Table Of ContentWEIMARER MONOGRAPHIEN ZUR UR- UND FRÜHGESCHICHTE
WEIMARER MONOGRAPHIEN ZUR UR- UND FRÜHGESCHICHTE
BAND 32
HERAUSGEGEBEN VOM
THÜRINGISCHEN LANDESAMT FÜR ARCHÄOLOGISCHE DENK~IALPFLEGE
DURCH SIGRID DUSEK
1994
KOMMISSIONSVERLAG . KONRAD TH EISS VERLAG· STUTTGART
THÜR[NG[SCHES LANDESAMT FÜR ARCHÄOLOG[SCHE DENKMALPFLEGE
JÜRGEN SCHULTZE-MOTEL . WERNER GALL
Archäologische Kulturpflanzenreste
aus Thüringen
[994
KOMM[SS[ONSVERLAG· KONRAD THE[SS VERLAG· STUTTGART
HERAUSGEBER: THÜRINGISCHES LANDESA~'lT FÜR ARCHÄOLOGISCHE DENKMALPFLEGE
HUi\'lHOLDTSTRASSE 11 ·99423 WEIMAR
REDAKTION: EVA SPEI TEL
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einhciu3ufnahme
Schuhu -Motel, Jürgen:
Archiiologische Kullurpfhnzenrcsle aus Thiiringenl
Jü rgcn Schulrl.e-Molell \'(fanN Gall.
Thüringisches undesaml für ;\rch:tologische Denkm:tlp{](·ge. -
Snmgan: Theiss. 1994
(\X'<.'imarcr ,\lonographi<.'n zur Ur-und Fruhgl·~chich(<.': I~d. ,il)
ISBN 3-8062-1169-8
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© Thüringisches Landesamt für Archäologische D('nkl11alpnege Weimar.
Alk, Rechte vorbehalten. Jegliche Verviclfiiltigung einschließlich photonll'chanischer WiC'<lcrgabe
nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Thüringischen Landes:llllles.
Satz und Druck: GlHenberg Druckerei GmbH Weilll:tr
ßuchbindcrisclw Vcr:,rbeitung:
Buchbinderei Hesse, Weimar
Printed in German)'
ISBN 3-8062-1 169-8
1 D.
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Inhal rsverzeichnis
Vorbemerkung
I. Einleitung
2. Forsch u ngsgesch ich tC
3. Kat:llog der Fundorte und ihrer Kulcurpnanzcn
4. Die Kulturpflanzen-Arten
4.1. Emmer, Tririmm dicoccon Schrank
4.2. Einkorn, Triticum mOI/OCOCCU11/ L.
o.
Saarweizen, Triticum flesti/Jum L.
4.4. Spelz, TrifiCl/m speltn L.
4.5. Gerste, Hordl'um vII/gare L s. I.
4.6. Roggen, SemIt' armI" L.
4.7. Rispenhirse, Panicum miliacl'um L.
4.8. Hafer-Arten, AVt'l/fl sp.
4.9. Erbse, PiSlln/ slltivum L.
4.10. Linse, Ln/I culinnris Medik.
4.1 I. Ackerbohne, Viein foba L.
4.12. Linsen-Wicke, V/ein alli/in (L.) Willd.
4.13. Saa(\. .. icke, Vieia SIlliva L.
4.14. Kicher-Platterbse, LatbynlJ ejara L
4.15. Lein, Lillum IIsitlllissimum L.
4.16. Hanf. Cmmabis sativn L.
4.17. Saat-Leindotter, Came/Illa sati"" (L.) Crann
4.18. Apfel. Malm sylvmris (L.) P. Miller und Malus
dOn/estim Borkh.
4.19. Süßkirsche, CerflJ//s (lviIIm (L) Mocllch
4.20. Pflaume, Prumu domestien L.
4.21. Pfirsich, Pusiea mt/garis P. Miller
4.22. Weinrebe, Viril I,iniftm L.
4.23. Wainuß, jllglnm regia L.
4.24. Hasdnuß, Coryll/S avellana L.
4.25. Kürbis, CIIClIrbirtl pepo L.
4.26. Kornelkirsche, eOrl/lIS mas L.
4.27. Pimpernuß, Staphylen pillllattl L.
4.28. Varia
4.29. Unkräuter
5. Zeitliches Auftreten der Kulturpflanzen
5.1. Neolithikum
5.1.1. Bandkeramik
5.1.2. Schnurkeramik
5.1.3. Andere neolithische Kulturen
5.2. Bronzezeit
5.3. Eisenzeit
5.4. Völkerwanderungszeit, Mittelalter und frühe Neuzeit
5.5. Unbestimmte Datierung
6. Diskussion
7. Literaturverzeich n is
Tafeln
5
Vorbemerkung
Die Anregung zur vorliegenden Arbeit gab Dr. habil. R. Feustel. von 1978 bis 1990
Direktor des Museums für Ur- lind Fri.ihgeschichtc Thüringens in Weimar, der auch
das Material zur Verfügung stellte, soweit es aus dem \Xlcimarcr Museum stammte.
Hierfür sprechen wir ihm unseren besten Dank aus.
Frau Priv.do7.. Or. habil. S. Dusck, Landesarchäologin des Thüringischen Landes
amtes für Archäologische Denkmalpflege, Weimar, ermöglichte die Drucklegung.
Dafür danken wif besonders.
Mit Freude erhielten wif Untersilinung von anderen Museen Thüringens. in denen
alte Kuhurpflall7.cnrcslc lagern lind die UIlS für die Bcarbciltlllg zur Verfügung stan
den. Unser Dank dafLir gill den Muscurnskollcgcn G. 5toi im Steinsburgmuseum
Römhild, S. Mucs im Stadtmuscum Ger:l und \Y./. \\I:lhher im Museum:lm Lind('n
bühl. MühlllJllsen.
Die Foto:trbeitcn wurde von G. Terpe und B. Schärer. Gatersleben. :lusgeführt.
R. Meuche, \Y./cimar, danken wir für d:ls Zeichnen der Thüringenbne.
\Y./eim:lT. im Mai 1994 JÜRGF.N SCHULrzE-MoTEI und \\lERNER GALL
G
1. Einleitung
Archäologische Kulmrpflanzenresrc geben uns Kunde tanikern entsprechend be-, allS- und verwertet. Die ge
von Leben und \X!inschaftsweise der Menschen in ur borgenen Pflanzenreste gelangten lediglich in die Mu
und frühgeschichdicher Zeit. Diese Erkenntnisquelle seumsmagazine. Eine intensivere Beachtung dieser
wird seit der Mitte des vorigen JahrhundertS genutzt, Funde sctzte sich erst im Zusammenhang mit der An
nachdem O. HEER (1865) in seinem Werk "Die Pflan wendung spezieller Grabungstechniken durch, die
zen der Pfahlbauten" umfangreiche und gut erhaltene deutlich machten, daß fast jede Ausgrabung Reste von
Pflanzenreslc, darunter viele KullUrpflanzen, aus den Kulturpflanzen erbringen kann. In neuerer Zeit führte
pfahlbauten der Schweiz beschrieb und auswertete. die direkte Teilnahme von Botanikern an Grabungsar
Später kamen auch in anderen Fundwsammenhängen beiten 2.U effektiveren Untersuchungen und aussage
archäologische Kuhurpflanzenreste zutage, die mehr kräftigeren Ergebnissen in bezug auf die Geschichte
oder weniger große Aufmerksamkeit erfuhren. unsercr Kulturpflanzen, wie Beispiele im folgendcn
[n der Regel wurden diese besonderen archäologischen zeIgen.
Funde zunächst weder von Archäologen noch von Bo-
2. Forschungsgeschichte
Die systematische Bearbeitung archäologischer Kul mal pflege, größere Aufmerksamkeit geschenkt, her
turpfbnzenreste konnte bisher aufgrund fehlcndcr Bc vorgerufcn vor allem durch umfangreiche Fundc
arbeiter in Thüringen nicht planmäßig crfolgen. Übli pflanzlicher Rcste aus den Kulthöhlen bei Bad Fran
che Praxis für dieses Arbcitsgebict war es, einzelne kenhausen, KyfThäuscrkrcis.
Fundkomplexe zumeist in Zusammenhang mit ar Eine Übersicht dcr bis 1966 bekannt gewordenen
chäologischem Fundmaterial zu beschreiben, obwohl thüringischen Kulturpflanzenreste erfolgte im Zusam
Bearbeitungen von pflanzlichen Großresten schon aus menhang mit der Beschreibung von urnenfelderzeirli
dem vorigen Jahrhundert vorliegen (G. BUSCHAN ehen Pflanzen resten aus der Siedlung 1chtershausen,
1895). Ilrn-Krt:is U. SCHULTZE-MOTl::L/W. Gi\LL 1967). In
Ocr Fundreichtum von verkohlten Getreideresten von der Zwischenzeit wurden weitere pflanzliche Groß re
der Burganlage Steinsburg bei Römhild, Lkr. Hild ste, aber auch deren Abdrücke an Keramik von ver
burghausen, gab in den ersten Jahrzehnten dieses Jahr schiedenen Ausgräbern bzw. Bearbeitern beobachtet
hunderts Anlaß zu einigen Veröffentlichungen. Dieses lind sichergestellt. Zusätzlich schlämmte man ver
botanische Material wurde mehrfach bearbeitet, so schiedentlich Grubeninhalte von Siedlungsgrabungen
durch C. KÜMPEl (1908, 1922), H. MÖTEfINDT und untersuchte sie hinsichrlieh verkohlter Pflanzenre
(1914 a, b; 1915, 1922 a-c) lind C. Kade (1918, ste (z. B. Jüchsen, Lkr. Schmalkalden-Meiningen;
1922, 1930). Westgreußen, KyfThäuserkreis).
[n folgenden Jahren wurden einzelne Fundkomplexe
aus dem Erfurter Raum publiziert (E. LEHMANN 1928, Einige kleinere Veröffentlichungen behandeln Ab
1929; E. NEUwEILER 1935). E. AMEN OE und E. FRAU güsse von Hohlräumen und dercn maßliehe Verände
ENDORF (1926) fanden verkohlte Weizen körner in ei rungen sowie die Untersuchung eines Komplexes von
ner schnurkeramischeIl WohngTUbe in ScheIditz, OT Abdrücken an linienbandkeramischen Scherben aus
von Rosirz, Lkr. Altenburger Land. Neolithische Lehesten, OT Nerkewirl, Holzlandkreis (Wo GALL
Pflanzenresre von Eisenberg wurden von K. und F. 1967, 1973; Z. TEMPfRI W. GALL 1972). Erste eisen
BERTSCH (1949) miterfaßt, aber 1957 nach neuen Un zeitliche Kulturpflanzenreste von Jüchsen, Lkr.
tersuchungen nochmals vorgelegt (Wo RontMALER/I. Schmalkaldcn-Meiningcn, wurden auszugswcise in
NATHo 1957). Noch 1992 sind Gctreidereste aus dem anderem Zusammenhang vorgelegt (W. GAlL 1975).
ehemaligcn Museum Eisenberg bekannt geworden, KJeinste Mengen verkohlter Pflanzenreste stellten zu
deren Herkunft, Bearbeitung und Datierung bislang sammen mit archäologischem Material U. R. LApPE
offenstehen. (1982) und W. TIMI'EL (l983) vor. [n Form einer
Übersicht machte W. GALL (1980) auf bis dahin ge
Besonders in den letzten Jahrzehnten wurde den fundene, aber bisher noch nicht ausgewertete, neue
pflanzlichen Großresten am Museum für Ur- und Fundstellen pflanzlicher Großreste aufmerksam.
Frühgeschichte Thüringens in Weimar, jetzt zugleich Außerdem konnten einzelne Kulturpflanzenabdrücke
Thüringisches Landesamt für Archäologische Denk- an schnurkeramischen Gefäßen in Thüringen nachge-
7
wiesen werden (R. FEUSTEL er al. 1966; W. MAT vorgestcllt werden. Es wurde darauf geachtet. eine
THtAS/J. SCl-IUI.TZE-MoTEL 1967, 1969, 1971; A. klare zeitliche Datierung für die neueren Komplexe
BACH et al. 1975). anzugeben. Deshalb erfolgen auch Angaben zu den
Ausgräbern und archäologischm Bearbeitern lind -
[m vorliegenden Katalog soll das botanische Material wenn vorhanden - Hinweise ;wf arch:iologisc!w Lite
in Zusammenhang mit dem archäologischen Fundgm ranlT.
3. Katalog der Fundorte und ihrer Kulturpflanzen
Erläuterungen 1. Apolda (2)
2. Onsausgang in Richtung Herressen. Siedlungs-
[m Katalog sind alle bisher in Thüringen bekannt ge grube. 1,50 m tief
wordenen Fundorte alphabetisch geordnet aufgeführt. 3. Grabung V. Kramer
Weitere Erläuterungen zum jeweiligen Fundkomplex 4. 4935 Apold" H 53800, R 65280
folgen in elf Gliederungspunkten. Fehlende Punkte 5. V. Kramer, 5.5.1976
bedeuten, daß beim gegenwärtigen Kenntnisstand 6. LHcnezeit
keine Aussagen dazu gemacht werden können. Die 7. M\'(I 374/76, G 53
Nummer hinter dem Fundort und Kreis zeigt in der 8. J. SdlUlfze-Motei
Karte (vg!. Beilage) die LIge des Ortes. Bei Ein- und 9. 140 cm verkohltes, gm erhaltenes Getreide. meist
1
Umgemeindungen bzw. Onsteilen wird der Hauptort Gerste, bespelzt (Taf. 1.4), nach emigen Krumm
vorangestellt. Die Bez.eichnungen der Landkreise rich schnäbeln wohl 6-zeilig, aber Spelzen oft ab
ten sich nach dem Stand der Neugliederung des Lln gefallen (Maße: Linge 5,2-7.5 mm, Breite
des Thüringen (Gesetz vom 15.7.1993) mit Änderun 2,7-3,2 111m. Höhe 2,2-2,8 mm, n = 10); 40 Em
gen bis zum 15.10.1994. mer-Körner, :t schmal (Taf. 1.1) sowie 17 Ähr
chengabeln; 38 Saarweizen-Körncr (Taf. 1.3) so
Erl;ünerung der Gliederungspunkte: wie Teile von Ährenspindeln; 10 typische Ein
I. Fundort, L1ndkreis, Nr. in Tbüringenkane korn-Körner (Taf. 1.2) und 20. die auch zum
(vgl. Beibge) Emmer gehören könnten (als abweich~nde For
2. FunJ!>tdlc I1H:n) sowie 26 Ährchengabdn: 1 Korn könnte LU
3. Fundumstände TriliCl/II/ spelrtl gehören: Unkräuter: AVe//{/ sp. (6
4. Mbl.-Nr., Ort, H- lind R-Werre Körner, 3 Spelzen, 4 Körner noch in Spelzen); 18
5. Bearbeiter des archäologischen Materials, Ausgrä sehr schmale Grasfrüchte: Taube Trespe, Bromlls
ber, Datum der Ausgrabung, wenn vorhanden sterilis L. (Taf. 1.5); 70 weitere Grasfrüchte (klei
6. Datierung ner, kUller); 5 Galillnl sp.; 16 Kornraden-Samen
7. Inv.-Nr., MW - Museum Weimar, G - Gerreide- e), stark beschädigt, Skulptur nur selten und
katalog Museum Weimar schlecht erkennbar: diverse kleine Früchte (meist
8. Bearbeiter des arch;iobotanischen Materials Gr;iser), die wenigstens teilweise zu den anderen
9. Ergebnisse Arten gehören (Kümmerforrllen)
10. Bemerkungen
11. Literawr I. Arnstadt (3)
2. Kiesgrube der ehemaligen zwischenbetrieblichen
BalIOrganisation
I. Ahenburg (I) 3. Notbergullg 1979, in der Nähe von Grubt' 6
2. KreU7..straße 4. 5131 Arnstadt; H ca. 35 400, R CI. 27600
3. Fundmaterial von 1930 5. W. Galt, 17.- 19.11.81
4. 5040 Altenburg 6. Aunjetirzer Kulrur
6. Bandkeramik 7. MWG44
7. Schloßmuseum Altenburg 4007 8. J. Schultze-Mote!
8. W. Rothmaler und l. Natho 9. Teil eines Stcines (Endokarp) sowie S;lllle der
9. 22 Emmer-Körner und 2 Bruchsd,icke (Durch Süßkirsche Cerflflls {wil1m (L.) Moench: Stein
schnimmaße 6,1/3,212,7 mm): die Linge 8.5!llm lang; Same 7.4 mm lang, 6.5 111m breit,
schwankte von 5,3-6,6 mm, die Breite von 3,6 mm dick (Taf. 1.6)
2,7-3,6 nUll, die Höhe von 2,3-3,2 mm 10. Die verkohlten Restc waren beim \'(Iaschen ;llIS ei
11. W. ROTHMALERlI. NATHO 1957,96: M. HOPF ner Scherbe entfallen.
1982,62.
8