Table Of ContentDIE MODERNE
PARFUMERlE
VON
DR. FRED WINTER
DROSSEL
FüNFTE VÖLLIG NEU BEARBEITETE AUFLAGE
VON
MANN, MODERNE PARFUMERlE
WIEN
SPRINGER-VERLAG
1942
ISBN 978-3-7091-3177-0 ISBN 978-3-7091-3213-5 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-7091-3213-5
Alle Reohte, iDSbesondere das der Vbereetzung
in fremde Spraohen, vorbehaalten.
Copyright 1932 and 1942 by Springer-VerIagoHG. in Vienna.
Softcover reprint ofthe hardcover 5th edition 1942
Vorwort.
Seit dem Ersoheinen der vierten, von mir neu bearbeiteten Auflage
des MANNsehen Buches sind nunmehr zehn Jahre verflossen, in deren
Verlauf die Technik der Parfumerie und Kosmetik ganz bedeutend
vervollkommnet wurde.
Es wurde daher eine umfangreiche Neubearbeitung des Buches
nötig, um nach Möglichkeit alle Fortschritte auf diesen Gebieten zu be
rücksichtigen und die Herstellungs-Vorschriften soweit zu modifizieren,
daß sie auch den modernsten Anforderungen vollauf gerecht zu werden
vermögen. Auch wurde es erforderlich, zahlreiche modeme Vorschrüten
neu aufzunehmen.
Die Herstellung kosmetischer Mittel modernster Art wurde so aus·
führlichbehandelt, als dies in dem beschränkten Rahmen des Buches
nur möglich war; breiter Raum wurde besonders der Parfumierungs.
Technik zuerkannt im Sinne der wichtigsten Tendenz vorliegender Ar
beit als praktischen Ratgebers für die Parfumerie.
Ganz besonderer Wert wurde in dieser Hinsicht darauf gelegt, dem
Praktiker neben einem reichhaltigen Formularium modernster Par
fumierungs-Vorschrüten auch fruchtbringende Anregungen zu bieten,
um die nötigen Grundkompositionen in Form von Parfum· Essenzen
selbst herzustellen.
Von diesem Gesichtspunkte aus wurde auch das Kapitel Parfu·
mierung der Toiletteseüen ganz erheblich erweitert .
. Der Anhang Geheimmittel und Spezialitäten mußte in vorliegender
Auflage in Wegfall kommen um den zur Verfügung stehenden Raum
nutzbringender zu verwerten.
B r ü s seI, im Januar 1942.
DR. FRED WIN1'ER.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Charakteristik und Verwendung der künstlichen Riechstoffe 1
Vorarbeiten zur Herstellung der Extraits. . . . . . . . . 4
Kompositionstechnik der Extraits und ParfumeBBenzen . . . • 18
Extrait d'odeur quadruples und tripies und ParfumeBBenzen 20
Serie der klassischen Extraits . . . . . . . . . . . . . . 46
Extra starke Taschentuchparfums . . . . . 68
Extraits doubles. . . . . . • . . . . . • 71
Extraits simples sowie Extraits de santeur . 73
Exportextraits .. 75
Spezialparfumerien ........... 77
Phantasieparfums . . . . . . . . . . . . 78
Verwendung der terpen- und sasquiterpenfreien ätherischen OIe (taf. OIe) 84
Alkoholschwache und alkoholfreie Parfumerien . 88
Eau de Cologne . . . . . . . . . . . 98
Blumen-Eau de Cologne . . . . . 101
Eau de Cologne RUBBe. . . . . . . 101
Antiseptisches Eau de Cologne. . . 105
Alkoholschwaches Eau de Cologne . 107
Festes Eau de Cologne . . . . . . 107
Diverse Toilettewässer . . . . 107
Exporttoilettewässer . . . 110
Balsamische Toilettewässer 114
Riechkissenpulver . . . 117
Parfumierung von Leder . . . 121
Peau d'Espagne . . . . . . . . 121
Parfumierung von Handschuhen . 121
Parfumierung von Hutnadeln und Huteinlagen . 122
Duftträger (Riechtabletten) . . . . . 123
Riechstifte (Parfumstifte) . . . . . . 124
Konzentrierte EBBenzen ohne Alkohol 128
Riechsalze und Migränestifte . 131
Zimmerparfums . . . . . 133
Luftdesinfektionsflüssigkeit 135
Räuchermittel ..... 136
Toiletteessig 138
Das Färben der Parfumeriewaren und die Farbstoffe 140
Konservierung der kosmetischen Mittel . 142
Kosmetische Mittel . . . . . . . . . . . . . . . 144
Inhaltsverzeichnis. V
Seite
Mittel zur Reinigung und Pflege der Zähne und der Mundhöhle 147
Zahn- und Mundwässer. . • • . . 147
Pfefferminzgeist (Alcool de Menthe) 156
Mundpillen (Grains de Cachou) 157
Mundwassertabletten 158
Mundwasser in Pulverform 159
Zahnseifen • • • . . . • 159
Zahnpasten • . • . . . . 160
Zahncremes . . . . • . . 164
Zahnpulver . . . . . . . • • . . • 166
Sauerstoffahgebende Mundkosmetika.. 168
Mittel zur Reinigung, Pflege und Färbung der Haare • 170
Haar- und Kopfwässer • • . . . . • . . 172
Shampooings (Shampoons) •..•... 185
Haaröle •••••••••..•... 192
Haarpomaden • • . • • • • . . . • . . 197
Stangenpomaden (Cosmetiques fixateurs) • 201
Brillantines • • • . . . . . . . . . . . 202
Haarbefestigungsmittel . . . . . . . . . 205
Haarpuder • . • . • . . . . . . . . . 211
Haarlarbemittel . . • . . • • . . . . • 212
Anorganische Haarfärbemittel (Metallsa.lzlÖBungen) • 215
Vegetabilische Haarfarben •••.. 224
Organische Haarfärbemittel 228
Haarbleichmittel (Blondierungsmittel) 232
Enthaarungsmittel (Depilatorien) . • . . . .. 234
Parfumierte Bäder .•••......•. 237
Mittel zur Reinigung, Pflege und Färbung· der Haut. 242
Hautcremes • • • • • • • • • • • • . • • . . . . 242
Modeme Hautpflegemethoden und Hautpflegemittel . 256
Modeme Emulgatoren • . • 257
Kosmetische Boraxpräparate 273
Gurkenpräparate ••... 274
Reispuder (Poudres de Riz) 275
Streupulver • . . . . . 277
Puderpapier •...... 283
Kompaktpuder ..... . 283
Mandel- und Haferpräparate •.•.... 285
Schützende und bleichende Hautkosmetika . 287
Mittel zur Beseitigung der Gesichtsrunzeln 290
Schönheitswässer ••.••••• 291
Schminken .......... . 292
Kompakte Trockenschminken 298
Lippenschminken • . . . • • 298
Wimpernschminken ..... 301
Frostmittel und Mittel gegen rissige Haut 303
Schweißmittel (Desodorantien) 305
Mittel zur Pflege der Nase . . . . . . . 307
Insekten-Schutzmittel • . . . . . . . . 308
Rasiersteine •.•.•..•...•. 309
Mittel zur Reinigung, Pflege und Färbung der Nägel • 310
Die Toiletteseifen und ihre Parfumierung • • • • . . . • 311S
Allgemeines . . . . • . . . . . . . . . . . . · 315
Beschaffenheit der Grundseife zu pilierten Seifen 316
Das Pilieren der Toiletteseifen. • • • • . • . . . · 317
Parfumieren und Färben pilierter Seifen. • . . . . · 319
VI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Über die Anwendung der Riechstoffe in der Toiletteseifenfabrikation. • 320
Die Verwendung künstlicher Riechstoffe zur Parfumierung von kaltge·
rührten Seifen .••.•••.••..••..•.••... 330
Vermehrungsmittel und verbe88ernde Zusätze für Toiletteseifen . 334
Kaltgerührte Toiletteseifen . • . • . . . . . . . 369
Parfums für Toiletteseifen auf halbwarmem Wege . 371
Transparente Glyzerinseüen ......... 372
Flüssige Seife für Seifenspender und Automaten . 374
Rasierseifen • • • 376
Rasiercreme 378
Seifenblätter . . 380
Seifen in Tuben 381
Sachverzeichnis . . . 383
Berichtigung.
S. 190, zweiter Absatz lies richtig:
Die Wirkung der Fettalkoholsulfonate
(statt Fettalkohole).
Charakteristik und Verwendnng der
künstlichen Riecbstoffe.
Sicher ist der mächtige Aufschwung der modernen Parfumerie
zum guten Teil der Mitwirkung künstlicher Riechstoffe zu verdanken,
d. h. der umsichtigen, sachgemäßen Mitheranziehung dieser wertvollen
und unentbehrlichen Hilfsmittel des modernen Parfumeurs.
Es muß aber ein für allemal mit jener Irrlehre aufgeräumt werden,
als seien gute natürliche Riechstoffe seit Einführung der künstlichen
Riechstoffe übe r f I ü s s i g geworden.
Ganz im Gegenteil stellen die Naturprodukte dieser Art, wenn sie,
was leider nicht immer der Fall ist, - einwandfreier Provenienz sind,
nach wie vor äußerst wichtige und unentbehrliche Mittel dar, wirklich
gute Parfums herzustellen.
Es kommt den natürlichen Riechstoffen also auch heute noch das
Übergewicht zu und dürfen wir die künstlichen Riechstoffe im wesent
lichen nur als Hilfsmittel betrachten, die Geruchswirkung natürlicher
Aromaten entsprechend zu variieren bzw. zu verstärken.
Die großen Verdienste der organischen Chemie an der Entwicklung
der modernen Parfumerie lassen sich in kurzen Zügen, wie folgt, charak
terisieren: In erster Linie hat die Chemie durch Erforschung der Zu
sammensetzung der bekannten natürlichen Riechstoffe sowohl zu deren
Reindarstellung erheblich beigetragen, aber zugleich auch durch Elimi
nierung gewisser riechender Prinzipien der Naturprodukte bzw. durch
geeignete Transformation derselben eine Menge neuer Riechstoffe
natürlicher Provenienz geschaffen, deren Verwendung als Parfumerie
material oder aber als Ausgangsmaterial zu chemischen Umwandlungen
zwecks Schaffung von neuen, als Riechstoffe geeigneten Derivaten
der modernen Industrie, unserer Branche ganz neue Wege gewiesen hat.
Wie groß das Verdienst dieser einfachen Eliminationsmethoden ist,
möge folgendes Beispiel zeigen. Durch Eliminierung des Geraniols,
eines wichtigen Bestandteiles vieler teurer Öle, wie Rosenöl, Geraniumöl,
usw., aus billigen Ölen, wie Citronell- und Palmarosaöl, hat man es er
möglicht, billigere Ersatzmittel für die teueren Öle zu schaffen, ganz
abgesehen von der vielseitigen Verwendungsmöglichkeit für chemisch
reines Geraniol, die mit dieser Elimination erschlossen wurde. Ganz
besondere Wichtigkeit hat aber die chemische Transformation gewisser
so isolierter Konstituanten erlangt, einige Beispiele mögen dies ver
anschaulichen. Das Eugenol läßt sich leicht aus vielen relativ billigen
Ölen, wie Nelkenöl, Zimtblätteröl usw. isolieren; durch geeignete
Transformation dieses verhältnismäßig wohlfeilen Materials hat man
das Vauillin synthetisch erhalten, das in vieler Beziehung die sehr
WI nt er, Parfumerie. 5. Auf!. 1
2 Charakteristik und Verwendung der künstlichen Riechstoffe.
teure Vanille ersetzen kann und dabei zirka 33mal ausgiebiger ist als
natürliche Vanille. Ein anderes Beispiel: Lemongrasöl enthält zirka
85 % Citral, das leicht zu isolieren ist und mit Aceton kondensiert den
herrlichen Veilchenriechstoff Jonon ergibt; Safrol, aus dem billigen
Sassafrasöl isoliert, liefert das wertvolle Heliotropin, Linalool das Lina.
lylacetat usw. Abgesehen von diesen auf Eliminierung der Konstituanten
natürlicher Riechstoffe oder deren Transformation zu neuen Riech·
stoffen beruhenden Verfahren zur Verwertung natürlicher Körper, hat
die Chemie aber auch durch die r ein e S y n t h e se gewisser bekannter
Konstituanten aus Kohlenwasserstoffen oder aber durch die Darstellung
ganz neuer Riechstoffe, die in dieser Form in keinem natürlichen Riech·
stoff enthalten sind, der modernen Parfumerie ganz neue Wege gewiesen.
So wurde der Anthranilsäuremethylester, der in vielen aromatischen
Pflanzenprinzipien eine bedeutende Rolle spielt (Orangenblüte, Jasmin
usw.), aus Kohlenwasserstoffen, ohne Zuhilfenahme natürlicher Kon·
stituanten, gewonnen, ebenso der Phenyläthylalkohol, das Cumarin,
Benzylacetat und viele andere. Als rein synthetische Produkte seien
auch erwähnt die verschiedenen Sorten des künstlichen Moschus, die
zwar den Tonkinmoschus nicht ersetzen können, aber doch in ihrer Art
ganz hervorragende Dienste zu leisten berufen waren.
Eine wirklich sachgemäße Verwendung der synthetischen Riech.
stoffe ist unbedingt erforderlich, um wirklich gute Resultate zu er·
zielen, jeder Mißbrauch derselben läßt aber nur unangenehme Über.
raschungen erwarten. Die synthetischen Riechstoffe sind also in der
Hand des erfahrenen Fachmannes ein außerordentlich wertvolles Hilfs·
mittel, in der Hand des Unerfahrenen aber eine recht gefährliche Materie.
Bei Verwendung der künstlichen Riechstoffe ist vor allem dem Um·
stand Rechnung zu tragen, daß diesen meist eine gewisse Derbheit des
Geruches eigen ist, die durch geeignete Kombination mit echten, natür·
lichen Riechstoffen abgetönt werden muß. Die wertvolle Eigenschaft
der synthetischen Odorantien zur Erzeugung ganz neuartiger, bis ins uno
endliche variabler Geruchseffekte beizutragen, kann nur dann zweck·
entsprechend ausgenutzt werden, wenn jedes Zuviel von vorneherein
vermieden wird, keinesfalls können wir aber, mit Ausnahme der Seifen·
parfumierung und auch hier nur unter gewissem Vorbehalt, von einem
Gemisch, das ausschließlich aus solchen Kunstprodukten besteht, eine
wirklich feine und dezente Geruchswirkung erwarten.
Es ist also prinzipiell wichtig, daß wir in den synthetischen Produkten
lediglich Hilfsmittel erblicken, die mit Vorsicht in Form kleiner Zusätze
verwendet werden müssen und - speziell in der feinen Parfumerie -
nur zur Variierung des Geruches natürlicher Riechstoffe Verwendung
finden können.
In der Seifenparfumierung liegt der Fall dagegen, wenigstens für
kurante Ware, anders, indem hier in der Hauptsache künstliche Riech·
stoffe Verwendung finden können, wobei aber die Mitverwendung guter
natürlicher Riechstoffe, wenn auch in nur kleineren Mengen keineswegs
an Bedeutung verliert, sondern ganz erheblichen Einfluß auf die Feinheit
des Parfums ausübt.
Charakteristik und Verwendung der künstlichen Riechstoffe. 3
Wir erblicken also in den natürlichen und künstlichen Riechstoffen
Faktoren, die, sich gegenseitig ergänzend, unendlich wertvolle Dienste in
der Parfumerie zu leisten berufen sind und deren inniger Zusammenarbeit
in fachkundiger Hand wir jenen großen Aufschwung verdanken, den
unsere Industrie seither genommen hat.
Es versteht sich von selbst, daß auch beim Einkauf synthetischer
Riechstoffe streng darauf zu achten ist, daß nur reinste Materialien Ver
wendung finden, denn verunreinigte synthetische Produkte sind über
haupt nicht verwendbar, sollten auch prinzipiell nicht gekauft werden,
auch nicht zur Parfumierung billiger Seifen.
In den einzelnen Vorschriften in diesem Buche ist hinter den ver
wendeten künstlichen Riechstoffen deren Provenienz durch die Anfangs
buchstaben der Firmennamen angedeutet. Es sind diejenigen Erzeug
nisse genommen, von denen dem Verfasser Proben zur Hand waren.
Keinesfalls soll eine solche Erwähnung von Spezialprodukten be
deuten, daß etwa nur diese vorteilhaft zu verwenden seien oder etwa
analoge Produkte anderer Provenienz, bei geeigneter Verwendung, nicht
ebenso gute Dienste leisten könnten.
Es sei also die Erwähnung eines Spezialproduktes mit Provenienz
angabe nicht im Sinne einer Bevorzugung, noch weniger aber im Sinne
einer "Anpreisung" aufgefaßt, sondern nur als Andeutung einer Ver
wendungsmöglichkeit.
Die Abkürzungen im Text bedeuten die nachstehend angegebenen
Firmen.
A. Ch. = Antoine Chiris, G ras s e und Par i s.
Agfa = I. G. Farbenindustrie A. G., Be r I i n.
Ama = A. Maschmeyer jr., Am s t erd a m.
D. F. = Descollonges Freres, L y 0 n.
Dr. Sch. & C. = Dr. Schmitz & Co., D üs se 1 d 0 r f.
Fl. = Chemische Fabrik "Flora", D übe n d 0 r f -Z ü r ich.
H. & C. (oder
Heiko) = Heine& Co., Leipzig.
H.&R. = Haarmann& Reimer, Holzminden.
Kape = Kluge & Pöritzsch, Lei p z i g.
L.F. = Lautier Fils, G ras s e.
L.&C. = De Laire & Cie., Par i s.
L.G. = L. Givaudan, Ver nie r bei Genf.
M.&.B. = Dr. Mehrländer & Bergmann, Harn bur g.
N.&C. = M. Naef& Cie., Genf.
P.&8. = Polak & Schwarz, Z a a n d a m (Holland).
Roure = Roure Bertrand Fils, G ras s e.
8.&A. = 80zio & Andrioli, G ras se.
8.&C. = 8achsse & Co., Lei p z i g (jetzt von Schimmel & Co.
übernommen) .
Sch. & C. = Schimmel & Co. A.-G., Mi 1 ti t z bei Leipzig.
T.M. = Th. Mühlethaler, Ny 0 n (Schweiz).
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere
Lieferanten von Riechstoffen sind im Bezugsquellen-Nachweis des An
hangs genannt.
1*
4 Vorarbeiten zur Herstellung der Extraits.
Vorarbeiten zur Herstellung der Extraits.
Unter diesen nimmt die
Herstellung der nötigen Tinkturen und Lösungen .
den wichtigsten Platz ein.
Wichtig ist es, daß für diese Hilfsmittel eine eindeutige Nomenklatur
gewählt wird, die jedes Mißverständnis ausschließt. Wir nennen Tin k .
t u r jeden alkoholischen Auszug einer Droge, auch die alkoholischen
Lösungen aromatischer Harze wie Benzoe, Tolubalsam usw. fallen kon·
ventionell unter diesen Begriff.
Als Solutionen bezeichnen wir sinngemäß alle Arten von Lösungen
von Riechstoffen in Alkohol oder anderen geeigneten Lösungsmitteln.
Die Bezeichnung Infusion reservieren wir für die Pomadeauswaschun.
gen, für die als synonym und gebräuchlich auch die Bezeichnung La·
vag e oder Extrait zur Anwendung kommen kann.
Nach dieser Nomenklatur ist also z. B. Moschustinktur ein alko·
holischer Auszug aus echtem Tonkinmoschus, Moschussolution eine Lö·
sung von künstlichem Moschus in Benzylbenzoat o. dgl. Ebenso wäre
z. B. Iristinktur der alkoholische Auszug der Iriswurzel, Irissolution eine
Lösung von konkretem Irisöl in Alkohol usw. Die Auswaschung von
Essence Concete wird analog auch als Infusion, Lavage oder Extrait be·
zeichnet.
Bezüglich der Bezeichnung E x t r a i t ist noch zu bemerken, daß
diese auch auf die fertigen alkoholischen Parfums Anwendung findet,
doch kann diese gleichartige Bezeichnung praktisch zu Verwechslungen
keinen Anlaß geben. Will man in einer Vorschrift z. B. gleichzeitig eine
Pomadenauswaschung von Veilchen und einen komponiereten Veilchen·
extrait verwenden, so bezeichnet man erstere einfach als Extrait Veilchen
oder Violette, letzteren als Extrait Violette compose.
Betreffs der Extraitfabrikation sei noch empfohlen, die Ansätze nicht
zu klein zu machen, sondern etwa 15 bis 20 kg auf einmal herzustellen,
damit die fertigen Extraitkompositionen längeres Lager haben können,
wodurch ihr Geruch bedeutend verfeinert wird. Nach Zusammensetzung
der Kompositionen lasse man den fertigen Extrait unter öfterem Schüt·
teIn längere Zeit stehen, ehe man ihn filtriert. Nach dem Filtrieren
bewahre man die Flaschen in gut gefülltem und verkorktem Zustande in
kühlen, leicht zu verdunkelnden Räumen auf, am besten in einem schö·
nen, luftigen, trockenen Keller. Hat der Extrait nun längere Zeit, etwa
5 bis 6 Wochen, gelagert, so ist er zum Abfüllen fertig.
Ebenso ist es sehr gut, wenn die angewendeten Tinkturen und Solu·
tionen frühzeitig und in reichlichen Mengen angesetzt worden sind; denn
je älter z. B. Ambra., Moschus·, Benzoe., Tolu., Storax· usw. Tinkturen
sind, desto feiner werden sie im Geruch. Dies gilt ganz besonders für
Moschustinktur und Ambratinktur, welche bei zunehmendem Alter einen
immer mächtigeren Duft entfalten.