Table Of Contentemelborprepr6ktseF
BAND  V 
zugleich  Halbleiterprobleme  Band  X! 
in  Referaten  des  Fachausschusses  ,,Halbleiter" 
der  Deutschen  P'hysikalischen  Gesellschaft 
Freudenstadt  965 
Herausgegeben  yon 
Prof.  Dr.  Fritz  Sauter,  K61n 
Mit   171 Abbildungen 
FRIEDR.  VIEWEG  &  SOHN  -  BRAUNSCHWEIG  1966
Alle  Rechtr  vorbehaRen 
1966  by  Friedr.  Vieweg  &  Sohn  GmbH,  Braunschweig 
Satz  und  Druck:  D.  R.  P.  ,Warszawa,  Polnischer  Verlag  der  Wissenschaften 
i Beste-Nr.  8011
Vorwort 
Der  vorliegende  Band  der  Reihe  ,,Festk/3rperprobleme"  enth~lt  die  zusammen- 
fassenden  Vortr/ige,  welche  auf  der  gemeinsamen  Tagung  des  Regionalver- 
bandes  Wtirttemberg-Baden-Pfalz  der  Deutschen  Physikalischen  Gesellschaft, 
ihres  Fachausschusses  Halbleiter  und  ihrer  Arbeitsgemeinschaft  Metallphysik 
im  M~irz  1965  in  Freudenstadt/Schwarzwald  gehalten  wurden. 
Wie  das  lnhaltsverzeichnis  zeigt,  wurde  auch  bei  der  Programmfestlegung 
 ri.i~ diese  Tagung  besonderer  Wert  darauf  gelegt,  nicht  nut  reine  Halbleiter- 
probleme  zu  bringen,  sondern  auch  Fragen  aus  anderen  Bereichen  der  Fest- 
k6rperphysik  zu  behandeln.  Dadurch  sollte  erneut  der  inhere  Zusammenhang 
tier  verschiedenen  Gebiete  der  Festk6rperphysik  dokumentiert  werden. 
Da  ich  nach  dem  Erscheinen  dieses  Bandes  die  weitere  Herausgabe  der 
.Festkarperprobleme"  in  ji.ingere  H~inde  lege,  m6chte  ich  noch  einmal  an 
dieser  Stelle  allen  denen,  die  bei  der  bisherigen  Gestaltung  dieser  Buchreihe 
mit  Rat  und  Tat  mitgewirkt  haben,  im  besonderen  auch  dem  Verlag  Vieweg, 
meinen  verbindlichen  Dank  aussprechen. 
 ,n13/K im  Sommer  1966 
F.  Sauter
Inhaltsverzeichnis 
Seite 
P.  Gerthsen,  E.  Kauer  und  H.  G.  Reik,  Halbleitung  einiger  IJbergangs- 
metalloxide  im  Polaronenbild  . . . . . . . . . . . . . . . .   1 
H.  Pick,  Elektronenspin-Resonanz  und  Struktur  yon  St~3rstellen  in 
Alkalihalogenid-K  ristallen  . . . . . . . . . . . . . . . . . .   57 
H.  Bross,  Zur  Theorie  der  elektrischen  Leitungserscheinungen  in 
Halbleitern  und  Metallen  . . . . . . . . . . . . . . . . . .   73 
J.  Stuke,  Neue  Arbeiten  fiber  den  Leitungsmechanismus  von  Selen   111
H.  Weiss,  Transporterscheinungen  in  InSb  . . . . . . . . . . . .   135 
W.  Schultz,  Rekombinations-  und  Generationsprozesse  in  Halbleitern  165 
H.  G.  Grhnmeiss,  Elektrolumineszenz  in  lI1-V-Verbindungen  ....  221 
H.  E.  Gumlich,  Elektrolurnineszenz  yon  ll-VI-Verbindungen  .....  249 
I.  Broser,  Exzitonen-Lumineszenz  in  Halbleitern  . . . . . . . . . .   283 
Inhaltsfibersicht  Halbleiterprobleme  Band  I--IV  und  Festk6rper- 
probleme  Band  I--IV  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   319
P.  GERTHSEN,  E.  KAUER  und  H.  G.  REIK 
Halbleitung  einiger  Obergangsmetalloxide 
im  Polaronenbild 
mit   23 AbbiIdungen 
Summary 
Tile  mechanism  of  the  electrical  conduction  in  semiconducting  transition  metal  oxides  is  still 
subject  to  controversial  discussion.  One  possible  interpretation  of  the  experiments  is  based 
on  the  concept  of  the  small  polaron.  In  this  article  the  results  of  the  small  polaron  theory 
are  compared  with  the  experimental  data  in  order  to  make  clear  which  experiments  support 
the  theory,  which  experiments  are  compatible  with  it  and  which  are  not. 
In  section  2-4  a  rather  simple  version  of  the  basic  concepts  and  results  of  the  small  potaron 
theory   si presented.  In  section  5  experimental  methods  for  the  study  of  transport  processes 
are  described.  In  section  6  experimental  data  for  the  transport  properties  of  various  oxides 
are  discussed  from  the  point  of  view  of  their  relevance  for  the  small  polaron  problem.  .i 
In  section  7  a  more  detailed  version  of  the  small  polaron  theory  is  given,  and  the  range  of 
applicability  of  the  approximations  leading  to  tractable  expressions  is  stressed.  Particular 
emphasis   si placed  on  the  optical  properties. 
In  section   ,8 experimental  results  on  the  optical  properties  are  compared  with  the  theoretical 
expressions  of  sect.  7  and  a  good  agreement   si found.  Furthernaore,  in  cases  where  optical 
and  d.c.  data  are  available  for  one  substance,  these  are  consistent  from  the  theoretical  point 
of  view.  One  can  summarize  as  follows  : 
 .1 The  optical  properties  of  perovskites  can  be  explained   yb the  small  polaron  theory.  Until 
now,  no  alternative  explanation  has  been  offered. 
 .2 Many  alternative  explanations  have  been  offered  in  the  literature  for  the  transport  proper- 
ties.  Optical  measurements  in  the  near  infrared  are  highly  desirable  for  those  substances 
whose  conduction  mechanism  is  doubtful.  This  applies  in  particular  for  nickeloxide. 
1.  Vorbemerkung,  Plan  des  Artikels 
Die  halbleitenden  Eigenschaften  yon  Oxiden  der  Ubergangsmetalle,  die  nach 
dem  Prinzip  der  gelenkten  Valenz  dotiert  sind,  wurden  im  Jahre  1937  yon 
 yewreV
I  und  Mitarbeitern  entdeckt.  Bis  vor  kurzem  glaubte  man,  das  in- 
zwischen  umfangreich  gewordene  experimentelle  Material  fiber  die  elektrischen 
Transporteigenschaften  durch  die  folgenden  drei  Annahlnen  interpretieren  zu 
k6nnen: 
1.  Es  handelt  sich  um  Elektronenleitung  bzw.  L6cherleitung. 
2.  Die  Driftbeweglichkeit  der  Ladungstr~iger  ist  sehr  klein   t~( D  <  1  cm2/Vsec 
bei  Zimmertemperatur). 
3.  Die  Driftbeweglichkeit  nimmt  mit  der  Temperatur  nach  der  Gleichung 
 )TkU
#D  =/z0  exp  (--  (1.1) 
ZU. 
Die  Annahme  1  tiber  die  elektronische  Natur  des  Leitungsvorganges  scheint 
zungchst  mit  den  Annahmen  2  und  3  nicht  vertr/iglich  zu  sein.  In  der  Tat
2  P.  Gerthsen,  E.  Kauer  und  H.  G.  Reik 
fordern  Annahme  2  und  3  eine  GrSBenordnung  und  eine  Temperaturabh/ingig- 
keit  der  Driftbeweglichkeit,  wie  sie  fiir  elektrolytische  Leitung  charakteristisch 
ist.  Diese  scheinbare  Unvertr~glichkeit  hat  das  Interesse  der  Theoretiker  er- 
weckt.  In  drei  grundlegenden  Arbeiten  haben  Frghlich  und  Sewell  2,  Yama- 
shita  und  Kurosawa   3 und  schlieBlich  Holstein   4 gezeigt,  dab  die  Annahmen 
I-3  miteinander  vertr/iglich  werden,  wenn  die  Energie  der  EIektron-Phonon- 
Wechselwirkung   poe gr013er  wird  als  die  Bandbreite  2J.  Unter  diesen  Um- 
st/inden  lokalisiert  sich  das  Elektron  an  einem  lbergangsmetallion  und  baut 
um  sich  eine  Polarisationswolke  auf,  die  bei  den  iiblichen  hohen  Dotierungen 
nur  eine  kleine  Ausdehnung  besitzt.  Den  dadurch  erreichten  Zustand  von 
Elektron  und  Gitter  hat  Holstein  das  kleine  Polaron  genannt.  F/Jr  den  Grenz- 
fall  starker  Eingrabung  2J  4   ~ee und  hoher  Temperatur  T  >  00/2  hat  Hol- 
stein  in  besonders  klarer  Weise  die  Driftbeweglichkeitsformel  (1.1)  theoretisch 
hergeleitet.  Damit  schien  das  theoretische  Bild  des  kleinen  Polarons  mit 
den  experimentellen  Resultaten  far  die  elektrischen  Transporteigenschaften 
konsistent  zu  sein. 
Seit  1963  wird  von  verschiedenen  Seiten  die  Interpretation  der  experimentellen 
Resultate  fiber  elektrische  Transporterscheinungen  mit  Hilfe  yon  GI.  (1.1)  an- 
gezweifelt.  Die  Argumente  stiitzen  sich  erstens  auf  die  neuerdings  gelungenen 
Experimente  zur  Bestimmung  der  Hallbeweglichkeit,  deren  Temperaturab- 
Mngigkeit  sich  nicht  durch  GI.  (1.1)  beschreiben  l~Bt.  Zweitens  wird  ange- 
ffihrt,  dab  die  meisten  Messungen  der  elektrischen  Transporterscheinungen  an 
keramischen  Material  durchgeftihr~/  worden  sin&  ohne  dab  gentigend  sicher- 
gestellt  worden  ist,  dab  man  bei  der  Messung  wirklich  nut  die  Volumeneigen- 
schaften  erfaBt  hat.  Auf  Grund  dieser  Argumente  tendiert  die  ,,Meinung" 
dazu  anzunehmen,  dab  die  elektrische  keitung  in  den  Oxiden  der  0bergangs- 
metalle  tiber  schmale  B/inder  erfolgt  und  dab  die  experimentelle  Abh/ingig- 
keit  der  elektrischen  Leitf/ihigkeit 
cr(T)  =  %  exp  (U/kT)  (1.2) 
nicht  durch  GI.  (1.1)  bedingt  ist.  Vielmehr  wird  entweder  angenommen,  dab 
der  Fall  der  Sttirstellenreserve  vorliegt  oder  aber,  dab  die  bisherige  Interpre- 
tation  der  Messung  durch  Korngrenzeffekte  verf/ilscht  worden  ist. 
Die  Situation  wird  weiter  dadurch  kompliziert,  dab  bei  Proben,  bei  denen 
man  Korngrenzeneffekte  mit  Sicherheit  ausschliel3en  kann,  die  Aktivierungs- 
energie  nach  GI.  (1.1)  so  klein  gefunden  wird,  dab  man  das  Vorliegen  des 
Holsteinschen  Grenzfalls  starker  Eingrabung  in  diesen  Substanzen  bezweifeln 
muB.  Andererseits  lassen  sich  die  optischen  Eigenschaften  der  Ladungstr~iger 
gerade  in  diesen  Substanzen  fiber  ein  groBes  Frequenzintervall  ausgezeichnet 
an  Hand  der  Formeln  erklS.ren,  die  Klinger   5 und  Reik   6 aus  der  Polaronen- 
theorie  abgeleitet  haben.  Schliel31ich  spricht,  wie  eine  Analyse  experimenteller 
Resultate  der  Hallbeweglichkeit  mit  Hilfe  der  Formeln  yon  Friedman  und 
Holstein   7 und  Schnakenberg   8 zeigt,  die  verschiedene  Temperaturabh/ingig- 
keit  von  Hallbeweglichkeit  und  Driftbeweglichkeit  nicht  gegen  die  Polaronen- 
theorie. 
Die  vorangegangenen  /3emerkungen  zur  experimentellen  und  theoretischen 
Situation  zeigen,  dab  die  Referenten  in  diesem  Bericht  kein  einheitliches, 
widerspruchsfreies  theoretisches  Bild  entwickeln  k/Snnen,  weil  es  kaum  ein 
experimentelles  oder  theoretisches  Resultat  gibt,  gegen  das  nicht  Einw/inde 
geltend  gemacht  werden  k6nnen.  Die  Referenten  beabsichtigen  daher,  wie  es
Halbleitung  einiger  ObergangsmetalIoxide  im  Polaronenbild  3 
im  Titel  des  Artikels  zum  Ausdruck  kommt,  an  Hand  eines  theoretischen 
Konzepts,  n/imlich  dem  des  kleinen  Polarons  vorzugehen.  Dieses  theoretische 
Konzept  wird  in  mbglichst  einfacher  Weise  in  den  Paragraphen  2  bis  5  ent- 
wickelt.  Daran  schliel3t  sich  ein  experimenteller  Teil.  Der  Artikel  wird  ab- 
geschlossen  mit  einer  Darstellung  der  Polaronentheorie  und  einem  kritischen 
Vergleich  zwischen  Experiment  und  Theorie.  Der  Leser  wird  hieraus  bemerken, 
dal3  diese  Vorbemerkungen  zugleich  als  Schlul3bemerkungen  zu  verstehen  sind. 
2.  Die  Grenzen  des  Bandbildes 
Das  B/indermodell  des  Halbleiters  liefert  eine  gute  Beschreibung  der 
Transporteigenschaften  im  Falle  groBer  Beweglichkeit  der  Ladungstr~iger 
 u,( >  1  cm2/Vsec).  Leitungs-und  Valenzband  haben  eine  Breite  der  Gr/513en- 
ordnung  1  eV,  und  das  im  thermischen  Gleichgewicht  merklich  besetzte 
EnergieintervalI  der  Gr613enordnung  kT  an  den  Banddtndern  ist  gekennzeich- 
net  durch  eine  energieunabh~ngige  effekfive  Masse  m*.  Dementsprechend  ist 
die  effektive  Zustandsdichte  --  n/imlich  die  Anzahl  yon  Zust~.nden  pro  Volum- 
einheit  und  Energieintervall  der  Gr/513enordnung  leT--  proportional  zu  T   .z/a
Sehr  kleine  Beweglichkeiten  k6nnen  dagegen  im  gewohnten  B~indermodell 
nicht  ohne  Schwierigkeiten  gedeutet  werden.  Eine  kritische  Gr613enordnung 
der  Beweglichkeit,  welche  die  Anwendbarkeit  des  Bandbildes  begrenzt,  erhS.lt 
man  arts  der  Betrachtung  der  elementaren  Beweglichkeitsformel 
#  =  el/m*v  (2.1) 
(e  =  Elementarladung,  l  =  mittlere  freie  Weglgnge,  v  =  mittlere  Geschwin- 
digkeit  der  Ladungstr/iger).  In  dieser  driicken  wir  die  effektive  Masse  durch 
die  Bandweite  2J  und  die  Gitterkonstante  a  flit  das  Bandstrukturmodell 
e(k)  =  %--Ycos  ka  (2.2) 
aus.  Das  gibt 
1  1   e2~c (k)  Ja  2  cos  ka 
m*   "h  k3c 2  h" 
In  der  Nithe  des  unteren  Bandrandes  bei  k  =   o" wird  die  effektive  Masse  konstant. 
1  Ja  ~ 
m*   7/ 2 
In  Bereich  konstanter  effektiver  Masse  gilt  weiter 
 37 2 
--m*  ~  kT 
2 
Damit  wird  die  Beweglichkeit 
I   s111
el  ela 
 ~I =  (m*v2):12m  .112  --  --  h  \--k-T/  (2.3) 
-- 
In  GI.  (2.3)  ist  vorausgesetzt,  dab  die  NS.herung  der  konstanten  effektiven 
Masse  fiir  ein  Energieintervall  der  Gr6Benordnung  kT  am  unteren  Bandrand 
gilt,  d.  h.  J  >  leT.  AufSerdem  muB  die  mittlere  freie  Weglgnge  l  gr613er  als  die
4  P.  Gerthsen,  E.  Kauer  und  H.  G.  Reik 
Gitterkonstante  a  sein,  well  ftir  l  ~  a  die  mittleren  freien  Wegl/ingen  in  die 
Gr6Benordnung  der  Wellenl/ingen  der  kurzwelligsten  Elektronen  kommen. 
Man  kann  daher  sagen,  dab  die  Giiltigkeit  des  Bandbildes  begrenzt  ist  auf 
Beweglichkeiten,  die  gr6Ber  sind  als  die  Grenzbeweglichkeit 
ga  g 
#~  ....  ~-~-  ~  1  cm2/Vsec  (2.4) 
die  man  aus   .1G (2.3)  for  l  =  a,  J  =  kT  erh~tlt. 
Beispiele  derartig  kleiner  Beweglichkeiten  findet  man  bei  der  St/Srbandleitung, 
die  jedoch  hier  nicht  behandelt  wird.  Der  hier  abgehandelte  Fall  von  Ladungs- 
tr~igern  kleiner  Beweglichkeit  tritt  vielmehr  bei  einem  Leitungsvorgang  auf, 
der  die  Gesamtheit  der  reguliiren  Ginerpldtze  beriihrt.  Diese  grundlegende 
u  die  yon  Morin   9 und  Heikes  und  Johnston  10  auf  Grund  (nicht 
unwidersprechener)  Beweglichkeitsbestimmungen  entwickelt  women  ist,  soll 
in  den  beiden  folgenden  Paragraphen  an  Hand  des  Polaronenbildes  plausibel 
gemacht  werden. 
3.  Der  Polaronenzustand  (I) 
Ftir  die  E(cid:141)  des  Polaronen  zustandes  sind  folgende  Eigenschaften  der  Oxide 
der  lbergangsmetalle  wichtig: 
 .1 Diese  Oxide  k6nnen  als  Ionenkristalle  aufgefaBt  werden  (Ni++O  --, 
Laa+Coa+O2  -,  Ba++Ti:l~O2  -  usE). 
2.  Die  1bergangsmetallionen  besitzen  eine  unvollst/.indig  geftillte  3  d  Schale. 
Eigenschaft  2  erweckt  die  naive  Erwartung,  daf3  diese  Stoffe  metallische  Leiter 
sein  sollten.  Denn  bei  der  Bildung  des  Kristalls  sollten  die  atomaren  3d-Niveaus 
zu  einem  (breiten)  unvotlst'andig  gef~.illten  3d-Band  aufspalten.  Tatsitchlich 
sind  diese  Stoffe  Halbleiter  mit,  zumindest  im  st/Schiometrischen  Zustand, 
hohem  spezifischen  Widerstand. 
Der  nichtmetallische  Zustand  wird  zu  einem  gewissen  Grad  plausibel  aus  der 
Betrachtung  typischer  Struktureigenschaften  der  Kristalle:  Sowohl  for  das 
NaCl-Gitter  (NiO;  CoO  usw.)  als  auch  fiir  das  Perovskit-Gitter  (LaCoOa; 
LaMnOa;  BaTiOa  usw.)  ist  die  oktaedrische-Umringung  der  Metallionen  mit 
sechs  Sauerstoffionen  charakteristisch.  Diese  Koordination  hat  einen  grogen 
nfichsten  Nachbarabstand  der  Metallionen  von  ca.  4  ~E  zur  Folge,  der  den 
Ubergang  der  LadungstrS.ger  zwischen  Nachbarpl/itzen  behindert.  Ferner  ist 
dieser  15bergang  erschwert  durch  den  relativ  hohen  und  breiten  Potentialberg 
der  Sauerstoffionen,  der  dabei  durchtunnelt  werden  muf3. 
Man  erwartet  daher,  im  Gegensatz  zu  der  naiven  Vorstellung,  einen  kleineren 
Wert  fiir  das  Resonanzintegral  J  nS.chst  benachbarter  atomarer  3d-Zust/J.nde 
der  Obergangsmetallionen.  Das  bedeutet,  dab  die  Resonanzenergie  nicht  zur 
Ausbildung  eines  breiten  3d-Bandes  ausreicht.  Man  k6nnte  aber  immer  noch 
ein  BS.nderschema  annehmen,  allerdings  mit  der  sehr  geringen  Breite  2J  des 
Leitungsbandes  und  des  Valenzbandes  (s.  Abb.  lb).  Es  ist  aber  unwahrscheinlich 
daB  die  Ladungstr/iger  unter  diesen  Umst/inden  Blochzust/inde  eines 
derartigen  schmalen  Bandes  besetzen.  Wit  haben  n~mlich  noch  keinen 
Gebrauch  gemacht  yon  der  leichten  Polarisierbarkeit  der  Sauerstoffionen,  durch 
die  das  bisherige  Bild  radikal  modifiziert  wird.  Dies  ftihrt  mit  groger  Wahr- 
scheinlichkeit  zu  einem  anderen  Zustand  des  Gesamtsystems  von  Ladungs-
Halbleitung  einiger  Obergangsmetalloxide  im  Polaronenbild  5 
tr/J.gern  und  Gitter,  n~mlich  dem  kleinen  Polaron.  Um  den  Polaronenzustand 
und  sein  Zustandekommen  zu  veranschaulichen,  nehmen  wir  das  folgende 
Gedankenexperiment  vor. 
Wir  beginnen  damit,  dab  wir  alle  Ionen  starr  und  undeformierbar  an  den 
Gitterpunkten  fixieren.  Damit  sind  die  ZustS.nde  der  LadungstrS.ger  Blochzu- 
stS.nde  in  dem  hypothetischen  schmalen  Band.  Als  nS.chstes  lokalisieren  wir 
einen  Ladungstr/iger  am  Ort  eines  Metallions.  Eine  solche  Lokalisierung  ist  im 
1 
l  (cid:1)84 
~  (~lev)   p% _  (cid:127) 
T 
 )o  )b  )c
Abb.  I.  Energieschema 
a)  breitc  Bander;  b)  schmale  Biindcr;  c)  Polnroncnnivcaus 
Rahmen  des  Bfindermodells  ein  legitimer  Vorgang.  Die  Wellengruppe,  mit  der 
man  die  Lokalisierung  erreicht,  mug  jedoch  die  Gesamtheit  der  Blochzust~nde 
des  fiktiven  schmalen  Bandes  enthalten,  wie  man  aus  der  UnschS.rferelation 
~p.a  =-  h  (3.1) 
sieht.  Mit  der  Lokalisierung  auf  atomare  Abmessungen  geht  deshalb  eine 
Energieunsch/irfe  der  Breite  des  fiktiven  schmalen  Bandes,  also  yon  der 
Gr6genordnung  J,  einher.  Als  n/ichsten  Schritt  denkt  man  sich  nach  erfolgter 
Lokalisierung  des  Ladungstr/J,  gers  zur  Zeit  t  =  0  die  Fixierung  der  Ionen  in 
den  Gitterpunkten  aufgehoben,  also  die  Rtickkehr  zum  realen  Kristall  vollzo- 
gen.  W/ihrend  der  Zeit  zlt,  die  durch  die  Unsch/ifferelation 
J.  A  t  =  h  (3.2) 
definiert  ist,  sieht  das  Gitter  den  Ladungstr~ger  als  statische  Ladung.  Damit 
das  Gitter  auf  den  Ladungstrgger  wie  auf  eine  statische  Ladung  reagiert,  d.  h. 
damit  sich  eine  statische  Polarisation  einstellen  kann,  mug  die  Zeit  A  t  minde- 
stens  yon  der  Gr6f3,enordnung  der  Zeit  far  eine  Gitterperiode  sein.  Damit  folgt 
1 
aus  G1.  (3.2)  mit  At  =  0%  =  gemittelte  Gitterfrequenz) 
 '.'6 0 
(3.3) 
J  <  hm  o
6  P.  Gerthsen,  E.  Kauer  und  H.  G.  Reik 
als  Bedingung  fiir  die   ,e315~rG oder  besser  die  Kleinheit,  von  J,  die  kinetisch 
die  Einstellung  eines  stabilen  Polarisationszustandes  erlaubt.  Dann  erfolgt  eine 
Polarisation  des  Gitters;  dabei  werden  insbesondere  die  Kerne  der  benachbarten 
Ionen  unter  der  Wirkung  der  Coulombkraft  des  Ladungstrggers  neue,  aus  den 
regul/iren  Gitterpl/itzen  verschobene,  Gleichgewichtslagen  annehmen.  Mit 
dieser  Polarisation-  vornehmlich  des  umgebenden  Sauerstoffoktaeders- 
erniedrigt  sich  die  Energie  des  Ladungstrggers.  Da  bei  der  Polarisation  die 
Energie  des  Gitters  infolge  der  gegen  die  elastischen  Kr/ifte  zu  leistendert  Arbeit 
ansteigt  ist  der  Energiegewinn  des  Systems  yon  Ladungstr/iger  und  Gitter 
gleich  der  Polarisationsenergie  Ep  vermindert  um  die  Deformationsenergie  E   .D
Ftir  diese  beiden  Energien  kann  man  setzen 
1 
Ep  =  --A~;  E  D  =  ~-cz~  2  (3.4) 
wobei  die  Deformationskoordinate  ~  die  A.nderung  des  ungest/frten  Gleich- 
gewichtszustandes  von  positiven  und  negativen  lonen  in  der  Elementarzelle 
kennzeichnen  soll.  Die  Energieabsenkung  E  =  Ep--E  D  in  Abh/ingigkeit  yon 
veranschaulicht  Abb.  2.  Das  Energieminimum   p~e liegt  bei 
sein  Betrag  ist 
1  A  z  (3.5) 
 poe --  2   ~c
E  ~  I   ~tc 2 
T 
i  % 
I  J 
E=  Ep  -   DE
Abb.  2 
E  Energie  von  Ladungstr~.ger  rand  Gitter 
_  1  A2 
ep--  T  in  Abh~.ngigkelt  yon  der  Deformations- 
koordinate 
Ep:-Ct~