Table Of Contentso vollendet, daß man oft nicht Prosa sondern Poesie zu lesen meint 4). Gegenstand der Untersuchung sind die bei weitem häufigsten Wörter
Gleich von Anfang an zeigt er einen persönlichen Stil, und, obwohl sich um auf -Ote;, neben diesen die auf -la, -da, -ola, -j-lae; (-j-lr;). Alle diese sind in
ihn das Attisch von Antiphon zu Demosthenes wandelt 5), bewahrt er ihn den oben zitierten Werken über griechische W prthildung allgemein als
mit erstaunlicher Beständig;keit. So ist sprachlichen Beobachtungen ein Ma Ausdrücke zur Bezeichnung einer Handlung angesehen, die auf -Ola sind
terial geboten, das nur relativen Schwankungen durch Stilverschiedenheiten nach Ernst Fraenkel11 gleichbedeutend und oft Konkurrenzbildungen zu
)
unterworfen und durch den Umfang seines Werkes so ausgedehnt ist, daß denen auf -Ote;. Aber wie es streng genommen in einer Sprache keine Sy
es gerechtfertigt erscheint, eine sprachliche Eigenart gerade bei Plato be nonyma gibt, so gibt es auch keine Wortbildungsmittel, die gleiche Funk
sonders zu beleuchten. tion hätten. Es wird sich im Verlauf dieser Arbeit zeigen, daß es in jedem
Aus den Substantiven Platos wird hier das Verbalsubstantiv heraus Falle gelingt, Wörter, die von gleicher Wurzel mit verschiedenen Suffixen
gegriffen. Dies erscheint im Griechischen erstmalig bei Heraklit. Diels, der gebildet sind, voneinander abzugrenzen und die jedem Suffix eigene Be
die Verbalsubstantiva dort zuerst beachtet hat 6), sieht in dem Auftreten deutung darzulegen. Ferner werden behandelt die vorwiegend als Aus
dieser .Wörter eine stilistische Neuerung, die der Sprache eine größere Ge drücke für das Ergebnis der Handlung angesehenen ,Wörter auf -j-la, die
nauigkeit verleiht. Das ist wohl der Fall, abe.r als tieferer Grund ist doch Verbalsubstantiva auf -~ und schließlich die älteren und weniger häufigen
mit Snell 7) anzusehen, daß Denken und Sprache vom Praktischen zum Wurzelabstrakta (na:{}oe; u. ä.).
Theoretischen übergehen. Denn dem ursprünglich gegenständlichen Denken
der Völker entsprechen Ausdrücke für greifbare Dinge 8). Diese weichen 11
verbalen Ausdrücken, die ihrerseits ein Zeichen sind für das Denken in
Um den Gebrauch bei Plato hinreichend beleuchten zu können, ist es
Vorgängen. Erst als eine geistige Auseinandersetzung mit den Dingen der
wie ausgeführt zunächst einmal notwendig, die Anwendung bei den Vor
Welt beginnt, verfestigt sich das Verbale im Substantiv, an die Stelle von
gängern zu betrachten.
älteren treten neue vom Verbum abgeleitete Substantive 9). Dieser Wandel
Im homerischen Epos finden sich Wörter dieser Art naturgemäß noch
vom Verbum zum Substantiv ist gleichzeitig mit dem übergang von der
selten. Aber wir erkennen hier oft den Ursprung und den Beginn einer Ab
Poesie zur Prosa
10).
strahierung. P. Kre~schmer 12) weist nach, daß der "abstrakte Begriff bei
Von Heraklit an nimmt der substantivische Ausdruck beständig zu
den Indogermanen aus der plastischen Vorstellung von Dämonen erwachsen
und ist bei Plato außerordentlich vielseitig' ausgebildet. Die Substantiva
ist" und gibt dafür Belege aus Homer 13): cpaßoe; eloij).1}C'J! oder - s'Ilenws 14)
erscheinen dort in einer Häufigkeit, daß es nicht immer leicht ist, die Be
"der Scheucher überfiel mich> Furcht b~fiel mich." Nej-lwle; ist ursprüng
deutungen der Wörter gegeneinander abzugrenzen. Die vorliegende Arbeit
lich "die Zuweiserin, Vergelterin", dann "die Vergeltung". Einen weiteren
setzt es sich daher zum Ziele, die Bedeutungen dieser mit verschiedenen
Ursprung für das Abstraktum sieht Kretschmer (S.108) im Kollektiv
Suffixen gebildeten Wörter festzulegen, die vielfältige Anwendung durch
Konkretum, als Beispiel gibt er 'ieocp~, ßame; 15). Dahin gehören auch Wör
Plato zu klären und - da es sich vielfach um Wörter handelt, die bei
ter wie ~v,)!wte; 'Verbindung' (Zusammenfluß von Flüssen" 515) oder
Plato zuerst belegt sind - Platos schöpferischen Anteil an diesen Neu
aeOote; 'pflügbares Land' (I 580). Denn das Abstraktum ist entstanden aus
bildungen zu untersuchen. o.
dem Konkretum, es ist nicht umgekehrt, wie noch Brugmann (a. 11 1,
4) Das Verwischen der Grenzen zwisdlen Poesie und Prosa tadelt an ihm Aristote- 615) wollte, auch ist es nicht richtig, wenn Chantraine (a. O. 284) der An
les, vg!. F. Walsdorff, Die antiken Urteile über Platos Stil, Bonn 1927, 34 f. sicht ist, daß das Suffix -Ole; von Anfang an Handlung und Ergebnis der
5) Wilamowitz, Platon II, Berlin 19II, 4II. Handlung bezeichnet hätte (vgl. u.).
6) SBBer!. 1901, 188. 190 ff.
7) Die Ausdrücke für den Begriff des Wissens in der vorplatonischen Philosophie, 11) Zur Geschichte der Verbal nomina auf -ato, -ata, Kuhns Zschr. 44, 1913, 163.
Phi!. Unters. 29, Berlin 1924, 19 f. 12) Dyaus Zeus Diespiter und die Abstrakta im Indogermanischen, Glotta 13,
8) W. Porzig, Bedeutungsgeschicht!. Studien, IF 42, 1924, 245 ff. 1924, 101 H.
'0) Snell, a. O. 20 beobachtet vorwiegend Ableitungen mit dem Suffix -at~: <p(J6v'Tjat~ 13) S. 106.
statt n5<!Jr!u;>a5 41'1,(.1/. statt yvwß'Tj u. a. 14) vg!. <poßor; if.V.aße 11 402. N 470.
10) Diels a. O. 190. Snell a. O. 20. Ober die Tragödie vg!. u. S.5, 15) Dazu gibt Kretschmer als Gleichung das ai. gari.
2 3
Als Beispiel für ein homerisches Verbalabstraktum führe ich hier an
d
al' ci n l' e v 0 l~: A 799: ar 'Xe oe np '{O'XO'l'U:~ anoaxwvrat nOAef1-Olo T (}we~, .:,::.,. e.,( }.1,: 'Y)~ 'tOV- o't(}a'to.v- ovCI' tw e" n a y e (! a t l' :n 0 te, e 't al , ie Umschreibung
a l'a nl' e v 0 wo l 15' (~xaLOt) ... OA[y'Y) oe 't' al' ci n l'e v 0 t ~ nO'UflO'LO. Hier steht also an Stelle eines einfachen ayei(}etY, ähnlich finden sich {}wfla
ist das Substantiv vorbereitet durch eine Form des zugehörigen Verbums, nOlCvfle'JlOt VIII 74, und, umgekehrt, tl' {}wflan tyel'ovro VII 218, 'X1](}vyfla
und es steht in der Reflexion über das avanYCtl', das den Griechen die Täu enOll]aavro VIII 41, anonel(}a'Jl AaflßayctY VII 21, ;Vflfl8-r(}'Y)Oll' AaflßayctY
schung der Trojaner bringen wird. Nur an einer solchen Stelle ist ein Wort III 20. Allgemein bevorzugt Thukydides die substantivische Ausdrucks
weise vor der verbalen, die, wie Hermogenes 21) beobachtet hat, der Sprache
der hier behandelten Art bei Homer überhaupt denkbar.
Die Verbalsubstantiva treten nun wie oben bereits angedeutet zuerst eine höhere aefll'o'tr/~ verleihen soll, und er greift dabei auch zu diesen nach
unserm Geschmack nicht gerade erfreulichen Umschreibungen.
auf bei Heraklit. SneH 16) findet Wörter wie flarhlal~ Fr. 55, CP(}O'VYjOl~ 2.,
Die bei Herodot beobachteten Erscheinungen treffen wir bei Thuky
yl'Wal~ 56., O'IjJl~ 26.55. und folgert daraus, daß zu begrifflicher Festigkeit
dides im übrigen in größerem Ausmaße 22), dies wird dann von Plato noch
die Verben drängen, die sich auf die geistige Auseinandersetzung des Men
wieder übertroffen. Wenn man die Häufigkeit der Verbalsubstantiva
schen mit der Welt beziehen, nicht aber solche, die die Verhältnisse der
bei Berodot 23), Thukydides 24) und Plato 25) zahlenmäßig ausdrücken woll
Außenwelt bezeichnen; diese Verhältnisse sind von Heraklit nicht erkannt,
te, so käme man etwa auf ein Verhältnis 1: 2 : 4. Die bei Thukydides
sondern erlebt, und daher herrscht noch der verbale Ausdruck vor 17).
zuerst belegten Wörter 26) betreffen vor allem militärische Vorgänge 21):
Häufiger werden die Verbalsubstantiva erstmalig bei Herodot. Bei
ihm finden wir wie bei Thukydides zahlreiche neugebildete Wörter, die ne(}mixtal~ II 77, 1; xwal~ 76,4; n(}OaXWaK 77,3; avre;o(}fl'Y)atr; 91,1. Fer
ner finden sich neue Wörter häufiger in den Reden, das mag folgender Satz
Infinitiv- und Participialkonstruktionen ers°etz en können 18). So lesen wir
VIII 54/5 i°n z wei Zeitangaben: 15CV-r8r;!rI an 't r; ~ :n e fl 'IjJ t 0' ~ t'OV 'XI](}V'XO'~ beleuchten: ;vveßr; {;fliv ••• -r()')J efl0'Jl AOYOV .•• flT] O(}{}Ol' cpail'we{n} at, 15lott
und - a:n 't r; ~ e fl :n (} I] a t 0' I~ ~1hjl'aiwl', oder I 87: Aeye'tal ... K(}OtaO'l' 'tO flE'Jl AVnOVl' exCl ij15r; ara {} 'Y) at l', 'tr;~ (JE W cp cA i a ~ anwn f; (j I] -
fl a {} 0 l' 't a d')V K v (} 0 v fl e 't ci Y l' W a t l' • • • e:ntßwaaa{}at 'tOl' ~:noAAWl'a ), wal ~ anaal (II 61,2).
l:ntr.aAeOflel'O'l'. - In der Beschreibung der persischen Reiterpost heißt es
Exkurs
VIII 98 'tO''V ~ ("l nnO'v~ 'tC 'Xat, a,l,'~u (}a~ )"O'v' te YlCP°e't O,' ~ • • • e"( }yCl flr;" O'V 'Xa'ta-
Von Diels und Snell war festgesteUt (vgl. oben S. 2), daß diese Wörter
waal 'tov n(}O'r.eiflel'ol' 15 (} 0 fl 0 l' • • • 'tOV'tO 't 15 (} ci # r; fl a 19) 'tWl' 'tn:nwl'
ein Kennzeichen der Prosa sind. Trotzdem erscheint es wünschenswert,
xaAeovat llS(}aal ayya(}ljlOY. Um genau die durchlaufene Strecke zu
wenigstens in einem kurzen überblick den Gebrauch in der Tragödie des
bezeichnen, bildet Herodot also zum Unterschied gegen (j(}OflO~ das Wort
auf -fla. Als Neubildungen muten ferner an w{}taflO~ VIII 78, f;yeflol'ir; 21) ed. Walz, Rhetor. Graeci 111, Stuttgart 1832, 226.
VII 160, Zusammensetzungen auf -aia: a't(}a'tr;Aa(Jir; VII 14, aflcptaßaair; 22) Der Gebrauch dieser Wörter und die feinen Unterscheidungen, die mit ihnen
erreicht sind, stellen einen Ausfluß der durch die Sophistik eingeleiteten überlegungen
VIII 81. Das häufig gebrauchte vavflaxir; ist zwar bei Herodot zuerst be
der Sprach richtigkeit dar, doch sind sie von den Sophisten selbst nicht häufiger gebraucht
legt, doch wird er dies technische Wort kaum selbst gebildet haben, ebenso als bei den übrigen Vorsokratikern, für die Heraklit als Beispiel behandelt ist (vgl.
ist zu fragen, ob der nur hier belegte Ausdruck :ne(}t AVXl'Wl' acpa~ VII A. Thumb, Hdb. d. griech. Dialekte, Heidelberg 1909, 373. H. Diels, Die Anfg. d.
215 mit dem Verbalabstraktum auf -I] nicht volkstümlich sein mag. Philol. b. d. Griechen, N. Jbb. 1910, II f.).
Außerdem finden sich bei Herodot wie bei Thukydides Umschreibun 23) nach der Häufigkeit der Wörter ~uf -atq in Teilen der Bücher I VII VIII IX.
24) in Buch 11. Hier übersteigt die Häufigkeit der Wörter auf -atr; die auf -/-tu,
gen von Verben durch Verbalsubstantiva mit nOeia{}at, Aaflßal'etY, yiyYC
noch nicht bei Herodot.
a{}at 20). So heißt es VII 19 abschließend von den Rüstungen des Xerxes: 25) in den Dialogen Apologie Euthydem Gorgias Kriton Laches Nomoi III-V X
Phaidon Phaidros Politeia I V-VII Protagoras Symposion Timaios Epist. VII.
16) Die Sprache Heraklits, Hermes 61, 1926, 377. 26) Diese zeigen nach einer Aufstellung von I. D. Wolcott (New words in Th.,
17) Das zeigt Snell an fr. 126, a. O. 357. Transact. and Proceed. of the Americ. Phil. Ass. 29, 1898, 104 H.) die Suffixe -atr;, -~,
18) vgl. Classen-Steup, Thukyd. I, Berlin 1919, LXXIII. -p,a, -ftor;, und zwar sind von 330 neuen Wörtern allein 1I7 mit dem Suffix -atr;
19) wohl richtig zu ~o(!afA'ov, wie na-&'fJfA'u zu ~nuSov. Lobeck, Phrynichos, Lips. 1820, gebildet.
619 liest O(!OfA''fJfA'u. 27) Allgemein vgl. die Würdigung des Strategen Th. gegenüber dem Politiker bei
20) vgl. Ernst Fraenkel, Griech. Denominativa, Göttingen 19°6, 239. A. Rehm, Philologus 89, 1934, 148.
4 5
Aischylos, Sophokles und Euripides zu beachten. Es ist bereits die außer sam gemacht, daß Antigone bald ein 1jJVXeOV na e a r x cl), taft a 32) (v. 650)
ordentliche Vorliebe der Tragiker für Wörter auf -fta festgestellt 28). werden würde; unter den Gegnern des Herakies befindet sich (Eur. Her.
Schmid-Stählin (München 1934) 29<) betrachtet die Bildung dieser abstrakten 181) 'U'i(]claxe1e; V ß eta ft a, Kenavewv yevor;. Wilamowitz 33) meint, das
Substantiva als zeitgemäß in der Epoche der aufsteigenden Philosophie und Abstraktum sei konkret gebraucht, es ist aber doch wohl umgekehrt, die be
verzeichnet für Aischylos 180 Wörter auf -fta, darunter 122 Neubildungen, treffende Person ist hier wie an den vorher zitierten Stellen in ihrem Cha
für Sophokles weitere 36 Neubildungen. W. Breitenbach 30) zählt bei Eu rakter durch ein abstraktes Wort gekennzeichnet 34). Natürlich existiert
ripides 250 Bildungen auf -fta, darunter über 80 neue und stellt fest, daß gleichzeitig eine konkrete Vorstellung bei dem Dichter, das zeigt folgende
dies Suffix bei allen drei Tragikern die meisten Neubildungen geschaffen grammatische Inkongruenz: auf die Frage des Oedipus, wer das ausgesetzte
habe. Kind gewesen sei, antwortet der alte Diener ausweichend (0. T. 1167) 'iWV
Da nun bei Herodot und Thukydides in der Zunahme substantivischen Aatov WtVVV r t r; ~v y e v v 'Yj f-l cl r w v. Er spricht nicht von einem 'Sohn',
Ausdrucks überhaupt sich besonders ein Anwachsen im Gebrauch der Wör sondern allgemein von einem 'Gezeugten', die konkrete Vorstellung läßt
ter auf -at; zeigte, habe ich einmal das Vorkommen der Wörter auf -at; aber das Masculinum des Pronomens rk, nicht die neutrale Form hinzu
im Verhältnis zu denen auf -;.,ta in einer Auswahl von Tragödien geprüft. treten.
Danach kommt bei einem Material von etwa 3200 Versen des Aischylos
Bezeichnungen von Tieren: die Schafherde ist Aisch. Agam. 1416 vo
ein Wort auf -;.,ta auf jeden 13., eins auf -at~ nur auf jeden 70. Vers, bei ft e v f-l a, Soph. Ai. 54 sind die Rinder ßOVXOAWV ep e 0 v e Ij fl ara, Eur.
etwa 3250 Versen des Sophokles je ein Wort auf jeden 22. bzw. 54. Vers,
Kyklops 165 will der Silen KvxAwnwv ß 0 a x Ij ft ara als Entgelt für den
bei etwa 4000 Versen des Euripides je ein Wort auf jeden 15. bzw. 96.
Wein geben und Eur. EI. 494 bringt der alte Diener rwv Ef-lWV ß 0 a x 'Yj -
Vers. Diese Zahlen zeigen also ein ganz anderes Häufigkeitsverhältnis als ft cl r w v noif-lv'YJ; veoyvov {} e e ft ft a 35).
die der Prosa.
Ein Wort macht der Erklärung Schwierigkeit: Oeepclvevfta, ich gehe dazu
Die Anwendung dieser Wörter in der Tragödie hängt zusammen mit
aus von dem Worte 0 ei f-l a: es ist 'das was Furcht bringt oder gefürchtet
dem allgemeinen Streben der Tragiker nach Vermeidung des gewöhnlichen
wird', Eur. Her. 700 sind mit dem Worte die von Herakles besiegten Un
Ausdrucks und nach bildhafter Sprache 31), gerade in Metonymien und bild
geheuer bezeichnet, "Schrecken der Wildnis" übersetzt mit einem ähnlichen
haften Umschreibungen sind die Wörter auf -;.,ta außerordentlich häufig.
Ausdruck Wilamowitz 36). x Ij 0 e v ft a (zu x'YJoevw 'verschwägern') ist 'das
Außerdem ist die Verwendung dieser Bildungen eine Möglichkeit zu viel
was zum Schwager macht oder das Verschwägerte', so redet Oedipus (Soph.
seitiger Abwechselung des Ausdrucks.
O. T.85) Kreon an: ava$, Ef-l0V x Ij 0 e v f-l a. Danach erklärt s'ich 0 e ep ci
Im folgenden stelle ich einige Gruppen von Beispielen zusammen, die
ve v ft a: Herakles fragt (Eur. Her. 546), weshalb Lykos seine° K inder, die
den Gebrauch kennzeichnen. Die Wörter auf -fta finden sich z. B. in der für ihn doch Waisen waren, gefürchtet habe: ri weßwv e ep ci v e v f-l'
Anrede: Elektra begrüßt ihren Bruder (Aisch. Cho.235) mit den Worten
EftWV dxvwv; Wilamowitz merkt im Kommentar dazu an, Euripides habe
cl) epiAWWV ft e A 'Yj ft a oWftaatv nm:eo;, ihre Mutter bezeichnet sie (Soph. EI.
zu dieser Neubildung gegriffen, weil diese Ableitung auf -fta "am leichte
289) mit cD ova{}wv f-l i a 'YJ f-l a, diese wiederum antwortet auf ihre An
schuldigungen (v. 622) cD {} e e f-l f-l' avatok - Damit hängen zusammen Be sten persönliche Bedeutung annehme", und er verweist auf XIjOEV;.,ta, nai
oevfla, oei;.,ta u. a. Aus den bisher angeführten Beispielen geht nach meiner
zeichnungen von Menschen: (Aisch. Eum.73) die Erinyen: ft t a Ij f-l a 'i'
Meinung hervor, daß von "persönlicher Bedeutung" hier nicht gesprochen
avoewv "al, {}ewv 'OAvJ-lniwv, Hairnon ist (Ant. 756) in den Augen des
Vaters ein 00 v A e v f-l a yvvatXo;, dieser hat ihn vorher darauf aufmerk-
28) vgl. Chantraine S. 184; Fraenkel, Denominativa a. O. 226. O. Glaser, De 32) das Verbum na~ay".aÄISofA'a~ 'in die Arme nehmen' ist erst später bezeugt, das
ratione quae intercedit inter sermonem Polybii et inter eum qui in titulis saeculi III Subst. 'scheint in klassischer Zeit nur hier vorzukommen.
II I apparet, Diss. Gießen 1894, 55 f. 33) Eur. Her., Berlin 1889, II 90.
29) Gesch. d. griech. Lit. II 487, 1. 34) Khnliche Hinzufügung eines Abstraktums zeigt die Aufforderung des Orestes an
30) Unters. z. Sprache der euripid. Lyrik, Stuttgart 1934, 28 f. Pylades (Eur. EI. 1340 f.) VVfA'pEVOV 0 i {C a <; 'HÄlfxr:(!as.
31) vgl. W. Schmid, Unters. z. gefesselt. Prometheus, Stuttgart 1929, 59. 35) vgl. Eur. Hipp. 1355 f.
36) Dbersetzg. Berlin 1904.
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o l~ 37). Eur. Herakl. 1041 finden wir eine Substantivierung zum Stamm
werden darf, die Bezeiclmung entspricht der Eigenart der Sprache der Tra
von fjAV{}OV: fj AV 0 t, 'das Kommen'. Ferner finden sich auch Umschreibungen
gödie, die den gewöhnlichen Ausdruck meidet und gerade bei Bezeiclmungen
von Verben durch Verbalsubstantiv mit Verbum: Orestes steht Eum. 588 zu
von Personen zu einem abstrakten Worte auf -p.a greift. Wörter auf -la seiner Tat mit den Worten: ovw; fi(!v'YJ0lf: nÜet. Eum.707:e~€'tclYa na(!
haben eine andere Bedeutung, daher ist an dieser Stelle das "gewöhnliche
alvfOlV. Soph. Ant.718 p.f'tao'taolv bloov, Phi1.276 avaaTaOtV
o(!cpavla" nicht gebraucht.
o't'ijvat.
Auch in Bildern sind die Wörter auf -p.a beliebt. Die Purpur decken, Für unsern überblick über die Entwicklung des Verbalsubstantivs ist
die Klytaimestra hinleg,en läßt, sind für Agamemnon (Aisch. Ag. 920) demnach festzustellen, daß auch in der Tragödie die Verbalsubstantiva,
xa/-WlJifTEr; ß 0 a p. a > das Meer (Aisch. Prom. 89 f.) nOvr[wv xv p.a:r:wv av~ diese neue Ausdrucksform der Zeit, weitgehend Anwendung gefunden
(!l'f)p01I y e A a 0 p. a, die Segel sind (ibid. 468) AlVOmf(!a vavTiAwv 0 X {; - haben.
p. a 't a, Thebens Mauern (Soph. Ant. 120) 0 u q; a v w p. a nv(!ywv, des He III
rakles Mühen (Eur. Her. 355) oucpavwp.a p.oX{}wv, das Heiligtum der
Bei Plato nehmen die Verbalsubstantiva allgemein und auch die Neu
Thetis ist Eur. Andr.46 als l (! p. {; V f V P. a NrJ(!'fjbo, yap.wv bezeichnet. bildungen noch mehr zu. Um den Gebrauch allgemein auch im Vergleich
In der hier dargestellten Weise sind die Wörter auf -p.a in der Tragö zu den soeben behandelten Autoren vorweg zu beleuchten, behandele ich
die am meisten gebraucht, in der Prosa wäre die Anwendung in dieser Form nur ein Beispiel: Phdr. 257 d 6 38) sagt Phaidros: Ot p.eywTOv ovvaP.eVOl •..
kaum möglich. Es lassen sich aber noch eine ganze Reihe von Beispielen aloxvvonal A 0 y 0 v, T f Y (! a cp f t V xat x a T a A c ln f l v. Sokrates erwidert
° °
finden, die mit der Prosa ohne weiteres vergleichbar sind, und zwar han e 2: Ot p.eywTOv CP(!OVOVV'tf, uJw nOAlUxwv p.aAWTa f(!WOl A Y Y (! a cp l a,
delt es sich da um Wörter, bei denen die Beziehung zum Verbum deutlicher Tf xat x a 't a A cl V' f w, aVYYQap.p.a'twv. Phaidros stellt also eine Gewohn
ist: die Haltung des Prometheus ist a'Ö{}abta, die aus ihr entspringenden heit der Politiker mit dem Verbum fest, Sokrates dagegen gebraucht zur
Taten hält Hermes ihm (Aisch. Prom. 964) als a 'Ö {} a b l 0 p. a 't a vor (das Darstellung fast desselben Gedankens das Substantiv. Nachdem die Hand
Verbum -ll; op.at <sich anmaßend verhalten' ist für uns allerdings erst bei lungen mit dem Verbum einmal benannt sind, legt Plato dem Sokrates das
Plato belegt). Die Gestalt ist P.O(!CP{;, Veränderungen der Gestalt bezeich zunächst schwierigere Substantiv in den Mund, mit dem Satz des Phaidros
net Aischylos (Agam. 873) mit einer Ableitung vom Verbum P.O(!cpow <ge ist gleichsam der Boden dafür bereitet, daß Sokrates diesen immer wieder
stalten': p. 0 (! cp w P. (J.. Das Stimmenergebnis (Eum.753) ist nicht einfach zu beobachtenden Vorgang ins Begriffliche erheben und ihn mit einem Sub
a(!l{}p.o" sondern das Ergebnis des a(!l{}p.c;iv: a (! l {} p. r; p. a. Die Gefahr ist stantiv bezeichnen kann. Für ihn ist allgemein nicht entscheidend was ge
schieht, sondern was ist. Wenig später, als die ethische Wertung hinzu
für Antigone nicht x[vbvvo" sondern das <Gewagte': x lV b v V f V P. a (Soph.
kommt, für die das Handeln von Wichtigkeit ist, bleibt er näher bei der
Ant. 42). Bei Homer heißt der Käse TV(!O, (l 220), Eur. EI. 496 lesen wir das
Kraft des Verbums und gebraucht einen substantivierten Infinitiv (258 d 1).
Wort für das Ergebnis des TV(!cVclV: T V (! c v p. a.
Diesem zahlreichen und vielseitigen Gebrauch der Wörter auf -fia Damit wird in dem platonischen Gebrauch gleich ein großer Unterschied
stehen nur sehr wenige auf -Ol, gegenüber. Das ist in der Tragödie, die gegenüber dem der Vorgänger offensichtlich. Bei Heraklit waren diese
kein Geschehen behandelt, sondern über Geschehnisse reflektiert, nicht ver ;Wörter ein Zeichen für den Beginn einer geistigen Auseinandersetzung mit
wunderlich. W. Breitenbach (a. O. 28) zählt 4 Neubildungen des Aischylos, der Welt, bei Herodot und Thukydides spricht sich in den Wörtern zu
17 des Sophokles, und die Zahl der von Euripides gebrauchten Wörter auf nehmendes begriffliches Denken aus, und bei Thukydides ist außerdem
-ou; wird von ihm mit 90 angegeben. So brauch.e ich hier nur auf einige durch sie eine höhere ocP.VOT'YJ' erreicht. Bei Plato hat die Anwendung eine
vielseitige Verfeinerung erfahren. Es ist längst festgestellt 39), inwiefern
bemerkenswertere Beispiele hinzuweisen: in seiner Verteidigungsrede nennt
Prometheus unter seinen Taten auch die Deutung des Vogelfluges, n dj 0 l f: 37) Die erlittenen Schmerzen sind v. 340 d J.. r 1} f'" a l' a .
olwvow (Aisch. Prom.488), Cho.435 lesen wir na't(!of: aT [p. wo l f:. Seinen 38) Ich zitiere nach der Ausgabe von 1. Burnet, Oxford 19°5-1913.
Schmerz bezeichnet Philoktet (Soph. PhiI. 791) nicht einfach mit HAYO" 39) vgl. Friedländer, P!ato, Ber!in 1928, I 69 H. Stenze!, Studien zur p!aton.
Dia!ektik2, Leipzig 1931, 158. 160 ff.
sondern er drückt das anhaltende <Schmerzen' aus mit dem Worte ~ Ay r; -
9
8
sich die Sprache Platos auszeichnet durch ungeheure Lebendigkeit, wie er praktische Beispiele erläutert, wobei dann Verbalsubstantiva .nicht so hä~fig
sein Lehrgebäude aufgebaut hat ohne jegliches Dogmatisieren und wie sein vorkümmen, während sie in rein theüretischen Darlegungen 1m aUgememen
gesamtes Werk ein Ausdruck ist für sein eigenes Suchen und Forschen. Es häufiger sind. In anderen Abschnitten ist dur~ den Inhal~ eine grö~ere
ist nicht ein aVYYQa,ufLa ... r}rrr(JY w~ alla fLa{}fJfLam 40), sondern es soU Zahl von technischen Wörtern gegeben, die oft nut dem SuffIX -at~ gebIldet.
andern den Weg zeigen, um zu gleichen oder ähnlichen Ergebnissen zu ge sind 47). Derartige Schwankungen in der Häufigkeit der Wörter auf -al~
langen: fLOYfJ{; 7:elßOfLeya neo~ all1]la aimvy g"aa7:a, i'wofta7:a "at lOYOl, 01jJf.l~ sind in allen. Dialogen und sogar in ihren einzelnen Teilen zu beobachten.
U "al\ aW~ vlIllUa Cl~, f:.Y) :e)Vf LeYf,. atY e>A., C, ')'X0t<; e,."A ey'Xpfleya "al, yaY ev qJ'AulOl.'Y WY eeW7:fJ- So finden sich im Gorgias die meisten Wörter auf -al~ in dem Gesprä.ch mit
acolY "at ano"e[acolY XeWflEYWY, eUlafl1jJe qJeOY1]at~ neet g"aanw "at yoikU ). Gorgias, die wenigsten in dem mit Kallikles, dem Mann der Praxis, zwi
Eine Folge dieser Art der platonischen Schriftstellerei ist, daß die schwie schen beiden steht das Gespräch mit Polos. Im Symposion finden wir die
rigere substantivische Ausdrucksweise keineswegs durchgehend vorherrscht, meisten in der Sokrates-Rede, während die des Alkibiades auffallend wenig
sondern wie an oben behandelter Stelle finden wir beides oft dicht neben abstrakte Wörter aufweist. Neubildungen finden sich schon im Laches und
einander. Schon oben (S. 1 f.) war ausgeführt, daß Plato die Umgangs in der Apologie, im Timaios treffen wir die Fülle der durch die naturwis
sprache der Gebildeten: seiner Zeit verkörpert, und in dieser pflegt der ab senschaftliche Abhandlung bedingten und vielleicht nicht immer erst von
strakte Ausdruck selten zu sein 42). Daher wendet Plato nicht ausschließlich Plato geschaffenen neuen Wörter, im Sophistes sind die Wörter auf -at~
die substantivische Ausdrucksweise an, sondern er wechselt ab mit der ver in den Dienst der Dihairesis gestellt, und in den Gesetzen ist der Gebrauch
balen und oft 43) führt er, wie in einem lebendigen Gespräch, das Substan dieser Wörter geradezu zu einer Manier geworden. All das liegt, wie oben
tiv eigens ein, und zwar besonders dann, wenn es sich um ein neu gebil gesagt, im Inhalt des einzelnen Dialoges begründet, nich.t aber in der Zeit
detes Wort handelt. In dem Gebrauch der Substantiva beobachtet er immer der Abfassung.
feine Unterschiede der Bedeutung U), leichte I'·J"üancen des Sinnes stellt er
Eine weitere Schwierigkeit für eine Statistik entstände dadurch., daß Be
her lediglich durch ein - meist neu gebildetes - Wort mit anderem Suf
griffe, die jeweils zur Erörterung stehen, in bestimmten Abschnitten außer
fix 45). überlieferte Wörter wendet Plato gelegentlich in anderer, der Be
ordentlich häufig gebrauch.t sind - es handelt sich. dabei jedoch nich.t etwa
deutung des Suffixes ebenfalls entsprechender Bedeutung an 4&).
nur um Wörter wie aw~, 1jJVxfJ, qJvat~ - und dann das Zahlenbild wesent
lich beeinflussen würden. Würde man sie bei der Zählung. nich.t berück
IV
sichtigen, dürfte man Wiederholungen von Wörtern überhaupt nich.t mit
1. Die Kunst der Anwendung der Verbalsubstantiva ist durch das ge zählen. Das würde dann den Wert einer sülch.en Statistik erheblich. in
samte platonische Werk hindurch zu beobachten. Allerdings ist nicht zu Frage stellen.
leugnen, daß sie in den späteren Werken häufiger werden. So könnte man Ferner würde es sich fragen, ob man nur die Wörter auf -a~ oder auch
vermuten, daß man an Hand einer Statistik Argumente für frühere oder alle anderen oder nur bestimmte Bildungen zum Gegenstand einer solchen
spätere Abfassung etwa aus der zunehmenden Häufigkeit der Wörter auf Zählung machen süll. Aber lassen wir Beispiele für sich sprechen: nach. der
-at~ (vgl. o. S. 5 f.) gewinnen könnte. Demgegenüber ist jedoch zu be Häufigkeit der Wörter auf -al~ wären Gorgias und Symposion vor Protago
denken, daß Plato den zur Erörterung stehenden Gegenstand oft durch
ras anzusetzen, Phaidros vor Politeia, Politeia I überhaupt an den Anfang hin
ter die Apologie, diese wieder hinter Euthydem, der 7. Brief käme etwa
40) ep. VII 341 C 5 f.
in eine Reihe mit Protagoras, Phaidon hinter Phaidros. Unverhältnismäßig
41) ep. VII 344 b 3 ff.
<t2) vgl. W. Havers, Hdb. d. erklärd. Syntax, Heidelberg 1931, 147. zahlreich sind die Wörter auf -fLa in Protagüras Gorgias Nomoi IH-V,
43) vgl. außer obiger Stelle EY:J.ovulam, S.45, fLHanefl-1fJt, S. 41 f., xa(>d(!"Il1t, die auf -ia im Phaidros, die auf -fJ im Vorspruch der Gesetze (Legg. IV
S·41, nol'XtÄUt, S. 33. 715 e - V 734 e) 48). Diese Ergebnisse werden zur Genüge erweisen, daß
44) vgl. ~ofL'1) - ~fI'ijUt, -~fLijfl-a, S. 44 f. Auffälligerweise geben die Kommentare zu
der unterschiedlichen Bedeutung dieser Wörter nur selten eine Erklärung. ---~----
47) s. Timaios Sophistes.
45) vgl. Xa(!~E(>"Il1t, S.41, aywvtufl-a S. 51. 48) Diese Angaben sind gemacht auf Grund von Durchschnittszahlen, die auf eine
46). vgl. nalöevfl'a S. 20 f., ßew(>la S. 17 f. Stephanus-Seite berechnet sind. Diese nach P. Meyer (W. Lutoslawskys Stylomet~ie a. d.
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eine statistische Erfassung und Verwertung dieses W ürtmaterials nicht unter Platüs Namen überliefert sind, zeigt keineswegs, daß das Empfinden
möglich ist. der Autoren gegen die aus der W ürtbildung sich ergebende Funktiün ir
gendwü abgestumpft wäre. Diese Wörter gehören fast sämtlich der ge
2. Eine andere Aufg,abe wäre festzustellen, üb die üben betünte Fein hübenen Schriftsprache an, und die Verfasser der strittigen und heute als
heit der Anwendung dieser Wörter wohl in allen DiaIügen, die unter Platüs unecht angesehenen Dialüge sind gelehrte Männer, die durch ihre geistige
Namen überliefert sind, beübachtet ist und üb vielleicht vün hier aus ein Ausbildung nach meiner Ansicht ein viel zu feines instinktives Empfinden
Beitrag zur Echtheitskritik gegeben werden kann. Denn die Frage nach für die Gesetze der Wortbildung bekümmen haben, als daß sie öfter gegen
der Echtheit der Epinomis hat z. B. Fr. Müller (Diss. Berlin 1927) 49) auch diese v,erstoßen könnten. Vielmehr bemühen sie sich möglichst platonische
durch sprachliche Argumente zu lösen versucht. Aus den Beispielen, an Diktion nachzuahmen und gebrauchen daher auch diese Verbalsubstantiva
denen Müller (S.20) Anstüß genümmen hat, müssen hier zwei Verbindun in großer Zahl. Nur vün hier aus ist es zu verstehen, daß der Axiüchüs
gen einmal näher untersucht werden: fllp:f;flaal fllflovn:at Epin. 975 d 4 und einen ungewöhnlichen Reichtum an Wörtern auf -al'; aufweist 53). Dieser
~6atv &;aflcvo,; 977 b 7. Diese zeigen nach Müller, "daß das Empfinden übersteigt sügar die höchste Durchschnittszahl der echten Werke. Wenn
des Autürs abgestumpft ist gegen die Funktiün, welche die Nümina mit dann O. Glaser Ca. O. 52 f.) feststellt, daß Pülybiüs sügar noch fehlende
ihrer fürmaIen Bildung zu erfüllen unternümmen haben". Eine genaue Wörter auf -pa gebildet hätte, sü spricht sich darin nur aus, daß man noch
Untersuchung der Funktion der beiden Suffixe und der durch diese gebil in dieser Zeit - und da gerade ganz besünders - auf die Gesetze der
deten Wörter süwie eine ausführliche Interpretatiün dieser Stellen wird Würtbildung geachtet hat und das klassische Vürbild in der Genauigkeit
jedüch erweisen (vgl. S. 15 f., 21), daß dieser Anstüß Müllers und ebensü des Ausdrucks noch übertreffen wüllte. Daher ist es nicht zu verwundern,
der vün Taylür (Londün 1929) 50) nicht berechtigt ist. Es zeigt sich auch vün daß durch Echtheitskritik nur einige w.enige anstößige Stellen aufgewiesen
hier aus, was Pasquali in seiner Rezensiün der Müllerschen Dissertatiün be werden können. Diese werden unten 54) in den Einzeluntersuchungen an
merkt51 daß ein Vergleich des Würtmaterials der Epinümis mit dem der geführt werden.
),
Gesetze keineswegs ausreicht. Es finden sich in jedem Dialüge Wörter, die
in anderen nicht vürkommen 52), die Platün aber entsprechend dem Ge
3. Bevür ich zu den Interpretatiünen übergehe, nüch eine Bemerkung
brauch in früherer Literatur üder in einer ihrer Bildung entsprechenden
über die Sammlung meines Materials: das Lexicon Platonicum von Fr.
Bedeutung angewandt üder auch selbst gebildet hat. Wenn wir alsü selbst
Ast 55) büt mir eine erste übersicht über die bei Plato vorkümmenden Ver
in den zweifellos unechten Dialügen ein Würt finden, das bei Plato nicht
balsubstantiva. Zum Vergleich des vorplatonischen Wortgebrauches dien
vürkümmt, so wäre, um Echtheitskritik zu üben, in jedem Falle zunächst
ten mir das nüch im Erscheinen begriffene englische Lexikon von Liddell
zu prüfen, üb das Wort bereits in früherer Literatur vürkommt und üb
u. SCütt 56), für den nüch nicht erschienenen Teil das vün W. Pape 57), die
demnach der Gebrauch des Wortes verglichen mit ähnlichen platünischen
Indices zu den Vürsokratikern, Herodot, Thukydides. Ferner bin ich
;W-örtern Platü zuzutrauen ist üder nicht. Abgesehen davün erscheint auch
Herrn Prüfessür Schöne in Münster zu Dank verpflichtet dafür, daß er
mir, wie Pasquali bereits betünte, ein einzelnes Wort nicht genügend Be
mir zur übersicht über das gesamte hierhergehörige griechische Wortma
weiskraft zu besitzen. Aber es finden sich sügar kaum Wörter, die einen
terial ein seltenes, fast verschüllenes Buch zur Verfügung stellte: H. Hüü
Anstüß erregten. Die Probe auf die Echtheit des 7. Briefes und auch eine
geveen, Dictionarium analügicum (Cantabrigiae 1800), und mich hinwies
Untersuchung der zweifellos unechten und sehr viel späteren Schriften, die
auf W. Pape, Etymülügisches Wörterbuch zur übersicht der Würtbildung
platon. Frage angew., Zsmr. f. Philos. u. philos. Kritik IIO, 1897, 199) auf 100 oder
1000 Wörter zu erremnen, habe im unterlassen.
49) Stilist. Unters. der Epinomis des Philippus von Opus. 53) M. Meister, De Axiomo dialogo, Diss. Breslau 1915, 45 H.
50) Plato and the authorship of the Epinomis, 26. 54) s. S.22 Anm. 19; 29 Anm.6.
51) DLZ. 1928, 1217 f. 55) 2. Abdr., Berlin 1908.
52) vgl. die Arbeiten von Campbell (in übersetzung): Zsmr. f. Philos. u. philos. 56) Oxford 1925-1934, part 1-8 bis UttJtAttJ/A,()(;.
Kritik III, 1897. I07ff., 235ff. Ebenda II2, 1898, 17ff. 57) Braunsmweig 19146.
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(Berlin 1836), die Arbeiten von ehr. Aug. Lobeck 58) und auf Hermogenes,
Progymnasmata 59). Das so gefundene Material wurde dann erweitert und
vertieft durch eigene Lektüre, die mir schließlich die für diesen Zusammen
hang bedeutsamsten Stellen geliefert hat. Allerdings ist festzustellen, daß
die Kommentare hierzu sehr wenig Hilfe bieten.
Die einzelnen Suffixe und ihre Bedeutung
I. Das Suffix -atr;;
Es ist entstanden aus idg. -'~ti- und hat wie das etymologisch verwandte
-tio Verbalabstrakta gebildet. Für den Ursprung der Abstrakta allgemein
wurde oben (S.3) hingewiesen auf die Ausführungen von Kretschmer, der
das nomen actionis ableitet aus einem nomen agentis. Das läßt sich noch
ersehen aus dem Worte tpanr;;, das das alte -':-ti-Suffix noch erhalten hat:
I; 29 tpanr;; d:vff(2dm;ovr;; avaßaivu 1) 'ein Sager tritt auf', aber das dabei~
stehende adj. lafflfJ zeigt, daß abstrakt gemeint ist 'ein gutes Sagen ver
breitet sich'. - Wie oben ausgeführt, drängen nun zur Abstraktion zuerst
Ausdrücke, die eine geistige Auseinandersetzung mit der Welt zum Aus
druck bringen, ala1}rJatr;;, tp(2ov'Yjatr;; u. ä., und schließlich kann jede Tätigkeit
mit dem Substantiv bezeichnet werden. Solche reinen Verbalabstrakta sind
bei Plato Oiw$lr;;, {)f](2cvalr;;, I;fJT'YJOtr;; usw. Wichtig für die Bedeutung dieser
Wörter ist die des Verbs, von dem sie abgeleitet sind. Chantraine (a. O.
287) weist richtig darauf hin, daß viele Verben so-wohl transitive wie in
transitive Bedeutung haben; die abgeleiteten Substantiva haben mithin
doppelte Bedeutung: z. B. Aesch. Agam. 23 XO(2wv XaTaamatr;; und Herod.
II 173 XaTaaTaatr;; avff(2dmov: Es ergibt sich demnach für die Substantiva
die Bedeutung Handlung und Zustand.
Den anderen Ursprung der Abstrakta aus Kollektiv-Konkreta (vgl.
S.3) finden wir von Homer bis Plato in Wörtern wie ß(2Wat;, O'tX1]Olr;;
usw., und dazu gehört auch Ooatr;;, dessen Anwendung in der Epinomis
Müller beanstandet hatte (s. o. S. 12): I; 208 lesen wir Ooat; M.ir'YJ TC
tpil'YJ TC (ähnlich K 213). Hier ist von einem Kollektiv auf den ersten Blick
nichts zu erkennen, betrachten wir aber nur den ganzen Zusammenhang:
v. 207 n(2or;; ra(2 Alor;; clatv linavTCr;;, $uvoi TC nTwxoi Tc, 00 a t r;; ölir'YJ TC tpil'T}
Tc. alla OOT', afLtpinolot, $dvqJ ß(2wa.[v TC noatv. Es handelt sich nicht um
eine konkrete einzelne Gabe, sondern es wird ein allgemeiner Gedanke
58) Paralipomena Grammaticae Graecae, Lips. 1837, Phrynichi Eclogae et Parerga ..,
zum Ausdruck gebracht: 'Fremde und Bettler, alle sind sie von Zeus ge-
Lips. 1820. -
59) ed. H. Rabe, Leipzig 1913. l) Zitat von Chantraine a. O. 283.
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