Die Spinnerei in technologischer Darstellung: Ein Hand- und Hilfsbuch für den Unterricht in der Spinnerei an Spinn- und Textilschulen, technischen Lehranstalten und zur Selbstausbildung, sowie ein Fachbuch für Spinner jeder Faserart

201 Pages·1910·14.68 MB·German

by  G. Rohn (auth.)

Neue mechanische Technologie der
Textilindustrie / Rohn 1
G. Rohn
Die Spinnerei in
technolog. Darstellung
Die Spinnerei
in technologischer Darstellung.
Ein Hand- und Hilfsbuch für den Unterricht in der Spinnerei
an Spinn- und Textilschulen, technischen Lehranstalten und
zur Selbstausbildung, sowie ein Fachbuch
für Spinner jeder Faserart.
Von
G. Rohn,
Direktor der Spinnereimaschinenfabrik von Oscar Schimmel & Co. A.·G.
in Chemnitz.
Mi t 143 Textfiguren.
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg GmbH 1910
ISBN 978-3-662-23963-6 ISBN 978-3-662-26075-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-26075-3
Alle Rechte, insbesondere das der
Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.
Vorwort.
Das vorliegende Buch soll die zur Herstellung von Garnen
aus den verschiedenen Faserstoffen erforderlichen Arbeiten und
Einrichtungen beschreiben und darstellen. Beide zeigen für die ver
schiedenen Fasern, für sich betrachtet, wohl eine Verschiedenheit,
doch wird stets nur dieselbe Arbeit mit dem gleichen Endzweck
und nur etwas verschiedenen Mitteln ausgeführt. Diese Gleichheit
der Spinn verfahren der verschiedenen Faserstoffe ergibt sich bei
einem technologischen Eingehen auf die bloßen Arbeitsvorgänge, wie
die mechanische Technologie überhaupt die Vorgänge bei der Be
handlung der Stoffe zu ihrer Formänderung und Neuanordnung in
ihrem inneren Wesen zu erfassen hat. Die Vergleichung des letzteren
führt zur Erkenntnis des leitenden technischen Grundgedankens.
Dieser, die Aufgabe des Spinnens und die Darstellung ihrer all
gemeinen Lösung, ist im Vorliegenden als allgemeiner Teil voraus
gestellt, sowie die in der Spinnerei allgemein benutzten Werkzeuge,
und darauf sind die für die einzelnen Faserarten erforderlichen Ein
richtungen oder Maschinen in ihrer Arbeitswirkung und Zusammen
stellung besprochen. Geordnet sind diese Verarbeitungsarten der
verschiedenen Spinnfasern nach der durch deren Verbreitung ge
gebenen Bedeutung und zur Besprechung ist nur auf allgemeinere
und zurzeit benutzte Maschinen Bezug genommen, auch nicht deren
besonderer Aufbau, die Betriebsanordnung und besondere Einrich
tungen der verschiedenen Erbauer besprochen, sondern nur die
jeweilige Arbeit der Maschine mit den benutzten Werkzeugen an
sich betrachtet. Die vorliegende Darstellung soll nicht die ver
schiedenen Richtungen angeben, in welchen die Erfindungstätigkeit
in dem Spinnverfahren und deren Maschinen sich betätigt hat, sie
soll auch nicht die Handhabung, Wartung, Ausnützung, Berechnung
IV Vorwort.
usw. der Maschinen geben, also Sonderwerke für die einzelnen
Zweige der Spinnerei entbehrlich machen, sie soll vielmehr zu diesen
eine Ergänzung bilden; sie soll vor dem Eingehen in die Sonder
betrachtung des Spinnens einer bestimmten Faserart mit ihren
Einzelheiten ein Gesamtbild der Spinnerei geben und die Anwendung
des vom jeweiligen Sonderfachmann geübten Verfahrens auf andere
Faserarten zeigen, also dem Einzelfachmann, dem Baumwollgarn-,
Kammgarn- und Streichgarn spinner, dem Flachs-und Jutespinner usw.,
der oft die Fachleute der anderen Art in der Bedeutung ihrer Arbeit
nicht zutreffend beurteilt und sie der eigenen Arbeit unterstellt,
vorführen, daß überall die gleiche Arbeit mit demselben Endziel und
gleichbedeutenden Mitteln ausgeführt, daß überall gesponnen wird,
und so das Einigende für diese verschiedenen Spinner betonen, sie
also alle als Angehörige nur eines Gewerbes zusammenführen. Diese
Allgemeinkenntnis wird jedem der verschiedenen Spinner in der
Kenntnis der Sonderheiten der Tätigkeit des andern manche An
regung für die eigene Technik geben, denn mit der zunehmenden
Ausgestaltung der Spinnerei technik und der Arbeitsteilung in der
Faserbehandlung greifen die Verfahren der verschiedenen Spinnereien,
die im Grunde stets ein Gleiches haben, auch in der praktischen
Anwendung ineinander.
Das Buch soll aber auch den in die Spinnerei Eintretenden,
der sich über die auszuführenden Arbeiten und die nötigen Maschinen
dazu unterrichten will, Aufklärung geben; es soll veranlassen, das
jede Maschine nach dem ihr in dem ganzen Arbeitsumfang zukommen
den Teil richtig beurteilt wird, also eine Gewebslehre der Spinnerei
sein, für deren besondere Fachkenntnis dann die praktische Be
schäftigung und die Kenntnis der Betriebslehre, der Spinnerei
mechanik, gehört.
Wenn auch versucht worden ist, Arbeitsvorgänge und Arbeits
maschinen in der Lösung einer bestimmten Aufgabe auch ohne das
Hilfsmittel der bild lichen Darstellung zu beschreiben, so ist im
Gegensatz hierzu in der vorliegenden Arbeit von der letzteren ein
ausgiebigerer Gebrauch gemacht worden, und es sind im Gegensatz
zu anderweiten Darstellungen, welche meist Abbildungen der be
züglichen Maschinenfabriken benutzen, neue Handzeichnungen vom
v
Vorwort.
Verfasser hierzu angefertigt worden, deren mit wesentliehen Kosten
bewirkte Wiedergabe das Buch wertvoll machen wird und der vor
liegenden Spinnereitechnologie neben der neuartigen Darstellung und
Anordnung des Stoffes eine Kennzeichnung gibt.
Zu bemerken ist noch, daß die nachstehend angegebenen Ab
schnitte in dem Buch nicht selbständige Teile oder Abhandlungen
bilden, sondern die Darstellung der Arbeiten für die verschiedenen
Faserstoffe greifen ineinander. Es sind in den einzelnen Faserstoff
abschnitten Maschinen behandelt und Hinweise zur Beurteilung der
selben gegeben, die auch für einen anderen Faserstoff ebenso an
wendungsfähig und von allgemeiner Bedeutung sind. Für jeden
Angehörigen einer bestimmten Faserspinnerei empfiehlt sich stets
die Kenntnis der Arbeiten und der Einrichtungen der anderen
Faserspinnereien, und dies soll das vorliegende Buch, das eine Arbeit
mehrerer Jahre und auf Grund einer fast 40jährigen Tätigkeit ver
faßt ist, in einfacher Weise ermöglichen.
Chemnitz 1910.
G. Rohn.
Inhaltsübersicht.
1. (Allgemeiner) Teil. Seite
1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . 1
II. Die Spinnerei im allgemeinen . . . . . . . . 2
Grundbegriffe, Maschinenspinnen, Spinnplan 2
III. Eigenschaften der Gespinste (Garne) . . . . . 7
Drehung, Festigkeit, Faserlänge, Nummerung, Numme-
rungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . 7
IV. Die allgemeinen Arbeitsvorrichtilngen oder Werkzeuge der
Spinnerei und die Vorgänge bei denselben· . . . . . . .. 13
Aufteilen, Lockern, Schlagen, Klopfen, Reinigen, Faser-
sondern, Auflösen, Gleichrichten 13
Die Krempel mit ihren Arbeitsteilen 19
Streckwerke 28
Drehungswerkzeuge . . 31
2. Teil (Sonderdarstellungen).
A. Baumwolle . . . . . . . . 37
Vorkommen und Gewinnung der Faser 37
Vorbereitungsmaschinen . . . . . . . 41
Die Maschinen der Baumwollfeinspinnerei . 46
Krempeln, Strecken, Vor- und Feinspinnmaschinen 46
Die Maschinen der Baumwollgrobspinnerei . . . . . . 65
Vo rberei tungsmaschinen , Krempelsätze , Fertigspinnma-
schinen . . . . . . 66
Die Baumwollbuntspinnerei . 80
Die Baumwollabfallspinnerei 81
B. Schafwolle . . . . . . . . 86
Eigenschaften der Faser, Verunreinigungen, Waschen· 87
Vorspinnspinnarten für Schafwolle 93
Die Maschinen der Streichgarnspinnerei 94
Vorbereitungsmaschinen 95
Die Streichgarnkrempelei . . . . . . . 100
Die Streichgarnfeinspiunerei . . . . . 119
Die lIIaschinen der Kammgarnspinnerei 125
Inhaltsübersicht. VII
Seite
Die Maschinen der Kurzfaser-Kammgarnspinnerei . . . . . 126
Krempeln, Vergleichmäßigen, Kämmen, Strecken, Feinspinn-
maschinen ............. . 126
Die Maschinen der Langfaser-Kammgarnspinnerei 139
Die Halbkammgarnspinnerei 145
Die Wollabfallspinnerei 147
C. Bastfasern . . . . . . 149
Fasereigenschaften 149
a) Flachs oder Lein . . 149
Brech- und Schwingmaschinen, Hecheln 150
Die Maschinen der Langfl.achsspinnerei . 153
Strecken, Vor- und Feinspinnmaschinen· 154
Die Maschinen der Kurzfl.achs- oder Wergspinnerei 160
Krempeln usw. wie oben 161
b) Hanf . . . . . . . . . . . . 165
c) Jute·· ......... . 166
Die Maschinen der Jutespinnerei 167
Krempeln usw. wie oben· 167
d) Andere Bastfasern . 171
Nessel . . . . . . . . . 171
Manillahanf . . . . . . 172
Die Bastfaserabfallspinnetei 173
D. Seide .......... . 174
Seidenabfall 174
E. Andere pflanzliche und tierische Faserstoffe 175
Baumwollabarten 175
Torf· .. 175
Kokosfaser 175
Holzwolle 176
Kuhhaar . 177
Kamelhaar 177
F. Asbest .... 177
Krempel und Spinnmaschine 178
G. Rückfasern . . . . . . . . . . 180
Gewinnung aus Fäden und Lumpen . 181
H. Die Gemischtfaserspinnerei . 185
Papiergarn, Metallgarn 186
Schlußbemerkung . . . 186
Verzeichnis der Figuren.
Seite
Fig. 1. Darstellung des Spinnvorganges 1
Fig. 2. Altgriechische Spinnerin . . . . 2-
Fig. 3. Mädchen am Fußtritt·Spinnrad . 3
Fig. 4. Darstellung des Faserzusammendrehens 7
Fig. 5. Vergleichung der Garndicken 9
Fig. 6. Haspeln oder Weifen von Garn 11
Fig. 7. Fitzen von geweiften Garnsträhnen . 11
Fig. 8. Zeiger wage für Garnsträhne zur Nummerbestimmung des
Garnes . . . . . . . . . . . . . . . . 12-
Fig. 9. Brechen, Quetschen, Knicken und Zerziehen von Faser-
stücken mittels Walzen . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Fig. 10. Klopfen und Schlagen von Faserstücken . . . . . . . . . 15
Fig. 11. Auskämmen Von Faser~trähnen durch bewegte Kämmleisten 15
Fig. 12. Auskämmen durch eine umlaufende Stifttrommel . . . . . 16
Fig. 13. Abraufen (Trennen) der Fasern von Fremdkörpern . . . . 16
Fig. 14. Abscheidung der von Fasern mitgeführten Fremdkörper
durch Abstreifmesser . . . . . . . . . . . . . . 17
Fig. 15. Abscheidung der Fremdkörper durch Abschlagwalze 17
Fig. 16. Zerzupfen von Faserstücken durch gerade Zähne· . 18
Fig. 17. Zerzupfen kurzfaseriger Stücke mit gebogenen Zähnen 18
Fig. 18. Kratzenwalzenarbeit: Zerteilen . . . . 20
Fig. 19. Kratzenwalzenarbeit: Kräftigeres Zerteilen 21
Fig. 20. Kratzenwalze mit Kratzenleisten arbeitend 21
Fig. 21. Kratzenwalzenarbeit: Abnehmen durch schnelleren Lauf 21
Fig. 22. Kratzenwalzenarbeit: Abnehmen durch Entgegenführen· 22
Fig. 23. Kratzenwalzenarbeit: Aufrichten (Heben) bei gleicher Zahn-
richtung . . . . . . ., ..... 22
Fig. 24. Kratzenwalzenarbeit: Heben durch Aufbiirsten . 22
Fig. 25. Arbeitszusammeustellung von Kratzenwalzen . 23
Fig. 26. Walzenanordnung der Krempel. . . . . 23
Fig. 27. Faser· bezw. Florabnahme durch Hacker 24
Fig. 28. Faserabnahme durch Walze . . . . . . 24
Fig. 29. Verschiedene Arten von Kratzenbeschlägen 25
Fig. 30. Pelzbildung an der Krempel . . . . . . . 26
Verzeichnis der Figuren. IX
Seite
Fig. 31. Bandbildung an der Krempel ........... . 27
Fig.32. Verstreckung durch Zylinderpaare . . : . . . . . . . 28
Fig. 33. Verstrecken mit Ausrichten, Gleichrichten durch bewegte
Nadelstäbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Fig. 34. Verstrecken und Ausrichten mit Nadelwalze . . . . . . . 29
Fig. 35. Darstellung der Wirkung des Doppelns zur Vergleichmäßigung 30
Fig. 36 u. 37. Nitschelwerk mit Reibhosen ..... . 31
Fig. 38. Drehröhrchen zum Verdichten von Vorgespinst . 31
Fig. 39. Hand-Spinn-Spindel . . . . . . . . . . . . 32
Fig. 40. Flügelspindel . . . . . . . . . . . . . . . 32
Fig. 41. Spule mit zylindrischer Schichtenbewickelung 33
Fig. 42. Ringspindel . . . . . . . . . . . . . . . 33
Fig. 43. Spule mit kegelförmiger Schichtenbewickelung. 34
Fig. 44. Spindel fiir absetzendes Spinnen und Fadenaufwinden, Rogen.
Koppenspindel . . . . . . . . . . . . 34
Fig. 45. Baumwollpflanzenkapsel, aufgesprungen· . . . . . . . . 37
Fig. 45a. Bauwollballen, geöffnet· . . . . . . . . . . . . . . . 37
Fig. 40. Abführeinrichtung mit Siebtrommt'l an Faserbearbeitungs-
maschinen ...... . 38
Fig. 47. Walzenballenbrecher . . . . . . . . . . . . . 39
Fig. 48. Ballenal1fzupfer (Speiser) .......... . 40
Fig. 49. Verbund-Vorbereitungsmaschine (Voröffner, Öffner, Schlag
maschine und Wickelbildner) für Baumwolle . 42
Fig. 50. Baumwolldeckelkrempel mit Wickelspeisung und Band-
sammeltopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Fig. 51. Absetzend arbeitende Baumwollkämmaschine (Flach- oder
Absetzkämmer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Fig. 52. Zylinderstreckwerk mit Banddoppelung und 4 Paar Str.eck-
walzen ....................... 51
Fig. 53. Spulenbank oder Vorspinnmaschine ........ '.' . 53
Fig. 54. Spinnwerkzeuge des Absetzspinners (Selfaktors oder Selbst
spinners)· . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Fig. 55. Betriebsteile für das Ausspinnen oder den Wagenauszug am
Absetzspillner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Fig. 56. Betriebsteile für das Abschlagen am Absetzspinner . . . . 57
Fig. 57. Betriebsteile für das Aufwinden oder die Wageneinfahrt am
Absetzspinner .,. . . . . . . . . . . . . . . 58
Fig. 58. Die Windungswerkzeuge des Absetzspinners . . . . 59
Fig. 59. Durchspinner (kontinuierliche Feinspinnmaschine), Ring-
spinner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Fig. 60. M.aschinenzusammenstellung der Baumwollfeinspinnerei 62
Fig. 61. Baumwollreißwolf zur Grobspinnerei . . . . . . . .. 66