Table Of ContentFORSCH U NGSBE RICHTE
DES WIRTSCHAFTS- UND VERKEHRSMINISTERIUMS
NORDRH EIN -WESTFALEN
Herausgegeben von Staatssekretär Prof. Leo Brandt
Nr.101
Prof. Dr.-Ing. H. Opitz
WirtschaA-lichkeitsbetrachtungen beim Außenrundsch leifen
Als Manuskript gedruckt
SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH
ISBN 978-3-663-03286-1 ISBN 978-3-663-04475-8 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-04475-8
Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen
G lie d e run g
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
I. Vorwort •. S. 5
II. Einlei tung S. 5
III. Das allgemeine Bild der Fltisse S. 6
.
. .
1. Lippe und Alme • S. 6
2. Ruhr . • S. 8
IV. Nattirlicher Uferbewuchs und altere Uferbepflanzungen S. 9
1. Rasenboschungen S. 9
2. Strauchwuchs . S. 11
3. Baumwuchs S. 15
V. Der .nattirliche Uferbewuchs und die Lebendverbauung an den
Schiffahrtskanalen . • . . • . . . . • • . • • • S. 21
1. Die Windschutzpflanzungen S. 23
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VI. Abbildungen 1 - 88 S. 25
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Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen
I. Vorwort
Der nachstehende Bericht bringt die Ergebnisse einer sechsmonatigen Unter
suchung, die im Auftrage des Ministeriums fur Wirtschaft und Verkehr des
Landes NRW. und im Einverstandnis mit der BundeswasserstraBenverwaltung
in Munster wahrend des Winterhalbjahres 1952/53 durchgefuhrt wurde und
Fragen und Probleme des Uferbewuchses und der Lebendverbauung an den
nordwestdeutschen Kanalen und ihren Zuflussen betraf. Die Untersuchung
knupft an an fruhere Untersuchungen ahnlicher Art, die unter dem Titel:
"tlber den Nutzen und Schaden des Uferbewuchses an flieBenden Gewassern"
vom Landesamt fur Gewasserkunde veroffentlicht worden sind.
Fur die Finanzierung sei hier dem Ministerium fUr Wirtschaft und Verkehr
von NRW. der Dank des Verfassers ausgesprochen und zugleich auch der
BundeswasserstraBenverwaltung in Munster und ihren AuBenstellen Hamm und
Dorsten sowie dem Wasserwirtschaftsamt Lippstadt fur die Hilfsbereitschaft
und Unterstutzung gedankt.
II. Einlei tung
Seitdem die wirtschaftliche Entwicklung und die zunehmende Enge unseres
Lebensraumes die systematische Regulierung von Flussen und Bachen nach
sich zu ziehen begann, bildet ihr Uferbewuchs ein Thema standiger und
heftiger Diskussionen zwischen Kultur- und Wasserbautechnik und dem Natur
schutz. So gut auch von vorneherein eine Kompromisslosung denkbar gewesen
ware, fuhrte die ganzlich falsche Beurteilung der Natur auch hier zu heute
schwerbegreiflichen MaBnahmen der Technik. Mit dem Siegeszug der toten
Verbauung wurde der Uferbewuchs mehr und mehr und auf lange Sicht hinaus
aus den Uferbereichen verdrangt. Unvorhergesehene Begleiterscheinungen
und das Versagen mancher technischer Losungsversuche, welche die gestell
ten Erwartungen1:,nicht erfull ten, brachten zwar eine allmahliche Abkehr
von ubertriebenen Begradigungen und von der starren Uferverbauung, die
in der Anwendung von Beton gipfelte und zugleich ihre Niederlage erlebte.
Aber das bedeutete zunachst noch keine Abkehr von der dem Techniker nun
einmal eingeimpften Naturfeindlichkeit. Neben ortlich angewandter Pflaster
boschung und Steinsetzung fand vorzugsweise die glucklichere Losung der
elastischen losen Steinschuttung mit Rasendeckwerk Verwendung. Erst in
den letzten Dezennien beginnt sich auch in den Fachkreisen des Wasser
baues mehr und mehr die Erkenntnis Bahn zu brechen, daB auch die ufer-
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Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen
liebende Strauchvegetation fur die Uferverbauung dienstbar zu machen ist
und daB sie vielfach sogar der zweckdienlichste und billigste Uferschutz
zu werden verspricht.
Unter Anwendung der hauptsachlich von Professor KIRWALD und von HEUSON
entwickelten Methoden ist heute auch in Westdeutschland die Lebendverbauung
im Vormarsch begriffen. BegruBenswerterweise ist die BundeswasserstraBen
verwaltung in Munster unter Fuhrung ihres jetzigen Prasidenten auch zur
Lebendverbauung der westdeutschen Schiffahrtskanale ubergegangen. Vom
gegenwartigen Entwicklungszustand der Lebendverbauung an den westdeut
schen Kanalen und ihren Zuflussen und vor allem von ihren Fragen und
Problemen solI im folgenden berichtet werden.
Die Untersuchungen erstreckten sich auf den Dortmund-Ems-Kanal und Lippe
Seitenkanal und ihren HauptzufluB, die Lippe nebst der Alme, sowie auf
Teile der Ruhr.
Jede eingehendere Betrachtung der Lebendverbauung, welche letzten Endes
der Versuch ist, in zweckdienlichem Umfang naturnahe Verhaltnisse zu
schaffen oder wiederherzustellen, wird zweckmaBigerweise von den naturli
chen Verhaltnissen ausgehen mussen, das heiBt also: vom selbstangesamten
Bewuchs unserer Bache und Flusse und von den Resten alterer Uferbepflan
zungen, die den natur- und landschaftskorrigierenden Radikalismus der
Technik uberdauert haben.
Betrachten wir zunachst also die naturlichen Wasserlaufe.
III. Das allgemeine Bild der Flusse
1. Lippe und Alme
HauptzufluB der westdeutschen Kanale ist die bis zur Erbauung des Lippe
Seitenkanals als WasserstraBe dienende Lippe mit ihren beiden Quell
zuflussen Pader und Alme.
Die Lippe selbst ist ausgesprochener NiederungsfluB und hat trotz einer
15 bis 20 %igen Kurzung ihres Laufes durch Begradigungen nur ein Gefalle
von etwa 1 : 3000. In der Senne entspringend fuhrt sie groBe Sandmengen
mit sich, wahrend ihr Geschiebe nahezu ganz fehlen. Und vorherrschend
reiner, bald geschichteter, bald ungeschichteter, fein- bis mittelkorni
ger Sand fullt die Talsohle zu beiden Uferseiten. Nur vereinzelt schalten
sich Wiesenmergel, Auelehme und Tone ein und groberes kiesiges Material
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wird erst am Unterlauf haufiger, tritt aber auch hier weit zurtick hinter
den Sanden. Selbst die zahlreichen Kalksandsteinbarren der Kreide, die
der FluB an der Sohle seines Bettes angeschnitten hat, vermogen sein Grob
material kaum zu vermehren, da das Gestein nach Auflosung des kalkigen
Bindemittels sofort zu losem Sand zerfallt. Die Ufer der Lippe bestehen
also aus sehr beweglichem und leicht zu verlagerndem Material. Das zeigt
sich in den Anlandungen auf den Gleituferseiten. Sie bilden nur selten
breite flache Sandbanke, sondern ttirmen sich meist bis zur vollen Ufer
hohe auf. Es macht sich ferner sehr storend bemerkbar, in den Arbeits
bereichen der Bewasserungsgenossenschaften an der oberen Lippe. Bei der
alljahrlich dreimal stattfindenden Wiesen- und Weidelandbewasserung be
tragt der Gefallsunterschied zwischen Bewasserungsspiegel und FluBspiegel
rund 2 m, und das Wasser bewegt sich sehr rasch durch den Sand hindurch
zurtick in den FluB. Es drtickt dabei die Uferboschungen nach auBen und
reiBt, in armstarken Fontanen aus Feld- und Wtihlmauslochern herausschies
send, stets erhebliche Sandmengen mit sich.
Die durch die Regulierungen erfolgten Laufverktirzungen haben dem Lippebett
vielfach ein etwas abweichendes mOrphologisches Geprage gegeben. Wo es
tiefer eingeschnitten ist, zeigen Gleit- und Prallufer kaum noch nennens
werte Unterschiede im Boschungsgefalle. Beide Seiten sind ziemlich steil
wie bei allen, sich eintiefenden Gewassern, und der FluB hat hier, wie
schon bemerkt, seine eigenen diluvialen Aufschtittungen durchteuft und
die Kreideoberflache angeschnitten. An den harteren Kalksandsteinbanken
ftihrt das zur Bildung kleiner Gefallsstufen mit Stromschnellen, denen
man durch Sohlschwellen oder Wehre zu begegnen sucht. Ein weiteres, ge
fallestorendes Moment sind die durch den Steinkohlenbergbau bedingten
"Bergsenkungen" im Raume von Werne, Datteln und Ltinen. Sie vertiefen die
Erosionsbasis ftir den Oberstrom und verringern das Gefalle nach Unter
strom. In den Senkungsgebieten selbst beginnt sich der FluB seeartig zu
stauen. Von diesen Ausnahmen abgesehen wirkt aber der Lippelauf sehr
ruhig und ausgeglichen.
Wahrend die Pader - einer der Hauptzubringer und als arthesisch zutage
tretender KarstfluB bertihmt - wegen ihrer kurzen Oberflachenlaufstrecke
hier unberticksichtigt bleiben kann, bildet die Alme als langster Quell
fluB gewissermaBen den Gebirgsoberlauf der Lippe.
Mit einem Durchschnittsgefalle von schatzungsweise 1 700 bis 1 1000
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hat sie auch bei Mittel- und Niederwasserstand weit starkere Stromung
als die Lippe, ist aber in ihrer WasserfUhrung sehr viel unsteter als
diese. Wahrend sie im Sommer durch ihre Wasserverluste in den Kalkzonen
des Schiefergebirges fast trocken fallt, fiihrt sie im Winter oft gewaltige
Wassermengen und tragt damit wesentlich bei zu den Hochwassern der Lippe.
Sie ist dann erheblich reiBender als die Lippe selbst. Die Bodenzusammen
setzung ihrer Ufer, wie iiberhaupt ihrer Talbodenfiillung ist eine wesent
lich andere. Neben Sanden und Kiesen sind hier Lehme, Tone und Mergel in
wesentlich hoherem MaBe beteiligt als an der Lippe. Vor allem aber ist
die Alme sehr schotterreich und diese Schotter sind nicht selten durch
kalkiges oder kieseliges Bindemittel verfestigt.
Die Uferbewachsung der beiden Fliisse oder richtiger: FluBhalften zeigt
vorzugsweise kulturbedingte Unterschiede. Die Lippe ist als vormalige
SchiffahrtsstraBe im allgemeinen gepflegter und hat mehr regulierende
Eingriffe iiber sich ergehen lassen miissen als die verkehrswirtschaftlich
ganzlich unwichtige Alme, welche stellenweise einen noch sehr urspriing
lichen Charakter bewahrt hat. Nicht unwichtig ist auch die an der Alme
vorherrschende Kleinparzellierung der Anliegergrundstiicke, die allein
schon einen raschen Wechsel im Uferzustand bedingt.
Wahrend an den Ufern der Lippe auch heute noch baum-und strauchfreie Gras
boschungen iiber loser Steinschiittung oder die Uberreste davon vorherrschen,
und der Baumwuchs vollig zuriicktritt, ist an der Alme Strauch- und Baum
wuchs und der Ubergang von einem zum anderen noch reichlicher vertreten.
Auch bei diesem Uferbewuchs handelt es sich allerdings nur zum kleineren
Teil um natiirlichen, das heiBt selbstangesamten Bewuchs, und gerade die
eindrucksvollsten und geschlossensten Beispiele gehen auf planmaBige An
pflanzungen zuriick. Auf die sehr unterschiedliche Behandlung und Pflege
der beiden Fliisse oder FluBteile diirfte es auch mehr noch als auf die
Bodenunterschiede zuriickzufiihren sein, daB der Artenreichtum an strauch
und baumformigen Ufergewachsen an der Alme groBer ist.
2. Ruhr
An der Ruhr finden wir den gleichen Gegensatz zwischen Ober- und Unter
lauf wie zwischen Alme und Lippe. Nur ist die untere Ruhr kein so ausge
sprochener NiederungsfluB wie die Lippe, da sie unmittelbar am Schiefer
gebirgsrand, bzw. im aufgebogenen Kreiderand des Miinsterlander Beckens
entlangflieBt. Kies- und Schotterfiihrung sind auch im Unterlauf meist
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starker, und ihre vorzugsweise aus dem Schiefergebirge stammende Talboden
ftillung zu beiden Uferseiten ist dementsprechend grober. Zumeist sind die
Talschotter und Sande oberflachlich mit einer halbmeter- bis meterstarken
Auelehmschicht bedeckt.
Die Bewuchsverhaltnisse an der mittleren und unteren Ruhr sind ahnlich
wie die der Lippe, wo nicht gerade der Gebirgsrand mit seiner Bewaldung
bis dicht an den FluB herantritt.
IV. Nattirlicher Uferbewuchs und altere Uferbepflanzungen
1. Rasenboschungen
Zahlt auch das Rasendeckwerk im gebrauchstechnischen Sinne nicht eigent
lich zum Uferbewuchs, so verdient es dennoch eine kurze Betrachtung, da
es selbst im Rahmen der Lebendverbauung eine ungemein wichtige Rolle
behalten wird.
Theoretisch entspricht die Rasendecke den Anforderungen des Kultur- und
Wasserbautechnikers in idealer Weise. Ihre dichte Geschlossenheit und ihr
geringer Reibungswiderstand sind Vorztige, die keine andere Vegetations
form in ahnlicher Weise bietet. Ihr einziger, aber wesentlicher Fehler
ist die geringe Wurzeltiefe. Sie bietet dem Rasen an exponierten Ufer
stellen keinen dauerhaften Schutz gegen Hinter- und Untersptilung und
gegen die Aufrollung des Deckwerks, sobald es einmal beschadigt ist.
Die Hauptgefahr fur die Rasenboschung bildet zweifellos das Weidevieh, bzw.
die Nachlassigkeit der Anlieger darin, das Vieh durch ausreichende Abzau
nung von den Boschungen fernzuhalten. Eine weitere, bisher wenig beachtete
Gefahr aber bilden ftir die Rasenboschung die kleinen Nager, die Feldmaus
und die Wtihlmaus oder Wasserratte, welche hier ihren angestammten Lebens
raum hat (vergleiche hierzu Abb. 6-10). Mit der Durchwtihlung der Gras
decke und des Bodens leisten sie einmal der Erosionstatigkeit des rinnen
den und flieBenden Wassers unmittelbar Vorschub und ferdern zudem das
Niedergetretenwerden der Beschungen durch das Weidevieh. Auf ihr Konto
entfallen auch zahlreiche Uferschaden, welche man frtiher dem Uferbewuchs
zuschrieb. Bei maBiger Anzahl und "Siedlungsdichte" werden sie die Ge
schlossenheit einer Rasendecke zwar nicht sonderlich beeintrachtigen.
Aber sobald ihre Zahl tiberh~ndnimmt, wie das in den letzten Jahren wieder
holt der Fall war, kennen die Beschadigungen der Rasendecke ein bedenkliches
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AusmaB erreichen. So unauffallig die Regen- und Hochwasseraussptilungen
in den Gangen, Rohren und Nisthohlen dieser Tiere anfangs auch sein mogen,
sie wachaen mit jedem starken Regenfall und jedem Hochwasser, wie die
Schlaglocher einer LandatraBe mit jeder Befahrung, unmerklich weiter und
losen die geschloasene Raaendecke mit der Zeit in einzelne Soden auf,
welche durch den Hochwassersog hochgerissen und aufgerollt werden konnen.
An den exponierten Prallufern also reicht das Raaendeckwerk als Boschungs
schutz nicht aus. An den weniger exponierten Gleituferseiten und in den
kurzen FluBgeraden iat sie jedoch immer noch die gtinstigste Losung.
Sieht man von den nach dem Krieg neu verbauten Uferstrecken ab, dann
finden sich an Lippe und Ruhr nur noch sehr geringe Uberreste der alten
Steinschtittungen und Rasenboschungen, und diese liegen fast ausnahmslos
auf den stromstrichabgewandten Gleituferseiten. Immer wieder hingegen
find en sich an der Lippe steile Uferstrecken, wie sie die von Orthove ost
lich Dorsten stammenden Abbildungen 5 und 11 zeigen, oder halbmondformige
Hinterstromungen (Abb. 28 zwischen Dorsten und Gehlen), in denen mitunter
noch Reste der Steinpackung erhalten sind wie in Abbildung 4. Das Minde
ste sind achollenformige Einbrtiche der Rasenboschungen, ahnlich der Ab
bildung 13 von Hellinghausen unter Lippstadt.
Man muB hier nattirlich die fehlende Uferpflege der Kriegs- und ersten
Nachkriegajahre in Betracht ziehen und die abnorme Aufeinanderfolge
dreier achwerer Hochwasser in der Nachkriegszeit, deren schwerate Schaden
- Uferdurchbrtiche und FluBbettverlagerungen - (Abb. 1 und 2) mittlerweile
beseitigt sind. Aber die leichte Verletzbarkeit der Rasendecke bleibt
dennoch ala Tatsache bestehen und wo sie am Prallufer einmal zerstort
ist, iat der Schritt bis zum Durchbruch des Flusses nicht mehr weit. Das
gilt ftir die leichten Sandboden der Lippeufer in beaonderem MaBe. Um
hier aber gleich noch auf eine technische Mitursache solcher Durchbrtiche
zurtickzukommen, sei auch kurz noch die Frage des Unterbaues bertihrt.
Vom rein technischen Standpunkt aua gesehen ist, wie gesagt, die lose
Steinschtittung mit Rasendeckwerk in ihrer heute tiblichen Form ftir Gleit
ufer und kurze FluBgeraden zweifellos ideale Losung. An den exponier
~
ten Prallufern und stromstrichnahen Abschnitten langerer FluBgeraden hin
gegen macht es sich nachteilig bemerkbar, daB die Steinpackung in der
Regel unmittelbar auf die FluBbettsohle oder nur wenig tiefer gegrtindet
iat, anstatt 1 bis 1,5 m unter Sie wird daher bei
Flu~bettsohlenniveau.
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der peripheren Eintiefung des in der Krtimmung nach auBen drangenden Flus
ses zwangslaufig unterschnitten und rutscht in die Stromrinne abo Damit
wird naturlich auch das Deckwerk, wie in Abbildung 13 auseinandergerissen
und der weiteren Zerstorung durch das Wasser ausgesetzt.
2. Strauchwuchs
a) W i 1 d e run d v e r w i 1 d e r t e r S t r a u c h w u c h s
Naturlicher Uferbewuchs ist vorzugsweise als Strauchwuchs an den Ufern
von Lippe, Alme und Ruhr sehr haufig anzutreffen, tritt aber fast stets
nur als Einzelbewuchs auf und erreicht kaum irgendwo groBere Geschlossen
heit, weil der Zeitraum der Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre fur eine
solche Entwicklung zu kurz war. Wo geschlossener Bewuchs auf tritt, ist er
in derRegel von den Anliegern gepflanzt. Einige wenige Ausnahmen find en
sich an der Lippe bei Haus Rauschenberg, nordlich Datteln und bei Lipp
stadt (Abb. 29 und 30). Vielfach sind aber die Uberreste fruherer Anpflan
zungen so verwildert, daB sie von naturlichem Bewuchs kaum noch zu unter
scheiden sind.
Schon vereinzeltes Strauchwerk laBt den praktischen Wert des Uferbewuch
ses klar erkennen, wenn auch seine Wirkungsweise nicht immer die gewunsch
te ist. Man betrachte zum Beispiel das rechte Ruhrufer oberhalb der
Schwerter-Brucke: auf Abbildung 15 und 16. Hier ist eine deutliche Ab
hangigkeit der Lange und Tiefe1) der Erosionsbuchten von den Abstanden
des Einzelbewuchses zu erkennen. Wo er dichter wird (Abb. 41 und 42),
horen sie schlieBlich ganz auf. Die Strauchweide vermag also ihren Stand
ort, ihren Nahr- und Wurzelboden zu behaupten. Das in ihrem Stromungs
schatten gelegene Wasser wird nun bekanntlich durch den vorbeiziehenden
Stromstrich in eine langsamere, gegenlaufige Rotation versetzt und wirkt
dadurch ahnlich erodierend wie bei direktem Anprall, wenn auch in abge
schwachtem MaBe, und die Tiefenwirkung1) dieses Ruckstroms steht zu sei
ner Lange in einem bestimmten Verhaltnis, welches nur jeweils mit wech
selnder Stromstrichnahe etwas variiert. Im Endeffekt jedoch kann sie zur
beiderseitigen Hinterspulung eines Einzelstrauches fuhren und damit zur
verstarkten Tiefenwirkung. Fast mitten im Stromstrich stehende Einzel
straucher wurden an Lippe und Ruhr zwar nicht beobachtet, sind aber keine
1. Unter Tiefe ist hier nicht die vertikale, sondern die Horizontalrich
tung landeinwarts zu verstehen
Sei te 11
Description:Gliederung.- II. Einleitung.- III. Das allgemeine Bild der Flüsse.- IV. Natürlicher Uferbewuchs und ältere Uferbepflanzungen.- V. Der. natürliche Uferbewuchs und die Lebendverbauung an den Schiffahrtskanälen.- VI. Abbildungen 1 - 88.