Table Of ContentInterdisziplinäre Diskursforschung
Herausgegeben von
Reiner Keller
Achim Landwehr
Wolf-Andreas Liebert
Martin Nonhoff
Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich im deutschsprachigen Raum in den Ge-
schichts-, Sprach- und Politikwissenschaft en, in der Soziologie und in angrenzen-
den Disziplinen eine lebendige und vielfach vernetzte Szene der diskurstheoretisch
begründeten empirischen Diskurs- und Dispositivforschung entwickelt. Die Reihe
trägt dieser neuen interdisziplinären Aufmerksamkeit Rechnung. Sie bietet ein dis-
ziplinenübergreifendes Forum für die Entwicklung der Diskurstheorien sowie der
empirischen Diskurs- und Dispositivforschung und stärkt dadurch deren Institu-
tionalisierung. Veröff entlicht werden
• thematisch zusammenhängende inter- und transdisziplinäre Bände, die sich
mit ausgewählten Th eorien, Methodologien und Th emen der Diskurstheorie
sowie der empirischen Diskurs- und Dispositivforschung beschäft igen;
• disziplinspezifi sche Monographien und Diskussionsbeiträge, die theoretische,
methodologische und methodische Refl exionen sowie Forschungsergebnisse
aus einzelnen Disziplinen bündeln; und
• herausragende Th eorie- und Forschungsmonographien.
Herausgegeben von
Reiner Keller Wolf-Andreas Liebert
Universität Augsburg Universität Koblenz-Landau
Augsburg, Deutschland Campus Koblenz
Koblenz, Deutschland
Achim Landwehr
Universität Düsseldorf Martin Nonhoff
Düsseldorf, Deutschland Universität Bremen
Bremen, Deutschland
Rainer Diaz-Bone • Gertraude Krell (Hrsg.)
Diskurs und Ökonomie
Diskursanalytische Perspektiven
auf Märkte und Organisationen
2., durchgesehene Aufl age
Herausgeber
Rainer Diaz-Bone Gertraude Krell
Universität Luzern Berlin, Deutschland
Schweiz
Interdisziplinäre Diskursforschung
ISBN 978-3-531-19986-3 ISBN 978-3-531-19987-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-531-19987-0
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Lektorat: Katrin Emmerich, Daniel Hawig.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur zweiten Aufl age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Vorwort zur ersten Aufl age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Einleitung: Diskursforschung und Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Rainer Diaz-Bone und Gertraude Krell
Bibliographie neuerer Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
I Grundlagen
Der linguistic turn in der Managementforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Barbara Sieben
Narrative, Diskurse und Organisationsforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Barbara Czarniawska
Was ist eine Institution? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
John R. Searle
Ökonomen leben in Metaphern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Deirdre N. McCloskey
Die Konstruktion der Wirtschaft durch das Rechnungswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Eve Chiapello
II Anwendungen
Linguistische Diskursanalyse und Wirtschaft skommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
Gisela Brünner
6 Inhalt
Kundenkommunikation in Call Centern des Finanzdienstleistungssektors.
Konversationsanalytische Zugänge zum Reden über Geld .......................... 207
Ingo Matuschek und Frank Kleemann
Gender Marketing. Ideologiekritische Diskursanalyse einer Kuppelproduktion ....... 237
Gertraude Krell
Geschichten als Signale. Zur diskursiven Konstruktion von Märkten . . . . . . . . . . . . . . . . 263
Sophie Mützel
Finanzmarktöffentlichkeiten. Die funktionale Beziehung zwischen Finanzmarkt
und öffentlichem Diskurs ...................................................... 285
Andreas Langenohl
Qualitätskonventionen als Diskursordnungen in Märkten ......................... 309
Rainer Diaz-Bone
„Thank you for your creativity!“ „Arbeit“ und „Kreativität“ im Diskurs der
Creative Industries ............................................................ 339
Mario Vötsch und Richard Weiskopf
„Von Wissensbilanzen und Benchmarking“ – Die fortschreitende Ökonomisierung
der Universitäten. Eine Diskursanalyse .......................................... 367
Ruth Wodak
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren ........................................ 389
Vorwort zur zweiten Aufl age
Da die Printausgabe von „Diskurs und Ökonomie“ nach fünf Jahren vergriff en ist, legen wir
nun eine zweite durchgesehene Aufl age vor. Die erste Aufl age war während der Finanzkrise
erschienen, die auch zu einer Intensivierung der Diskurse über die Wirtschaft swissen-
schaft en bzw. über deren Teildisziplinen VWL und BWL geführt hatte. Zum Gegenstand
verstärkter Aufmerksamkeit und Deutungskämpfe gemacht wurden zunächst deren
Th eoriefundierung und politische Ausrichtung, die dort angewendeten Methoden – und
nicht zuletzt die Rolle, die die Wirtschaft swissenschaft en selbst bei der Entstehung der
Finanzkrise gespielt haben. Zunehmend thematisiert wurden die Machtwirkungen des
Ökonomie-Diskurses auch für die Gestaltung von anderen Märkten, wie dem Arbeits-
markt, und damit zusammenhängend für die Gestaltung von Organisationen und der
Bedingungen, unter denen dort (zusammen-)gearbeitet wird.
Das interdisziplinäre Feld der Diskursforschung in den Sozialwissenschaft en, zu denen
wir auch die Wirtschaft swissenschaft en zählen, hat sich in den letzten fünf Jahren sowohl
weiter entwickelt als auch weiter etabliert – und auch ausdiff erenziert. Von diesen Tendenzen
zeugt auch die Bibliographie neuerer Arbeiten zu „Diskurs und Ökonomie“ (Ökonomie
sowohl im Sinne von Wirtschaft swissenschaft en als auch Wirtschaft ; siehe auch unseren
einleitenden Beitrag), ein Gemeinschaft sprodukt aller an diesem Band Beteiligten, das wir
als Service an unsere Leserinnen und Leser in diese zweite Aufl age aufgenommen haben.
Darüber hinaus ist ein weiterer Sammelband zu „Dispositiv und Ökonomie“ in Arbeit
(Diaz-Bone/Hartz in Vorbereitung). Aber auch die Beiträge in diesem Sammelband sind
nicht nur wegbereitend für dieses Forschungsfeld, sondern auch nach wie vor von großer
Aktualität.
Zu guter Letzt möchten wir uns noch bedanken: bei allen Autorinnen und Autoren für
die nochmalige Durchsicht ihrer Beiträge sowie für die Mitwirkung an der Bibliographie
zur zweiten Aufl age, bei Andreas Beierwaltes, Katrin Emmerich und Cori Mackrodt von
Springer VS für ihre Unterstützung und bei al len für die wieder gute Zusammenarbeit.
Luzern und Berlin im Sommer 2014
Rainer Diaz-Bone und Gertraude Krell
Vorwort zur ersten Aufl age
Das vorliegende Buch präsentiert diskursanalytische Perspektiven auf „Ökonomie“. Es
basiert auf einer in mehrfacher Hinsicht vielfältigen Koproduktion: Zunächst stammen
nicht nur die Herausgebenden, sondern auch die Autorinnen und Autoren aus verschiede-
nen Disziplinen und auch aus verschiedenen Ländern. Neben Beiträgen, die Grundlagen
und Überblicke vermitteln, gibt es auch solche zu exemplarischen Anwendungen der
Diskursforschung auf Wirtschaft und Wirtschaft swissenschaft en. Vielfältig ist auch das
bearbeitete Th emenspektrum. Die einzelnen Beiträge basieren auf unterschiedlichen Zu-
gängen zur Diskursforschung und unterschiedlichen disziplinären – und auch die Grenzen
von Disziplinen überschreitenden – Arbeitsschwerpunkten. In ihrer Gesamtheit sind sie
daher ein Beitrag sowohl zu dem Projekt der Erforschung der Diskursivität der Ökonomie
als auch zum transdisziplinären Feld der Diskursforschung.
Bei allen Autorinnen und Autoren möchten wir uns dafür bedanken, dass sie unserer
Bitte nachgekommen sind, zu diesem Sammelband beizutragen. Das ist in Zeiten, in de-
nen nur noch double-blind-reviewte Journals „zählen“ (zumindest in manchen Fächern),
besonders dankenswert.
Für die Übersetzungen bedanken wir uns nicht nur bei Ulrike Berger und Andrea
Anne Maier, sondern auch bei Rafael Heinzelmann und Albrecht Becker, die uns mit
ihrem Fachwissen zur Seite gestanden haben. Monika Neitzke, Jessica Haas und Monika
Sy danken wir für die Unterstützung beim Korrekturlesen der Beiträge.
Dank gilt auch Frank Engelhardt und Cori Mackrodt vom VS Verlag, die mit Geduld
und Interesse das Buchprojekt begleitet, betreut und ermöglicht haben. Und schließlich
freuen wir uns, dass „Diskurs und Ökonomie“ in der von Reiner Keller, Achim Landwehr,
Wolf-Andreas Liebert und Martin Nonhoff herausgegebenen Reihe „Interdisziplinäre
Diskursforschung“ erscheint.
Luzern und Berlin im Sommer 2009
Rainer Diaz-Bone und Gertraude Krell
Einleitung: Diskursforschung und Ökonomie
Rainer Diaz-Bone und Gertraude Krell
1 Die Diskursivität der Ökonomie:
Umriss eines Forschungsprogramms und eine
systematische Skizze
Die Ökonomie ist diskursiv: Ohne diskursive Praktiken und ohne diskursive Konstruk-
tionen kann es weder die Ökonomie als Wirtschaft swissenschaft (en) noch die Ökonomie
als Wirtschaft geben. Die Analyse der „ökonomischen“ Diskurse und der Diskursivität der
„Ökonomie“ ist ein interdisziplinäres Projekt oder Forschungsprogramm, das grundlegend
für das Verständnis sowohl von Wirtschaft swissenschaft (en) als auch von Wirtschaft ist –
und insofern auch ein Beitrag zur Grundlagenforschung. Des Weiteren kann eine solche
Perspektive zur Dekonstruktion der diskursiv errichteten Grenzen zwischen Wirtschaft s-
und Sozialwissenschaft en beitragen.
Die einzelnen Beiträge dieses Buches bieten vielfältige theoretische Einsichten in die
Diskursivität der Ökonomie und Strategien dafür, wie diese Diskursivität empirisch er-
forscht werden kann. In dieser Einleitung werden im folgenden Abschnitt Grundlagen
der Diskursforschung vorgestellt und dabei auch schon beispielhaft Anwendungen auf die
Ökonomie als Forschungsgegenstand präsentiert. Als Auft akt soll nun – in einer ersten
Skizze – die Diskursivität der wirtschaft swissenschaft lichen Disziplin(en), ihrer Selbst-
begründungen, Einteilungen, Selbstvergewisserungen und diskursiven Distinktionen vor
Augen geführt werden.
Die moderne Ökonomie als Wissenschaft entsteht mit der Kameralistik und der Po-
litischen Ökonomie (Adam Smith) als Verwaltungs- und Beratungswissenschaft für die
neuzeitlichen Staaten im 18. Jahrhundert.1 Wie Staaten (mit ihrem Reichtum an Sachgütern
und Menschen) rational zu managen seien, wie ihre ökonomischen Institutionen und ihr
Wirtschaft srecht anzulegen seien, ist „Gegenstand“ dieser Disziplin. Das Entstehen der
Wirtschaft swissenschaft en ist integraler Bestandteil der neuzeitlichen Staatenbildung.
1 Vorformen lassen sich bis in 14. Jahrhundert zurückführen mit den Kaufmannsschulen in den
norditalienischen Stadtstaaten, in denen die Ausbildung in doppelter Buchführung beginnt
(vgl. z.B. Carruthers/Espeland 1991; Benoїt 1994).
R. Diaz-Bone, G. Krell (Hrsg.), Diskurs und Ökonomie, Interdisziplinäre Diskursforschung,
DOI 10.1007/978-3-531-19987-0_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015