Table Of ContentJürgen Klute, Sandra Kotlenga (Hg.)
Sozial- und Arbeitsmarktpolitik
nach Hartz
FünfJahre Hartzreformen:
Bestandsaufnahme - Analysen - Perspektiven
Universitätsdrucke Göttingen
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JürgenKlute,SandraKotlenga(Hg.)
Sozial-undArbeitsmarktpolitiknachHartz
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erschieneninderReihederUniversitätsdrucke
imUniversitätsverlagGöttingen2008
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JürgenKlute,SandraKotlenga(Hg.)
Sozial- und
Arbeitsmarktpolitik
nach Hartz
FünfJahreHartzreformen:
Bestandsaufnahme-Analysen-
Perspektiven
UniversitätsverlagGöttingen
2008
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SatzundLayout:SandraKotlenga
Umschlaggestaltung:MargoBargheer
©2008UniversitätsverlagGöttingen
http:/univerlag.uni-goettingen.de
ISBN:978-3-940344-33-5
Inhaltsverzeichnis
Rinleitung 7
TeilI:BestandsaufnahmeundAnalysen
GerhardBäcker:SGBII:GrundlagenundBestandsaufnahme 20
AndrejHolm:WohnungspolitischeAuswirkungender11artz-1V-Gesetzgebung....43
KarstenA'chuIdt:AktiveArbeitsmarktpolitiknachdenHartz-Gesetzen 61
BrigitteSeilach:MonitoringzudenWirkungenvonSGBIIauf
FrauenhausbewohnerinnenundFrauenhäuser 74
SandraKotlenga:AuswirkungenderHartz-ReformenaufdenDrittenSektor 100
ChristophButtenvegge:PeterHartzundhistorischeParallelenzuseiner
Reformpolitik—einRückblickaufdieWeimarerRepublik 122
SabineBerghahn:Die„Bedarfsgemeinschaft“gemäßSGBII:Überwindungoder
VerfestigungdesmännlichenErnährermodells? 143
JürgenKlute:DieZukunftderArbeitundihreDestruktiondurchdieHartz-
Reformen 169
TeilII:Perspektiven
KatjaKipping:UndweilderMenscheinMenschist...—ZurDebatteumdas
bedingungsloseGrundeinkommen 179
GiselaNotg:IstGrundeinkommeneineAlternativezuraktuellenSozial-und
Arbeitsmarktpolitik? 187
DanielKreutg:„BedingungslosesGrundeinkommen“—KritikeinesMythosund
Alternativen 200
MatthiasMöhring-Hesse:DieZukunftderSozialpolitik:Demokratischer
Sozialstaat 208
ElisabethVoß:WirtschaftlicheSelbsthilfegegenArmutundAusgrenzung? 218
NiklasForreiter:ModernisierungundAutonomie—Potentiale
sozialerSicherungjenseitsderneuenSozialpolitik 243
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Einleitung
Am16.August2002stelltePeterHartzdieArbeitsergebnissedernachihmbe-
nanntenKommissionimFranzösischenDomzuBerlinderÖffentlichkeitvor.
GuteinhalbesJahrzehntspäterwareinguterZeitpunkt,eineZwischenbilanzüber
dieAuswirkungendersogenanntenHartz-Reformenzuziehen,aberauchalterna-
tiveDPaermsapleskthiavtetneiPnetdieerDHiasrktuzssdieonnRzuuf,brailnsgevne.rantwortlicherPersonalmanagerVW
zueinem„atmendenUnternehmen“gemachtzuhaben.Verschwiegenwurdeund
wirddabei,wieesihmgelungenwar,ArbeitsplätzebeiVWundvorallemauchin
Wolfsburgzusichern.EinerseitshatteereinehoheFlexibilisierungimUnterneh-
menunddamiteinhergehendeVerschlechterungenderArbeitsbedingungenfür
ldiieefeBreesrcvhäofntiVgtWenidhurrecnhgSetsaentdzotr.tAnnadcehreWrsoeliftssbuhratgteveerrledgatefnü.rDgeiseosrgsti,chdearstsevziwealerZAur--
beitsplätzeinWolfsburgundführteteilweiseauchzuneuenStellen.Vergessen
wirdindieserangeblichenErfolgsstoryaber,dassdieseandenehemaligenStand-
ortenderZulieferervernichtetwordensind.StatteinerNeuschaffunggabesalso
nureineVerlagerungvonArbeitsplätzen.
WersichdiesevonPeterHartzbeiVWdurchgesetztenProzessegenaueran-
schaute,konnteschon2002erkennen,dasserwenigerein„atmendesUnterneh-
men“schufalsvielmehrein„flexiblesUnternehmen“.DieLastendieserFlexibili-
täthattendieZulieferer,dieBeschäftigtenundnichtzuletztdiesozialenSiche-
rungssystemundinsoferndieGesellschaftzutragen(vgl.Rügemer2006,S.69ff).
AllerdingsmussmanPeterHartzzugestehen,dassesihmgelungenist,diesePro-
zessealssozialverträglichdarzustellenund„sein“UnternehmenmitdemImagezu
versehen,imUnterschiedzumanchanderengroßenUnternehmenkeinArbeits-
platzvermchterzusein.WernerRügemerresümiertdazuinseinemBuch(ebd.,S.
72):,„BeiVW‘undbei,Agenda2010‘lautetdasPrinzip:DieArbeiterelitedarfei-
nigePrivilegienbehalten,indemsieKürzungenbeidenenbefürwortet,dieohnehin
JürgenKlute/SandraKotlengi
wenigerverdienenoderarbeitslossind.“DasentsprichtderEmpfehlung,diedie
Sozialwissenschaftler,RegierungsberaterundMitgliederderArbeitsgruppe„Ben-
chmarking“desvonderrot-grünenBundesregierunginitiiertenBündnissesfürAr-
beitRolfHeinzeundWolfgangStreeckinihremArtikel„AnArbeitfehltesnicht“
bereits1999formulierthaben:
„InderTatgibteskeinenGrund,warumqualifizierteBerufsarbeit,Flächenta-
rif,Kündigungsschutzusw.nichtweiterhin,beizeitgerechterEntwicklung,den
industriellenKemsektorprägensollten—auchwenndieser,wieselbstinDeutsch-
landnichtandersmöglich,immerkleinerwerdenwird.WasdasindustrielleBe-
schäftigungsmodellallerdingsnichtmehrbeanspruchenkann,istseineuniverselle
GeltungfürdieGesellschaftalsGanze.Versuche,esdemwachsendenDienstleis-
tungssektoraufzuzwingen,schadennichtnurderBeschäftigung,sondernstoßen
zunehmendaufpolitischenWiderstand.“(Heinze/Streeck1999,S.41)
EineweitereschondamalszustellendeFragewar,obsichdieMethodeneines
(angeblich)„atmendenUnternehmens“aufeineGesellschaftanwendenlassen.Ein
Unternehmen ist in einen gesellschaftlichen Kontext — bestehend aus ver-
schiedenenTeilsystemenu.a.sozialerRegulative—eingebettet:Frühverrentungen,
öffentlichfinanzierteUmschulungen,Arbeitslosenversicherungetc.Unternehmen
greifenimRahmenihrerReorganisations-undRationalisierungsprozesseexzessiv
aufdieseInstrumentezurück.Auchdas,wasPeterHartzals„Atmen“einesUnter-
nehmensbezeichnethat,hatsozialeRegulativezurVoraussetzung.EineÜbertra-
gungeinersolchenUnternehmensstrategieaufdieGesamtgesellschaftistalsoinso-
fernproblematisch,alsdasssiedieÜbertragungderStrategieeinesTeilsystems,die
dasGesamtsystemzurVoraussetzunghat,aufdasübergeordneteGesamtsystem
bedeutet.DasProblembestehtdarin,dasseineGesellschaftnichtaufeineihrü-
bergeordneteStrukturzurückgreifenkann,wieeinUnternehmenesmacht,wenn
esaufgesellschaftlichorganisierteSicherungssystemezurückgreift.DieGestaltung
deseinenTeilsystemshatsomitzwangsläufigKonsequenzenfürdieanderenge-
sellschaftlichenTeilsysteme.
SohatdermitdenHartz-ReformendurchgesetzteWorkfareansatzundder
damitverbundeneWegfall|eglicherZumutbarkeitsgrenzenbeiderAufnahmeeiner
BeschäftigungnichtnurAuswirkungenaufdasRegulierungsregimeder„Nicht-
Erwerbstätigkeit“,sondernauchaufdasBeschäftigungssystem:VondenHartz-
ReformensinddemnachnichtnurErwerbslosebetroffen—alsunmittelbaresZiel
derAngriffeaufsozialeRechte-,sondernauchdie(nochoderwieder)Beschäftig-
ten.SowareinzentralesErgebniseinerjüngerenBetriebsbefragungdurchdas
InstitutfürArbeitsmarkt-undBerufsforschung,dass„dasPrinzipdesFörderns
ubenrdzFuörVdeerrhnaslt[e..n.]sännadcehruAnngseinchgtefdüehrrtBe[thraite].b“eIznumdienmdeKsutrzbbeiereiicnhetmisTteziulddeernBeeiwnzeerl--
nenErgebnissendieserBefragungzulesen:
„Betriebebeobachtetenseitdem[seitdenHartz-Reformen,Anm.derAutorin-
nen],dasssichBewerberhäufigeralsfrüherauchuminadäquateArbeitsplätzebe-
mühen:GemessenandenAnforderungenderStellewarensieöfterunter-oder
überqualifiziert.[...]EtwajederfünfteBetriebgaban,dassdieKonzessionsbereit-