Table Of ContentStudies in
Contemporary Economics
Robert Holzmann
Lebenseinkommen
und Verteilungsanalyse
Ein methodischer Rahmen tür eine
Neuorientierung der Verteilungspolitik
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York Tokyo 1984
Editorial Board
D. Bös G. Bombach B. Gahlen K. W. Rothschild
Autor
Univ.-Doz. Dr. Robert Holzmann
Institut fOr Wirtschaftswissenschaften
der Universität Wien
Liechtensteinstr. 13, A-1090 Wien
ISBN-13: 978-3-540-13535-7 e-ISBN-13: 978-3-642-69827-9
001: 10.1007/978-3-642-69827-9
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gesellschaft Wort", Munich.
IC by Springer-Veriag Bariin Heidelberg 1984
2142/3140-543210
A Chantale
VORWORT
In der vorliegenden Arbeit wird ein neuer Ansatz für die Analyse von
Lebenseinkommen, und darauf aufbauend ein neues wohlfahrtsfundiertes
Maßkonzept für Lebenseinkommensverteilungen entwickelt, welches ein
geeigneteres Instrumentarium für Verteilungs- und Umvertei~ungsanaly
sen darstellen sollte als die traditionellen Konzepte. Obwohl der Be
handlung von Lebenseinkommen in theoretischen und empirischen Studien
zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wird, bleiben in diesen eine Reihe
von Fragen und Problemen offen. Auf einige dieser Fragen und Probleme
glaubt der Autor Antwort geben zu können.
Im Zuge der Entstehung der Arbeit konnte der Autor von einer Reihe
wertvoller Diskussionen und Anregungen profitieren. Besonders gedankt
sei hierbei Dieter Bös (Universität Bonn) , Gerhart Bruckmann, Bernd
Genser und Gerhard Orosel (alle Universität Wien), Erich Streißler
(University of StanfordjUniversität Wien), Winfried Schmähl (FU Ber
lin) , Alexander Van der Bellen (Universität Wien) und Robert von
Weizsäcker (Universität Bonn). Einzelne Teile der Arbeit konnten im
finanzwissenschaftlichen Privatissimum der Universität Wien, am Oster
treffen des "Heiligenkreuzer Arbeitskreises" und im Forschungsseminar
des Department of Economics (University of Bristol) vorgetragen wer
den. Den Teilnehmern dieser Veranstaltungen sei für ihre konstruktive
Kritik gedankt. Ein mehrwöchiger Forschungsaufenthalt an der Univer
sity of Bristol und die zahlreichen Diskussionen mit Angus Deaton und
Martin Browning haben letztlich viel zur Abklärung des Ansatzes beige
tragen.
Die mit der quantitativen Abschätzung des Ansatzes verbundenen umfang
reichen EDV-Arbeiten erforderten einen hohen Zeit- und Kernspeicherbe
darf. Für das von den Verantwortlichen des Rechenzentrums der Univer
sität Wien gezeigte großzügige Entgegenkommen sei ihnen an dieser
Stelle gedankt. Die mit der ProjektdurchfÜhrung verbundenen Datenbe
schaffungs- und Datenverarbeitungskosten konnten durch ein Wissen
schaftsstipendium der Stadt Wien gedeckt werden. Dem Kulturamt der
Stadt Wien sei für diese finanzielle Hilfestellung nochmals der Dank
ausgesprochen. Das mühevolle, oftmalige Schreiben des Manuskriptes
wurde von Heidi Wurm und Marianne Tatzber (beide Universität Wien)
in hervorragender Weise bewerkstelligt.
Eine nicht abzuschätzende moralische Unterstützung habe ich von meiner
Frau und meinen Kindern erhalten. Sie haben viele Abende, Wochenenden,
ja sogar Wochen alleine verbringen müssen, in der kurzen Zeit unseres
Zusammenseins mir jedoch die Kraft gegeben, die Arbeit durchzuführen
und abzuschließen.
Wien, Oktobe~ 1983
Robert Holzmann
VI
I N H ALT S VER Z EIe H N I S
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Seite
Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
1.2 Aufbau und Durchführung 7
2 Problemfelder der Einkommensanalyse H
2.1 Einkommensbegriff 11
2.2 Einkommenseinheit und Konsum 14
2.3 Einkommen und Zeitdimension 1"9
2.3.1 Querschnittsdaten und Verteilungsmessung 21
2.3.2 Längsschnittsdaten und Verteilungsmessung 28·
3 Lebenseinkommen, Lebenszyklusmodell und
Marktbeschränkungen 37
3.1 Lebenseinkommen und Arbeitsmarktbeschränkungen 38
3.2 Lebenseinkommen, Kapitalmarktbeschränkungen
und intergenerationale Transfers 48
3.3 Lebenseinkommen., dauerhafte Konsumgüter und
unvollständige Zweithandmärkte 55
3.4 Lebenseinkommen und Konsumeinheit 60
4 Gleichheitsmaße als Wohlfahrtsindikatoren 64
4.1 Ungleichheitsmessung und Indexauswahl 64
4.2 Soziale Wohlfahrts funktion und Gleichheitsmaße 69
4.3 Gleichheitsmaße, quasilineares Mittel und das
Atkinson-Maß 79
5 Lebenseinkommen und Verteilungsbetrachtung:
Ein neuer Ansatz 86
5.1 Eine ökonomische Definition von Lebenseinkommen 86
5.2 Ein Maßkonzept zur Beurteilung von Lebensein
kommensverteilungen bei unvollständigen Märkten:
Intra- vs interpersonelle Aspekte 93
6 Die quantitative Bedeutung von intra- und inter
personellen Aspekten in Lebenseinkommensver
teilungen: Eine Simulationsanalyse 104
6.1 Struktur des Simulationsmodells und Lösung der
Lebenszyklusoptimierung 105
6.1.1 Die Nutzenfunktion 106
Seite
6.1.2 Die (Markt-)Beschränkungen 110
6.1.2.1 Beschränkungen am Kapitalmarkt 110
6.1.2.2 Beschränkungen am Zweithandmarkt 112
6.1.3 Die exogenen Variablen 113
6.1.3.1 Die Verteilung der Arbeitseinkommen 113
6.1.3.2 Die Verteilung der intergenerationalen
Transfers (Erbschaften) 117
6.1.3.3 Zeitpräferenzrate, Zinssatz und Güterpreise 118
6.1.4 Die Gleichheitsmaße 119
6.2 Simulationsergebnisse 120
6.2.1 Einkommenspfade, Konsumpfade und Markt
beschränkungen 121
6.2.2 Lebenseinkommensgleichheit und Markt
beschränkungen 127
7 Schlußbetrachtungen 145
7.1 Zu einigen Problemen, Grenzen und Erwei
terungen von Lebenseinkommensanalysen 145
7.2 Zu den intra- und interpersonellen Lebensein
kommensaspekten,deren quantitativer Bedeutung
und deren verteilungspolitische Implikationen 149
8 Anhang 157
8.1 Implementation des Simulationsmodells 157
8.1 .1 Programmskizze und Einbau von MINOS 157
8.1.2 Skizze des Optimierungsalgorithmus 158
8.1.3 Technische Details 161
8.2 Literaturverzeichnis 163
VIII
A b kür z u n gen
Zur vereinfachten Schreibweise werden in der Arbeit vereinzelt Abkür
zungen verwendet. Die abgekürzten Begriffe werden jeweils vor ihrer
erstmaligen Verwendung erklärt. Die folgende Tabelle soll eine Er
innerungshilfe darstellen:
AEP Alters-Einkommensprofil
LD Längsschnittsdaten
QD Querschnittsdaten
LC Lebenszyklus
LE Lebenseinkommen
LW LebensvermClgen
BD Blackorby-Donaldson
KAS Kolm-Atkinson-Sen
HCG Das neue Maßkonzept
S-H-S Schanz-Haig-Simons
DUR Dauerhafte Konsumgüter
NDR Nicht-dauerhafte Konsumgüter
IGT Intergenerationale Transfers
And who does not know that to approach the
question of economic equality is to enter a
region haunted .• by .• aoleful voices and
rushings to and fro; and the giant with a grim
and surly voice, whoshows pilgrims the skulls
of those whom he was already despatched, and
threatens to tear them also in pieces
R.H.Tawney
1 EINLEITUNG
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
(1) Verteilungsfragen haben in der wissenschaftlichen Behandlung, aber
auch in der politischen Diskussion, merklich an Bedeutung gewonnen.
Die Begründungen für dieses gesteigerte Interesse an Verteilungsphäno
menen sind mehrfach und miteinander verwoben. Für die gesteigerte ver
teilungspolitische Auseinandersetzung lassen sich zwei Bereiche iden
tifizieren, welche kausal miteinander verbunden sind: Die Frage nach
der Feststellung von ökonomischer Ungleichheit und die Frage inwieweit
es staatlichen Umverteilungsprozessen gelingt, ökonomische Ungleich
heit zu verringern.
(a) Die wohlfahrts ökonomische Beurteilung von Verteilungs zuständen
hat, nach Jahrzehnten geringen Interesses an personellen Verteilungs
fragen, innerhalb weniger Jahre wesentliche Impulse erhalten. Das be
trifft die statistisch/ökonomischen Verteilungsmaße (KOLM 1969,
ATKINSON 1970, BLACKORBY-DONALDSON 1978 u.a.) ebenso wie abstrakt /
theoretische Ansätze zur Bewertung von Verteilungs zuständen (z.B. das
schwache Gerechtigkeitsaxiom von SEN, 1973, oder die Gerechtigkeits
prinzipien von RAWLS, 1971). Das Bestreben einer empirischen Umsetzung
und Anwendung von neuen Analyseinstrumenten, verbunden mit einem er
höhten Angebot der dafür notwendigen Datenbasis, sowie dem erleichter
ten Zugang zu elektronischen Rechenanlagen sind sicherlich zulässige
Begründungen für das Anwachsen der Zahl empirischer Verteilungsstudien
in den letzten Jahren.
Die einerseits durch empirische Analysen gewonnene genauere Kenntnis
von Verteilungs zuständen, und die andererseits durch Wachstumsab
schwächung entstehenden praktischen Verteilungsprobleme haben auch in
der öffentl~chen D~skuss~on eine Auseinandersetzung mit ve~te~lungs
fragen bewirkt.
(b) In der yerteilungspolitischen Diskussion ist jedoch nicht allein
die rrage relevant, wie ungleich eine sich am Markt bildende Primär
verteilung von Einkommen gestaltet ist, sondern mindestens ebenso be
deutsam ist die rrage, wieweit es dem Staat durch Einsatz des ihm zur
Verfügung stehenden Instrumentariums gelingt, eine höhere Gleichheit
zu bewirken.
rür diese umverteilungsorientierte Fragestellung ist das überpropro
tionale Anwachsen der Ausgaben und Einnahmen des öffentlichen Sektors
im Vergleich zum Brutto-Inlandsprodukt, d.h. der Anstieg der Ausgaben
und Einnahmenquote, in hohem Maß verantwortlich. Einen wesentlichen
Anteil an dieser Ausgabenentwicklung haben in österreich wie auch in
anderen Ländern die Transferzahlungen. Diese, zum großen Teil umver
teilungsorientierte Ausgabenkategorie, zusammen mit progressiv konzi
pierten Abgabenarten, legen das Anliegen nahe, zu untersuchen, ob das
erhöhte Umverteilungsvolumen die gewünschten Verteilungswirkungen tat
sächlich aufweist.
Diese Fragestellung nach der Wirksamkeit budgetärer Umverteilungspo
litik, verbunden mit erstmaliger Verfügbarkeit der hierfür notwendigen
Datenbasis, führt international zu einer Reihe von Studien, die sich
die Aufgabe stellen, die Verteilungseffekte staatlicher Ausgaben und
Einnahmen quantitativ zu erfassen (FRANZEN et ale 1975 für Schweden,
REYNOLDS-SMOLENSKY 1977 für die USA, BOBE 1978 für Frankreich, GRÜSKE
1978 für die BRD, RUGGLES-O'HIGGINS 1981 für die USA bzw. U,K., FREY
LEU 1983 für die Schweiz, u.a.m.).
Die Wirksamkeit staatlicher/budgetärer Umverteilungspolitik wird hier
bei anhand einer Gegenüberstellung der Einkommen vor (Primärverteilung)
und nach staatlicher Intervention (Finalverteilung) unter Anwendung
von statistisch/ökonomischen Verteilungsmaßen ermittelt.
Es handelt sich somit grundsätzlich um die Analyse der formalen Umver
teilung, ohne Zweitrundeneffekt. Inwieweit dieser aufgrund individu
eller Reaktionen nicht bereits in der Marktverteilung vorweggenommen
ist und damit die Umverteilungseffekte über- oder unterschätzt werden,
sei angeführt, könnte aber nur im Rahmen allgemeiner Gleichgewichts
modelle behandelt werden (KELLER 1980).
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