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Reflexiver Sprachgebrauch
J
org Hagemann
Reflexiver Sprachgebrauch
Diktumscharakterisierung
aus Gricescher Sicht
Westdeutscher Verlag
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Hagemann, Jorg:
Reflexiver Sprachgebrauch: Diktumscharakterisierung
aus Gricescher Sicht / Jorg Hagemann. -Opladen: Westdt. VerI., 1997
ISBN-13:978-3-531-13084-2 e-ISBN-13: 978-3-322-85108-6
DOl: 10.1007/978-3-322-85108-6
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© Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1997
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folie besteht aus Polyathylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der
Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen.
Umschlaggestalrung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt
ISBN-13:978-3-531-13084-2
Gelegenheit zu dieser Arbeit bot mir Priv.-Doz. Dr. E. Rolf, der erstaunlicherweise
zu jeder Zeit selbst schwerwiegende Probleme in Angriff nehmen konnte.
Moglichkeit und Fahigkeit, mit der Arbeit fertig zu werden, verdanke ich meinen
Eltem.
Und flir die Leichtigkeit, mit der ich diese Arbeit schreiben konnte, danke ich ins
besondere meiner Freundin Ute.
Inhalt
1 Einleitung ....................................................................................... 11
2 Kommunikatives Handeln ............................................................ 15
3 Metakommunikation ................................. ........................ ........... 21
3.1 Formen der Metakommunikation ........................................ 21
3.2 Entwicklung sprachreflexiver Flihigkeiten .......................... 23
3.3 Metakommunikative Strukturen .......................................... 24
3.4 Funktionen metakommunikativer AuBerungen ................... 28
4 Diktumscharakterisierung ........................................................... 32
4.1 Begriff, Bezeichnung und Bestimmung .............................. 32
4.2 Strukturen der Diktumscharakterisierung .................. ......... 37
4.3 Funktionen von Diktumscharakterisierungen ..................... 40
4.4 Motivation zur Diktumscharakterisierung .......................... 49
5 Diktumscharakterisierung als Sprechakt? ................................. 54
5.1 Bedeutung und Gebrauch .................................................... 54
5.2 Das Gricesche 'Programm' ................................................... 59
5.3 Diktumscharakterisierungen als nicht-zentrale
Sprechakte ........................................................................... 63
5.4 Das Gesagte und dessen Verwendung ................................. 75
6 Diktumscharakterisierung aus Grieescher Sieht ....................... 79
6.1 Die Gricesche Sicht ............................................................. 79
6.2 Zur Verallgemeinerung der Konversationsmaximen .......... 88
6.3 Der Zusammenhang zwischen Diktums-
charakterisierungen und Konversationsmaximen ...... ......... 94
7
7 Diktumseharakterisierung in der IIIokutionslogik .................... 105
7.1 Illokutionare Krafte: Komponenten und Operationen ......... 105
7.2 Diktumscharakterisierungen als Ausdrucksmittel flir
Illokutionskraft-Komponenten ............................................ III
8 Einzelanalysen ............................................................................... 120
8.1 Bezugnahmen auf die Konversationsmaximen der
Quantitat .................................; ............................................ 121
8.1.1 Die Obermaxime der Quantitlit ............................... 122
8.1.2 Die erste Quantitatsmaxime .................................... 125
8.1.3 Die zweite Quantitatsmaxime ................................. 129
8.2 Bezugnahmen auf die Konversationsmaximen dcr
Qualitat ................................................................................ 134
8.2.1 Die Obermaxime der Qualitat ................................. 135
8.2.2 Die erste Qualitatsmaxime ...................................... 137
8.2.3 Die zweite Qualitatsmaxime ................................... 140
8.3 Bezugnahmen auf die Konversationsmaximen der
Relation ............................................................................... 143
8.3.1 Die Obermaxime der Relation ................................. 143
8.3.2 Die erste Relationsmaxime ...................................... 146
8.3.3 Die zweite Relationsmaxime ................................... 150
8.4 Bezugnahmen auf die Konversationsmaximen der
Modalitat ............................................................................. 153
8.4.1 Die Obermaxime der Modalitat ............................... 154
8.4.2 Die erste Modalitatsmaxime .................................... 157
8.4.3 Die zweite Modalitatsmaxime ................................. 160
8.4.4 Die dritte Modalitatsmaxime ................................... 163
8.4.5 Die vierte Modalitatsmaxime .................................. 169
9 Diktumseharakterisierungen iiber die Grieesehe Sieht hinaus 174
9.1 Diktumscharakterisierungen, die ubrig bleiben ................... 174
9.2 Eine flinfte Modalitatsmaxime ............................................ 176
8
10 Schlu8betrachtung ........................................................................ 186
Verzeichnis zentraler BegritTe und Thesen ............................................ 193
Autlistung diktumscharakterisierender Ausdriicke .............................. 197
Literaturverzeichnis .................................................................................... 202
Namenverzeichnis ....................................................................................... 211
9
1 Einleitung
Angefangen hat alles damit, daB ich mir tiberlegte, ob so1che Wendungen wie offen
gesagt, nebenbei bemerkt, kurz gesagt usw. nicht ganz bestimmte Sprechakttypen
sind, die eine eigene Art der Sprachverwendung kennzeichnen, und zwar eine, die
weder mit dem assertiven noch mit dem direktiven, expressiven, kommissiven oder
deklarativen Sprachgebrauch gleichzusetzen ist. Mir schwebte dabei so etwas wie
eine Klasse reflexiver Sprechakttypen vor, die eventuell den eben erwahnten hinzu
zuftigen ware.
Bei naherer Betrachtung einzelner Elemente des reflexiven Sprachgebrauchs
stellte sich jedoch zweierlei heraus. Erstens, daB Ausdrucke wie genauer gesagt,
vage formuliert usw. als eine bestimmte Form des metakommunikativen Sprach
gebrauchs einzuschatzen sind, als Bezugnahmen des Sprechers auf das von ihm
selbst Gesagte, mit einem Wort, als Diktumscharakterisierungen. Vnd zweitens:
Wer das Diktum als so oder so charakterisiert, bringt nicht nur zum Ausdruck, daB
er seinen Sprachgebrauch kritisch betrachtet; indem er das tut, sagt er, was der Fall
ist. D.h., er realisiert weder eine Aufforderung noch gibt er ein Versprechen noch
eine Erklarung ab usw.; als Manifestationen des reflexiven Sprachgebrauchs sind
diktumscharakterisierenden Ausdrucke vielmehr dem informationalen (bzw. asser
tiven) Sprachgebrauch zuzurechnen.
Das Phanomen der Diktumscharakterisierung aber blieb - diesen Erkenntnissen
zum Trotz - weiterhin interessant ftir mich. Es stellte sich heraus, daB viele der
Ausdrucke offenbar an der einen oder anderen von Grice benannten Konversa
tionsmaxime orientiert sind: Viele der diktumscharakterisierenden Ausdrucke
kommen oft gerade dann zum Einsatz, wenn der Sprecher gegen eine dieser Kon
versationsmaximen verstoBt, sogar so oft, daB eine zuflillige Ubereinstimmung aus
zuschlieBen ist. So entstand die Idee, die Diktumscharakterisierungen systematisch
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darauthin zu untersuchen, ob sie mit der einen oder anderen Konversationsmaxime
in einen eindeutigen Zusammenhang gebracht werden konnen.
Eine solche Untersuchung erfordert die Ansetzung mehrerer Schritte.
Zuerst, genauer gesagt im zweiten Kapitel, das dieser Einleitung folgt, werden
die Bedingungen und Moglichkeiten der Realisation kommunikativer Handlungen
aufgezeigt.
Insbesondere der metakommunikative Sprachgebrauch wird im dritten Kapitel
unter die Lupe genommen: Es sol1en die strukturellen und funktionalen Merkmale
metakommunikativer AuBerungen herausgearbeitet werden.
Das vierte Kapitel beinhaltet eine Beschreibung des Gegenstandsbereichs der
Diktumscharakterisierung als explizite Form des metakommunikativen Sprachge
brauchs; Struktur und Funktion diktumscharakterisierender Ausdriicke und die
Motivation ihrer Ingebrauchnahme werden eingehend untersucht.
1m fUnften Kapitel geht es dann urn die Frage, ob Diktumscharakterisierungen
Sprechaktqualitat besitzen, d.h., ob sie im Rahmen des Griceschen 'Prograrnms' zur
Herleitung zeitunabhangiger Bedeutung eher der Klasse der zentralen oder der der
nicht-zentralen Sprechakte zuzuordnen sind. In diesem Zusammenhang wird auch
das Problem zu behandeln sein, welche Bedeutung die Verwendung sprachlicher
Ausdriicke hat.
1m sechsten Kapitel werden nicht nur die Griceschen Konversationsmaximen in
aller Ausfiihrlichkeit vorgestelIt, sie werden im Rahmen einer Verallgemeinerung
in modifizierter und erweiterter Fassung auch der folgenden Einzelanalyse zugrun
de gelegt.
Der Zusammenhang zwischen dem konventional Implizierten, das mit solchen
nicht-zentralen Sprechakten wie den Diktumscharakterisierungen einhergeht, den
Komponenten der iIIokutionaren Kraft und den Konversationsmaximen (fUr asser
tive Sprechakte) - dieser Zusammenhang sol1 im siebten Kapitel auf seine Syste
matik hin untersucht werden.
Das achte Kapitel enthalt die diktumscharakterisierenden Ausdriicke, die mir im
Veri auf meiner Sammeltatigkeit bekannt geworden sind. Diese werden exempla
risch analysiert und, wenn moglich, der entsprechenden Konversationsmaxime zu
geordnet. Dabei orientiert sich die Auflistung an den vier Dimensionen, unter die
die Maximen fallen: der Quantitat, der Qualitat, der Relation und der Modalitat.
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1m neunten Kapitel wird eine zusatzliche Konversationsmaxime angesetzt, mit
der auch soIche Diktumscharakterisierungen, die keiner der bis dahin beschrie
benen Maximen zugeordnet werden konnen, in den Griff zu bekommen sind.
Das zehnte Kapitel enthlilt dann noch einmal in zusammengefaBter Form das
Neue, das die vorliegende Arbeit hervorgebracht hat, sowie den Hinweis auf offen
gebJiebene Fragen.
In einem Anhang finden sich das Verzeichnis der zentralen Begriffe und Thesen
und eine Auflistung diktumscharakterisierender Ausdrucke unter Berucksichtigung
ihrer Bezugnahme auf eine der Konversationsmaximen.
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