Table Of ContentGOTEN, NORDGERMANEN,
ANGELSACHSEN
STUDIEN ZUR AUSGLIEDERUNG
DER GERMANISCHEN SPRACHEN
MIT 16 ABBILDUNGEN
VON
ERNST SCHWARZ
1951
A. FRANCKE AG. VERLAG LEO LEHNEN VERLAG GMBH.
BERN MÜNCHEN
Copyright 19JI by Λ. brauche AG. Verlag Hern und Leo Lehnen Verlag GmbH. München
Alle Rechte, insbesondere Übersetzungs- und Senderecht Vorbehalten
VORWORT
Der schwierige Stoff rechtfertigt es, einige Worte über die Zielsetzung
und die angewandte Methode vorauszuschicken.
Die Heimatfrage der Goten ist noch nicht endgültig gelöst. Das Buch
geht von eigenen Beobachtungen an ostdeutschen durch Kolonisation
entstandenen Mundarten und der für ihre Entwicklung und Heimatfrage
ausgebildeten Methode, die in Büchern und Zeitschriften niedergelegt
ist, aus. Diese wird hier auf die Völkerwanderungszeit angewendet. Die
Goten haben nach ihrer Abwanderung eine eigene Sprache entwickelt
und seit ihrer Landnahme in Südrußland eine Sprachinsel gebildet, so
daß es neue und mitgebrachte alte Züge zu trennen gilt. Diese werden
durch Vergleichung mit dem Urgermanischen und dem Runennordischen
gewonnen. Laut- und Formenlehre, aber auch der Wortschatz werden
untersucht, Verschiedenheiten müssen aufgeklärt, Gemeinsamkeiten fest
gestellt werden. Diese sind viel zahlreicher, als man bisher angenommen
hat. Das Gotische darf als Sprachinsel nicht auf das Urgermanische,
sondern muß auf die Ausgangslandschaft zurückbezogen werden. So
wird versucht, das zur Abwanderungszeit im ersten Jahrhundert vor Chr.
gesprochene Gotonordische zu gewinnen, das in der gotischen Urheimat
in Südschweden gesprochen worden ist. Auch die übrigen ostgermanischen
Sprachen und ihre nordischen Urheimaten werden auf diese Zusammen
hänge geprüft. Dadurch wird eine um viele Jahrhunderte ältere alt
nordische Sprache als die bisher bekannte runennordische erschlossen
und der Begriff urnordisch auf eine noch ältere Zeit beschränkt. Da
einige Züge des Nordgermanischen auch im Angelsächsischen und
Friesischen auftauchen, trachtet die Untersuchung, die Herausbildung
des Nordseegermanischen und die Zusammenhänge sowohl mit dem
Süden wie dem Norden zu klären. Dadurch wird ein Einblick in das
Sprachgeschehen der vorliterarischen Zeit etwa vom 1. Jahrhundert v. Chr.
ermöglicht. Sprachbewegungen werden sichtbar, durch die sich die ge
schichtliche Lagerung der germanischen Sprachen anbahnt. Eine neue
einfachere Einteilung der germanischen Sprachen wird vorgeschlagen.
Das Buch trachtet, aufbauend auf den Ergebnissen der modernen
Mundartgeographie, die sprachlichen Tatsachen im Zusammenhänge mit
den geschichtlichen und vorgeschichtlichen zu sehen, um eine möglichst
6 VORWORT
breite und sichere Grundlage zu schaffen. Es versucht, in sehr alte Zeiten
vorzustoßen, indem die Abwanderungen der Goten und anderen Ost-
germanen, Angelsachsen, Langobarden und Elbgermanen als zeitliche
Einschnitte aufgefaßt werden, von denen aus feste zeitliche Maßstäbe
gewonnen werden.
Für Hinweise auf anglistische Literatur bin ich Herrn Geh. Hofrat
Prof. i. R. Dr. Max Förster (Wasserburg) und Herrn Prof. Dr. Karl
Brunner (Innsbruck) zu Dank verpflichtet. Eine Einladung des Svenska
Institutet för kulturellt utbyte med utlandet in Stockholm im Jahre 1949
verschaffte mir die in der heutigen Zeit sehr erwünschte Gelegenheit,
die skandinavische und englische einschlägige Literatur einzusehen.
Regensburg, im Feber 1951. Emst Schwarz.
INHALT
Seite
Abkürzungen........................................................................................................... 9
I. TEIL: GOTEN UND NO RD G ER M A N EN ...................... 13
A) ZUR GOTISCHEN FRÜHGESCHICHTE....................... 13
1. Die gotische Urheimat im Spiegel der Geschichte und
Vorgeschichte............................................................................. 13
2. Die ältesten Lehnwörter der Goten.................................. 19
3. Der Volksname Goten . · .................................................. 30
4. Die lateinischen Lehnwörter des Gotischen..................... 35
5. Gotische Lehnwörter im Finnischen?............................... 44
B) DAS GOTONORDISCHE 47
6. Der Vokalismus......................................................................... 47
7. Der Konsonantismus............................................................. 64
8. Formenlehre............................................................................ 71
a) Deklination der Substantiva...................................... 71
b) Pronomina......................................................................... 85
c) Adjektīva......................................................................... 93
d) Zahlwörter..................................................................... 98
e) Das Verbum .....................................................................101
f) Betonung............................................................................119
9. Gotische Wortgeographie.........................................................120
10. Die Urheimat der Goten im Lichte der Sprache . . . . 142
II. TEIL: DIE URHEIMAT DER ÜBRIGEN
OSTGERMANISCHEN VÖLKER ...............................154
11. Die Gepiden...............................................................................154
12. Die Heruler..................................................................................156
13. Die Krimgoten...........................................................................162
14. Die Wandalen...........................................................................175
15. Die Rugier...................................................................................179
16. Die Burgunder.................................... 181
17. Ostgermanen und Nordgermanen..........................................184
Η INH ALT
III. ΊΊ·:ΐ I.: DIE AUSGLIEDERUNG DER Seite
NORDSEEGERMANEN..............................................188
18. Laut- und Formenlehre.............................................................188
19. Altcnglische Wortgeographie.................................................201
20. Die nord- und westjütischen Stämme (Kimbern, Wandalen,
Teutonen, Haruden, Ambronen, Jüten, Warnen) . . . . 214
21. Die Angeln..................................................................................224
22. Die Sachsen und Chauken..........................................................229
23. Die Langobarden.......................................................................233
24. Die Friesen..................................................................................235
25. Die Grundlagen des Nordseegermanischen............................241
IV. TEIL: DIE AUSGLIEDERUNG DER
GERMANISCHEN SPRACHEN..................................249
26. Sprachbewegungen in vorliterarischer Zeit...........................249
27. Die Einteilung der germanischen Sprachen...........................271
ABBILDUNGEN
1. „Himmel” im Germanischen.....................................................................124
2. Die Urheimat der Goten I ..............................................................................145
3. Die Urheimat der Goten II..............................................................................145
4. Die Urheimat der Goten I I I ..........................................................................146
5. Die Urheimat der Goten I V ..........................................................................146
6. Die Urheimat der Goten V .............................................................................147
7. Kattegat- und jütische Völker im 2. Jh. v. Ch ......................................187
8. Nordsccgcrmanische lautliche Eigenheiten..................................................194
*>. Nord liehe Züge im Nordseegermanischen..................................................195
10. Südliche Züge im Nordseegermanischen......................................................199
11. Vorangclsiichsische Wortgeographie.............................................................205
12. Nordgcrinanisch-südgcrmanische Grenzzone in Jütland...........................217
13. Sprachbewegungen mit nordseegermanischem Ausgangsgebiet . . . . 251
14. Siidgerinanische Sprachbewegungen in nachgotischer Zeit ....................254
15. Siidgertnanisehe Neuerungen, die den Norden nicht mehr erreichen 256
10. Spiitangelsiich.sÍNcbe Neuerungen des Festlandes, die mehr oder minder
noch den Norden erreichen........................................................................266