Table Of ContentNeue Bibliothek der Sozialwissenschaften
Georg Vobruba
Die Gesellschaft
der Leute
Kritik und Gestaltung
der sozialen Verhältnisse
2. Auflage
Neue Bibliothek
der Sozialwissenschaften
Reihe herausgegeben von
Jörg Rössel, Universität Zürich, Zürich, Schweiz
Uwe Schimank, Universität Bremen, Bremen, Deutschland
Georg Vobruba, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
Die Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften versammelt Beiträge zur sozial-
wissenschaftlichen Theoriebildung und zur Gesellschaftsdiagnose sowie para-
digmatische empirische Untersuchungen. Die Edition versteht sich als Arbeit
an der Nachhaltigkeit sozialwissenschaftlichen Wissens in der Gesellschaft. Ihr
Ziel ist es, die sozialwissenschaftlichen Wissensbestände zugleich zu konsolidie-
ren und fortzuentwickeln. Dazu bietet die Neue Bibliothek sowohl etablierten als
auch vielversprechenden neuen Perspektiven, Inhalten und Darstellungsformen
ein Forum. Jenseits der kurzen Aufmerksamkeitszyklen und Themenmoden prä-
sentiert die Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften Texte von Dauer.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12541
Georg Vobruba
Die Gesellschaft
der Leute
Kritik und Gestaltung der sozialen
Verhältnisse
2., aktualisierte Auflage
Georg Vobruba
Universität Leipzig
Leipzig, Deutschland
ISSN 2626-2908 ISSN 2626-2916 (electronic)
Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften
ISBN 978-3-658-27716-1 ISBN 978-3-658-27717-8 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27717-8
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Soziologische Gesellschaftstheorie
Einleitung 2019
Die Einheit der Soziologie
Die Soziologie befasst sich mit sozialen Phänomenen und ist ein soziales Phä-
nomen. Man kann die Entstehung der Soziologie aus der Entwicklung der
Gesellschaft und des Denkens in ihr soziologisch erklären. Man kann die Sozio-
logie (im Sinne interner Selbstverständigung) verstehend beschreiben. Und man
kann Effekte der Soziologie in der Gesellschaft untersuchen. Diese rückbezüg-
lichen soziologischen Denkoperationen laufen in der soziologischen Forschung
zumindest im Hintergrund stets mit und zwar bei jeder Version von Soziologie.
Ihr Reflexionspotenzial macht die disziplinäre Identität der Soziologie und ihre
dadurch konstituierte Einheit aus, und es unterscheidet sie von allen anderen
Wissenschaftsdisziplinen (Nassehi 2003; Vobruba 2012). Das Reflexionspotenzial
der Soziologie muss nicht in jedem soziologischen Forschungsvorhaben akti-
viert werden. Dauerreflexion birgt ein Blockaderisiko. In der Mehrzahl der Fälle
allerdings wird das Reflexionspotenzial der Soziologie eher unterfordert als über -
beansprucht. Symptom dafür sind sich verselbstständigende Methodenkonflikte
und Paradigmenrivalitäten. Die Leidenschaft, von der soziologische Kontroversen
in aller Regel getragen werden, ist ebenso unabdingbar wie unverständlich. Sie ist
unabdingbar, weil dem Streit andernfalls die erforderliche Energiezufuhr fehlte.
Und sie ist unverständlich, weil den Beteiligten die reflexive Einsicht doch zuzu-
trauen wäre, dass gerade Streit „eine Vergesellschaftungsform ist“ (Simmel 1992,
S. 284), er sie also verbindet. Der Paradoxie, die sich hier abzeichnet, scheint
man sich stets durch Reflexionsverzicht und durch Rückzug in die „gewöhnliche
Auffassung“ (Simmel 1992, S. 286) zu entziehen, es gehe bei der Verteidigung
der eigenen Position ums Ganze. Da die Paradigmenvielfalt der Soziologie ihre
V
VI Soziologische Gesellschaftstheorie
Identität verbürgt und sich ihre Einheit gleichsam hinter dem Rücken von Para-
digmenkonflikten konstituiert, muss man sich durch die Unruhe, die sie stif-
ten, disziplinpolitisch nicht ernsthaft beunruhigen lassen. Im Gegenteil: Die
gemeinsame Grundlage macht soziologische Paradigmenkonflikte überhaupt erst
möglich und möglicherweise fruchtbar.
Die Soziologie entstand vor dem Hintergrund des historisch neuen
Kontingenzbewusstseins, das sich aus den Verunsicherungen durch die natur-
wissenschaftlich-technische, die bürgerlich-politische und die industriell-kapita-
listische Revolution ergab. In ihrer Folge löste sich das traditional-vormoderne
Weltbild samt seiner Statik verbürgenden absolutistischen Logik auf. In der
Folge konnte sich „Gesellschaft“ zum Inbegriff sozialer Phänomene ent-
wickeln (Geschichtliche Grundbegriffe 1975a, S. 839 ff.) und zum Objekt der
Beobachtung, Interpretation und Gestaltung in der Gesellschaft werden. Damit
entstanden Bedarf und Angebote an Denken über Gesellschaft. Es bedurfte
Jahrhunderte langer Theoriearbeit, um das soziologische Denken von den Res-
ten der Metaphysik zu befreien und zu einem posttraditionalen Verständnis von
gesellschaftlicher Entwicklung zu kommen. Voraussetzung für die modernen
Sozialwissenschaften ist der Strukturwandel der Weltbilder zur Moderne. In
seiner Folge wurde die Wirklichkeit nicht länger als Hervorbringung aus einem
Ursprung sondern als Inbegriff dynamischer Verbindungen kleinster, nicht wei-
ter teilbarer Elemente (Atom, Individuum; vgl. Freudenthal 1982) verstanden.
Ob deren Auflösbarkeit in immer noch kleinere Teilchen die Auffassung von
Wirklichkeit im selben Paradigma belässt, oder einen wieder einen prinzipiellen
Wandel der Wirklichkeitsauffassung erzwingt, kann hier offen bleiben (dazu Hei-
senberg 1986).
Die Konsequenz ist: Die Rede von Gesellschaft setzt relationale Zusammen-
hänge zwischen einzelnen Elementen voraus. „Die Gesellschaft besteht nicht aus
Individuen, sondern drückt die Summe der Beziehungen, Verhältnisse aus, worin
diese Individuen zueinander stehn.“ (Marx 1953, S. 176) Woran auch immer
sich die Soziologie halten mag, wenn sie sich einen Begriff von Gesellschaft zu
machen versucht – an alle „möglichen sozialen Handlungen, Kommunikationen,
Prozesse“ (Nassehi 2003, S. 162) – immer sind es relationale Begriffe, welche
die „Vernetzung der Praxisformen, in denen Menschen ihr Leben führen“ (Dux
2018, S. 457) fassen sollen. In der Perspektive der Soziologie als Beobachtung
zweiter Ordnung ergibt dies freilich nur ein heuristisches Muster, um zu einem
empirisch gehaltvollen Gesellschaftsbegriff zu gelangen. Diesen Begriff frei-
lich gibt es nur im Plural. Denn all die Praxisformen werden in der Gesellschaft
von den Leuten beobachtet und münden in unterschiedliche und konkurrierende
Soziologische Gesellschaftstheorie VII
Praxiskonstruktionen von „Gesellschaft“. Um dies möglichst deutlich zu machen:
Die soziologische Gesellschaftstheorie geht nicht von einem Gesellschaftsbegriff
aus, sondern rechnet mit der empirischen Möglichkeit von unterschiedlichen
Gesellschaftsbegriffen in der Gesellschaft. Deren Inbegriff ist das soziologische
Beobachtungsobjekt „Gesellschaft der Leute“.
Die Gesellschaft der Leute
Was genau passiert in der Relation zwischen Soziologie und den Leuten?
Die Soziologie beobachtet und interpretiert, wie die Leute beobachten, ihre
Beobachtungen als Wirklichkeit interpretieren und dem entsprechend handeln.
Der Begriff „die Leute“ ist ein Pluraletantum und darum geeignet alle Vor-
stellungen zu vermeiden, die auf ein Kollektivsubjekt hinaus laufen. Etwa so:
„Die Gesellschaft setzt sich fort; die Gesellschaft erkennt sich wieder; und die
Gesellschaft beobachtet sich selbst.“ (Baecker 2007, S. 149) … „In der Form
der Rekursivität sichert die Gesellschaft ihren Zusammenhalt. Man muss es so
aktiv formulieren …“ (Baecker 2007, S. 151) Tatsächlich, muss man das? Oder
geht es hier schlicht darum die Einsicht zu verdecken, dass die Gesellschaft nicht
beobachtet und auch nicht handelt. Die Fähigkeit zur Beobachtung haben nur
Subjekte in der Gesellschaft mit möglichen Effekten für die Gesellschaft. Daraus
ergeben sich einige Konsequenzen.
Erstens: Das soziologische Beobachten und Interpretieren kann sich unter-
schiedlichster Methoden bedienen. Beispiele dafür sind Zahlenreihen, multi-
variate Korrelationsanalysen, Bilder, Sammlungen politischer Dokumente und
Inhaltsanalysen, Interviewmaterial und Interpretationsgruppen. Alle Versionen
soziologischer Forschung sind Beobachtungen zweiter Ordnung.
Zweitens: Die Beobachtungen der Soziologie sind nicht beliebig, weil die
Beobachtungen der Leute nicht beliebig sind. Radikaler Konstruktivismus mag
als philosophische Spielart durchgehen. In der Soziologie ist radikaler Kons-
truktivismus ein Unding (Luckmann 2002; Dux 2018, S. 460 f.). Selbstver-
ständlich: Indem die Leute ihre Beobachtungen interpretieren, konstruieren sie
ihre Wirklichkeit. Aber die Konstruktionen erfolgen in einem eng gezogenen
Rahmen, an den sie sich halten müssen, um nicht an der Wirklichkeit zu schei-
tern. Das bedeutet nicht, dass die Welt nicht veränderbar ist. Aber man kann
daraus schließen, dass es nicht einfach ist. Jedenfalls reicht es nicht, sie anders
zu „konstruieren“. Die permanent erlebbare Widerständigkeit der physischen
und sozialen Wirklichkeit nötigt den Leuten ihren Realitätssinn auf. Die Sozio-
logie als Beobachtung zweiter Ordnung nimmt den Realitätssinn der Leute auf.
Die soziologische Theorie der Gesellschaft „muss ihre Konstruktion auf die
VIII Soziologische Gesellschaftstheorie
Rekonstruktion jener Konstruktionen richten, die sich als Gesellschaft realiter
in den Handlungen und Kommunikationen der Gesellschaftsmitglieder gebildet
hat.“ (Dux 2018, S. 459) Die Soziologie kann nicht mit einem Verständnis von
Wirklichkeit als dem Ergebnis selbstgesetzter Spielregeln starten, wie dies etwa
Heinz von Foerster in seiner höchst anregenden „Selbsterschaffung in sieben
Tagen“ vorführt (von Foerster 2008). Eben so wenig erfasst sie die Wirklichkeit
in einem „Begriffsspiel, das an sich selbst Halt findet“ (Luhmann 1997, S. 1132)
Der existenziell gebotene Realitätssinn der Leute erdet die Soziologie und
bewahrt sie davor, sich in soziologieinterne Konstruktionen zu verflüchtigen.
Drittens: Im Unterschied zu den Beobachtungen der Leute sind soziologische
Beobachtungen handlungsentlastet. Die soziologischen Beobachtungen zweiter
Ordnung erfolgen um ihrer selbst willen. In dieser Perspektive ist soziologische
Theoriebildung eine eigene, eigenartige Form von Praxis. Ob die Soziologie über
die Soziologie hinaus Folgen haben kann, ist eine empirisch offene Frage. Das
hat Konsequenzen. Eine Konsequenz betrifft das Verhältnis von soziologischem
Wissen als Expertenwissen und dem Wissen der Leute. Als eine spezifische
Praxisform begegnet die Soziologie dem Wissen der Leute sozusagen wieder,
allerdings nicht als Untersuchungsobjekt, sondern als Rivalin. Damit wird klar,
dass Soziologie als Beobachtung zweiter Ordnung deutlich mehr macht, als die
Beobachtungen der Leute zu reproduzieren. Eine Konsequenz davon betrifft das
Verhältnis von Soziologie und Kritik. Darauf komme ich noch zurück.
„Die Gesellschaft der Leute“ schließt an die spezifische Positionierung der
Soziologie in der Gesellschaft an. Der Begriff „die Leute“ bezeichnet Einzelne,
erfasst sie aber nur in der Mehrzahl. Ich sehe darin eine vorteilhafte grundbegriff-
liche Weichenstellung. Indem man „die Leute“ zum soziologischen Grundbegriff
macht, lässt sich Gesellschaft von der Mikroebene her aufgebaut denken, ohne
an Einzelfällen hängen zu bleiben. Zugleich kann man die Dynamik und Ent-
wicklung der Gesellschaft als das Produkt großer Mehrheiten erfassen ohne
Kollektivsubjekte zu unterstellen. „‚Leute‘ als soziologische Kategorie steht für
einen neutralen, unpathetischen Begriff, der – gezielt – weder die Zugehörig-
keit von Individuen zu einem Kollektiv noch deren Andersartigkeit oder gar
Originalität thematisiert.“ (Soeffner 2014, S. 87) Der Einwand, der Blick auf „die
Gesellschaft der Leute“ sei strukturblind geht ins Leere. „Leute“ steht der Kon-
kretisierung durch Klasse, Schicht, Gruppe oder welche Kollektivbegriffe auch
immer offen, und nicht zu ihnen in Konkurrenz. „Leute“ bezeichnet allgemein die
Ebene der soziologischen Beobachtung. Der Begriff bezeichnet die Objektebene
soziologischer Beobachtung „diesseits sozialstruktureller Kategorisierungen“
(Soeffner 2014, S. 84), überbietet das Abstraktionsniveau sozialstruktureller
Soziologische Gesellschaftstheorie IX
Begrifflichkeiten und eignet sich darum für jegliche sozialstrukturelle Konkreti-
sierung. Daraus folgt freilich, dass man an den Begriff der „Leute“ unmittelbar
keine Handlungsdispositionen anschließen kann. Will man Handeln empirisch
erfassen, muss man die Leute als Klassen, Berufsgruppen, Arbeitslose, Berufs-
schullehrerinnen, oder was auch immer konkretisieren und danach fragen, wie
diese in ihren institutionellen Zusammenhängen denken, sprechen, handeln. Mit
anderen Worten: Auf jener Theorieebene, welche der Begriff der Leute mar-
kiert, lässt sich sagen, dass sie Interessen haben, Wertorientierungen folgen etc.,
sie lassen sich aber nicht inhaltlich bestimmen. Spiegelbildlich folgt daraus: Die
Grundlegung der soziologischen Gesellschaftstheorie auf Beobachtungen zwei-
ter Ordnung und ihre Konzentration auf die Leute unterläuft jeden Anspruch auf
einen privilegierten oder gar exklusiven ontologischen Zugang zu sozialen Phä-
nomenen, die mit spezifischen Personengruppen (race, gender etc.) verbunden
sind. Es mag sein, dass einzelne Gruppen forschungspragmatische Vorteile haben,
wenn es um soziale Phänomene geht, in die sie selbst involviert sind. Forschungs-
praktische Vorteile wie ein erleichterter Zugang zum Forschungsfeld sind dabei
freilich abzuwägen gegen den Nachteil mangelnder Distanz zum Objekt der For-
schung. Aber eine erkenntnistheoretisch privilegierte Position lässt sich daraus
nicht ableiten. Dafür stehen „die Leute“ als soziologischer Grundbegriff.
Eine gleichsam abgeschwächte Version des Einwands gegen „die Leute“ als
soziologischen Grundbegriff lautet, dass die soziologische Gesellschaftstheorie
jene Abstraktionsebene, welche der Begriff markiert, nicht benötigt. Dies aller-
dings wäre nur dann der Fall, wenn gezeigt werden könnte, dass die soziologische
Gesellschaftstheorie grundbegrifflich mit sozialstrukturellen Festlegungen star -
ten kann. Ich finde dafür jedoch in der jüngeren Geschichte sozialwissenschaft-
licher Theoriebildung keinerlei ermutigende Anzeichen. Um dies mit zwei
naheliegenden Beispielen anzudeuten: Jene Theorieansätze, welche den Klassen-
begriff zugrunde legen, können individuellem Handeln keinen Raum bieten. Sie
verfehlen die individuellen Antriebe kollektiver Gesellschaftsdynamik. Und von
Modellbildungen des Zusammenwirkens individuellen Handelns ebenso wie von
verstehenden Zugängen zu den Einstellungen und Handeln einzelner Akteure
führt kein Weg zum Verständnis von Gesellschaft. Solche Ansätze kollabieren
rasch angesichts größerer Zahlen. Beide Fälle machen deutlich: Was im Abstrak-
ten verbockt wird, lässt sich im Konkreten nicht mehr in Ordnung bringen.
Unbestimmtheiten des Handelns
Handeln ist der basale Modus, in dem sich die Subjekte auf die Welt beziehen
und mit der Welt verbinden. „Unser Handeln ist die Brücke, über welche der