Table Of ContentOscar W. Gabriel· Frank Brettschneider (Hrsg.) 
Die EU-Staaten im Vergleich
Os car W. Gabriel · Frank Brettschneider (Hrsg.) 
Die EU-Staaten 
im Vergleich 
Strukturen, Prozesse, Politikinhalte 
2., iiberarbeitete und erweiterte Auflage 
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme 
Die EU-Staaten im Vergleich: 
Strukturen, Prozesse, Politikinhalte 1 Oscar W. Gabbriel; 
Frank Brettschneider (Hrsg.).-2., iiberarb. und erw. Aufl. 
Opladen: Westdt. Veri., 1994 
1. Aufl. u.d.T.: Die EG-Staaten im Vergleich 
ISBN 978-3-531-12282-3  ISBN 978-3-322-92488-9 (eBook) 
DOI 10.1007/978-3-322-92488-9 
NE: Gabriel, Oscar W. [Hrsg.] 
2., iiberarbeitete und erweiterte Auflage 1994 
Alle Rechte vorbehalten 
© 1992 Springer Fachmedien Wiesbaden 
Ursprllnglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1992 
Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. 
Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes 
ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt ins 
besondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und 
die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 
Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt 
Titelbild: Eva Keller, Wiesbaden 
Satz: ITS Text und Satz GmbH, Herford 
Gedruckt auf saurefreiem Papier
Inhalt 
Vorwort  ....................................................  7 
Einleitung 
Oscar W Gabriel: 
Die EU-Staaten im Vergleich: Strukturen, Prozesse, Politikinhalte  9 
I. Teil:  Rahmenbedingungen der Politik 
Adolf Kimmei: 
Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen: Grundrechte, Staats-
zielbestimmungen und Verfassungsstrukturen  .................  23 
Stefan Hradil: 
Sozialstruktur und gesellschaftlicher Wandel ...................  52 
Oscar W Gabriel: 
Politische Einstellungen und politische Kultur  .................  96 
11. Teil:  Politische Konflikte, politische Willensbildung 
und politisches Verhalten 
Bettina Westle: 
Politische Partizipation  .......................................  137 
Eckhard Jesse: 
Wahlsysteme und Wahlrecht  .................................  174 
Jürgen W Falter/Markus Klein/Siegfried Schumann: 
Politische Konflikte, Wählerverhalten und die Struktur des 
Parteienwettbewerbs  .........................................  194 
Hiltrud Naßmacher: 
Parteiorganisation, Parteiprogramme und Strukturen innerpartei-
licher Willensbildung  ........................................  221 
Jürgen Hartmann: 
Interessenverbände  258 
VVinand Gellner: 
Massenmedien  ..............................................  279
6  Inhalt 
111. Teil:  Parlament, Regierung und Politikinhalte 
Heinrich Oberreuter: 
Das Parlament als Gesetzgeber und Repräsentationsorgan  307 
Herbert Döring: 
Parlament und Regierung  ....................................  336 
Jürgen Kohl: 
Die öffentlichen Ausgaben, ihre Finanzierung und die Entwick-
lung des Staatssektors  .......................................  359 
Dieter Grosser unter Mitarbeit von Thomas Neuschwander: 
Ordnungspolitische Orientierungen und wirtschaftliche Entwick-
lung  ........................................................  384 
Manfred G. Schmidt: 
Nationale Politikprofile und Europäische Integration  ...........  422 
IV. Teil:  Materialien zu Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in 
den Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft 
(Frank Brettschneider/Katja Ahlstich/Bettina Klett/ 
Angelika Vetter) 
1. Einleitung  ................................................  445 
2. Die Verfassungen der EG-Staaten im Vergleich  ..............  463 
3. Daten zu Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in den EG-Mit-
gliedsstaaten  ..............................................  491 
Literaturhinweise  ............................................  625 
Glossar .....................................................  627 
Die Autoren  ................................................  639
Vorwort 
Zwischen dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Bandes vor zwei Jahren 
und der nun vorliegenden zweiten, überarbeiteten Auflage ist die euro 
päische Integration weiter vorangeschritten. Der Vertrag von Maastricht 
ist in Kraft getreten. Die Europäische Gemeinschaft heißt jetzt Europäische 
Union. Dem haben wir im Titel dieser Auflage Rechnung getragen. In 
den einzelnen Beiträgen wurde jedoch aus Gründen der Einheitlichkeit 
noch die Bezeichnung EG-Staaten beibehalten, weil die meisten Artikel 
bereits überarbeitet waren, bevor die Umbenennung erfolgte. 
Auch nach der Einrichtung der Europäischen Union gibt es zahlreiche 
Überlegungen und Spekulationen über die möglichen Auswirkungen der 
intensiveren wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen zwischen ih 
ren Mitgliedsstaaten. Eine Konsequenz der Vertiefung des Integrations 
prozesses ist jedoch bereits jetzt klar absehbar: Die funktionale Bedeutung 
von Informationen über die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen 
in den Partnerländern wird in dem Maße zunehmen, in dem die Koope 
ration zwischen ihnen enger wird. 
Aus diesen Überlegungen heraus entstand der Plan zu diesem Sam 
melband. Er verfolgt das Ziel, den Leser in vergleichender Perspektive 
über die politischen Strukturen und Prozesse und über die Politikprofile 
der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu informieren. Gegenstand 
der Darstellungen und Analysen sind die nationalen politischen Systeme, 
nicht die Europäischen Institutionen. Der Band richtet sich vor allem an 
Leser, die sich einen ersten Überblick über die gesellschaftlichen und po 
litischen Bedingungen in den zwölf EU-Staaten verschaffen wollen, der 
durch Speziallektüre weiter vertieft werden kann. Dementsprechend ist 
er als Einführung in die vergleichende Analyse politischer Systeme an 
gelegt, die im universitären Grundstudium, für den Sozialkundeunterricht 
in der Oberstufe und für Zwecke der politischen Bildung genutzt werden 
kann. Diesem Anliegen trägt unter anderem die im Anhang enthaltene 
Materialsammlung Rechnung, die nicht nur als Datengrundlage der ein 
zelnen Beiträge diente, sondern auch als Seminar-und Unterrichtsmaterial 
für weiterführende Analysen genutzt werden kann. Die Dokumentation 
enthält erstmals eine umfassende Übersicht über die wichtigsten Resultate 
der seit 1975 halbjährlich durchgeführten EUROBAROMETER-Umfragen. Die 
se Umfragen stellen eine außerordentlich ergiebige, wenn auch in mancher 
Hinsicht problematische Datenbasis für vergleichende Analysen der eu 
ropäischen Politik dar. Die betreffenden Daten wurden von der EG-Kom 
mission erhoben und vom Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung 
der Universität zu Köln (ZA) aufbereitet und für empirische Analysen 
zugänglich gemacht. Weder die EG-Kommission noch das Zentralarchiv 
tragen irgendeine Verantwortung für die Analysen und Interpretationen
8  Vorwort 
der Daten in diesem Sammelband. Ebenso vom ZA aufbereitet wurden 
die von Gabriel A. Almond und Sidney Verba erhobene Civic Culture 
Study, die von Klaus R. Allerbeck, Max Kaase und Hans D. Klingemann 
erhobenen Political Action Studien 1973-1976 und 1988 sowie der von Ro 
nald Inglehart u.a. erhobene World Value Survey. Auch hier gilt: Weder 
das ZA noch die Primärforscher tragen irgendeine Verantwortung für die 
Analysen und Interpretationen der Daten in diesem Sammelband. Weitere 
Materialien sind den offiziellen Statistiken der EG-Kommission entnommen 
bzw. basieren auf Auskünften der Botschaften und der Parlamentsverwal 
tungen der EU-Staaten. In Anbetracht der umfassenden Dokumentation 
haben die Autoren weitgehend darauf verzichtet, Tabellen und Abbildun 
gen in ihre Beiträge einzubauen. Die im Anhang befindlichen Tabellen 
sind in den Texten mit ihrer laufenden Nummer und dem Zusatz A aus 
gewiesen. Aus drucktechnischen Gründen mußte die laufende Reihenfolge 
der Tabellen gelegentlich durchbrochen werden. 
Im Vergleich zur ersten Auflage sind einige Tabellen hinzugekommen, 
einige wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit in neuen Tabellen zu 
sammengefaßt. In jedem Fall fand eine Aktualisierung der vorhandenen 
Zeitreihen statt. Überarbeitet wurden auch alle Textbeiträge. Die Autoren 
haben dabei in erster Linie zwischenzeitlich eingetretene politische, wirt 
schaftliche oder soziale Entwicklungen sowie die neu hinzugekommenen 
Daten berücksichtigt. 
Viele Personen und Institutionen haben zum Zustandekommen dieses 
Bandes beigetragen. Den Autoren ist für die Überarbeitung ihrer Beiträge 
zu danken. Hervorzuheben ist auch die Kooperation der Botschaften und 
Parlamentsverwaltungen. Die Bundeszentrale für Politische Bildung, be 
sonders Dr. Heinz Ulrich Brinkmann und Rüdiger Thomas haben durch 
die Bereitschaft zur Übernahme eines großen Teiles auch der Zweitauflage 
die ökonomischen Voraussetzungen dafür geschaffen, daß der Preis in 
einem für ein solch umfangreiches Werk vertretbaren Rahmen gehalten 
werden konnte. Wissenschaftler, deren empirische Forschung vornehmlich 
auf der Sekundäranalyse von Umfragen basiert, wissen die Existenz des 
Zentralarchivs für Empirische Sozialforschung zu schätzen. Es ist den Her 
ausgebern ein besonderes Bedürfnis, Horst Weinen, Ewald Rose und Mein 
hard Moschner nicht nur für ihre Unterstützung bei der Durchführung 
dieses Projektes, sondern generell für eine langjährige, überaus erfreuliche 
Zusammenarbeit zu danken. Last, but not least, möchten wir Manfred 
Müller vom Westdeutschen Verlag danken, der das Projekt seit seinen 
Anfängen wohlwollend begleitet hat. Die mit ihm geführten Gespräche 
über die Konzeption des Bandes und die technische Abwicklung des Pro 
jekts waren konstruktiv, anregend und atmosphärisch erfreulich. Die Pu 
blikation dieses Sammelbandes und die Zusammenarbeit mit dem Verlag 
hat viel Freude gemacht. 
Oscar W. Gabriel, Frank Brettschneider
Oscar W. Gabriel 
Einleitung 
Die EU-Staaten im Vergleich: 
Strukturen, Prozesse, Politikinhalte 
1. Westeuropa auf dem Weg zur politischen Union? 
Am 1. Januar 1958 traten die Römischen Verträge in Kraft, in denen die 
Beneluxländer, Italien, Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland 
die Angleichung ihrer nationalen Wirtschaftspolitiken und die schrittweise 
Einführung eines Gemeinsamen Marktes vereinbarten. Mit diesem Vertrag 
setzten die Gründungsmitglieder der EWG das Bemühen um eine wirt 
schaftliche Kooperation fort, das sie bereits sechs Jahre zuvor im begrenzten 
Rahmen der Montanunion in Angriff genommen hatten. Mit der Einrich 
tung eines europäischen Binnenmarktes zum Jahresbeginn 1993 trat der 
Integrationsprozeß in eine neue Phase ein. Die Jahre zwischen den ersten 
Schritten auf dem Weg zu einem europäischen Wirtschaftsraum und der 
Etablierung des gemeinsamen Marktes waren durch eine Erweiterung der 
Europäischen Gemeinschaft um neue Mitgliedsländer, durch eine Einbe 
ziehung immer neuer Politikfelder in den Integrationsprozeß und durch 
die Bildung neuer Institutionen charakterisiert, die das Fortschreiten des 
Integrationsprozesses politisch abstützen sollten.  Hrbek  (1991:  128)  be 
schreibt das EG-System als "das wichtigste Ergebnis des westeuropäischen 
Integrationsprozesses. Es hat sich von bescheidenen Anfängen einer Sek 
tor-Integration (der auf Kohle und Stahl begrenzten Montan-Union) zu 
einem Gebilde entwickelt, dessen Tatigkeitsspektrum sich stark ausgeweitet 
hat, das über ein sich immer mehr ausdifferenzierendes 'Regierungssystem' 
verfügt, seinen Mitgliederbestand verdoppelt hat und weiterer Vertiefung 
und Erweiterung entgegengeht". Mit der Einbeziehung der fünf neuen 
Länder der Bundesrepublik, den Beitrittsanträgen Schwedens, Finnlands 
und Österreichs sowie entsprechenden Ankündigungen mehrerer mittel 
und osteuropäischer Staaten wurde eine weitere Entwicklungsphase ein 
geleitet, die ganz offenkundig das Ende des Kalten Krieges anzeigt und 
in deren Verlauf eine Neubestimmung der weltpolitischen Bedeutung der 
Europäischen Gemeinschaft erfolgen könnte. 
Daß die Integration Europas nicht nur auf dem Papier steht, läßt sich 
durch zahlreiche Daten belegen. Bereits vor der Einrichtung eines gernein-
10  Einleitung 
samen Binnenmarktes hat die wirtschaftliche Verflechtung zwischen den 
zwölf EG-Staaten ein beträchtliches Ausmaß erreicht. Im Jahre 1987 im 
portierten die EG-Staaten 59 Prozent aller Güter und Dienstleistungen aus 
anderen Mitgliedsstaaten der EG, ebenso hoch war die Exportquote in 
die EG-Partnerländer. Im Vergleich mit dem Jahr 1958 bedeutete dies einen 
Zuwachs um 24 Prozentpunkte, gegenüber 1981 ein Wachstum um sechs 
Prozentpunkte (vgl. EUROSTAT 1989: 267f.i ReicheI1984: 339). Auch die ho 
hen Ausländeranteile in einzelnen EG-Mitgliedsstaaten und die Touristen 
ströme zwischen ihnen verdeutlichen das Ausmaß der wirtschaftlichen 
Verflechtung. Die Institutionalisierung eines europäischen Binnenmarktes 
wird somit die ohnehin ablaufenden Prozesse beschleunigen und den Aus 
tausch weiter erleichtern. Ob dies jedoch einen qualitativen Sprung, vor 
allem in Richtung auf eine verstärkte politische Integration auslösen wird, 
bleibt einstweilen ungewiß. 
Trotz der unverkennbaren Fortschritte auf wirtschaftlichem Gebiet sind 
die politischen Umrisse einer sich etablierenden Europäischen Gemein 
schaft derzeit allenfalls vage zu erkennen. Nachdem sich die europäische 
Politik zunächst als eine Domäne der Regierungen und Verwaltungen, 
insbesondere des Ministerrates und der Eurobürokratie, dargestellt hatte, 
signalisierte die erste Direktwahl des europäischen Parlaments am 10. Juni 
1979 eine stärkere Akzentuierung der politischen Dimension des Integra 
tionsprozesses. Dies manifestiert sich auch im Zusammenschluß der Par 
teien zu europäischen Dachverbänden. Auch wenn das Europaparlament 
überwiegend symbolisch-repräsentative Funktionen erfüllt und nur in be 
grenztem Umfang über klassische parlamentarische Kompetenzen verfügt, 
kann man den Übergang zu seiner direkten Wahl immerhin als einen 
symbolischen Schritt deuten, der den Willen der Politiker signalisiert, die 
bürokratischen Strukturen um eine parlamentarisch-demokratische Kom 
ponente zu ergänzen. 
Wie aus zahlreichen zwischen 1973 und 1992 durchgeführten Umfragen 
der EG-Kommission hervorgeht, scheint die Öffentlichkeit in den EG-Mit 
gliedsstaaten von der politischen Führung weitere Schritte zur Demokra 
tisierung der europäischen Institutionen zu erwarten. Jedenfalls fordert 
eine Mehrheit der Befragten eine Aufwertung des Europaparlaments und 
die Bildung einer ihm verantwortlichen europäischen Regierung. Bereits 
jetzt schreibt man allerdings dem Europaparlament eine wichtige Rolle 
in der europäischen Politik zu (vgl. EG-Kommission 1991: 135ff.). 
Den Eindruck, daß die Bevölkerung die Europäische Gemeinschaft und 
ihre Institutionen mittlerweile als eine feste Größe im politischen Leben 
akzeptiert, stützen weitere Daten: Zwischen 1973 und 1992 befürworteten 
mehr als 60 Prozent der Befragten in den zwölf Staaten das Bemühen um 
eine Integration Europas, etwa ebenso viele schätzten die europäische In 
tegration als eine gute Sache ein und vertraten die Auffassung, das eigene 
Land ziehe Vorteile aus der EG-Mitgliedschaft. Allerdings fällt die Ein 
schätzung der europäischen Integration und der sie tragenden Institutionen