Table Of ContentPlatonicus amor: Lesarten
der Leibe bei Platon, Plotin
und Ficino
Achim Wurm
Walter de Gruyter
Achim Wurm
Platonicus amor
≥
Beiträge zur Altertumskunde
Herausgegeben von
Michael Erler, Dorothee Gall,
Ludwig Koenen, Clemens Zintzen
Band 261
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Platonicus amor
Lesarten der Liebe bei Platon,
Plotin und Ficino
von
Achim Wurm
Walter de Gruyter · Berlin · New York
(cid:2)(cid:2) GedrucktaufsäurefreiemPapier,
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ISBN 978-3-11-020425-4
ISSN 1616-0452
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Meinem Garten – κῆπος γὰρ πᾶς ἀγλάισμα.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen..................................................................................................1
Platonicus amor..................................................................................................1
Verstehen verständlich machen...................................................................5
Platons dialektischer Eros.................................................................................11
Voraussetzungen................................................................................................31
Platon-Lektüren...........................................................................................31
Metaphysischer Humanismus...................................................................39
Platonismen im Christentum....................................................................56
De amore als Kommentar und Dialog..............................................................77
Philosophische Allegoresen..............................................................................93
Von der Aristophanischen Komödie
zum neuplatonischen Seelendrama..........................................................93
Platons philosophische Kunstmythen
und die Mythendeutung der Neuplatoniker...........................................97
Abbildlichkeit – eine neuplatonische Denkfigur
diesseits des Einen....................................................................................104
Der mimetische Eros in Enneade III 5..........................................................119
Eros als hypostatische Relation..............................................................119
Plotins Gedankendämon.........................................................................131
Im Garten des Zeus..................................................................................136
Übergänge.........................................................................................................141
Wandlungen des Eros von Platon zu Plotin.........................................141
Die Verwendung des Plotinischen Eros-Begriffs bei Ficino.............146
VIII Vorbemerkungen
Physica Interpretatio – Naturphilosophisches Interesse
als Konstante der Platondeutung Ficinos....................................................153
Ἔχθιστα ἐναντιώτατα – Harmonie der Gegensätze.........................153
Amor est passio morbo melancholico proxima –
Medizintheorie und Liebeslehre.............................................................159
Omnis amor incipit ab aspectu – optische Theorie des Begehrens
und platonische Ideenlehre.....................................................................166
Lucretiana illa simulacra – Ficinos Bildbegriff zwischen
Wahrnehmungslehre und Metaphysik...................................................176
Platonismus fürs Volk – Ficinos Symposion-Kommentar
und die Kultur des Volgare............................................................................181
Der Liebesdiskurs: Sprachform und Wissenszusammenhang...........181
Guido Cavalcantes philosophus – Motive einer Sprache der Liebe..........193
El libro dell’amore – Aspekte der Rezeption............................................203
Legittimamente amare – Die Legitimität der Liebe bei Ficino................214
Wahrheit und Dichtung – Platonismus im Kontext..................................221
Liebestraktate und Liebeskonzeptionen nach Ficino.................................225
Literatur.............................................................................................................233
Quellen........................................................................................................233
Studien........................................................................................................235
Personenregister...............................................................................................245
Vorbemerkungen
Platonicus amor
Filosofia non è altro che amistanza a sapienza, o vero a sapere;
onde in alcuno modo si puo dicere catuno filosofo,
secondo lo naturale amore che in ciascuno genera lo disiderio di sapere.
Dante Alighieri, Convivio, III, XI, 6
Daß Philosophie Liebe sei, Liebe zur Weisheit, gehört zum Schulwissen
nicht erst seit Dante.1 Spätestens nachdem Platon die Liebe zum Objekt
seiner Theorie gemacht und zugleich die Zeugung eines dialektisch-philo-
sophischen Eros dialogisch in Szene gesetzt hatte, wurde sie zum Gegen-
stand philosophischer Reflexion, und tatsächlich gibt es wohl keinen
zweiten philosophischen Text, der in der Geschichte des Nachdenkens
daüber, was Liebe sei, wie sie entstehe und worauf sie ziele, deutlichere
Spuren hinterlassen hätte, als das Platonische Symposion.
Als das wohl wichtigste Kapitel in der Deutungsgeschichte des Plato-
nischen Symposion darf zweifelsohne Marsilio Ficinos 1468/69 entstandene
Schrift De amore angesehen werden. Und wenn auch der Name Platons
heute zumeist mit Lehren assoziiert wird – geschrieben oder ungeschrie-
ben –, deren Charakter der des Epistemischen und nicht des Erotischen
ist, konnte die Ansicht, Platon sei einer der bedeutendsten, wenn nicht der
Theoretiker der Liebe schlechthin, seit der Renaissance – und das bedeu-
tet an dieser Stelle: seit Ficino – Selbstverständlichkeit beanspruchen. Der
Gemeinplatz der ›platonischen Liebe‹ gibt davon Zeugnis.2
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1 Daß mit dieser Namensdefinition noch nicht viel gewonnen ist, weiß auch Dante,
weshalb er ähnlich wie die mittelalterlichen commendationes philosophiae, auf deren
Tradition er sich hier bezieht, inhaltliche Bestimmungen folgen läßt; cfr. den
Kommentar ad locum von Francis Cheneval in: Dante Alighieri, Das Gastmahl,
ed. F. Cheneval, vol. III (Hamburg 1998), p. 310–312 und 315–318, sowie M.
Kranz, art. »Philosophie, I. Antike, A. Ursprung des Begriffs«, in: Historisches Wör-
terbuch der Philosophie, vol. 7, col. 573.
2 Ficino selbst spricht in De amore stets nur vom socraticus amor; cfr. De amore VII, 1
(p. 240); VII, 3 (p. 245) et passim [De amore wird zitiert nach der Ausgabe Marsile
Ficin, Commentaire du Banquet de Platon, ed. R. Marcel (Paris 1956), die volkssprach-
Description:This analysis of the historical understanding of Marsilio Ficinos commentary on Platos Symposium sets it in relationship to the philosophical interpretation of Eros in Plato and Plotinus, while at the same time providing a multi-faceted description of the place of Ficinos philosophy in the intellect