Table Of ContentGRUPPE M
die
WELT
in der wir
WOHNTEN
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ÜberdieAutorenderGruppeM:
ClaudiaBasrawiistSchauspielerinundAutorin.IhrletztesBuchMittelmeeranämie
erschien2009(bbooksVerlag).AnderSeitevonNinaProllspieltesieeine
HauptrolleindemKultkinofilmDieQuereinsteigerinnenundistGründungsmitglied
derTheatergruppe400A.saNord(u.a.DerSumpf).
MichaelHorn,bildenderKünstlerundArchitekt,20ges2000vonBerlinnach
Hamburg,um sichgänzlichundsehrerfolgreichderArchitekturzuverschreiben
unddemAutoren-undKünstlertumdenRückenzukehren.
MarioMentrupistseit2001 Co-VeriegerimMaasMediaVerlag,Autor,Schauspieler
[KudammSecurity,DieQuereinsteigerinnen,MjSweetHome).Ex-FrontmanderNoise-
RockbandKNOCHENGIRL.Seit2005machtereigeneFilmezusammenmit
VolkerSattel,darunterStadtdesUchts,Ichbegehre,Deryid/eristfort.
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Dankan:
DariusJames,StewartHome,ErichMaas,MariaMorais(GruppeM),
LudgerMüller,Dr.ErhardNaumann,Dr.AnnegretPresting-Koite,
GundulaSchmitz(GruppeM),JörgSchürmann
ErschienenimMaasMediaVerlag,Berlin
ErstauflageFebruar2002/pdfVersion2010
MaasMediaVol. 16
Copyright©2002ClaudiaBasrawi,MichaelHorn,MarioMentrup
AlleRechtevorbehalten
Satz:LAURAMARSGRP.,Berlin
Coverdesign:GRUPPEM
Redaktion:LudgerMüller
DruckundBindung:MajuskelMedienproduktionGmbH,Giessen
PrintedinGermany2002
ISBN978-3-940999-07-8
MaasMediaVerlag:www.maasmedia.net
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DieWeltin derwirwohnten
"WelcheFurchthältunsdavonab,
Wahrheiten niederzuschreiben,dienurdem
NutzendermenschlichenGesellschaft
dienenkönnen?'
aus"Theresephilosophe",demMarquisd'Argens
zugeschrieben.
"Verspotteniemanden.GanzimGrunde
verstehtkeinMenscheinenSpaß,den
manmitihm macht."
aus"LetzteLockerung.Handbrevierfür
Hochstapler",vonWalterSerner
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K^itel 1
"Welcome!"
"Danke,ichsprechedeutsch."
MechanischgabderZollbeamtePaulBoettcherdenPaß
zurück.
Angekommen,dachteBoettcher.
DasistalsoBerlin.ErstellteseineTascheabundhieltnach
einemGepäckwagenAusschau.
Erwußtegenau,welchen Schildernzufolgenwar,dennwie
immerhatteersichgutvorbereitet.Neun StundenFlug;das
Bedürfnissichauszuruhensaßtief,obwohlerwährenddesFlu-
gesohnehindiemeisteZeitgeschlafenhatte.Boettchersah
seineKofferaufdemkleinenFließbandherantrollern.Erhatte
schonbefürchtet,daß seinGepäckverlorengegangenwäre,wie
voreinpaarJahreninMadrid. Dochalleswargut. DasZeug,
wieeresaufdeutschzunennenpflegte,warnochda: seine
Bücher,seineFotosunddiegeliebteSchräbmaschine,einwinzi-
ger,aberleistungsfähigerLaptop.
ErkannteDeutschlandzwarausunzähligenBüchernund
Dokumentarfilmen,dochschonjetztmußteerfeststellen,daß
dieWirklichkeitmalwiederandersaussah.
EinFlughafenwieindenStaaten,nurkleiner.Diegleichen
aufgedonnertenStewardessen,erwurdebeiFraueninUnifor-
menimmereinbißchengeil,Reisegruppen,dieihreGepäck-
burgenmittenimWegaulbauten,Zeitungsverkäuferund so
weiter.ÜberdieDurchsagen,dieineinem fürchterlichenEng-
lischheruntergeleiertwurden,mußteereinweniglächeln.Das
Klimawar,wieeresvermutethatte:kühlundtrocken.
BoettcherwinkteeinTaxiheran.ErverstauteseinGepäckim
KofferraumundnahmdieTaschezusichnachhinten. Der
FahrerdrehtesichumundBoettchernannteseineAdresse.Aus
denUSAwarBoettchereinigesgewohnt, aberderMann,den
erjetztvorsichhatte,wareineKlassefürsich. DieserTaxifahrer
wäreinNewY)rkvonkeinemTaxifahrermitgenommenwor-
den,dachtesichPaul.
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"
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WährendderFahrtschautePaulBoettcherausdemFenster
undsaheineStadtlandschaft an sichvorbeiziehen, diesowirkte,
alshättenStädteplanerundBaubehördenkeineZeitgehabt,
darübernachzudenken,wieeineMetropoleaussehenmüßte.Er
erkannteverschiedeneBauepochen.VielealteGebäudeschie-
nen vomKriegverschontgebliebenzu sein.Boettcherversuch-
te,sicheinBildvonBerlinzumachen.ImGegensatzzuden
meistenandereneuropäischenStädten,dieerkannte,waren
hierdiemächtigenHäuserfrontendurchparkähnlicheGrünan-
lagen aufgelockertworden.Fußgängerspaziertenaufdenbrei-
tenBürgersteigenderGeschäftsstraßen.GroßeWerbesymbole
wieeinMercedesBenz-Sternprägten sichein.AneinerAmpel
warteten zweialteFrauen mitKinderwagen.EineGruppevon
Jugendlichen stand,Fleischspießeverzehrend, aneinerImbiß-
bude. DieStadtmachteeinenschäbigenEindruck, abereswar
eineSchäbigkeitmitGeschichte.DasfreuteBoettcher.
NacheinerdreiviertelStundewareramZiel.Hierwargroß-
zügiggebautworden. SehrimposanteGründerzeitvillen,umge-
benvonliebevollgepflegtenMiniaturparks,erinnerten
BoettcherandieRomanevonTheodorFontane.Aberauchdie
LithographienderExpressionisten kamenihmindenSinn.Als
wennhinterallderPrachtdesaufstrebendenBürgertumsmit
seinervermeintlichenoderauchwirklichenSelbstzufriedenheit
schondaszerstörerischeElementdesZweifelslauerte.Paul
Boettcherwarfroh,daßmanihnindieserGegendunterge-
brachthatte.Erhoffte,daß sichnunvieles,daserausBüchern
kannte,zueinemplastischenBildverdichtenwürde.
"Einundreißigsiebzig.
BeimBezahlenversuchteer,FrankensteinJuniornichtauf
diefleischigeNasezustarren.AlsBoettcherausstieg,fielsein
BlickaufeineVilla,dievoneinemTurmundunzähligenDach-
vorsprüngengekröntwar.Dassolltenun sein neuesZuhause
werden.
BevorPaulBoettcherdengußeisernenZaundesGrund-
stücksöffnete, überprüfteernochmalsdieAdresse.DerKies-
wegzumHaupteingangmußtegeradeerstgeharktwordensein,
eswarenkeineFußspurenzusehen.AuchderRasen schien
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