Table Of ContentAmitai Etzioni
Die zweite ErschaHung
des Menschen
Fur Mike und Dari, meine Jungsten
Amitoi Etzioni
Diezweile
EtschafIu!Ig des
Monipulotionen der
Erbtechnologie
Westdeutscher Verlag
Titel der Originalausgabe: Genetic Fix. The Next Technological
Revolution.
Aus dem Amerikanischen iibersetzt von Hanne Herkommer.
©1973 by Amitai Etzioni
© 1977 ftir die deutsche Sprache: Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
Umschlaggestaltung: Hanswerner Klein, Opladen
Satz: E. Henniger, Wiesbaden
Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervieif:iltigung des
Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus, bedarf der
vorherigen Zustimmung des Verlages.
ISBN-13: 978-3-531-11393-7 e-ISBN-13: 978-3-322-83788-2
DOl: 10.1007/978-3-322-83788-2
Inhalt
Vorwort zur deutscben Ausgabe 9
Vorwort 11
Personlicber Dank 16
Einleitung: Eine Reise nacb Paris 17
Teil I: Erster Tag 21
1. Kapitel: Ein Oberlick: Was braut sich iiber uns
zusammen? 22
Sollen und diirfen wir Wissenschaft einfach
publizieren? 33
Ein Diener Gottes 48
Ein Kollektivgewissen? 55
TeilII: Zweiter Tag 71
2. Kapitel: Ein Befiirworter der kiinstlichen Befruchtung 72
3. Kapitel: Sind wir dabei, unsere Gene zu verderben? 100
4. Kapitel: Sollen wir eine h6here Rasse ziichten? 124
Heilen oder Ziichten? 124
Individualtherapie 128
Gesellschaftstherapie 131
Eine Gesellschaft wird geziichtet 136
Individuen werden geziichtet 145
Die schiefe Ebene - oder das Postvirginitats-
problem ................. 154
Der technische Faktor im gesellschaftlichen
Mixtum ........ . 158
6 Inhalt
TeilIll: Dritter Tag . . . . . . . 167
5. Kapitel: Das Recht des Burgers, Bescheid zu wissen, zu
entscheiden, zuzustimmen und als Spender zu
fungieren. . . . . . . . . . . . . . . . 168
Die Notwendigkeit einer lenkenden Instanz 168
Zwei Forscher experimentieren mit Babies 173
Fursprecher der arztlichen Seite. . . 188
6. Kapitel: Die Pille - fur meine Tochter nicht . 199
7. Kapitel: Eine Prioritatenfrage . . . . . . . 216
Gerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung . 216
Die Kommission wird konzipiert. . 227
Nachschrift: Der weite Weg zum sozialen Wandel 233
Mehr als eine Resolution. . . . . . 233
Der Hastings-Report uber Massenuntersuchun-
gen . . . . . . . . . . . . . . 236
Die "Bill of Rights" des Patienten 241
Abtreibungsbestimmungen. . . . 244
Medizinische Kontrollorgane. . . 246
Die Mondale-Vorlage, wiederaufgenommen
und weitergefuhrt . . . . . . . . . . . 248
Anhang 1: Die Warnung der Food and Drug Administra-
tion (FDA) vor der Anti-Baby-Pille. . . .. 251
Anhang 2: Praktische Hinweise fur werden de Eltern von
Dr. Virginia Apgar. . . . . . . . 255
Anhang 3: Die "Bill of Rights" des Patienten 257
Anhang 4: Erklarung zur Frage des Todes
("Erklarung von Sydney"). . . . . . . . .. 260
Anhang 5: Orientierungshilfen fUr Arzte bei der Klinischen
Forschung
("Erklarung von Helsinki") . . . . . . . .. 262
Anhang 6: Eine nationale Beratungskommission fUr Fra
gen der Gesundheit, Wissenschaft und Gesell
schaft
(Die Mondale-Vorlage). . . . . . . . . . . . 266
In bait 7
Anhang 7: "Geschlechtsbestimmung, Wissenschaft und
Gesellschaft", von Amitai Etzioni . . . 271
Anhang 8: Ethische und soziale Probleme der Gen-Diagnose 292
Anmerkungen 304
Personenregister ......... 317
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 319
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Seit der amerikanischen VerOffentlichung von Genetic Fix im
Jahre 1973 hat sich einiges getan, was den Problemen, die das
Buch anspricht, und den Anregungen, die es geben mochte, eher
mehr als weniger Aktualitat verleiht. Vor allem ist Senator Mon
dale, dessen Politik in Fragen der Biomedizin mit unserem Buch
iibereinstimmt, inzwischen Vizeprasident der Vereinigten Staaten
geworden, und zwar ein sehr aktiver. Die Chancen fiir eine Ver
wirklichung seiner (und unserer) Vorstellungen sind damit be
trachtlich gestiegen.
Durch einige Gerichtsentscheidungen, in den en die Frage ver
handelt wurde, ob und unter welchen Umstanden ein Arzt die
Behandlung seines Patienten abbrechen darf, ist auch die offent
liche Aufmerksamkeit fiir die hier angeschnittenen Probleme ge
wachsen. Wahrend der Prozesse kam eine wahrhaft weltweite Dis
kussion tiber die impliziten medizinischen, ethischen und recht
lichen Probleme in Gang sowie iiber die Macht- und Autoritats
frage: wer soli entscheiden. Als vorlaufiges Resultat ergibt sich,
wie mir scheint, eine gro!kre Klarheit beziiglich der moglichen
Alternativen und eine Art Gewaltenteilung (so wurde in Kalifor
nien vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, das es dem Patienten
gestattet, seinem Arzt bindende Anweisungen hinsichtlich einer
Beendigung seiner Behandlung zu geben).
Zwei weitere richtungweisende Entscheidungen blieben indes
noch wenig beachtet: ich denke erstens an die Entscheidung, ein
Forschungsprojekt abzubrechen, weil es als unmoralisch ange
sehen wurde, geschehen bei einer Harvard-Untersuchung iiber Kin
der mit XYY-Chromosomenstruktur (vgl. hierzu die Ausfiihrun
gen im Buch bes. S. 27 f.). Nicht dag ich mit dieser speziellen
Entscheidung unbedingt iibereinstimme, ich kann jedoch feststel
len, dag sie den Blick auf die Notwendigkeit einer generellen
Oberwachung der Forschung gelenkt hat. Und ich denke zweitens
an den, wie ich meine, dringend notwendigen Beschlug, die For-
10 Vorwort ZUT deutscben Ausgabe
schungsarbeit tiber DNS (Desoxyribonukleinsaure = chemische
Basis von Vererbung) nationaler und internationaler Kontrolle zu
unterstellen. Vielleicht reicht die Uberwachung, wie sie he ute aus
getibt wird, noch nicht aus, trotzdem bedeutet sie einen gewaltigen
Schritt vorwarts in die Richtung, in die wir gehen mtissen.
SchlieBlich ist in den USA eine nationale Kommission zum
Schutze des Menschen vor wissenschaftlichen und medizinischen
Experimenten eingesetzt worden. Aile Forscher, die offentlich
untersttitzt werden wollen, mtissen heute offenlegen, wie sie die
informierte Zustimmung ihrer Versuchspersonen sicherzustellen
und deren Rechte zu wahren gedenken.
Es braucht nicht erwahnt zu werden, daB diese Probleme aile
Lander und aile Volker betreffen. Viren, Kettenreaktionen, un
moralische Praktiken kennen keine nationalen Grenzen. Deutsch
land ist heute eines der wichtigsten Zentren der Wissenschaft und
Medizin. Es konnte deshalb eine entscheidende Rolle bei der Ent
wicklung neuer Werte und neuer Institutionen spielen, deren es
bedarf, soli sich die Wissenschaft in einem verantwortungsvolleren
Kontext entwickeln als bisher.
A mitai Etzioni
Vorwort
Wenn Sie sich von der einen oder anderen der folgenden Fragen
betroffen fiihlen, sollten Sie sich unbedingt Klarheit tiber den
neuesten Stand der Genetik verschaffen, sowie tiber die Aussich
ten, Rechte und Moglichkeiten, die Sie auf diesem Gebiet haben.
Konnen, dtirfen und sollen Sie daraufhin untersucht werden,
ob Sie, ohne es zu wissen, in Ihren Genen eine Krankheit mit
sich herumtragen, die Sie in spateren Jahren an den Rollstuhl
fesselt? (Wissenschaftler haben tiber 1500 Krankheiten identi
fiziert, die teilweise oder ausschlieBlich genetisch bedingt
sind).·
Falls Sie an ein weiteres Kind denken: Kennen Sie die Schritte,
die Sie bereits jetzt unternehmen konnen, damit es ein norma
les Kind wird, Schritte, die verhindern, daB Sie ein durch Phe
nylketonurie (PKU, Brenztraubensaure-Schwachsinn) zuriick
gebliebenes oder ein mongoloides Kind bekommen (eine Tra
godie, die in Amerika unter 600 Geburten einmal eintritt) oder
ein Kind, das das Opfer eines anderen verheerenden Leidens
ist?
Wenn Sie wollen, daB Ihr nachstes Kind mit Sicherheit ein
Junge bzw. ein Madchen wird: Wissen Sie, was Sie tun miissen,
urn das gewiinschte Resultat zu erreichen? Und welche Vor
kehrungen konnen Sie treffen, urn verschiedene andere biolo
gische Merkmale wie GroBe, Aussehen und moglicherweise den
lntelligenzquotienten zu beeinflussen?
Wenn Ihre Nieren oder andere lebenswichtige Organe versagen:
Wissen Sie, wovon es abhangt, ob Ersatz gefunden werden
kann oder nicht? Ob das erforderliche Geld da ist? Ob Arzte,
Schwestern und technisches Personal entsprechend ausgebildet
sind?
Sollen Sie als Biirger Experimente billigen, miBbilligen oder zu
verhindern suchen, in denen versucht wird, Babies mittels
kiinstlicher Befruchtung in der Retorte zu ztichten und von