Table Of ContentBRIEFE UND ACTEN
ZUR BESCHICHTE DES
DREISSIGJÄHRIGEN KRIEGES
IN DEN ZEITEN
DES VORWALTENDEN EINFLÜSSES DER WITTELSBACHER.
ZWEITER BAND.
AUF VERANLASSUNG HERAUSGEGEBEN
UND MIT DURCH DIE
UNTERSTÜTZUNG HISTOR. COMMISSION
SEINER MAJESTÄT BEI DER
DES KÖNIGL. ACADEMIE
KÖNIGS VON BAYERN DER
MAXIMILIAN II. WISSENSCHAFTEN.
MÜNCHEN
M. RIEGER'SCHE UNIVERSITÄTS-BUCHHANDLUNG
(OU8TAV IIIMMER.)
1874.
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DIE
»
UNION UND HEINRICH
IV.
1607-1609.
BEABE1TET
VON
MORIZ BITTE
R.
AUF VERANLASSUNG HERAUSGEGEBEN
UND MIT DURCH DIE
UNTERSTÜTZUNG HISTOR. COMMISSION
SEINER MAJESTÄT BEI DER
DES KÖNIGL. ACADEMIE
KÖNIGS VON BAYERN DER
MAXIMILIAN II. WISSENSCHAFTEN.
MÜNCHEN
M. RIEGER'SCHE UNIVERSITÄTS-BUCHHANDLUNG
(OU8TAV HIMMER.)
1874.
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VORWORT.
Indem ich den zweiten Band der „Briefe und Acten" der
Oenentlichkeit übergebe, betrachte ich es als meinePflicht, aus-
drücklich den Antheil zu bezeichnen, welchen der Leiter des
Unternehmens, Herr Professor Cornelius, an diesem Theil des
Werkes genommen hat. In der Zeit, als mich nach meinem
Eintritt in die historische Commission die Vorarbeiten für
den ersten Band, der bis 1608 reichen sollte, ausschliesslich
beschäftigten, hat er, um das Unternehmen rascher zu fördern,
in einer Reihe von Reisen nachWien, demHaag, Brüssel, Paris
und andern Orten, theils allein, theils mit Hülfe des Herrn
Dr. Stieve, eine bedeutende Menge archivalischer Acten für die
Jahre nach 1608 gesammelt Später, sobaldmir beiallmählicher
Erfüllung meiner nächsten Aufgabe die Hände freier wurden,
trat er dann selber zurück und übergab mir den Ertrag seiner
Bemühungen zur selbständigen Verwerthung bei Ausarbeitung
des zweiten und dritten Bandes. Der grössere Theil der aus
ausserdeutschen Fundorten stammenden Acten, welche in vor-
liegendemBande gedruckt sind, ist daher nichtvon mir, sondern
von Herrn Professor Cornelius an's Licht gezogen.
Neben dieser Bemerkung über die Autorschaft seien mir
noch einige Angaben über die Orthographie und das Register
gestattet BeimAbdrucke französischer, italienischer und spani-
scher Actenstücke ist im allgemeinen die Orthographie derVor-
lage widergegeben; einige Willkürlichkeiten jedoch, die das
Lesen erschweren, sind nach der neuern Schreibweise geändert;
die betonten letzten Silben mehrsilbiger Wörter sind da, wo
dasInteresse leichtererVerständlichkeit es erforderte, mit einem
Accente1 versehen. Da ferner bei dem ersten Band derMangel
einesNamenregisters mitRechtgetadeltwerden kann, so habeich
1 Ich habe (vielleicht sn pedantisch) den accent grave vermieden
und i. B. „apräe" (nach der Analogie „voub avcs") geschrieben.
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VI Vorwort
mich entschlossen, indemzweitenein solchesmitdemSachregister
zu verbinden. Hierbei ergaben sich aber Schwierigkeiten hin-
sichtlich derAuswahl derNamen. Wenn ich z.B. zu demStich-
worte „Pfalz" alle Acten angab, in deren Text oderUeberschrift
der Churfürst Friedrich vorkommt, so hätte ich in einem Meer
von Citaten alles zusammen werfen müssen, was unter den
Rubriken „Union", „Versammlungen", „Jülich", und so vielen
andern sorgfältig getrennt ist. Darum habe ich am Ende doch
wieder darauf verzichtet, über die auswärtigen Mächte und die
deutschen Fürsten und Reichsstädte ein eigentliches Namen-
register zu fertigen; nur Landstände (in ihrer Gesammtheit und
einzeln), desgleichen Räthe, Beamte und andere hervorragende
Personen sind in dasselbe aufgenommen. Auch für diese aber
schien es mir unnöthig, jedesmal darauf hinzuweisen, wenn ein
Rath oder Gesandter im regelmässigen Gang der Geschäfte ein
Schreiben fertigt oder eine Unterredung hält. Unbedingt waren
nur solche Stellen zu citiren, in welchen uns eine Person zum
ersten Mal entgegentritt, und solche, aus welchen wir über ihre
Erlebnisse (z. B. Uebernahme und Beeudigung von Gesandt-
schaften, Reisen u. dgl.), oder über ihre Ansichten Aufschluss
erhalten. Die sonstigeEinrichtung des Sach- und Namenregisters
wird man bei einem genaueren Einblicke von selbst verstehen,
wie ich denn überhaupt darauf rechne, dass, wer dasselbe be-
nutzt, sich die Mühe nicht spart, erst die Stichworte sämmtlich
durchzusehen. Eine kurze und rasche Belehrung über die ver-
schiedensten Puncto wird der sachlicheTheil 1ei der verhältniss-
mässig kleinen Zahl der Rubriken nicht gewähren; allein der
Forscher, der ohne das ganze Buch zu lesen, einen einzelnen
wichtigen Gegenstand mit Ruhe verfolgen will, wird hoffentlich
einen ausreichenden Anhalt in dem Sachregister fiuden.
Schliesslich seien noch drei Abhandlungen, die mit dieser
Quellensanimlung in engem Zusammenhange stehen, ein für alle
Mal angeführt: der Aufsatz von Cornelius über den grossen
Plan Heinrichs IV. (Münchener histor. Jahrbuch 1866), sodann
meine Abhandlungen „die Memoiren Sullys" und „Sachsen und
derJülicher Erbfolgestreit" (Abhandlungen der Münchener Aca-
demie. Histor. Classe 1871, 1873).
Moriz Ritter,
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Inhalt
MM
Die Union und Heinrich IV 1—635
Nachträge 536—540
Heinrich IV. nnd Italien 1607-1609 543—698
Acten-, Namen- und Sachregister 599—627
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1608
1. Christian Fürst von Anhalt an Churpfalz. Mai
DTVi-e Frage „des directorii undgeneralatshalber, wanausserhalb 17
dero (desChurfArsten) landen etwas furzunemen," hat derFürst mit
vielMüheundGeschick zu einer demChurfürsten sehr vortheilhaften
Entscheidung gebracht. Nun ist die Aufgabe „des ersten directoris
und aller andern general, so folgen werden/4 sehr gross, der Geld-
vorrath sehr gering. Der Churfürst wird bei solchen Verhältnissen
seinLand an der Spitze einesHeeres nicht sicher verlassen können,
noch kann er die Geschäfte des f^eldherrn, die den ganzen Mann
inAnspruch nehmen, mit seinenvielen undschwerenReichsgeschäften
vereinigen. Auch Anhalt würde aus den genannten und andern
Gründen, wenn der Churfürst ihm das Generalat auftragen wollte,
sich „als ein gebrant kint . . entschuldigen." Er räth also dem
Cbarfürsten, „solche aufgetragene direction, und das sie (e. 1.) dar-
neben bei folgender abwechselungeinengeneralleutenambtverordnen
mögen, zu aeceptiren;" zugleich aber möge er dann einen General
als seinen Stellvertreter ernennen: so wird seine Hoheit gewahrt
und in der wichtigstenSache nichts verabsäumt; er kann dann von
seinenBefugnissen sovielausüben, alsihm gelegenist,und bleibtfrei
vongrosserMühe, Verantwortung und Kosten. DerFürst empfiehlt
zum Stellvertreter des Churfürsten den Markgrafen von Auspach,
der die meisteKriegserfahrung unter denUnirten hat, undübrigens
die genanntenSchwierigkeiten so gutwieAnhalt erwo—gen hat. Der-
selbe dürfte die Stelle nur dann —annehmen, wenn was auf die
rechteArt leicht zu erreichen ist derChurfürstdieUnirten dahin
bringt, dass er in den drei ersten Jahren so gut, wie in den sieben
letzten einen Generallieuteuant ernennen darf. Durch Befolgung
des Vorschlags des Fürsten behält der Churfürst die Leitung der
Union, so lange sie besteht, worauf man vorher—nicht die geringste
Hoffnung hatte. Man darf aber nicht zaudern. Datum Günzen-
hausen den 7. Maii 1608.
MünchenStaatsarchiv pf. 117/5 f.3*. Eigenh.
2. Christian Fürst von Anhalt an Churpfalz. Mai
17
Neben den geschäftlichenSitzungenhabendieFürstensichmehr-
mals ohneZuziehung der Räthe besprochen, inwiefern die politische
Lage Europas den EvangelischenGefahr drohe, und wie die Gefahr
abzuwendensei. Manbefand, dasszunächstbezüglichderböhmischen
Unruhen man sich vorzusehen habe, dass nicht unversehens beide
Parteien sich gegen dieKetzer vereinigen. Demgemäss seidieVer-
mittlung zu betreiben und von denVermittelnden an Ort undStelle
gute Erkundigung anzustellen. Bei der Vermittlung möge die Ab-
stellung derjenigen Beschwerden, die in des Kaisers Hand liegen,
Actesde*30jftar.KriegesIL 1
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2 1608
dieVerbesserung „des bösen consilii," die Entfernung aller Anlässe
zumMisstrauen (hierbei dachte man u.a. anDonauwörth) gefordert
werden. Helfe dieInterposition nichts, und zeige sich dieerwähnte
Gefahr, so solle man lieber die eigenen Pferde an fremde Zäune
zu binden trachten, als die fremden Pferde in die eignen Zäune
einlassen. Seien aber nur Streifzüge des übel diseiplinirten Gesin-
delsderUngarn undHaiducken zu fürchten, so mögen ohne weitere
Bescheidserholuug 300 Pferde auf gemeine Kosten geworben, und
davon 100 in die Oberpfalz, 100 in das Gebiet des Herzogs von
Neuburg, 100 in das Land des Markgrafen von Culmbach gelegt
werden,—die sich dann nach Bedürfniss gegenseitig unterstützen
sollen. Von denNiederlanden her fand man sich bedroht inder
Angelegenheit von Jülich uiid der Kinder des Markgrafen Eduard
Fortunat, sodann für den Fall dass Spanien und die Staaten ihr
Kriegsvolk abdanken, und dass Spiiiola demKaiser zugesandt wer-
den sollte. Dagegen, meinte man, müsse man sich auf die Union
stützen, „auch das soldatenwesen in schwangbringen, und das eine
landsrettung, darein auchetzlichegeistliche zu ziehen, nicht undien-
lichenseinsolte." Daneben sei mit Frankreich anzukn—üpfen, indem
Churpfalz demKaiser baldigst durch einenGesandten etwa durch
Buwinkhauscn, der ohnehin nach Frankreic—h reisen und den Auf-
trag besonders geschickt vollführen werde den Abschluss der
Union imallgemeinen, mitblosserAnzeigederPersonen, desZweckes
und der sichern Aussicht ihres Wachsthums, melde und ihm den
Bund empfehle. Jenachdem der König daun sein früheresErbieten
wiederhole oder Gegenversicherungen für sich begehre, könne man
dieGelegenheit fernerwahrnehmen. DasConcepteinerdemgemässen
Instruction solle Churpfalz den Unirten vorlegen. Dem Spinola sei,
wenn er mit Truppen z—nm Kaiser ziehen wolle, der Durchzug wo
möglich zu verwehren. Man sprach weiter von „internis pontifi-
ciis malis" und den Streitigkeiten unter den Evangelischen. Hier-
über wird Anhalt demChurfürsten mündlich berichten; nur das be-
merkt er noch, ,;das Neuburgs 1. wie auch pfalzgraf Wolf Wilhelm
sich e. 1. der Julischen lande halber ganz freundlichen recommen-
diren und sich gerne zu gutlicher vergleichung bequemen wollen:
do man aber sich in keine gutte einlassen und dargegen man auch
seines rechtens cariren solte, das thete ser wehe—; hoffen aber, e 1.
wurdenvielguts beidiesensachenthunkönnen." DatumGünzen-
hausen den 7. Maii 1(508.
München Staatsarchiv pf. 117,3f. 37. Eigenh.
Mai. 3. Christian Fürst von Anhalt an Churpfalz.
25
Der Fürst vermag der vorstehenden Zusammenkunft in
Horneck1 nicht wol beizuwohnen. Denn die böhmischen Dinge
kommen ihm „je lenger je vordechtiger vor,2 indem bei itzigem
stil- und anstant alles so in geheimb tractiret gehalten, auch von
der Kai. Ml . an e.II. weitters nichts begeretwirt; hiengegen unter-
fanget sich der bebstischeundSpanischegesantedieser interposition,
und wo sie aufsieht halber nicht darzu gelangen können, so muss
der cardinal von Dietrichstein als ire creatur ir furfechter sein:
also da jemals gutte ufsicht von notten gewest, es itzo bei diesem
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3
vordechtigen zustauf sein mochte." Ausserdem erwartet der Fürst
den Buwinkhausen, damit dieser sich mit ihm Ober die sehr wich-
tige and nicht zuverschiebendefranzösischeVerhandlung unterrede;
dieVerhandlung mitNürnberg wird derFürst, sobald ihm vom Chur-
fürsten die nöthigenSchriftstücke zukommen, keinenAugenblick ver-
schieben, „in ausehung bei itzigen occasionibus die motiven viel
stercker, als wan —es zur entlichen paeification in Bohemen albereit
gekommen were." Bei derBesprechung zwischen denChurfürsten
von der Pfalz und Mainz und dem ErzherzogMaximilian wäre nun
aber nach AnhaltsAnsicht folgendes zu beachten: 1. manerkundige
sich, und zwar zunächst beim Erzherzog, ob überhaupt dieVermitt-
lung noch nöthig oder ob nicht schon ein Vergleich getroffen sei.
Halten dann beide Churfürsten die Abfertigung ihrerGesandten zur
Vermittlung fürunnöthig, somögensieauch denErzherzogermahnen,
nicht nach Prag zu gehen. 2. Die Vermiülungsvorscbläge sind zu
entnehmen aus Anhalts früherem Bedenken und aus den Berichten
über seine Besprechungen mit Maximilian und Mainz. Zugleich
könnten Churpfalz und Churmainz sich bereden, was für den Fall,
dass Matthias die Nachfolge imReich mitGewalt zu erlangen suche
oder darüber vom Kaiser eine Zusage erhalte, gegen dieErzwingung
und die Erblichkeit derNachfolge von denChurfürsten zu thun sei,
ob nicht über dieseSache vor allem der vorstehende Churfürstentag
zu handeln habe. 3. In einer zu Ahausen gehaltenen Privatunter-
redung haben die Fürsten es sämmtlich für gut gehalten, dass der
Churfürst dem Erzbischof und dem Erzherzog mittheile, es sei zwi-
schen ihm und etlichen benachbarten Ständen eine Union getroffen,
lediglich zu ihrer und des Vaterlandes Erhaltung, also auch zum
Besten des Erzbischofs und Erzherzogs. 4. Der Churfürst könnte
den Erzherzog erinnern, dass er den Pass nach Italien wahre und
hierüber sich mit dem Churfürsten stetsimEinvernehmenhalte, dass
er auch, wenu Baiern Unruhe err—egen sollte, das gemeine und das
eigne Interesse imAuge behalte. Endlich scheint es demFürsten
sicherer und für den Churfürsten ehrenvoller, auch Zeit sparend,
wenn die Besprechung nicht nach Horneck,—sondern nach dem Auf-
enthaltsort des Churfürsten verlegt würde. In der jüngstenCon-
fereuz Leuchtenbergs mit dem Fürsten erklärte ersterer: nach seiner
und anderer kaiserlichen AssistenzrätheMeinung bedürfe der Kaiser
zur Berufung eines Reichstags keiner besondern Zustimmung der
Churfürsten, da der letzte Reichstag nur vertagt sei. Ferner: nach
Beendigung des FuldaerChr.rfürstentags wolle derKaiser einen per-
sönlichen in Eger zu haltenden Churfürstentag begehren. Ueber
ersteres könnte der Churfürst mit Mainz sich besprechen. — Dass
man das Gerücht von der Einnahme Raabs durch die Türken aus-
gesprengt hat, ist vielleicht geschehen, um zu einer unerwarteten
Vereinigung der Trupp—en des Kaisers und des Matthias einen Vor-
wand zu bekommen. Datum Amberg den 15. Maii . . a. 1608.
MünchenStaatsarchiv547/4f.343. Eigenh.
i Auf die Einladung des Erzh.Maximilian(I.n.5G7) ersuchten den-
selben die Chf. Pfalz und Mainz, er möge zu der gewünschten Unter-
redung am 29.Mai nach Horneck kommen (MainzanChurpfalz. MaiIB.
I. 846). Diese Versammlung kam aber nicht zu Staude, weil Churpfalz
4 1608
sicheinigeTagespäter(am22.Mai)mitunvorhergesehenenVerhinderungen
entschuldigte und zugleich den Erzherzog ersuchte, er möge Gesandte
nach Heidelberg schicken. (Vgl.Kr/h.Maximilian anChurpfalz. Mai20.
Die auf dem Schreiben notirte Bemerkung f. 399.)
2 Am 19.Mai schreibtAnhaltanChurpfalz: NachbegründetenNach-
richten suchen der spanische und päpstliche Gesandte bei ihrem Ver-
halten gegen Matthlas Zeit zu gewinnen, um ihn sodann entweder zu
nöthigen, auf ihre Seite zu treten, oder ihn an Geld und Zufuhr so zu
entblössen, dass er seine Truppen nicht mehr beisammen halten kann.
Dieses ist das rechte Mittel, „dardurch den evangelischen gar leichtlich
die spitz an die gurgel gesatztwerden kan.u Auch haben jeneGesand-
ten bereits denErzherzog mit schönenZusagen also eingeschläfert, dass
er Zeit und grosse Gelegenheiten versäumt hat. Um so eher wäre die
Verhandlung der Union mit Frankreich, wie sie vorgeschlagen ist, zu
eröffnen, und wäre der H. von Würtemberg zu ersuchen, dass er den
Huwinkhausen einige Zeit lang inFrankreich lassen möchte, damit man
ihn „leichtlicher de occurrentiis informiren und im weittere Sachen an-
befehlen könte." Auch wäre mit den angesehensten Städten baldigst
wegen derUnion zu unterhandeln, damit sie nicht irre gemacht werden.
Sobald dem Fürsten die Commission für Nürnberg zugesandt wird, will
er das nöthige thun. (M. 379/5 f. 86.
Mai 4. Christian Fürst von Anhalt an Barvitius.
25 Churpfalz undChurmainz werden nächsterTage eineZusammen-
kunft „in bewussten Sachen" halten. Vom Erzherzog Matthias ist
an beide einSchreiben am 20. in Amberg angekommen, Und berich-
tete der Courier, das erwartete Schreiben des Kaisers werde bald
nachfolgen. Anhalt möchte wissen, ob diesAntwortschreiben schon
abgegangen ist, „oder ob ir (Kai. Ml .) sonsten etwas nachrichtung
und erinnerung vonnötten, so zu solcher Zusammenkunftvortraglich
und zusteudig und hochstged. i. Kai. M'... erspriesslichen sein
möchte. Wollen wir solches entweder in der person selbsten ver-
richten, 1 oder aber, d—a wir . . nicht abkommen könten, es durch
schreiben insinuiren" Datum Amberg den 15. Maii anno 1608.
Bernburg. IF 1;228f. 178 GpL
i Nämlich bei der Zusammenkunft.
Mai 5. Christian Fürst von Anhalt an Ducker.
27 Hat dasSchreiben Duckers vom24. Mai1 empfangen. Da Pfalz
die Zusammenkunft abschreibt, so scheint es dem Fürsten, „es
werde der konig von Cypern wieder eine legationin vorrathhaben."
Da an jener aber „summa rerum gelegen" ist, so räth der Fürst,
dass der Erzherzog im äussersten Fall die Churfürsten selber auf-
suche. Die Ahauser Zusammenkunft ist über die Erwartung gut
abgegangen. Churpfalz wird dem Erzherzog darüber eingehend be-
richten. „J. d. ist daselbst dergestalt etiam me nen mouente ge-
dachtworden, als ich selbst begeren möge." Dabei versicherte der
Fürst, dass derErzherzog „mitgutten consiliis gefast und also gegen
das gemeine beste affectionirt befunden (sei), das man sich auf die-
selben zu verlassen, sie sich von den sanioribus consiliis nicht ab-
sondern . . . wurden." Ob derChurfürsten von derPfalzund Mainz
VermittlunginPrag nötliig sein wird, istnochfraglich, daderKaiser
mit seinerAntwort auf ihrSchreiben zögert, Uebernehmen sie die-
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1608 5
selbe nicht, so kann der Fürst auch demErzherzog zur Reise nach
Prag nicht rathen. Nöthigt Matthias den Kaiser zu einer Zusage
hinsichtlich der Nachfolge im Reich, so kann das schwerlich mit
demBesten desReichs bestehen. „Unddieweilsolche via facti dem
Linzischen vertrag vom 28.April. 1605 zuwider, als last uns des-
wegen bei so bequemer occasion auch—destowenigerfeiren, et quo
fata trahunt rctrahuntque sequaraur." 0. D. (In demSchreiben
wird erwähnt, es sei an demselbenTage verfasst, an demderBrief
Dückers angekommen sei. Dieser ist aber präsentirt am 27. Mai.)
Bernbnrg. IF1;228f. 183. Eigenh. Cpt
* Ducker meldet in demselben, dass Churpfalz die Zusammenkunft
in Horneck abgeschrieben habe (Tgl. n. 3 Anm. 1), dass aber der Erzh.
Maximilian die beidenChurfürsten eher selber aufsuchenwerde, alsdass
er die Zusammenkunft aufgebe. Zugleich bittet er um Aufschluss, was
die Charfürsten schliesslich beabsichtigen, und was in Ahausen verhan-
delt sei. (f. 181.)
6. Rudolf II. an Ghurmainz und Churpfalz.
Hat der Churfürsten Schreiben vom 6. Mai (I n- 570 Anm. 1)
empfangen. Es wäre dem Kaiser nichts lieber gewesen, als wenn
die für die Vermittlung der Churfürsten nöthige Zeit vonMatthias
zu erhalten gewesen wäre. Da aberMatthias trotz allesErsuchens
seine Truppen bis vor Prag führte und von seinen und seiner
„Zugewanten" Ansprüchen fastnichtsnachgab, somachtederKaiser
um des Friedens und der nahen Verwandtschaft willen bezüglich
Ungarns und Oestreichs Anerbietungen, die selbst gegen einenSohn
mindestens genügend gewesen wären, wie er denn auch zur Her-
stellung desFriedens einen böhmischenLandtag hält. Allein seine
Anerbietungen sind nicht angenommen, und die Streitkräfte der
Gegner werden täglich vermehrt, so dass „unsere cron Böheim"
zum Widerstand sich zu rüsten befugt wäre. Für den Fall dass
es also zum Kriege kommt, mögen beide Churfürsten sich bereit
halten, um dem Kaiser auf seiu Erfordern starke Hülfe zu leisten.
Verschiedenen im Reich gegen den Kaiser ausgestreuten, zumTheil
gedrucktenSchriften werden dieChurfürs—ten keinenGlauben schen-
2k7e.n.,.sMonadyerannnbeoss1e6r0n8.Bericht abwarten.1 Geben . . zu Prag den
MünchenStaatsarchiv5*7/*f. 408. Cop. (Das Originalwar inForm eine«
Handschreibens.)Vgl. HurterVI. S. 39.
1 Wie der Kaiser, so lehnte auch Matthias die angeboteneVermitt-
lung ab. Er schrieb nämlich am 16. Mai an beide Churfürsten: Die
Gründe seines kriegerischen Vorgehens seien aus seinem Schreiben an
sämmtliche Churfürsten vom 7. Mai und aus seiner beiliegenden Ant-
wort an dieGesandten vonChursachsen und Brandenburg zu entnehmen.
Er und die unirten Lande haben sich auf Begehren des Kaisers schon
in gütliche Verhandlung mit demselben unter Vermittlung des Card.
Dietrichstein eingelassen. Die Antwort des Kaisers auf ihreVorschläge
solle, sobald sie erfolgt sei, den beiden Churfürsten mitgetheilt werden.
Wihrend der zurUnterhandlung anberaumten Zeit werde von ihm (dem
Erzh.) und seinenVerbündeten nichts feindseliges vorgenommen werden,
wenn sie nicht dazu genötbigt werden, (f. 371.)