zu stimulieren.
Die im vorliegenden Reader gesammeiten Beitrage konnen natlirlich
nur streiflichtartig die aktuelle Szene der sozialwissenschaftlich orien
tierten Freizeitforschung be1euchten und nur mosaikartig informieren.
Wenn trotz dieser Einschrankung insgesamt die Schwierigkeiten einer
seits und andererseits die Breite der Thematik sowie deren Wichtigkeit
fUr P1anung und Po1itik aufgezeigt werden konnten, so ist das wichtig
ste Zie1 dieser Textsamm1ung erreicht.
Der Herausgeber dankt allen Autoren fUr ihre Mitarbeit und Gedu1d,
die sie bis zur Fertigstellung dieses Buches aufbrachten.
Bonn, Frlihjahr 1977 Reinhard Schmitz-Scherzer
VII
Inhalt
Zweck und Ziel der Reihe von Prof. Dr. G. Rudinger - Bonn ....... . v
Vorwort ................... . VII
1. Editoral, R. Schmitz-Scherzer - Bonn .............. .
2. Bewertung des Freizeitnutzens von Spiel en, H. Riippell - Bonn
(Mit 3 Abb. und 1 Tab.) ...................... . 3
3. Freizeittherapie, R. Schmitz-Scherzer - Bonn. 32
4. Familie und Freizeit - theoretische und empirische Ansatze,
E. Wirth - Bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
5. PersOnlichkeit und Freizeitverhalten - Ergebnisse und Foigerungen,
A. Angleitner - Bonn (Mit 1 Tab.) ................... . 51
6. Sport, Freizeit und PersOnlichkeitsmerkmale. Ein Vergleich zwischen Sportlern
und Nichtsportiern, R. Schmitz-Scherzer, D. BierhoffAlfermann und
H. W. Bierhoff - Bonn (Mit 3 Tab.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 64
7. Freizeitverhalten und Beruf, R. Schmitz-Scherzer und E. Dombrowski - Bonn
(Mit 23 Tab.). . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
8. Spiel im Freien. Zur Erfassung der Umwelt des Kindes, H. W. Bierhoff,
R. Schmitz-Scherzer, E. Kranzhoff und M. Alexa - Bonn (Mit 3 Tab.) . . . 102
9. Zur Freizeit an Gesamtschulen, H.M. Ruprecht - KOln .............. 116
10. Der altere Mensch und das Fernsehen, U. Lehr - Bonn (Mit 2 Tab.) ..... , 130
11. Theoretische Obedegungen und praktische Untersuchungen zum Parkbesuch
alter Leute, G. Groning - Hannover (Mit 6 Abb. und 25 Tab.) . . . . . . . .. 137
12. Sport fUr alternde und alte Menschen, D. Schmidt - Bonn ... 187
Sachregister 199
VIII
Praxis der Sozialpsychologie Bd. 7: Aktuelle Beitriige zur Freizeitforschung. 1-2 (1977)
1. Editorial
R. Schmitz-Scherzer (Bonn)
Die Freizeitthematik hat in den letzten lahren zweifellos einen Kulmina
tionspunkt ihrer Thematisierung und Problematisierung in der Wissenschaft
und im Interesse, mit welchem in der Offentlichkeit diesbezUgliche Diskussio
nen gefUhrt werden, erfahren. 1m Zusammenhang mit der politischen und
wirtschaftlichen Entwicklung hat sich diese Diskussion aUerdings verlagert.
Die Beobachtung der momentanen Situation fUhrt zu der Vermutung, daB die
zuniichst von der Bundesregierung angesagte Freizeitkonzeption vorerst nicht
herausgebracht wird und auch andere politische Institutionen auf diesem
Felde vorerst nicht sonderlich pointiert tiitig sein werden. DafUr aber scheint
sich die Diskussion vor aU em in Organisationen, die direkt Freizeitpolitik und
-planung machen (mUssen), zu verstiirken. Auch im Bereich der (nicht kommer
zieU ausgerichteten) Forschung hat die Freizeitthematik in den letzten lahren
mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Auch scheinen Anregungen der
praktischen Arbeit gerade die Freizeitwissenschaften in zunehmendem und
wUnschenswertem MaBe zu stimulieren. AUerdings werden noch immer Ergeb
nisse vieler Freizeituntersuchungen im Rahmen der kommerziellen Zweck
forschung gewonnen und bleiben somit oft der Offentlichkeit vorenthalten.
Dabei ist es besonders unverstiindlich, daB sich auch Studien, die mit offent
lichen Geldern finanziert werden, auf diese Weise oft mit Duldung der Auft rag
geber der Kenntnisnahme und der Kritik durch die Offentlichkeit entziehen.
Warum?
Bei dieser Sachlage werden Reader der vorgelegten Art natUrlich recht
wichtig, obwohl diese nur begrenzt dem Mangel der weithin fehlenden Diskus
sion der mit i:iffentlichen Mitteln bezahlten Auftragsforschung und ihrer
Ergebnisse abzuhelfen vermogen. Platz-und damit Kostenfragen erzwingen
eine thematische und methodische Begrenzung.
So fehlen in dem vorgelegten Sammelband z.B. vor all em Arbeiten aus den
Berichten der Freizeitplanung, Freizeitpiidagogik, Freizeitpolitik sowie des
Betriebs und des Managements von Freizeiteinrichtungen. Der Themenkreis
der hier versammelten Artikel beschriinkt sich bewuBt auf sozialwissenschaft
liche Ansiitze in der Freizeitforschung.
Innerhalb der sozialwissenschaftlich orientierten Ansiitze wurde aber bei
der Auswahl der einzelnen Arbeiten versucht, aktuelle Probleme sowohl im
Hinblick auf allgemein methodische Ansiitze als auch in Bezug auf verschiedene
soziale Gruppen zu demonstrieren.
So versucht Ruppel! in seiner Studie Freizeit und Spiel im Hinblick auf ihre
Funktionen zu betrachten, ein Vorgehen, was bislang sowohl in der Freizeit
piidagogik als auch in der Freizeitpsychologie nicht erprobt wurde, welches
aber gerade dort von groBer Bedeutung sein dUrfte, wo es urn den "Freizeit
nutzen von Spielen" geht.
Wie notwendig ein Ansatz wie der von Ruppel! vorgeschlagen werden kann,
zeigen die Ansiitze zu einer "Freizeittherapie", die Schmitz-Scherzer in seinem
Beitrag zusammenstellte. Die fehlende theoretische Fundierung in diesem
Bereich sowie der damit zusammenhiingende Mangel an Effizienzuntersuchun
gen scheinen mit zu den Folgen solcher mangelnder Reflexionen zu gehoren.
Wirth stellt Uberlegungen und Ergebnisse zur Thematik "Freizeit und
Familie" vor. Die systematische Erforschung dieses Problemfeldes ist bislang
kaum angelaufen. Dies trifft auch fUr die von Angleitner vorgestellten Erorte
rungen zum Thema "Personlichkeit und Freizeit" zu.
Schmitz-Scherzer, Bierhoff und Bierhoff-Alfermann eroffnen die empiri
schen Studien, die in diesem Sammelband aufgenommen wurden, mit einer
Untersuchung iiber Personlichkeit und Sport. Der angestellte Vergleich von
Leistungs-und Breitensportiern kommt dabei zu Ergebnissen, die der empirisch
nicht haltbaren, vor allem aber in der Sportpolitik immer vertretenen These
von der Befruchtung des Breitensports durch den Leistungssport, nicht zu
entsprechen scheinen.
Der Beitrag von Schmitz-Scherzer und Dombrowski iiber Beruf, Wohn
situation und Freizeit verweist deutlich auf die Notwendigkeit, stets mehrere
soziale Indikatoren in ihrer Beziehung zum Freizeitverhalten zu betrachten.
Die Beriicksichtigung von nur einer Komponente fUhrt oft zu Vergrabungen
von Aussagen.
Bierhoff, Schmitz-Scherzer, Kranzhoffund Alexa diskutieren in ihrem Bei
trag auf dem Hintergrund von Untersuchungen zum Spielplatzbesuch Ergeb
nisse und Uberlegungen zur Psychologie des Spiels generell und zur Umwelt
wahrnehmung des Kindes speziell. Auch dieser Ansatz diirfte fUr die Gestal
tung von Spielplatzen Relevanz besitzen.
Rupprecht tragt Aspekte aus der Freizeitarbeit einer Gesamtschule vor und
beschreibt u. a. eindrucksvoll Erfolge, Miihen und Schwierigkeiten der Um
setzung von diesbeziiglichen Konzeptionen in den Handlungsraum.
Lehr analysiert die Rolle des Fernsehens im Leben alterer und alter Men
schen. Dabei zeigt sich, da~ das Fernsehen als Institution dieser Rolle bislang
nicht in allen Aspekten gerecht wurde.
Groning analysiert in einer recht breit angelegten Untersuchung den Park
besuch interer und alter Leute. Dabei ist besonders interessant zu erfahren, wie
wirksam sowohl okologische als auch soziale Indikationen u.a. werden konnen.
Schmidt's Ausfiihrungen iiber den Alterssport zeigen eindrucksvoll die
Relevanz dieses Feldes fUr das menschliche Altern. Diese hat die Bundesregie
rung bei der Abfassung des 3. Sportberichtes wenn nicht gar iibersehen, so
doch nicht entsprechend gewiirdigt, wie iiberhaupt der Breitensport in der
Bundesforderung recht stiefmiitterlich behandelt wird ( da hilft auch der Hin
weis auf Kompetenzen der Lander und Kommunen in der Forderung nichts).
Wie schon ausgefUhrt, konnten die hier gesammelten Beitrage nur streif
lichtartig die aktuelle Szene der sozialwissenschaftlich orientierten Freizeit
forschung beleuchten und nur mosaikartig orientieren. Wenn trotzdem insge
samt die Schwierigkeiten einerseits, wie auch anderseits die Breite der Thema
tik sowie deren Wichtigkeit fUr die Planung und Politik aufgezeigt werden
konnten, ist das gro~te Ziel dieser Textsammlung erreicht.
Anschrift des Autors:
Dr. Reinhard Schmitz·Scherzer
Psycho\, Institut der UniversWit Bonn
An der Schlo~kirche 1
5300 Bonn
2
Praxis der Sozia/psych%gie Bd. 7: Aktuelle Beitrage zur Freizeitforschung, 3-31 (1977)
2. Bewertung des Freizeitnutzens von Spielen
H. Riippell (Bonn)
Mit 3 Abbildungen und 1 Tabelle
Eine groBe Anzahl von Spielen wurde flir die Freizeit erfunden und ist trivia
lerweise flir diese bedeutsam. Nicht trivial erscheint dagegen die Frage nach den
Ursachen und dem AusmaB dieser Bedeutsamkeit. 1st die Bedeutsamkeit wirk
lich so hoch einzuschiitzen, wie es durch die zu beobachtende synonyme Ver
wendung der Begriffe Spiel und Freizeit anklingt oder durch die iiberschweng
lichen Beschreibungen der Funktionen von Spielen durch einige der traditio
nellen Spieltheorien zum Ausdruck gebracht wird? Eine erste Antwort auf
diese Frage ergibt sich aus den von Sutton-Smith (1961) zusammengestellten
Untersuchungen iiber Vorlieben fiir verschiedene Spiele und andere Freizeit
aktivitiiten. lnteressant ist hierbei, daB die ersten Untersuchungen dieser Art
nahezu ebenso ait sind wie die wissenschaftliche Psychologie selbst. 1896
ermittelte Crosswell die Priiferenzen 6-18jiihriger Kinder (N = 1929) flir
ungefiihr 500 Regelspiele, spielerische Aktivitiiten, Spielzeug und andere Ver
gniigungen. 1898 gab McGhee ebenfalls 6-18jiihrigen (N = 8718) eine aus
129 Spielen bestehende Check-Liste mit der Aufforderung vor, ihre flinf
beliebtesten zu kennzeichnen. Eine Spiele und andere Aktivitiiten auffiihrende
Check-Liste wurde 1921 von Terman verwendet. Hiermit wurden 474 Kinder
gefragt, welche der Aktivitiiten sie schon einmal ausgeiibt haben, welche sie
gut beherrschen, welchen sie gerne und welchen sie sehr gerne nachgehen.
1959 priisentierten Rosenberg und Sutton-Smith 2689 Kindern im Alter
zwischen 9 und IS lahren eine 181 Spiele und andere Aktivitiiten bezeich
nende Check-Liste mit der Aufforderung, die beliebten und unbeliebten zu
markieren. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigt Tabelle I. Darin sind
die Aktivitiiten nach den Bevorzugungsstiirken angeordnet und durch die
Anzahl der Kinder gekennzeichnet, die sie in der jeweiligen Liste ankreuzten.
Dieser Uberblick demonstriert sowohl die relativ zeitstabile Bedeutsamkeit
von Spielen flir die Freizeitgestaitung als auch die Vielfalt von Spielen. Der Uber
blick ermoglichst aber keine systematische Bewertung des Freizeitnutzens der
Spiele im Vergleich zu anderen Aktivitiiten. Eine Strategie flir eine solche Bewer
tung soli hier vorgeschlagen werden, der folgende Schritte vorangehen miissen:
1. Eine Bestimmung der Erlebnisqualitiiten und Lernprozesse, die das zu
beobachtende Freizeitverhaiten bewirkt;
2. die Bestimmung von Erlebnisqualitiiten und Lernprozessen, die Freizeit
vermi tteln sollte;
3. die Einschiitzung der Moglichkeit, die erwiinschten Erlebnisqualitiiten und
Lernprozesse durch Spiele zu vermitteln;
4. die Bereitstellung eines Verfahrens zur quantitativen Bewertung des Nutzens
von Erlebnisqualitaten und Lernprozessen.
2.1. Der formale Bezugsrahmen
Der formale Bezugsrahmen ist der psychologischen Entscheidungstheorie
(vgl. Edwards and Tversky, 1967) entlehnt. Diese Theorie unterscheidet
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