Table Of ContentRobert SalmonlYolaine de Linares
Global denken, global gewinnen
Robert Salmon/Yolaine de Linares
Global denken,
global gewinnen
Die kompetitive Intelligenz
eine Kombination aus Verstand
und Menschlichkeit
GABLER
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Salmon, Robert: Gobal denken, global gewinnen : die kompetitive Intelligenz -
eine Kombination aus Verstand und Menschlichkeit 1 Robert SalmonIYolaine de
Linares. [Aus dem Franz. von Sitta Zielke]. - Wiesbaden : Gabler, 1998
Einheitssacht.: I:intelligence competitive <dt.>
ISBN 978-3-322-82743-2
Aus dem Franzosischen von Sitta Zielke. Die Originalausgabe erschien 1997 unter
dem Titel "I:intelligence competitive - Une combinaison subtile pour gagner
ensemble" bei Edition Economica, Paris, Frankreich.
Aile Rechte vorbehalten
© Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1998
Softcover reprint of the hardcover 15t edition 1998
Lektorat: Ulrike M. Vetter
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Umschlaggestaltung: Schrimpf und Partner, Wiesbaden
ISBN 978-3-322-82743-2 ISBN 978-3-322-82742-5 (eBook)
DOl 10.1007/978-3-322-82742-5
Fur Lindsay Owen-Jones
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Wenn man in einem Managementbuch in deutscher Sprache mit
tendrin einige Seiten liest, ohne den Urn schlag gesehen zu haben,
wird man relativ schnell erkennen, aus welchem Land der Autor
kommt - deutsche Logik, amerikanischer Pragmatismus oder fran
zosischer Intellekt.
Bei diesem Buch des franzosischen Autors Robert Salmon ist es
anders. Es ist meiner Meinung nach eine Mischung aus allem. Wir
miissen planen, aber wir sollen nicht zuviel planen, wir brauchen
Zahlen, aber es sollen nicht zu viele sein, wir sollen dariiber
nachdenken, wie wir uns als Unternehmer von den anderen unter
scheiden, aber wir miissen dies auch fiir den Endverbraucher
erkennbar umsetzen.
Robert Salmon kenne ich seit fast 30 Jahren personlich. Er war
viele Jahre mein Vorgesetzter in meiner Eigenschaft als Geschafts
fiihrer Lancome Deutschland. Ich kann nur bestatigen, daR ich mit
groRer Freude dieses Buch gelesen habe, wei I wir im Prinzip in
unserer Zusammenarbeit nichts anderes getan haben, als auf die
hier beschriebene Art und Weise unser Unternehmen zu fiihren.
DaR Lancome Deutschland heute als klarer Marktfiihrer etwa 50
Prozent mehr Umsatz als der Zweite in der Parfiimerie erzielt, ist
u.a. auch ein Ergebnis dieser Denkschule - ein biRchen Seele, ein
biRchen hartes amerikanisches Management, ein biRchen deutsche
Vernunft. Durch diese Mischung unterscheidet man sich eigentlich
schon von dem Wettbewerber. Aus meiner Sicht ist dies auch die
wichtigste Triebfeder zur Entwicklung eines Unternehmens. Ich
kann dies nur zur Nachahmung empfehlen.
Bonn, im November 1998 HANS J. MOLLER
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Vorwort
1m vorliegenden Buch, das er zusammen mit Yolaine de Linares
verfasst hat und das sich an seine fruheren Arbeiten 1 anschliegt,
erweitert Robert Salmon den Begriff der wirtschaftlichen Intelli
genz, der vor allem yom franzosischen Generalsekretariat fur Pla
nung vor einigen Jahren vorgeschlagen und spater von der offent
lichen Verwaltung weiterentwickelt worden war, und pragt den
weit umfassenderen Begriff der kompetitiven Intelligenz. Hierbei
handelt es sich nicht mehr nur darum, auf allen Ebenen verfugbare
und nutzliche Informationen wirksam zu mobilisieren, sondern urn
eine Kombination aus Verstand und Menschlichkeit.
Kombination, weil der wirtschaftliche und soziale Kampf - beide
Begriffe solI ten untrennbar sein - nicht mit schon bekannten,
fertigen Rezepten zu gewinnen ist, sondern nur, indem man ver
schiedene Methoden unterschiedlichsten Grades benutzt, urn zu
verschiedenen Zeiten in der Zukunft Erfolg zu ernten. Wohlausge
wogen sollte diese Kombination sein, denn die Wirtschaft misst den
Beziehungen und dem Immateriellen, nicht Quantifizierbaren, im
mer grogere Bedeutung bei und muss mit der sich daraus ergeben
den Komplexitat fertig werden. "Coopetition", die Zusammen
arbeit im Wettbewerb trotz bestehendem Wettbewerb, und das
Netzwerk-Unternehmen werden den "Rambo-Stil" im Bemuhen
urn Wettbewerbsfahigkeit aus der Mode bringen. Wenn man ver
sucht, die Verbraucher zu konditionieren, die Handler auszupres
sen, die Zulieferfirmen zu erpressen, den Mitarbeitern einen Maul
korb umzuhangen, so fuhrt das heute, fruher als man denkt, zu
verheerenden Misserfolgen.
Der besondere Reiz dieses Buches liegt in der Personlichkeit seiner
Autoren. Robert Salmon, dem Vize-Prasidenten von l?Oreal, er
offnen sich seit vielenJahren die Horizonte der Welt im eigentlichen
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wie im iibertragenen Sinne, wobei sein besonderes Interesse der
Kultur Asiens, genauer Indiens, gilt. Yolaine de Linares arbeitet seit
der Griindung des Bereichs Zukunftsberatung der Gruppe L'Oreal
vor mehr als zehn Jahren an seiner Seite. Ihre Erfahrung als
Beobachter, ihre Pragung durch die internationalen Zukunfts
iiberlegungen, ihre konkrete Kenntnis eines graRen multi nation a
len, franz6sischen Unternehmens verleihen ihnen eine besonders
offene Sicht der Globalisierung. Zu Recht behaupten sie, die
Globalisierung bedeute zuerst den Einbruch Asiens auf den Mark
ten, und zu Recht stellen sie die Frage nach der Amerikanisierung
und der Rolle Europas. Zu Recht lehnen sie es ab, Globalisierung
mit Uniformisierung gleichzusetzen. Denn Identitat und Offenheit
miteinander zu verbinden, darin liegt die Voraussetzung zum Er
folg. Das heiRt, dass das Verstandnis von nationaler oder kulturel
ler Identitat im Sinne eines besseren Verstehens der globalen Spiel
regeln neu ausgearbeitet und im Hinblick auf die Lebensweisen der
Menschen und deren einheimische Werte vertieft werden muss. Die
Autoren weisen ziemlich unumwunden, aber meiner Ansicht nach
mit Recht, auf das Risiko eines europaischen Untergangs hin,
dessen wir uns nicht geniigend bewusst sind. Tratz der besonders
auf Betreiben Jacques Delors' unternommenen Anstrengungen ent
wickelt sich Europa nicht schnell genug, urn nicht mehr hinter der .
Globalisierung herzuhinken, sondern eine eigene aktive Rolle im
Zusammenspiel der Kontinente auszufiillen; sei es bei seinem poli
tischen Aufbau oder in seinem sozialwirtschaftlichen, postmoder
nen Gesellschaftsmodell, das noch weitgehend auf der Suche nach
sich selbst ist.
Ein Hauptanliegen des Buches ist es, konkret, fast trivial die
Methoden zu zeigen, die ein groRes Unternehmen heute an wenden
muss, urn in einer wahlerischen und wettbewerbsbeherrschten Welt
Erfolg zu haben. Eine Welt, die yom Phanomen des "standigen
Obergangs" in einer "emotilen Gesellschaft" gepragt ist. Vier Re
geln der kompetitiven Intelligenz werden deutlich: Man muss agil,
proaktiv, kreativ und ehrgeizig sein. Dies urn so mehr, als das
10 Vorwort
Triibsalblasen und die Unlust urn uns herum wachsen. Urn funda
mentale Orientierungsirrtiimer zu vermeiden, sind besondere Auf
merksamkeit, Sinn fiir zukiinftige Entwicklungen und deren Vor
wegnahme nicht ohne eine sorgfaltige Auswertung der Information
denkbar. Letztere tritt manchmal in solchem Uberfluss auf, dass die
niitzlichen Nachrichten in ihr schwer zu entdecken sind. Sie muss
selektiert werden, damit schwache Signa Ie, die langfristig von
groBter Bedeutung sein konnen, nicht von jenen lauten, durch
kurzfristige Interessen und Zeitdruck diktierten Signale iibertont
werden, iiber die man das Wesentliche vergisst. Diese ganze Ana
lyse fiihrt - und dies ist der vielleicht originellste Teil des Buches -
zu einer neuen Auffassung des Unternehmensfiihrers, wie im 8. Ka
pitel im Einzelnen ausgefiihrt wird. Es handelt sich natiirlich urn
einen Tatmenschen, einen Strategen, daran besteht kein Zweifel,
aber auch urn einen Visionar. Er ist der "Schlussstein der kompeti
tiven Intelligenz", er wird es verstehen miissen, Gegensatze mitein
ander zu vereinen, sich gleichzeitig mit der eigenen Person zu
engagieren und Distanz zu gewinnen, und er muB die Fahigkeit
besitzen, die Talente der anderen zu entwickeln. Kurz, er muss
gleichzeitig Manager, Leiter mit personlicher Ausstrahlung und ein
wenig taoistisch sein, wenn so eine Mischung moglich ist. In jedem
Fall ist es klar, dass in der Welt von morgen das Gewicht der
Verantwortlichen schwerer wiegen wird. Ihre Fahigkeit, mit kom
plexen Gegebenheiten fertig zu werden, Wirtschaftliches und So
ziales miteinander zu versohnen und dazu beizutragen, die Gesell
schaft menschlicher zu gestalten, wird man am Reichtum der
Facetten ihrer Personlichkeit messen.
Beim Lesen der zahlreichen und kostbaren Informationen wird sich
der Leser und die Leserin gewiss einige Fragen stellen. So zum
Beispiel: Inwieweit kann sich die offentliche Verwaltung durch das
Modell der kompetitiven Intelligenz inspirieren lassen? Entgegen
einer weitverbreiteten Ansicht beeinflussen sich offentliches und
privates Management gegenseitig. Das offentliche Management
befindet sich heutzutage im Riickstand, was oft das naive Verlan-
Vorwort 11
gen nach weniger Staat nach sich zieht. Die Entwicklung der
kompetitiven Intelligenz innerhalb der staatlichen Dienste, die
Erneuerung der Mittel zur Vorausschau, zur Prognose und Beur
teilung der Lage waren eine auf lange Sicht weitaus ergiebigere und
fruchtbarere Antwort. Oder auch: Wie kann man die Idee der
kompetitiven Intelligenz auf den Bereich der mittelstandischen
Unternehmen oder der selbstandigen Arbeit, die wahrscheinlich in
der Zukunft ArbeitspIatze schaffen wird, iibertragen? Denn es
besteht absolut kein Grund zu denken, sie miisse auf den Bereich
der GrofSunternehmen beschrankt bleiben. Und werden diese
GrofSunternehmen die Rolle eines Leistungspols im Zentrum einer
Menge von Partnern spielen, oder wird man neue Modelle erfinden
miissen?
Doch es geht noch urn mehr. Man empfindet beim Lesen dieses
wohliiberlegten Buches durchaus, dass - so intelligent und wettbe
werbsfahig ein Unternehmen auch sein mag - es allein ebensowenig
wie der Markt die Probleme der postindustriellen Gesellschaft zu
losen imstande ist. Natiirlich kann und muss es iiber sein ethisches
Engagement im Kampf gegen die soziale Ausgrenzung nachdenken,
wie es das europaische Unternehmensnetz fiir den sozialen Zusam
menhalt schon getan hat; doch liegt es auf der Hand, dass dies nicht
ausreicht. Die Frage nach den Endzielen und den Regulierungen
dieser neuen Welt bleibt gestellt. Die Autoren lassen sie im iibrigen
eben falls offen, und es ist wichtig, dass sie in den Unternehmen
immer wieder gestellt wird.
Was die Endziele anbetrifft, so muss die Wirtschaft wieder zu ihren
Grundlagen zuriickfinden, namlich dazu, die menschlichen Bediirf
nisse zu erkennen und ihnen in ihrer ganzen Breite Rechnung zu
tragen. Die Bediirfnisse des Menschen sind he ute gleichzeitig ma
teriell, beziehungsorientiert und geistig. Eine iibertriebene Okono
misierung fiihrt dazu, dass man erstere im Verhaltnis zu den beiden
anderen iiberbewertet. Denn die Zeit der produktiven Arbeit und
der Befriedigung materieller Bediirfnisse ist nicht dieselbe wie die
Zeit fiir Beziehungen, welche vom Geben, Nehmen und Zuriickge-
12 Vorwort
ben gepragt ist. Und wieder eine andere ist die Zeit fiir geistige
Beschaftigungen, die einer langen Vertiefung und Erweiterung im
Inneren der Menschen bediirfen. Wenn man will, dass Wachstum
wirklich ein Faktor der menschlichen Entwicklung wird und nicht
nur ein Selbstzweck oder eine Droge, ohne die die Gesellschaft
nicht mehr leben kann, dann muss man diese drei Dimensionen des
Menschen in der Gesellschaft gleichzeitig und zusammen beriick
sichtigen. So kbnnte die Botschaft Europas lauten - vorausgesetzt,
Europa erweist sich ihrer wiirdig und wird fahig, die Produktivi
tatsgewinne dazu zu benutzen, ebenso Zeit freizusetzen wie mehr
zu produzieren. Das betrifft vor allem das Unternehmen, das nicht
langer vermeiden kann, die Zeit derjenigen, die es beschaftigt,
anders zu organisieren, damit die Arbeit deren Identitat weniger
bestimmt und ein Faktor der persbnlichen Entwicklung wird. Es
geht darum, die ausgewahlte Zeit so zu organisieren, dass der
Lohn- oder Gehaltsempfanger mit genausoviel Aufmerksamkeit
und demselben Professionalismus behandelt wird wie der Verbrau
cher. SchlieBlich ist es ja derselbe Mensch, der verbraucht und
arbeitet!
Was die Regulierungen angeht, so ist hier die zentrale Frage dieje
nige nach dem sozialen Zusammenhalt und unserer Fahigkeit,
jeden nach seinen Mbglichkeiten und mit gleichen Chancen gegen
iiber anderen am Aufbau der Gesellschaft teilhaben zu lassen. Muss
man das Volumen des sozialen Umverteilungssystems reduzieren,
urn dieses Ziel zu erreichen und jedem wieder das Recht auf Arbeit
- eventuell mit selbstgewahlten Arbeitszeiten - zuzusichern, wie es
die Autoren des Buches vorzuschlagen scheinen? Oder muss man
diese Systeme besser in den Griff bekommen, urn sie, im Zusam
menhang mit allen bestehenden Risiken, denen die Menschen heute
ausgesetzt sind, anzupassen? Warum sollte die Idee der kompetiti
yen Intelligenz eigentlich nicht dazu verwendet werden, die soziale
Umverteilung zu verbessern? Die Griinder der "Securite Sociale"
waren immer der Meinung, dass die Organisationen, die sie ein
richteten, gleichzeitig einen Vorteil fiir die Wettbewerbsfahigkeit,
Vorwort 13