Table Of ContentDIE GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
DER
ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
HERAUSGEGEBEN VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KÖNIGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
«agg^?
ORIGENES
ERSTER BAND
LEIPZIG
J. C. HINEICHS'SGHE BUCHHANDLUNG
1899
Druck von Augnst Pries in Leipzig.
HEBHANN UND ELISE GEB. HECKUANN
WENTZEL-STOTÜNG
ORIGENES W E R KE
ERSTER BAND
DIE SCHRIFT VOM MARTYRIUM
BUCH I-IY GEGEN CELSUS
HERAUSGEGEBEN
IM AUFTRAGE DEE KIBCHENVÄTER-COMMISSION
DER KÖNIGL·. PREDSSISCHEN AKADEMIE DES WISSENSCHAFTEN
VON
DR. PAUL KOETSCHAU
PROFESBOR AH GROSSHERZOGL. GYMNASIUM IN JENA
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1899
Inhalt yon Origenes Band Ι.
Einleitung. Seite
Α. Die Schrift vom Martyrium.
I. Zeit, Ort und Zweck der Abfassung IX
II. Inhalt und Gliederung . . .. XI
III. Textgeschichte. Handschriften und Ausgaben XV
B. Die acht Bücher gegen Celsus.
I. Zeit, Ort und Zweck der Abfassung XXII
II. Origenes' Kenntnis der griechischen Litteratur und des grie-
chischen Altertums XXIV
III. Origenes' Kenntnis der Bibel und der altchristlichen Litteratur XXXI
IV. Origenes und die griechische Philosophie XXXVI
V. Das theologische System des Origenes XLII
VI. Inhalt und Gliederung XLIX
VII. Textgeschichte. Handschriften und Ausgaben LVII
C. Die Schrift vom Gebet.
I. Zeit, Ort und Zweck der Abfassung LXXV
II. Inhalt und Gliederung LXXVIU
ΠΙ. Textgeschichte. Handschriften und Ausgaben LXXXII
Schlusswort des Herausgebers XC
Verzeichnis der Abkürzungen XCI
Text.
Die Schrift vom Martyrium 1— 47
Gegen Celsus Buch I—IV 49-374
Einleitung.
Α. Die Schrift vom Martyrium.
L Zeit, Ort und Zweck der Abfassung.
Eusebius schreibt in seiner Kirchengescbichte (VI 28): τότε [<L h.
unter Maximin] xal Ώριγένης τον περί μαρτυρίου Ουντάττει, Άμ~
βροοίφ xal Πρωτοχτήτφ πρεοβυτέρφ της εν Καιβαρεία παροικίας
άναϋ-είς το ούγγραμμα, οτι δη αμφω περίοταΰις ουχ ή τυχοϋΰα εν
τω διωγμφ χατειλήφει, εν y xal διαπρέψαι χατέχει λόγος fcv ομο-
λογία τους ανδρας χτλ. Die Verfolgung hat zu Anfang der Regierung
Maximins stattgefunden und nur kurze Dauer gehabt. Da der Kaiser
schon im Winter 235 nach Pannonien aufgebrochen ist, Origenes aber
mit seinen beiden Freunden noch in Germanien1 gerichtet zu werden
erwartet, so lässt sich mit K. J. Neumann die Abfassung der Schrift
vom Martyrium bestimmt ins Jahr 235 verweisen2. Ferner ersehen wir
aus der Schrift selbst, dass sie zu Beginn der Verfolgung3 geschrieben
ist, die zwar zunächst nur den Diakonen Ambrosius und den Presbyter
Protoktetus betroffen hatte, aber auch Origenes bedrohte4.
Als Ort der Abfassung ist mit Sicherheit Caesarea Palaestina zu
nennen» Denn Origenes hat während der Jahre 233—238 ungestört
daselbst gelebt und gelehrt; wir haben nicht den geringsten Anhalt
dafür, dass er seinen Wohnsitz der Verfolgung wegen gewechselt habe.5
Ferner unterliegt es keinem Zweifel, dass der Presbyter Protoktetus
von Caesarea inmitten seiner Gemeinde zugleich mit dem Diakonen
» Vgl. Exhort. 41 a. Ε. (I 39, 7).
2 Ygl. Κ. J. Neumann, Der römische Staat u. die allgem. Kirche 1228 Anm. 3.
3 Vgl. z.B. Exhort. 32 (28, 4f.): ήτοι μάρτυρας η είδωλολάτρας ποιήσει
[seil, ο έχ$ρός] τοις πειραζομένονς.
* Vgl. Exhort. 5 (6, 12).' 14 (14, 21). 18 (17, 5). 29 (26, 16). 41 (39, 1. 6).
42 (39, 22).
5 Vgl. Neumann a. a. 0. S. 228 Anm. 4 und meine Ausgabe der Dankrede
des Gregoriua Thaumaturgus an Origenes, Freiburg i. B. und Leipzig 1894, S. XII.
χ Einleitung.
Ambrosius verhaftet worden ist1. Dies ergiebt sich teils aus allge-
meinen Erwägungen, teils daraus, dass sonst Origenes das Citat II Kor.
6, 3. 4 nicht, wie er es durch Einfügung der Worte: νπο υμών το πρε-
οβντέριον η thut2, auf seine beiden Freunde bezogen haben würde; denn
durch die Flucht aus Caesarea hätten sie eben schon „Anstoss" gegeben.
Origenes dachte, im Gegensatz zu der milderen Auffassung des
Clemens von Alexandria3, sehr streng von der Pflicht des Christen, sich
dem Martyrium zu unterziehen. Wie er als Jüngling, da er selbst
nicht für seinen Glauben sterben durfte, seinen eingekerkerten Vater
Leonidas mit den bekannten Worten: επεχε, μη όι ημάς άλλο τι φρο-
νήαης4 zum Ausharren aufgefordert hatte, so richtet er jetzt als ge-
reifter Mann und gefeierter Lehrer der christlichen Wahrheit die dringende
Mahnung an Ambrosius und Protoktetus, sich angesichts des drohenden
Todes als wahre Jünger Christi zu bewähren und den Aposteln gleich
zu werden, denen der Herr das Martyrium angekündigt habe5. In der
Aufforderung, die Märtyrerkrone zu erwerben, liegt also der Zweck,
den Origenes bei der Abfassung des Sendschreibens an Ambrosius und
Protoktetus verfolgte.
Man könnte nun fragen, warum Origenes eine solche ausführliche
und dringende Ermahnung für nötig gehalten habe; er hebt ja selbst
hervor, wie viel Gefahren und Schmach die beiden Freunde um Christi
willen schon erlitten hätten6. Hier ist zweierlei zu bedenken. Origenes
erwähnt Cap. 45 und 46 nicht ohne Absicht gewisse laxere Anschauungen
in christlichen Kreisen über den Dämonendienst: dass das Dämonen-
opfer ein αδιάφορον"1 sei, und dass man unbedenklich den Höchsten
auch unter einem andern Namen als dem richtigen anrufen könne8,
Anschauungen, die denjenigen des Origenes schroff entgegenstanden,
1 Vgl. Exhort. 22 (20, 13 f.): ν μας παρά ταΐς 9-νραις τοϋ θανάτου ... γενο-
μένους. Dass Ambrosius damals Diakon war, beweist Exhort. 42 (40, 2).
1 Exhort. 42 (40, 1 ff.), nur in Μ nicht in P. Die von Neumann (a. a. 0.
S. 218 Anm. 7) citierte Stelle (Exhort. 42, S. 39, 28 f.) scheint mir dagegen für den
gemeinsamen Aufenthaltsort nicht beweiskräftig zu sein, da von Z. 23 .ab von dem
Märtyrertod die Rede ist, also η ημέρα της τοιαύτης ημών έντεν&εν απαλλαγής
auch nur vom Abscheiden ans dieser Welt (vgl. c. Cels. III 22, I 219, 4) verstan-
den werden kann.
* Vgl. Strom. IV 10, 76 p. 597 P. VII 11, 66 p. 871 P. und Redepenning, Ori-
genes I 186 f.
4 Eusebius, Hist. eccl. VI 2, 6.
s Vgl. Exhort. 34 (29, 4 ff. 30, 10 ff.).
β Exhort. 39 (36, 16 f.).
' Vgl. Exhort. 45 (41, 20 f.).
8 Vgl. Exhort. 46 (42, 6 ff.).