Table Of ContentFriederike Herrmann (Hrsg.)
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Die journalistische Textwerkstatt.
Erfahrungen, Analysen, Übungen
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Friederike Herrmann (Hrsg.)
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Friederike Herrmann (Hrsg.)
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Die journalistische Textwerkstatt.
Erfahrungen, Analysen, Übungen
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
.
.1.Auflage Oktober 2006
Alle Rechte vorbehalten
©VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2006
Lektorat:Barbara Emig-Roller
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Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg
Satz:Mareike Erlmann,Stuttgart
Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in the Netherlands
ISBN-10 3-531-14223-2
ISBN-13 978-3-531-14223-4
Inhalt
Vorab............................................................................................................9
I Werkstattberichte...................................................................15
Ulrike Pfeil
Zum Glück gibt’s Termine!
Wie eine Lokaljournalistin der Schreibhemmung davonläuft............17
Angelika Overath
Von Unterhosen, Gummibärchen und Zimmermädchen
Die unsichtbare Arbeit hinter dem Text...............................................21
Marie-Luise Scherer
„Es muss mit einer Tatze gerissen sein“
Ein Gespräch über Präzision, Zeit und Zigaretten.............................29
Ulrich Hägele
Gegen die Uhr und den Chef im Rücken
In der aktuellen Radioredaktion: Wie ein anderer Oberhand
über den eigenen Text gewinnt...............................................................39
Birgit-Sara Fabianek
Sortieren, gliedern und verwirren
Der weite Weg vom Konzept zum Text...............................................45
Dorothea Keuler
Wenn gar nix fließt
Als alle Rezepte versagten: Ein Jahr Schreibblockade........................49
6 Inhalt
Udo Zindel
Grün im Gesicht
Mehrere Radiofeatures zum gleichen Thema: Nur für das
Portemonnaie ist das ein Glücksfall.......................................................53
Susanne Poelchau
How to meet Susan: ...
Auf dem schmalen Grat zwischen Idealisierung und Distanz...........65
Beate Rau
Ein äußerst kapriziöses Gegenüber
Wenn Wut und Trotz mitschreiben.......................................................73
Judith Rauch
Die Stimmen der anderen
Wie viel Kritik verträgt eine schreibende Seele?..................................81
Sabine Deichsel-Steininger
Am liebsten mag ich Filme ohne Text
Wahre Liebe verlangt ganze Hingabe: Vom Leiden der
Regisseurin beim Schreiben....................................................................87
Bernd Jürgen Warneken
Die Fabrikation von Glossen
In vier Schritten zur Pointe.....................................................................95
Sibylle Thelen
Was will ich sagen?
Die Frage hat es in sich: Von der Herausforderung, zum Kern
des Themas vorzudringen.....................................................................101
Johannes Wendland
Ausgepresst wie eine Zitrone
Was tun, wenn man zu wenig Material hat?.......................................105
Inhalt 7
Eleonore Wittke
Heute schwebte das Thema am Fenster vorbei
Die Vielfalt der Ideen und ihr Trichter...............................................109
Britta Binzer
Schreiben ist viel angenehmer als eine Zahnwurzelbehandlung
Wie eine Online-Redakteurin sich selbst überlistet...........................115
Carmen Zahn
Glasperlen und Rückenschmerzen
Gäbe es doch einen direkten Weg der Gedanken, aus dem
Kopf – zack – in einen Computer.......................................................117
Susanne Sinn
Inseln im Wörtermeer
Das Exposé für einen Film lässt eine Gestalt erst erahnen. Es
schwebt. Es verlangt nach Bewegung: Annäherung, Mitgehen,
Loslassen..................................................................................................121
Eva Christina Zeller
Die Anstatt-Autorin
Sie soll ein Radiofeature schreiben und schreibt eine
Kindergeschichte, sie will einen Roman verfassen und schreibt
Gedichte...................................................................................................127
Elsbeth Gut Bozzetti
Wasser, Grasgeruch und Lippenstift
Oder: Der Morgen danach
Genrewechsel: Die Übersetzerin als Journalistin...............................135
Marianne Mösle
Kann jemand im Ernst behaupten, dass Bügeln oder Putzen
schöner sei als Schreiben?
Die Lust, eine Welt in Worten zu erschaffen.....................................141
8 Inhalt
Ulrike Pfeil
Die meisten Geschichten sind unrund
Die Welt ist komplex. Journalisten reduzieren Komplexität...........147
II Analysen...............................................................................151
Friederike Herrmann
Die Tausendfüßler-Dialektik
Schreiberfahrungen und Schreibforschung – eine Annäherung......153
Christine Schick
„Der Text muss erstmal seine Botschaft finden“
Zwischen Gebrauchstexten und Lesestücken: Vier Interviews
mit Journalistinnen und Journalisten zum Schreibprozess...............163
III Übungen............................................................................173
Clustering (Friederike Herrmann)........................................................175
Free Writing (Friederike Herrmann)....................................................179
Texteinstiege: Das Dornröschen-Projekt (Thomas Schröder)........181
Eine Ballade als Nachrichtenquelle (Angelika Bachmann)...............187
Bücken nach Geschichte(n) (Hans-Joachim Lang)...........................189
Reihum erzählen (Jürg Häusermann)..................................................193
Wiederbeleben (Jürg Häusermann)......................................................195
Portionieren (Jürg Häusermann)..........................................................197
Imitierendes Schreiben (Friederike Herrmann).................................199
Texte verhunzen (Friederike Herrmann)............................................203
Literatur....................................................................................................205
Autorinnen und Autoren.......................................................................207
Vorab
Wie eine richtig aufgebaute Nachricht, eine anschauliche Reportage
oder ein lebendiges Porträt aussehen muss – das erfahren junge
Journalisten in ihrer Ausbildung. Wie sie diese Texte schreiben kön-
nen, lernen sie in der Regel nicht. Bestenfalls geben die alten Hasen
in der Redaktion ein paar Tipps weiter: Dass der erste Satz sehr wich-
tig ist, dass es helfen kann, die Geschichte erst einmal mündlich zu
erzählen und ein bisschen Zeitdruck beim Schreiben durchaus nicht
schadet.
Die journalistische Ausbildung orientiert sich am Produkt und
nicht am Prozess des Schreibens. Damit gleicht sie einem Wander-
führer, der in leuchtenden Farben ein Ziel ausmalt – nur leider ver-
gisst, eine Wanderkarte beizufügen. Und so irren denn die journalisti-
schen Novizen orientierungslos durchs Metier und nur, wer die Ge-
gend schon ein bisschen kennt und über eine Art inneren Kompass
verfügt, erreicht das Ziel und verfasst passable Texte. Was dann jene
bestätigt, die den Journalismus seit jeher für einen Begabungsberuf
halten.
Zugegeben: diese Beschreibung ist ein wenig zugespitzt. Es hat
sich inzwischen herumgesprochen, dass Schreiben nicht nur Talent,
sondern auch Handwerk voraussetzt. Es gibt eine wahre Schwemme
von Stil-Ratgebern, die zeigen, wie man Schachtelsätze entflicht, Sub-
stantivierungen in Verben verwandelt und Adjektive vermeidet. Die-
se Bücher sind hilfreich und nützlich, sie haben dazu beigetragen, die
Medien von verquasten Sprachungetümen zu befreien. Aber sie set-
zen in gewisser Weise am falschen Ende an: Den Stil verbessern kann
man noch im letzten Schritt der Textentstehung, beim Überarbeiten.
Aber wie kommt man ins Schreiben hinein? Ob eine Geschichte als
Ganzes stimmig ist, entscheidet sich während der Arbeit am Text,
und dieser Prozess ist nicht in simple Tipps zu fassen. Wer junge
Journalisten unterrichtet, kann mitunter beobachten, wie sie vor lau-
ter Regeln im Kopf nur schwer in einen Schreibfluss kommen. Das
kann in den schlimmeren Fällen zur Blockade führen, in leichteren
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Fällen führt es zu normierten Texten, die allen Regeln der Ratgeber
genügen, nur leider den persönlichen Stil vermissen lassen.
Die Kernfrage dieses Buches ist deshalb, wie journalistische Texte
entstehen: Was passiert beim Schreiben? Einige sehr erfahrene, aber
auch jüngere Journalistinnen und Journalisten haben sich hingesetzt
und den eigenen Erfahrungen nachgespürt: Welche Hürden und
Ängste gilt es zu bewältigen? Was kann hilfreich sein? Woran schei-
tern Texte?
Ziel ist es nicht, den Leserinnen und Lesern Ratschläge zu ertei-
len. Zum einen deshalb nicht, weil es den einen Königsweg zum Text
nicht gibt; ganz unterschiedliche Strategien führen zum Ziel. Zum
anderen helfen wohlmeinende Ratschläge den Ratgebern – die sich
klug und kompetent fühlen dürfen – mitunter mehr als den Ratsu-
chenden. Der Schreibtrainer Otto Kruse hat für Gespräche über
Schreibprobleme die Regel eingeführt, dass in der ersten halben
Stunde keine Lösungsvorschläge gemacht werden dürfen (Kruse
2003). Probleme können weggeredet werden, bevor sie richtig er-
kannt worden sind. Es gilt also eher, das Leiden am Schreiben zu
erkunden und zu akzeptieren, dass diese Qual für viele – nicht für
alle – Schreiber dazu gehört. Die Autoren dieses Buches schildern
Wege und Irrwege, die sie selbst gegangen sind. Vielleicht hilft es
jungen Journalisten schon, wenn sie Schreibschwierigkeiten als Teil
des Prozesses annehmen; wenn sie mit ihnen arbeiten statt gegen sie,
wie Ulrike Pfeil es im ersten Beitrag beschreibt. Zwischen den Zeilen
mögen sich auch manche Tipps fürs Texten finden; vor allem aber
hoffen die Autorinnen und Autoren darauf, dass die Leser inspiriert
werden, eigene Schreibstrategien weiterzuentwickeln.
Der erste Teil dieses Buches ist zum Schmökern und Stöbern ge-
dacht. Die Beiträge können, aber sie müssen nicht der Reihe nach
gelesen werden. Eine Vielfalt von Schreiberfahrungen in verschiede-
nen Medien wird ausgebreitet, in der man sich wieder erkennen kann,
die erstaunen mag und die hoffentlich anregend wirkt. Die Autoren
beschreiben das Ringen mit bestimmten Genres, etwa dem Porträt
(Susanne Poelchau, Judith Rauch, Beate Rau) oder der Glosse (Bernd
Description:Auch erfahrene und erfolgreiche Journalisten quälen sich mit ihren Texten. Sie flüchten zum Blumen gießen, brüten endlos über Formulierungen, schreiben zum fünften Mal den gleichen Satz. Stilratgeber helfen da nicht weiter: Sie sagen zwar, wie gute journalistische Texte aussehen sollen - aber