Table Of ContentInterdisziplinäre Antisemitismusforschung
Interdisciplinary Studies on Antisemitism
herausgegeben von
Prof. Dr. Samuel Salzborn
Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. Raphael Gross (Berlin)
Prof. Dr. Richard S. Levy (Chicago)
Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel (Berlin)
Prof. Dr. Ekkehard W. Stegemann (Basel)
Prof. Dr. Natan Sznaider (Tel Aviv)
Prof. Dr. Andreas Zick (Bielefeld)
Band 9
https://doi.org/10.5771/9783845292960
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Dana Ionescu
Judenbilder in der deutschen
Beschneidungskontroverse
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Diese Arbeit wurde 2016 durch den allgemeinen Förderbetrag für Doktorand*innen von
der Stiftung Zeitlehren gefördert.
Darüber hinausgehend wurde diese Arbeit mit freundlicher Unterstützung der
Stiftung Zeitlehren, der Amadeu Antonio Stiftung und der Axel Springer Stiftung
gedruckt.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Zugl.: Berlin, Technische Univ., Diss., 2018
ISBN 978-3-8487-5094-8 (Print)
ISBN 978-3-8452-9296-0 (ePDF)
D83
1. Auflage 2018
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2018. Gedruckt in Deutschland. Alle Rechte,
auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der
Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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0. Danksagung
Jetzt, wo die Arbeit geschrieben ist, möchte ich mich bei all jenen herzlich
bedanken, die mich auf die eine oder andere Weise in den letzten Jahren
begleitet und unterstützt haben:
Ich danke Prof. Dr. Samuel Salzborn, meinem Erstbetreuer, für sein gro-
ßes Vertrauen in das Gelingen meiner Arbeit, seine Anregungen, seine Ex-
pertise, seinen beharrlichen Zuspruch und seine immer konstruktive Kritik
und dafür, mir uneingeschränkt das Gefühl gegeben zu haben, ein sehr
wichtiges Thema und eine spannende Fragestellung zu bearbeiten.
Ich danke Prof‘in Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel für ihre Anregun-
gen, ihre Expertise, konstruktive Kritik und Bekräftigung meiner vorläufi-
gen Forschungsergebnisse aus linguistischer Perspektive. Mehrmals durfte
ich im Forschungskolloquium des Fachgebiets Allgemeine Linguistik an
der Technischen Universität zu Berlin vortragen und meine Arbeit diskutie-
ren, wodurch ich wichtige Anregungen erhielt und meine Perspektive schär-
fen konnte.
Prof‘in Dr. Ursula Birsl danke ich dafür, sich kurz vor Abgabe der Arbeit
bereit erklärt zu haben, die Drittgutachterin meiner Arbeit zu sein. Schon
vor dieser Zusage gab sie mir das Gefühl, dass ich eine interessante und
wichtige Forschungsperspektive einnehme, wofür ich sehr dankbar bin.
Ich danke Sarah Frenking und Felix Sassmannshausen für die nicht nur
intellektuelle Freundschaft und dafür, meine Gedanken und die einzelnen
Textteile, die zur Arbeit wurden, in allen ihren Stadien mit mir diskutiert zu
haben und damit verbundene Emotionen aller Art geteilt zu haben. Ich
danke ihnen für die kritischen Nachfragen, Einsprüche, für ihre Gedanken
und Assoziationen.
Für die unendliche Liebe, Zuneigung, Geduld, meine Versorgung, für
Trost und Lachen danke ich Mikis Rieb. Mikis hat die gesamte letzte
Textfassung gelesen, vieles kritisiert und angeregt und mich immer unter-
stützt, bestärkt und vor allem ausgehalten.
Ich danke meinen Freund*innen und besonders Mirka Mosch, Andrea
Newerla, Josephine Schmitt und Yvonne Weyrauch für Liebe und innige
Verbundenheit in Zeiten der Krise und des Glücks. Yvonne danke ich auch
dafür, große Teile des Textes gelesen und kommentiert zu haben.
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0. Danksagung
Ich danke meinen Eltern Ingmut Kakuschke und Sorin Ionescu und mei-
nen Geschwistern für die Unterstützung; ein ganz besonderer Dank gilt mei-
ner Schwester Lena Ionescu für ihren liebevollen und uneingeschränkten
Support. Ihre Anmerkungen zu Teilen des Manuskripts (insbesondere zu
den juristischen Aspekten) waren für mich immer sehr herausfordernd und
hilfreich.
Den Mitgliedern des Villigster Forschungsforums danke ich für den so-
lidarischen Forscher*innen-Zusammenhang, die spannenden Diskussionen,
kritischen Nachfragen und Kommentare, besonders von Klaus Holz, Mi-
chael Höttemann, Olaf Kistenmacher, Jérôme Seeburger, Matti Traußneck
und Mirjam Wenzel.
Allen Teilnehmenden der Doktorand*innenkolloquien von Samuel Salz-
born, Monika Schwarz-Friesel, des Fritz-Bauer Instituts (2014), der Stiftung
Zeitlehren (2016), des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Ber-
lin (2018) sowie des Methodenworkshops von Prof‘in Dr. Gabriele Rosent-
hal an der Georg-August-Universität Göttingen (2014) danke ich für die
kritischen Nachfragen und die angenehmen Diskussionen, besonders Max
Molly, Steffen Klävers, Bodo Kahmann und Niklas Radenbach.
Dafür, mich in der allerletzten Zeit vor meiner Abgabe durch kleine Ge-
spräche aufgemuntert und bestärkt und mir den Rücken freigehalten zu ha-
ben, danke ich meinen wunderbaren Kolleg*innen in der Geschlechterfor-
schung an der Universität Göttingen. Auch meinen ehemaligen Kolleg*in-
nen in der Politikwissenschaft, besonders Marc Schwietring, Helene
Gerhards, Lisa Bonn, Lino Klevesath und Julia Hagen danke ich für die
freundschaftlichen Nachfragen und kollegialen Diskussionen.
Für die Korrekturen von kleinen und großen Teilen des Textes danke ich
Reimar Kakuschke, Eva Büchel, Bruno Rieb und Uschi Rickert-Rieb.
Hannelore Heuer danke ich für das sorgfältige Endlektorat.
Für die finanzielle Förderung während meiner Promotion im Jahr 2016
danke ich der Stiftung Zeitlehren. Für die Druckkostenzuschüsse danke ich
abermals der Stiftung Zeitlehren, der Amadeu Antonio Stiftung und der Axel
Springer Stiftung.
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Inhaltsverzeichnis
0. Danksagung 5
1. Einleitung 11
2. Forschungsstand und methodischer Zugang 19
2.1. Antisemitismus und die Ablehnung von kulturell-religiösen
Vorhautbeschneidungen 21
2.2. Erkenntnisinteresse und Fragestellung 47
2.3. Antisemitismus und (antimuslimischer) Rassismus 52
2.4. Das empirische Datenmaterial 61
2.5. Interviews in der Antisemitismusforschung 73
2.6. Auswertung und Forschungsperspektive 78
2.7. Aufbau und Struktur 84
3. Polarisierende Auseinandersetzungen.
Die kulturell-religiöse Vorhautbeschneidung im
medizinischen, psychoanalytischen und strafrechtlichen
Fachdiskurs 87
3.1. Die kulturell-religiöse Vorhautbeschneidung in Beiträgen
von Ärzten/Ärztinnen vor 2012 88
3.1.1. Nicht »nach medizinischen Aspekten zu bewerten« 88
3.1.2. Ein »verstümmelnder Eingriff ohne medizinische
Indikation« 90
3.1.3. Das Problem der »medizinisch nicht indizierten
Zirkumzision« 94
3.1.4. Uneinigkeiten unter Ärzten/Ärztinnen
(und Juristen/Juristinnen) 97
3.2. Die kulturell-religiöse Vorhautbeschneidung in Beiträgen
von Psychoanalytikern vor 2012 102
3.2.1. Freuds vermeintliches Trauma der
Vorhautbeschneidung 102
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Inhaltsverzeichnis
3.2.2. »Schneidende Gewalt« und »archaisches
Genitaltrauma« 105
3.3. Die kulturell-religiöse Vorhautbeschneidung in Beiträgen
von Strafrechtlern vor 2012 110
3.3.1. Eine »gefährliche Körperverletzung« 110
3.3.2. Kein »sozialadäquates Verhalten« 116
3.3.3. Wie ein nationalsozialistischer »fremdbestimmter
Eingriff« 121
3.3.4. Gegen die »normative Kraft des Faktischen« 126
3.3.5. Kritische Reaktionen innerhalb der
Rechtswissenschaft 130
3.4. Resümee 134
3.5. Ein Resultat: Das Urteil des Kölner Landgerichts 136
4. Wiederkehrende Motive
Die Kontroverse um kulturell-religiöse
Vorhautbeschneidungen in der deutschen Öffentlichkeit 143
4.1. Vom beschädigten Körper. Die Vorhautbeschneidung als
»Verletzung«, »Schädigung« und »Trauma« 148
4.2. Gesetz- und Rechtlosigkeit. Die Vorhautbeschneidung als
»Rechtsverstoß«, »Rechtsbeseitigung« und »Verbrechen« 175
4.3. Benachteiligung. Die Vorhautbeschneidung als
marginalisierte »Genitalverstümmelung« und
»Geschlechtsverstümmelung« 197
4.4. »Tausende wehrlose Kinder« 223
4.5. Religiöse Eltern als »verletzend«, »empathielos« und
»grausam« 244
4.6. Die »Lektion aus der Nazizeit«. Über »polemische«,
»fanatische« und »unfriedliche« Juden 261
4.7. Die Rhetorik der Verschwörung. Die Abgeordneten des
Bundestages unter »jüdischem Druck« 289
4.8. Verbündete: Juden/Jüdinnen und Muslime/Muslimas
kritisieren die Vorhautbeschneidung 312
4.9. Amputations- und Kastrationsvorstellungen. Die
Beschneidung als »Amputation« und »Organ-Entnahme« 334
4.10. Eine »unnatürliche«, »beschädigte« und »perverse«
Sexualität 345
4.11. Die unerschöpfliche Welt der Analogien 377
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Inhaltsverzeichnis
5. Fazit 387
5.1. Der Zeitpunkt 387
5.2. Die Beschneidungsgegner/Beschneidungsgegnerinnen 389
5.3. Die Kontroverse aus antisemitismuskritischer Perspektive 395
5.4. Die Funktionsweise der Kontroverse 404
5.5. Die Konsequenzen der Kontroverse 407
6. Literatur 413
7. Quellen 441
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1. Einleitung
»Wollt ihr uns Juden noch?« lautete der Titel eines Gastbeitrages von Char-
lotte Knobloch, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Mün-
chen und Oberbayern, in der Süddeutschen Zeitung. Sie selbst hatte sich in
den Jahren nach der Shoah dafür entschieden, jüdisches Leben in Deutsch-
land aktiv mitzugestalten. Doch nun hegte sie, ausgelöst durch die 2012
stattfindende Kontroverse um kulturell-religiöse Vorhautbeschneidungen,
Zweifel. Sie fragte, ob sich diejenigen, die die Vorhautbeschneidung ableh-
nen, beziehungsweise die »unzähligen Besserwisser aus Medizin, Rechts-
wissenschaft, Psychologie oder Politik überhaupt darüber im Klaren sind,
dass sie […] die ohnedies verschwindend kleine jüdische Existenz in
Deutschland infrage stellen«1. In ihrem Beitrag offenbarte Knobloch, dass
die jüdische Religionsgemeinschaft in Deutschland gegenwärtig und alltäg-
lich nicht nur zahlreiche Anschuldigungen, Ressentiments und gewalttätige
Übergriffe erträgt, sondern sich auch in den vergangenen Jahrzehnten ge-
genüber Freunden/Freundinnen und Familien dafür rechtfertigte, im Post-
Shoah-Deutschland zu leben. Diese Last habe sie »immer gerne getragen«,
doch nun gerieten die »Grundfesten ins Wanken«2 und sie spüre erstmals
Resignation in sich. Ihr ging es nicht allein so. Zahlreiche Juden/Jüdinnen
teilten die Wahrnehmung, dass Nichtjuden/Nichtjüdinnen in der Kontro-
verse den »Kern der jüdischen Identität«3 zur Disposition stellten.4 So be-
tonte auch der Rabbiner Pinchas Goldschmidt in dem medial vielfach auf-
gegriffenen Satz auf der Konferenz der Europäischen Rabbiner, das Be-
schneidungsverbot sei der vielleicht schwerste Angriff auf jüdisches Leben
seit der Shoah.5
____________________
1 Knobloch 2012.
2 Ebd.
3 Ebd.
4 Siehe hierzu auch Öktem 2013: VIIIff.; vgl. Zick/Hövermann/Jensen/Bernstein
2017: 45ff.; vgl. Steiman 2012.
5 Goldschmidt zit. n. Evans 2012. Zur Bedeutung der Vorhautbeschneidung für
Juden/Jüdinnen siehe die Ausführungen zum Ende des Kapitels 4.8. Verbündete:
Juden/Jüdinnen und Muslime/Muslimas kritisieren die Vorhautbeschneidung.
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