Table Of ContentLebensort: Familie
Alltag und Biografie von Mädchen
Band 2
Herausgegeben von der
Sachverständigenkommission Sechster Jugendbericht
Helga Krüger, Gerhild Frasch, Elfriede Bode,
Dieter Baacke, Renata v. Ungern, Gabriele Naundorf.
Redaktion: Winfried Krüger, Carola Möller, Marianne Weg
Lerke Gravenhorst
Michael Schablow
Birgit Cramon-Daiber
Lebensort:
Familie
Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen 1984
Die Autorinnen / der Autor:
Lerke Gravenhorst, 41 Jahre, hat in Frankfurt (Dipl.) und Minneapolis (Ph. D.)
studiert und ist heute als Sozialwissenschaftierin am Deutschen J ugendinstitut
in München tätig. Ihre Arbeit der letzten Jahre gehört zu einer subjektivitäts
orientierten Familienforschung in feministischer Perspektive. Sie ist Mitglied
der Sektion Frauenforschung (in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie),
an deren Aufbau sie sehr stark beteiligt war.
Michael Schablow, Jahrgang 1949, Vater einer sechsj ährigen Tochter; Jurist
und Lehrer, z. Zt. wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt
der Universität Bremen zur öffentlichen Kleinkinderziehung (familienergänzen
de Tagesbetreuung von Kindern unter 3 Jahren, Vereinbarkeit von Familie und
Beruf).
Birgit Cramon-Daiber, geb. 1944, Dipl.-Päd., 2 Töchter, seit 1973 in der auto
nomen Frauenbewegung engagiert, wiss. Mitarbeiterin an der Techn. Universi
tät Berlin, jetziger Arbeitsschwerpunkt: Entwicklung neuer Modelle der Frauen
bildung.
Titelfoto: Mit freundlicher Genehmigung der Emma-Redaktion
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Alltag und BiografIe von Mädchen / Hrsg. von d.
Sachverständigenkomm. Sechster Jugendbericht HeIga
Krüger •.• Red. Winfried Krüger ... - Opladen:
Leske und Budrich
NE: Krüger, Helga (Hrsg.); Sachverständigenkommission
Sechster Jugendbericht
Bd. 2. Gravenhorst, Lerke: Lebensort Familie. - 1984
Gravenhorst, Lerke:
Lebensort: Familie / Lerke Gravenhorst; Birgit Cramon-Daiber;
Michael Schablow. - Opladen: Leske und
Budrich,1984.
(Alltag und Biografie von Mädchen; Bd. 2)
ISBN 978-3-322-97162-3 ISBN 978-3-322-97161-6 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-322-97161-6
NE: Cramon-Daiber, Birgit:; Schablow, Michael:
<&>1984 by Leske Verlag + Budrich GmbH, Leverkusen.
Gesamtherstellung: Hain Druck GmbH, Meisenheim/Glan
Vorbemerkung der Sachverständigenkommission
Alltag und Biografie von Mädchen sind vielfältig und reichhaltig an gesell
schaftlichen Erfahrungen und Widersprüchen; nur ist viel zu wenig davon be
kannt. Die vorliegende Reihe veranschaulicht diesen Alltag, liefert Daten, ana
lysiert den gesellschaftlichen Kontext und macht hierüber die Besonderheit
weiblicher Existenz deutlich. Sie stellt den Lebenszusammenhang von Mädchen
in den Mittelpunkt, um von hieraus eine angemessene Sichtweise der Probleme
und neue Perspektiven für Mädchen und Frauen zu entwickeln.
In Forschung und wissenschaftlicher Literatur über Kinder- und J ugendfra
gen kommen Mädchen wenig vor, da durchwegs ohne Unterscheidung über die
Lebenskonzepte, die Berufsorientierung, Ausbildungs-, Schul- oder Freizeit
probleme, Familiensituation und Konfliktlagen "der Jugendlichen" oder der
"Kinder" nachgedacht wird. Schon bei erstem Hinsehen zeigt sich: Es wird
praktisch nur von Jungen berichtet - Mädchen erscheinen subsumiert bzw. al
lenfalls als eine (defizitäre) Untergruppe des "Normalfalls" der männlichen
Jugendlichen. So bleiben die durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung
in der Gesellschaft bedingten Merkmale ihrer Lebenssituation unsichtbar:
die Interessen und Denkweisen von Mädchen, ihre Stärken und die ihnen zu
gemuteten Benachteiligungen, ihre Probleme sind kein Thema. Es geht um
"Schüler", "Arbeiterjugendliche", "die Alternativszene" - aber nicht um
Schülerinnen, Arbeitermädchen, Mädchen in Alternativbewegungen ...
Das Spektrum dieser Reihe um faßt unter anderem: die Sichtweise des
"weiblichen Sozialcharakters" in den Sozialisationstheorien: Mutter/Toch
ter- und Vater/Tochter-Beziehungen in der Familie, den Sexismus in der
Schule, im Kindergarten, in der Beratungspraxis und in Heimen, die Weiblich
keitsbilder in den Medien; Untersuchungen zur Lebenssituation von Mädchen
ohne Ausbildung, von behinderten Mädchen und Mädchen auf dem Lande;
sexuelle Gewalt gegen Mädchen ist ebenso Thema wie die Diskriminierung von
Mädchen im geltenden Recht; Alternativen der Mädchenarbeit werden aufge
zeigt sowie theoretische und praktische Ansätze einer kulturpolitischen Bil
dung für Mädchen und Frauen.
Die Arbeiten sind als Expertisen zum 6. Jugendbericht entstanden, der das
Thema "Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen" zum Gegenstand
hat. Ihre Veröffentlichung in dieser Reihe wurde fmanziell vom Bundesrnini
sterium für Jugend, Familie und Gesundheit gefördert. Die Expertisen waren
5
eine der Grundlagen für die Sachverständigenkommission, die zu Beginn ihrer
Arbeit die erheblichen Informations- und Forschungslücken auf allen Gebie
ten feststellen mußte. Um sie zu schließen, wurden Wissenschaftler/innen und
Praktiker/innen mit den oben genannten Themen beauftragt.
In dem hier vorliegenden Band wird über den "Lebensort Familie" berich
tet. "Familie" ist für fast alle Jugendlichen ein fester Bestandteil ihrer Zu
kunftspläne. In welch ambivalenter Weise sie tatsächlich von Mädchen erfahren
wird, schildern die drei Beiträge dieses Bandes aus unterschiedlicher Sichtweise.
Lerke Gravenhorst analysiert drei Familienbiografien junger verheirateter Frau
en mit Kind, aus denen sich eine Vielzahl problematischer Situationen der her
anwachsenden Mädchen in ihren Familien ablesen läßt. Sie entwickelt Thesen
über die "Zurichtung" der Mädchen in der Familie und zeigt Bedingungen für
eine günstige Entwicklung auf. Michael Schablow stellt die wichtigsten For
schungsergebnisse über die Rolle des Vaters im Entwicklungsprozeß des Mäd
chens vor. Birgit Cramon-Daiber berichtet aus ihrer Erfahrung als Tochter, als
Mutter und vor allem als Pädagogin in einer Beratungsstelle über die Ablösungs
konflikte zwischen Müttern und Töchtern. Nicht nur die Töchter, auch die
Mütter müssen in diesem Prozeß lernen, sich neu zu definieren. Für Mütter sind
die gesellschaftlichen Chancen hierzu ungleich schwieriger.
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Inhaltsübersicht
Vorbemerkung der Sachverständigenkommission 5
Lerke Gravenhorst
Die ambivalente Bedeutung von "Familie" in den Biographien
von Mädchen und Müttern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
I. Familie als Normalerwartung .•...•••..•....•...•.•..••. 11
11. Familie unter patriarchaler Vergesellschaftung . • . . . . • • . . • • . . .• 12
111. Die subjektive Bedeutung von Familie: Biographische Muster von
Frauen mit kleinen Kinder aus dem Unterschicht-Milieu. . . • • • . • •• 15
1. Fallanalyse I: Der mühsame Versuch, lebenslange Beschränkungen
auf Familie durch Ausschöpfen von Familie aufzuheben ••..•..•• 16
2. Fallanalyse 11: Die eigene Zurichtung auf das Selbstgewollte und
dennoch Falsche. . • . . . . . . . • • . . . . . . . • • . • . • . . . • • . . . • .• 30
3. Fallanalyse 111: Das gute Leben in der Familie - Eine Seltenheit
und ihre Voraussetzungen •.•..•••...••.••.•••.••.•.... 36
IV: Die Bedeutung der eigenen Familie für Frauen: Gefangenschaft
in der Ambivalenz. . . • • • • . • • • . • • • . . . • . • • • • • . • • • . • • . •. 42
Michael Schablow
Väter und Töchter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 49
I. Theoretische Aspekte der Vaterschaft. . • . . • . . . . . • . . . . . • . . •. 51
1. Einleitung: Problemskizze und Forschungsstand . • • • . • • . . . • • • •• 51
2. Zum ,Wesen der Vaterschaft' - kulturhistorische, moraltheol0-
gische und anthropologische Aspekte • • • . • . • • • • • • • • • • . • . • •. 53
3. Identifizierung mit dem Vater - Aussagen der klassischen
Psychoanalyse/Tiefenpsychologie •••.•.•••••••••••..••••• 57
4. Die Funktionen des Vaters - soziologische und sozialpsych0-
logische Ansätze . . . . . . . . • . • . . • • • . • . . . . . . • . • . . • • . • . •• 63
7
5. Zwischen Patriarchat und Partnerschaft - Das Vaterproblem
in der modernen Familie .............................. 66
11. Einen Vater haben - was bedeutet das für die Tochter?
Einzelne Aspekte der Vaterrolle und Vater-Tochter-Beziehung ..... 72
1. Der Vater als Ernährer, Beschützer und Besitzer. . . . . . . . . . . . . .. 72
2. Der Vater als Identifikationsobjekt und Interaktionspartner . . . . . .. 78
3. Der Vater in seiner Freizeit-Rolle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85
III. "jedes Kind braucht auch den Vater" - Das Gleichverantwortungs
prinzip in der Praxis (insbes. des Familienrechts und der
Familienbildung) ................................... 89
1. Partnerschaft und Gleichberechtigung als Grundpositionen . . . . . . .. 89
2. Männerrolle, Väter und die Erziehung der Kinder außerhalb der
Familie. . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 95
Birgit Cramon-Daiber
Ablösungskonflikte zwischen Töchtern und Müttern . . . . . ... 115
Vorwort
1. Einleitung: Literaturlese .......•.....•............... 120
II. Familiäre Machtverhältnisse ........•..•............. " 126
III. Identitätsbildung in der Pubertät und Auseinandersetzung
zwischen Töchtern und Müttern ........................ 130
1. Mütter als Repräsentantinnen des Frauenbildes . . . . . . . . . . . • . .. 130
2. Mütter als Erziehungsinstanz • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 131
3. Abgrenzungsgefechte der Töchter ..........•............ 132
IV. Hausarbeit als zentraler Auseinandersetzungspunkt zwischen
Töchtern und Müttern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . • .. 136
V. Einmischung von außen: Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen
in der jugendbildungsarbeit mit Mädchen ................•. 143
1. Mütter und Pädagoginnen: eine Beziehung voller möglicher
Fallen. . . . . . . . . . . . . . • . . • . . • . . . . . . . . • . . . . . . . . . . .. 143
2. Die Spaltung zwischen Frauen wird sichtbar: Ziele femi-
nistischer Mädchenarbeit ............•. . • . . • . . . . . . . . .. 144
3. Es gibt noch viel zu tun - schauen wir's uns mal an. . . . . . . . . . .. 146
8
Die ambivalente Bedeutung
von "Familie" in den Biographien
von Mädchen und Müttern
Inhalt
I. Familie als Normalerwartung ......•...................•.. 11
II. Familie unter patriarchaler Vergesellschaftung ................. 12
III. Die subjektive Bedeutung von Familie: Biographisches Muster
von Frauen mit kleinen Kindern aus dem Unterschicht-Milieu . ...... 15
1. Fallanalyse I: Der mühsame Versuch, lebenslange Beschränkungen
auf Familie durch Ausschöpfen von Familie aufzuheben ......•.••.. 16
Kindheit und Jugend: Entwicklung als Verhinderung 17 - Das Ende vom Anfang oder:
Die Identifikation mit dem Ungewollten 19 - Das eigene Leben in der gesellschaftli
chen Normalität: Von der Wirklichkeit der Verzweiflung zur Möglichkeit der Hoff
nung 21 - Heirat I: Die Notwendigkeit des Möglichen für Mutter und Kind 22 - Hei
rat 11: Die soziale Konstitution von Autonomie 23 - Familie in der Unterschicht:
Problemlösungen als Problemquellen 24 - Familie unter der Notwendigkeit von Uto
pie 25 - Von der 'realen' zur 'richtigen' Familie 27 - Gemeinschaft als konkretes Bei
einandersein 27 - Gemeinschaft als Füreinanderdasein 27 - Gemeinschaft als persönli
che Bindung zwischen Eltern und Kindern 27 - Gemeinschaft als persönliche Bindung
zwischen Frau und Mann 28 -
2. Fallanalyse II: Die eigene Zurichtung auf das Selbstgewollte und
dennoch Falsche . ...........................•.....•..• 30
Zwei Erscheinungen - eine Biographie 30 - Die junge Mutter - Das Scheitern der
Ideen des Mädchens 31 - Familienfremde Gründe fiir eine Familiengründung 32 - Die
'Familialisierung' einer Frau-Mann-Beziehung 33 - Das selbstverantwortete Schlech
te - Das gesellschaftlich zugemutete Gute 34 - Die 'richtige' Mutter wider die wirkli
che Frau 34 -1: Vergangenheit: 34 - Die ,richtige' Mutter wider die wirkliche Frau 35 -
11. Gegenwart 35 - Die Lösung von Problemen mit Familie durch mehr Familie 35
3. Fallanalyse III: Das gute Leben in der Familie - Eine Seltenheit und ihre
Voraussetzungen .................................... 36
Die eigene Familie: sanfte Opposition - eigene Position 36 - Das gute Leben in der
Familie: Die seltene Wirklichkeit einer Möglichkeit 38
IV. Die Bedeutung der eigenen Faml1ie für Frauen: Gefangenschaft in der
Ambivalenz ........................................ 42
Anmerkungen ...... . . . . • . 45
Literaturverzeichnis .............•.................•.. 46