Table Of ContentUlrich Stockheim . Inside Wall Street
Ulrich Stockheim
Inside Wall Street
1m Machtzentrum des Kapitalismus
Ulrich Stockheim . Inside Wall Street
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
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1. Auflage September 2000
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© Bctriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 2000
Lektorat: Jens Schadendorf, Ulrike M. Vetter
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Satz: Fotosatz L Huhn, Maintal
ISBN-13: 978-3-322-82277-2 e-ISBN-13: 978-3-322-82276-5
DOl: 10.1007/978-3-322-82276-5
Fur mein Amerika
Vorworl
Die letzten Zeilen dieses Buches schreibe ich im Arbeitszimmer meiner Kol
ner Wohnung. Aus dem Fenster schaue ich - am Computer sitzend - auf den
Rhein. Welch ein krasser Unterschied zum Blick aus dem Fenster meiner
Wohnung in New York, in der sich auch mein Korrespondentenburo be
fand. Auf der Upper West Side arbeitete und lebte ich 44 Stockwerke hoch
uber Manhattan. Ein umwerfender Blick auf den Central Park und Midtown
Manhattan, zur Linken das Lincoln Center mit der Metropolitan Oper.
Grandiose Wolkenkratzer, Leuchtreklamen, tausende Lichter in den Fens
tern der Wohnungen urn mich herum, end lose Scheinwerferketten der Yel
low Cabs auf den Stra6en. Niemals Stillstand.
Irgendwann habe ich meinen Computer an die Seite gedreht, damit das Pa
norama mich nicht standig yom Schreiben ablenkte. Dort oben, hoch uber
den Dachern New Yorks und doch mitten drin in der Weltfinanz-Haupt
stadt, musste ich mich zwangslaufig "on top of the world" fuhlen. Und das
Erlebnis gibt New York jedem, der hier lebt und arbeiten darf: Es ist ein toI
les Gefuhl, das Mut und Zuversicht vermittelt. Es gibt nichts Besseres.
Und doch: 1m Alltag der Metropole und gerade im Finanz-Business wird je
dem schnell klar: In New York bist du eine kleine Nummer. Ganz klein. In
jeder Beziehung. Egal, wie dein Status in Deutschland ist - in New York bist
du ein kleines Licht. Die Horror-Miete, die ich selbst nur fur ein Drei-Zim
mer-Apartment in Brooklyn hatte zahlen mussen, bestreiten andere, die hier
vornehmlich in der Finanzindustrie arbeiten, aus der Westentasche. Und zu
cken nicht mit der Wimper, wenn sie fur einen Tiefgaragenplatz 400 Dollar
im Monat zahlen sollen.
Das gleiche Prinzip gilt im Job. Wall Street ist ubermachtig. Hier arbeiten
die besten Banker der Welt - warum sollen sie mit Ulrich from Germany,
dessen Namen sie noch nicht mal aussprechen konnen, ihre Zeit vergeuden?
Capital, mein damaliger Arbeitgeber, war und ist Deutschlands gro6tes
Vorwort 7
Wirtschaitsmagazin. In New York kannten es die wenigsten. Autlage tast
300000? Egal, Deutschland interessiert uns nicht. "Wir rufen zuriick", horte
ich anfangs bei meinen Recherchen immer wieder - und doch blieb das Tele
fon oft still. Also: selbst wieder anrufen. Penetrant sein. Der direkte Weg
zum Vorstand, der mir bei Recherchen fur Capital in Deutschland meistens
offen stand - in New York scheint er unerreichbar. Muhsam, Kontakte auch
nur mit weniger wichtigen Leuten der New Yorker Szene zu knupfen.
"Schicken Sie doch bitte Ihren Lebenslauf", horte ich oft, bevor mich dann
der Assistent des Pressesprechers zum 15-Minuten-Gesprach empfing. Eine
Ochsentour - aber die spannendste, die ich je gemacht habe.
Irgendwann aber klappt es dann doch. Hat man in den unteren Abteilungen
einen guten Eindruck gemacht, viele Besuche absolviert, einige Leute
manchmal auch per Zufall oder uber Kontakt kennen gelernt, geht es plotz
lich auch mit den oberen Etagen. Wie einen Lottogewinn empfand ich da
mals die Moglichkeit, als erster deutscher Journalist den Investmentbanker
Frank Quattrone interview en zu konnen.
Auf den Mann hatte die Deutsche Bank all ihre Hoffnungen fur die Boom
Region Silicon Valley gesetzt - Quattrone hatte zuvor bei Morgan Stanley
Dean Witter unzahlige Borsen-Highflyer wie etwa Amazon.com entdeckt.
Nach zwei Jahren in Diensten bei der Deutschen Bank kundigte der Spit
zenbanker uber Nacht gemeinsam mit seinem kompletten 130-kopfigen
Team und heuerte beim groBen Konkurrenten Credit Suisse First Boston
(CSFB) an. Wie ein Soldner - dotiert mit einem Vertrag in dreistelliger Mil
lionenhohe. In den Frankfurter und New Yorker Buros der Deutschen Bank
war die Holle los. Die Presse spottete uber die Deutschen, deren Hightech
Bankingaktivitaten furs Erste gescheitert waren.
"Du kannst ihn sprechen", signalisierte mir ein Vorstandsmitglied der
CSFB, zu dem ich einen engen Kontakt aufgebaut hatte und der Quattrone
davon uberzeugte, dass es doch gut sei, nun der deutschen Presse die Aktion
zu erklaren. Ich flog nach Palo Alto ins Silicon Valley und hatte meine erste
groBe Banken-Story aus den USA. Und mit der Geschichte im Gepack
konnte ich nun auch andere GroBen der Wall Street treffen: David Komansky,
Chef von Merrill Lynch, Byron Wien, Star-Analyst bei Morgan Stanley
Dean Witter, oder Borsen-Guru Ralph Acampora. Auch fur andere mach
tige Industriefuhrer war das Netzwerk, das immer schneller wuchs, plotz
lich gut. Donald Trump, Immobilien-Mogul, Multimilliardar, Society-Lowe
8 Inside Wall Street
und Grogmaul, nahm mich in seinem Privatjet mit. Kurz vor meiner Abreise
aus New York zuriick nach Deutschland gelang auch noch ein Interview mit
dem Vorstandschef von Bell Atlantic, Ivan Seidenberg, der sich selten der
Presse stellt.
Diese klein en Erfolge hatte ich allein in New York nie errungen. Danken
will ich an erster Stelle vor allem meiner Ehefrau Ute, die mich auf meinem
bisherigen Weg unterstutzt und immer gut beraten hat. Das war gerade auch
in New York wichtig. Sie ist mit nach Amerika gegangen und hat spontan
"Ja" gesagt, als Capital-Chefredakteur Ralf-Dieter Brunowsky mir das An
gebot machte, erster Korrespondent der Zeitschrift an der Wall Street zu
werden. Dabei stand Ute zu dem Zeitpunkt kurz vor der Unterzeichnung
eines Anstellungsvertrages mit einer Anwaltskanzlei. Ich weiB: Sie hat den
Schritt nie bereut. Fur uns beide wurde New York zur wertvollsten Zeit un
seres Lebens, die uns tief gepragt hat. Auch meinen Eltern Lilli und Konrad
Stockheim danke ich fur die Offenheit, mit der sie meine vielen Amerika
reisen schon als Schuler und meinen weiteren beru£lichen Weg unterstutzt
haben.
Hervorheben mochte ich zudem Henry "Hank" Meyer-Oertel von Gruner
+ Jahr in New York, der seit vielen Jahren im Big Apple lebt und von dessen
Erfahrungen ich vieles lernen konnte fur den Umgang mit Amerikanern. Er
sagte mir gleich zu Beginn meines Aufenthaltes: "Versuche nicht, New York
zu verandern. Es wird dich verandern." Wie wahr. Dank gilt auch Werner
Walbrol, dem Prasidenten cler German American Chamber of Commerce,
Inc. - ein Meister des Networking. Er hat mich fruhzeitig in die Zirkel ein
gefuhrt, in die Deutsche in New York hineinkommen mussen. Mein Freund
Jim Rogers, in den siebziger Jahren einer der erfolgreichsten Investoren an
Wall Street und heute bekannter Aktienguru, schmiss sofort nach unserer
Ankunft in New York zwei Partys auf der Dachterasse seiner Villa am Ri
verside Drive in Manhattan. So lernte ich gleich einige wichtige Wall-Street
GroBen kennen. Besser kann der Einstieg nicht sein.
Von den vielen Pressesprechern, die mir nach zahem Start dann doch halfen,
seien vor allem Kimberly Williams von der New York Stock Exchange, Pen
Pendleton von CSFB und Timothy Gilles von Merrill Lynch genannt. Dar
uber hinaus danke ich meiner Assistentin Simone R. Daniela Reger beim
Verlag Das Wertpapier, die unzahlige Bander fur die Entstehung dieses Bu
ches £link geschrieben hat. Au6erdem sind einige Freundschaften entstan-
Vorwort 9
den, die ich nicht mehr missen will, wie etwa zu Barbara und Michael Bau
mann, Katja und Stefan Hafke sowie Conny und Martin Halusa.
Neben den Interviews und Treffen mit den Big Names gab es unzahlige Ge
sprache mit Fondsmanagern, Brokern und Analysten iiber das Thema, das
die Leser in Deutschland natiirlich am meisten interessierte: geldwerter
Nutzwert, handfeste Aktientipps, klare Prognosen. Antworten auf die Fra
ge "Wie geht es an der Wall Street weiter?" Heute - zurUck in Deutschland
wei6 ich: An der Wall Street geht es we iter aufwarts - mit den Aktienkursen
an der realen Wall Street ebenso wie mit der Geisteshaltung, die hinter der
globalen Wall Street steht.
Wie das System funktioniert und wie das Machtzentrum des Kapitalismus
arbeitet, beschreibt dieses Buch. Es kann nach einer begrenzten Zeit meines
Aufenthalts in New York auch nur einen kleinen Ausschnitt dessen schil
dern, was Wall Street ausmacht. Ich hoffe, dass "Inside Wall Street" Ihnen
einen Einblick in das Machtzentrum des Kapitalismus gibt. Ich habe be
wusst versucht, klar und in einfacher Sprache das System zu erklaren. Denn
wenn sich immer mehr Menschen auch in Deutschland fiir Aktien und da
mit auch fiir Wall Street interessieren, solI sie Fachchinesisch, wie es leider
viel zu viele Vertreter der Finanzszene sprechen, nicht von ihrer Begeiste
rung abhalten.
Koln, im August 2000 Ulrich Stockheim
10 Inside Wall Street
Inhalt
Vorwort 7
1. Wall Street: 1m Machtzentrum des Kapitalismus 13
2. The Street: Die gro6e Geschichte einer kieinen Stra6e 27
Der Handel mit "stocks" und "options" beginnt 29
Eisenbahnen bringen den Borsen-Boom 33
Ende der Euphorie beim Crash 1929 43
Mehr Kontrolle, scharfere Regeln 45
3. Money-Machine: Wie das System Wall Street funktioniert __ 51
NYSE: Das Herz der Wall Street 52
Die Broker: Auf der Jagd nach Commissions 57
Investmentbanker: Die Geburtshelfer 59
Die Analysten: Knallhart und einflussreich 67
Borsen-TV als Teil des Alltags 69
Die Wachter des Wall Street Journal 72
4. Big Banks: Womit "The Big Three" ihr Geld verdienen 79
Merrill Lynch: 1m Zeichen des Bullen 81
Morgan Stanley Dean Witter: Krake am Broadway 85
Goldman Sachs: Eine Klasse fur sich 89
5. Die Borsen: NYSE kontra Nasdaq 101
PR-Maschine Richard Grasso 104
Computerborse Nasdaq greift an 108
ECN: Die Alternativ-Borsen 114
Die Borsen gehen selbst an die Borse 118
Inhalt 11
6. Die Online-Broker: Bedrohung aus dem Internet 123
Per Mausklick auf das Borsenparkett 124
Das Merrill-Imperium schlagt zuruck 129
Die nachste Bastion Wit: Investmentbanking 136
Die Day-Trader: Kamikaze am Computer 141
7. Borsenpolizei. Die gro6e Schlagkraft der SEC 147
Auferstanden aus Ruinen 149
Das Mochtegern-Pendant in Deutschland 153
Herausforderung Internet 158
8. Investmentfonds: Die Macht des kleinen Mannes 163
Fonds-Fabrik Fidelity 168
Die Pfennigfuchser-Fonds 175
9. Dealmaker: Die Geschafte der Super-Investoren 181
Die Erfolgsrezepte der Fondsmanager 182
Die Strategien der Dealmaker 187
10. New Economy: Warum US-Aktien weiter steigen 195
Die Segnungen des Cyber-Cash 200
New Economy treibt die Aktienkurse hoch 204
Von der Dampfmaschine zum Mikro-Chip 207
Literatur 211
Glossar 213
Der Autor 231
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