Table Of ContentE. HAAGEN, VIRUSKRANKHEITEN DES MENSCHEN
BAND II
Viruskrankheiten des Menschen
unter besonderer Berücksichtigung
der experimentellen Forschungsergebnisse
von
Dr.med. EU GEN RAAGENt
weil. o. ö. Professor der Hygiene und Bakteriologie (ehemals Regierungsrat und Mitglied
des Reichsgesundheitsamtes und Professor am Robert Koch-Institut, Berlin)
Band II
(Kapitel VII-IX)
Mit 101 Abbildungen und 46 Tabellen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1974
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anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert werden.
Copyright 1974 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
Ursprünglich erschienen bei Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt in 1974
Softcoverreprint ofthe bardeover Istedition 1974
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ISBN 978-3-662-26790-5 ISBN 978-3-662-26789-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-26789-9
Gesamtherstellung: Boss-Druck, Kleve
Paul Uhlenhuth
und Thomas M. R ive rs
zum Gedächtnis
Nachruf
Prof. Dr. med. Eugen Raagen
1898-1972
Am 3. August 1972 ist Prof. Dr. EuGEN RAAGEN überraschend verstorben. Mit ihm
ging ein Vertreter der ersten Virologen-Generation von uns. Seine Leistungen sind für
die Entwicklung der Virologie in unserem Lande von großer Bedeutung gewesen.
Eu GEN RAAGEN ist 1898 in Berlin geboren; er bestand dort 1917 die Reifeprüfung und
promovierte 1924 zum Doktor der Medizin. 1926 wurde er wissenschaftlicher Assistent
am Reichsgesundheitsamt in Berlin. Anfänglich bearbeitete er Probleme der Bakteriolo
gie und Serologie. Sehr schnell wendete er sich aber der Virus-und Krebsforschung sowie
der Gewebezüchtung zu. Er wurde 1927 zum Leiter der neugegründeten Abteilung für
experimentelle Virus- und Geschwulstforschung am Reichsges.undheitsamt bestellt.
1928/29 arbeitete er am Rockefeller-Institut New York, mit Dr. RrvERS. Nach einem
kurzen Zwischenaufenthalt in Berlin ging er erneut für 3 Jahre an das Rockefeller-In
stitut. 1934 wurde er zum Mitglied des Reichsgesundheitsamtes ernannt und 1936 zum
Nachruf VII
Professor am Robert-Koch-Institut in Berlin.1941 erhielt er eine Berufung nach Straß
burg als Direktor des dortigen Hygiene-Instituts.1946leitete er für kurze Zeit das Institut
für Virus-und Geschwulstforschung in Berlin-Buch. Nach längerer Unterbrechung seiner
Tätigkeit durch die Nachkriegswirren arbeitete er dann von 1956-1965 an der Bundes
forschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen. Nach seiner Pensionie
rung zog er sich in sein Heim in Berlin zurück.
EuGEN RAAGEN gehört zu den wenigen Pionieren der Virusforschung in Deutschland;
sehr früh erkannte er die Bedeutung der Gewebezüchtung und Elektronenmikroskopie
für die Virusforschung, erkannte bereits um 1930 als das wesentliche Problem der Viro
logie die Ausarbeitung eines einfachen Verfahrens für den Nachweis von Viren in vitro.
Neben der allgemeinen virologischen Arbeit vernachlässigte er niemals sein Interesse an
den Tumoren. Auf dem Gebiet der damals noch jungen Virologie hatte er große Erfolge.
Er hat den Erreger der "Faröer-Krankheit" als Psittakose-Virus identifiziert. Erstmals
gelang ihm die Züchtung des Gelbfieber-Virus in der Gewebekultur und der Nachweis
eines Toxins der Fleckfieber-Rickettsien.
Aus seiner Feder stammen über 100 Publikationen. Er war Mitherausgeber des ersten
großen Standardwerkes der Viruskrankheiten in Deutschland, des "Handbuch der Virus
krankheiten", herausgegeben von GILDEMEISTER, RAAGEN und WALD MANN. Er war
ferner Mitherausgeber zahlreicher Zeitschriften. Sein Alterswerk ist das Handbuch über
die "Viruskrankheiten des Menschen".
Die Bedeutung seiner Arbeiten wurde bald im Ausland erkannt: Er arbeitete mit
anderen Altmeistern der Virologie in New York zusammen, so mit Dr. RIVERS, Dr.
THEILER und Dr. SAWYER. Am RockefeUer-Institut war er aufgrundeiner Einladung der
International Health Division maßgeblich an den Arbeiten über die Entwicklung des
Gelbfieber-Impfstoffes beteiligt. Mehrmals wurde er von ausländischen Regierungen und
Instituten zur Mitarbeit bei der Erforschung gefährlicher Seuchen eingeladen. 1938 er
hielt er den HANs-ARONSON-Preis. Er war Mitglied vieler Gesellschaften, u. a. der Deut
schen Akademie der Naturforscher "Leopoldina" in Halle.
Wesentlich für die wissenschaftliche Persönlichkeit von EuGEN RAAGEN war seine
wache und tatkräftige Aufgeschlossenheit für neue Perspektiven und Entwicklungen
seiner Wissenschaft, die aufzuspüren er eine besondere Gabe hatte. In späteren Jahren
war dies gepaart mit einem tiefen, feinfühligen Verständnis für die Vertreter der jüngeren
Generation, welche die Entwicklungen weiterführten. Charakteristisch für ihn war, daß er
auch nach der Pensionierung seiner Wissenschafttreu blieb und weiter über die "Virus
krankheiten des Menschen" schrieb, dessen dritten Band nun andere vollenden müssen.
Mit ihm ist ein Stück lebendige Wissenschaftsgeschichte zu Ende gegangen.
DIETRICH FALKE (Mainz)
Geleitwort des Verlegers
»Habent sua fata libelli<•, dieses Wort von den Büchern und ihren Schicksalen gilt in
besonderer Weise nun auch für das RAAGENsehe Handbuch der Viruskrankheiten. Die
Zusammenarbeit zwischen Autor und Verlag umspannt drei Generationen der Verleger
familie STEINKOPFF. Der Verlagsvertrag für die kleine Monographie •>Viruskrankheiten
des Menschen«, welche 1942 im Verlag Theodor Steinkopff, Dresden und Leipzig, als
Band 30 der Reihe »Medizinische Praxis« erschien und bald vergriffen war, wurde mit
dem Verlagsgründer THEODOR STEINKOPFF (1870-1955) abgeschlossen. Der Vertrag über
das nun in seinem zweiten Band abgeschlossene Handbuch mit dem gleichen Titel trägt
die Unterschrift von DIETRICH STEINKOPFF (1901-1970). Die ersten planenden Vo rbespre
chungen wurden bereits in den Fünfzigerjahren vom Unterzeichneten in Tübingen ge
führt, wo EuGEN RAAGEN nach Jahren bitterer Gefangenschaft eine erste Zuflucht ge
funden hatte. Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg - in der zwangsweisen
Isolierung besagter Gefangenschaft - sann EuGEN RAAGEN darüber nach, wie man eine
zeitgemäße Fortführung des von ihm zusammen mit GILDEMEISTER und WALDMANN
herausgegebenen •>Handbuches der Viruskrankheiten« (Jena 1939, Gustav Fischer Ver
lag) realisieren könne. DIETRICH STEINKOPFF versuchte, ihn schon damals durch Ver
mittlung, Beschaffung und Zusendung einschlägiger internationaler Literatur zu unter
stützen, um dem damals von der Außenwelt Abgeschlossenem einen wenigstens geistigen
Anschluß an die internationale Virologie zu geben. So entstand eigentlich schon in den
Vierzigerjahren in zwangsweiser Klausur das Konzept für jenes monumentale Handbuch,
dessen Abschluß der Verfasser nun leider nicht mehr erleben durfte. In seinem Vorwort
zum ersten Band aus dem Jahre 1964 ist das Schicksal dieses Handbuches mit angel
sächsischem Understatement ganz am Schluß mit den Stichworten •>Geduld«, •>Verständ
nis« und •>Entgegenkommen<< nur leicht andeutend umschrieben.
EuGEN RAAGEN hatte sein Handbuch ganz bewußt als •>Ein-Mann-Buch« geplant -
ähnlich wie HANS ScHMIDT, als dieser in unserem Verlag die zweite Auflage seines im
munologischen Handbuches •>Fortschritte der Serologie« (1955 abgeschlossen) plante
und durchführte.- Das war für einen Einzelnen, der nicht mehr ganz jung an Jahren
war und ein schweres Lebens- und Forscherschicksal zu meistern suchte, ein enormes
Vorhaben, zumal Jahr um Jahr die Fortschritte der modernen Virologie sich fast noch
stürmischer darboten als die der Immunologie. Besonders der Literaturzuwachs war mehr
Geleitwort des Verlegers IX
als beträchtlich. Zäh, beharrlich, geduldig und kritisch gegen sich selbst und gegen an
dere hat EuGEN RAAGEN an diesem literarischen Lebenswerk bis in seine letzten Lebens
wochen hinein gearbeitet. Bis zuletzt galt seine Konzentration dem Abschluß des gro
ßen Pocken-Kapitels, das nun diesen zweiten Band seines Handbuches beschließt. Für
einen früheren langjährigen Mitarbeiter des berühmten Berliner Robert-Koch-Instituts
will mir dies ein sehr sinnvoller Abschluß einer Lebensarbeit scheinen.
Es ist nach Lage der Dinge unumgänglich, wenn wir versuchen wollen, die noch aus
stehenden Kapitel X (Proliferative Viren), XI (Enteroviren) und XII (Virusinfektionen
des Nervensystems) samt einem Literaturnachtrag zu den bisher vorliegenden Kapiteln
I-IX sowie dem umfangreichen Sachregister für das Gesamtwerk entgegen der ursprüng
lichen Planung in einem dritten Band zusammenzufassen. Dies scheint uns der würdigste
Dank an den verehrten Ve rstorbenen zu sein, den wir ihm schulden und den die inter
nationale Virologie auch von uns erwartet. Natürlich wird diese Arbeit heutzutage nicht
mehr von einem Einzelnen geleistet werden können.
Seit einiger Zeit stehen wir daher in Diskussionen mit den verschiedenen virologischen
Zentren und Instituten in der Bundesrepublik Deutschland, um unter Leitung eines er
fahrenen Virologen ein Team von Fachleuten zusammenzubringen, welches das HAA
GENsche Erbe im Sinne des V erstorbenen in aktiver Gemeinschaftsarbeit vollendet. Wir
hoffen, daß nach einer gewissen sachlich bedingten zeitlichen Unterbrechung dann die
restlichen Lieferungen rasch und zügig erscheinen können.
Darmstadt, Frühjahr 1974
JÜRGEN STEINKOPFF
Inhalt
Band 2
Nachruf auf Eugen Haagen von Prof. Dr. D. Falke- Afainz VI
Geleitwort des Verlegers . . . . . . . . . . . . . . . . VIII
Kapitel VII: Exanthemische Infektionen
A. Allgemeines. . . . . 1053
B. !Uasern-Röteln-Gruppe 1054
I. Masern . . 1054
1. Einleitung . . . . 1054
2. Ätiologie . . . . . 1056
2-1. Übertragungsversuche. 1056
2-2. Züchtungsversuche, Virusvermehrung und zytopathischer Effekt 1059
2-3. Eigenschaften des Masernvirus . . . . . . . . . . . . . . . 1072
2--4. Wirkung physikalischer Einflüsse und chemischer Substanzen auf
das Masernvirus . . . . . . . . . . . . . . 1079
2-5. Verwandtschaft des Masernvirus mit Tierviren . 1082
3. Epidemiologie, Übertragung . 1086
4. Klinik . . 1091
5. Pathologie 1098
6. Diagnose . 1104
7. Prognose 1108
8. Behandlung . 1110
9. Immunbiologie. 1112
10. Prophylaxe 1118
10-1. Allgemeines 1118
10-2. Passive Immunisierung 1119
10-3. Aktive Immunisierung 1123
ll. Röteln . 1137
1. Einleitung. 1137
2. Ätiologie 1138
2-1. Übertragungsversuche. 1138
2-2. Züchtungsversuche . 1139
2-3. Eigenschaften des Virus . 1142
3. Epidemiologie, Übertragung . 1143
4. Klinik 1145
5. Pathologie 1149
6. Diagnose 1158
7. Prognose 1160
8. Behandlung . 1160
9. Immunbiologie 1160
10. Prophylaxe 1161