Table Of ContentHeidelberger Taschenbücher Band 90
Amold Heertje
VOlkswirtschaftslehre
Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre II
Übersetzt von
Dip!.-Volkswirt Peter Huber
Mit 38 Abbildungen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg GmbH 1971
Arnold Heertje
Laegieskampweg 17, NaardenjHolland
Übersetzung der holländischen Ausgabe
"Oe kern van de economie, deel 2"
H.E.Stenfert Kroese N. V., Leiden, 1969
AMS Subject Classifications (1970): 90-01
ISBN 978-3-662-27993-9 ISBN 978-3-662-29501-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-29501-4
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C Springer-Verlag Berlin Heide1berg 1971
Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heide1berg New York 1971
Library of Congress Catalog Card Nurober 76-163434.
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Gesamtherstellung: Brühlsehe Universitätsdruckerei Gießen
Vorwort
Der vorliegende zweite Teil des Lehrbuches baut inhaltlich auf dem ersten Band
auf. Dies gilt insbesondere in dem Sinne, daß das Denken und Arbeiten auf
modelltheoretischer Grundlage weiterentwickelt wurde. Beide Teile des Lehr
buches zusammen bieten sowohl eine Übersicht über wesentliche Bestandteile
der modernen Nationalökonomie, mit Hilfe derer sich aktuelle Fragen und
Entwicklungen besser verstehen lassen, als auch eine Einführung in die mathe
matische Ökonomie. Ein gründliches Studium beider Bände wird dem Leser
das Verständnis ergänzender und komplizierterer Literatur erleichtern. Zu
diesem Zweck fügen wir eine Liste ausgewählter Lehrbücher und Monographien
bei.
Wie auch im ersten Band endet jedes Kapitel mit einer Anzahl von Fragen
und Aufgaben, damit das Denken in Annahmen und daraus resultierenden
Schlußfolgerungen geübt werden kann.
Schließlich sei noch erwähnt, daß das Buch nicht nur analytische, sondern
auch Entscheidungsmodelle bespricht, wobei mir die Entscheidungsmodelle des
holländischen Centraal Planbureaus auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen
und wirtschaftspolitischen Entwicklung für die Bundesrepublik Deutschland
von besonderer Bedeutung zu sein scheinen.
Es ist mir ein großes Bedürfnis, an dieser Stelle Herrn PETER HUBER für die
Übersetzung des holländischen Textes zu danken. Er hat es meines Erachtens
verstanden, wesentliche Charakteristika der erfolgreichen holländischen Aus
gabe in der deutschen Fassung zu berücksichtigen.
Schließlich möchte ich darauf hinweisen, daß dieser zweite Band in etwa der
1. Auflage des holländischen Originaltextes "De Kern van de Economie, deel2"
entspricht, an der mein Assistent Dr. R. ScHÖNDORFF mitgearbeitet hat. Ich
danke ihm für seine Bereitschaft, gewissen Änderungen im Interesse der
deutschen Ausgabe zuzustimmen .
Naarden, im September 1971 A. HEERTJE
V
Inhaltsverzeichnis
I. Die deduktive Methode . . . . . . . 1
1.1. EinfUhrung . . . . . . . . . 1
1.2. Ein makroökonomisches Modell 2
1.3. Ein mikroökonomisches Modell. 4
1.4. Die Definitionsgebiete der Variablen. 8
1.5. Die Existenz einer sinnvollen Lösung 10
1.6. Schlußbemerkungen. 13
II. Modelle. . . . . 14
2.1. Einleitung . 14
2.2. Variablen . 15
2.3. Funktionalbeziehungen 16
2.4. Die Gleichgewichtslösung 17
2.5. Statische und dynamische Modelle 19
2.6. Stabiles und labiles Gleichgewicht . 21
2. 7. Entscheidungsmodelle . . . . 22
2.8. Die Verifikation von Modellen 24
2.9. Schlußbemerkungen ..... 25
111. Variationen des Keynesschen Modells. 27
3.1. Eine Synthese . . . . . 27
3.2. Die Konsumfunktion . . . . . 33
3.3. Die Investitionsfunktion . . . . 36
3.4. Eine Dynamisierung des einfachen Keynesschen Modells:
Konjunkturmodelle . 37
3.5. Schlußbemerkungen. 40
IV. Die Produktionstheorie . . 42
4.1. Einleitung . . . . . 42
4.2. Die makroökonomische Produktionsfunktion. 42
4.3. Isoquanten . . . 44
4.4. Der Zeithorizont . . . . . . . . . . . . . 45
VII
4.5. Limitationale Produktionsverhältnisse . . 46
4.6. Substitution . . . . . . . . . . . . . 48
4.7. Die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion. 49
4.8. Prozeßanalyse . . . . . . . . . . . . 50
4.9. Ein Beispiel . . . . . . . . . . . . . 51
4.10. Die graphische Darstellung der Produktionsmenge 52
4.11. Schlußbemerkungen. 54
V. Wachstumstheorie .... 56
5.1. Einleitung . . . . . 56
5.2. Maßstäbe des Wirtschaftswachstums. 57
5.3. Das Wachstumsmodell von HARRon-DoMAR 59
5.4. Das neoklassische Wachstumsmodell ... 62
5.5. Technischer Fortschritt und Bildungsinvestitionen. 64
5.6. Schlußbemerkungen. . . . . . . . . 66
VI. Nachfragefunktionen und Kostenfunktionen . 69
6.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . 69
6.2. Marktform und Verhaltensweise .. 70
6.3. Die Zielsetzung der Marktteilnehmer 71
6.4. Die Ableitung der Nachfragefunktion 73
6.5. Die allgemeine Ableitung der Nachfragefunktion 77
6.6. Die kurzfristige Gesamtkostenfunktion 79
6.7. Die langfristige Gesamtkostenkurve .. 82
6.8. Nachfragefunktion und Absatzfunktion 85
6.9. Schlußbemerkungen. 87
VII. Vollkommene Konkurrenz 89
7.1. Einleitung . . . . . 89
7 .2. Die individuelle und die Gesamtangebotsfunktion . 90
7.3. Das Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
7.4. Die Gleichgewichtslösung . . . . . . . . . . . 92
7 .5. Die Stabilitätsbedingungen des Marktgleichgewichtes 94
7.6. Schlußbemerkungen. . . . . . . 98
VIII. Monopol . . . . 100
8.1. Einleitung . 100
8.2. Das Modell 100
8.3. Die Gleichgewichtslösung 101
8.4. Autonome Absatzsteigerung 102
8.5. Latente Konkurrenz 104
8.6. Schlußbemerkungen .... 107
VIII
IX. Oligopol . . . . . . . . 108
9.1. Einleitung . . . . . 108
9.2. Die Absatzfunktion. 110
9.3. Marktform und Marktstrategie . 112
9.4. Reaktionsfunktionen . . . . . 114
9.5. Die Preisbildung beim Dyopol . 116
9.6. Gemeinsame Gewinnmaximierung 118
9.7. Die Parametertheorie des Oligopols . 120
9.8. Latente Konkurrenz 121
9.9. Wachstum . . . . . 123
9.10. Schlußbemerkungen. 126
X. Mikroökonomische Entscheidungsmodelle . 129
10.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . 129
10.2. Ein einfaches lineares Entscheidungsproblem. Das optimale
Produktionsprogramm . 130
10.3. Die optimale Mediawahl. 137
10.4. Schlußbemerkungen. . . 140
XI. Makroökonomische Entscheidungsmodelle 142
11.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . 142
11.2. Das kurzfristige Modell . . . . . . 144
11.3. Die mittelfristigen und langfristigen Modelle 147
11.4. Schlußbemerkungen. 149
Literaturverzeichnis . . . . 153
Namen-und Sachverzeichnis 155
IX
I. Die deduktive Methode
1.1. Einführung
Die Volkswirtschaftslehre befaßt sich mit Erscheinungen und Tatbeständen, die
aus der Knappheit der Güter erwachsen. Von diesen Erscheinungen haben wir
im ersten Teil einen gewissen Eindruck bekommen. So wurden wir u. a. mit
Arbeitslosigkeit und Engpaßsituationen auf dem Arbeitsmarkt sowie mit der
Preistheorie und internationalen Wirtschaftsbeziehungen vertraut gemacht
Im 2. Teil wollen wir unser Verständnis der Zusammenhänge zwischen
einzelnen wirtschaftlichen Erscheinungen vertiefen. Bei diesem Vorhaben legen
wir das Schwergewicht mehr auf die Methodik, die in der Volkswirtschaftslehre
Anwendung fmdet, als auf die Erweiterung unserer Kenntnis wirtschaftlicher
Tatbestände. Im Kapitell, Paragraph 9 des 1. Bandes haben wir sowohl die
deduktive als auch die induktive Methode bereits erwähnt. Wir sahen, daß beide
Methoden einander ergänzen. In diesem 2. Teil wollen wir vor allem die deduk
tive Methode anwenden. Bei dieser Methode werden mit Hilfe logischer Ab
leitungen aus bestimmten Annahmen oder Axiomen Ergebnisse hergeleitet.
Deshalb kann gerade dieses Vorgehen uns zeigen, in welchem Maße jede Aus
sage an ihre Prämissen gebunden ist In diesem Sinne ist jede Behauptung eine
bedingte Aussage. Ändert man die Annahmen, dann erhält man ein anderes
Ergebnis. Die Wirtschaftswissenschaft ist in dieser Sicht in hohem Maße eine
Übung im axiomatischen Denken. Bei dieser Übung erlangen wir aber allein
eine gewisse Sicherheit, wenn fortwährend die Bereitschaft vorhanden ist, die
Beweisführung zu verbessern, die Annahmen zu ändern und die Ergebnisse einer
kritischen Prüfung zu unterziehen.
In der modernen Volkswirtschaftslehre wird die deduktive Methode vor
allem in Form modelltheoretischen Arbeitens verwendet Im Kapitel III, Para
graph 5 des 1. Teils begegneten wir bereits einem einfachen Modell. Ein Modell
faßt aufkurze und bündige Weise bestimmte Aspekte der ökonomischen Wirk
lichkeit zusammen (meist in Form eines Gleichungssystems). Dem modell
theoretischen Arbeiten werden wir in diesem Buch groBe Aufmerksamkeit
widmen. Aus diesem Grunde wiederholen wir nochmals ein makro-sowie ein
mikroökonomisches Modell aus dem 1. Band.
1
Resurne
Bei der deduktiven Methode in der Volkswirtschaftslehre steht das modellhafte
Arbeiten im Vordergrund der Analyse. Ein Modell ist eine knappe, meist mathe
matische Beschreibung eines Teilbereiches der ökonomischen Realität.
1.2. Ein makroökonomisches Modell
Das 3. Kapitel des 1. Bandes kann wie folgt kurz zusammengefaßt werden: Bei
gegebener Produktionskapazität ist die Höhe des Volkseinkommens Y durch
die effektive Nachfrage bestimmt. Denken wir uns eine geschlossene Volks
wirtschaft ohne staatliche Aktivität, dann geht die effektive Nachfrage von den
Konsumenten und den Produzenten aus. Nehmen wir an, daß der geplante,
d. h. der ex ante-Konsum C linear vom Volkseinkommen Y abhängt, dann gilt:
(1.1) C=cY+d.
Der kleine Buchstabe c ist in dieser Konsumfunktion das Zeichen für die
marginale Konsumquote, d. h. 0 < c < 1. Die Produzenten planen unabhängig
von der Höhe des Volkseinkommens Y einen Betrag A zu investieren, so daß
für die ex ante-Investitionen I gilt:
(1.2) I= A.
Denjenigen Wert für das Volkseinkommen Ymit der Eigenschaft, daß sich bei
ihm die Pläne der Konsumenten und der Produzenten in Übereinstimmung
befmden, nennen wir den Gleichgewichtswert des Volkseinkommens und be
zeichnen ihn mit Y. Wenn das Volkseinkommen diesen Wert Y angenommen
hat, liegt bei gegebener Konsum- und Investitionsfunktion ein Gleichgewicht
vor. Für die Ermittlung dieses Gleichgewichts brauchen wir noch eine Gleich
gewichtsbedingung. In diesem Fall bedeutet diese Gleichgewichtsbedingung,
daß die Summe der Ausgaben gleich dem Volkseinkommen ist. Mit anderen
Worten, für die Herstellung des Gleichgewichts wird die Gleichheit des Volks
einkommens Y und der Ausgaben C +I unterstellt. Die dritte Gleichung lautet
deshalb:
(1.3) Y= C+l.
Die Gleichungen (1.1) bis (1.3) bilden zusammen ein einfaches makroökono
misches Modell einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne staatliche Aktivität.
Setzen wir die drei Gleichungen ineinander ein, dann drängt sich von selbst die
Lösung des Modells auf. Bei der Lösung geht es ja um die Feststellung des gleich
gewichtigen Volkseinkommens Y, das allen drei Gleichungen genügt.
(1.1) C=cY+d,
(1.2) I=A,
(1.3) Y=C+I.
2
Description:Der vorliegende zweite Teil des Lehrbuches baut inhaltlich auf dem ersten Band auf. Dies gilt insbesondere in dem Sinne, daß das Denken und Arbeiten auf modelltheoretischer Grundlage weiterentwickelt wurde. Beide Teile des Lehr buches zusammen bieten sowohl eine Übersicht über wesentliche Besta