Table Of ContentPHILIPP BRANDENBURG
APOLLONIOS DYSI{OLOS
ÜBER DAS PRONOMEN
EINFÜHRUNG. TEXT, ÜBERSETZUNG UND
ERLÄUTERUNGEN
K G SAUR MÜNCHEN LEIPZIG
0 0 °
Beiträge zur Altertumskunde
Herausgegeben von
Michael Erler, Dorothee Gall, Ernst Heitsch,
Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen
Band 222
Κ · G · Säur München · Leipzig
Apollonios Dyskolos
Über das Pronomen
Einführung, Text, Übersetzung und
Erläuterungen
Von
Philipp Brandenburg
Κ · G · Saur München · Leipzig 2005
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Zugl.: Kiel, Univ., Diss., 2003
© 2005 by Κ. G. SaurVerlag GmbH, München und Leipzig
Printed in Germany
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Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Druck und Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, 99947 Bad Langensalza
ISBN 3-598-77834-1
VORWORT
Das vorliegende Buch ist die durchgesehene und überarbeitete Fassung meiner Dis-
sertation, die ich im Sommersemester 2003 der Philosophischen Fakultät der Christian-Al-
brechts-Universität zu Kiel in zwei Bänden vorgelegt habe. Sie entstand während dreier
Jahre, deren erstes ich an der Technischen Universität Dresden verbrachte. Die folgenden
zwei Jahre erlaubte mir ein Stipendium des Landes Schleswig-Holstein, die Arbeit in Kiel
zu vollenden.
Vor hundert Jahren war die Beschäftigung mit den (spät-) antiken griechischen und
lateinischen Grammatikern hauptsächlich den Griechisch- und Lateinlehrern an Gymnasien
vorbehalten. Der Rekurs auf die antiken Vorgänger, der sicherlich auch in den Sprachunter-
richt eingeflossen ist, schlug sich seinerzeit in >Schulprogrammen< nieder. In diesen öffent-
lichen Bekanntmachungen der Schule, die sich wohlgemerkt hauptsächlich an Eltern rich-
teten, war den Interna aus dem Schulleben ein Aufsatz vorangestellt, der einem interessier-
ten Publikum Forschungsergebnisse aus einem der Schulfacher nahebrachte. Darunter wa-
ren dann inter alia auch — zumeist in lateinischer Sprache verfaßte — Abhandlungen über
die antiken Grammatiker. Diese Zeiten einer ganz selbstverständlichen Beschäftigung mit
grammatischen Texten innerhalb der Philologie sind inzwischen vorbei. In den vergangenen
hundert Jahren hat sich das Selbstverständnis der Philologie gewandelt, die Kenntnis der
klassischen Sprachen hat ihren gesellschaftlichen Stellenwert eingebüßt, die Kenntnis der
antiken Literatur ist nicht länger selbstverständliches Bildungsgut. Wissen, das einstmals
fur Abiturienten selbstverständlich war, muß nun an Universitäten mühsam nachgeholt
werden. Dies mag ein Grund dafür sein, daß allgemein die Fachschriftsteller nach und nach
aus dem Kanon der in Seminaren regelmäßig behandelten Autoren verschwunden sind. Auf
dem besonderen Gebiete der Grammatik kommt ein zweiter hinzu: Neben der Philologie
hat sich die Allgemeine Sprachwissenschaft in der vergleichsweise kurzen Zeit ihres Beste-
hens einen festen Stand in den Fakultäten erarbeitet. Nach der theoretischen Grundlegung
der Linguistik blicken zunehmend mehr Linguisten zurück und fragen nach den Anfangen
ihres Faches. Auf der einen Seite nimmt also unter Linguisten das Interesse an den antiken
Grammatikern stetig zu, aber auf der anderen Seite kommen die Philologen diesem Inter-
esse nur sehr zögerlich und manchmal auch nur unzureichend nach. Unzureichend deshalb,
ν
weil gerade in gedruckten Publikationen die Kenntnis der alten Sprachen doch noch immer
als gegeben vorausgesetzt wird, was aber für Linguisten längst nicht mehr selbstverständ-
lich ist. Es fehlt schlichtweg an Übersetzungen.
Andererseits fehlt den klassischen Philologen, die einstmals unangefochten als Ex-
perten auf dem Gebiet der Grammatik galten, oft das Rüstzeug, welches die Sprachwissen-
schaft bereithält. Obwohl sie in >Stilübungen< die aktive Beherrschung der toten Sprachen
lehren, tun sie dies zumeist noch immer mit dem veralteten Inventar an Termini und Theo-
remen, die noch aus der Arbeit an den antiken Grammatikern gewonnen sind. Dies fuhrt im
Dialog zwischen Philologie und Linguistik zu Verständigungsproblemen, die durchaus ge-
eignet sind, einen solchen Dialog zu erschweren.
Diesem Umstand will die vorliegende Arbeit Abhilfe schaffen. Die hier erstmals
unternommene Übersetzung des Pronominabuches erlaubt es Linguisten, sich auch ohne
Griechischkenntnisse mit ihrem — falls man das so sagen darf — Urahn zu beschäftigen.
Umgekehrt vermittelt die Untersuchung der Lehre des Apollonios linguistisches know how
an interessierte Philologen. Dieser auf Wechselwirkung angelegten Zielsetzung trägt auch
der Umstand Rechnung, daß die beiden Gutachter dieser Arbeit je eines der involvierten
Fächer vertreten, nämlich Herr Prof. Dr. Lutz Kappel das Fach Klassische Philologie und
Frau Prof. Dr. Ulrike Mosel das Fach Allgemeine Sprachwissenschaft. Nach dem Gesagten
ist deutlich, daß das Thema dieser Arbeit im Herzen beider Fächer angesiedelt ist und zwi-
schen beiden eine Brücke schlägt. Da ein Teil der angewendeten Methoden sowie sämtliche
Primär- und ein Großteil der Sekundärliteratur, die für diese Arbeit konsultiert wurde, in
das Gebiet der Klassischen Philologie fallt, war es sinnvoll, diese Arbeit im institutionellen
Rahmen der Philologie zu schreiben. Dennoch versteht sie sich als ein interdisziplinärer
Beitrag zur griechischen Sprachwissenschaft und in diesem Sinne vor allem als ein Beitrag
zur Allgemeinen Sprachwissenschaft.
Meinen beiden Doktoreltern möchte ich für ihre Ermunterung und Unterstützung
danken, ohne die ich die Arbeit an diesem Buch nicht in dieser Form hätte bewerkstelligen
können. Sie haben den Fortschritt meiner Forschungen stets mit größtem Interesse verfolgt
und durch ihre anregende und scharfsinnige Kritik entscheidend gefordert. Es versteht sich
jedoch von selbst, daß alle verbliebenen Fehler mir und zuweilen meiner Uneinsichtigkeit
anzulasten sind.
vi
Besonders erwähnen möchte ich die Kollegen am Institut für Klassische Philologie
in Dresden, die mich nach meinem Examen so warmherzig und wohlwollend in ihrer Mitte
aufgenommen haben: Prof. Dr. Christian Mueller-Goldingen, Prof. Dr. Fritz-Heiner
Mutschier, Dr. Andreas Haltenhoff, Dr. Maximilian Braun, Dr. Markus Peglau, Peter
Witzmann und insbesondere Renate Koch. Ein herzlicher Gruß sei auch an Herrn Prof. Dr.
Jean Lallot gerichtet, der mich vom 10. bis 11. November 2003 nach Paris zum Seminaire-
atelier sur le Traite des Adverbes d'Apollonius Dyscole einlud, sowie an die vielen Kolle-
gen, die ich dort kennenlernen durfte. Dank gebührt auch Herrn Dieter Simon und Frau
Angela Karstensen von der Universitätsbibliothek Kiel, deren großes Entgegenkommen
meine Arbeit mit den Altbeständen im Lesesaal zu einer stets vergnüglichen und
ergebnisreichen Angelegenheit machte.
Die letzten Worte des Dankes aber gebühren meinen Eltern und meiner einzig mir
verbliebenen Großmutter. Ihnen verdanke ich mehr, als ich an dieser Stelle sagen kann.
Philipp Brandenburg
Schönberg in Holstein
vii
INHALTSVERZEICHNIS
EINFÜHRUNG 1
1. EINLEITUNG 3
1.1. Zu dieser Ausgabe 3
1.1.1. Die Einführung 3
1.1.2. Editions- und Forschungsgeschichte 5
1.1.3. Der griechische Text 6
1.1.4. Die Übersetzung 8
1.1.5. Die Erläuterungen 10
1.1.6. Die Fragmente 11
1.2. Apollonios und sein Werk 13
1.2.1. Apollonios' Vita 13
1.2.2. Das Werk 15
1.2.3. Apollonios und die antike Sprachwissenschaft 17
1.2.4. Die Techne des Dionysios Trax 27
1.3. Das Buch Über das Pronomen 30
1.3.1. Einleitungsteil (3,3-49,7) 30
1.3.2. Formteil (49,8-113,16) 32
1.4. Antike Grammatikographie 32
1.4.1. Phonologie 33
1.4.2. Morphologie 35
1.4.3. Syntax 39
1.4.4. Semantik und Pragmatik 41
2. DIE ANTIKE WORTARTENLEHRE 44
2.1. Taxonomie und Meronomie 45
2.1.1. Taxonomie 45
2.1.2. Meronomie 47
2.1.3. Meronomie oder Taxonomie in der Antike? 48
2.2. Die Termini fur >Wortart< 53
2.2.1. Μέρος λόγου und μέρος λέξεως 53
2.2.2. Μόριον λόγου und μόρνον λέξεως 57
2.2.3. Στοιχεΐον λόγου und στοιχεΐον λέξεως 58
2.3. Zusammenfassung 60
3. DOXOGRAPHIE DER WORTARTEN 62
3.1. Das hellenistische Schema 62
3.2. Das apollonianische Schema 66
3.3. Das varronische Schema 69
3.4. Rückbetrachtung der Schemata 76
3.4.1. Zweck der Schemata 76
3.4.2. Alter der Schemata 77
3.5. Zusammenfassung 78
3.6. Das Pronomen in den doxographischen Schemata 79
ix
4. DIE BENENNUNG DER WORTARTEN 81
4.1. Die einzelnen Termini 82
4.1.1. Πρόθεσις (>Präposition<) 82
4.1.2. Σύνδεσμος (>Konjunktion<) 85
4.1.3. Interiectio (>Inteijektion<) 89
4.1.4. Μεσάτης, πανδέκτης, έπίρρημα (>Adverb<) 89
4.1.5. Μετοχή (>Partizip<) 94
4.1.6. Pronomen 98
4.1.7. "Αρθρον (>Artikel<) 101
4.1.8. "Ονομα, προσηγορία (>Nomen<) 104
4.1.9. 'Ρήμα (>Verb<) 108
4.2. Zusammenfassung 112
4.3. Zusammenfassung zum Pronomen 114
5. DIE ANORDNUNG DER WORTARTEN 115
5.1. Die Anordnung vor Apollonios 116
5.2. Die Anordnung bei Apollonios 118
5.3. Die Anordnung in der lateinischen Grammatik 123
5.4. Zusammenfassung 123
5.5. Das Pronomen in der Anordnung 125
6. DIE AKZIDENTIEN DER WORTARTEN 126
6.1. Termini für >Akzidens< 126
6.2. Die pronominalen Akzidentien 127
6.2.1. Εΐδος (>Art<) 129
6.2.2. Σχήμα (>Form<) 131
6.2.3. Πτώσις (>Kasus<) 132
6.2.4. 'Αριθμός (>Numerus<) 134
6.2.5. Γένος (>Genus<) 135
6.2.6. Πρόσωπον (>Person<) 138
6.2.7. Zusammenfassung 142
7. DIE DEFINITION DER WORTARTEN 144
7.1. Bestandteile der Wortartendefinition 144
7.1.1. >Etymologische< Rechtfertigungen 144
7.1.2. Morphologische Kriterien 146
7.1.3. Syntaktische Kriterien 148
7.1.4. Semantische Kriterien 149
7.1.5. Implizite Subklassifikationen 150
7.1.6. Prototypische Beispiele 151
7.2. Synopse der erhaltenen Definitionen 152
7.2.1. "Ονομα und προσηγορία (>Nomen<) 153
7.2.2. 'Ρήμα (>Verb<) 156
7.2.3. Μετοχή (>Partizip<) 159
7.2.4. "Αρθρον (>Artikel<) 162
7.2.5. 'Αντωνυμία (>Pronomen<) 166
7.2.6. Πρόθεσις (>Präposition<) 168
7.2.7. 'Επίρρημα (>Adverb<) 171