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Die Deutschkonservative Partei am Ende des Kaiserreichs:
Stillstand und Wandel einer untergehenden Organisation
Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines
 
Doktors der Philosophie der Philosophischen Fakultät der 
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Joachim Bohlmann
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Dekan: Prof. Dr. phil. Alexander Wöll
Erstgutachter: Prof. Dr. phil Thomas Stamm-Kuhlmann
Zweitgutachter: PD Dr. phil. Frank Möller
Tag der Verteidigung: 28. April 2011
3
Inhaltsverzeichnis
           Einleitung (Zum Forschungsstand und zur Einordnung dieser Arbeit; Fragestellung
                              und Vorgehensweise; Quellenlage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  6
Erstes Kapitel: Die Geschichte des Konservativismus und der 
                                    Deutschkonservativen Partei  von den Anfängen bis 1890 . . . . . . . . . 16
1. Vorbemerkung
2. Die Ursprünge des Konservativismus und der konservativen Parteien
3. Die Gründung der DkP und das Bismarckreich
Zweites Kapitel: Die Organisation der Partei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  27 
1.   Der (Haupt-) Wahlverein der Deutschkonservativen
2. Der Parteiführer
3. Die Bildung des Elfer-Ausschusses 1889
4. Die Bildung des Fünfziger-Ausschusses 1892
5. Der Dreier- (Fünfer-) Ausschuss und die Neuorganisation von 1902/12
6. Zentralbüro und Fraktionsbetrieb
7. Resümee
Drittes Kapitel: Die DkP nach der Entlassung Bismarcks:
                          Die beginnende Wandlung (1890-97). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  41
1. Der Tivoli-Parteitag und das neue Parteiprogramm: Stoeckers Sieg und 
      sein Scheitern
2. Der Bund der Landwirte und die Deutschkonservative Partei
3. Die Politik der „drei großen Mittel“ (1894-97)
Viertes Kapitel: Die DkP am Scheidewege 1897-1906 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  55
1. Die Flottenvorlagen
2. Das Mittellandkanal-Projekt
3. Der Zolltarif und die Bedeutung der Konfliktzeit
Fünftes Kapitel: Die antigouvernementale Partei 1907-1910. . . . . . . . . . . . . . . . . .   65
1. Die Bildung des Bülow-Blocks
2. Die Reichsfinanzreform 1908/09
3. Die Daily-Telegraph-Affäre
4. Ein neuer Reichskanzler, doch die Probleme bleiben: Bethmann Hollweg, das 
preußische Wahlrecht und die Vertiefung des konservativ-liberalen Gegensatzes
Zwischenfazit
4
Sechstes Kapitel: DieReichstagswahlen im Januar 1912 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
1. Am Vorabend der Reichstagswahlen: die elsass-lothringische
      Verfassungsreform von 1911
2. Die Reichstagswahlen
a) Der „konservative Ritt in den Westen“
b) Der Kampf gegen den Liberalismus und den „Großblock“
c) Der schwarz-blaue Block
d) Der Wahlkampf
e) Die Hauptwahl am 12. Januar
f) Die Stichwahlen
g) Ergebnis und Folgen der Reichstagswahlen
            Siebentes Kapitel: Die DkP nach der Reichstagswahl von 1912 . . . . . . . . . . . . . . 129
1. Die Isolierung im Reichstag
2. Auf dem Wege zu einer konservativen Volkspartei?
3. Sammlungspolitik: Das „Kartell der schaffenden Stände“
Achtes Kapitel: Der Aufschwung der deutschkonservativen Provinzialbewegung
                                      vor 1914 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
1. Die ostelbischen preußischen Provinzen
a) Ostpreußen
b) Westpreußen und Posen
c) Schlesien
d) Pommern
e) Brandenburg und Berlin
2. Mittleres und westliches Norddeutschland
a) Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz
b) Schleswig-Holstein, Oldenburg und Braunschweig
c) Hamburg, Bremen und Lübeck
d) Hannover
3. Mitteldeutschland
4. Königreich Sachsen
5. Westfalen, Rheinland und Elsass-Lothringen
6. Königreich Württemberg
7. Großherzogtum Baden
8. Königreich Bayern
9. Resümee
5
Neuntes Kapitel: Die Deutschkonservative Partei im Ersten Weltkrieg . . . . . . . . . 186
1. Einleitung
2. Die außenpolitischen Positionen der DkP und ihre Umsetzung bis 1914
3. Die DkP und der Kriegsausbruch
4. Burgfrieden?
a) Die DkP und ihre Stellung zum Programm der Neuorientierung und zur 
Wahlrechtsfrage
b) Die Kriegszieldiskussion 
c) Der U-Boot-Krieg und die Deutschkonservative Partei
5. Nach dem Burgfrieden: Erneute Isolierung im Reichstag und die Gründung
der Deutschen Vaterlandspartei 1917
6. Die DkP und das Ende des Kaiserreichs
Zehntes Kapitel: Die Deutschkonservative Partei in der Weimarer Republik . . . . . 253
1. Deutschkonservative Partei und Deutschnationale Volkspartei
2. Ausklang
Zusammenfassung und Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
            Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  273
            Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
            Verzeichnis der Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  286
            Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  287
            Eidesstattliche Erklärung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
6
                                                   Einleitung
Zum Forschungsstand und zur Einordnung dieser Arbeit
Trotz einer großen Anzahl von Veröffentlichungen zur Geschichte und Ideologie des 
Konservativismus1 kann nicht die Rede davon sein, dass dieses sehr weit reichende Gebiet 
tiefgründig erforscht sei, im Gegenteil: Deutsche Geisteswissenschaftler taten sich nach der 
Katastrophe von 1945 schwer, die Geschichte des Konservativismus und der konservativen 
Parteien   aufzuarbeiten   und   haben   insbesondere   aufgrund   ihrer   größeren 
Identifikationsmöglichkeit   mit   sozialdemokratischer,   liberaler   und   katholischer 
Parteiengeschichte das Interesse vorrangig auf die Reformkräfte und -parteien in der Zeit des 
Kaiserreichs und der Weimarer Republik gerichtet. 
Im Unterschied zu den von der Forschung eher stiefmütterlich behandelten Konservativen ist 
das für die Geschichte der Deutschkonservativen Partei (im Folgenden: DkP) Rahmen 
bildende Deutsche Kaiserreich spätestens seit der Fischer-Kontroverse2 stets ein Gegenstand 
hitziger Debatten gewesen und bis auf den heutigen Tag geblieben.3 In der durch Fischers 
Thesen ausgelösten Debatte ließen sich idealtypisch zwei konträre Standpunkte feststellen: 
Auf der einen Seite standen die, einem sozial- oder gesellschaftsgeschichtlichen Ansatz 
folgenden Historiker der Fischer-Schule, und an diese anknüpfend eine Gruppe vor allem in 
Bielefeld lehrender Historiker, welche die Entstehung des Dritten Reiches „als ein Resultat 
tief verwurzelter Kontinuitäten“ der deutschen Geschichte beurteilten und die unter dieser 
Prämisse   das   Kaiserreich   in   die   Langzeitperspektive   eines   „deutschen   Sonderwegs“ 
einordneten.4  Dabei ging man vor allem auf die Revolution von 1848/49 zurück, deren 
Scheitern für die dauerhafte Schwäche des Bürgertums im Kaiserreich ebenso verantwortlich 
gemacht wurde wie für die ungebrochene Stärke der alten Eliten; diese hätten ihre Macht auch 
nach der Reichsgründung festigen können durch eine enge Verbindung zur Bürokratie, 
Diplomatie und zum Heer, durch manipulative Herrschaftstechniken (Staatsstreichdrohung, 
Bonapartismus, Negative Integration, Sozialimperialismus) unter Politisierung der Massen 
sowie durch das Herrschaftskartell mit dem Industriebürgertum. Auf diese Weise sei nicht nur 
eine Reformblockade, sondern auch eine explosive Mischung von Altem und Neuem 
entstanden;   die   für   das   Kaiserreich   kennzeichnende   Kluft   zwischen   seiner   rasanten 
wirtschaftlich-sozialen und der stagnierenden politischen Entwicklung wäre unter diesen 
1 Ich verwende den Begriff “Konservativismus” und nicht den bedeutungsgleichen Terminus “Konservatismus”, 
weil ich ihn vom Adjektiv “konservativ” ableite. Der Gebrauch des Eigenschaftswortes “konservativ” in der 
heutigen Umgangssprache reicht von wertgebunden bis unmodern, von stabil bis rückständig. In dieser 
Untersuchung wird “konservativ” als spezieller Terminus gebraucht und bezieht sich auf eine bestimmte 
Strömung in der Ideen- und vor allem Parteiengeschichte. Vgl. auch: Lexikon des Konservatismus, 1996, S. 319.
2 Diese wurde ausgelöst durch das 1961 erschienene Buch des 1999 verstorbenen Hamburger Historikers Fritz 
Fischer “Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18”. Zum Verlauf 
der “wohl bedeutendsten Historikerkontroverse der Nachkriegszeit” (Klaus Hildebrand) vgl. u. a.: ders., 
Deutsche Außenpolitik 1871-1918, 1989, S. 79-93; W. Jäger, Historische Forschung und politische Kultur in 
Deutschland, 1984, S. 132-157.
3 Vgl. dazu vor allem den Überblick bei H.-P. Ullmann, Kaiserreich, 1995, S. 7 ff., wo die ungebrochene 
Aktualität dieser Kontroverse damit erklärt wird, dass “mit dem Kaiserreich [...] Einordnung und Bewertung des 
deutschen Nationalstaates zur Debatte [stehen] – seine Gründung, sein Aufbau und sein weiterer Weg, nicht 
zuletzt zwischen 1933 und 1945.” Ferner: W. Mock, “Manipulation von oben” oder Selbstorganisation an der 
Basis? Einige neuere Ansätze in der englischen Historiographie zur Geschichte des Kaiserreichs, in: HZ 232 
(1981), S. 358-375, wo ebenfalls betont wird, dass “die Debatte um das deutsche Kaiserreich [...] ohne Zweifel 
eine der bedeutendsten Auseinandersetzungen innerhalb der westdeutschen Geschichtsschreibung nach dem 
Zweiten Weltkrieg” darstellt. Ebenda, S. 358. 
4 H.-U. Wehler, Kaiserreich, 1994 [zuerst 1974], S. 26. Vgl. auch: G. G. Iggers, Geschichtswissenschaft im 
20. Jahrhundert, 1993, S. 54 ff.
7
Bedingungen nicht zu schließen gewesen, sodass die führenden Eliten den folglich 
wachsenden inneren Spannungen durch eine „Flucht nach vorne“ zu entkommen suchten; 
Belastungen aus der Zeit vor 1918 hätten jedoch auch in der Zeit der Weimarer Republik 
weiter bestanden und mit zum Aufstieg des Nationalsozialismus beigetragen.
Eine Reihe von anglo-amerikanischen Geschichtswissenschaftlern, und nicht zuletzt der 
deutsche Historiker Thomas Nipperdey, stellten diese These vom „deutschen Sonderweg“ in 
Zweifel.5 Sie warfen den Vertretern der Fischer-Schule vor, dass diese die beharrenden Kräfte 
des Kaiserreichs ebenso überbewerten würden wie das agrarisch-industrielle Bündnis, das 
letztlich dem Einbruch der Massen hilflos gegenübergestanden habe: Die allgemein steigende 
politische   Aktivität   (wachsende   Wahlbeteiligung,   Ausbildung   eines   politischen 
Massenmarktes, starke Zunahme von Massen- und Agitationsverbänden) interpretierten sie 
nicht   als   das   Ergebnis   einer   Manipulation   von   oben,   sondern   einer   populistischen 
Selbstorganisation   der   Gesellschaft   von   unten;   außerdem   hätten   die   Vertreter   der 
Kontinuitäts-These die fortschreitende „Verbürgerlichung“ des Kaiserreiches übersehen, denn 
vor allem  nach der Jahrhundertwende  habe sich ein  die Massenansprüche vielfach 
integrierendes bürgerliches Regime durchzusetzen begonnen.
Obwohl sich beide Gruppen in den 1990er Jahren einander angenähert haben6, wird auch 
heute noch ein sehr differenziertes Bild des Kaiserreichs gezeichnet. Zudem hat die starke 
Aufgliederung der historischen Forschung zu der knapp 48-jährigen Geschichte zwischen 
Gründung und Ende des Zweiten Deutschen Reiches dazu geführt, dass in der letzten Zeit 
eine Reihe von Untersuchungen zur Sozial- und Kulturgeschichte, zur Geschlechter-, 
Alltags-, Mentalitäten- und auch zur Parteiengeschichte erschienen sind. So gibt es – wie 
bereits angedeutet – mittlerweile eine nur noch schwer zu überblickende Anzahl von 
Veröffentlichungen   zur   Geschichte   der   liberalen   Parteien,   des   Zentrums   und   der 
Sozialdemokratie7, während sich Abhandlungen über die beiden konservativen Parteien des 
5 Vgl. insbes.: Th. Nipperdey, Wehlers “Kaiserreich”, in: ders., Gesellschaft, Kultur, Theorie, 1976, S. 360-389; 
H. Grebing, Der “deutsche Sonderweg” in Europa 1806-1945, 1986; G. Eley, Reshaping the German Right, 
1980; ders., From Unification to Nazism, 1986; D. Blackbourn/G. Eley, Mythen deutscher 
Geschichtsschreibung, 1980; dies., The Peculiarities of German History, 1984; J. Retallack, Social History with 
a Vengeance?, 1984, S. 423-450.
6 So hat Wehler seine These vom “deutschen Sonderweg” inzwischen teilweise revidiert, und auch Nipperdey 
hat sich von seiner früheren Gesamtinterpretation des Kaiserreiches weitgehend distanziert. Vgl. H.-U. Wehler, 
Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3, 1995, S. 461-486, 771 f., 806 f., 1290-1295; Th. Nipperdey, Deutsche 
Geschichte 1866-1918, Bd. 2, 1992, insbes. S. 877 ff.  Jürgen Kocka hat die Forschungsgeschichte im November 
2003 wie folgt zusammengefasst:  “Die Forschung hat Fischers Thesen modifiziert, relativiert, ergänzt, aber 
auch bestätigt. Einiges davon gehört heute zum unumstrittenen Schulbuchwissen. Der entscheidende Beitrag 
Deutschlands zum Kriegsausbruch ist heute weitgehend anerkannt, wird allerdings umfassender und distanzierter 
erklärt als bei Fischer, nämlich einerseits aus dem Nachzüglerstatus Deutschlands als einer imperialistischen 
Macht und aus den Mechanismen der internationalen Konkurrenz jener Zeit, andererseits und vor allem aber aus 
den ökonomischen, sozialen, verfassungsmäßigen und mentalen Krisen des wilhelminischen Reichs, nicht nur 
aus seinen ökonomischen Interessen. Das europäische Umfeld Deutschlands ist heute viel besser ausgeleuchtet 
als 1961. Das hat Fischers These gewissermaßen eingebettet. Im Übrigen debattieren Historiker heute kaum 
noch über Kriegsschuld und Kriegsziele. [...] Die Frage nach der Schuld am Krieg von 1914 ruft kaum noch 
leidenschaftliche Antworten hervor.” Zuletzt schließlich  hat Heinrich August Winkler in einem “Spiegel”-
Interview im Jahre 2007 Fischers Hauptthese mit Blick auf den heutigen Forschungsstand Recht gegeben, da er 
ausführte: “Das Ziel, mit dem die deutschen Eliten in den Ersten Weltkrieg gezogen waren, hieß Hegemonie in 
Europa und Aufstieg zur Weltmacht.” Vgl. J. Kocka, Entfernung und Einsicht. Weltkriegsforschung im Wandel, 
in: Arbeitskreis Militärgeschichte  1 (2004), S. 8 ff.; Der Spiegel, 17. Februar 2007, S. 56.
7 Nach der Etablierung des politischen Katholizismus und der Arbeiterschaft als Massenparteien hatte sich um 
die Mitte der 1870er Jahre ein Fünfparteiensystem herausgebildet. Dieses bestand aus der politischen 
Arbeiterbewegung (SPD), den Linksliberalen (Deutsche Fortschrittspartei), den Nationalliberalen, dem Zentrum 
und den in Freikonservative und Deutschkonservative gespaltenen Konservativen. Daneben gab es die kleineren 
Parteien der nationalen Minderheiten (Polen, Elsass-Lothringer, Dänen) sowie partikularistische Parteien, von 
denen die Welfenpartei, die 1866 als Protest gegen die preußische Angliederung entstanden war, die größte 
Bedeutung besaß. Vgl. G. A. Ritter, Parteien 1830-1914, 1985, S. 14 ff.
8
Kaiserreichs nach wie vor in einem überschaubaren Rahmen bewegen8; außerdem fällt auf, 
dass zum Konservativismus weitaus mehr ideen- als parteiengeschichtliche Untersuchungen 
existieren.9
Als erste größere Abhandlung des hier erörterten Gegenstandes erschien neun Jahre nach dem 
Zweiten Weltkrieg die Untersuchung des langjährigen Leiters des Bundesarchivs (1972-89) 
Hans Booms über  „Die Deutschkonservative Partei“.10 Leider ist diese sehr allgemeiner 
Natur und der Leser erfährt kaum Details über das Innenleben und  die Organisation der 
Partei.11 Booms sieht die DkP als eine rein preußische Vereinigung und leitet in den vier 
Teilen seiner Arbeit alle inhaltlichen Fragen auch konsequent von deren preußischem 
Charakter ab. Dabei kommt er beispielsweise zu dem Schluss, dass sich die DkP stets vom 
Alldeutschen   Verband   abgegrenzt   und   dass   sie   den   Bund   der   Landwirte   an   sich 
„herangezogen“ habe und nicht umgekehrt12; die Tatsache, dass das Herausstreichen der 
Eigenständigkeit   Preußens   durch   die   Deutschkonservativen   in   einem   ursächlichen 
Zusammenhang mit der Absicherung der Machtstellung der von der DkP repräsentierten 
Großgrundbesitzerklasse   stand,   wird   von   Booms   nicht   gesehen   oder   aber   in   ihren 
Auswirkungen auf die Politik der Partei völlig vernachlässigt.
Im zweiten Jahrfünft der 1960er Jahre sind dann die wirtschaftlichen Interessenorganisationen 
und nationalen Verbände im Umfeld der Deutschkonservativen Partei gut erforscht worden. 
Hervorzuheben seien hier vor allem die auf der Auswertung einer großen Quellenanzahl 
basierenden Arbeiten von Hans-Jürgen Puhle13  und Dirk Stegmann14, deren von allen 
inhaltlichen Diskussionen unberührtes Verdienst es ist, bei Anhängern und Gegnern eine 
Vielzahl von Einzeluntersuchungen provoziert zu haben.
Die Darlegungen Puhles basieren auf der These, dass die Problematik des Nationalen in 
Preußen und im Deutschen Reich vor 1914 „vor allen Dingen in der eigentümlichen 
Verbindung   [bestand],   die   altpreußisch-konservative,   agrarische   und   nationalistische 
Ideologien gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingegangen sind“, und dass der nationale 
Gedanke   dabei   ebenso   einer   völligen   Wandlung   unterlag   wie   der   preußische 
Konservativismus.15  In   diesem   Zusammenhang   käme   dem   Bund   der   Landwirte   die 
8 Für die Geschichte der Reichs- und Freikonservativen Partei (RFKP) wurde die Forschungslücke zuletzt 
geschlossen durch: V. Stalmann, Die Partei Bismarcks. Die Deutsche Reichs- und Freikonservative Partei 
1866-1890, 2000; M. Alexander, Die Freikonservative Partei 1890-1914, 2000. 
9 Das sich hieraus ergebende Problem besteht darin, dass Ideen- und Parteiengeschichte nicht immer klar zu 
trennen sind. Und auch wenn Ideologie und Politik natürlich nicht beziehungslos nebeneinander gestellt werden 
können, soll in der vorliegenden historischen Abhandlung die Politik deutlich im Vordergrund stehen. Für  eine 
solche Herangehensweise spricht, dass gerade für den deutschen Konservativismus gilt, was “für die beiden 
anderen klassischen und ideologischen Strömungen des 19. Jahrhunderts nicht in diesem Maße [zutrifft]: eine 
Distanz zwischen Theorie und Praxis, die zeitweilig zur völligen Lösung beider Bereiche führen konnte.” Die 
primäre Aufgabe der Geschichtswissenschaft ist zudem nicht die Theorie (Idee), sondern das Leben, die 
praktische Bewährung einer Theorie. Vgl. M. Greiffenhagen, Das Dilemma des Konservatismus, 1971, S. 22.
10 H. Booms, Die Deutschkonservative Partei. Preußischer Charakter, Reichsauffassung, Nationalbegriff, 1954.
11 Dirk Stegmann hat Booms Untersuchung gar als “methodisch und sachlich unzulänglich” bezeichnet, weil sie 
versuche ausschließlich (Hervorhebung: J. B.) durch die Interpretation von Programmreden und öffentlichen 
Absichtserklärungen politische Entscheidungen darzustellen und zu analysieren, was zu unhaltbaren Ergebnissen 
führen müsse. Vgl. D. Stegmann, Erben, 1970, S. 17.
12 Ebenso hält Booms es für verfehlt, die Konservative Partei Preußens als Ideen- und Prinzipienpartei zu sehen, 
die aus dieser hervorgegangene Deutschkonservative Partei dagegen als eine rein agrarwirtschaftliche 
Interessenorganisation zu betrachten. Vgl. H. Booms, Deutschkonservative Partei, 1954, insbes. S. 7, 24 und
120 ff.
13 H.-J. Puhle, Agrarische Interessenpolitik und preußischer Konservatismus im wilhelminischen Reich (1893-
1914). Ein Beitrag zur Analyse des Nationalismus in Deutschland am Beispiel des Bundes der Landwirte und 
der Deutsch-Konservativen Partei, 1966.
14 D. Stegmann, Die Erben Bismarcks. Parteien und Verbände in der Spätphase des Wilhelminischen 
Deutschland. Sammlungspolitik 1897-1918, 1970. 
15 H.-J. Puhle, Agrarische Interessenpolitik, 1966, S. 9.
9
entscheidende Bedeutung zu, wobei die DkP nur in Aktionseinheit mit dem BdL gesehen 
wird, wodurch ein sehr einseitiges Bild der Deutschkonservativen Partei entsteht. Insgesamt 
kommt Puhle zu einer Überbewertung des Einflusses des BdL auf die DkP und die deutsche 
Politik im Allgemeinen, wenn er beispielsweise behauptet, der Bund habe „durch seine 
Einwirkung [...] auf die preußische und deutsche Politik und insbesondere auf die Deutsch-
Konservative Partei neue Konstellationen und Positionen einer konservativ-agrarischen 
Interessenpolitik mit nationalistischer Komponente geschaffen [...], die zu einem der stärksten 
Elemente der deutschen Politik vor 1914 – wenn nicht zum stärksten überhaupt [! J. B.] – 
wurde.“16 
Herauszuarbeiten, dass die DkP nicht in erster Linie Erfüllungsgehilfe des BdL gewesen ist, 
sondern als Partei mit einer langen preußischen Tradition eine eigene Politik verfolgte, ist 
daher eine der Intentionen der vorliegenden Untersuchung.
Wichtige Hinweise für die Politik der DkP kann man auch der Hamburger Dissertation des 
Fischer-Schülers Dirk Stegmann entnehmen,  der mit seinen „Erben  Bismarcks“ die 
Geschichte der rechten Parteien und Verbände auf eine neue Basis stellte, die wie Fischer zu 
einer Neuinterpretation herausforderte.17 Der Autor legt hier keine Gesamtgeschichte des 
Verhältnisses von Verbänden und Parteien vor, sondern die Geschichte der Sammlungspolitik 
als Ganzes, d. h. des Bündnisses von Großlandwirtschaft und -industrie, das sich zwischen 
1897 und 1918 auf Teile des Mittelstandes, der rechts stehenden Parteien und auf 
imperialistische Agitationsvereine erweitert habe. Wertvoll für die vorliegende Untersuchung 
war, dass Stegmann Informationen über die Beziehungen der Deutschkonservativen zu 
anderen Parteien, Verbänden und zur Regierung gibt. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass 
die ideologische Umbildung in der DkP nicht – wie Puhle festgestellt hatte – schon 1893 
begann,   sondern   erst   1909,   als   sich   das   agrarisch-industrielle   Bündnis   bei   der 
Reichsfinanzreform gegen den Widerstand fast aller Verbände der gewerblichen Wirtschaft 
durchsetzte.18  Dieses Bündnis habe sich dann nach 1909 auf den Alldeutschen Verband 
ausgedehnt und sei zu einer antisozialistischen, antiliberalen und antiparlamentarischen 
Fronde gegen die Regierung geworden; 1913 habe sich die Bewegung zum „Kartell der 
schaffenden Stände“ formiert, und im Ersten Weltkrieg sei schließlich die Deutsche 
Vaterlandspartei aus dem Kartell gegründet worden. Dass Stegmann die Geschlossenheit des 
Kartells überschätzt, soll für die Deutschkonservative Partei und ihre Beziehung zu diesem 
nachgewiesen werden.
Fasst man die Forschungsergebnisse bis hierher zusammen, so kann man feststellen, dass bis 
in die 1980er Jahre hinein ein überwiegend klischeehaftes Bild der Deutschkonservativen 
gezeichnet wurde, das ungefähr so aussieht: Die DkP sei eine rein preußische Agrarpartei 
gewesen, die durch das preußische Dreiklassenwahlrecht, durch exzellente Verbindungen zur 
preußischen Regierung, Bürokratie etc. mehr Gewicht in Preußen und im Reich besaß als das 
ihrem  Stimmanteil  entsprochen hätte;  als  Interessenvertreter  von Grundadel,  Militär, 
Bürokratie und protestantischer Geistlichkeit hätten die Deutschkonservativen ihre primäre 
Aufgabe in der Verteidigung der traditionellen Herrschaftspositionen gesehen und sich durch 
16 Ebenda, S. 10.
17 Th. Nipperdey, HZ 215 (1972), S. 166. Das Problem, das Stegmanns Abhandlung aufwarf, ist das der bis heute 
aktuellen Frage nach dem Primat der Innen- oder Außenpolitik. Indem Stegmann – wie vor ihm E. Kehr, Der 
Primat der Innenpolitik, 1965 –  von der Geburt des deutschen Imperialismus aus der Innenpolitik ausgeht, 
beantwortet er diese Frage eindeutig. Auch Stegmanns Lehrer F. Fischer entwickelte seinen methodischen 
Ausgangspunkt in den 1960er Jahren dahin gehend, dass er zunehmend mehr die inneren Bedingungen der 
äußeren Politik berücksichtigte, was seinen Niederschlag in dessen 1969 bzw. 1979 erschienenen Werken fand: 
“Krieg der Illusionen. Die deutsche Politik von 1911-1914”; “Bündnis der Eliten. Zur Kontinuität der 
Machtstrukturen in Deutschland 1871-1945.” Damit hatte Fischer die Resultate einer vom Ende der sechziger 
Jahre an ausgetragenen Diskussion übernommen, deren Auslösung und Verlauf nicht zuletzt auch durch die von 
ihm herbeigeführte Umwälzung innerhalb der deutschen Geschichtswissenschaft ermöglicht worden waren und 
die dann ihre eigenständige Ausprägung erfuhren. Vgl. K. Hildebrand, Außenpolitik, 1989, S. 79.  
18 Ebenda, S. 20, 195 ff. und 232 ff.
10
die enge Verbindung zum BdL und zu anderen wirtschaftlichen und nationalen Pressure 
groups19  früher (Puhle) oder später (Stegmann) von einer gouvernementalen zu einer 
antigouvernementalen, radikalen agrarischen Interessenpartei entwickelt, die sich der nach 
1890 größer werdenden (sozial-) demokratischen Bedrohung mit Hilfe präfaschistischer 
Methoden der politischen Agitation, Massenmobilisierung und Manipulation erwehrt hätte20; 
als Honoratiorenpartei, ohne Interesse an einer kontinuierlichen politischen Tätigkeit und an 
außer-agrarischen Themen, sei die DkP eine zum Abstieg verurteilte Organisation gewesen. 
Insgesamt werden die Deutschkonservativen als engstirnig und intolerant gesehen und nur 
unter dem Aspekt betrachtet, was sie alles verhindert hätten: Verglichen mit ihren anglo-
französischen Geistesverwandten, denen man in der Regel Pragmatik und Verantwortlichkeit 
attestierte, gelten die deutschen Konservativen als deren negative Variante.21
Es ist das Verdienst des Kanadiers James Retallack, in seinen „Notables of the Right“22 einen 
neuen methodischen Ansatz gewählt und neben der Politik der Parteiführung auch die 
´Niederungen` des Parteilebens in den regionalen und örtlichen Vereinen dargestellt zu haben. 
Basierend auf der akribischen Auswertung einer Fülle gedruckten und ungedruckten 
Materials, schildert Retallack die Entwicklung der DkP von ihrer Gründung im Jahre 1876 bis 
zu ihrer fast vollständigen Auflösung am Ende des Ersten Weltkrieges. Dabei stellt er, anders 
als das in den bis dahin erschienenen Abhandlungen der Fall gewesen ist, das Bemühen der 
DkP, eine Volkspartei zu werden, ins Zentrum seiner Betrachtungen und berücksichtigt 
zudem außerpreußische Entwicklungen. Auf diese Weise ist ein bis heute einzigartiges 
Standardwerk   zur   Geschichte   der   Deutschkonservativen   Partei   entstanden,   das   eine 
unentbehrliche Grundlage für jede Weiterbeschäftigung mit diesem Thema darstellt.23 
Als neueste umfassende Arbeit kann Axel Schildts „Konservatismus in Deutschland“24 gelten, 
die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Wandlungsfähigkeit und Verschiedenartigkeit des 
Konservativismus von den Anfängen bis in die Gegenwart zu untersuchen. Mit Schildt kann 
19 Im Unterschied zu den politischen Parteien strebten diese Pressure groups nicht für sich selbst die 
Herrschaftsausübung an, sondern waren Interessenverbände, die häufig mit Druckmitteln Einfluss auf Parteien 
und Parlamente zu gewinnen suchten. Zur Rechtfertigung, den Begriff Pressure group in der historischen 
Forschung zu gebrauchen, vgl. H.-J. Puhle, Agrarische Interessenpolitik, 1966, S. 293 f.; allgemeiner: 
J. J. Richardson, Pressure groups, 1993.
20 Auf solche präfaschistischen Tendenzen verweisen vor allem: H.-J. Puhle, Agrarische Interessenpolitik, 1966; 
ders., Von der Agrarkrise zum Präfaschismus, 1972; H. Rosenberg, Die Pseudodemokratisierung der 
Rittergutsbesitzerklasse, 1976.
21 Natürlich tritt dieses Klischee in der hier dargestellten reinen Form nur selten auf, bildet aber doch den 
kleinsten gemeinsamen Nenner fast aller Untersuchungen zur Deutschkonservativen Partei, zumindest bis in die 
1980er Jahre hinein. Neben den Veröffentlichungen von Puhle und Stegmann seien in diesem Zusammenhang 
genannt: E. Kahn, Die Entwicklung der Konservativen Partei von einer Moralpartei zu einer Agrarpartei, 1925; 
G. Vogel, Die Konservativen und die Blockpolitik Bülows 1907-09, 1925; U. Lindig, Der Einfluss des Bundes 
der Landwirte auf die Politik des wilhelminischen Zeitalters 1893-1914, 1954; Th. Nipperdey, Die Organisation 
der deutschen Parteien, 1961, S. 241-265; H.-L. Land, Die Konservativen und die preußische Polenpolitik, 1963; 
M. Schumacher, Land und Politik. Eine Untersuchung über politische Parteien und agrarische Interessen 1914-
1923, 1978; D. Fricke (Hg.), Lexikon zur Parteiengeschichte, Bd. 3, 1985, S. 283-309. 
22 J. Retallack, Notables of the Right. The Conservative Party and Political Mobilization in Germany 1876-1918, 
1988. 
23 Vgl. C. Nonn, Parteien und Wahlen im wilhelminischen Deutschland (1890-1914), in: NPL 41 (1996), S. 41. 
Neben Retallacks Abhandlung sind in den 1980er und Anfang der 1990er Jahre vor dem allgemeinen 
Hintergrund der Debatte um den verhängnisvollen deutschen Weg in die Moderne einige Monographien, 
Aufsatzsammlungen und Überblicksdarstellungen erschienen, die insgesamt ein vielschichtigeres Bild des 
deutschen Konservativismus zeichnen. Vgl. vor allem: D. Stegmann/B.-J. Wendt/P.-C. Witt, Deutscher 
Konservatismus im 19. und 20. Jahrhundert, 1983; P. Kondylis, Konservativismus: geschichtlicher Gehalt und 
Untergang, 1986; W. Ribhegge, Konservative Politik in Deutschland, 1992. Retallack selbst hat schließlich im 
Jahre 2006 mit der Veröffentlichung von “The German Right 1860-1920” seine Forschungsergebnisse 
zusammengesfasst, indem er eine Sammlung von zehn älteren, aber meist aktualisierten Aufsätzen vorlegt. Vgl. 
J. Retallack, The German Right 1860-1920. Political Limits of the Authoritarian Imagination, 2006.
24 A. Schildt, Konservatismus in Deutschland. Von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, 1998.