Table Of ContentXantener
Berichte
K
Band 9
Genese, Struktur
und Entwicklung
römischer Städte
LANDSCHAFTSVERBAND RHEINLAND
Archäologischer Park/Regionalmuseum Xanten
XANTENER BERICHTE
Band 9
XANTENER BERICHTE
Grabung - Forschung - Präsentation
Band 9
herausgegeben von Gundolf Brecht
LANDSCHAFTS-
LVR
VERBAND
RHEINLAND
Der regionale Kommunalverband
der rheinischen Städte und Kreise
Eine Veröffentlichung des
Landschaftsverbandes Rheinland
Archäologischer Park/Regionalmuseum Xanten
GENESE, STRUKTUR UND ENTWICKLUNG
RÖMISCHER STÄDTE
IM 1. JAHRHUNDERT N.CHR.
IN NIEDER- UND OBERGERMANIEN
Kolloquium
vom 17. bis 19. Februar 1998
im Regionalmuseum Xanten
veranstaltet mit Unterstützung
des Ministeriums
für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport
des Landes Nordrhein-Westfalen
herausgegeben von
Gundolf Precht und Norbert Zieling
VERLAG PHILIPP VON ZABERN • GEGRÜNDET 1785 • MAINZ
Gedruckt mit Unterstützung
des Ministeriums
für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport
des Landes Nordrhein-Westfalen
Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme
Genese, Struktur und Entwicklung römischer Städte im 1. Jahrhundert n. Chr.
in Nieder- und Obergermanien: Kolloquium vom 17. bis 19. Februar 1998
im Regionalmuseum Xanten/hrsg. von Gundolf Precht und Norbert Zieling. -
Mainz : von Zabern, 2001
(Xantener Berichte; Bd. 9)
ISBN 3-8053-2752-8
Redaktion: Joachim von Freeden
Alle Rechte Vorbehalten
© Copyright Landschaftsverband Rheinland
Archäologischer Park Xanten/Regionalmuseum Xanten 2001
Reproduktionen: Wargalla + Partner Köln • WISA Frankfurt a. M.
Satz: WISA Frankfurt a. M.
Druck: Druckhaus B. Kühlen KG, Mönchengladbach
ISBN 3-8053-2752-8
Inhalt
Gundolf Precht, Vorwort VII
Heinz Günter Horn, Grußwort IX
Hartmut Galsterer, Gemeinden und Städte in Gallien und am Rhein 1
Thomas Fischer, Beispiele zur Entstehung römischer Städte in den Nordwestprovinzen . . . 11
Sabine Leih, Ausgewählte Siedlungsbefunde vom Areal der Colonia Ulpia Traiana .... 17
Norbert Zieling, Konstruktionstypen vorcoloniazeitlicher Gebäude auf dem Areal
der Colonia Ulpia Traiana 27
Gundolf Precht, Neue Befunde zur vorcoloniazeitlichen Siedlung -
Die Grabungen an der Südostecke der Capitols- und Forumsinsula 37
Clive Bridger, Gräber des 1. Jahrhunderts auf dem Areal der Colonia Ulpia Traiana . ... 57
Ulrich Boelicke, Sabine Leih und Norbert Zieling, Untersuchungen zu ausgewählten
Fundgattungen des 1. Jahrhunderts auf dem Areal der Colonia Ulpia Traiana 69
Karl Heinz Lenz, Militaria des 1. Jahrhunderts n. Chr. aus dem Areal
der Colonia Ulpia Traiana 79
Harry van Enckevort und Jan Thijssen, Der Hauptort der Bataver in Nijmegen
im 1. Jahrhundert n. Chr. - Von Batavodurum und Oppidum Batavorum
nach Ulpia Noviomagus 87
Christoph Reichmann, Zu den Anfängen Geldubas (Krefeld-Gellep) 111
Sven Seiler, Vorcoloniazeitliche Siedlungsspuren im Norden des römischen Köln 123
Norbert Hanel, Frühe Bebauungsspuren im Flottenlager Köln-Marienburg (Alteburg) . . . 135
Hans-Peter Kuhnen, Die Anfänge des römischen Trier. Alte und neue Forschungsansätze . . 143
Alain Vanderhoeven, Das vorflavische Tongeren: Die früheste Entwicklung der Stadt
anhand von Funden und Befunden 157
Andreas Schaub und Lothar Barker, Zur Stadtentwicklung des römischen Augsburg ... 177
Gerhard Weber, Frühkaiserzeitliche Holzbauten auf Auerberg-Damasia und in
Cambodunum-Kempten 191
Eckhard Deschler-Erb, Der Anteil des Militärs an der frühen Entwicklungsgeschichte
von Augusta Raurica 203
VIII
tegischen Planung nicht unerhebliche Bedeutung in der frühen Siedlungs- und
Stadtentwicklung zukommt. Die Ergebnisse des Kolloquiums werden nun
hier im 9. Band der Xantener Berichte vorgestellt und dürften Grundlage und
Ausgang für noch ungelöste Fragen bilden.
Die Xantener Berichte präsentieren sich mit dem 9. Band in einem neuen
Layout. Der Herausgeber verspricht sich davon eine bessere Lesbarkeit der
Texte und günstigere Gestaltungsmöglichkeiten. Hierfür gilt unser Dank der
Redaktion von Dr. Joachim von Freeden. Dies ist der erste Band der Xantener
Berichte, der in Kommission dem renommierten Fachverlag Philipp von
Zabern Mainz anvertraut ist.
Allen, die zum erfolgreichen Ertrag des Kolloquiums beigetragen haben,
danke ich. Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. H. G. Horn vom
Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nord-
rhein-Westfalen für die großzügige Unterstützung, ohne die das Kolloquium
und die Publikation der Beiträge nicht hätten bewerkstelligt werden können.
Xanten, September 2000 Gundolf Precht
Grußwort
Meine verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich freue mich, Ihnen heute die Grüße der Landesregierung Nordrhein-West-
falen, insbesondere der Ministerin für Stadtentwicklung, Kultur und Sport,
Ilse Brusis, die zugleich auch für die Denkmalpflege hierzulande verantwort-
lich zeichnet, übermitteln zu dürfen.
Seit vielen Jahren, d.h. seit Anfang der 1970er Jahre ist Xanten im Rahmen
der Stadterneuerung bzw. Stadtentwicklung ein Förderschwerpunkt des
Landes Nordrhein-Westfalen. Dies schlägt sich zunächst einmal in der Wie-
derherstellung des mittelalterlichen Stadtgefüges, seiner historischen Straßen-
züge und Platzanlagen, seiner Wall- und Grabenzone, aber auch in der Ver-
vollständigung des über viele Jahrhunderte gewachsenen und von der
Geschichte geprägten Stadtbildes nieder. Eine besondere Geschlossenheit hat
in diesem Zusammenhang die Dom- bzw. Stiftsimmunität wiedererlangt.
Ohne das Europäische Denkmalschutzjahr 1975, in dem Xanten eine der fünf
deutschen Modellstädte war, hätte sich diese Entwicklung-wenn überhaupt-
bestenfalls nur zögerlich in Gang gesetzt.
Des weiteren erhielt das Freizeitzentrum Wardt mit seinem breitgefächerten
Freizeitangebot in Form der wassersportorientierten Xantener Nord- und
Südsee, eines allen Ansprüchen genügenden Erlebnisbades, einer Vielzahl von
Wochenendhäusern und dergleichen eine besondere Landesförderung. Ein
Großteil der Landesmittel floß schließlich in den Archäologischen Park Xan-
ten, der konzeptionell von Anfang an eine bildungsbezogene Freizeiteinrich-
tung oder auch freizeitbezogene Bildungseinrichtung war bzw. werden sollte.
Die Gründung und der Ausbau des Archäologischen Parks Xanten bieten
der nordrhein-westfälischen Bodendenkmalpflege eine besonders große
Chance: Sie eröffnen die Möglichkeit, mit der Colonia Ulpia Traiana eines der
bedeutendsten Bodendenkmäler in Deutschland als Archäologisches Reservat
dauerhaft zu schützen und zu erhalten. Darüber hinaus ist im Archäologi-
schen Park die Erforschung einer römischen Stadt in all ihren Facetten mög-
lich, ohne daß äußere Zwänge die wissenschaftlichen Zielsetzungen und
Arbeiten einengen. Schließlich vermag das, was die Besucher des Archäologi-
schen Parks dort sehen und erleben können, weithin und nachhaltig für die
Belange der Bodendenkmalpflege zu werben.
Diese positiven Sachverhalte sind nicht zum Nulltarif zu haben. Die Ar-
chäologen und Bodendenkmalpfleger im Archäologischen Park Xanten müs-
sen deshalb Kompromisse eingehen, d.h. akzeptieren, daß das Phänomen Rö-
mische Stadt“, für dessen Schutz, Erhaltung und Erforschung Jahr für Jahr
nicht unerhebliche Steuergelder ausgegeben werden, eine gewisse, für das
X
Publikum nachvollziehbare Visualisierung in Form von Teil- oder Gesamtre-
konstruktionen in der Gestalt von ,Massenmodellen' erfährt. Dabei war nie
daran gedacht, den Archäologischen Park zu einem ,Disney-Land‘ zu entwik-
keln. Dies soll auch so bleiben.
Heute zeigt sich die Bedeutung des Archäologischen Parks Xanten in viel-
fältiger Weise. Die Landesregierung sieht in ihm vornehmlich ein gelungenes
Beispiel für eine erfolgreiche regionale Struktur- und Wirtschaftsförderung.
Unter ökonomischen Gesichtspunkten ist er ein wichtiges Instrument der Ar-
beitsplatzsicherung bzw. -Schaffung, aus dem nicht alleine die Stadt Xanten,
sondern auch die Region ihren Nutzen ziehen. Er ist damit ein qualifizierbarer
und quantifizierbarer Beleg für die Behauptung, daß Investitionen in Kultur-
projekte sich auch volkswirtschaftlich rechnen. Wer die Veränderungen in und
um Xanten in der Zeit von etwa 1970 bis heute verfolgt und vor Augen hat,
weiß, was ich damit meine.
Für die Archäologen und Bodendenkmalpfleger ist der Archäologische
Park Xanten das Instrument, mit dem auf längere Sicht das schützenswerte
Bodendenkmal Colonia Ulpia Traiana als ganzes in quasi öffentliches Eigen-
tum gebracht, seine Gefährdung durch Falsch- und Übernutzung gegen Null
geführt und seine ernsthafte, ziel- bzw. themenorientierte Erforschung sicher-
gestellt werden können. Anfangs wurde der Archäologische Park Xanten in
der Fachwelt belächelt, dabei taten sich vor allem die Klassischen Archäologen
hervor, für die zumeist die mediterranen Verhältnisse das Maß aller Dinge wa-
ren. Heute hat sich das geändert.
Nicht nur, daß der Archäologische Park Xanten derzeit mindestens vier
Archäologen/-innen einen festen Arbeitsplatz bietet; auch die Wissenschaft-
lichkeit der Arbeiten im Archäologischen Park Xanten steht inzwischen außer
Zweifel. Und die Art und Weise, wie sich der Archäologische Park Xanten
heute den Besuchern zeigt, wird nirgends ernsthaft kritisiert.
Es war zweifellos ein langer Weg dorthin und das Verdienst vieler. Zunächst
sind all jene zu nennen, die die Idee des Archäologischen Parks Xanten geba-
ren, an sie glaubten und sie allen Widerständen zum Trotz weitertrugen. Nicht
unerwähnt bleiben dürfen aber auch die Verwaltungen und die Politik auf
allen Ebenen, die sich von dieser Idee anstecken, ja begeistern ließen und über
viele Jahre insbesondere die finanziellen Voraussetzungen für ihre Fortent-
wicklung schufen. Alleine das Land Nordrhein-Westfalen hat sich im Archäo-
logischen Park Xanten bislang mit über 100 Millionen DM engagiert. Schließ-
lich waren es aber auch die unzähligen Besucher, die dort, wo die Idee des
Archäologischen Parks nicht zündete, durch ihre ,Abstimmung mit den Fü-
ßen“ die Kritiker zum Schweigen brachten.
Würde man mich nach dem Geheimnis des Archäologischen Parks Xanten
fragen, müßte ich - von der zukunftsweisenden Idee einmal abgesehen - zu-
vörderst die zielstrebige Professionalität ihrer Umsetzung, dann die wissen-
schaftliche Kompetenz, das behutsame, von Anfang an von der Verantwor-
tung für eine unersetzliche Bodenurkunde getragene Vorgehen vor Ort und
schließlich das persönliche Miteinander und Engagement aller, die - wo auch
immer-mit der Realisierung des Archäologischen Parkes befaßt werden bzw.
sind, nennen.
Die Colonia Ulpia Traiana und ihre Vorgänger als nationale und internatio-
nale Forschungsobjekte sind Bestandteile des auch von der Landesregierung
mitgetragenen Konzepts des Archäologischen Parks Xanten. Daher begrüßt
und fördert sie Kolloquien wie das heutige zur „Genese, Struktur und Ent-
wicklung römischer Städte im 1. Jahrhundert n. Chr. in Nieder- und Oberger-
manien“. Dabei ist der Eigennutz zugegebenermaßen groß: Die im wissen-
schaftlichen Dialog bzw. in der fächerübergreifenden Diskussion - oft auch in
der Kontroverse - gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sollen die Ak-
teure hier in Xanten weiter sensibilisieren und die Ergebnisse ihrer Arbeit
auch und gerade an überregionalen und internationalen Maßstäben optimie-
ren.
Man kann der Meinung sein, daß Kolloquien wie diese in Zeiten des knap-
pen Geldes überflüssig, zumindest jedoch ein ,Luxus“ seien, auf den man wenn
schon nicht aus Gründen der Einsparung, so doch wenigstens um der Förde-
rung anderer, vermeintlich wichtigerer Projekte willen verzichten sollte.
Ich bin davon überzeugt, daß dies zu kurzsichtig gedacht ist. Forschung
und die breit angelegte Abgleichung bzw. Diskussion der wissenschaftlichen
Positionen, Zielvorstellungen, Methoden und Erträge bedeuten auch in der
Archäologie und Bodendenkmalpflege Zukunftsinvestitionen. Sie mögen sich
anfangs nicht - vielleicht auch nie - in Mark und Pfennig ausdrücken lassen;
aber sie demaskieren schonungslos das Unsinnige und bestätigen ebenso nach-
haltig das Sinnvolle. Im übrigen verhindern sie das ,Braten im eigenen Saft“
und eine allzu selbstgefällige, im wahrsten Sinne des Wortes: kostspielige
Nabelschau.
Einem Ministerium mit dem Politikfeld Stadterneuerung/Stadtentwicklung
steht es zudem gut an, alle Bestrebungen und Aktivitäten zu fördern, die dem
Phänomen ,Stadt und ihre Genesis“ gewidmet sind. Man kann es eine ,For-
schungsförderung“ nennen; im Rheinland ist es jedoch mehr ein ,back to the
roots“. Nur in wenigen Regionen Deutschlands nämlich lebt die Tradition der
römischen Stadt bis heute an so vielen Stellen und so augenscheinlich und
erfahrbar fort und mit ihr das, was zu allen Zeiten eine ,Stadt“ ausgemacht hat
und auch weiterhin ausmacht, wie in den rheinischen Städten Nordrhein-
Westfalens. Xanten und die Colonia Ulpia Traiana sind in diesem Zusammen-
hang sogar einzigartig.
Die vorcoloniazeitlichen Siedlungsformen im Bereich der Colonia Ulpia
Traiana haben die Ausgräber von H. Stoll, H. von Petrikovits und G. Binding
bis zu H. Hinz-um nur die sogenannten Altvorderen zu nennen - beflügelt;
sie rückten in den letzten Jahren bei den systematischen Untersuchungen auf
dem Areal des Archäologischen Park Xanten verstärkt in den Vordergrund.
Ständig gaben unerwartete Funde und Befunde neue Rätsel auf. Ich erhoffe
mir von diesem Kolloquium auch als Fachkollege zumindest ein bißchen Klä-