Table Of ContentReorganisierung und
Modemisierung der
industriellen Produktion
Beiträge zu den Berichten der Kommission
für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels
in den neuen Bundesländern e. V. (KSPW)
Herausgegeben vom Vorstand der KSPW:
Hans Bertram, Hildegard Maria Nickel,
Oskar Niedermayer, Gisela Trommsdorff
Beiträge zum Bericht I
"Arbeit, Arbeitsmarkt und Betriebe"
Band 1.4
Die Veröffentlichungen der Kommission zur Erforschung des
sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern
(KSPW) umfassen folgende drei Reihen:
- Berichte zum sozialen und politischen Wandel
in Ostdeutschland
- Beiträge zu den Berichten
- Reihe "Transformationsprozesse"
Rudi Schmidt (Hrsg.)
Reorganisierung und
Modemisierung der
industriellen Produktion
Springer Fachrnedien Wiesbaden GmbH 1996
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Reorganisierung und Modernisierung der industriellen Produktion / Schmidt, Rudi
Hrsg.
(Beiträge zu den Berichten zum sozialen und politischen Wandel in Ostdeutschland ;
Bd. 1.4)
ISBN 978-3-663-11300-3 ISBN 978-3-663-11299-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-663-11299-0
NE: Schmidt, Rudi [Hrsg.]
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages
unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mi
kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Satz: Werkstatt für Typografie, Offenbach
Inhalt
Vorwort .................................................................................................. 9
Carsten Beyse und Gerd Möll
"Da braucht man wahrscheinlich den Hammer".
Probleme der Restrukturierung ostdeutscher Betriebe am Beispiel
ausgegliederter Kombinatsabteilungen................................................... 15
Ulrich Bochum
Produktionsmodernisierung in der ostdeutschen Industrie -
Welche Modernisierungspfade beschreiten ostdeutsche Betriebe
im Prozeß der Restrukturierung? .. ..... ..... ....... .................................. ....... 41
Ralph-Elmar Lungwitz und Erhard Schreiber
Der unvollkommene Wandel der Arbeitsorganisation ........................... 99
Martin Heidenreich
Betriebliche Sozialordnungen im ostdeutschen
Transformationsprozeß.. ..... ............. ... ............................... ................. .... 141
Gabriele Andretta und Martin Baethge
Entkoppelte Reorganisation und verschleppte Anpassung -
Zum Zusammenhang von beruflicher Neuorientierung,
Qualifizierung und betrieblicher Reorganisation in der
ostdeutschen Industrie ............................................................................ 153
Philipp Hessinger
Modell Jena? - Alternative Formen der Instituierung von
Netzwerkbeziehungen am Beispiel zweier neuer Industriedistrikte....... 193
Zahlen zur industriellen Entwicklung in den neuen Bundesländern
zusammengestellt von Heiko Burcherr und Andrea Velez...................... 207
Über die Autorinnen und Autoren des Bandes....................................... 241
Editorial
Der vorliegende Band präsentiert Ergebnisse aus der dritten Forschungs- und
Förderphase (1994-1996) der Kommission für die Erforschung des sozialen
und politischen Wandels in den neuen Bundesländern e. V. (KSPW).
Die KSPW, Ende 1991 auf Anregung des Wissenschaftsrates gegründet
und aus Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Technologie (BMBF) sowie des Bundesministerium für Ar
beit und Sozialordnung (BMA) finanziert, hat es sich zur Aufgabe gemacht,
den sozialen und politischen Wandel in den neuen Bundesländern zu er
forschen bzw. seine Erforschung zu fördern,
damit auch die empirischen und theoretischen Grundlagen für politische
Handlungsempfehlungen zu verbessern sowie
angesichts des Umbruchs der Sozialwissenschaften in den neuen Bundes
ländern das sozialwissenschaftliehe Wissenschaftler/innen-Potential und
den Nachwuchs dort zu unterstützen.
In einer ersten Forschungs- und Förderphase (1992) wurden 176 sogenannte
"Kurzstudien" vergeben (Antrags-Eingänge: rund 1.700), von denen rund
150 Forschungsberichte als Graue Reihe (alte Folge) der KSPW veröffent
licht wurden. Die Kurzstudien sollten sozialwissenschaftliehe Analysen an
regen, das im Umbruch befindliche sozialwissenschaftliche Potential in Ost
deutschland unterstützen sowie empirische Daten der ostdeutschen Sozial
wissenschaft sichern helfen. Ausgewählte Forschungsergebnisse der ersten
Phase wurden zudem in den Bänden 9-29 der Reihe "KSPW: Transformati
onsprozesse " im Verlag Leske + Budrich vom Vostand der KSPW herausge
geben.
In der zweiten Forschungs- und Förderphase (1993-1994) förderte die
KSPW vor allem 60 größere Projekte zum ostdeutschen Transformationpro
zeß (Antrags-Eingänge: rund 250), wovon ausgewählte in den Bänden 9-29
der Reihe" KSPW: Transjormationsprozesse" veröffentlicht wurden.
Die dritte Forschungs- und Förderpase macht - über die Arbeit von 6
Berichtsgruppen - die sozialwissenschaftliche Berichterstattung über den
Transformationsprozeß zur zentralen Aufgabe der Kommissionstätigkeit.
8 Editorial
Neben der laufenden Berichterstattung in Publikationen, Konferenzen und
Beratungen wurden die Ergebnisse der gesamten Forschungsanstrengungen
zu thematischen Berichten zusammengefaßt, deren Konzepte 1993 entwickelt
wurde, deren Realisation ab Mitte 1994 begonnen hat und die in 6 "Berich
ten zum sozialen und politischen Wandel in Ostdeutschland" mit dazugehö
rigen 28 Bänden mit "Beiträgen zu den Berichten" Ende 1996 publiziert
werden.
Der vorliegende Band mit "Beiträgen zu den Berichten" ordnet sich in
die eingangs genannten Ziele der Kommission ein: Zum einen finden inter
essierte Leser aus der Wissenschaft, der politischen Administration sowie aus
der sozialen und politischen Praxis Materialien, Analysen und anwendungs
bezogene Konzeptionen, die für die tägliche Auseinandersetzung mit dem
und im Transformationsprozeß genutzt werden können; zum anderen gibt er
Sozialwisenschaftler/innen Gelegenheit, die Ergebnisse ihrer Forschung hier
zu präsentieren.
Halle, im Juni 1996
Hans Bertram
Vorsitzender des Vorstandes
Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels
in den neuen Bundesländern e. V.
Vorwort
Auch im sechsten Jahr der deutschen Vereinigung kann nicht annähernd
davon gesprochen werden, daß sich die ostdeutsche Wirtschaft konsolidiert
hätte und zu einem "selbsttragenden" Aufschwung übergegangen wäre.
Trotz mancher positiver Entwicklungen vor allem im der überregionalen
Konkurrenz nicht ausgesetzten Dienstleistungsbereich, in einzelnen Indu
striesektoren, wie z.B. der Automobilindustrie oder der Kunststoffverarbei
tung, sind die bisher erreichten Fortschritte in der überwiegend auf ein mit
telständisches Niveau reduzierten Industrie und den von ihr abhängigen
Dienstleistungsunternehmen besonders wegen des geringen Eigenkapitals
und der unzulänglichen Marktintegration prekär. Selbst das überproportional
vertretene Baugewerbe, das vorübergehend als Lokomotive des Auf
schwungs galt und für hohe Wachstumsraten im ökonomischen Gesamtin
dex sorgte, wird wegen seiner großen Abhängigkeit von Konjunkturschwan
kungen und von der staatlichen Wohnungs- und Steuerpolitik eher als Symp
tom einer instabilen, unausgeglichenen Wirtschaftsstruktur angesehen. Alle
wirtschaftlichen Kennziffern, von den Beschäftigungszahlen bis zum ost
deutschen Wertschöpfungsanteil, weisen gravierende Rückstände auf, die
durch die inzwischen geschrumpften Wachstumsraten noch schwerer auf
holbar erscheinen.
Es gibt aber neben ungünstigen Rahmenbedingungen auch eine Reihe
interner Gründe für die Entwicklungsprobleme der ostdeutschen Industrie.
Zum einen liegen sie in der organisatorischen und mentalen Nachwirkung
der kombinatsspezifischen Produktions strukturen, zum anderen in dem von
vielen nicht vorausgesehenen Umfang der Transformationsaufgabe, deren
Bewältigung im Grunde genommen einen doppelten Modernisierungsprozeß
verlangt. Wenn die ostdeutschen Betriebe nicht früh schon unter die Fittiche
eines erfahrenen und erfolgreichen Westunternehmens kamen, das für eine
umfassende und nachhaltige Modernisierung sorgte, dann kämpfen sie häu
fig immer noch damit, nach der Aufholjagd zum westdeutschen Branchen
durchschnitt nun auch die gegenwärtig von der verschärften internationalen
Konkurrenz auferlegte beschleunigte Innovation in der Produkt- und Pro
duktionsstruktur zu bewältigen, eine Herausforderung, der sich bekanntlich
auch die westlichen Unternehmen z.Z. konfrontiert sehen. In dem zweiten
10 Vorwort
Schritt der Modernisierung geht es darum, die Dynamik zu perpetuieren,
eine Aufgabe, die zu lösen auch etablierten Betrieben schwerfällt, weil sie
meist schon vollauf damit beschäftigt sind, ihr tägliches Chaos zu bändigen
und Innovationen - meist kriseninduziert - nur schubweise bewältigen. Sich
an eine solche Perspektive zu gewöhnen, kann für die Belegschaften und das
Management in den ostdeutschen Betrieben eine emotionale und kognitive
Überforderung darstellen, wo sie sich doch eben erst an so viel Neues auch
in ihrem privaten Leben haben gewöhnen müssen. Das gilt insbesondere für
die Älteren, die längere Zeit in einer statischen Gesellschaft gelebt haben.
Bei diesem Umstellungsprozeß behindert werden sie vor allem durch ein
noch immer fortwirkendes betriebszentriertes, technizistisches Produktions
verständnis, durch eine zu wenig vom Markt her gedachte Produktpolitik
und durch die Nachwirkung der früheren großbetrieblichen Produktionspra
xis. Das erweist sich häufig als hinderlich bei der Implementation von auf
gabenintegrierten, dezentralen und flexiblen Fertigungsstrukturen, sofern sie
überhaupt angestrebt werden. Daher verwundert auch nicht, daß die techni
sche Modernisierung des Fertigungsapparats in der Investitionsgüterindu
strie inzwischen nahezu das westliche Niveau erreicht hat, aber in der Ar
beitsorganisation und in der Managementpolitik noch ein großer Nachhol
bedarf besteht.
I
Mit dem hier vorgelegten Kontextband zum Bericht der KSPW über die
Transformation im Bereich von Arbeit und Beschäftigung wird kein voll
ständiger Überblick über die Entwicklung des industriellen Transformati
onsprozesses in den neuen Bundesländern beansprucht. Dazu ist die For
schungslage zu disparat. Im übrigen liegen inzwischen zahllose Einzelveröf
fentlichungen und eine Reihe von Sammelbänden vor, deren Zwischenbilan
zen trotz fortgeschrittener Restrukturierung der Betriebe immer noch nützli
chen Aufschluß vermitteln. Die von Bochum und von Lungwitz/Schreiber
vorgelegten Forschungsberichte wurden im Auftrag der KSPW erstellt. Sie
stützen sich dabei vor allem auf außerhalb der KSPW erarbeitete For
schungsergebnisse, da von ihr zu zentralen Tbemenfeldern mangels hinrei
chenden Angebots keine Projektaufträge vergeben werden konnten. Die
anderen Beiträge gingen aus Referaten über Forschungsprojekte hervor, die
auf einem Workshop der KSPW im Herbst 1995 vorgetragen wurden.
Die Darstellungen des industriellen Transformationsprozesses werden
eröffnet durch einen Beitrag von Beyse und Möll aus der betrieblichen Re
organisationsperspektive. Die Autoren unterscheiden zwei Grundkonstella
tionen, die eine wichtige Differenz markieren. In der Regel wird bei den
vgl. dazu LungwitzlSchreiber in diesem Band, ferner Kap. 4 zum Management von Pohl
manniSchmidt und Kap. 5 zur Produktionsmodemisierung von Schmidt in: Lutz u.a.: Ar
beit, Arbeitsmarkt und Betriebe, 1996. Opladen, Leske und Budrich