Table Of ContentKategorie: Geschlecht?
Geschlecht und Gesellschaft
Herausgegeben von
lIse Lenz
Michiko Mae
Sigrid Metz-Gockel
Ursula MUller
Marlene Stein-Hilbers
Band 6
Ute Luise Fischer
Marita Kampshoff
Susanne Keil
Mathilde Schmitt (Hrsg.)
Kategorie: Geschlecht?
Empirische Analysen
und feministische Theorien
Leske + Budrich, Opladen 1996
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Kategorie: Geschlecht? : empirische Analysen und feministische Theorien / Hrsg. Ute
Luise Fischer .... - Opladen : Leske und Budrich, 1996
(Geschlecht und Gesellschaft; Bd. 6)
ISBN 978-3-8100-1683-6 ISBN 978-3-322-92562-6 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-92562-6
NE: Fischer, Ute Luise [Hrsg.]; GT
© 1996 Leske + Budrich, Opladen
Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung
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kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ...................................................................................................... 7
Mathilde Schmitt
Oberschreiten und was dann? Die vielflUtigen Auswirkungen der
Nichtakzeptanz einer konstruierten Geschlechtergrenze am
Beispiel der Landwirtinnen ........................................................................... 19
Brigitte Hasenjiirgen
Winners and Losers. SozialwissenschaftlerInnen an der Hochschule .............. 41
Susanne Keil
'Affidamento' im Offentlich-rechtlichen Rundfunk. Chancen eines
Bezugs von Frauen auf Frauen in den Medien ............................................. 57
Beate Kortendiek
Mutterschaft und Geschlecht. Fragen, Oberlegungen und
Ergebnisse einer empirischen Erhebung 1lber M1ltter in
M1ltterzentren ................................................................................................ 81
Marita KampshofJ
Sexuelle Gewalt -ein konstitutives Merkmal fUr das M~dchen-
oder Jungesein? ............................................................................................ 97
Ute Luise Fischer
Frauen in der Transformationsfalle? Aite und neue Barrieren fUr
die Frauenerwerbsarbeit in Sachsen ............................................................ 117
Paula-Irene Villa
SpUrbare ZugehOrigkeiten. Klasse und Geschlecht als zweifache
Positionierung des Leibes ............................................................................ 141
Encarnacion Gutierrez Rodriguez
Frau ist nicht gleich Frau, nicht gleich Frau, nicht gleich Frau ...
Ober die Notwendigkeit einer kritischen Dekonstruktion in der
feministischen Forschung ............................................................................ 163
Birgit Wartenpfuhl
Destruktion -Konstruktion -Dekonstruktion. Perspektiven fUr die
feministische Theorieentwicklung ............................................................... 191
Biographische Angaben zu den Autorinnen ................................................ 211
Einleitung
Was ist eine Frau? Mit dieser Frage mUssen sich Frauenforscherinnen zu
nehmend auseinandersetzen. Das 'Wir-Geftlhl', eine gemeinsame Identitllt,
ist - zumindest aus theoretischer Sicht - erschUttert. Ursache dieser Verunsi
cherung unter Feministinnen sind dekonstruktivistische Oberlegungen, die
hierzulande besonders anhand der Schriften von Judith Butler rezipiert wor
den sind'.
1m Dekonstruktivismus wird das Denken in binliren Oppositionen ange
griffen. 1m Zentrum, besonders filr feministische Anliegen, steht die kritische
Hinterfragung des Dualismus Natur-Kultur. Die Natur wird nicht mehr als
etwas der Kultur V orgilngiges betrachtet; vielmehr wird davon ausgegangen,
daB auch das, was wir als Natur bezeichnen, durch einen gesellschaftlichen
Diskurs bestimmt wird. Judith Butler schUlgt dementsprechend vor, das fe
ministische Denkmodell sex-gender zu korrigieren. Ihrer Meinung nach sind
auch die biologischen Unterscheidungen zwischen den Geschlechtem dis
kursiv produziert. Aus dieser Perspektive bliebe filr die Frauenforschung nur
noch die Analysekategorie gender, deren Konstitution in ihrer Verwobenheit
mit verschiedenen Kriterien wie etwa Klasse, Ethnizitllt oder sexuelle Orien
tierung untersucht wird. Butler befilrchtet, daB immer dann, wenn von einer
gemeinsamen Identitlit aller Frauen ausgegangen wird und Frauen als Gegen
satz zu Milnnem konstruiert werden, die so geftlbrten Diskurse Uber Zweige
schlechtlichkeit eher zu einer Verfestigung der Geschlechterpolaritllt ftlhren.
Ziel mUsse vielmehr sein, die Kategorie Frau dadurch zu dekonstruieren, daB
sie von ihrem feststehenden Referenten befreit und in eine Zukunft vielfiilti
ger Bedeutungen entlassen wird. Die Kategorie Frau sollte nach Butler von
stilndiger Offenheit und Umdeutbarkeit gekennzeichnet sein.
Wurde die Unterscheidung von sex und gender noch als Fortschritt im
feministischen Denken aufgenommen, so sorgen diese theoretischen Oberle
gungen filr heftige Auseinandersetzungen unter Feministinnen. Einige neh
men sogar an, daB damit die Berechtigung von Frauenforschung selbst infra
gegestellt sei. Die Ursachen filr unterschiedliche Reaktionen auf Butler wer
den zunlichst in der ZugehOrigkeit zu verschiedenen Generationen gesucht.
So vermuten die Herausgeberinnen eines Heftes der Feministischen Studien
zur Kritik der Kategorie Geschlecht (Feministische Studien 2/1993), genera
tionsspezifische Bedingungen seien ausschlaggebend dafilr, daB dekonstruk
tivistische Anslitze von jUngeren Feministinnen eher begeistert aufgenommen
werden, withrend bei den lilteren die Skepsis Uberwiegt. Es wird die These
Butler, Judith (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt a.M.
Benhabib, Seyla/Butler, Judith/Cornell, Drucilla/Fraser, Nancy (1993): Der Streit urn Dif
ferenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart. Frankfurt a.M.
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aufgestellt, daB eine Umstrukturierung der Geschlechterbeziehungen bereits
in Ansatzen stattgefunden hat und erst vor diesem materiellen Hintergrund
eine solch grundlegende Kritik der Strukturkategorie, wie sie dekonstrukti
vistische Ansatze begrUnden, entstehen kann. Die altere Generation ist dem
nach eher zurnckhaltend und befllrchtet, daB die Strukturkategorie Ge
schlecht schon bald ganz verworfen werden soll. Sie stellt sich die Frage, ob
es wirklich schon an der Zeit ist, die vorrangige Bedeutung des Geschlechts
in einer ganzen Forschungsrichtung zurUckzuschrauben. DaB es sich hierbei
sogar urn ein generationenlibergreifendes MiBverstandnis der Rezeption han
delt, zeigen einige Autorinnen des vorliegenden Bandes. In der Tat kann da
von ausgegangen werden, daB Frauen verschiedener Generationen vor ihrem
jeweiligen Hintergrund Butler unterschiedlich lesen und dementsprechend
anders auf sie reagieren. Doch auch innerhalb einer Generation verlauft die
Auseinandersetzung mit Butler nicht einheitlich, wie in diesem Buch deutlich
wird. Hier scheinen vor allem biographische Erfahrungen eine Rolle zu
spielen. Nicht zuletzt pragen die verschiedenen Disziplinen, aus denen wir
kommen, unsere Herangehensweisen an gesellschaftliche Realitat und damit
die Praferenz bestimmter theoretischer Ansatze.
Die Autorinnen dieses Bandes zahlen zu der jUngeren Generation und
haben als solche das Privileg, in einem bereits institutionalisierten Rahmen
Frauenforschung betreiben zu kOnnen. Nach gut 20 Jahren Frauenbewegung
und den BemUhungen engagierter Frauenforscherinnen ist 1993 in Dortmund
das erste sozialwissenschaftliche Graduiertenkolleg zur Geschlechterfor
schung eingerichtet worden. Der Veranderung und Erweiterung feministi
scher Blickwinkel, die sich mit rasanter Geschwindigkeit vollziehen, wurde
hier Rechnung getragen, indem der thematische Schwerpunkt des Graduier
tenkollegs nicht die Sicht auf Frauen als Opfer, sondem auf das Wechselver
haltnis von Subjekten und Strukturen in den Vordergrund stellt. Die Subjekt
potentiale von Frauen stehen im Mittelpunkt der Forschung. Es wird gefragt,
wie die Bewegung der Frauen auch zu einer Beweglichkeit der Strukturen
fUhren kann. "Geschlechterverhaltnis und sozialer Wandel. Handlungsspiel
raume und Defmitionsmacht von Frauen" ist das thematische Dach, unter
dem Kollegiatinnen gemeinsam mit Professorinnen forschen. Aus unter
schiedlichen gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen kommend (Ge
schichte, Kommunikationswissenschaft, Padagogik, Politikwissenschaft, So
ziologie, Wirtschaftswissenschaften), verfilgen die Kollegiatinnen inzwi
schen liber einen gemeinsamen Diskussionszusammenhang. Mit der standi
gen Aufnahme neuer Kollegiatinnen sind auch im Kolleg die jlingsten theo
retischen StrOmungen vertreten und werden zum Thema einer Auseinander
setzung von Frauenforscherinnen unterschiedlicher Generationen und theo
retischer Praferenzen.
So hat die Debatte urn Dekonstruktivismus einige der Kollegiatinnen da
zu angeregt, sich mit den Auswirkungen der Kritik an der Strukturkategorie
Einleitung 9
Geschlecht zu beschllftigen. Wahrend einer Arbeitswoche haben wir erste
EntwOrfe eines kritischen Umgangs mit der Kategorie Geschlecht in den ei
genen Forschungsarbeiten diskutiert und nach gemeinsamen Anknllpfungs
punkten gesucht. Vor dem Hintergrund unserer persOnlichen Erfahrung als
Frau in der Gesellschaft und den eigenen feministischen Utopien haben wir
daraus den roten Faden fUr diese VerOffentlichung gesponnen. Unsere Aus
einandersetzung wollen wir als eigenen Beitrag in die Diskussion urn die
neuesten Entwicklungen der feministischen Forschung einbringen. Obwohl
drei Aufslitze sich dezidiert mit dekonstruktivistischer Theorie beschllftigen,
geht es uns nicht in erster Linie urn eine Beteiligung an dieser theoretischen
Debatte, sondem urn den Versuch, die Kritik an unserer grundlegenden
Analysekategorie fUr empirische Forschung nutzbar zu machen. In diesem
Buch werden daher eine Auseinandersetzung mit der Kritik an der Kategorie
Geschlecht und die mOgliche Umsetzunginnerhalb von konkreten empiri
schen Forschungen zum einen und weiterfUhrende Gedanken zur Einbindung
dekonstruktivistischer Ideen in feministische Theorie zum anderen prlisen
tiert.
Zu Beginn waren auch wir, die Herausgeberinnen, wenngleich eher zur
j1lngeren feministischen Generation geMrend, nicht begeistert von dekon
struktivistischen Anslitzen, wohl aber der Auffassung, daB die Beschllftigung
mit diesen Ideen fruchtbar fUr uns sein kann. 1m ProzeB der Arbeit an diesem
Buch haben uns dekonstruktivistische Denkweisen doch stlirker als erwartet
in ihren Bann gezogen. Nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit den Ide
en der hier versammelten Autorinnen haben wir eine Menge gelemt. An
fllngliche Ressentiments wichen zunehmend einer wachsenden Neugierde
und der Bereitschaft, uns auf diese Anslitze mehr oder weniger ausgiebig ein
zulassen und deren Brauchbarkeit fUr die Interpretation unserer empirischen
Ergebnisse zu prtlfen und zu erkennen. Die BefUrchtung, die Kategorien Frau
und Geschlecht fUr unsere Forschung aufgeben zu mllssen, konnten wir gera
de durch die intensive Beschllftigung mit diesen Anslitzen verlieren. Stattdes
sen fanden wir neue Sichtweisen, die unserem Unbehagen gegenllber verein
nahmenden Aussagen innerhalb des traditionellen feministischen Diskurses
Ausdruck verleihen. Das gemeinsame Erarbeiten theoretischer Horizonter
weiterungen fi)rderte die konstruktive Zusammenarbeit unseres Herausgebe
rinnenkollektivs und ging mit Grenztlberschreitungen im Selbsterleben ein
her. Welche Folgen hat nun diese Debatte fUr unsere Forschungsinhalte und
Herangehensweisen?
10
Konsequenzen eines kritischen Umgangs mit der Kategorie
Geschlecht
Das Einlassen auf die Kritik an der Kategorie Geschlecht kann fUr die femi
nistische Wissenschaft ebenso anregend sein wie es den damit verbundenen
politischen Anspruch und frauenpolitische Fragestellungen neu fiberdenken
laBt. Wo Vertreterinnen von Gleichheits- und Differenzpositionen bisher die
Homogenitlit unter Frauen in den Vordergrund gestellt und Forderungen
nach gleichen Chancen, Rechten und Ptlichten im ersten Fall und nach Auf
wertung der weiblichen Andersartigkeit im zweiten Fall erhoben haben, steht
nun der zugrundeliegende Politikbegriff zur Disposition.
Die in den letzten Jahren immer wieder formulierte Kritik an der Frauen
forschung und der Frauenbewegung sowie ihrem Politikverstlindnis weist
darauf hin, daB es sich bei der Annahme einer kollektiven Identitlit von Frau
en aufgrund gemeinsamer Diskriminierungs- und KlSrpererfahrungen urn ei
ne Illusion handelt. Sie regt zu Korrekturen an einer vereinnahmenden Sieht
auf Frauen an, auch wenn diese Sicht nicht durchgllngig allen StrlSmungen
der Frauenforschung und Frauenbewegung unterstellt werden kann. Darauf
aufbauenden BegrOndungen von Wissenschaft und Politik wird der Boden
entzogen, sobald die Differenzen unter Frauen in den Blick genommen wer
den. Die Chance einer difIerenzierenden Vorgehensweise liegt darin, subjek
tiven Unterschieden von Lebenserfahrungen und Interessen eher gerecht zu
werden als bei einer generalisierenden Unterstellung eines gemeinsamen
Frauenschicksals. Hieraus erkllirt sich auch das Potential der Kritik der Kate
gorie Geschlecht zur Befreiung aus gedanklichen und strategischen Veren
gungen. Gleich ob konservativ oder radikal feministisch begrtlndet, dienen
Festschreibungen von dem, was Frausein ausmacht, dazu, Normen und
Handlungspostulate aufzustellen. Beides hat nichts mit der fUr aIle Menschen
angestrebten Freiheit zu tun, das eigene Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Die dekonstruktivistische Herangehensweise greift diese Kritik auf und
sieht vor, an die Stelle vereinnahmender Identitlitspolitik einen spielerisch
subversiven Umgang mit den bestehenden binliren Zuschreibungen zu setzen.
Damit ist die Hoffnung verbunden, den Dualismus zwischen Frau und Mann
zu unterlaufen und die daran geknOpfte Hierarchie zu fiberwinden. Entgegen
der BefUrchtung, mit der Preisgabe kollektiver Betroffenheiten seien auch die
Grundlagen fUr eine gemeinsame politische Handlungsflihigkeit beseitigt,
wird die MlSglichkeit neuer politischer Koalitionen betont. Diese grtlnden
nicht mehr auf geschlechtsbezogenen Diskriminierungserfahrungen von
Frauen, sondem bestehen je nach konkretem AnlaB aus strategischen BOod
nissen fiber Klassen, Ethnien, GeschlechtszugeMrigkeit und sexuelle Orien-
Einleitung II
tierungen hinweg1• Auf der wissenschaftlichen Ebene erOffnet sich im Zu
samrnendenken dieser Kategorien die MOglichkeit, die komplexen Diskri
minierungsstrukturen genauer zu bestimmen und offenzulegen. Dabei wird
von der vielflUtigen Identitllt jeder Person ausgegangen, die sich aus ihren bis
dato erlebten gesellschaftlichen Positionen und den dabei gemachten Erfah
rungen herleitet.
Wie sich in unseren Arbeiten, aber auch im weiteren Umfeld andeutet,
haben viele Frauenforscherinnen durch die Beschaftigung mit der Kategorie
Geschlecht und der daran geUbten Kritik ihre GewiBheit darUber verloren,
welche Bedeutung den beiden Kategorien Frau und Mann zukommt bezie
hungsweise zukommen sollte. Die kritische Reflexion bringt unweigerlich
eine Sensibilisierung gegenUber der Verwendung von Begriffen, nicht nur in
bezug auf Geschlecht, sondem im gesamten Forschungs- und Politikkontext
mit sich. Eine emeute gedankliche Durchdringung verwendeter Begriffe all
gemein Macht noch einmal deutlich, wie weit die begriffliche Erfassung von
Wirklichkeit Uberhaupt mOglich ist und auf welche Weise gesellschaftliche
Verhaltnisse durch Bezeichnungen und Deutungen mitbeeinfluBt werden.
In den Diskussionen unseres Herausgeberinnen-Kollektivs Uber den Um
gang mit der Kategorie Geschlecht kristallisierten sich vier mOgliche Konse
quenzen fUr FrauenforscherInnen heraus:
a) Es werden keine Konsequenzen gezogen;
b) die soziale Konstruktion der Kategorien Frau und Mann wird offen
gelegt;
c) die Kategorien Frau und Mann werden immer wieder neu gefUllt;
d) es werden mehr als nur zwei Geschlechter gedacht.
Es handelt sich hierbei zunlichst um Gedankenspiele. Die Tragfllhigkeit der
einzelnen Positionen und ihre spezifische Kritik an der Kategorie Geschlecht
hat sich in den Aufslitzen dieses Bandes zu erweisen. Einig sind wir uns dar
in, daB wir zum jetzigen Zeitpunkt ablehnen, die Kategorie Geschlecht fUr
gesellschaftliche Analysen grundslitzlich zu verwerfen. Solange das System
der Zweigeschlechtlichkeit Frauen mit UnterdrUckungsmechanismen kon
frontiert, wlire ein Aufgeben dieser Analysekategorie und dieses Ausgangs
punktes fUr Politik gleichbedeutend mit dem Ignorieren der materiellen Le
bensbedingungen. Zu sehr erlnnert dieser Schritt an den bekannten Andro
zentrismus, Fraueninteressen unter das Allgemeine in der Wissenschaft und
der Politik unterzuordnen. Doch welche Konsequenzen lassen sich fUr Frau
enforscherInnen anhand der vier Positionen entwickeln?
a) Wir gehen davon aus, daB mit dem kritischen Hinterfragen der Kate
gorie Geschlecht Frauenforschung komplexer und schwieriger zu handhaben
2 Vgl. Sabine Hark (1993): Queer Interventionen. In: Feministische Studien Heft 2,
S. 103-109.