Table Of ContentKonzeptionen gegen Jugendarbeitslosigkeit
Konzeptionen gegen 
Jugendarbeitslosigkeit 
Beispiel: Hamburg-Wilhelmsburg 
Eine Fallstudie im Rahmen der OECD 
Untersuchung "Disadvantaged Youth 
in Depressed Urban Areas". 
Erhoben von 
konsalt Forschung & Beratung, Hamburg 
Herausgegeben 
vom Jugendwerk der Deutschen Shell 
Leske + Budrich, Opladen 1990
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek 
Jugendarbeitslosigkeit: Konzeptionen gegen 
Jugendarbeitslosigkeit im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg; 
eine Fallstudie im Rahmen der OECD-Untersuchung 
"Disadvantaged youth in depressed urban areas" 'erhoben von 
Konsalt Forschung u. Beratung, Hamburg. Hrsg. vom 
Jugendwerk d. Dt. Shell. - Opladen: Leske u. Budrich, 1990 
ISBN 978-3-8100-0782-7  ISBN 978-3-322-97212-5 (eBook) 
DOI 10.1007/978-3-322-97212-5 
NE: Konsalt, Forschung und Beratung (Hamburg) 
© 1990 by Leske + Budrich, Opladen 
Satz: Leske + Budrich
Inhalt 
Vorwort des Herausgebers..................................................  7 
1. Zur Einführung... ...... ....... ........... ... ........... .... .... ... ..... ......  9 
2. Zur Praxisrelevanz dieser Studie........................... ........  11 
3. Jugendarbeitslosigkeit: Ein nicht (mehr) vorhandenes 
Problem?......................................................................  15 
4. Zur Situation in anderen Ländern: Die OECD-
Untersuchung.... ...... ........ ..............................................  23 
5.  Der Stadtteil: Hamburg-Wilhelmsburg......... ............. ......  35 
6. Arbeitslose Jugendliche in Wilhelmsburg.......................  51 
7.  Expertenaussagen.........................................................  70 
8. Die Projekte... ......... .......................................................  75 
Exkurs: Ergebnisse eines Workshops................ ......... .........  107 
9. Nur Tropfen auf den heißen Stein?................................  111 
10.  Perspektiven..................................................................  134 
Literaturhinweise .. .... ................. ............ ........... ............ .......  141 
Anhang...............................................................................  145 
5
Vorwort des Herausgebers 
Arbeitslosigkeit berührt heute viele junge Menschen. Selbst nach 
Abschluß einer Berufsausbildung oder eines Studiums ist es nicht 
selbstverständlich, daß sofort oder überhaupt eine Stelle gefunden 
wird. 
Ganz besonders problematisch ist die Situation jedoch für diejeni 
gen, die aus verschiedenen Gründen keinen Ausbildungsabschluß er 
reicht haben oder in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit leben. 
Die OECD hat sich dieser Fragestellung in einer Mehrländerstu 
die angenommen und die Forschungsgruppe konsalt mit der Unter 
suchung für die Bundesrepublik Deutschland am Beispiel Ham 
burgs beauftragt. Das Jugendwerk der Deutschen Shell hat bisher 
10 Jugendstudien herausgegeben. So empfanden wir es für uns 
alle als eine Herausforderung, diese OECD-Untersuchung, die the 
matisch dicht bei unseren Studien liegt, finanziell zu unterstützen. 
Einzige Bedingung war: es sollte eine deutschsprachige Fassung 
der Untersuchung erstellt werden. Wir legen diese hiermit vor und 
hoffen,  daß  die Ergebnisse  hilfreich sind für alle,  die mit dem 
Thema Jugend und Arbeitslosigkeit befaßt sind. 
Jugendwerk der Deutschen Shell 
Hamburg, im September 1989 
7
1. Zur Einführung 
Die Vorgeschichte zu diesem Buch begann im November 1987, als 
die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick 
lung (OECD) eine Vergleichsstudie über sozial benachteiligte Ju 
gendliche in Regionen mit wirtschaftlichen Problemen durchführen 
wollte. Hamburg sollte in dieser Vergleichsstudie ein Fallbeispiel 
sein, neben Barcelona, Boston, Glasgow und Metz. 
Das reiche Hamburg und benachteiligte, arbeitslose Jugendli 
che? War das überhaupt ein Thema, das von - auch politischem 
- Interesse war, und dem es sich lohnte nachzugehen? 
Fast zur gleichen Zeit begann nämlich das Handwerk öffentlich 
darüber nachzudenken, woher nach Jahren des Lehrstellenman 
gels in naher Zukunft ausrei«hend qualifizierte Auszubildende kom 
men könnten. Es war davon die Rede, daß bereits mehr offene Stei 
len als Stellungssuchende vorhanden seien, und zwar vor allem für 
fachlich hoch Qualifizierte. Wäre damit das Problem der Jugendar 
beitslosigkeit nicht ohnehin gelöst? 
Daß dies nicht zutrifft, zumindest nicht für einen Teil betroffener 
Jugendlicher, ist Thema dieser Veröffentlichung. Sie beschäftigt 
sich mit einer bestimmten Gruppe von Jugendlichen, nämlich den 
arbeitslosen, den sozial und wirtschaftlich Benachteiligten unter ih 
nen. Die Studie will jedoch nicht nur Wirklichkeit beschreiben. Viel 
mehr ist eines ihrer Ziele, ein sozial und politisch wichtiges, aber in 
der  öffentlichen  Diskussion  derzeit  weitgehend  unbeachtetes 
Thema aufzugreifen sowie wirtschaftliche und politische Handlungs 
träger anzusprechen und zum Handeln aufzufordern. 
Es handelt sich auch nicht um eine repräsentative Untersuchung 
zum Thema Jugendarbeitslosigkeit. Vielmehr wird die Situation ar-
9
beitsloser Jugendlicher am Beispiel eines Hamburger Stadtteils -
Wilhelmsburg - aufgezeigt. In diesem Stadtteil ist die Arbeitslosig 
keit weit höher als im Hamburger Durchschnitt, und es werden dort 
seit einigen Jahren intensiv Konzepte gegen Arbeitslosigkeit und 
darunter insbesondere Jugendarbeitslosigkeit entwickelt und er 
probt. Einzelne dieser Projekte, ihre Zielsetzungen und konkrete Ar 
beit werden vorgestellt, und es sind die jeweiligen Adressen ge 
nannt. 
Das  Thema  Jugendarbeitslosigkeit  und  die  daraus  zu  ent 
wickelnden politischen Handlungsschritte waren auch Thema ei 
nes eintägigen Workshops, auf dem Fachleute, Behördenvertreter 
und Vertreter der freien Wirtschaft im Oktober 1988 in Hamburg 
über Möglichkeiten gemeinsam nachgedacht und diskutiert haben. 
Die wichtigsten Ergebnisse dieses Workshops sind ebenfalls in die 
sem Buch enthalten. 
Ohne die Unterstützung des Jugendwerks der Deutschen Shell 
wäre das gesamte Projekt in Hamburg nicht möglich geworden, wo 
bei  wir  insbesondere  Hans  Peter  Schriever  und  Klaus-Peter 
Johanssen danken möchten. Unser Dank gilt aber auch allen, die in 
Projekten, Behörden und anderen Institutionen die Arbeit zu dieser 
Studie unterstützt haben. Wir hoffen, daß die Ergebnisse tatsäch 
lich dazu beitragen, das Bewußtsein um die mit der Arbeitslosigkeit 
verbundenen Probleme benachteiligter Jugendlicher zu vergrößern 
und gleichzeitig Ansatzpunkte aufzuzeigen, wie praktisch und poli 
tisch damit umgegangen werden kann. 
Margit Bonacker, konsalt Forschung & Beratung 
10
2. Zur Praxisrelevanz dieser Studie 
Seit den fünfziger Jahren werden im Auftrag und mit Unterstützung 
des Jugendwerks der Deutschen Shell Jugendstudien durchge 
führt. Auf diese Weise entstanden bis 1985 zehn Studien, die alle 
zum Ziel hatten, Verhaltensweisen und Einstellungen von Jugendli 
chen in der Bundesrepublik Deutschland, ihre Lebenssituation und 
Perspektiven darzustellen. 
So wichtig diese Studien auch waren und heute noch sind, um 
die Situation von Jugendlichen in dieser Gesellschaft deutlich zu 
machen und um ihnen selbst die Möglichkeit zu geben, zu Wort zu 
kommen: Es wurde auch von mancher Seite daran kritisiert, daß mit 
solchen Untersuchungen an der Lage der Jugendlichen nichts ver 
ändert würde, daß also praktische Auswirkungen nicht damit ver 
bunden waren. 
Das war allerdings auch niemals Absicht der Autoren und Wis 
senschaftler gewesen, die an den Jugendstudien beteiligt gewesen 
sind. Vielmehr ging es darum, aus wissenschaftlicher Sicht die 
Wirklichkeit von Jugendlichen in unterschiedlichen Jahrzehnten zu 
untersuchen und dies auch entsprechend darzustellen. Eine prakti 
sche Umsetzung, zumal im sozialen oder politisChen Raum, war 
damit nicht angestrebt worden, zumindest nicht unmittelbar. 
Damit unterscheidet sich das hier vorliegende Buch von den vor 
hergegangenen Studien. Sein Anlaß war zunächst auch ein ganz 
anderer: Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenar 
beit und Entwicklung), ein Zusammenschluß verschiedener euro 
päischer und außereuropäischer Länder, begann vor etwas mehr 
als einem Jahr, eine vergleichende Untersuchung über die Lage 
von  benachteiligten Jugendlichen  in  unterschiedlichen  Ländern 
11
durchzuführen. Dahinter stand der Gedanke, daß in diesen Län 
dern, es handelt sich dabei um  Frankreich, die USA,  Spanien, 
Großbritannien und die Bundesrepublik, ein Teil von Jugendlichen 
nicht nur arbeitslos ist, sondern auch zusätzlich durch bestimmte 
soziale Umstände als benachteiligt gelten kann. Solche Umstände 
können zum Beispiel sein, daß Jugendliche als Kinder von Gast 
arbeiterfamilien in das jeweilige Land gekommen sind und wegen 
nur mangelhafter Kenntnisse der Landessprache große Schwierig 
keiten haben, in der Schule oder später im Beruf Fuß zu fassen. 
Benachteiligt ist auch ein junges Mädchen, dessen Eltern es früh 
zeitig von der Schule abgehen lassen, damit es als (ungelernte) Ar 
beitskraft mit zum Einkommen der Familie beitragen kann, bevor es 
schließlich heiratet. Probleme im Elternhaus, weil die Eltern selbst 
arbeitslos sind, schlechte Wohnverhältnisse, ein soziales Milieu, 
das es schwer macht, bestimmte schulische oder berufliche Per 
spektiven zu entwickeln, auch das sind Faktoren, die für junge 
Menschen  eine  erhebliche  soziale  Benachteiligung  darstellen 
können. 
Eine zentrale Ausgangsthese  für  die vergleichende  Untersu 
chung der OECD war, daß Jugendliche, die in bestimmten Stadttei 
len wohnen, in denen zum Beispiel hohe Arbeitslosigkeit herrscht, 
durch die sozialen und wirtschaftlichen Umstände des Stadtteils 
noch  zusätzlichen  Benachteiligungen  ausgesetzt  sind.  Dieser 
These sollte in den Städten Barcelona, Boston, Glasgow, Metz und 
Hamburg vergleichend  nachgegangen werden.  Zielsetzung  der 
OECD war dabei die Übertragbarkeit von erfolgreichen Maßnah 
men  und  Programmen gegen Jugendarbeitslosigkeit in  andere 
Länder oder Wirtschaftsregionen. 
Das Jugendwerk der Deutschen Shell erklärte sich bereit, die fi 
nanzielle Unterstützung der für Hamburg geplanten Fallstudie zu 
leisten, auf deren Ergebnissen auch große Teile des hier veröffent 
lichten Buches beruhen. Von Anfang an ging es dabei um die prak 
tische Umsetzung der gefundenen Ergebnisse, darum, diese Er 
gebnisse Praktikern aus Politik, Wirtschaft und Sozialarbeit in die 
Hand und damit nicht nur Denkanstöße zu geben, sondern auch 
zum Handeln anzuregen. 
Anders als in den vorherigen Shell-Jugendstudien kommen hier 
allerdings nicht die Jugendlichen selbst zu Wort. Vielmehr beruhen 
die hier gezeigten Ergebnisse weitgehend auf Gesprächen, die mit 
12
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Projekten geführt wurden, in 
denen mit arbeitslosen und sozial benachteiligten Jugendlichen 
gearbeitet wird. Ort der Gespräche war Hamburg-Wilhelmsburg, 
ein Stadtteil, der seit je her als benachteiligt gelten kann, wenn man 
den materiellen Wohlstand und die soziale Lage seiner Bewohner 
und Bewohnerinnen zum Maßstab macht. 
Mit diesem Buch soll auch die - häufig ehrenamtliche und unbe 
zahlte - Arbeit in diesen Projekten beschrieben werden, und es 
wird versucht, die soziale und wirtschaftliche Lage der Jugendli 
chen, um die es hier geht, darzustellen. Darüber hinaus werden 
Fragen zur Wirksamkeit örtlicher Beschäftigungsinitiativen und da 
mit verbundenen arbeitsmarktpolitischen Aspekten für Hamburg 
aufgeworfen, wie sie derzeit auch in zahlreichen anderen Regionen 
und Städten diskutiert werden. 
13