Table Of ContentKulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen
Katharina Eisch-Angus
Absurde Angst –
Narrationen
der Sicherheits-
gesellschaft
Kulturelle Figurationen: Artefakte,
Praktiken, Fiktionen
Reihe herausgegeben von
J. Ahrens , Gießen , Deutschland
J. Bonz , Hildesheim , Deutschland
U. Vedder , Berlin , Deutschland
A. Vowinckel , Potsdam , Deutschland
Kultur gilt – neben Kategorien wie Gesellschaft, Politik, Ökonomie – als eine
grundlegende Ressource sozialer Semantiken, Praktiken und Lebenswelten. Die
Kulturanalyse ist herausgefordert, kulturelle Figurationen als ebenso fl üchtige
wie hegemoniale, dynamische wie heterogene, globale wie lokale und heterotope
Phänomene zu untersuchen. Kulturelle Figurationen sind Produkt menschlichen
Zusammenlebens und bilden zugleich die sinnstiftende Folie, vor der Vergesell-
schaftung und Institutionenbildung stattfi nden. In Gestalt von Artefakten, Prak-
tiken und Fiktionen sind sie uneinheitlich, widersprüchlich im Wortsinn und
können doch selbst zum sozialen Akteur werden. Die Reihe »Kulturelle Figura-
tionen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen« untersucht kulturelle Phänomene in den
Bedingungen ihrer Produktion und Genese aus einer interdisziplinären Perspek-
tive und folgt dabei der Verfl echtung von Sinnzusammenhängen und Praxisfor-
men. Kulturelle Figurationen werden nicht isoliert betrachtet, sondern in ihren
gesellschaftlichen Situierungen, ihren produktionsästhetischen und politischen
Implikationen analysiert. Die Reihe publiziert Monographien, Sammelbände,
Überblickswerke sowie Übersetzungen internationaler Studien.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/11198
Katharina Eisch-Angus
Absurde Angst –
Narrationen der
Sicherheitsgesellschaft
Katharina Eisch-Angus
Karl-Franzens-Universität Graz
Graz, Österreich
M it freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Uni-
versität Graz.
ISSN 2567-4242 ISSN 2625-0896 (electronic)
Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen
ISBN 978-3-658-20110-4 ISBN 978-3-658-20111-1 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20111-1
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Hauseingang in Drunghill, 2009
Foto: Katharina Eisch-Angus
Inhaltsverzeichnis
Vorrede und Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1 Zugänge zu einem liminalen Forschungsraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1 .1 Sicherheit im Alltagsgespräch: Der Dorfbahnhof . . . . . . . . . . . . . 7
1 .2 Terror, Subjekt und der Kurzschluss im Alltagsmilieu . . . . . . . . . 12
1.3 Verwundbarkeit, Heldentum und das Ethnografieren
des Crashs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1 .4 Mythos, Fiktion und beschleunigte Macht:
Zur ideologischen Dynamik des Narrativen in gegenwärtigen
Subjektivierungsregimes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
1 .5 Krisenjahre, Panikzeiten: Eine Feldforschung im Fluss . . . . . . . . . 65
1 .6 Die Verwirrung der Diskurse: Zugfahrt mit Rucksack . . . . . . . . . 78
2 Übergänge und Schilderräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
2 .1 Airport Security: Die Unübersichtlichkeit der Einreise . . . . . . . . . 99
2 .2 Security, Safety, Certainty und
ihre institutionelle Performanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
2.3 Der ethnografische Weg: Prozess und Reflexion . . . . . . . . . . . . . . 117
2 .4 Zeichen und Züge: Bomben und die Abschottung
der Alltagsmenschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
2 .5 Mind the Gap . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
2 .6 Please Take Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
2 .7 Die urbane Landschaft der Securitization . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
2 .8 Totalität und Leere der Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
2 .9 Seriously Strong Security:
Automobile Sicherheitsmarkierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
2 .10 Absurder Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
VII
VIII Inhaltsverzeich nis
3 Baustellen. Zur Geschichte der Sicherheitsregime . . . . . . . . . . . . . . . 171
3 .1 Drei Baustellenszenarios . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
3 .2 Die Versicherung als Gesellschaftsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
3 .3 Der industrielle Unfall als Medium der Securitization . . . . . . . . . 198
3 .4 Der Sozialstaat als Übergang und Knotenpunkt . . . . . . . . . . . . . . 206
3 .5 Risikogesellschaft und neoliberale Transformation . . . . . . . . . . . . 219
3 .6 Die Regime von Health and Safety und die präventive
Sicherheit der Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
3 .7 Site-Safe: Neoliberalismus und Aktivismus
am Knotenpunkt Baustelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
3.8 High Visibility: Die Semantik der Warnweste . . . . . . . . . . . . . . . . 244
3 .9 Rettungsgelbe Angst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
4 Die Verunsicherung des Gesprächsanfangs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
4.1 Nachbarschaft in Victoria Walk: Steve und Rose . . . . . . . . . . . . . . 265
4 .2 Frauen in der Sicherheits-Bubble: Ella und Lydia . . . . . . . . . . . . . 270
4 .3 Initiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280
4 .4 Spionage, Subversion, Gemeinsamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
5 Innenräume der Nachbarschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
5 .1 Familie, Norm und Verunreinigung: Aileen und Daphne . . . . . . . . 299
5 .2 Drunghill: Der intime Raum der Community . . . . . . . . . . . . . . . . 311
5 .3 Doing Neighbourhood:
Kommunikative Sicherungspraxen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
5.4 Kontinuität, Wandel und Verwundbarkeit: Die Alten . . . . . . . . . . 335
5 .5 Nachbarschaftliche Schwellenwesen:
Die Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346
5 .6 Such a hoodoo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
5 .7 Intimität, Macht, Missbrauch: Die Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365
6 Angst und Alltagserzählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403
6.1 Weihnachtsgeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
6 .2 Just keep us constantly worrying . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410
6 .3 Die Narrativität der Gefahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421
6 .4 Das Baby auf dem Rücksitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433
6 .5 Kettenbriefe, Verschwörungstheorien und andere
digitale Verunsicherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438
6.6 Newsflashs: Titeleien und die Zirkulation
der Unsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 450
Inhaltsverzeichnis IX
6 .7 Nachbarschaftskrimi im Dunkeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460
6 .8 Der Tod im Pub-Garten und die Angst des Sozialen . . . . . . . . . . . 466
6 .9 Christophers Verschwinden und die Allsichtbarkeit
der Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474
7 Einbruch und Erfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483
7 .1 Community Safety Policing und die Einbrecher
an der Hintertür . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486
7 .2 Erste Erfahrungsgeschichte: Der Einbruch ins Daheim . . . . . . . . . 500
7.3 Der Riss im Leben und die Wiedergewinnung
von Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507
7 .4 Zweite Erfahrungsgeschichte: Der Unfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519
7 .5 Dritte Erfahrungsgeschichte: Die Katastrophe . . . . . . . . . . . . . . . . 536
8 Die absurde Welt der Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571
8.1 Von der Ambivalenz des Alltäglichen zur Paradoxie
der Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573
8.2 Die unsichtbare Wand im Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580
8 .3 Das absurde Selbst und die Angst:
Wiederbegegnung mit Albert Camus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588
8 .4 Das Lachen der Alltagsmenschen:
Erfahrung und Widerständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609
8.5 Flapjacks oder: Wenn Ethnografie Schwänke erzählt . . . . . . . . . . 623
Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637
Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 641
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 641
Filme, Radio- und Fernsehsendungen, Webseiten und Zeitungsartikel . . 661
Vorrede und Danksagung
Im Februar 2017, das Manuskript für dieses Buch steht kurz vor der Fertigstel-
lung, erreicht mich über meine Grazer Universität ein Aufruf der Europäischen
Kommission, innerhalb des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon
2020 Projektanträge einzureichen, die sich in der Programmlinie „Sichere Ge-
sellschaften“ mit dem „Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität,
vor terroristischen Bedrohungen und Naturkatastrophen sowie Maßnahmen zum
Grenzschutz und zur digitalen Sicherheit“ beschäftigen .1 Sicherheit ist also zum
Länder und Disziplinen überschreitenden Schwerpunktthema wissenschaftlicher
Forschung geworden; ebenso allgegenwärtig ist sie jedoch auch in meiner Alltags-
umgebung . So begegnet mir kurze Zeit später der Aufruf „Sicher in den Frühling“
auf Plakatwänden in den Straßen von Graz, hier jedoch als Werbung für den preis-
günstigen „Räderwechsel inkl. Frühjahrs-Check“. Die dazugehörige Bilddarstel-
lung will Lust darauf machen, mit einem flotten Kleinwagen einschließlich Fahr-
radständer für zwei wohlgesichert ins Freie aufzubrechen. Etwa zeitgleich findet
sich schließlich im Briefkasten die Märzausgabe der Zeitung der steiermärkischen
Arbeiterkammer, die dieselbe Titelzeile „Sicher in den Frühling“ fürsorglich ins
1 „[…] die Europäische Kommission öffnet am 1 . März 2017 die Ausschreibungen im
Programm ‚Sichere Gesellschaften‘ in Horizon 2020 . Schwerpunkte der Ausschreibung
2017 sind der Schutz kritischer Infrastrukturen (ein besonderer Fokus liegt auf Commu-
nication Infrastructure, Health Services und Financial Services sowie auf Supply Chain
Security), der Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität, vor terroristischen
Bedrohungen und Naturkatastrophen sowie Maßnahmen zum Grenzschutz und zur di-
gitalen Sicherheit . Dafür stellt die Europäische Kommission insgesamt 206 Mio . Euro
für 2017 zur Verfügung .“ (Rundmail der österreichischen Forschungsförderungsgesell-
schaft und Weiterleitung der Abteilung Forschungsmanagement und -service der Univer-
sität Graz an Forscherinnen und Forscher im Bereich Sicherheit an der Universität Graz,
15 .02 . und 28 .02 .2017) .
1