Table Of ContentGESUNDHEITSSYSTEMEUNDPOLITIKANALYSE
GRUNDSATZPAPIER
Wie lässt sich ein
ausgewogenes Verhältnis
zwischen den verschiedenen
Pflegesettings für ältere
Menschen herstellen?
Peter C. Coyte, Nick Goodwin und
Audrey Laporte
SchlüsselWörter: ©Weltgesundheitsorganisation2008bzw.
WeltgesundheitsorganisationimNamendesEuropäischen
HEALTHSERVICESFORTHE
ObservatoriumsfürGesundheitssystemeund
AGED-organizationand
Gesundheitspolitik2008
administration
HEALTHCAREFACILITIES,
MANPOWER&SERVICES AnfragenzuVeröffentlichungendesWHO-Regionalbüros
fürEuroparichtenSiebittean:
DELIVERYOFHEALTHCARE-
trends Publications
WHORegionalOfficeforEurope
HEALTHPOLICY Scherfigsvej8
DK-2100KopenhagenØ,Dänemark
OderfüllenSieaufderWebsitedesRegionalbürosfür
EuropaeinOnline-FormularfürDokumentation/
Informationbzw.dieGenehmigungzumZitieren/
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(http://www.euro.who.int/PubRequest?language=German).
AlleRechtevorbehalten.DasRegionalbürofürEuropader
WeltgesundheitsorganisationbegrüßtAnträgeauf
Genehmigungzurteilweisenodervollständigen
ReproduktionoderÜbersetzungseinerVeröffentlichungen.
DieindieserPublikationbenutztenBezeichnungenunddie
DarstellungdesStoffesbeinhaltenkeineStellungnahme
DiesesGrundsatzpapierwurde
seitensderWeltgesundheitsorganisationbezüglichdes
fürdieEuropäische
rechtlichenStatuseinesLandes,einesTerritoriums,einer
MinisterkonferenzderWHO
StadtodereinesGebietsbzw.ihrerRegierungs-
zumThemaGesundheits-
/VerwaltungsinstanzenoderbezüglichdesVerlaufsihrer
systeme(25.bis27.Juni2008,
Staats-oderGebietsgrenzen.GestrichelteLinienaufKarten
Tallinn,Estland)verfasst.Es
bezeichneneinenungefährenGrenzverlauf,überden
erscheintineinerneuen
möglicherweisenochkeinevollständigeEinigkeitbesteht.
Reihe,diesichanpolitische
Entscheidungsträgerund DieErwähnungbestimmterFirmenoderErzeugnisse
Gesundheitssystemmanager bedeutetnicht,dassdiesevonder
wendet. Weltgesundheitsorganisationunterstützt,empfohlenoder
gegenüberähnlichen,nichterwähntenbevorzugtwerden.
InihremRahmensollen
SoweitnichteinFehleroderVersehenvorliegt,sinddie
zentraleAussagenentwickelt
NamenvonMarkenartikelnalssolchekenntlichgemacht.
werden,welchedie
GestaltungvonPolitikaufder DieWeltgesundheitsorganisationhatalleangemessenen
GrundlagevonErkenntnissen Vorkehrungengetroffen,umdieindieserPublikation
unterstützen.DieHerausgeber enthaltenenInformationenzuüberprüfen.Dennochwird
beabsichtigen,dieReihedurch dieVeröffentlichungohneirgendeineexpliziteoder
kontinuierliche impliziteGewährherausgegeben.DieVerantwortungfür
Zusammenarbeitmitden dieDeutungunddenGebrauchdesMaterialsliegtbeider
Autorenauszubauenunddie Leserschaft.DieWeltgesundheitsorganisationschließt
Berücksichtigungvon jeglicheHaftungfürSchädenaus,diesichausdem
Grundsatzoptionenund GebrauchdesMaterialsergeben.DievondenAutoren,
Umsetzungsfragenweiterzu RedakteurenoderExpertengruppengeäußertenAnsichten
verbessern. sindnichtunbedingtAusdruckderBeschlüsseoderder
erklärtenPolitikderWeltgesundheitsorganisation.
Inhalt
Seite
ZentraleAussagen
Kurzfassung
Grundsatzpapier
LangzeitpflegebedarfältererMenschen:
KonsequenzenfürdiePolitik 1 Herausgeber
GrundsatzmaßnahmenzurGewährleistung
WHO-Regionalbürofür
ausgewogenerDienstleistungenfür
EuropaundEuropäisches
ältereMenschen 7
Observatoriumfür
Grundsatzmaßnahmenzur Gesundheitssysteme
(Wieder-)Herstellungderausgewogenen undGesundheitspolitik
LeistungserbringungfürältereMenschen 13
Redakteur
VeränderungenanlokaleUmstände
GovinPermanand
anpassen 19
Ko-Redaktion
Literatur 23
JosepFigueras
JohnLavis
DavidMcDaid
Autoren EliasMossialos
PeterC.Coyte,DepartmentofHealthPolicy, Redaktionsassistenz
ManagementandEvaluation,Universityof KateWillows
Toronto,Kanada JonathanNorth
NickGoodwin,King’sFund,Chairofthe
InternationalNetworkofIntegratedCare,
DieAutorenundRedakteure
London,VereinigtesKönigreich
dankendenGutachternfür
AudreyLaporte,DepartmentofHealthPolicy, dieManuskriptdurchsicht
ManagementandEvaluation,Universityof unddievielenfachlich
Toronto,Kanada wertvollenBeiträge.
ISSN1998-4219
AusgewogenesVerhältniszwischenPflegesettingsfürältereMenschen
Zentrale Aussagen
GrundsatzpolitischerKontext
• AngesichtsderZunahmederZahlabhängigerältererMenschenmit
chronischenLangzeiterkrankungenrechnenalleeuropäischenLändermit
einemdrastischenAnstiegderKostenundderInanspruchnahmeformeller
undinformellerPflege.
• DiewachsendezukünftigefinanzielleBelastungdurchdiePflegeälterer
MenschenerfordertdieOptimierungdesRessourceneinsatzessowieden
ZuschnittaufunddieindividuelleAnpassungderPflegesettingsansowohl
PersonenalsauchGemeinschaften.
• DerprognostizierteRückgangdesAngebotsaninformellerPflegewird
InvestitionenindiehäuslicheSelbstversorgungunddieintensivere
UnterstützungpflegenderAngehörigerimhäuslichenUmfelderfordern.
• DiestärkereInanspruchnahmeunddiehöherenKostenstationärerPflege,
dieprognostiziertwerden,könnenzumTeildurchInvestitioneninformelle
häuslichePflegeundAlternativenimhäuslichenUmfeldabgefangenwerden.
Grundsatzoptionen,DividendenundUmsetzung
EineintellektuellePlanungsplattformschaffen
• Grundsatzmaßnahmen,dieUnabhängigkeitfördernunddengesundheit-
lichenVerfallvonMenschenmitweitverbreitetenchronischenKrankheiten
verhindern,könnenwirksamdieKosteneindämmenunddieGesundheit
sowiedasWohlergehenfördern.
• DiePflegeplanungerfordertausgefeilterePlanungsprozessemiteiner
KombinationvonbevölkerungsbezogenerBedarfsermittlung,Ressourcen-
zuweisungundindividuellemZuschnittderPflege.
• DieAnspruchsvoraussetzungensolltendieindividuellenBedürfnisse
berücksichtigenundaneinenstärkerintegriertenundpersonalisierten
KreisvonPflegeanbieterngebundenwerden.
OrganisationsformenfürdieLeistungserbringungentwickeln
• DerindividuellePflegebedarfsolltevoneinereinzigenkoordinierten
Entscheidungsstellebegutachtetwerdenundumfassendsowiefachüber-
greifendsein.DieVerbindungderindividuellenPflegebegutachtungmit
allgemeineren(nationalen)Anspruchsvoraussetzungenistvorteilhaft.
Grundsatzpapier
• DieindividualisiertePflegeplanungsolltedenDienstenermöglichen,den
Bedarfbesserzudecken,undkannvielleichtdieKostensteigerungen
begrenzen.InformationsstellenzuamOrtverfügbarenDiensten
ermöglichenälterenMenschen,PflegepersonenundAnbietern
häuslicherPflege/pflegendenAngehörigen,Pflegepaketewirksam
individuellzuzuschneiden.
KundenorientierteFinanzierungsformeneinführen
• DieindividuelleFinanzierungkanndieindividualisiertePflegeermöglichen,
erfordertjedochUnterstützungsstrukturen,diezurOptimierung
zweckmäßigerEntscheidungenbeitragenunddieUnterstützungder
Pflegepersonenermöglichen.
• DieRollederinformellenPflegemussoffiziellanerkanntunddurch
finanzielleAnreizeundUnterstützungsprogrammefürPflegepersonen
gefördertwerden.
AnreizefürinformellePflegeentwickeln
• AndieStellevonfragmentierterundzeitlichbegrenzterPflegeim
BedarfsfallsolltenIntegrationundKoordinierungüberdasgesamte
SpektrumanPflegeanbieterntreten,unddieBegutachtungsstelle
sollteeinenindividualisiertenPflegepfadausarbeiten.Dieskanndurch
Finanzierungs-undAuftragsvergabeprozessegefördertwerden,die
AnreizezurIntegrationderLeistungserbringungeinesNetzwerksvon
Pflegeanbieternschaffen.
AusgewogenesVerhältniszwischenPflegesettingsfürältereMenschen
Kurzfassung
DasoptimaleVerhältniszwischenstationärer,häuslicherundgemeindenaher
PflegefürältereErwachseneerforderteinenwirksamenMixvonOrganisations-,
Finanzierungs-undDurchführungsmechanismenfürZielgruppen.Diesgilt
fürdieKranken-unddieSozialpflege,undbeiderKoordinierungderPflege
müssendiePflegepräferenzenältererMenschensowieihrerFamilienund
Freunde,aberauchdieGrenzenderverfügbarenRessourcenzurUnterstützung
undFinanzierungderLeistungserbringungberücksichtigtwerden.
InnerhalbEuropasbestehengroßeUnterschiedederPflegesettingsfürdie
DurchführungvonLangzeitpflegefürältereMenschenunddarin,wiesiedefiniert
werden.ThemadiesesGrundsatzpapiersistdasausgewogeneVerhältniszwischen
dendreiHauptkomponentenderLangzeitpflege:häuslichePflegedurch
professionellePflegedienste,stationärePflege(imformellenundinformellen
Sektor)undPflegedurchAngehörigeundFreunde(informellePflege).
DerdramatischeAufwärtstrendbeidenKostenundderInanspruchnahmevon
Langzeitpflege,dieprognostiziertenAuswirkungenalternderBevölkerungen
sowiederHäufigkeitaltersbedingterchronischerErkrankungenunddie
AltenquotientenwarenAuslöserfürVorschlägezurNeugestaltungder
Finanzierung,OrganisationundLeistungerschwinglicher,wirksamerund
gerechterKranken-undSozialpflegefürältereMenschen.
ErkenntnisseausEuropalassenvermuten,dassdieZahlabhängigerälterer
Menschen,dieLangzeitpflegebenötigen,indennächsten50Jahren
beträchtlichsteigenwird.WenngleichdieBehandlungunddieVerhinderung
chronischerErkrankungendieInanspruchnahme-undAbhängigkeitsraten
senkenkönnten,wirddieKranken-undSozialpflegedennochstärkerunter
Druckgeraten.KonsequenterweisekönnennebenderFörderunggesunden
AlternsmehreregrundsatzpolitischeSchlussfolgerungengezogenwerden.
• DerprognostizierteRückgangdesAngebotsaninformellerPflegefür
ältereMenschenwirdineinerstärkerenNachfragenachprofessioneller
häuslicherPflegeundPflegeinEinrichtungenresultieren.Diesunterstreicht
dieBedeutungvonStrategienfürdieSelbstversorgungundvonhäuslichen
DienstleistungenzurUnterstützungältererMenschen.
• DerprognostizierteAnstiegderZahlabhängigerältererMenschenmit
chronischenErkrankungenundderresultierendeBedarfanformellerPflege
werdeneineAusweitungdernichtstationärenVersorgungwiehäuslicher,
ambulanterundentlastenderPflegedringendnotwendigmachen.
• AufgrundvonRessourcenknappheitwerdenEffizienzaspektewichtiger
werdenundeinebessereAnpassungderLeistungenandenBedarfder
Empfängererfordern.
Grundsatzpapier
• AndieStellefragmentierterundzeitlichbegrenzterPflege,wiesieinder
Vergangenheitgeleistetwurde,mussdieüberdasgesamteSpektruman
PflegeanbieternstärkerintegrierteundkoordinierteLangzeitpflegetreten.
• Entscheidungsträgermüssenvorausplanen,umtechnologische
Innovationenzuberücksichtigen,diezuVeränderungenvonPflegepfaden
und-settingsführen.
• DiePolitikmusssichderungewissenNachfrageaufgrundvonMorbiditäts-
undLebensführungstrendsmiteinemEinflussaufzukünftigeMusterder
InanspruchnahmevonLangzeitpflegebewusstsein.
EinausgewogenesVerhältniszwischenstationärerPflegeundanderen,weniger
intensivenPflegeformenerforderteinenKompromisszwischenderVerbesserung
derLebensqualitätundderpotenziellenEffizienzverbesserung.Wennältere
PersonenwenigPflegebrauchen,verbessertdieErbringungderPflegeinihrer
eigenenWohnungihreGesundheitundihrWohlergehenwahrscheinlichmehr
undzuniedrigerenKostenalsäquivalentestationärePflege.Überschreitetder
PflegebedarfderBetreffendenirgendwanneinehöhereSchwelle,sprechen
Effizienz-undLebensqualitätsaspekteinBezugaufsowohldiePflegeempfänger
alsauchihreFamilieundFreundewahrscheinlicheherfüreinstationäres
Setting.DieHöhedieserSchwellehängtvondenkontextabhängigenUmständen
derPflegeempfänger,ihrenPflegepersonenunddenverfügbarenLeistungs-
anbieternab.DieangemessenePflegewirdalsoabhängigvondenMerkmalen
derzuversorgendenBevölkerungundderRegion,inderdiePflegegeleistet
werdensoll,variieren.WennGesellschaftenihreknappenRessourcen
bestmöglichnutzenwollen,solltenkonsequenterweisediePflegesettingsauf
dieOptimierungderLeistungenzurDeckungdesBedarfsältererMenschen
zugeschnittenwerden.
Grundsatzoptionen
EszeichnetsicheinKonsensdahingehendab,dassdieintegriertegemeindenahe
VersorgungvoneinerzustarkenBetonungderakutenVersorgung(imKranken-
haus)oderderstationärenVersorgung(imPflegeheim)abrückenundzueinem
Ansatzübergehenmuss,derdasManagementunddieKoordinierungsowohldes
BedarfsanLangzeitpflegealsauchderVersorgungchronischerErkrankungen
beiälterenMenschenermöglicht.Wirkonzentrierenunsaufvierwichtige
Grundsatzoptionen,diedieseWiederherstellungderAusgewogenheitinBezug
aufdieErbringungvonPflegeunterstützen.
• EineintellektuellePlanungsplattformschaffen.Diesumfasstdie
EntwicklungundEinführungvonInformationssystemenzurÜberwachung
vonLeistungen,EvaluierungenundPlanungen(dasheißt,dieInvestitionen
indieSteuerungdesSystemssolltenbeträchtlichsein).DieLeistungs-
AusgewogenesVerhältniszwischenPflegesettingsfürältereMenschen
planungistwenigstandardisiertunduneinheitlichsowiehäufignicht
ausgefeiltgenug,undgrundsatzpolitischeEntscheidungenberuhenselten
aufErkenntnissen.
• EsbedarfstärkerintegrierterAnsätzezurErmittlungdesBedarfs
anunddesAnspruchsaufLangzeitpflege.DieFinanzierungs-und
Organisationsmechanismen,dieüberdieArtdesAnspruchsälterer
PersonenaufLangzeitpflege,dasSettingfürdieLeistungserbringungund
letztlichüberdieQualitätihrerErfahrungenentscheiden,sindgewöhnlich
fragmentiert.DiebesteKombinationsolcherMechanismenwurdebislang
nichtermittelt,aberdieArgumentefürstärkerintegrierteModellesind
stichhaltig.UmzueinerAngebotspalettemitaufdieindividualisierten
BedürfnissevonsowohlPflegeempfängernalsauchPflegepersonen
zugeschnittenenLangzeitpflegealternativenzugelangen,bedarfes
einesstärkerintegriertenAnsatzeszurBeurteilungvonLeistungsbedarf
undLeistungsansprüchen,verknüpftmiteinerstärkerintegriertenund
personalisiertenAuswahlanLeistungsanbietern.
• KundenspezifischeFinanzierungsformen.DiesekönnendieEffizienz
unddieWirksamkeitderLeistungensteigern.EinediesbezüglicheOption
istdieindividuelleFinanzierung,beiderälterenMenschendieMöglichkeit
gebotenwerdenkann,anStelleformellerPflegeGeldleistungenoder
einpersönlichesBudgetzuerhalten,sodasssieihreeigeneSozialpflege
auswählen,organisierenundvergütenkönnen.Dazukannvielleichteine
aufErkenntnissenbasierendeAngebotspaletteaufihrebesonderen
Umständezugeschnittenwerden.
• EswerdenAnreizefürinformellePflegebenötigt.WeildieGesellschaft
überzuwenigeRessourcenverfügt,umsichaufformellePflegeleistungen
beschränkenzukönnen,müssenunbezahltePflegepersonenander
UnterstützungältererMenschenbeteiligtwerden.DieVerfügbarkeit
unbezahlterPflegedürftejedochabnehmen.FinanzielleZuwendungen
anPflegepersonen,entlastendePflege,flexibleBeschäftigungsformen
undSachleistungenwurdenalsmöglicheUnterstützungsmechanismen
vorgeschlagen.
DiesesGrundsatzpapierbetontdielokalenÜberlegungenundAnpassungen,
dieerforderlichseinkönnen,umjededergenanntenGrundsatzoptionenan
dieUmständevorOrtanzupassen.
AusgewogenesVerhältniszwischenPflegesettingsfürältereMenschen
Grundsatzpapier
LangzeitpflegebedarfältererMenschen:KonsequenzenfürdiePolitik
DasoptimaleVerhältniszwischenstationärer,häuslicherundgemeindenaher
PflegefürältereErwachseneerforderteinenwirksamenMixvonOrganisations-,
Finanzierungs-undDurchführungsmechanismenfürZielgruppen.DiesesGrund-
satzpapierbehandeltmindestensdreiDimensionenderPflegeältererMenschen:
erstensGesundheitsversorgungundSozialpflege,zweitensinnerhalbderGesund-
heitsversorgung(dasVerhältniszwischenpräventiverVersorgung,kurativer
VersorgungundGesunderhaltung)unddrittensinnerhalbderSozialpflege(das
VerhältniszwischenformellerundinformellerPflege).IndiesemGrundsatzpapier
wirduntersucht,wieeinausgewogenesVerhältnisinBezugaufdiePflege
ältererMenschenherbeigeführtwerdenkann.DieunterschiedlichenMethoden,
umVeränderungendesPflegeangebotsfürältereMenschenherbeizuführen,
werdenuntersucht,undeswirderörtert,wiesolcheModelleflexibelangepasst
werdenmüssen,umlokalenGegebenheitenRechnungzutragen.
PflegesettingsfürältereMenschendefinieren
InnerhalbEuropasbestehengroßeUnterschiedederPflegesettingsfürdie
DurchführungvonLangzeitpflegefürältereMenschenunddarin,wiesie
definiertwerden.ImAllgemeinengibtesjedochdreiHauptvarianten.
ÄltereMenschenerhalteninformellePflegedurchSelbstversorgung,Familien-
angehörigeoderFreundeinnerhalbderWohnung.Imbeiweitemgrößten
UmfangistdiePflege,dieältereMenschenerhalten,informell.EingroßerTeil
davonentfälltaufgrundlegendeSozialpflegewieFüttern,Waschen,Anziehen
undemotionaleBetreuung(1).InformellePflegewirdnichtberufsmäßigund
gewöhnlichohnefinanzielleVergütunggeleistet.VieleLänderhabenjedoch
anerkannt,dassPersonen,dieinformellePflegeleisten,maßgeschneiderte
Unterstützung,BeratungundAufklärungbrauchen,damitsieihrePflegeaktivitäten
wirksamdurchführenkönnen.EingroßerTeilvondem,wasalsvergütete
häuslichePflegedefiniertwerdenkönnte,wirdhäufigsogarangeboten,um
informellePflegeaktivitätenzuunterstützen,undnicht,umandieStellesolcher
Pflegezutreten.
ProfessionellehäuslichePflegekanninvielerleiFormerfolgen,lässtsichim
Allgemeinenjedochaufteilenin:unmittelbarimhäuslichenUmfeldgeleistete
Pflege(beispielsweiseentlastendePflege)undPflege,dieineinemUmfeld
erbrachtwird,dasderWohnumgebungähnelt(beispielsweiseSicherungspflege
und/oderambulantePflegeinderGemeinde).HäuslichePflegewirdüberwiegend
inderWohnungeinesPflegeempfängersdurcheinenvergüteten(privatenoder
öffentlichen)AnbietervonGesundheitsversorgungoderSozialpflegegeleistet.
1
Grundsatzpapier
Siedientgewöhnlichdazu,dieUnabhängigkeitaufrechtzuerhaltenund
dieVerschlechterungdesGesundheitszustandszuverhindern(fortgesetzte
Versorgung),kannjedochRehabilitationsdienstleistungennacheinemKranken-
hausaufenthaltumfassen(EmpfängerpostakuterhäuslicherPflegeeinschließlich
Personen,diebeiBedarffüreinenbegrenztenZeitraumPflegeerhalten).
StationärePflegeistgekennzeichnetdurchkontinuierlicheLangzeitpflegein
einemPflegeheim-oderKrankenhaussettingmitdemZielderGesunderhaltung.
DieGrenzenzwischendenverschiedenentraditionellenSettingsstationärer
undhäuslicherPflegesindfließend.BeispielsweisesindneueFormderWohn-
organisationwieWohnanlagenmitintegrierterPflegestationimVereinigten
Königreich(2)inWirklichkeitMischformen,diedieAussagestützen,dass
zwischenhäuslichenundstationärenSettingseinKontinuumexistiert.
TrendsbeiderInanspruchnahme,denKostenunddenSettingsder
PflegeältererMenschen
DerAltenquotientistinsogutwiealleneuropäischenLänderngestiegen(ein
GegenbeispielwarIrland).Fürdie25LänderderEuropäischenUnionvordem
1.Januar2007zusammengenommenstiegderAltenquotientalleinimletzten
Jahrzehntvon22,7auf25,3%unddürfteweitersteigen.DieserTrendgeht
mitdemUmstandeinher,dassdieKostenunddieInanspruchnahmevon
LangzeitpflegedurchältereMenscheninalleneuropäischenLänderndrastisch
zugenommenhabenundPrognosenzufolgezukünftigexponentiellzunehmen
werden.DieseTrendshabenZweifelanderzukünftigenErschwinglichkeitund
derTragfähigkeitbestehenderFormenderLeistungserbringunglautwerden
lassen.PrognosendesBedarfsanundderKostenvonLangzeitpflegeundder
BehandlungaltersbedingterchronischerKrankheiteninderZukunftbilden
deshalbeinewichtigeGrundlagefürdieanhaltendeDebatteüberdiebesten
FormenderFinanzierungundDurchführungderPflegeältererMenschen(3).
InternationaleUnterschiedederSystemeundDefinitionenvonLangzeitpflege
fürältereMenschenstellenwichtigeHürdenfürdieEntwicklungunddie
InterpretationvonPrognosenhinsichtlichderInanspruchnahmeundder
KostenderLangzeitpflegedar(4).DiesbetrifftunteranderemdieDefinition
vonLangzeitpflege(einschließlichderAbgrenzungzurnormalenGesundheits-
versorgung),dieLeistungsartenunduneinheitlicheAnsätzezurBegutachtung
desGradsderPflegebedürftigkeitunddesPflegeumfangs(5).DieUntersuchung
derTrendsbeiderInanspruchnahmevonKranken-undSozialpflegeleistungen
wirdauchdurchdieunregelmäßigeunduneinheitlicheDatenerhebungund
Berichterstattungerschwert.DatenzuLangzeitpflegeleistungenfürältere
Menschen(insbesondereinBezugaufgesellschaftlicheBelangeimZusammen-
hangmitfunktionalerAbhängigkeit)undDatenzurInanspruchnahmevon
GesundheitsleistungenmitdemZiel,älterenMenschenbeiderBewältigung
2
Description:London, Vereinigtes Königreich. Audrey Laporte, Department of Health Policy, . werden eine Ausweitung der nichtstationären Versorgung wie häuslicher, ambulanter und and Medical Sciences, 2007, 62:731–737. 29. Billings J