Table Of ContentLuthers Werke
in Auswahl
Dritter Band
Luthers Werke
in Auswahl
Unter Mitwirkung von Albert Leitzmann
herausgegeben
Otto Llemen
Dritter Band
Berlin
Verlag von Walter de Gruyter L Co.
1950
Archiv-Nr. 32 14 50
Druckgenehmigung: III 5794/49 — 7886/49
(4) F. Ullmann G.m.b.H., Zwickau Sa.. Talstr. 16-20 / Auftr. Nr. 493
Vorwort.
Der vorliegende dritte band unserer Studentenlutherausgabe hat
scheinbar keinen so reichen und mannigfachen Inhalt wie der erste und
zweite, obgleich er an umfang die beiden ersten übertrifft. Es hat das
seinen gründ darin, dass die schrift ‘De libero arbitrio* und das ‘Grosse
Bekenntnis vom Abendmahl* sehr viel raum verschlungen haben. Dass
erstere schrift nicht fehlen durfte, wird niemandem zweifelhaft sein.
Aber auch das Bekenntnis vom Abendmahl wollte ich nicht weglassen,
obgleich die breite, mit der hier Luther seine lehre vortragt und die der
gegner widerlegt, öfters schier unerträglich ist. Die schrift ist Luthers
etztes wort im abendmahlsstreit — das ende September 1544 erschienene
„Kurze Bekenntnis vom heiligen Sakrament“ bringt an lehrhaften aus-
führungen nichts neues — und die sorgfältigste und gründlichste aus*
einandersetzung mit Zwingli und Oekolampad, in die sich Luther hinein
begeben hat. Sie ist für Jahrhunderte „das Schiboleth der echten
Lutheraner geblieben“. Auf die bei aller Spitzfindigkeit und Willkürlich
keit zum teil doch bewundernswert schärf sinnige und wissenschaftlich
wohlbegründete exegese der einsetzungsworte und der anderen das heilige
abendmahl betreffenden schriftsteilen, auf die beiträge zur Christologie und
die für germanisten interessanten partien (z. b. s. 417, z. 7 ff.), die die
schrift enthält, sei noch besonders hingewiesen.
Zu dem Verzeichnis der abkürzungen am Schlüsse des Vorworts zum
zweiten bände ist noch hinzuzufügen: CSEL ----- Corpus scriptorum ecdesiast.
lat., MSL — Patrologia ed. Migne, series latina, RE 8 — Realenzyklopädie
für protestantische Theologie und Kirche, 3. aufl., ZKG — Ztschr. f.
O. Clemen.
Inhaltsverz eichnis.
Seite
Von Kaufshandlung und Wucher. 1524............................................... I
Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft in
Schwaben. 1525.................................................................................. 47
Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern. 1525 69
Ein Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern. 1525 75
De servo arbitrio. 1526.............................................................................. 94
Deutsche Messe. 1526.................................................... 294
Das Taufbüchlein aufs neue zugerichtet 1526.........................................310
Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können. 1526 . . . . 317
Vorn Abendmahl Christi, Bekenntnis. 1528...........................................352
Von Kaufshandlung und Wucher. 1524.
Den zweiten teil dieser sehnst bildet der anfang 1520 erschienene
grosse sermon vom wucher (= W. A. 6, 36—60) mit einem schluss-
zusatz unten s. 44, z. 30 ff.), der besonders in dem abschnitt über
den zehnten ganz übereinstimmt mit L.s briefe an Capito vom 15. juni
1524 (E. 4, no. 799) und dem zweiten teil von L.s brief an den Kur
prinzen vom 18. juni (no. 802). Also wird wohl L. um mitte juni 1524
unsere schrift vollendet haben. Erschienen ist sie spätestens im sept.
(W. A. 15, 283; der brief, Arch. f. Gesch. des Deutschen Buchhandels
16 no. 31, demzufolge K. K. 1, 692 u. W. A. 18, 42 5*1 die schrift schon
in den mai gesetzt wird, ist vom 4. okt. 1524 zu datieren). Im übrigen
vgl. ausser der einl. W. A. 15, 279 s!. (s. 283 literatur) auch die vor
treffliche von Eck in L.s Werke für das christl. Haus 7, 494 ff. Vor
lage: W. A. 15, 283 Aa(bogen E Ax; buchstabenverschiebungen zwischen
zwei Wörtern sind stillschweigend korrigiert).
As heylig Euangelion / nach dem es an den tag komen ist / *5, -93^
strafft vnd zeygt allerley werck der finsternis / wie die S. Paulus
nennet No. 13. Denn es ist eyn Helles liecht / das aller wellt leucht vnd
leret / wie böse die werck der wellt sind / vnd zeyget die rechte werck so
5 man gegen Gott vnd den nehisten vben soll. Daher auch ettliche vnter
den kauffleuten aufferwacht vnd gewar worden sind / das vnter yhrem
handel mancher böser griff vnd schedliche synantze ym brauch sind / vnd zu
besorgen ist / es gehe hie zu / wie der Ecclesiasticus sagt / Das kauffleut
schwerlich on sunde seyn mügen / Za ich acht es treffe sie der sprach S.
10 Pauli .1. Timo. vlt. Der geytz ist eyne wurtzel alles vbels. Vnd aber
mal / Wilche reych wollen werden / die fallen dem truffel ynn den strick
vnd ynn viel vnnuhe schedliche begirde / wilche die leutt versenden yns
verderben vnd verdamniS.
Wie wol ich aber dencke / dis meyn schreyben werde fast vmbsonst
1$ seyn / weyl der vnfal so weyt eyngeriffen / vnd aller ding vberhand ge-
nomen hat / ynn allen landen. Dazu die ienigen / so das Euangelivn ver
stehen / selbst aus eygenem gewissen wol künden vrteylen / ynn solchen euser
lrchen leichten fachen / was billich vnd vnbillich sey. Bin ich doch ermanet
vnd gebeten / solche fynanhe zu rüren vnd ettliche an den tag zu bringen /
20 ob yhe der Hausse nicht recht wolle / das doch ettliche / wie wenig auch der
selben sey / aus dem schlund vnd rachen des geytzs erlöset wurden / Denn
3 Rö. 13, 12 7 kniff | betrügereien 8 Si. 26,28 10 1. Ti.
6, 10. 9 15 das unheil 19 anzugreifen
Luther III 1
2 Von Kaufshandlung
eS mus ya so seyn / das man noch etliche finde vnter den kaufflenten so
20t e wol / als vnter ander lensen / die 1 Christo zugehoren / vnd lieber wollten
mit Gott arm / denn mit dem teuffel reych seyn / wie der .36. Psal. sagt.
Es ist dem gerechten besser eyn wenig / denn grosse guter der gottlosen.
5
Das kan Man aber nicht leucken / das keuffen vnd verkeuffen eyn
nottig ding ist / des man nicht emperen / vnd wol Christlich brauchen kan /
sonderlich ynn den dingen / die zur nott vnd ehren dienen / Denn also haben
auch die Patriarchen verkaufff vnd gekanfff / vieh / wolle / gefreyde/ butter/
milch vnd ander guefer / Es sind Gotts gaben / die er aus der erden gibf / «>
vnd vnfer die Menschen feylef. Aber der auslendische kauffs handel / der
294w aus Kalikuf vnd 1 Indien vnd der gleychen wahr her bringt / alls solch köst
lich seyden vnd golltwerck vnd wurtze / die nur zur prachf vnd keynem nutz
dienef / vnd land vnd leuffen das gellf aus früget / sollf nichf zu gelassen
werden / wo wyr eyn regimenf vnd fürsten hetten. Doch hie von wil ich 15
itzf nichf schreyben / denn ich achf / es werde zu letzf / wenn wyr nymer
gellf haben / von yhm selbst ablaffen müssen / wie auch der schmuck vnd
fräs / Es wil doch sonst keyn schreyben noch leren Helffen / bis vns die nott
vnd armuf zwinge.
Gott Haff vns deufschen dahyn geschlaudert / das wyr vnser gollt -<>
vnd sylber muffen ynn frembde lender stoffen / alle wellf reych machen / vnd
selbst beffler bleyben / Engeland sollf wol weniger gollts haben / wenn
deufsch land yhm seyn such liesse / vnd der könig von Portigal sollf auch
weniger haben / wenn wyr yhm seyne wurtze liessen / Rechen du / wie viel
gellfs eyne Messe zu Franckfurf aus deufschem land gefurf wird / on nott 25
vnd vrsache / so wirft« dich wundem / wie es zu gehe / das noch eyn Heller
ynn deufschen landen sey / Franckfurf ist das sylber vnd gollf loch / da
durch aus deufschem land fleusst / was nur quillet vnd wechst / gemunttt
odder geschlagen wird bey vns / Were das loch zngestopfff / so durfft mam
itzf der klage nichf Horen / wie allenfhalben eytel schuld vnd keyn gellt / 30
202 e alle land 1 vnd siebte mit zinsen beschweret vnd ausgewuchett sind. Aber
las gehen / es wil doch also gehen / Wyr deutschen muffen deufschen bleiben /
wyr lassen nichf ab / wyr muffen denn. Wyr wollen hie von misbranch
vnd funden des kauffhandels reden / so viel es das gewissen betrifft / Wi e
es des beuttels schaden trifft / lassen wyr fürsten vnd Herrn für sorgen / 35
das sie yhr pflicht daran ausrichten.
Erstlich haben die kauffleut unter sich ein gemeyne regel / das ist yh r
Heubfspruch vnd gründ aller fynantzen / da sie sagen / Ich mag meyne wahr
so thewr geben alls ich kan / Das hallten sie für eyn recht / da ist denn
3 Ps. 37, 16 13 goldsachen und gewürze 17 von selbst auf -
hören 20 geschleudert, so weit verworfen 24 rechne 25 während
einer messe 29 brauchte 30 schulden 38 darf
