Table Of ContentCornelia Schock • 
Adam im Islam
ISLAMKUNDLICHE  UNTERSUCHUNGEN  •  BAND 168 
begründet 
von 
Klaus  Schwarz 
herausgegeben 
von 
Gerd  Winkelhane 
KLAUS SCHWARZ VERLAG • BERLIN
ISLAMKUNDLICHE  UNTERSUCHUNGEN  • BAND 168 
Cornelia Schock 
Adam im Islam 
Ein Beitrag zur Ideengeschichte 
der Sünna 
K 
KLAUS  SCHWARZ  VERLAG  • BERLIN  • 1993 
S
Die Deutsche Bibliothek -  CIP-Einheitsaufnahme 
Schock,  Cornelia: 
Adam im Islam : ein Beitrag zur Ideengeschichte der Sünna / 
von Cornelia Schock. - Berlin : Schwarz, 1993 
(Islamkundliche  Untersuchungen  ; Bd.  168) 
Zugl.:  Freiburg (Breisgau),  Univ.,  Diss.,  1993 
ISBN  3-87997-215-X 
NE:  GT 
D 25 
Alle Rechte vorbehalten. 
Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages 
ist es nicht gestattet, das Werk oder einzelne Teile daraus 
nachzudrucken oder zu vervielfältigen. 
© Gerd Winkelhane, Berlin 1993. 
Klaus Schwarz Verlag GmbH, Bergstraße 2, D-12169 Berlin 
ISBN 3-87997-215-X 
Druck: Offsetdruckerei Gerhard Weinert GmbH, D-12099 Berlin
Vorwort 
Die vorliegende Arbeit ist die geringfügig überarbeitete Version mei-
ner Dissertation, welche im Wintersemester  1992/3 von der Philosophi-
schen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg im Breisgau an-
genommen  wurde.  Die erste Anregung  zu ihrem Thema  verdanke  ich 
Prof. Dr. Richard Grämlich, der mich auch auf einige Textstellen  auf-
merksam machte. Ebenso gilt mein Dank Prof. Dr. Hans Robert Roemer. 
Er hat die Arbeit mit vielen Ratschlägen und sachlichen Hinweisen geför-
dert und nahm schließlich die Erstellung des Erstgutachtens auf sich. Wei-
ter danke ich Prof. Dr. Ulrich Haarmann für seine konstruktive  Kritik, 
Anregungen und Erstellung des Zweitgutachtens, sowie Prof. Dr. Charles 
Lohr für die Abfassung des Drittgutachtens, Prof. Dr. Gregor Schoeler für 
die freundliche Durchsicht  meiner  Isnäduntersuchungen  und  Prof.  Dr. 
Werner Ende für Hilfestellung beim Aufspüren biographischer  Angaben 
über einige moderne muslimische Autoren. 
Dank sage ich auch der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Freiburg im 
Breisgau, welche die Arbeit durch einen Druckkostenzuschuß  gefördert 
hat. 
Freiburg im Breisgau, Juni 1993  Cornelia Schock
Inhaltsverzeichnis 
I.  EINLEITUNG  1 
II.  zu AUSWAHL UND FORMALER BESTIMMUNG DER QUELLEN  9 
1.  Adam in den sunnitischen Hadîîsammlungen  12 
2.  Adam in Papyrifragmenten und frühen ahbär- Werken  13 
3.  Adam im Ta/«r und im 7a'ri/iaj-Tabaris  17 
4.  Adam im Kitäb al-Bad' wa-t-ta'rlh  al-Maqdisîs  23 
5.  Adam in eigenständigen qisas al-anbiyä'-Werken  30 
5.1  'Umära b. Wajlmas Bad  al-halq wa-qisas al-anbiyä'  30 
5.2  Aj-Ta'labis Qisas al-anbiyä'  33 
5.3  Abu 1-Hasan al-Haiçam b. Muhammads Qisas al-Qur'än  34 
5.4  Al-Kisä'Ts Qisas al-anbiyä'  36 
6.  Adam in FaJjr ad-dïn ar-Râzîs Tafsïr und 'Ismat al-anbiyä'  38 
in.  ZUR BEWERTUNG VON qisas UND isrä ïlïyât IN DER SUNNITISCHEN TRADITION  39 
IV. ZUM GESCHICHTSBILD DER qisas al-anbiyä'  55 
V.  ADAMS ERSCHAFFUNG UND VOLLKOMMENHEIT  61 
1.  Hadit  61 
1.1  Die Erschaffung am Freitag (yaum al-gum'a)  63 
1.2  Die Erschaffung aus verschiedenen Sorten Erde  67 
1.3  Die Gestalt Adams  69 
2.  Tafsir  74 
2.1  Material und Prozeß der Erschaffung  74 
2.2  Das Wissen Adams: Die Auslegung von Koran 2,31  79 
3.  Affbär- und qisas al-anbiyä'-Werke  81 
3.1  Die Vollkommenheit des Körpers  82 
3.2  Die Vollkommenheit von Wissen und Herrschaft  87 
VI. ADAMS SÜNDE  89 
1.  Hadit: Die Prädestination der Sünde Adams  89 
2.  Tafsïr und Theologie: Die Bewertung der Sünde Adams  95 
2.1  Die Auslegung von Koran 2,30  97 
2.2  Die Auslegung von Koran 7,190  103
3.  Ahbär- und qisas al-anbiyä'-Werke  106 
3.1  Die Begründung der Sünde  106 
3.2  Die Folgen der Sünde  111 
3.2.1  Der Verlust der Vollkommenheit des Körpers  111 
3.2.2  Der Verlust der Vollkommenheit des Wissens  115 
3.2.3  Der Verlust der Vollkommenheit der Herrschaft  116 
3.2.4  Gottesferne, Vereinzelung und Individualität  117 
3.3  Reue und Umkehr nach der Sünde  123 
4.  Fatjr ad-dln ar-RäzT: Die 'isma Adams  126 
VII.  ADAMS PROPHETENTUM  133 
1.  Aussagen des Korans  133 
2.  Aussagen in hadit und tafslr  137 
2.1  Kanonischer hadit (al-kutub as-sitta)  137 
2.1.1  Die ia/d'a-Überlieferung  138 
2.1.2  Die mi Vdg-Überlieferung  147 
2.1.3  Die eschatologische Funktion Adams am Auferstehungstag  154 
2.2  Außerkanonischer hadit und frühe Koranexegese  155 
2.2.1  Koran 2,37:  Die kalimät Adams  155 
2.2.2  Koran 3,33:  Die Auserwählung Adams  162 
2.2.3  Koran 2,213: Die Urgemeinde (umma) Adams  164 
2.2.4  Koran 7,172: Zeit und Ort des Urvertrags (mitäq)  166 
2.3  Das Verhältnis der Aussagen von kanonischem und außerkanonischem 
hadit  170 
2.4  Das Prophetentum Adams nach Tabarf  173 
3.  Ahbär- und qisas al-anbiyä'-Werke  174 
3.1  Offenbarung und Religion Adams  176 
3.2  Schwarzer Stein, Bau der Ka'ba und Wallfahrt  181 
3.3  Der Urvertrag (mitäq)  187 
3.1  Die Machtwunder (mu'gizät) Adams  193 
4.  MaqdisTs Sprachtheorie als Begründung des Prophetentums Adams  194 
5.  Das Prophetentum Adams nach FaJjr ad-dln ar-RäzT  200 
VIII. SCHLUSS  201 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS  207 
LITERATURVERZEICHNIS  208 
PERSONENVERZEICHNIS  223 
SACH-UND ORTSVERZEICHNIS  227 
TAFELN  233
1 
I.  EINLEITUNG 
Am Anfang der islamischen Literatur standen magäzi und sira. Ge-
schichtenerzähler (qussäs) gehörten zu den ersten, die Berichte (ahädit) 
über das Leben Muhammads verfaßten und verbreiteten.1 Metier der qus-
säs  war der öffentliche Vortrag, bzw. die Predigt.2 Die Erzählung war 
von Anbeginn unterhaltend und didaktisch.3 Auch auf dem Gebiet der Ko-
ranexegese bildet die "haggadische" oder erzählende Interpretation den äl-
testen Typus.4 In der frühesten Zeit ist tafsîr von magäzi und sira nicht zu 
trennen, erst später werden sie als unterschiedliche literarische Gattungen 
differenziert.5 Die Einbindung der narratio  in die Exegese beschränkte 
sich nicht auf Begebenheiten aus Muhammads Leben (asbäb  an-nuzül)6\ 
den Fundus der qussäs bildeten die altarabische und vor allem die bibli-
sche Geschichte. So gehören auch Erzählungen von Adam zum ältesten 
Bestand islamischer Tradition. 
Auf die nachkoranischen Adamgeschichten übten weniger die kano-
nisierten Teile der Bibel als die mündliche Tradition des Judentums, die 
sich in Talmud  und Midrasch  niederschlug,  starken  Einfluß aus.7 Zu 
großen Teilen lassen sich die islamischen Adamgeschichten in talmudi-
scher Haggada nachweisen. Insbesondere die Traktate Sanhédrin und Cha-
giga des babylonischen Talmuds enthalten Haggada zu Adam, welche in 
die islamischen qisas eingegangen ist. Auch zu den ältesten, bisher be-
kannten Fragmenten außerkanonischer biblischer Erzählungen  gehören 
1  Juynboll, Muslim tradition  12, 17 und passim. 
2  Ibn al-öauzl  behandelt qasas  und wa 'z als verwandt. Kitäb  al-Qussäs  wa-l-
mudakkirïn,  passim. 
3  Wansbrough, Quranic Studies  147f. 
4  Op.cit. 121 ff.; 145-148; diskutiert von Leemhuis, in: Rippin, Approaches  15ff.; 
27ff. 
5  Wansbrough, op.cit. 127, zu Muqätil b. Sulaimän und Ibn Isljäq; ders., BSOAS  31 
(1968),  148-149, zu al-Wäqidl und Ibn Ishäq; vgl. Al-Samuk, Die  historischen 
Überlieferungen  nach Ibn Ishäq 150ff. 
6  S. hierzu besonders Rippin, BSOAS 51 (1988), 1-20. 
7  Vgl. Heller, MW 24 (1934), 28Iff. — Zu Adam in der frühen jüdischen Literatur 
Diss.  Levison, "Adam" in Major  Authors  of Early  Judaism.  Levison  behandelt 
allerdings nur Pseudepigraphen, Philo und Josephus.
2  I. Einleitung 
Geschichten zu Adam, welche sich in der islamischen Tradition wiederfin-
den.8 
Von den rabbinischen Midraschim ist aufgrund zahlreicher Paralle-
len zu den islamischen qisas über Adam Genesis Rabba  (GenR) von her-
ausragender Bedeutung.9 Ein zweites Haggadawerk, welches vieles ent-
hält, was auch in den islamischen qisas anzutreffen ist, ist Pirqe de Rabbi 
Eliezer  (PRE, "Die Kapitel des R. Elieser").10 An dritter Stelle ist der Jal-
qut  Schim'oni  zu nennen, eine Kompilation aus Midrasch und weiterer 
Traditionsliteratur, die mit ihren Vorlagen sehr frei umgeht.11 Das Werk 
ist hinsichtlich seines Kompilationsverfahrens und seines späteren Schick-
sals den qisas al-anbiyä'  Kisä'Is vergleichbar.12 
Manche Indizien sprechen für eine Rückbeeinflussung spät schrift-
lich niedergelegter Haggadawerke durch die islamische legendäre Erweite-
rung ursprünglich jüdischer Überlieferungen.13 
Von der Gesamtheit der ursprünglichen jüdischen auslegenden hag-
gadischen Literatur sind nur die Teile erhalten, welche Schriftform fan-
8  Zu nennen sind hier von den Schrift auslegenden Texten vor allem das nur äthio-
pisch erhaltene, ursprünglich hebräische, um 100 v. Chr. entstandene Buch  der 
Jubiläen,  eine kommentierende Nacherzählung von Genesis und Exodus 1-12 
(Kautzsch, Pseudepigraphen  II, 31-119; dazu Stemberger, Geschichte der jüdischen 
Literatur 35f.; vgl. Levison, op.cit. 198ff.); von den Apokalypsen vor allem das nur 
lateinisch erhaltene Leben Adams und Evas (Fuchs, Das Leben Adams und Evas, 
in: Kautzsch, op.cit. II, 506-528; vgl. Levison, op.cit. 357ff.), eine Parallelschrift zur 
griechischen Apokalypse des Mose aus hellenistisch-römischer Zeit (Stemberger, 
Geschichte 32). 
9  Genesis Rabba ist ein haggadischer Midrasch, der das Buch Genesis Vers für Vers, 
manchmal sogar Wort für Wort auslegt. Er berührt sich in vielem mit Philo und Jo-
sephus, aber auch den Pseudepigraphen. Vergleiche mit Parallelen und Zitaten an-
derer rabbinischer Texte legen seine Entstehung zu Beginn des 5. Jh. nahe. Stember-
ger, Geschichte 88f.; Strack/Stemberger, Einleitung in Talmud und Midrasch 257ff. 
10  Es ist kein Kommentar, sondern gehört wie das Buch der Jubiläen  — dem es auch 
inhaltlich nahe steht — und das Genesis-Apokryphon  von Qumran zur Gattung der 
"rewritten bible", einer Neuerzählung der biblischen Geschichte, die mit viel Material 
der Midrasch-Literatur, den Targumim und dem palästinensischen Talmud aufgefüllt 
wurde, so daß eine völlig neue Erzählung entstand. Stemberger datiert die Schrift in 
das 8. oder 9. Jh., sie stütze sich aber auf eine Fülle älterer Traditionen. Stemberger, 
Geschichte 93f.; Strack/Stemberger, Einleitung  298f. Ich zitiere PRE im folgenden 
nach der Kapitelzählung der engl. Übersetzung Friedlanders. 
11  Stemberger, Geschichte 95f.; Strack/Stemberger, Einleitung 314f.; Teilübers. Wün-
sche, Der biblische Sündenfallbericht nach dem Jalkut Schim'oni (I Nr. 25-34), Ex 
Oriente lux 2 (1906), 219-238. 
12  S. unten 37. 
13  Heller, MW 24 (1934), 281f. Zu Indizien islamischen Einflusses auf späte Redak-
tionen jüdischer Haggada s. PRE 30, Friedlander, Pirke de Rabbi Eliezer 218f., 219, 
Anm. 2 mit weiteren Belegen; Stemberger, Geschichte 82,94.