Table Of ContentAlexandra Caspari
Evaluation der Nachhaltigkeit
von Entwicklungszusammenarbeit
Sozialwissenschaftliche Evaluationsforschung
Band 3
Herausgegeben von
Reinhard Stockmann
Alexandra Caspari
Evaluation der
Nachhaltigkeit von
Entwicklungs
zusammenarbeit
Zur Notwendigkeit angemessener
Konzepte und Methoden
III
VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN
VS VERLAG FOR SOZIALWISSENSCHAFTEN
vs verlag fOr Sozialwissenschaften
Entstanden mit Beginn des Jahres 2004 aus den beiden Hausern
Leske+Budrich und Westdeutscher verlag.
Die breite Basis fOr sozialwissenschaftliches Publizieren
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
1. Auflage Dezember 2004
Aile Rechte vorbehalten
© vs Verlag fOr Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2004
Lektorat: Monika Mulhausen I Nadine Kinne
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umschlaggestaltung: KunkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
ISBN-13: 978-3-531-14432-0 e-ISBN-13: 978-3-322-80649-9
001: 10.1007/978-3-322-80649-9
Fiir Wolfgang B.K.
(. .. J "1 feel much easier in my mind now that I know Dumbledore is
being suijected to fair and oijective evaluation," said Mr Lucius Malfoy,
41, speakingfrom his Wiltshire mansion last night. "Many if us with
our children's best interests at heart have been concerned about some if
Dumbledore's eccentric decisions in the last few years and are glad to
know that the Ministry is keeping an rye on the situation." (. .. J
(Harry Potter and the Order of the Phoenix by J.K. Rawling)
Dennoch sind Evaluationen keine Zauberei ...
Geleitwort
Prof Dr. Reinhard Stockmann
Die Dissertation von Frau Alexandra Caspari beschaftigt sich mit der Nach
haltigkeit der Entwicklungszusammenarbeit. Ein Thema, das zwar vielfaltig
diskutiert wird, aber zu dem nur wenig empirisch fundierte Daten vorliegen.
Obwohl die Entwicklungszusammenarbeit seit Jahrzehnten bemUht ist, die
Qualitat ihrer Arbeit zu verbessern und hierfur - im Vergleich zu anderen Poli
tikfeldern - schon friihzeitig Monitoring- und Evaluationssysteme entwickelt
hat, geraten die entwicklungspolitischen Steuerungs- und Durchfuhrungsorga
nisationen in Verlegenheit, wenn sie erklaren sollen, ob ihre Projekte und Pro~
gramme langfristig erfolgreich oder gar nachhaltig sind. Dies gilt fur die staatli
chen und noch mehr die die nicht- staatlichen Entwicklungsorganisationen.
Alexandra Caspari hat hierfur eine Reihe von Griinden identifiziert, bevor sie
herausarbeitet, wie die Nachhaltigkeit der entwicklungspolitischen Zusammen
arbeit angemessen nachgewiesen werden kann.
Die Autorin greift mit ihrer Arbeit nicht nur ein zentrales entwicklungspo
litisches Thema auf, sondern sie knupft auch an eine Tradition von Nachhal
tigkeitsstudien an, die in den letzten 15 Jahren an der Universitat Mannheim
begonnen und dann am Lehrstuhl fur Soziologie der Universitat des Saarlandes
und dem neu gegriindeten Centrum fur Evaluation (CEval) fortgefuhrt wur
den. Es gelingt ihr in uberragender Weise, das Thema zu erweitern und Theorie
und Methoden konstruktiv weiterzuentwickeln. Dabei riiumt sie mit einigen
lieb gewonnenen, kaum mehr hinterfragten Vorstellungen auf und verdeut
licht, dass auch die Evaluation der Entwicklungszusammenarbeit nicht ohne
ein wissenschaftliches Fundament auskommt. Sie weist nicht nur nach, dass die
Beurteilung der Nachhaltigkeit entscheidend von der gewahlten Definition ab
hiingt, sondern entwickelt auch ein empirisch operationalisierbares Nachhaltig
keitskonzept, das den bisher vorgelegten Konzepten weit uberlegen ist.
Fiir ihre empirische Analyse nutzt sie das Datenmaterial einer yom Bun
desministerium fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung breit an
gelegten Untersuchung zur Nachhaltigkeit der Entwicklungszusammenarbeit,
an der sie selbst in verschiedenen Funktionen mitgewirkt hat. Dadurch ent
stand die einmalige Gelegenheit, den Evaluationsprozess nicht nur von ,innen'
heraus zu analysieren, sondern ihn auch mit wissenschaftlichen Standards zu
VIII Geleitwort
befruchten. Zudem eroffnete sich dadurch die Chance, das mit hohem perso
nellem und finanziellem Aufwand erhobene Datenmaterial anschliefiend ciner
tiefer gehenden wissenschaftlichen Analyse zu unterziehen. Insoweit kann die
vorliegende Arbeit auch als ein Beleg dafur dienen, dass die Zusammenarbeit
zwischen Wissenschaft und politischer Administration unter bestimrnten Be
dingungen fur beide Seiten befruchtend und wegweisend sein kaon.
Da sich die entwicklungspolitische Bewertung immer mehr von input- und
outputorientierten Erfolgskriterien lost und die erzielten Wirkungen (outcome
und impact) in den Vordergrund stellt, wachst die Chance, dass auch die
Nachhalcigkeit der Entwicklungszusammenarbeit rucht nur rhetorisch, sondem
auch in der entwicklungspolitischen Praxis staatlicher wie rucht-staatlicher Or
garusationen in den Mittelpunkt des Interesses riickt. Die vorliegende Disserta
tion ist rucht zuletzt auch ein schones Beispiel dafur, dass die Wissenschaft ei
nen konstruktiven Beitrag zu anwendungsbezogenen Problemen leisten kann,
wenn sie sich auf die Erforderrusse der ,Praxis' einlasst. Der Arbeit von Frau
Alexandra Caspari ist deshalb zu wiinschen, dass sie im Bereich der Evaluation
der Entwicklungszusammenarbeit die Aufmerksamkeit erfahren wird, die ihr
zukommt.
Ge1eitwort
Dr. Horst Breier
Die vorliegende Arbeit aus der Feder von Frau Diplomsoziologin Alexandra
Caspari, zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie an der Uni
versitat des Saarlandes eingereicht und von den Priifem mit summa curn laude
bewertet, ist ein gelungenes Beispiel fur die fruchtbare, wenn gelegentlich auch
spannungsreiche Zusammenarbeit zwischen Staat und Wissenschaft.
Der Staat hat immer wieder Beratungsbedarf, der nicht mit eigenen Kraften
gedeckt werden kann oder soll. Man sucht deshalb die Hilfe extemer Berater,
darunter haufig Vertreter der Wissenschaft, urn die Lucke zu schlieBen. Diese
V orgehensweise ist nicht unurnstritten. Affaren urn Beratervertrage in der
jiingsten Vergangenheit haben das emeut deutlich gemacht.
Weitgehend Einigkeit herrscht im Gegensatz dazu jedoch dariiber, dass der
Einsatz extemer Fachleute und Gutachter bei der Evaluation der Entwick
lungszusammenarbeit unabdingbar ist. Nur sie besitzen die erforderliche Un
abhangigkeit und Unparteilichkeit, die es erlaubt, Planung, Durchfuhrung und
Ergebnisse deutscher Entwicklungsprojekte objektiv und kritisch zu uberprii
fen und zu bewerten sowie Empfehlungen fur die kiinftige Arbeit daraus abzu
leiten.
Dementsprechend arbeitet das Bundesministeriurn fur wirtschaftliche Zu
sammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das seit mehr als 30 Jahren die Ergeb
nisse seiner Arbeit systematisch und urnfassend evaluiert - ubrigens als eines
der ganz wenigen Bundesressorts, die sich diese Miihe machen -, mit einer gro
Ben und standig wachsenden Zahl unabhangiger Gutachter aus dem 1n- und
Ausland zusammen. Darunter befinden sich zahlreiche Wissenschaftler aus
Universitaten und Forschungseinrichtungen, fur die eine Evaluierung haufig
ein willkommener Anlass ist, die Richtigkeit von Forschungsergebnissen in der
Realitat zu uberpriifen, und eine Gelegenheit darstellt, AnstoBe aus der Praxis
fur die weitere Forschungsarbeit zu gewinnen.
Aus einem solchen Zusammenhang heraus entstand eine enge Zusammen
arbeit zwischen dem Evaluierungsreferat des BMZ und dem Lehrstuhl fur So
ziologie an der Universitat des Saarlandes, als es namlich urn die konzeptionelle
und methodische Planung sowie die anschlieBende Durchfuhrung der ersten
breit angelegten Wirkungsuntersuchung von 32 abgeschlossenen V orhaben der
x Geleitwort
deutschen Entwicklungszusammenarbeit ging, die das BMZ 1998/99 durch
fiihrte. Professor Reinhard Stockmann, 1nhaber des Lehrstuhls fur Soziologie
an der Universitat des Saarlandes und engagierter Verfechter einer starkeren
Beriicksichtigung von Wirkungs- und Nachhaltigkeitsfragen bei der Evaluie
rung deutscher Entwicklungszusammenarbeit, hatte derartige Untersuchungen
des BMZ immer wieder Offentlich angemahnt, iihnlich wie der Deutsche Bun
destag in den EntschlieBungen seines Ausschusses fur wirtschaftliche Zusam
menarbeit (AW Z) zu diesem Thema.
Das BMZ rief eine wissenschaftliche Beratergruppe fur diese Wirkungsun
tersuchung abgeschlossener Entwicklungsvorhaben ins Leben, in der die Pro
fessoren Stockmann und Paul Kevenhorster (Munster) sowie Dr. Bernhard
Fischer yom HWWA-Institut fur Wirtschaftsforschung in Hamburg mitarbei
teten. Natiirlich waren auch Professor Stockmanns Mitarbeiter am Lehrstuhl
fur Soziologie in Saarbriicken bald an den Arbeiten fur diese Evaluierung betei
ligt, unter ihnen auch Alexandra Caspari.
Sie stiirzte sich mit Begeisterung und viel wissenschaftlichem Temperament
in das Getiimmel einer ,Methodenschlacht', die schnell entbrannte. Dabei ging
es immer wieder urn die Frage, wie weit bei dieser Wirkungsuntersuchung rigo
rose wissenschaftliche Anspriiche, etwa an die Erhebungsmethoden befriedi
gend beriicksichtigt und dennoch zugleich mit den beschriinkten Moglichkeiten
von Evaluierungen hinsichtlich ihres Zeitaufwandes sowie ihrer Personal- und
Ressourcenausstattung in Obereinstimmung gebracht werden konnten. Heiliger
Zorn konnte Alexandra Caspari packen, wenn in diesen Diskussionen gestan
dene Gutachter milde lachelnd auf ihre langjahrigen Erfahrungen verwiesen,
die jeder wissenschaftlichen Methode uberlegen seien.
Als der Schlachtenlarm abgeklungen war, sahen die Beteiligten, dass im Er
gebnis die langen Diskussionen ein durchaus brauchbares Evaluierungsdesign
hervorgebracht hatten, obwohl oder weil jeder der Hauptakteure - Wissen
schaft, Ministerialverwaltung und freie Gutachterinnen und Gutachter - bei
seinen urspriinglichen Forderungen Abstriche machen, Kompromisse hatte
eingehen mussen. Das Evaluierungsdesign bestand auch den Test in der Reali
tat und bewahrte sich bei den 32 Fallstudien, die eine groBe Zahl von durchaus
unterschiedlichen Gutachterinnen und Gutachtern auf drei Kontinenten mit
vergleichbaren Ergebnissen durchfiihrten.
1m Oktober 2000 wurden die Ergebnisse der Evaluierung yom Bundesmi
nisteriurn fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im "BMZ spe
zial" Nr. 19 zusammengefasst vorgelegt und von Staatssekretiir Erich Stather
der Offentlichkeit vorgestellt. Sie fanden ein lebhaftes, aber auch kontroverses
Echo in der sich anschlieBenden entwicklungspolitischen Diskussion. Fiir die
Geleitwort XI
nachfolgende Evaluierungsarbeit des BMZ spielt die Wirkungsuntersuchung
bis heute besonders methodisch eine wichtige Rolle.
Alexandra Caspari, die auch an der Erarbeitung des zusammenfassenden
Ergebnisberichtes maBgeblich beteiligt war, hatte schon friihzeitig dem BMZ
ihr Interesse signalisiert, das gesamte Evaluierungsmaterial einer Zweitauswer
tung zu unterziehen, urn daraus eine Dissertation zu entwickeln. Das BMZ
stimmte dem geme zu. Das Ergebnis stellt die vorliegende Publikation dar.
Auch wenn man nicht allem zustimmt, was Alexandra Caspari feststellt, so
ist diese Arbeit dennoch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion liber die Mog
lichkeiten der Evaluation bei der Uberprufung der Ergebnisse der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit unter dem Gesichtspunkt ihrer Wirksamkeit und
Nachhaltigkeit. Die Starke dieses Beitrages beruht auf dem Praxisbezug, den
die Arbeit enthalt. So wird Alexandra Caspari ihrem einleitend selbst gesetzten
Anspruch, "fiir die entwicklungspolitische Evaluationspraxis konstruktive
Hinweise aufzeigen zu konnen", vollauf gerecht.