Table Of ContentKlaus Henning· Maike Süthoff· Manfred Mai (Hrsg.)
Mensch und Automatisierung
Sozialverträgliche Technikgestaltung
Materialien und Berichte Band 6
Herausgeber: Der Minister rur Arbeit, Gesundheit und Soziales
des Landes Nordrhein-Westfalen
Die Schriftenreihe .. Sozialverträgliche Technikgestaltung" veröffentlicht Ergebnisse,
Erfahrungen und Perspektiven des vom Minister für Arbeit. Gesundheit und Soziales
des Landes Nordrhein-Westfalen initiierten Programms "Mensch und Technik -
Sozialverträgliche Technikgestaltung" . Dieses Programm ist ein Bestandteil der
"Initiative Zukunftstechnologien" des Landes, die seit 1984 der Förderung, Er
forschung und sozialen Gestaltung von Zukunftstechnologien dient.
Der technische Wandel im Feld der Mikroelektronik und der modernen Informa
tions- und Kommunikationstechnologien hat sich weiter beschleunigt. Die ökono
mischen, sozialen und politischen Folgen durchdringen alle Teilbereiche der Gesell
schaft. Neben positiven Entwicklungen zeichnen sich Gefahren ab, etwa eine wach
sende technologische Arbeitslosigkeit und eine sozialunverträglich!= Durchdringung
der Gesellschaft mit elektronischen Medien und elektronischer Informationsver
arbeitung. Aber es bestehen Chancen, die Entwicklung zu steuern. Dazu bedarf es
einer breiten öffentlichen Diskussion auf der Grundlage besserer Kenntnisse über
die Problemzusammenhänge und Gestaltungsalternativen. Die Interessen aller vom
technischen Wandel Betroffenen müssen angemessen berücksichtigt werden, die
technische Entwicklung muß dem Sozialstaatspostulat verpflichtet bleiben. Es geht
um sozialverträgliche Technikgestaltung.
Die vorliegende Reihe "Sozialverträgliche Technikgestaltung. Materialien und
Berichte" ist wie die parallel erscheinende Schriftenreihe .. Sozialverträgliche Tech
nikgestaltung" ein Angebot des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Er
kenntnisse und Einsichten zur Diskussion zu stellen. Es entspricht der Natur eines
Diskussionsforums, daß die Beiträge die Meinung der Autoren wiedergeben. Sie
stimmen nicht unbedingt mit der Auffassung des Herausgebers überein.
Klaus Henning . Maike Süthoff·
Manfred Mai (Hrsg.)
Mensch und
Automatisierung
Eine Bestandsaufnahme
Westdeutscher Verlag
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© 1990 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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gilt insbesondere für Vervielfältigungen, übersetzungen, Mikrover·
filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen
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ISBN 978-3-531-12159-8 ISBN 978-3-322-93584-7 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-93584-7
Vorwort
Neue Techniken in der Automatisierung erlauben neue Wege der
Arbei tsorganisation. Eine menschengerechte Automatisierung muß
dabei von den Fähigkeiten und Bedürfnissen des arbeitenden Men
schen ausgehen: nicht das Maximum an Automatisierung kann das
Ziel sein, sondern das Optimum zwischen menschlichen Fähigkei
ten und technischem System. Dies erfordert von Ingenieuren ein
erweitertes Vorgehen beim Entwurf von Mensch-Maschine-Systemen:
Sozi al verträg li ehe Mensch-Maschine-Systeme können dann wirt
schaftlich gestaltet werden, wenn man den Produktionsfaktor
"Arbeit" bereits in den Entwurfsprozeß einbezieht. Für den
Ingenieur gilt es dabei, ein der technischen und gesellschaft
lichen Entwicklung angemessenes Verständnis von Arbeit und
Rationalisierung zu berücksichtigen.
Bei einer solchen sozialverträglichen Gestaltung von Automati
si eru ngs vorhaben können Handlu ngsempf ehlungen dem Ingeni eu r
Hilfestellungen geben, die innerhalb eines vom Bereich Technik
bewertung des Vereins Deutscher Ingenieure durchgeführten Pro
jektes z.Z. entwickelt werden. Dieses Projekt wird im Ratimen
des nordrhein-westfälischen Programms "Sozialverträgliche Tech
nikgestaltung" vom Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales
gefördert.
Innerhalb des Projektes wurde die Tagung durchgeführt, die in
dem vorliegenden Band dokumentiert ist. Ihr Ziel war es, aus
unterschiedlichen Perspektiven den Diskussionsstand über Auto
matis ierung und über die zukünf tige Ges tal tung von au tomati
sierten Systemen aufzuzeigen.
Vertreter der Industrie Professor Karl-Heinz Briam, Vor-
standsmitglied der Volkswagen AG und Dr.-Ing. Gerhard Bachmann,
Vorstandsmitglied der Flachglas AG, Gelsenkirchen - referierten
über Automatisierung aus unternehmensbezogener Sicht. Sie
stellten insbesondere die Auswirkungen von neuen Technologien
auf das Personalwesen dar und diskutierten die durch Au tomati
sierungsvorhaben herbeiführte Notwendigkeit eines kooperativen
Führungssti Is.
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Für die Gewerkschaftsseite legte Udo Blum, IG Metall, Forderun
gen für eine humane und soziale Gestaltung von Arbeit und Tech
nik durch die Einbeziehung der Mitarbeiter dar. Er betonte die
Schaffung einer Dialogbereitschaft, die erst eine vorausschau
ende Technikgestaltung ermöglicht.
Von der Projektträgerschaft Fertigungstechnik des BMFT - ver
treten durch Dr.-Ing. Tomas Martin - und von den Hochschulen -
vertreten durch Professor Dr.-Ing. Klaus Henning, RWTH Aachen,
Professor Dr. Ralf Reichwald, Universität der Bundeswehr Mün
chen, Professor Dr.-Ing. Ernst Welfonder, Universität Stutt
gart, Professor Dr. Burkart Lutz, Universität München, Profes
sor Dr. Ernst Schuberth, Universität Mannheim, sowie vom VDI
- vertreten durch Frau Dr.-Ing. Maike Süthoff - wurden Beiträge
von Analysen und Entwicklungsmodellen für das Spannungsfeld
Mensch und Technik aus der Perspektive der Betriebswirtschaft,
der Ingenieur- und Sozialwissenschaften sowie aus der Sicht der
Philosophie geleistet. übereinstimmend wurde festgestellt, daß
die Arbei tsorganisation in einem Industrieunternehmen grund
sätzlich gleichzeitig mit der Automatisierung verändert werden
muß; sie ist langfristig nur dann rentabel, wenn die heutige
Arbeits(zer)teilung deutlich verringert wird; dabei wird sich
die Verantwortung des Ingenieurs im Entwicklungsprozeß zuneh
mend auch auf Randbereiche der Automatisierungstechnik - z.B.
Fragen der Sozialverträglichkeit - ausdehnen.
Zur Weiterführung dieser Gedanken betonte auf der Tagung der
Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nord
rhein-Westfalen, Hermann Heinemann, daß in Zukunft Technik
sozialverträglich gestaltet werden muß. Die Ingenieure seien
aufgerufen, bei dem Entwickeln neuer technischer Systeme die
Erfordernisse der Technik mit den menschlichen Bedürfnissen in
Einklang zu bringen. Denn Automatisierung nütze den arbeitenden
Menschen nur, wenn sie von den Fähigkeiten und Bedürfnissen des
Menschen ausgeht.
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In den Beiträgen wurden unterschiedliche Gewichtungen der
Gestaltungsmöglichkeiten und Auswirkungen von Automatisierungs
vorhaben deutlich. Einigkeit besteht darüber, daß die Automati
sierung weder Selbstzweck der Ingenieure noch Sachzwang sein
darf, sondern als formbare und verantwortungsvolle Gestaltungs
aufgabe begriffen werden muß.
Aachen und Düsseldorf im November 1988 Klaus Henning
Maike Süthoff
Manfred Mai
Vorwort 5
Klaus Habetha
Begrüßung 11
Ralf Reichwald
Die Betrachtung der menschlichen Arbeit und die
Entwicklung der Arbeitsteilung in betriebswirt
schaftlicher Perspektive 14
Ernst Welfonder
Verantwortung in der Automatisierung
aus der Sicht des Ingenieurs 37
Burkart Lutz
Trends in der Arbeitsorganisation in Anlagen
mit hohem Automatisierungsgrad 75
Tomas Martin
Das Verhältnis von Mensch und Automatisierung
in der Produktion - am Beispiel CIM 91
Herrmann Heinemann
Sozialverträgliche Technikgestaltung als eine
Aufgabe der Politik 107
Gerhard Bachmann
Perspektiven zur Automatisierung 122
Udo Blum
Erfahrungen mit der Automatisierung
aus der Sicht der IG Metall 146
Ernst Schuberth
Verantwortung in der Automatisierung
aus der Sicht der Philosophie 165
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Klaus BenningjMaike.Süthoff
Rationalisierung im Spannungsfeld zwischen
Arbeitsgestaltung und Automatisierung 196
Gemeinsame Erklärung der VOI-Bauptgruppe, Bereich
Technikbewertung, der VOI-Gesellschaft Produktions
technik ADB und der VOljVDE-Gesellschaft Meß- und
Automatisierungstechnik (GMA)
Rationalisierung heute - 5 Thesen 215
Karl-Beinz Briam
Festvortrag:
Neue Technologien - veränderte Führungsaufgaben 218
Autorenverzeichnis 232
Teilnehmerverzeichnis 233
Begrüßung
Klaus Habetha
Meine Damen und Herren,
ich begrüße Sie herzlich zur Tagung "Mensch und Automatisie-
rung". Dieses Thema hat einen engen Bezug zu unserer Hoch-
schule: Automatisierung - einerseits - ist ein Schwerpunkt in
den Projekten der Forschung und Entwicklung, die von vielen
Instituten der ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche unserer
Hochschule durchgeführt werden; der Mensch - andererseits
steht im Mittelpunkt der Arbeit unserer Philosophischen Fakul
tät, die den Dialog mi t den Fakultäten der Ingenieurwissen
schaften sucht und führt. Die RWTH Aachen als Ganzes ist von
diesem Dialog erfaßt, und ich darf hier für die Leitung der
Hochschule sagen, daß wir uns in der Verantwortung für diesen
Dialog sehen.
Als ein Beispiel für die Formen, in denen dieser Dialog in der
Hochschule - und darüber hinaus als Angebot für die Region -
sichtbar wird, möchte ich die Ringvorlesung nennen, die unter
dem Thema "Arbei t und Technik" im vergangenen Sommersemester
hunderte von Studierenden und viele unserer Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen als Hörer und Diskussionspartner hatte.
Das Thema der Ringvorlesung "Arbei t und Technik" verweist
wieder auf das Gegenüber von Mensch, hier beschrieben durch
seine wichtige sinngebende Tätigkeit: die Arbeit - und Technik,
die heute gerade durch die Zielsetzung der Automatisierung
charakterisiert werden kann. Die Ringvorlesung ließ abwechselnd
einen Ingenieur und einen Sozialwissenschaftler zu Wort kommen
- dies dokumentiert, daß angesichts der anstehenden Probleme
unserer Welt eine interdisziplinäre Herangehensweise erforder
lich geworden ist.
In der Zusammensetzung der Vortragenden und ihrer Themen auf
dieser Tagung schlägt sich diese Notwendigkeit ebenfalls
nieder. Es kommen Vertreter der verschiedenen Wissenschaften
wie Soziologie, Philosophie, Wirtschaftswissenschaften, Inge
nieurwissenschaften und der vier Interessensgruppen Industrie,