Table Of ContentNICHELLE NICHOLS
Nicht nur
Uhura
Star Trek®
und andere Erinnerungen
Deutsche Erstausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5547
Titel der amerikanischen Originalausgabe
BEYOND UHURA
STAR TREK® AND OTHER MEMORIES
Deutsche Übersetzung von Andreas Decker
Redaktion: Rainer Michael Rahn
Copyright © 1994 by Nichelle Nichols
Alle STAR TREK-Elemente™,® & © 1994 by Paramount Pictures
Alle Star TREK-Fotos © 1994 by Paramount Pictures
Verwendung in diesem Buch mit freundlicher Genehmigung
Die Verse aus ›Monologue a. k. a. Pretty and the Wolf‹,
Musik von James Hamilton, Text und Musik von Duke Ellington,
Copyright © 1954 (erneuert) by Tempo Music Sales Corporation (ASCAP)
Abdruck mit freundlicher Genehmigung
Erstveröffentlichung
by G. P. Putnam’s Sons, New York
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
und Paul und Peter Fritz, Literarische Agentur, Zürich
Copyright © 1996 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung
by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Printed in Germany 1997
Umschlagfoto: Paramount Pictures
Rückseitenfoto: Jim Meechan, Arway Productions,
Woodland Hills, CA, USA
Mit freundlicher Genehmigung
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Technische Betreuung: M. Spinola
Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels
Druck und Bindung: RMO-Druck, München
ISBN 3-453-12797-8
Fast drei Jahrzehnte lang war Nichelle Nichols Mitglied der
Enterprise Crew. Als Lieutenant Uhura nahm sie an allen 79 TV-
Abenteuern und den sechs Kinofilmen teil. Doch diese
Autobiographie beschreibt nicht nur Uhuras souveräne Herrschaft
über Subraumkanäle und Grußfrequenzen.
Aufgewachsen als Tochter des Bürgermeisters einer Kleinstadt
bei Chicago, galt seit der Kindheit ihre ganze Begeisterung dem
Showbusiness. Früh beginnt sie eine Ausbildung zur Tänzerin
und Sängerin, und bereits als Achtzehnjährige tritt sie mit Duke
Ellington auf. Ihre Karriere verlief jedoch nicht immer glatt. Sie
hatte von Anfang an mit zwei Handicaps zu kämpfen: als Frau –
und als Schwarze. Nichelle Nichols schildert in diesem Buch die
Diskriminierungen und Demütigungen, denen sie unter diesen
Bedingungen als Künstlerin ausgesetzt war. Doch sie schaffte es
dank ihres Talents – und ihrer Hartnäckigkeit. Sie wurde ein
begehrter Star in Nachtklubs, auf der Bühne und schließlich im
Film.
Der große Durchbruch stellte sich ein, als sie durch das
Engagement für eine TV-Serie Gene Roddenberry kennenlernte,
den Schöpfer von STAR TREK, dem sie eine Zeitlang
leidenschaftlich verbunden war. Das Ende ihrer lange
geheimgehaltenen Liebe war der Beginn einer herzlichen
Freundschaft und höchst produktiven beruflichen
Zusammenarbeit. Nichelle Nichols gehört zu den beliebtesten
Mitgliedern der STAR TREK-Familie. Die Rolle, die sie an Bord
der Enterprise als engagierte Fürsprecherin gegen jede Form von
Rassismus und Intoleranz spielte, in der sie als Symbol die
Zukunftshoffnungen von Millionen Zuschauern verkörperte,
bestimmt auch ihr privates Leben: Immer wieder setzt sie ihre
Popularität und ihren Einfluß für Minderheiten ein und tritt als
Botschafterin der Zukunft auf für die Belange der NASA. Ihre
Autobiographie ist ein bewegendes Dokument der
Unbeugsamkeit des menschlichen Geistes.
Dieses Buch widme ich:
SAMUEL UND LISHIA NICHOLS
KYLE JOHNSON
JIM MEECHAN
PROOFREAD BY
PROLOG
Als ich im Friedhof Forest Lawn auf dem Podium der Hall of
Liberty saß und die hier versammelten Trauergäste betrachtete,
deren Zahl in die Hunderte ging, konnte ich den Gedanken
nicht verdrängen, daß es genauso war, wie Gene es gern gehabt
hätte. Kein Sarg, keine Gebete, keine Kerzen.
Als überzeugter Humanist hatte sich Gene Roddenberry dem
Glauben verschrieben, daß die Zukunft in unseren sterblichen
Händen liegt, daß die Antworten auf unsere Fragen in uns
selbst zu finden sind, hier auf der Erde oder im Weltraum.
Daher war es nur passend, daß die Gedenkreden von Freunden
gehalten wurden, die seine Vision geteilt hatten, und nicht von
Vertretern organisierter Religionen, denen Gene vor langer
Zeit zugunsten einer Philosophie der Vernunft abgeschworen
hatte. Gene war vieles in seinem Leben gewesen, aber niemals
ein Heuchler. Im Gegensatz zu den meisten
Trauergottesdiensten war Genes Gedenkfeier ein richtiges
Fest, das sich durch ergreifende Erinnerungen und fröhliches
Gelächter auszeichnete; sie war eine Huldigung an den Mann,
der so viele Leben verändert und bereichert hatte. Niemand
leugnete, daß man ihn schmerzlich vermissen würde, aber das
Wissen, daß er durch die Macht seiner Träume und das Erbe
seiner Schöpfung für immer bei uns sein würde, spendete uns
Trost.
Gelegentlich warf ich einen Blick auf sein Porträt, das dort
auf einem Ständer ruhte, und wie immer fand ich mich von
seinen Augen angezogen. Falls jemand den Beweis suchte, daß
die Augen tatsächlich das Fenster zur Seele darstellen, mußte
er nur in Genes Augen blicken. Strahlend und blau funkelte in
ihnen sein unersättliches Verlangen nach dem Leben. In seinen
vielen Kämpfen – sowohl den persönlichen als auch den
beruflichen – hat er nicht einmal den Blick gesenkt. Und auch
wenn Genes Blick stets in die Zukunft gerichtet war, so stellte
er doch einen Mann des Augenblicks dar, der daran glaubte,
daß die Zukunft in der Gegenwart ihren Anfang nimmt. Genes
Gegenwart erinnerte einen daran, daß man im wahrsten Sinne
des Wortes lebendig war. Als ich die beiden Lieder sang, die
seine Frau Majel erbeten hatte – Paul McCartneys Yesterday
und Gene, mein Gedenken an ihn, das ich zusammen mit Jim
Meechan komponiert hatte –, mußte ich an seine unermüdliche
Energie, seine Hingabe und seinen Mut denken.
Der Pianist schlug die letzten Töne an, und irgendwie
schaffte ich es, das Lied zu beenden. Als ich zu meinem Platz
zurückging, konnte ich kaum glauben, daß Gene tatsächlich tot
war. Ich hatte ihn erst anderthalb Wochen zuvor noch besucht.
Er hatte in seinem Rollstuhl gesessen und mit einem Lächeln
die wunderschöne Ehrenplakette betrachtet, die ich für ihn
gemacht hatte. Sie trug die Aufschrift To the Great Bird of the
Galaxy sowie eine vergoldete CD des Albums, auf dem ich das
Lied Gene aufgenommen hatte. Er sah sich die Plakette genau
an, dann bat er mich, den Liedtext vorzulesen, der auf ein
Stück Pergament geschrieben stand:
»Gene«
Gene, you future visionary.
Gene, you gave me tears and laughter
Gene, you shined the starlight on my dreams.
Gene, a daring flying hero
Gene, you always soar with eagles
Gene, your universe was meant to be.
Gene, Great Bird of the Galaxy,
you gave me wings
And you set me free…
You dreamed our spatial family.
Gene, your boyish grin’s deceiving
Gene, it isn’t easy being
Gene, I’m sure you know just what I mean.
Gene, Great Bird of the Galaxy
You gave me wings
And you set me free…
You dreamed our Star Trek family.
Gene, you showed us galaxies afar,
You tied our hopes to every star,
We’re lucky you are who you are…
Our loving… Gene.
Gene, du Visionär der Zukunft,
Gene, Du hast mich Weinen und Lachen gemacht.
Gene, Du hast meine Träume
mit dem Licht der Sterne erfüllt.
Gene, ein mutiger heldenhafter Pilot,
Gene, Du bist immer mit den Adlern geflogen.
Gene, Dein Universum sollte Realität werden.
Gene, Großer Vogel der Galaxis,
Du hast mir Flügel verliehen
Und mir die Freiheit gegeben…
Du hast unsere kosmische Familie erträumt.
Gene, dein jungenhaftes Grinsen so täuschend,
Gene, es ist nicht einfach,
Gene, Du weißt, was ich meine.
Gene, Großer Vogel der Galaxis,
Du hast mir Flügel verliehen
Und mir die Freiheit gegeben…
Du hast unsere kosmische Familie erträumt.
Gene, Du hast uns ferne Galaxien gezeigt.
Hast unsere Hoffnungen mit den Sternen verbunden.
Wir haben Glück, daß Du bist, der Du bist…
Gene, wir lieben Dich…
Ich blickte beim Lesen auf und sah, wie Tränen ungehindert
seine Wangen hinabliefen. Da formte sich ein dicker Kloß in
meinem Hals, und ich wußte, daß ich diesen großartigen Mann,
dem ich seit so vielen Jahren meine Liebe und Zuneigung
entgegengebracht hatte, bald verlieren würde.
Gene wollte ein Foto von uns und der Plakette schießen
lassen, aber Ernie Over, sein Sekretär, sprach sich klugerweise
dagegen aus. Gene sah schlecht aus, doch obwohl ich
einerseits die Beweggründe verstand, war ich dennoch zutiefst
enttäuscht.
Ich hatte meinen Termin an dem vorangegangenen Freitag
mit Gene vereinbart. Mir war bekannt, daß er seit mehreren
Jahren an den Auswirkungen verschiedener chronischer
Krankheiten litt, einschließlich eines Schlaganfalls, der 1989
seine rechte Körperhälfte geschwächt hatte. An dem
Wochenende vor meinem Besuch hatte Gene einen Rückschlag
erlitten, aber Majel versicherte mir, daß sich Gene trotz seines
schlechten Gesundheitszustands sehr auf unsere Begegnung
freute. Sie sagte, es täte ihr leid, daß sie dann nicht zu Hause
sein könnte, aber Ernie und Genes Krankenschwester wären
da. Ich hatte in letzter Zeit öfter gehört, daß es Gene nicht gut
ging, und sein Sekretär hatte mich sogar behutsam vorgewarnt,
damit sein Aussehen kein zu großer Schock für mich war.
Ich wappnete mich. Aber als man mich in Genes Zimmer
führte, wo er mich in seinen hellgrauen Hosen und dem
hellblauen Hemd, das die Farbe seiner wunderschönen Augen
so zur Geltung brachte, erwartete, sah er wunderbar aus.
Andererseits kann ich mich nicht daran erinnern, ihn jemals in
einer Situation gesehen zu haben, wo er mir nicht wie der
vertraute alte Gene vorkam. Seine herzliche, couragierte,
manchmal durchaus auch unerbittliche Persönlichkeit war
immer deutlich zu spüren; daran konnten auch seine
nachlassende Gesundheit und die vielen Medikamente, die er
benötigte, nichts ändern.
Es schien ihn besonders berührt zu haben, daß ich ihm ein
Lied gewidmet hatte. Gene hatte meine Liebe zur Musik stets
verstanden und gefördert; es war eine Ironie, daß Lieutenant
Uhura, die Rolle, die wir gemeinsam erschufen, diesen Teil
meiner Karriere eine Zeitlang in den Schatten stellte, als ich an
Bord der Enterprise ging. (Zwar sorgte Gene dafür, daß Uhura
in einigen der Episoden sang, doch die Zuschauer nahmen an,
es würde sich um die Stimme einer Sängerin handeln, die
eingespielt wurde.) Obwohl wir durch seine futuristische
Schöpfung auf ewig miteinander verbunden sein werden, war
das nicht der Punkt, an dem unsere Geschichte ihren Anfang
nahm. Und auch nicht der, wo sie enden sollte.