Familien-Atlas II: Lebenslagen und Regionen in Deutschland: Karten und Zahlen

225 Pages·1997·29.874 MB·German

by  Renate Bauereiß, Hiltrud Bayer, Walter Bien (auth.)

Bauereiß, Bayer, Bien: Familienatlas 11
Renate Bauereiß
Hiltrud Bayer
Walter Bien
Familien-Atlas 11:
Lebenslagen
und Regionen in
Deutschland
Karten und Zahlen
Leske + Budrich, Opladen 1997
Die vorliegende Publikation - herausgegeben vom Deutschen Jugendinstitut - wurde
aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ge
fördert.
Das Deutsche Jugendinstitut e. V. (DJI) ist ein zentrales sozialwissenschaftliches
Forschungsinstitut auf Bundesebene mit den Abteilungen: Jugend und Jugendhilfe,
Sozialberichterstattung, Jugend und Politik, Mädchen- und Frauenforschung, Familie
und Familienpolitik sowie Kinder und Kinderbetreuung.
Es führt sowohl eigene Forschungsvorhaben als auch Auftragsforschungsprojekte
durch. Die Finanzierung erfolgt überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und im Rahmen von Projektförderung aus
Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, Forschung und
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Weitere Zuwendungen erhält das DJI von den Bundesländern und Institutionen der
Wissenschaftsförderung.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Bauereiß, Renate:
Familien-Atlas II : Lebenslagen und Regionen in Deutschland; Karten und Zahlen /
Renate Bauereiß ; Hiltrud Bayer; Walter Bien. - Opladen : Leske und Budrich 1997
ISBN 978-3-8100-1654-6 ISBN 978-3-322-95846-4 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-95846-4
NE: Bayer, Hiltrud:; Bien, Walter:
© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Kartographie: Die Karten und Grafiken wurden mit dem Kartenkonstruktionspaket
cart/o/graphix am Deutschen Jugendinstitut erstellt.
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG .............................................. ............................... IX
I. HAUSHALT S- UND FAMILIENSTRUKTUREN
BEVÖLKERUNG IN HAUSHALTEN ......................................... 2
Veränderung des Heiratsverhaltens .......................................... 2
Familienstand ............ ................................... ....................... ...... 3
Veränderung der Haushaltsgrößen ........................................... 4
Große Haushalte ....................................................................... 5
A"einlebende .. ..................... ......... .............. ..................... .......... 6
Frauenerwerbstätigkeit ..................... .................................. ....... 8
Beteiligung am Erwerbsleben .................................... ............... 9
HAUSHALTSSTRUKTUREN .................................................... 10
Veränderung der Haushaltsgrößen .......................................... . 10
Anstieg der Einpersonenhaushalte .......................................... . 11
Veränderung der Einpersonenhaushalte ................................ .. 12
Einpersonenhaushalte nach Alter ............................................ . 13
Generationen in Haushalten .................................................... . 14
FAMILIEN UND ALLEINERZIEHENDE ...... .............................. 16
Familien mit Kindern ........................... ........ ................ .............. 16
Veränderung der Familienformen ............................................. 18
Familiengrößen .. ... .................................................. .................. 20
KINDER IN FAMILIEN .............................................................. 22
Wandel der familialen Konste"ationen ........ ..... .................. ....... 22
Veränderung der Familienformen ............................................. 23
Minderjährige bei A"einerziehenden .......... ..................... .......... 24
Kinder bei A"einerziehenden ...................................... .............. 25
Deutsche und ausländische Kinder ........ .......... .................. ....... 26
". SOZIALE LAGE DER FAMILIEN
BETEILIGUNG AM ERWERBSLEBEN ..................................... 30
Erwerbstätige ................ ............................ ................ ....... ........ 30
Selbständige - mithelfende Familienangehörige ....................... 31
Frauenerwerbstätigkeit ........................................................ ...... 32
Erwerbstätige A"einerziehende ......................................... ........ 33
EINKOMMEN VON FAMILIEN .................................................. 34
Einkommen von Familien und A"einstehenden ....................... . 34
Einkommen von A"einerziehenden .......................................... . 35
Einkommen von Familien und A"einerziehenden n. Kinderzahl 36
Besserverdienende Familien .................................................... . 37
ARBEITSLOSIGKEIT ................................................................ 38
Jugendarbeitslosigkeit -Ausländerarbeitslosigkeit ................... 38
Arbeitslosenquote -offene Stellen ............................................ 39
Dauer der Arbeitslosigkeit - Strukturmerkmale ......................... 40
Arbeitslosenquote ................... .................... ................... ........... 41
DJI v
INHALTSVERZEICHNIS
WOHNSITUATION .................................................................... 42
Wohngebäude ........................................................... ................ 42
Wohnungen je Wohngebäude ................................................... 43
Wohnungsversorgung ............................................................... 44
Wohnraum und Mietbelastung ................................. ................. 46
Wohnräume je Einwohner ......................................................... 47
Wohnfläche ........................................................ ....................... 48
JUGENDHILFE ......................................................................... 50
Kinder- und Jugendlichenanteil ................................................. 50
Amtsvormundschaften ..................... ......................................... 52
Beistandschaften ....................................................................... 54
Institutionelle Beratung .............................................................. 56
Empfänger von institutioneller Beratung ......................... .......... 57
Institutionelle Beratung nach Schwerpunkten ........................... 58
Erziehungs- und Familienberatung ........ ............................ ....... 59
Empfänger von Hilfe zur Erziehung .......................................... 60
Hilfe zur Erziehung außerhalb des Elternhauses ...................... 61
Hilfe zur Erziehung - Unterbringungsformen ............................. 62
Heimerziehung -Vollzeitpflege ................................................. 63
Vaterschaftsfeststellungen ........................................................ 64
SOZIALHILFE ........................................................................... 66
Sozialhilfeempfänger ................................................................. 66
Ausländische Empfänger von Sozialhilfe .................................. 68
Hilfe in besonderen Lebenslagen .............................................. 70
Hilfe zum Lebensunterhalt ....................................................... 72
Kinder als Sozialhilfeempfänger ................................................ 74
Haushalte mit laufender Hilfe zum Lebensunterhalt .......... ....... 76
Ausgaben für Sozialhilfe ........................................................... 78
Ausgaben für Sozialhilfe nach Hilfeart ...................................... 80
Ausgaben je Sozialhilfeempfänger ............................................ 81
WOHNGELD ............................................................................. 82
Wohngeldempfänger ........................................ ......................... 82
Empfänger von spitz berechnetem Wohngeld .......................... 84
Wohngeldanspruch -Wohnkostenbelastung .............. ............. 86
Durchschnittliches Wohngeld .............................. ...................... 87
111. INFRASTRUKTUR FÜR FAMILIEN
VORSCHULBETREUUNG ........................................................ 90
Plätze in Tageseinrichtungen .................................................... 90
Personal in Tageseinrichtungen ................................................ 91
Versorgung mit Betreuungsplätzen ........................................... 92
Kindergartenplätze .............................. ....................... ............... 94
SCHULE UND AUSBILDUNG .................................................. 96
Klassenstärke in Sonderschulen ...................... ......................... 96
Ausländische Schüler an Hauptschulen .......................... .......... 98
Ausländische Schüler an allgemeinbildenden Schulen .... ......... 100
Ausländische Schüler an Realschulen ...................................... 101
Schüler an weiterführenden Schulen ........................................ 102
VI
INHALTSVERZEICHNIS
Schulabgänger nach Schulabschluß ......................................... 104
Schulabgänger ohne Hauptschulabschluß ............................... 105
Schulabgänger nach Schulart ................................................... 106
Schulabgänger mit Realschulabschluß ..................................... 107
Bildungsbeteiligung von Frauen ........ ...................... .................. 108
Frauen mit Hochschulreife ........................................................ 109
Auszubildende ..... .............. ......................... .......................... ..... 110
MEDIZINISCHE VERSORGUNG ............................................. 112
Ärztliche Versorgung ................................................................. 112
Ärzte in freier Praxis .................................................................. 113
Krankenhäuser ......................... ................................................. 114
Krankenhausbetten ................................................................... 115
Apotheken ................................................................................. 116
Öffentliche Apotheken ................ ............................................... 117
IV. FAMILIENBILDUNG, -AUFLÖSUNG
EHE ........................................................................................... 120
Eheschließungen ..................................................................... 120
Ehescheidungen ....................................................................... 122
GEBURTEN ..................................... .............. ........................... 124
Allgemeine Geburtenziffer .......... ...................................... ......... 124
Altersgruppenspezifische Geburtenziffer .................................. 126
Lebendgeborene mit ausländischer Staatsangehörigkeit ......... 128
Nichteheliche Geburten ............................................................ 130
STERBEFÄLLE .......................................... ............................... 132
Todesursachen und Lebenserwartung ...................................... 132
Allgemeine Sterbeziffer ............................................................ 133
Altersgruppenspezifische Sterbeziffern ..................................... 134
Säuglingssterblichkeit ................... .............. ....................... ....... 136
NATÜRLICHE BEVÖLKERUNGSBILANZ ................................ 138
Geburtenüberschuß -Sterbeüberschuß ................................... 138
V. STRUKTURELLES UMFELD VON FAMILIEN
LANDBEVÖLKERUNG ............................................................. 142
Bevölkerungsentwicklung -Verwaltungseinheiten ...... .............. 142
Ländliche Regionen ............................ ...................................... 143
Gemeindegrößen ..................................................................... 144
FLÄCHENNUTZUNG ................................................................ 146
Nutzungsarten ....................................................... .................... 146
Entwicklung der Nutzungsarten ...................................... ......... 148
Siedlungs- und Verkehrsflächen ........................ ....................... 149
Erholungsgebiete ...................................................................... 150
Wald- und Erholungsflächen ..................................................... 151
VERKEHR .................................................. ............................... 152
PKW - Dichte ...... ...................................................................... 152
DJI VII
INHALTSVERZEICHNIS
PKW - Dichte und Kinder ............................................... ........... 153
Unfälle mit Personenschaden .................... ............................... 154
Kinder als Verkehrsopfer ........................................................... 155
Unfallrisiko in verschiedenen Altersgruppen ............................. 156
Unfallrisiko von Führerscheinneulingen ................. ................... 157
Unfallursachen ......... ..................... ... ......................................... 158
WIRTSCHAFTS- UND EINKOMMENSSTRUKTUR ................. 160
Entwicklung der Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen ............ 160
Veränderung der BWS nach Wirtschaftsbereichen ................... 162
Veränderung der BWS im Dienstleistungsbereich .................... 163
Kaufkraftkennziffer .................................................................... 164
Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen ......... ........................ 166
Veränderung der Erwerbstätigen in den Wirtschaftsbereichen . 168
Einkunftsarten ....................................... ..... ......................... ...... 170
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit ..... ............................... 171
Einkünfte ....... .......... .................... ......... ................................ ..... 172
Einkünfte der Lohn- und Einkommenssteuerpflichtigen ............ 173
Verfügbares Einkommen ........................................................... 174
MOBILITÄT ............................................................................... 176
Natürliche und räumliche Bevölkerungsbewegung ... ................ 176
Wanderungsbewegungen innerhalb Deutschlands .................. 178
Zuzüge über die Kreisgrenzen .................................................. 179
Zu- und Fortzüge in ausgewählten Altersgruppen ............... ..... 180
Mobilität in der jungen Bevölkerung .......................................... 181
Wanderungen über die Grenzen Deutschlands .... .................... 182
Wanderungen über die Grenzen ................ ........................... .... 183
Zu- und Fortzüge der ausländischen Bevölkerung ................... 184
Wanderungen der ausländischen Bevölkerung ........................ 185
Ausländer .................................................................................. 186
Ausländeranteile ....................................................................... 187
SCHLAGWORTVERZEICHNIS .................. ......................... ..... 189
DATENQUELLEN ..................................................................... 190
INHALTE DER KARTEN VON ATLAS 11 UND ATLAS I ........... 195
KREISKENNZIFFERN .............................................................. 201
KARTE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND ................ 203
VIII
EINLEITUNG
Allgemeines
Der "Familienatlas" ist ein Teilergebnis eines Projekts zur Beschreibung des Wan
dels und der Entwicklung familialer Lebensformen am Deutschen Jugendinstitut
(DJI). Dieses Projekt ist wiederum ein Teil der Bemühungen des zuständigen
Bundesministeriums, ausreichende Informationen zur Situation von Familien in
Deutschland zur Verfügung zu stellen. Die Grundidee ist, einerseits eine Aufberei
tung von regionalen Daten aus der amtlichen Statistik vorzunehmen und anderer
seits eventuelle Lücken in der amtlichen Statistik durch Zusatzerhebungen und
-analysen zu schließen. Initiiert und im wesentlichen vorangetrieben wurde die
Regionalperspektive durch den ehemaligen Direktor des Instituts, Prof. Dr. Hans
Bertram. Seine Begründungen für das Vorgehen und seine Annahmen über eine
bisherige Unterschätzung der regionalen Vielfalt von familienbezogenen Variablen
und der damit verbundenen Unterschätzung der Bedeutung dieser Vielfalt für die
Erklärung familialen Handeins konnten mittlerweile empirisch überprüft und bestä
tigt werden.
Bertram beschrieb 1993 in der Einleitung für den "Familienatlas I" diese Grund
ideen. Sie gelten auch jetzt noch und sind für den "Familienatlas 11" mitbestimmend
geblieben:
"Die zunehmende Vielfalt von Lebensformen in der Bundesrepublik, die fortschrei
tende Ausdifferenzierung von unterschiedlichen Lebensstilen, die Auflösung tradi
tionaler sozialkultureller Milieus und die zunehmende Individualisierung der Lebens
entwürfe des einzelnen gehören zu den großen Themen, die gegenwärtig in Politik
und Sozialwissenschaften intensiv diskutiert werden. . ..
Die ( ... ) Debatte wird von den meisten Autoren so geführt, als ob der beschriebene
Trend ein völlig generalisierter Trend sei, der die gesamte Bundesrepublik in gleicher
Weise erfaßt habe. Diese teilweise sehr abstrakte und generalisierende Argumenta
tion um den Wandel der Lebensstile in der Bundesrepublik ist umso erstaunlicher, als
die Bundesrepublik vermutlich stärker als die meisten europäischen Länder histo
risch, aber auch in der Gegenwart, durch die regionale kulturelle Vielfalt ihrer sozia
len und wirtschaftlichen Entwicklung geprägt ist. Es ist in Deutschland fast eine
Selbstverständlichkeit, daß sich Lebensformen in ländlichen katholischen Regionen,
z.B. in Bayern oder auch im Rheinland, anders darstellen als in den großen urbanen
Zentren. Die regionale Differenzierung ist weniger offenkundig; es gibt in der gegen
wärtigen Debatte bis auf wenige Ausnahmen (MIEGEL 1991) so gut wie überhaupt
keine Autoren, die die Pluralität von Lebensformen als Ausdruck der regionalen
Vielfalt in der Bundesrepublik interpretieren ....
Wir sind mit Coleman, Bellah und den deutschen Vertretern dieser Debatte, wie
Ulrich Beck, Stefan Hradil und Hans-Peter Müller, der Meinung, daß die Bundesrepu
blik einen tiefgreifenden Wandel der Lebensformen in den letzten Jahren und Jahr
zehnten erlebt hat. Anders als die Vorgenannten vertreten wir die Meinung, daß dieser
Wandel kein einheitlicher Wandel in der Bundesrepublik gewesen ist. Er hat sich
entsprechend der Vielgestaltigkeit der kulturellen Regionen der Bundesrepublik
unterschiedlich schnell entwickelt und auch zu verschiedenen Lebensformen in den
Regionen geführt.
Das hier vorliegende Werk steht deshalb eher in der Tradition jener Sozialhistoriker,
die für die Vergangenheit der Bundesrepublik (KÄLBLE 1983, FALTER 1991) sowie
für andere europäische Staaten wie etwa Frankreich (BRAUDEL 1989) deutlich
gemacht haben, daß die Einheit und die Identität der jeweiligen Nationen, wie Braudei
dies formuliert hat, auf ihrer kulturellen Vielgestaltigkeit der einzelnen Provinzen und
Regionen basieren.
Die Autoren dieses Atlas sind davon überzeugt, daß ohne die Berücksichtigung der
kulturellen Vielgestaltigkeit der Regionen in der Bundesrepublik ihre Sozialstruktur in
unangemessener Weise vereinfacht wird und ihre sozialen und politischen Entwick
lungen nicht begriffen werden können. Dadurch werden auch die Differenzen, die
sich in einem wiedervereinigten Deutschland entwickeln, einsichtig. Sie zeigen nicht
nur die Ungleichheit zwischen Ost-und Westdeutschland, sondern die unterschiedli
che regionale Entwicklung in Gesamtdeutschland, wie die bisher vorliegenden regio
nalen Daten der neuen Bundesländer bestätigen. Daher verstehen wir diesen Atlas
auch als eine mögliche Perspektive, wie man in Zukunft regionale Strukturanalyse
betreiben kann."
DJI IX
EINLEITUNG
Mittlerweile liegt aus dem Statistischen Bundesamt, vom Familienministerium und
vom DJI eine Reihe von Veröffentlichungen zur Situation der Familie vor. Die von
Bertram initiierte und am DJI aufgebaute Regionaldatenbank wird mittlerweile als
Datenquelle für die unterschiedlichsten Nachfragen innerhalb und außerhalb des
Instituts genutzt. Die zugrunde liegenden Daten sind allerdings, durch die föderale
Struktur der Bundesrepublik bedingt, sehr heterogen und z.T. nur sehr schwer
über bestimmte Verwaltungsgrenzen (z.B. Länder) hinaus miteinander vergleich
bar. Außerdem sind manche Informationen vom jeweiligen Datenlieferanten nur für
Analysezwecke im DJI freigegeben. Daher konnte das Ziel, die Daten ähnlich wie
die Ergebnisse der zwei Wellen des "Familiensurvey" und seiner Zusatzuntersu
chungen für wissenschaftliche Zwecke freizugeben und beim Zentralarchiv für
Sozialwissenschaften in Köln abrufbar zu machen, bisher nicht erreicht werden.
Ein erster "Familienatlas", der deskriptiv Informationen über die regionale Vielfalt
zur Verfügung stellte, wurde 1993 veröffentlicht. Dieser Atlas hatte für die neuen
Bundesländer meist große weiße Flecken, da bei seiner Fertigstellung entspre
chende Informationen vielfach noch nicht vorlagen. Der "Familienatlas 11" ist keine
Neuauflage des ersten Altas. Ein Teil der dort vorgestellten Zahlen ist auch bisher
nicht neu erhoben worden, so daß eine Fortschreibung nicht möglich gewesen
wäre. Zwar sind die weißen Flecken in einigen Karten aufgefüllt, die meisten Karten
sind aber vollständig neu mit anderen Inhalten erstellt worden. Sie enthalten damit
andere Aspekte der Situationen, in denen Familien leben. Dies gilt auch für die
Zusatzinformationen zu den einzelnen Karten, die ebenfalls vollständig neu zu
sammengestellt wurden. Beide Veröffentlichungen ergänzen sich wechselseitig,
um ein möglichst vollständiges Bild über die Situation der Familie zu geben.
Der Vorwurf, der gelegentlich anläßlich der Veröffentlichung des ersten "Familien
atlas" gemacht wurde, daß es sich hierbei um eine relativ willkürlich zusammenge
setzte, rein deskriptive Datensammlung handelt, ist sicherlich nicht ganz unbe
gründet, widerspricht aber nicht unbedingt den Intentionen des Vorhabens. Es
sollten verfügbare (!) Regionalinformationen (und nicht immer ist das, was verfüg
bar ist, auch das, was man sich aus Gründen der Wichtigkeit und Vollständigkeit
wünscht) als Basis für Überlegungen, Analysen und Schlußfolgerungen bei einer
fundierten Betrachtung der Situation von Familien in Deutschland bereitgestellt
werden. Erklärende Analysen zur Bedeutung des Regionalansatzes oder zur
Weiterentwicklung der Familienforschung können im Rahmen einer solchen Veröf
fentlichung nicht geleistet werden. Die hierzu erforderliche Forschung hätte bis zur
Publikationsreife eine zu lange Zeit in Anspruch genommen. Die mit dem "Fami
lienatlas I" der Öffentlichkeit bereits zur Verfügung gestellten Informationen wären
dann bis jetzt nicht verfügbar gewesen. Natürlich finden solche vertiefenden Ana
lysen statt und es wird hierzu auch entsprechende Veröffentlichungen geben.
Wie bereits angesprochen, ist die Auswahl der Informationen, die im Rahmen ei
nes solchen Vorhabens sinnvoll aufbereitet werden können, ein Problem. Einerseits
sollen möglichst viele relevante Aspekte der regionalen sozialen Bedingungen
von Familien dargestellt werden, andererseits sind innerhalb eines Themenbe
reichs aber verschiedene Spezifizierungen ein und desselben Sachverhalts sinn
voll oder aber in einzelnen Bereichen differenziertere Beschreibungen notwendig.
Der "Familienatlas I" und der "Familienatlas 11" ergänzen sich hier, insbesondere in
Bezug auf die alten Bundesländer. Eine gewisse (aufgeklärte) Willkür bei der Aus
wahl wird man aber, weil nicht anders möglich, kaum abstreiten können. Als Hilfe
beim Verständnis der einzelnen Inhaltsverzeichnisse und für den Vergleich von
thematisch identischen Karten über beide Atlanten ist deshalb als Anhang eine
gemeinsame Auflistung und Zuordnung der Themen beider Kartenwerke beige
fügt.
x
EINLEITUNG
Strukturanalyse der Kreiskarten
Eine weitere Möglichkeit des Zugangs zur Auswahl der aufgezeigten Karten sind
Strukturanalysen über Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Karten. Das in
der Regionalforschung übliche Verfahren (z.B. Raumtypisierung der Bundesan
stalt für Landeskunde und Regionalplanung sowie die Bestimmung der BIK-Stadt
regionen oder der Boudstedttypen) der Reduzierung der zur Verfügung stehen
den Variablen (hier Karten) auf latente Faktoren und eine danach folgende Struktu
rierung der Regionalelemente (hier Kreise) in homogene Klassen wird auch von
uns angewendet. Analysegrundlage ist der (auch als Diskette beim Verlag) erhältli
che rechteckige (zweidimensionale) Datensatz von 61 Karten (Variablen) über 544
Kreise (Fälle) zum "Familienatlas 11".
Ein Vergleich aller Karten untereinander (Korrelation über alle Variablen) zeigt
eine weit überzufällige Anzahl von hohen Ähnlichkeitswerten, d.h. viele Karten sind
ähnlich strukturiert, und verschiedenen Sachverhalten liegt in Wirklichkeit nur ein
Strukturierungsmerkmal (latenter Faktor) zugrunde. Um solche Doppelungen von
Information über mehrere Variablen hinweg zu berücksichtigen und um das Ge
meinsame an mehreren Karten (Variablen) zu bestimmen, wird der Datensatz auf
die Hauptinformationen reduziert. Die in solchen Fällen mathematisch angemesse
ne Methode ist eine Hauptkomponentenanalyse, die Gemeinsamkeiten zwischen
Variablen (Karten, Messungen) identifiziert und als neu erstellte Variablen (Haupt
komponenten) zur Verfügung stellt (1). Anders ausgedrückt, die verschiedenen,
ursprünglichen Variablen (Messungen), die zu einem zusammengefaßten neuen
Faktor führen, werden als Beobachtungen mit unterschiedlichen Anteilen an den
dahinterliegenden latenten Faktoren verstanden, die, je nach Konstellation, mehr
oder weniger Gemeinsames mit einem so bestimmten, latenten Faktor haben
können.
Es ließ sich leider keine gemeinsame Struktur der Karten (Variablen) für die alten
und neuen Bundesländer finden. Erstens sind die weißen Flecken in den neuen
Bundesländern wesentlich häufiger und systematischer verteilt als in den alten
Bundesländern und zweitens, was noch viel bedeutsamer ist, sind die latenten
Faktoren für Ost und West verschieden. Es gilt also immer noch, vorsichtig im
Vergleich von Ost- und Weststatistiken zu sein oder, was Bertram im Rahmen der
Erstellung zum "Familienatlas I" in einem unveröffentlichten Entwurf geäußert hat:
"Wir haben diese Daten zwar gesammelt, haben dann aber beschlossen, nur in jenen
Bereichen einen Vergleich herzustellen, in denen man davon ausgehen kann, daß
Ost-und Westdaten wirklich vergleichbar sind und uns aber ansonsten an die glei
chen Maximen gehalten, die die Statistiker um Egon Hölder, den früheren Präsiden
ten des Statistischen Bundesamtes bei der Zusammenstellung seiner Entwicklungs
daten von 40 Jahren Bundesrepublik und 40 Jahren DDR dazu gebracht haben, zwei
Bände zu publizieren und auf einen Vergleich zunächst zu verzichten, um sich nicht
in die Gefahr zu begeben, Kennziffern in Beziehung zu setzen, die besser nicht in
Beziehung gesetzt werden."
Strukturanalyse der alten Bundesländer
Die hohe Ähnlichkeit zwischen den Karten in den alten Bundesländern führte in
einer Hauptkomponentenanalyse zu einer relativ kleinen Zahl von erklärenden
Faktoren (Hauptkomponenten), die jeweils erstaunlich große Anteile der Gemein
samkeiten über eine Vielzahl von einzelnen Karten beinhalteten. Die ersten 14
kombinierten Variablen beinhalten zusammen z.B. über 75% der Gesamtinforma
tion aller 61 Karten der alten Bundesländer. Allein der erste Faktor, der mehr als ein
DJI XI