Table Of ContentHANDBUCH DER
BODENLEHRE
HERAUSGEGEBEN VON
DR. E. BLANCK
O. Ö. PROFESSOR UND DIREKTOR DES AGRIKULTUR CHEMISCHEN UND
BODENKUNDLICHEN INSTITUTS DER UNIVERSITAT GöTTINGEN
SECHSTER BAND
SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH
DIE PHYSIKALISCHE
BESCHAFFENHEIT
DES BODENS
BEARBEITET VON
PROFESSOR DR. A. DENSCH -LANDSBERG a. d. W .. DR. F. GIESECKE
GöTTINGEN . PROFESSOR DR. M. HELBIG-FREIBURG i.BR.
PROFESSOR DR. V. F. HESS-GRAZ . PROFESSOR DR. J. SCHUBERT
EBERS WALDE . PROFESSOR DR. F. ZUNKER-BRESLAU
MIT 104 ABBILDUNGEN
SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH
ISBN 978-3-662-01877-4 ISBN 978-3-662-02172-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-02172-9
AlLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER OBERSETZUNG
IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN.
COPYRIGHT 1930 BY SPRINGER-VERLAGBERLINHEIDELBERG
URSPRUNGLlCH ERSCHIENEN BEI JULIU S SPRIN G ER IN BERLIN 1930
SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1 ST EDITION 1930
Vorwort.
Die Herausgabe des vierten und fünften Bandes des Handbuches ließ sich
leider nicht unmittelbar nach dem im Januar dieses Jahres veröffentlichten
dritten Bande ermöglichen, da einzelne Mitarbeiter mit ihren Beiträgen im
Rückstande bleiben mußten, weil sie neu eingesprungen waren für andere
Autoren, die ihren Verpflichtungen im letzten Augenblick nicht nachkamen.
Um jedoch keine Verzögerung im Erscheinen des Handbuches eintreten zu
lassen, entschloß sich der Herausgeber, schon Band 6 "Die physikalische Be
schaffenheit des Bodens" der Veröffentlichung zu übergeben, welchem Bande
dann die Bände 5 und 4 unverzüglich folgen werden.
Da der Stoff des im vorliegenden Bande zu behandelnden Abschnittes der
Bodenlehre nicht in aRen Fällen eine völlig strenge und scharfe Trennung durch
zuführen erlaubte, so hat es sich nicht vermeiden lassen, daß einige Erscheinungen
von mehreren Autoren, wenn auch von anderen Gesichtspunkten, Behandlung
gefunden haben. Um aber den inneren Zusammenhang der einzelnen Kapitel
nicht zu stören, noch den einzelnen Autoren ihre Aufgabe zu erschweren, durften
diesen keine zu starren Grenzen in der Behandlung ihres Stoffanteils gezogen
werden. Dies erklärt also ohne weiteres einige unvermeidliche Wiederholungen.
Daß es schließlich in einer so verhältnismäßig kurzen Zeitspanne trotz besonders
großer redaktioneller Schwierigkeiten dennoch möglich war, einen weiteren Band
des Handbuches schon zum Erscheinen zu bringen, verdankt der Herausgeber nicht
allein der tatkräftigen Mithilfe des Verlages, sondern vor allen Dingen auch der
großen Mühe und Arbeit, die sich Herr Privatdozent Dr. F. GIESECKE bei der
Durchsicht der Korrekturen und der Herstellung des Sachverzeichnisses unter
zogen hat. Ihm wie dem Verlage sei daher auch an dieser Stelle ganz besonders
gedankt. Weiterer Dank gebührt Herrn Dr. F. KLANDER und Frl. M. SCHÄFER
für gleichfalls geleistete tatkräftige Mitarbeit.
Möge auch dieser Band die gleich gute Aufnahme seiner Vorgänger finden.
Göttingen, im April 1930.
E. BLANCK.
Inhaltsverzeichnis.
11. Der Boden als Substrat, seine Natur und Beschaffenheit.
A. Die mechanische Zusammensetzung des Bodens und die davon abhängigen
Erscheinungen.
I. Der mechanische Aufbau des Bodens. Von Professor Dr. A. DENSCH, Lands- Seite
berg a. d. Warthe. (Mit 26 Abbildungen) . . . . . . . . . . . . . . . .
a) Gestalt und Größe der Bodenkörner und die Ermittelung derselben ..
Die Siebmethode . . 7
Die Spülmethoden . 7
Die Absatzmethoden 14
Sonstige Methoden . 27
b) Lagerung und Struktur des Bodens 28
c) Kohäsion und Adhäsion der Bodenbestandteile 31
d) Spezifisches Gewicht, Volumgewicht, Bodenvolumen und Hohlraumvolumen 40
e) Die Bodenoberfläche und ihre Bestimmung 50
f) Die Bodenfarbe . . . . . . . . . . . . . . 63
2. Das Verhalten des Bodens zum Wasser. Von Professor Dr. F. ZUNKER,
Breslau. (Mit 56 Abbildungen) . . . . . 66
Einteilung des unterirdischen Wassers 66
a) Das hygroskopische Wasser . . . . . 66
Begriff der Hygroskopizität und Verfahren zur Bestimmung derselben. 66
Ursache der Adsorption, Zustand des hygroskopischen 'Wassers und hygrosko-
pische Schichtdicke . . . . .. ................. 71
Abhängigkeit der Hygroskopizität von Dampfspannung und Temperatur,
Geschwindigkeit der Adsorption und Bewegungsart des hygroskopischen
Wassers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 75
Einfluß der Hygroskopizität auf das spezifische Gewicht, das scheinbare und
das wahre Porenvolumen des Bodens . . . . . . . . . . . . . 76
Bedeutung verschiedener Kompressibilität und Oberflächenspannung der ad-
sorbierten Flüssigkeit. . . . . . . 78
Spannungsfreies Porenvolumen . . . . 82
Schwinden und Schwellen des Bodens 83
b) Das Kapillarwasser . . . . . . . . . 90
Begriff und allgemeine Gesetze der Kapillarität 90
Vorgang des kapillaren Aufstiegs, Arten des Kapillarwassers im Boden. " 95
Kapillare Steighöhe im Boden . . . . . . . . 98
Kapillarimeter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Kapillare Geschwindigkeit beim Aufstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Kapillare Geschwindigkeit bei horizontaler und Abwärtsbewegung . . . . . . II2
Einfluß der Temperatur, des Salzgehalts, der mineralogischen Zusammensetzung
und der Schichtung des Bodens. 114
c) Das Haftwasser . . . . . . . . . . II9
Begriff und Arten des Haftwassers . 119
Häutchen und Porenwinkelwasser 121
Kapillares Haftwasser. . . . . . . 122
Wassergehalt und Wasserhaltungsvermögen 126
Inhaltsverzeichnis. VII
Seite
d) Das Grundwasser. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
Begriff und Erscheinungsformen des Grundwassers. . . . . . . . . . . . . 142
Wirkungen der Gaslöslichkeit und der Luftdruckschwankungen auf das Grund-
wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. ........ 144
Das Fließgesetz des Grundwassers . . . . . . . . .. ........ 147
Die kritische Geschwindigkeit und die Veränderlichkeit der Durchlässigkeits-
ziffer mit der Geschwindigkeit . . . . . . . . .. ....... 161
Einfluß von Bodenschichten und der Bodenstruktur auf die Durchlässigkeit 165
Verfahren zur Bestimmung der Durchlässigkeitsziffer k . 166
e) Das Sickerwasser. . . . . . . . . . . 178
Begriff und die Arten des Sickerwassers . . . . . 178
Spannung der Grundluft . . . . . . . . . . . . 178
Das mit dem Grundwasser verbundene Sickerwasser 180
Kapillares Sickerwasser . . . . . . . . . . . . . . 184
Einfluß der Temperatur, des Salzgehalts und der Bodenschichten auf die Sicker-
bewegung. . . . . . 190
Menge des Sickerwassers. . . . . . . . 195
f) Der Wasserdampf. . . . . . . . . . . 198
Versickerungs- und Kondensationstheorie 198
Gesetze der Wasserdampfbewegung . . . 202
2a. Die Verdunstung des Wassers aus dem Boden. Von Professor Dr.M.HELBJG,
Freiburg i. B. (Mit 2 Abbildungen) 221
Einleitung und Begriff . . . . 221
Die Faktoren der Verdunstung. . 223
Die Faktoren des Bodens . . . . 231
Methoden zur Feststellung der Verdunstung des Bodens 241
3. Das Verhalten des Bodens gegen Luft. Von Privatdozent Dr. F. GJESECKE,
Göttingen. (Mit 6 Abbildungen) 253
Atmosphärische Luft 254
Bodenluft . . . . . 268
Gasaustausch. . . . 302
Durchlüftbarkeit und Durchlässigkeit des Bodens für Luft 306
Adsorption. . . . . . . . . . . . .. ...... 315
Absorption und Einwirkung der absorbierten Gase auf den Boden 341
4. Das Verhalten des Bodens gegen Wärme. Von Professor Dr. J. SCHUBERT,
Eberswalde. (Mit 12 Abbildungen) . . . . 342
a) Die Bodentemperatur . . . . . . . . . . 342
Der tägliche Gang der Bodentemperatur . 342
Der jährliche Gang der Bodentemperatur . 350
b) Der Wärmeaustausch im Boden 363
Theorie der Wärmeleitung . . . . . . . . 364
Wärmekapazität und Wärmeleitungsvermögen 369
Der Wärmegehalt des Bodens . . . . . . . 372
5. Das Verhalten des Bodens gegen Elektriz:tät und Radioaktivität des
Bodens. Von Professor Dr. V. F. HESS, Graz. (Mit 3 Abbildungen) 375
a) Die Elektrizitätsleitung des Erdbodens . . 375
Die Erdströme . . . . . . . . . . . . . 375
Die elektrische Leitfähigkeit des Erdbodens 377
b) Die Radioaktivität des Erdbodens und der Gewässer. 380
Die Elektrizitätsleitung in Gasen. . . . . . . . . 380
Die radioaktiven Substanzen und ihre St.rahlungen 381
Die Radioaktivität der Gesteine . . . . . . . . . 383
Das Vorkommen von Radium und Thorium in der Erdrinde. Quantitative
Methoden zur Messung des Radiumgehaltes von Gesteinsproben 385
Radioaktivität und Erdwärme . . 391
Radioaktivität der Gewässer. . . 391
Die Radioaktivität der Bodenluft 393
Namenverzeichnis. 397
Sachverzeichnis. . 403
11. Der Boden als Substrat, seine Natur
und Beschaffenheit.
A. Die mechanische Zusammensetzung des Bodens
und die davon abhängigen Erscheinungen.
1. Der mechanische Aufbau des Bodens.
Von A. DENSCH, Landsberg a. W.
Mit 26 Abbildungen.
a) Gestalt und Größe der Bodenkörner und die Ermittelung derselben.
Jeder Boden besteht aus einem Gemenge von Bestandteilen verschiedener
Größe und Gestalt, wie Kugel- oder kugelähnliche Formen, Plättchen, Stäb
chen usw. Diese bestimmen seine mechanische Beschaffenheit in erster Linie,
und ihre Ermittelung und Charakterisierung ist für die Beurteilung eines Bodens
von größter Bedeutung. Besonders die feinen und feinsten Bodenbestandteile
kommen hierfür in Betracht, während der Einfluß der groben Bodenkörner ver
hältnismäßig gering ist. Man teilt deshalb die Bodenbestandteile nach ihrer
Korngröße in zwei Hauptgruppen ein, deren erste die sein Skelett bildenden
groben Bestandteile, Steine und Kies oder Grus umfaßt, während die zweite
von sämtlichen Bodenteilchen, die kleiner als 2 mm sind, gebildet und als Fein
erde bezeichnet wird. Abweichende Einteilungen und Bezeichnungen finden
sich bei SCHÖNEl, KNOp2, E. WOLFF3, GRANDEAU4 und FEscA5.
Der Verband landwirtschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reich
hat folgende Einteilung vorgenommen:
>5 mm Steine
5-2 mm Grand (Kies, Grus)
j 2 -I mm sehr grober Sand
I '-{),5 mm grober Sand
Fcin,,"," 0,5--0,2 mm mittelkörniger Sand
<0,2 mm feiner Sand, abschlämmbare Teile, sehr feiner
Sand, Mineralstaub, Ton.
1 SCHÖNE, E.: Über Schlämmanalyse und einen neuen Schlämmapparat, S. 61. Berlin
1867.
2 KNOP, W.: Die Bonitierung der Ackererde. Leipzig 1872.
3 WOLFF, E.: Anleitung zur chemischen Untersuchung landwirtschaftlich wichtiger
Stoffe, S. 3. Berlin 1875.
4 GRANDEAU, L.: Handbuch für agrikulturchemische Analysen, S. 103. Berlin 1884
5 FESCA, M.: Die agronomische Bodenuntersuchung und' -bestimmung, S. 2. Berlin
1879.
Handbuch der Bodenlehre VI.
2 A. DENSCH: Der mechanische Aufbau des Bodens.
Nach den Beschlüssen der internationalen Kommission für die mechanische
und physikalische Bodenuntersuchung vom 31. Oktober 19131 soll der Boden
auf Grund der Vorschläge ATTERBERGS wie folgt eingeteilt werden:
> 20 mm Stein und Geröll
20 .- 2 mm Kies
2 -- 0,2 mm Grobsand
0,2 -- 0,02 mm Feinsand
Feinerde {
0,02- 0,002 mm Schluff
< 0,002 mm Kolloide Teilchen oder Rohton.
Weitere Untereinteilungen zu bilden steht jedem frei.
Mit der Ermittelung der verschiedenen Korngrößen dieser Feinerde befassen
sich hauptsächlich alle Methoden der mechanischen Bodenanalyse, nachdem sie
von den groben Bodenkörnern getrennt sind.
Die Trennung von den gröbsten Bodenbestandteilen (> 5 mm), den Steinen,
macht keine besonderen Schwierigkeiten. Nach den Vereinbarungen des Ver
bandes landwirtschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche wird wie
folgt verfahren2: Die zu untersuchende Bodenprobe wird in möglichst frischem
Zustande soweit locker zerrieben, daß bei dem späteren Sieben auf einem 5-mm
Siebe nur Steine zurückbleiben. Sie wird dann gleichmäßig an einem vor Staub
und Gasen geschützten Orte ausgebreitet, bis sie lufttrocken geworden ist. Hier
auf wird sie gewogen und durch ein 5 mm-Sieb getrennt.
Die auf dem Siebe verbleibenden Steine (> 5 mm) werden durch auf
gegebenes Wasser von anhängenden Erdteilen gereinigt und in lufttrockenem
Zustande gewogen. Das Gewicht derselben wird in Prozenten des Gesamtbodens
ausgedrückt.
Über die zu verwendende Bodenmenge werden hier keine Vorschriften ge
macht. KÖTTGEN3 hat gezeigt, daß selbst bei I kg Boden die Bestimmung des
Anteils an Steinen im Boden noch ungenau ist. Man müßte also entweder von
noch größeren Mengen ausgehen oder nach dem Vorschlage CROOKS4 wenigstens
aus einer größeren Menge von etwa 5 kg die gröberen Steine (> 5 mm) auslesen,
und dann erst I kg Boden durch das Sieb geben.
Die weitere Trennung der Bodenteile > 2 mm von der Feinerde erfolgt
ebenfalls auf dem Siebe und zwar nach den Vereinbarungen des Verbandes land
wirtschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche in folgender Weise:
"Von dem durch das 5-mm-Sieb gefallenen Boden werden bei feinerdiger Be
schaffenheit desselben 50 g, bei kies- oder grusreicheren Böden 100 g verwendet
und zunächst in einer Porzellanschale mit einem halben Liter Wasser unter
häufigem Umrühren mittels eines Spatels so lange in gelindem Sieden erhalten,
bis alle Bodenteilchen völlig zerkocht sind. Nach genügendem Erkalten gibt
man die zerkochte Bodenrnasse durch ein 2-mm-Sieb in einen Schlämmzylinder.
Der auf dem Siebe zurückbleibende Rückstand wird über dem Zylinder sorg
fältig mit der Spritzflasche abgespült und dann an der Luft getrocknet. Durch
1 SCHUCHT, F.: Bericht über die Sitzung der Internationalen Kommission für mecha
nische und physikalische Bodenanalyse. Internat. Mitt. Bodenkde 4, 30 (1914). - V gl. ferner
A. ATTERBERG: Über die Klassifikation der Bodenkörner. Kalmar 1910. - J. KOPECKV:
Ein Beitrag zur Frage der neueren Einteilung der Körnungsprodukte bei der mechanischen
Analyse. Internat. Mitt. Bodenkde. 4, 199 (1914). - G. COLLEY: A study of the soils of the
United States. U. S. Dep. of Agricult., Bur. of Soils, BuH. 85 (1913).
S Landw. Versuchsstat. 42, 154 (1892); 43, 335 (1893).
3 KÖTTGEN, P.: Zur Methode der physikalischen Bodenanalyse. Internat. Mitt. Boden
kde. 7. 2II (1917).
4 CROOKS: Econ. Proc. Bog. Dubl. Soc. 1,5, 10,223 (1904). - Siehe auch KÖTTGEN:
a. a. 0., S. 212.
Der mechanische Aufbau des Bodens. 3
ein 3-mm-Sieb kann er dann noch in groben (5-3 mm) und feinen (3-2 mm)
Kies (Schwemmlandböden) oder Grus (Verwitterungsböden) zerlegt werden.
Nach KÖTTGEN1 genügen auch hier 50-IOO g Boden nicht, um den Anteil an
Bodenkörnern von 5-2 mm zu ermitteln. Er hält die Behandlung von IOOO g
Boden für notwendig, die er durch das 5-, 3- und 2-mm-Sieb zunächst trocken,
dann unter Zuhilfenahme von Wasser mit nachträglichem Auskochen der Rück
stände gibt. Seine Vorschläge haben sich jedoch nicht durchgesetzt, so daß im
allgemeinen Mengen von 50-IOO g für die Trennung der Feinerde von den
gröberen Bestandteilen verwandt werden.
Bei der Vorbereitung der Feinerde für die mechanische Bodenanalyse geht
man in der Regel vom lufttrockenen Boden aus. v. 'SrGMO",DS Vorschlag2, den
Boden im frischen Zustande zu verwenden, ist nicht durchgedrungen. Aller
dings haben EHRENBERG und VAN ZYL3 nachgewiesen, daß bei allen kolloid
haitigen Böden, besonders natürlich bei den schweren Böden, schon durch das
Trocknen an der Luft, in stärkerem :Maße noch durch künstliches Trocknen,
die Zerlegung der Bodenkrümel weitgehend erschwert werden kann.
Über die weitere zweckmäßigste Vorbehandlung der Feinerde stehen sich
die Meinungen der Analytiker noch ziemlich schroff gegenüber4. Die einen ver
werfen jede Beeinflussung des Bodens durch chemische Reagentien und wollen
die durch Kalk, Humus oder Eisenhydroxyd und Tonerde aneinandergekitteten
Bodenteilchen lediglich durch mechanische Mittel möglichst voneinander trennen,
ohne die Teilchen selbst zu zerkleinern, die anderen verlangen die vorherige Ent
fernung aller nicht das eigentliche Bodenskelett bildenden Stoffe, vor allem des
Kalkes und des Humus, noch andere schließlich nehmen einen vermittelnden Stand
punktein und behandeln den Bodenmit schwachen Reagentien, welche die Loslösung
der einzelnen Bodenpartikel voneinander bewirken sollen, ohne daß dabei ein
zu starker Angriff auf die sonstigen Bodenbestandteile erfolgt. Bei der rein
mechanischen Vorbehandlung des Bodens wird dieser gekocht, wie es die oben
angegebene Vorschrift des Verbandes landwirtschaftlicher Versuchsstationen im
Deutschen Reiche verlangt, oder mit mehr oder weniger energischen Werkzeugen
zerrieben, oder schließlich im Schüttel- oder Rotierapparat geschüttelt. Das
Kochen ist je nach dem Gehalt des Bodens an feinsten Teilchen oft bis zu 24 Stun
den fortzusetzen. Um eine zu starke Beeinflussung der Bodenkolloide durch das
übermäßig lange Kochen zu vermeiden, erscheint der Vorschlag HrssINKs5 zweck
mäßig, dasselbe durch mehrmaliges, halbstündiges Kochen zu ersetzen. Der
Boden wird in einer Porzellanschale 1/2 Stunde unter Rühren mit einem Kaut
schukpistill gekocht, sodann in einen Sedimentierapparat gebracht, abgehebert
der Rückstand wieder in die Schale gebracht, abermals gekocht, übergespült,
abgehebert und diese Behandlung so lange wiederholt, bis nur noch Spuren ab
schlämmbarer Teile vorhanden sind. Das Verfahren nimmt zwar den Analytiker
in etwas stärkerem Grade in Anspruch, verkürzt aber die Kochdauer oft wesent-
1 KÖTTGEN, P.: a. a. 0., S.212.
2 SCHUCHT, F.: Bericht über die Sitzung der Internationalen Kommission für die
mechanische und physikalische Bodenuntersuchung, Berlin 1913. Internat. Mitt. Bodenkde.
4, 25 (1914)·
3 EHRENBERG, P., U. J. P. VAN lVL: Untersuchungen über die Beschaffenheit der
Bodenkrümel. Internat. Mitt. Bodenkde 7,103 (1917). - lYL, J. P. VAN: Der ATTENBERGsche
Schlämmzylinder. Ebenda 8, 1 ff .. 41 (1918).
4 Vgl. hierzu F. SCHUCHT: a. a. O. Internat. Mitt. Bodenkde. 4, 9ff. (1914). -
L. B. OLMSTEAD, L. T. ALEXANDER U. H. E. MIDDLETON: A pipette method of mecha
nical Analysis of soils based on improved dispersion procedure. U. S. Dep. of Agricult.
Technic. bul!. No. 170 (1930).
6 Vgl. Internat. Mitt. Bodenkde. 4, 9ff. (1914).
1*
4 A. DENSCH: Der mechanische Aufbau des Bodens.
lich und gestattet vor allem eine Kontrolle darüber, wann die vollständige Los
lösung der Bodenteilchen voneinander erfolgt ist, während man bei dem ein
maligen Kochen mehr oder weniger auf Schätzung angewiesen ist.
Weit bequemer als die Kochmethode ist fraglos die Schüttelmethode. Die
Schütteldauer beträgt bis zu 6 Stunden. Diese Zeit reicht nach den Unter
suchungen HISSINKS zur Lösung der Bodenteile voneinander aus. Andererseits
kann ein längeres Schütteln bei gewissen wenig widerstandsfähigen Böden zur
Zertrümmerung von Teilchen führen und damit einen zu hohen Anteil an feinsten
Anteilen liefern. Die Besorgnis vor einer derartigen Zertrümmerung von Boden
teilchen bei der mechanischen Bodenbehandlung hat HISSINK1 übrigens später
veranlaßt, nach englischem Vorbild zur Behandlung der Böden mit schwacher
Salzsäure mit nur zweistündigem langsamen Schütteln überzugehen.
Die energischste rein mechanische Behandlung erfährt der Boden zweifellos
durch die Reibmethode von BEAM2, die besonders vonATTERBERGa für humusfreie
und -arme Böden angewandt wurde, und deren Ausführung er folgendermaßen
angibt: Die Bodenprobe wird in einen Porzellanbecher von runder innerer Boden
fläche gebracht und darin mit gerade so viel Wasser vermischt, daß das Gemisch
einen dicken Brei bildet. Der Brei wird mit einer steifen Bürste sorgfältig be
arbeitet, damit sämtliche Bodenaggregate möglichst zerteilt werden. Als Bürste
benutzt ATTERBERG einen steifen, etwa 16 mm breiten Malerpinsel, bei welchem
die Haare in einer 4 cm langen Blechfassung befestigt sind. Der Brei wird unter
fortwährender Bearbeitung mit dem Pinsel allmählich verdünnt und dann in
den Schlämmapparat eingespült. Der Pinsel wird dabei mit Wasser gut gereinigt.
Nach zwei oder drei Abschlämmungen wird der Inhalt des Schlämm apparates
in eine Porzellanschale übergespült. Die Masse wird auf einem siedenden Wasser
bade von der Hauptmenge des Wassers befreit, ohne sie eintrocknen zu lassen
(um Krustenbildung zu vermeiden). Der nasse Brei wird dann wieder mit dem
Pinsel gut bearbeitet, um dann abermals in den Schlämmapparat eingespült
zu werden. Bei diesem Verfahren soll es mit nur 6-7 Abschlämmungen ge
lingen, die Teilchen< 0,002 fast quantitativ von den größeren zu trennen. Ab
gesehen davon, daß das Ergebnis der BEAMschen Methode doch in besonders
hohem Maße abhängig von dem Analytiker zu sein scheint, erfordert ihre
Durchführung eine erheblich stärkere Inanspruchnahme der menschlichen Ar
beitsleistung und dürfte schon deshalb für Serienbestimmungen selten in Frage
kommen.
Teilweise die Befürchtung, durch eine zu energische mechanische Boden
bearbeitung - sei es nun Kochen, langandauerndes Schütteln oder Reiben -
eine Zertrümmerung von Einzelteilchen zu bewirken, hat eine Anzahl von For
schern veranlaßt, die Loslösung der Bodenteilchen voneinander durch schwache
chemische Reagentien zu erzielen. Es werden hierzu meistens 0,1-0,2 n-Salz
säure oder Ammoniak oder beide nacheinander verwandt, die dem Boden beim
nur kurze Zeit erfolgenden Schütteln oder beim gelinden Reiben in der Schale
zugesetzt werden. Durch die Salzsäure wird das die Verkittung der Bodenteile
bewirkende Fe20a-Al20a- Si02 gut gelöst4, durch Ammoniak eine Koagulation
der Tonteilchen verhindert bzw. eine solche aufgehoben, sowie eine Lösung von
verkittenden Humusteilchen bewirkt und schließlich die fällende koagulierende
1 HISSINK, D. J.: Internat. Mitt. Bodenkde. 11,9 (1921).
2 BEAM, W.: The mechanical Analysis of arid Soils. Cairo sci. J. 5, I07ff. (19Il).
8 ATTERBERG, A.: Mechanische Bodenanalyse und Klassifikation der Mineralböden
Schwedens. Internat. Mitt. Bodenkde 2, 314 (1912).
4 HISSINK, D. J.: Methode der mechanischen Bodenanalyse. Internat. Mitt. Bodenkde.
II, 6 (1921).