Table Of ContentAntje Flade
Kompendium der
Architekturpsychologie
Zur Gestaltung gebauter Umwelten
essentials
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Antje Flade
Kompendium der
Architekturpsychologie
Zur Gestaltung gebauter Umwelten
Antje Flade
Hamburg, Deutschland
ISSN 2197-6708 ISSN 2197-6716 (electronic)
essentials
ISBN 978-3-658-31337-1 ISBN 978-3-658-31338-8 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-31338-8
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Planung/Lektorat: Eva Brechtel-Wahl
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Was Sie in diesem essential finden können
• eine Kurzfassung der Architekturpsychologie
• grundlegende Konzepte, um die Wirkungszusammenhänge zwischen gebauter
Umwelt und dem menschlichen Erleben und Verhalten zu beschreiben und zu
erklären
• ausgewählte Ergebnisse architekturpsychologischer Forschung
• Zielgruppen, für die geplant und gebaut wird
• einen Überblick über die Methoden der architekturpsychologischen
Forschung.
V
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung .................................................. 1
1.1 Architektur – Psychologie – Architekturpsychologie ........... 2
1.2 Planungsphilosophien ................................... 5
2 Architekturpsychologische Konzepte ........................... 11
2.1 Das Behavior Setting Konzept ............................. 12
2.2 Die wahrgenommene Umwelt ............................. 14
2.3 Der gestimmte Raum .................................... 17
2.4 Umweltästhetik ........................................ 21
2.5 Privatheit ............................................. 26
2.6 Territorialität .......................................... 28
2.7 Beengtheit und Distanzverhalten ........................... 31
2.8 Umweltaneignung ...................................... 35
2.9 Erholumwelten ......................................... 38
2.10 Soziale Orte im öffentlichen Raum ......................... 41
3 Zielgruppen ................................................ 43
3.1 Kinder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.2 Alte Menschen ......................................... 45
3.3 Lebensstile ............................................ 46
4 Methoden architekturpsychologischer Forschung ................. 49
4.1 Überblick ............................................. 49
4.2 Datengewinnung ....................................... 50
Literatur ...................................................... 59
VII
Über die Autorin
Dr. Antje Flade
AWMF
Angewandte Wohn- und Mobilitätsforschung
Hamburg
IX
Einleitung 1
Zu einer Allianz zwischen Architektur und Psychologie kam es Ende der 1960er
Jahre. Gründe für das erwachende Interesse vonseiten der Architektur an einer
Psychologie der gebauten Umwelt waren das Bestreben, die in komplexen
arbeitsteiligen Gesellschaften bestehende Kluft zwischen Erbauern und Nutzern
zu verringern, die technologische Entwicklung, die eine enorme Vielfalt an Bau-
formen ermöglichte, und schließlich der immense Bedarf an gebauter Umwelt
(Canter 1975). Die Kluft begann sich aufzutun, als die von Laien und Hand-
werkern produzierte Gebrauchsarchitektur durch eine von Fachleuten entworfene
und gestaltete Architektur ersetzt wurde. Dank einer hoch entwickelten Techno-
logie sind Architekten heute in der Lage, Gebäude in nahezu jeder gewünschten
Gestalt herzustellen. Umso mehr stellt sich die Frage, welche bauliche Form für
den jeweiligen Zweck am besten geeignet ist. Bei einer massenhaften Herstellung
gebauter Umwelt etwa im Rahmen großer Stadtentwicklungsprojekte können
Fehlentscheidungen hohe finanzielle und soziale Kosten verursachen. Hier kann
psychologisches Know-how von Nutzen sein, um bedürfnisgerechte Umwelten
zu entwerfen und dem von Sommer (1983) formulierten Leitgedanken „creating
buildings with people in mind“ zu folgen. Obwohl dieser Leitgedanke schon
vor Jahrzehnten formuliert wurde – der eine Einladung an die Psychologie ent-
hielt –, blieb das Interesse der Psychologie an der Erforschung des Einflusses der
physisch-räumlichen Umwelt auf den Menschen eher gering. Gifford (2007) hat
von einer „environmental numbness“ (S. 349) gesprochen. Diese „Taubheit“ zu
verringern, ist ein zentrales Anliegen der Architekturpsychologie.
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch 1
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
A. Flade, Kompendium der Architekturpsychologie, essentials,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-31338-8_1
2 1 Einleitung
1.1 A rchitektur – Psychologie –
Architekturpsychologie
In der Architekturpsychologie treffen zwei Bereiche aufeinander, die von ihrem
Ursprung, ihrer Entwicklung, ihren Herangehensweisen, Zielen sowie Erkennt-
nisinteressen sehr unterschiedlich sind (Flade 2008). Architektur ist die Kunst
und Fertigkeit des planvollen Entwurfs und Herstellens von gebauten Umwelten.
Kunst im Zusammenhang mit Architektur steht für eine ästhetisch ansprechende
Gestaltung, Fertigkeit für die Herstellung technisch gelungener, dem Zweck ent-
sprechender funktionaler Umwelten. Planungseinheiten sind Umwelten unter-
schiedlicher Art und Größenordnung. Psychologie ist die Wissenschaft, die
sich mit der Erforschung des Erlebens und Verhaltens des Menschen befasst.
Wahrnehmungs- und Denkprozesse, Gefühle, Befindlichkeiten, Einstellungen,
Motive, Handlungsabsichten, Reaktionen, Verhaltensweisen und Handlungen sind
Inhalte psychologischer Forschung. Untersuchungseinheiten sind Individuen.
Die Architekturpsychologie ist derjenige Teil der Umweltpsychologie, der
sich mit den Beziehungen zwischen Mensch und gebauter Umwelt befasst. Wie
umfassend dieser Teil ist, zeigt die Antwort auf die Frage, was unter gebauter
Umwelt zu verstehen ist: Sie ist all das, was nicht natürliche Umwelt ist. Natür-
liche Umwelt in ursprünglicher Form ist das Insgesamt an anorganischen und
organischen Erscheinungen wie Luft, Licht, Wetter, Klima, Boden, Wasser,
Vegetation, Bergen und Tälern usw., das ohne Zutun des Menschen existiert
(Flade 2008). Gebaute Umwelten sind dagegen Produkte menschlichen Handelns,
zu denen auch Modifizierungen natürlicher Umwelten wie z. B. ein Land-
schaftsgarten zählen. Baukunst und psychologische Forschung verbinden sich
in dem Moment, in dem sich Architekten die Frage stellen, wie ihre Bauwerke
auf die Menschen wirken und wie sie deren Verhalten beeinflussen, und Psycho-
logen darüber zu forschen beginnen, wie Menschen gebaute Umwelten erleben
und in realen Situationen handeln. Konkrete Fragen sind zum Beispiel: Warum
erleben Menschen einen Raum als anheimelnd? Woran liegt es, dass es schwer
fällt, sich in einem bislang noch unbekannten Gebäude zu orientieren? Was treibt
Menschen an, eine kahle Wand mit Graffiti zu bedecken? Warum streben die
Großstädter ins Grüne? Was macht Orte im öffentlichen Raum besuchenswert?
Allein schon diese wenigen Fragen verweisen auf eine große Zahl von
Merkmalen, die für die Planung gebauter Umwelten wichtig sein können. Diese
lassen sich drei Kategorien: technischen und funktionalen sowie psychologischen
und Verhaltensmerkmalen, zuordnen (Tab. 1.1).