Table Of ContentAmbulante Hilfe bei
psychischen Krisen
Tagungsdokumentation
24. und 25. September 2013
in Berlin
Herausgegeben von
A P K
ktion sychisch ranke
Peter Weiß
Andreas Heinz
1
Aktion Psychisch Kranke, Peter Weiß, Andreas Heinz (Hg.).
Ambulante Hilfe bei psychischen Krisen
1. Auflage
ISBN 978-3-88414-583-8
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© Aktion Psychisch Kranke, Bonn 2014
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digitalisiert oder verbreitet werden.
Satz: Psychiatrie Verlag, Köln
Druck: Drukkerij Wilco, Amersfoort (NL)
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Inhalt
Begrüßung und Einführung
Peter Weiß 9
A Ambulante Hilfe bei psychischen Krisen
Sicherstellung von Hilfen bei psychischen Krisen
Wolfgang Zöller 14
Krise als Weichenstellung – die Chance von Peerberatung:
trialogisches Gespräch
Thomas Bock, Margrit Grotelüschen, Marita Lamparter 18
Soforthilfe bei seelischen Krisen –
psychiatrische Versorgung neu aufstellen!
Gabriele Schleuning 30
Krisenhilfe in der Krise?
Entwicklungen seit der Psychiatrie-Enquete
und die Chance zum Restart
Ingmar Steinhart 50
Krisenhilfe durch psychiatrische Kliniken – Standortbestimmung
Margitta Borrmann-Hassenbach 60
Krisenhilfe – politischer Auftrag
Regina Schmidt-Zadel 62
Suizid und Suizidprävention
Manfred Wolfersdorf 69
Rechtliche Zuständigkeit im gegliederten System
Otto Ernst Krasney 84
Podiumsgespräch »Verantwortung für Hilfen in Krisensituationen«
Kirsten Kappert-Gonther, Norbert Mönter, Andrea Mrazek,
Thomas Uhlemann, Ulrich Krüger 93
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Krisenhilfe als Prävention
Helga Kühn-Mengel 108
Staatlich finanzierte Hilfen für Menschen in seelischen Krisen
Kirsten Kappert-Gonther 113
Angehörige fordern und leisten Hilfe bei Krisen
Gudrun Schliebener 120
B Handlungsfelder und Praxisbeispiele
I Psychiatrische Krisenhilfen – bewährte Beispiele
Einleitung
Simone Eiche,Matthias Rosemann 124
Krisendienst Psychiatrie München
Michael Welschehold 128
Der Berliner Krisendienst
Jens Gräbener 134
Internetberatung im Psychiatrienetz – eine Form der Krisenhilfe?
Matthias Albers 138
Krisenhilfe in Solingen und in der Integrierten Versorgung
Nils Greve 143
Soziotherapie und häusliche Krankenpflege – Krisenhilfen im
Rahmen eines Gemeindepsychiatrischen Verbundes?
Michael Konrad 152
Die Rolle des Sozialpsychiatrischen Dienstes
Jörg Kalthoff 163
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II Psychiatrische Krisen bei Kindern und Jugendlichen
Einleitung
Renate Schepker, Dyrk Zedlick 172
Kriseninterventionsteam für Kinder und Jugendliche Lüneburg
Godeke Klinge, Anne Meiners, Alexander Naumann 174
Individuelle Krisenvereinbarungen in der kinder- und
jugendpsychiatrischen Versorgung
Renate Schepker 180
Ambulante Versorgung durch Kinder- und Jugendpsychiater
und Psychotherapeuten
Maik Herberhold 187
III Spezielle Krisenhilfen
Einleitung
Ulrich Krüger 201
Psychische Krisen im Arbeitsleben
Hans-Peter Unger 202
Die Traumaambulanz Berlin – Versorgung von Gewaltopfern
Olaf Schulte-Herbrüggen 213
Krisenhilfe für Flüchtlinge und Folteropfer
Anni Kammerlander 215
IV Krise als Weichenstellung – Erfahrene berichten
Einleitung
Peter Kruckenberg 220
Krise als Weichenstellung – Erfahrene berichten
Franz-Josef Wagner 221
Krise als Weichenstellung – Erfahrene berichten
Beate Schmidt 223
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Krise als Weichenstellung – Erfahrene berichten
Uwe Wegener 225
V Krisenhilfe als Angebot der Selbsthilfe
Einleitung
Jörg Holke, Jurand Daszkowski 229
Das SeeleFon – telefonische Selbsthilfeberatung
bei psychischen Erkrankungen
Beate Lisofsky 230
Krisendienst Herford
Gudrun Schliebener 233
Peer Support im Kreis Herzogtum Lauenburg
Robin Boerma, Birthe Groth 237
Angebote der Suchtselbsthilfe
Wiebke Schneider 240
Selbsthilfe und Krisenbegleitung
Jurand Daszkowski 243
VI Nicht-Psychiatrische Krisenhilfen
Einleitung
Jessica Odenwald 245
Telefonseelsorge
Martina Kulms 247
Rettungs- und Polizeieinsätze –
Krisenhilfen bei psychisch kranken Menschen
Christine Gerlach 252
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VII Suizidprävention – bewährte Beispiele
Einleitung
Niels Pörksen 256
Nationales Suizidpräventionsprogramm für Deutschland
Armin Schmidtke 257
Von der Schwierigkeit Hilfe zu suchen und zu finden
Georg Fiedler 267
VIII Rechtliche Aspekte (auch: Krisenhilfe statt Zwang)
Einleitung
Jörg Holke 271
Rahmenprogramm von der Funktion her denken!
Celia Wenk-Wolff 272
Betreuungsrechtliche Klärung – Selbstbestimmung vor Zwang
Volker Lindemann 281
IX Krisenmanagement bei Demenz
Einleitung
Regina Schmidt-Zadel, Ralf Ihl 285
Hilfe bei Demenz – das Alzheimer-Telefon
Sabine Jansen 286
Krisenmanagement im Demenznetz Krefeld
Ralf Ihl 292
Ausblick
Matthias Rosemann 301
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 305
Veröffentlichungen und Informationstagungen der APK 309
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Begrüßung und Einführung
Peter Weiß
Ich darf sie sehr herzlich zur Jahrestagung der Aktion Psychisch Kranke
hier in Berlin im Logenhaus begrüßen und willkommen heißen. Ich hoffe,
dass wir eine interessante Jahrestagung mit dem Titel »Ambulante Hilfe bei
psychisch Krisen« erleben werden. Wir haben den Patientenbeauftragten
der Bundesregierung Wolfgang Zöller zu einem Eingangsreferat eingeladen
und ich möchte ihn sehr herzlich unter uns begrüßen. Wir freuen uns und
fühlen uns geehrt, dass die Bundesregierung hier mit einem ›Beauftragten‹
vertreten ist. Als wir den Termin festgelegt haben, haben wir befürchtet, dass
es schwer wird, zwei Tage nach der Bundestagswahl einen Regierungsver-
treter für unsere Tagung zu gewinnen. Umso erfreuter waren wir, dass wir
von Ihnen ohne Zögern eine Zusage bekommen haben, eine Zusage, die Sie
uns unabhängig vom Wahlausgang verlässlich erteilt haben.
Sie haben sich entschieden, nicht mehr für den Bundestag zu kandidie-
ren. Das hindert Sie nicht daran, bis zum letzten Tag Ihr Amt auszufüllen
und sich für die Belange der Patientinnen und Patienten einzusetzen. Das
ist ein weiterer großartiger Beweis dafür, dass Ihnen die Interessen der Pa-
tientinnen und Patienten ein persönliches Anliegen waren und sind.
Sie haben sich in vielen Bereichen engagiert. In letzter Zeit haben Sie sich
besonders für Organspenden eingesetzt. Das ist zweifellos ein sehr wichtiges
Thema, aber eines der wenigen, zu dem wir als Aktion Psychisch Kranke
uns nicht geäußert haben. Die Seele kann man nicht transplantieren, das
Gehirn auch (noch?) nicht.
Bei fast allen anderen gesundheitspolitischen Themen sind auch die
Interessen psychisch kranker Menschen berührt. Insofern haben wir uns
als Aktion Psychisch Kranke immer wieder geäußert – und bei Ihnen
stets offene Ohren gefunden. Von Beginn an haben Sie psychisch kranke
Menschen mit im Blick gehabt. Das ist nach wie vor keine Selbstver-
ständlichkeit im politischen Feld. Dafür möchte ich Ihnen an dieser Stelle
herzlich danken.
Dabei haben Sie – ebenfalls von Beginn an – immer engen Kontakt zur
Aktion Psychisch Kranke gehalten. Eines Ihrer ersten Gespräche nach
der Amtsübernahme war mit der APK. In der Folge waren Sie regelmä-
ßiger Gast unserer Tagungen und Workshops, oft als Redner, teilweise
aber auch als interessierter Teilnehmer. Als wir in diesem Jahr zu einem
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Peter Weiß
parlamentarischen Abend mit dem Schwerpunktthema ›Psychisch kranke
Kinder und Jugendliche‹ eingeladen haben, kam eine der ersten Zusagen
von Ihnen. Für diese außerordentlich gute Zusammenarbeit möchte ich
Ihnen danken.
Aus unserer Sicht, bzw. aus Sicht der psychisch kranken Menschen,
hatten Ihre großen ›Projekte‹ besondere Bedeutung: das Patientenrechtege-
setz und die Expertenkommission zur Neubestimmung des Pflegebedürf-
tigkeitsbegriffs.
Das Patientenrechtegesetz ist beschlossen und in Kraft getreten und hat
die Position der Patientinnen und Patienten deutlich gestärkt. Die Neube-
stimmung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs wird eines der ersten gesund-
heitspolitischen Aufgaben der neuen Legislatur werden. Das ist vor allem
notwendig, um die rechtliche Benachteiligung von psychisch kranken Pfle-
gebedürftigen zu beenden.
Die Vorarbeiten für eine Gesetzesänderung sind geleistet – nicht zuletzt
aufgrund Ihres Einsatzes in der Expertenkommission, die Sie gemeinsam
mit Herrn Voss geleitet haben.
Herr Zöller, Sie vertreten hier heute auch das Bundesministerium für
Gesundheit. Insofern möchte ich Ihnen unseren Dank aussprechen für die
Förderung dieser Tagung.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Sie nehmen sich Zeit und sind teilweise weit gereist, um sich mit
uns einem äußerst wichtigen Thema zu widmen: Hilfen bei psychischen
Krisen.
Psychische Erkrankungen werden deutlich häufiger diagnostiziert. Laut
DEGS-Studie (2012) leidet jeder vierte Mann und jede dritte Frau jährlich
unter einer voll ausgeprägten Störung.
Auf Grund demographischer Entwicklungen kommt es gehäuft zu psy-
chischen Erkrankungen im Alter, insbesondere Demenz. Bei knapp 22 % der
Kinder und Jugendlichen liegen Hinweise auf eine psychische Auffälligkeit
vor. Entsprechend steigen die Ausgaben für Behandlung und Rehabilitation.
Behandlung und Unterstützungsleistungen erfolgen aber oft erst dann, wenn
die Erkrankung fortgeschritten ist bzw. sich manifestiert hat.
Doch schon weit vor einer psychiatrischen Behandlungsaufnahme ist
eine psychische Krise erkennbar. Es ist von entscheidender Bedeutung, wie
man mit damit umgeht. Mit geeigneter Unterstützung lassen sich viele psy-
chische Krisen bewältigen. Dann tritt keine Erkrankung ein. Das Problem
wird gelöst oder zumindest ›verkraftet‹. In anderen Fällen ist die psychische
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Description:Um eine dem Erste-Hilfe-System in der Somatik vergleichbare Krisenhilfe auch für Fortlaufendes Monitoren und Evaluation (United Nations, 1996).