Table Of ContentDAS FISCHER LEXIKON
FISCHER BUCHEREI
Enzyklopädie des Wissens
»Das Werk, das wir begonnen haben und zu Ende zu führen
wünschen, hat einen doppelten Zweck: als Enzyklopädie soll es,
soweit möglich, die Ordnung und Verkettung der menschlichen
Kenntnisse erklären; und als methodisches Sachwörterbuch der
Wissenschaften, Künste und Gewerbe soll es von jeder Wissen-
—
schaft und Kunst gehöre siezu den freien oder zu den mecha-
—
nischen die allgemeinen Grundsätze enthalten, auf denen sie
beruhen, und die wesentlichsten Besonderheiten, die ihren Um-
fang und Inhalt bedingen.«
Im Sinne dieser Aufgabe, die d'Alembert 1751 in der Einleitung
zur französischen Enzyklopädie formulierte und die auf neue
Weise zu lösen unserer Zeit aufgegeben ist, orientiert der erste
Band des Fischer Lexikons Literatur über Entstehung, Leistung
und geschichtliche Entwicklung der wichtigsten Nationallitera-
turen.
Der zweite Band des Literatur-Lexikons (35/1) wird die alle
Nationalliteraturen übergreifenden Epochen darstellen. Die den
verschiedensten Literaturen gemeinsamen Gattungen und Stile
sowie dieMethoden literarischerKritikundGeschichtsschreibung
finden im zweiten Teil des zweiten und im dritten Band (35/2)
ihre Darstellung.
Durch seine Anlage ist dieses Lexikon als Lesebuch und Nach-
schlagewerk gleichermaßen benutzbar. Namen, literarische und
literarhistorische Begriffe lassen sich mit Hilfe des Registers im
Text auffinden und werden dort in ihrem Zusammenhang mit
anderen Sach- undSprachgebieten erkennbar.
Eine ausführliche Bibliographie zu jedem Sachwortartikel gibt
Hinweise und Anregungen für eine weiterführende Beschäfti-
gung mit dem jeweiligen Sachgebiet.
DAS FISCHER LEXIKON
LITERATUR!
Herausgegebenvon
Prof. Dr. Wolf-HartmutFriedrich
und
Prof. Dr.WaltherKilly
FISCHER BÜCHEREI
Umsdilagentwurf WolfD.Zimmermann
:
VeröffentliditimOktober1964
© 1964 FischerBüdierei KG, Frankfurt amMain
FisdierBüdiereiKG, Frankfurt am MainundHamburg
Gesamtherstellung: HanseatischeDruckanstalt GmbH, Hamburg
Printed in Germany
: :: : : :
MITARBEITER DIESES BANDES
Brumm, Prof. Dr. Ursula (FUBerlin) AmerikanisdieLiteratur.
:
DellaTerza, Prof. Dante (HarvardUniv.)
ItalienischeLiteratur
Friedrich, Prof. Dr. Wolf-Hartmut (Univ. Göttingen)
Römische Literatur
Grossmann, Prof. Dr. Rudolf (Univ. Hamburg)
Lateinamerikanische Literatur,
PortugiesischeLiteratur,Spanische Literatur
HuNKE, Dr. Sigrid (Bonn) OrientalischeLiteratur
:
Lange,Prof. Dr. Victor (PrincetonUniv.) DeutscheLiteratur
:
Langosch, Prof. Dr. Karl (Univ. Köln) MittellateinischeLiteratur
:
Lesky, Prof. Dr. Albin (Univ. Wien): Griechische Literatur (alt)
Oberholzer, Dr. Otto (Andelfingen/Schweiz) NordischeLiteraturen
:
Pollok, Dr. Karl-Heinz (Univ. Göttingen) Balkan-Literaturen,
:
Polnische Literatur, Tschechische Literatur
Rosenthal-Kamarinea,Prof. Dr. Isidora (Univ. Marburg)
Neugriechische Literatur
Scharf, Prof. Dr. Joachim (Univ. Münster) ByzantinischeLiteratur
:
Schmidt, Dr. Paul Gerhard (Göttingen) NeulateinischeLiteratur
:
Smend, Prof. Dr. Rudolf (Berlin) Bibel
:
SsACHNO-UsELis,Dr. Helen von (München) Russische Literatur
:
Stackelberg, Prof. Dr. Jürgen Frhr. v. (Univ. Göttingen)
Französische Literatur
SüHNEL, Prof. Dr. Rudolf (Univ. Heidelberg) EnglischeLiteratur
:
VANDE Kerckhove,Prof Dr. Michael (FUBerlin)
.
NiederländischeLiteratur
EINLEITUNG
Das Fischer Lexikon >Literatur< umfaßt drei Bände, deren erster
die wichtigsten sogenannten Nationalliteraturen historisch
darstellt, deren zweiter (in seinem ersten Teil) diejenigen Pe-
rioden als ganze zeigt,welche nichtnur einzelnenVölkern eigen,
sondern für unseren gesamten Kulturkreiswirksam und begrün-
dend waren. Die systematisch orientierten Artikel beginnen im
zweiten Teil des zweiten Bandes und erstrecken sich über den
dritten, der auch dieübergreifenden Register enthält.
Eine solche Einteilung wird nur dem oberflächlichen Blick um-
ständlich erscheinen, sie ist notwendig. Wer den geschichtlichen
Prozeß der einzelnen Literaturen, ihre Entstehung im Bereich
nationaler oder sprachlicher Kultur zu sehen wünscht, wird sich
unter dem Stichwort der wichtigsten Sprachen zunächst unter-
richten; allein seine Orientierung wäre einseitig, würde ihm
nicht durch zusammenfassende EpocHEN-Darstellungen die alle
Nationalliteraturen übergreifende Kommunität okzidentaler
Geistesentwicklung klargelegt, die sich in den jeweiligen Litera-
tursprachen niemals autarkverwirklicht hat.
So kann sich z. B. der Leser —bei aller durch den Umfang unse-
—
res Unternehmens gebotenen Kürze über die Entstehung,
LeistungunddiegeschichtlicheBestimmungdes-^Klassischen
Altertums unter diesem Stichwort orientieren und in Band II
nachlesen, was die antiken Hervorbringungen miteinander ver-
bindet; Belehrung im einzelnensuchen ihmdieArtikelzugeben,
welche in Band I unter den Wörtern Griechische, Byzantinische,
Römische, Mittellateinische, Neulateinische Literatur von den
wichtigsten Denkmälern und Autoren in den jeweiligen alten
Sprachen berichten. Ganz ähnlich wird man unter dem Begriff
Moderne in Band II dargestellt finden, was die so wenig wie
irgendwelche früheren isoliert entstandenen Literaturen der
Gegenwart verbindet. Ihre in besonderen Traditionen erkenn-
bare Realisation, die spezifischen Beiträge einzelner Sprachen
findet man wiederum in Artikeln des i.Bandes, wie Amerika-
nische, Deutsche, Englische, Französische Literatur.
Es wirdbaldauffallen, daß auf diese Weise einzelneErscheinun-
gen mehrfach zur Sprachekommenundkeineswegsimmer gleich
beurteilt werden. Eben daraufkam es den Herausgebern an: die
Dichtung ist ein unendlicher Gegenstand, über die es erst dann
eine unabänderliche Meinung gibt, wenn sie tot ist. Ihre Wir-
kungszusammenhänge sind unerschöpflich, und der Mut zur
urteilenden Darstellung setzt das Bewußtsein der Fehlbarkeit
voraus. le verschiedener also die Zusammenhänge, je unter-
schiedlicher die Gesichtspunkte — wenn sie nur sachlich begrün-
det und wohl bedacht sind, desto wirksamer können die Hin-
Einleitung
weise werden, mit denen das Buch dem Leser dienen will. Die
Zeiten sind lange vergangen, in denen man ein vollständiges
System literarischer Begriffe und eine nach Regeln verfahrende,
lehrbare Poetik guten Gewissens vorzulegen vermochte. So hält
sich der systematische Teil (Band 2, 2.Hälfte, und Band 3) an
diejenigen literarischen Erscheinungen und Stile,welche elemen-
tar genug sind, um alle Wandlungen der Geschichte zu über-
dauern. Man findet sie imVerzeichnisderSachwörter abgedruckt
und wird sehen, daß es sich um ursprüngliche Formen poetisch-
literarischer Äußerung handelt, wobei es uns wichtig schien, den
Begriff der >Literatur< nicht so eng zu fassen, wie es in Deutsch-
land gemeinhin üblichist. Nur so kommt das gesamte Spektrum
literarischer Äußerung zum Vorschein, die nicht allein in hoher
Poesie waltet, sondern z.B. in Predigt und Rede, in Brief und
Memoiren, in Aphorismus und Vulgärliteratur etc. ge-
schichtlich wirksam geworden ist. Die wichtigsten wiederkeh-
renden Stile, die bedeutendsten literarischen Mittel, die ver-
schiedenen Methoden, welche der Literaturgeschichtsschreibung
und der literarischen Kritik dienen, sowie die zentralen Begriffe
der Ästhetik haben eigene Darstellungen gefunden, die sich
allerdings nicht nurästhetischerBlickpunkte bedienen.
Die Herausgeber hoffen, auf diese Weise über dem sich weit
in Zeit und Raum erstreckenden Feld der Literaturen ein zur
Orientierung nützliches Netz von Koordinaten mit Hilfe ihrer
Mitarbeiter entworfen zu haben. Es durfte ihnen dabei nicht auf
sogenannteVollständigkeitankommen,wennanderseinigeÜber-
sehbarkeit erzielt werden solhe. Grundsätzlich blieben biogra-
phische Mitteilungen ausgeschlossen, die man vielerorts ebenso
leicht erlangen kann wie Spezialbegriffe. Dennoch führt das Re-
gister eine Fülle von Namen und Sachen auf und wird dem
Benutzer leicht die Vielfalt der historisch und systematisch
verschiedentlich erscheinenden Zusammenhänge erschließen. So
glauben wir ein nützliches Werkzeug zu bieten, vielfältig, aber
nicht disparat, repräsentativ für den derzeitigen Stand der Lite-
raturwissenschaft schon durch die Auswahl derMitarbeiter. Wir
haben uns nichtberechtigtgefühlt, ihre Anschauungen redaktio-
nell zu harmonisieren, sowenig, wie wir in ihre Schreibweise
eingegriffen haben; ja, es schien uns gerade reizvoll, den Hori-
zont der Weltliteratur auch dadurch zu vergegenwärtigen, daß
im deutsch geschriebenen Text des einen oder anderen Autors
derTon seinereigenen Muttersprache durchklingt.
Jedem unserer Beiträger sei hier für seine Müheund sein gedul-
digesVerständnis gedankt, jedem Helfernichtminder,vondenen
die Herren Dr.Altenhein und Koch von der Fischer Bücherei,
sowie Fräulein Jutta Nagel, Göttingen, besonders genannt seien.
Göttingen, April 1964 W.-H. F. W. K.